- -
- 100%
- +
Gut, wir Frauen können natürlich auch fies werden, aber auf völlig andere Weise und nicht in diesem desaströsen Ausmaß für ganze Volksgruppen«, philosophierte Verena grimmig.
Marit fand es insgeheim frappierend, dass eine, die mit ihrem kantigen Körperbau und dem Herrenkurzhaarschnitt selber fast wie ein Mann aussah, diskriminierende Sprüche über die Herren der Schöpfung von sich gab. Nicht zum ersten Mal hatte Verena heute dieses Thema angeschnitten. Sie musste wohl schon einige negative Erfahrungen mit dem stärkeren Geschlecht hinter sich haben. Oder es lag daran, dass auch sie zum Opfer von Remmlers ekelhaften Grabsch-Attacken geworden war. Vielleicht hatte sie deswegen die Nase von Männern gestrichen voll.
Noch immer ahnte niemand im Revier, dass Verena Kant eine Lesbe war. Als solche verspürte sie das Bedürfnis, der hübschen Marit ein wenig näher zu kommen, ach was, sehr viel näher. Sie hatte mitgekriegt, dass die schlanke Brünette seit längerer Zeit keinen festen Freund an ihrer Seite hatte und gedachte ein paar Testballons zu starten.
Fürs Erste rückte sie ihr auf die Pelle, indem sie sich neben ihr vor einer monströsen Landkarte an der Wand postierte, die die Harzregion zeigte. Mithilfe von Stecknadeln und roten Wollfäden war ein Gebiet eingegrenzt. Es handelte sich um die abgebrannte Fläche. Sie reichte von der Ortschaft Torfhaus, gelegen im Vogelschutzgebiet und westlich der Landesgrenze zu Niedersachsen, bis zur Straße L 100 im Osten, wo es den Feuerwehren zumindest im nördlichen Teil gelungen war, eine Feuerschneise zu schlagen und die Flammen zurückzudrängen.
Bedauerlicherweise hatte es das idyllisch gelegene Hotel Der Kräuterhof noch mit erwischt, es war dem Feuer zum Opfer gefallen. Die Brockenstieg-Apartments waren Geschichte, genauso wie der bei Touristen wie Einheimischen beliebte Campingplatz am Schierker Stern. Wie durch ein Wunder waren die Ortschaften Elend und Schierke knapp verschont geblieben.
»Ist das jetzt der endgültige Stand?«
»Ja. Ein riesengroßes Waldstück, nicht wahr? Keine Ahnung, wie viele Hektar es sind. Ich könnte heulen, wenn ich das sehe. Noch jetzt hängt eine graue Rauchglocke über Wernigerode, es stinkt zum Himmel. Ich bin wirklich gespannt, was der Brandermittler herausfindet.«
Verena rückte, wie zufällig, auf Tuchfühlung heran und zeigte gezielt auf einen Punkt in der Karte.
»Sieh mal einer an, die kleine Waldlichtung hinter dem Schierker Bahnhof, auf der letztes Jahr Rüdiger Müller ermordet wurde, ist mit abgefackelt. Weiß man mittlerweile eigentlich schon, ob bei dem Brand die Gleisanlagen der Brockenbahn in Mitleidenschaft gezogen wurden? Vorhin hat mich eine aufgebrachte Anruferin danach gefragt.«
Marit trat einen halben Schritt zur Seite. Zu viel Nähe war ihr unangenehm, egal ob sie nun von Männlein oder Weiblein hergestellt wurde. Sie brauchte ihren Dunstkreis für sich alleine.
»Nein, das muss zuerst alles sorgfältig durchgecheckt werden. Der Bahnbetrieb dieses Streckenabschnitts bleibt bis auf weiteres eingestellt. Die Harzer Schmalspurbahnen gehen kein Risiko ein. Das Brockenplateau ist am Freitag sowieso prophylaktisch mit evakuiert worden, damit niemand vom Feuer eingeschlossen wird. Wer, außer ein paar gestörten Katastrophentouristen vielleicht, sollte momentan schon freiwillig da hochfahren wollen«, merkte sie sarkastisch an.
»Auch wieder wahr«, nickte die Kant. »Wobei man genau hieraus wahrscheinlich richtig viel Profit generieren könnte. Mancherorts ist Ähnliches zum Geschäftsmodell geworden. Hast du gewusst, dass auf dem Gelände des havarierten Atomreaktors in Tschernobyl inzwischen Führungen stattfinden? Die Touris aus aller Welt rennen dort mit Geigerzählern herum und freuen sich über jeden Ausschlag der Nadel. Meines Erachtens könnte man diese Idioten hinterher geschlossen in die Psychiatrie einweisen, es würde bestimmt keinen Verkehrten treffen.«
»Wohl wahr, geistig normal können solche Leute kaum sein. Aber zurück zu unserer heimischen Feuersbrunst. Wie du mitbekommen hast, besteht der dringende Verdacht auf Brandstiftung. Ein einziger Brandherd hätte eine so schnelle Verbreitung der Flammen nie zugelassen, so viel steht schon zum jetzigen Zeitpunkt fest. Es sieht also eher nach einer konzertierten Aktion von einem oder mehreren Feuerteufeln aus.
Sämtliche niedergebrannten Gebiete werden in den nächsten Tagen so gründlich wie möglich nach eventuellen Brandopfern durchforstet. Sollten sich hierbei Tote finden und sich der Verdacht der Feuerwehren somit bestätigen, müsste man von Mord, mindestens jedoch von fahrlässiger Tötung ausgehen. Der oder die Brandstifter hätten ja zumindest billigend in Kauf genommen, dass aufgrund dieser Aktion irgendwer zu Tode kommen könnte. Und damit hätten wir, die Mordkommission, wieder mal den Schwarzen Peter in Händen und müssten gegen Unbekannt ermitteln.
Ganz ehrlich, Verena … ich hoffe, dass sich doch noch eine andere Brandursache findet und keine Opfer zu beklagen sind. Der Bürgermeister ist schon jetzt auf hundertachtzig, weil er um seinen heiligen Tourismus fürchtet. Schwarze Baumgerippe sind nun mal kein schöner Anblick. Ich möchte nicht wissen, was los wäre, wenn die letzten verbleibenden Touris noch mit der Angst vor einem unheimlichen Brandstifter leben müssten. Die örtliche Hotellerie stünde wohl bald vor dem Aus. Ich würde jedenfalls sofort stornieren, wenn mir sowas über meinen Urlaubsort bekannt werden würde.«
»Ich ebenfalls«, bestätigte Verena.
Ein bisschen enttäuscht, schlurfte sie davon. Heteros hatten es ja so viel leichter beim Anbaggern. Als Lesbe konnte man nicht einfach zu einer x-beliebigen Frau marschieren und dieser offen Avancen machen. Man musste erst sorgfältig abklopfen, wie es um deren sexuelle Ausrichtung bestellt war, sonst blamierte man sich bis auf die Knochen. In Marits Fall war sie sich diesbezüglich immer noch nicht sicher.
Im dienstlichen Umfeld, wo Techtelmechtel ohnehin kritisch gesehen wurden, wäre ein Irrtum besonders pikant. Sie musste sich weiterhin zusammenreißen.
*
13. Juli 2018, im Waldgebiet
Im Morgengrauen war Förster Hubert Strunz aufgebrochen, um einer höchst unangenehmen Pflicht nachzukommen. Ihm und seinen drei Gehilfen fiel die Aufgabe zu, im gesamten Brandgebiet eine grobe Bestandsaufnahme zu machen. Die Verwaltung des Nationalparks hatte ihm junge Ranger zur Seite gestellt. Es galt herauszufinden, wie schlimm die Schäden ausfielen, wieviel Wald vernichtet wurde und ob es außer Rehen, Eichhörnchen, Wildschweinen und Hasen weitere Opfer zu beklagen gab.
Sie hatten die zu begehende Fläche in vier Bereiche aufgeteilt, wobei ihm der Größte zufiel. Er hängte sich seine Spiegelreflexkamera um, damit er die dokumentierte Schadensbilanz hinterher mit Bildern untermauern könnte, nahm seinen Beagle an die Leine und trat am Obersten Hangweg, wo er den dunkelgrünen Jeep abgestellt hatte, in den milchigen Morgendunst.
Oh Mann … ich wollte, ich wäre für sowas nicht zuständig.
Der Brandgeruch war immer noch präsent. Ihm graute bei der Vorstellung, dass er bis zum Abend etliche Kilometer zurückzulegen hatte. Strunz liebte den Wald über alles. Ihm kamen angesichts der allgegenwärtigen Zerstörungen die Tränen, kaum dass er aus seinem Fahrzeug gestiegen war.
Verschwunden war das saftige Grün und mit ihm die würzigmoosige Waldluft, die er normalerweise so sehr schätzte.
Düstere Gedanken bemächtigten sich seines Gemüts.
Leider war dies nicht das erste Mal, dass er in seinem Waldgebiet mit einem solchen Desaster konfrontiert war. Etwas weiter westlich, zwischen den Ortschaften Elend und Braunlage, waren im April 2011 durch ein Feuer um die zweieinhalb Hektar Waldund Wiesenflächen vernichtet worden. Genauso wie dieses Mal hatte es den Einsatzkräften an Löschwasser gemangelt.
Natürlich, die Natur würde sich mit der Zeit wieder erholen. Allerdings war alleine schon wegen der weltweiten Klimaerwärmung davon auszugehen, dass derartige Ereignisse künftig häufiger auftraten, selbst ohne jegliche Fremdeinwirkung. Vermutlich wären die herrlichen Wälder Nordeuropas wegen der anhaltenden Trockenperioden bald in ihrer Gesamtheit bedroht.
Er marschierte ein Stück den Weg entlang, bis er in Höhe des Wormsgrabens ein Stück querfeldein lief und auf einen anderen Forstweg traf. Diesem folgte er anschließend in westlicher Richtung. Sein betagter Hund Henry ging heute ordentlich bei Fuß, anstatt – wie sonst immer – ungeduldig an der Leine zu zerren. Die totale Veränderung seiner gewohnten Umgebung war wohl auch ihm unheimlich.
Immer wieder blieb Strunz seufzend stehen, fotografierte und fragte sich, wie weit es noch bis zum Steinbruch am Knaupsholz sein mochte. Ihm fehlten wohlbekannte Landmarken zur Orientierung. Die schöne, völlig gleichmäßig gewachsene Tanne am Wegrand, die verwitterte Holzbank neben dem Weg, auf deren Lehne Liebespaare Schwüre und Herzchen eingeritzt hatten … all dies und noch viel mehr war ein Raub der gefräßigen Flammen geworden.
Verbrannte Erde, soweit man schauen konnte.
Er hätte das gewissenlose Arschloch, das für den verheerenden Waldbrand verantwortlich war, zweifellos mit eigenen Händen – und ohne Skrupel – erwürgen können. Unter den Feuerwehren herrschte Einigkeit, dass es sich bei der Ursache nur um fortgesetzte Brandstiftung handeln konnte.
Vom Knaupsholz aus gehe ich dann im Zickzack Richtung Norden bis zur Stempelstelle 17 der ›Harzer Wandernadel‹, dem Trudenstein und von dort aus steige ich zum Hohnekopf hinauf. Wird ganz schön anstrengend werden. Mal sehen, wie viel ich heute noch schaffe, die Landschaft ist hier ziemlich steil und unwegsam. Morgen wäre dann wahrscheinlich die Gegend um die Hohneklippen dran, bevor ich mich, kreuz und quer durchs Vogelschutzgebiet, nach Schierke durchschlage.
Und zum Schluss muss ich noch bis zum Auto zurück. Wie sollte ich da jeden Quadratzentimeter nach irgendwelchen Auffälligkeiten absuchen, die sich hernach der werte Brandermittler genauer ansehen kann? Das ist schier unmöglich, eine Sisyphos-Aufgabe, grübelte der Förster entmutigt.
Wie zum Hohn schien nach der Auflösung des Morgennebels die Sommersonne heiß auf geschwärzte Baumskelette, auf graue Aschefelder und verkohlte Tierkadaver. Alle paar Minuten bellte sich Henry schier die Seele aus dem Leib, meldete seinem Herrn ein weiteres gut durchgebratenes Opfer. Man konnte manchmal kaum mehr erkennen, worum es sich einst gehandelt hatte.
Er tätschelte dem aufgeregten Hund beruhigend den Hals.
»Ist ja schon gut, mein Alter, AUS! Wenn du weiterhin wegen jedem toten Hasen anschlägst, bist du heute Abend heiser.«
Die armen Tiere, sie hatten offenbar keinerlei Chance auf Entkommen. Und wie lange wird es wohl dauern, bis hier alles wieder aufgeforstet ist? Der alte Baumbestand ist sowieso nicht ersetzbar, er ist unwiederbringlich verloren, haderte der erklärte Naturliebhaber mit dem Gesehenen. Er empfand es geradezu als obszön, wie exponiert der einstige, seines wunderschönen Kleides aus Heidelbeerkraut, Farnen und Pilzen beraubte Waldboden jetzt seinen Blicken ausgesetzt war. Wo bisher Buche, Eberesche und Fichte wohltuenden Schatten und Kühle gespendet hatten, stand jetzt nichts mehr zwischen ihm und der gleißenden Sonne. Angerußte Felsformationen und tiefschwarze Fichtenzapfen zeugten von einer höllischen Hitze, die dem Wald den Garaus gemacht hatte.
Ein Jammerbild, das sich hier seinen entsetzten Augen darbot. Dabei wären schon jene Schäden besorgniserregend genug gewesen, welche Borkenkäfer und saurer Regen in diesem Nationalpark angerichtet hatten. Dazu sorgte seit einigen Jahren das veränderte Klima für Wetterextreme und diese wiederum für halb ausgetrocknete Bäche und einen sinkenden Grundwasserspiegel – oder zwischendurch für das andere Extrem, wie zum Beispiel Orkane und Überschwemmungen. Auch das zählte zu den Negativeffekten, die der Mensch in seiner rücksichtslosen Profitgier zu verantworten hatte.
Wieder schlug Henry an. Dieses Mal hatte er einen verendeten Luchs gefunden. Schade um das scheue, edle Tier, das in dieser Region bereits ausgestorben gewesen war, bis man erste Exemplare nachgezüchtet und gezielt im Nationalpark Harz ausgewildert hatte. Obwohl er tagtäglich im Forst unterwegs war, hatte er bislang erst einen einzigen zu Gesicht bekommen – von diesem gegrillten Exemplar abgesehen. Die Existenz der neu entstandenen Luchspopulation war meistens nur durch kleine GPSSender nachweisbar, die engagierte Tierschützer einigen Exemplaren eingepflanzt hatten, damit sie ihre Wanderungen nachzuvollziehen vermochten.
Die Anzahl an toten Tieren ist erheblich höher als beim letzten Brand. Wahrscheinlich hat die Feuerwehr Recht. Mehrere Brände müssen ringförmig gelegt worden sein, um im Inneren einen wahren Hexenkessel zu erzeugen. Kein Wunder also, dass sie nicht flüchten konnten, weil sie sehr zügig von den Flammen eingekreist waren. Wer weiß, wie das ausgegangen wäre, wenn es in der Nacht zum Samstag nicht wie aus Eimern geschüttet hätte, sinnierte Strunz angewidert.
Wenn er sich nicht sehr täuschte, näherte er sich jetzt endlich dem Knaupsholz. Das Waldstück lag unterhalb einer charakteristischen Geröllhalde, welche zu einem alten Steinbruch gehörte. Auf dieser relativ kahlen Fläche fristeten sogar noch einige intakte Bäumchen ihr trauriges Dasein. Die hatten die Flammen anscheinend schlecht erreichen können, weil jeglicher brennbare Bodenbewuchs fehlte, der das Feuer hätte nähren können. Die Blätter der Bäumchen und Büsche waren wegen der immensen Hitzeeinwirkung allerdings trotzdem versengt, sie hingen schlaff von den Ästen.
Und wieder nervte Henry! Allmählich bedauerte der Förster, dass er den Hund heute mitgenommen hatte, ließ ihn während der Rast kurz von der Leine. Diesmal verbellte er etwas Größeres, genau am Waldessaum des abgebrannten Knaupholzes. Das Tier wollte sich gar nicht mehr beruhigen.
Seufzend machte sich Hubert Strunz auf den Weg, um Henrys Fund in Augenschein zu nehmen. Worum mochte es sich handeln? Um einen kapitalen Hirschbock vielleicht? Ein merkwürdig süßlicher, ekelerregender Geruch stieg ihm in die Nase.
Oh mein Gott … das ist kein Kadaver, sondern die Leiche eines Menschen! Mein schlimmster Albtraum ist wahrgeworden, es hat doch ein Opfer gegeben. Könnte sich um einen Mann handeln, Größe und Brustkorb nach zu schließen.
Es half alles nichts, er musste seinen Ekel überwinden, näher hingehen und den Toten von allen Seiten fotografieren, bevor er die Behörden informierte. Im Anschluss markierte er die GPSDaten des Fundorts und schickte eine Nachricht an die Polizei sowie die Forstverwaltung. Bis hierher reichte zum Glück noch die Netzabdeckung, denn die Schierker Mobilfunkmasten standen nicht allzu weit entfernt.
Abschließend informierte er seine drei Helfer über Funk von seinem grausigen Fund und erfuhr, dass sie ihrerseits, außer den unüblich zahlreichen Tierkadavern, nichts dergleichen entdeckt hatten. Er atmete auf, wenigstens fürs Erste, aber bislang war ja nur ein klitzekleiner Teil der abgebrannten Fläche begangen.
Wer konnte schon wissen, was sie andernorts noch erwartete.
»Komm, Henry, wir gehen weiter. Für diese arme Sau können wir leider nichts mehr tun. Hoffentlich hat der bedauernswerte Kerl nicht allzu lange leiden müssen«, murmelte der Förster und setzte sich in Bewegung. Er wollte sich lieber nicht bildlich vorstellen, wie es sich anfühlen mochte, einen Flammentod zu sterben. Die aufkommende Panik, das Erkennen der Aussichtslosigkeit einer Flucht, das Herannahen des sengend heißen Feuers, dann die ersten Flammen, die gierig nach der Kleidung züngeln … nein danke!
Er versuchte, diese beängstigenden Gedankenfragmente abzuschütteln und sich wieder voll auf seine Aufgabe zu konzentrieren. Doch das wollte ihm nicht recht gelingen.
Am Nachmittag entdeckte er nahe Schierke, dass die Gleisanlagen der HSB-Brockenbahn ziemlich in Mitleidenschaft gezogen worden waren. Die Hitze hatte sogar Schienen und Signalanlagen massiv verformt. Hier wurden wohl aufwändige Reparaturen notwendig, bevor die wunderbaren historischen Dampfzüge wieder das Brockenplateau ansteuern könnten. Einige Mitarbeiter der Bahngesellschaft waren bereits vor Ort damit beschäftigt, sämtliche Schäden aufzunehmen, ergo durfte er sich wenigstens hier das detaillierte Fotografieren ersparen.
Am Abend dieses Tages fühlte er sich körperlich und psychisch erschöpft, so sehr, dass er sich in seiner Stammkneipe die Kante gab. Manches im Leben war zu furchtbar, um es einfach wegzustecken und zur Tagesordnung überzugehen.
Strunz war Förster mit Leib und Seele, folgte seiner Berufung. Es steckte ein mitfühlender Mensch unter dieser rauen, vom Wetter gegerbten Schale, ein feiner Kerl, der den Anblick einer schwarzroten Brandleiche beim besten Willen nicht zusammen mit Lederboots und Allwetterjacke abzustreifen vermochte, nur weil für heute Dienstschluss angesagt war.
Falls es sich tatsächlich um vorsätzliche Brandstiftung handelte, so nahm er sich vor, würde er der Polizei einen Hinweis auf den möglichen Täter geben müssen. Jenem verschrobenen Kerl, welchem er sowas zutraute, musste langsam mal das Handwerk gelegt werden. Er terrorisierte ihn und die Verwaltung des Naturparks schon seit Jahren mit fragwürdigen Aktionen, war bislang aber stets mit einer empfindlichen Geldbuße oder richterlich angeordneter Sozialarbeit davongekommen. Meist hatte er zur Strafe den Wald von weggeworfenem Müll befreien müssen, so als wäre er nur ein dämlicher Halbstarker, der zu einem verantwortungsbewussteren Staatsbürger erzogen werden müsste.
Den Wald räumte dieser Gestörte sowieso regelmäßig auf, aus freien Stücken. Dies war eine Art Hobby von ihm.
Was für eine Farce. Manche Leute konnten ihren Hals wirklich aus jeder Schlinge ziehen, indem sie posthum Einsicht heuchelten und taktisch Reparaturen an von ihnen ruinierten Dingen vornahmen. Mit den gelegentlichen Sachschäden an diversen parkeigenen Einrichtungen hatte man ja noch einigermaßen leben können. Aber wenn jetzt womöglich sogar ein Toter auf das Konto dieses selbstherrlichen Marodeurs ging, wäre endgültig Schluss mit lustig.
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.