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Man lieferte Anna Ionescu in die Psychiatrie der Nervenheilanstalt Cluj-Napoca ein, wo sie zwei Monate lang stationär behandelt wurde. Die Entlassung erfolgte unter Vorbehalt, denn die junge Frau behauptete immer noch steif und fest, der Wald sei böse und habe ihre Tochter geholt.
Ihre behandelnden Psychiater waren sich indes unsicher, ob Anna das tatsächlich glaubte und somit an Wahnvorstellungen litt. Oder ob ihre Psyche womöglich eine furchtbare Bluttat aus dem bewussten Erleben ausblendete, in Wirklichkeit sie selbst für das Verschwinden ihrer Tochter verantwortlich sein könnte. So etwas kam leider immer wieder vor.
»Vielleicht hat Ihre Frau dem Mädchen eine schallende Ohrfeige verpasst … dieses fiel unglücklich, zum Beispiel mit dem Kopf gegen eine Tischkante oder auf einen Stein, und kam dabei zu Tode. Das wiederum hätte der Mutter einen gewaltigen Schock versetzt, erst recht, wenn sie das Kind abgöttisch geliebt hat. Wenn sie im geistig verwirrten Zustand ihr totes Kind im Wald verscharrt hätte, könnte sie sich hinterher tatsächlich nicht mehr daran erinnern«, hatte der Professor schulterzuckend behauptet. Eugen wäre ihm für diese ungeheuerliche Theorie am liebsten an die Gurgel gesprungen.
Anna musste sich nach ihrer Entlassung monatelang in polizeilichen Befragungen rechtfertigen, bis das Ermittlungsverfahren gegen sie mangels neuer Erkenntnisse vorläufig eingestellt wurde. Im Wald fanden sich keinerlei Spuren, die darauf hingewiesen hätten, dass dort in jüngerer Zeit jemand gegraben hätte. Das Kind – oder gegebenenfalls dessen Leichnam – war und blieb spurlos verschwunden.
Restzweifel blieben dennoch bestehen; Freunde und Nachbarn aus dem Dorf mieden Anna Ionescu, die sich von ihrem furchtbaren Erlebnis nie mehr vollständig erholte. Die körperlichen Wunden heilten zwar vollständig ab, die seelischen jedoch nicht. Sie konnte seit jenem schicksalsschweren Tag im Frühling 1975 als menschenscheu, verschroben und depressiv gelten.
»Meine Tochter ist im Teufelswald gefangen, wartet dort auf uns … wir müssen sie endlich befreien. Sie lebt noch!«, insistierte Anna stereotyp. Niemand nahm das für bare Münze, obwohl oder gerade weil sich etliche Legenden um diesen Ort spannen. Viele gingen davon aus, dass sie mit ihren Schauergeschichten lediglich von ihrer eigenen Gräueltat ablenken wollte. Alle paar Tage irrte sie kreuz und quer durch das Waldstück und kam kreidebleich zurück.
Nahezu der Einzige, der weiterhin felsenfest an Annas Unschuld glaubte, war ihr liebender Ehemann. Er war wild entschlossen, den mutmaßlichen Mädchenhändler, der seine Tochter mitgenommen und seine Frau als seelisches Wrack zurückgelassen hatte, eines Tages auf bestialische Weise zur Verantwortung zu ziehen.
Die Zigeunerclans der Umgebung suchten die Schuld für Martas geheimnisvolles Verschwinden eher in den finsteren Mysterien eines heimtückischen Waldes, über welchen man sich schon an den Lagerfeuern ihrer Vorfahren so allerlei Haarsträubendes erzählt hatte.
*
Kreis Cluj, 29. April 1980
Es regnete in Strömen. Ein böiger Wind trieb faserige Wolkenfetzen in rasender Geschwindigkeit über den grauen Himmel. Die Luft war für die Jahreszeit zu kühl, roch nach feuchter Erde und den Abgasen der nahen Stadt. Das nordostrumänische ClujNapoca wuchs unaufhörlich, Industrie siedelte sich an und die Fahrzeugdichte nahm zu. Wann immer eine undurchdringliche Wolkenschicht über der Landschaft hing, drückte diese den braungrauen Rauch von stinkenden Fabrikschloten und Autoauspuffen nach unten.
Auf einer kreisrunden Waldlichtung nahe der Ortschaft Baciu stand verdutzt ein kleines, etwa fünfjähriges Mädchen im Sommerkleid, das fröstelnd einen knallroten Ball mit weißen Punkten umklammert hielt.
›Wie bin ich nur hierhergekommen? Gerade schien doch noch die Sonne und ich habe am Waldrand ein paar Himbeeren gepflückt … ich muss sogleich nach Hause, sonst wird es dunkel. Mama macht sich bestimmt schon Sorgen‹, dachte das Kind.
Die Kleine drehte sich mehrmals um die eigene Achse, konnte jedoch den Waldrand nirgends entdecken. Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie war unschlüssig, in welche Richtung sie gehen sollte. Schließlich fasste sie sich ein Herz und tapste einfach los.
Nach wenigen Schritten hatte sie den Rand der Lichtung erreicht. Mit einem schmatzenden Geräusch versank ihr rechter Fuß mitsamt der leichten Sandale bis zum Knöchel im morastigen Boden. Erschrocken zog sie ihn heraus, hüpfte instinktiv einen Schritt zurück. Wieso war der Boden dort vorne matschig und hier auf der kleinen Lichtung nicht?
Sie versuchte an mehreren Seiten, die Stelle trockenen Fußes zu verlassen, erzielte aber überall dasselbe Ergebnis. Schließlich zog sie Sandalen und Söckchen aus, nahm beides in die freie Hand und quälte sich dort weiter über den Waldboden, wo ihr der zähflüssige Dreck am seichtesten schien. Nach etwa einhundert Metern erreichte sie festeren Grund. Hier war der Boden von Fichtennadeln und Blaubeersträuchern bedeckt. Das Mädchen blieb stehen, sah sich ängstlich um. Es dämmerte.
»Mama, kannst du mich bitte abholen kommen? Ich fürchte mich«, rief sie mit ihrer silberhellen Stimme. Natürlich hörte sie niemand. Der Ort, an dem sie sich gerade befand, erinnerte sie allzu stark an schreckliche Szenen aus einigen Märchen, die sie eigentlich sehr liebte. Jetzt allerdings wäre sie gerne zu Hause in der warmen Stube gewesen und hätte von einem düsteren Wald nichts hören oder sehen müssen. Immer wieder sah sie beunruhigt über ihre linke Schulter zurück.
Während sie weinend weiterging, verwandelte sich der gleichmäßige Regenguss in einen Wolkenbruch. Die Tropfen verbanden sich miteinander, prasselten wie silbrige Bindfäden vom Himmel herab. Nach wenigen Schritten blieb das Kind irritiert stehen. Etwas war völlig anders als sonst … genau, man hörte das Rauschen des Regens gar nicht! Normalerweise klatschten Tropfen auf Blätter und Äste, zerschellten anschließend auf dem Boden. Plitsch – platsch … Oft hatte sie diesen gleichmäßigen Geräuschen gelauscht und es bedauert, wenn sie bei schlechtem Wetter nicht draußen spielen durfte.
Mittlerweile war es stockdunkel geworden. Das Sommerkleid schlotterte ihr klitschnass um die Beine, der Regen schien also echt zu sein. Doch es war trotzdem still hier, totenstill. Da kamen ihr plötzlich die warnenden Worte ihrer Mutter wieder in den Sinn.
›Der Wald ist verhext, Marta. Geh niemals dort hinein!‹
Und nun war sie wegen ihrem Appetit auf Himbeeren doch irgendwie in den Wald gelangt. In einen finsteren Wald, in dem es sogar verhexten Regen gab. Hätte sie ihren Fehler doch rückgängig machen können!
*
Den Rest der Nacht verbrachte Marta zusammengekauert in einer kleinen Bodenmulde, unter dem schützenden Blätterdach einer Buche. Nachdem sie ein paarmal hingefallen war, hatte sie verstanden, dass weiteres Herumirren in der totalen Dunkelheit keinen Sinn machte. Frierend schlang sie ihre dünnen Ärmchen um den kleinen Körper. Das dünne, total durchnässte Sommerkleid wärmte ihren Körper überhaupt nicht, ganz im Gegenteil. Ihre Füße fühlten sich wie taube Eisklumpen an.
Das Mädchen wagte kaum die Augen zu schließen, obwohl es todmüde war. Es hatte in der Ferne etwas wie Wolfsgeheul vernommen, fürchtete sich sehr. In Martas heißgeliebten Märchen kamen schließlich immer wieder böse Wölfe vor, die Arges im Schilde führten. Jedes Geräusch ließ sie zusammenfahren, vor Angst wimmern. Die Zeit schien stehengeblieben zu sein. Warum wurde es immer noch nicht hell?
Oh je … sie glaubte den Grund zu kennen, erinnerte sich plötzlich an jedes einzelne Wort einer überlieferten Geschichte, die ihr Mama erst vor einigen Tagen zum x-ten Mal beim Zubettgehen wieder erzählt hatte. Wie ging die noch gleich?
»Einst war die Sonne als junges Fräulein auf die Erde herabgestiegen. Sie blieb aber nicht lange hier, denn ein böser Drache erfasste sie und schloss sie in seiner Burg ein. Die ganze Welt verfiel in Dunkelheit. Die Menschen waren traurig und die Kinder vergaßen das Spielen. Ein tapferer junger Mann beobachtete, was ohne Sonnenschein auf der Erde los war. Er beschloss, den Drachen zu bekämpfen und das Mädchen zu befreien. Das tat er dann auch. Er schaffte es, den bösen Drachen zu bezwingen und die Sonne wieder in Freiheit zu setzen«, murmelte Marta verstört vor sich hin.
War der gefräßige Drache zurückgekehrt, hatte er erneut die Sonne eingesperrt? Dann würde es nie wieder hell werden – und sie wäre verloren.
»Mami, bitte komm mich doch holen! Ich fürchte mich, halte es nicht mehr aus«, wisperte sie und barg ihren Kopf zwischen den Knien. Sie fror inzwischen dermaßen, dass ihre Zähne aufeinander klapperten.
Als Marta den Kopf wieder hob, um sich mit dem Unterarm das tränennasse Gesicht zu trocknen, stutzte sie. Der Drache konnte offenbar die Sonne doch nicht gefressen haben! Ganz zaghaft stahlen sich die ersten Strahlen der Morgendämmerung zwischen den Bäumen hindurch. Lichtreflexe tanzten auf ihrer geröteten Stupsnase, streichelten die Haut mit noch kaum spürbarer Wärme.
Wenige Minuten später wollte sie sich erheben, weil sich allmählich die Silhouetten von Bäumen, Gräben und Büschen aus der Dunkelheit schälten, immer deutlicher sichtbar wurden. Sie musste weitergehen, endlich einen Ausgang aus dem verhexten Waldstück finden. Aber ihre Glieder waren so steif und klamm, dass ihr das Aufstehen erst nach mehreren Anläufen gelang.
Wieder stolperte das kleine Mädchen ziellos durch jenen kühlfeuchten Wald, welcher so feindselig wirkte. Da plötzlich – die goldene Sonne brach vollends durch den milchig weißen Morgennebel, ließ die Tautropfen auf den Gräsern glitzern und funkeln. Zahllose Spinnennetze wirkten wie kostbare Spitze, in die jemand Diamanten gewoben hatte.
Marta schirmte ihre Augen mit der Hand gegen die grelle Helligkeit ab, schaute so weit wie möglich in die Ferne. Zu ihrer Linken standen die Bäume in größerem Abstand auseinander, der Wald wirkte dort licht und freundlich. Sie beschleunigte ihre Schritte, schlug diese Richtung ein – und stand nur Minuten später am Waldrand, blickte über eine saftig grüne Hügelwiese. Sie kam ihr bekannt vor. Nun weinte sie vor Erleichterung.
Die Kleine fand bald einen Feldweg, dem sie folgen konnte. So jung sie auch war, wusste sie doch, dass jeglicher Weg früher oder später bei einem Haus oder Dorf endete. Bevor es jedoch so weit war, sah sie eine fremde, schwarzhaarige Frau am Wegrand kauern. Sie schien Kräuter zu pflücken.
»Hallo, bitte hilf mir! Du musst meine Mama suchen gehen«, rief Marta ihr schon von weitem zu. Dann begann sie zu laufen, so schnell es ihre zerschundenen Füße zuließen. Die Frau drehte sich erstaunt um. Um diese frühe Tageszeit hatte sie wohl nicht damit gerechnet, auf einen Spaziergänger zu treffen – schon gar nicht auf einen dermaßen jungen, der mutterseelenalleine unterwegs war.
Die rassige Kräuterfrau mochte vielleicht dreißig Jahre alt sein. Sie war barfuß unterwegs, trug einen knöchellangen Stufenrock, eine großmaschige grüne Strickjacke und darunter eine mehrfarbige Bluse. Das kräftige, fast hüftlange Haar hatte sie mit einem bunten Tuch zurückgebunden. Kaum hatte sie Marta aus der Nähe gesehen, fuhr sie zusammen. Sie ließ ihr Körbchen fallen, raffte ihren Rock zusammen und rannte panisch davon.
»Warum rennst du denn weg? Ich bin’s doch nur, die Marta Ionescu!«, schrie sie der Flüchtenden hinterher. Vergebens. Die Frau drehte sich nicht einmal mehr um, gab nur einen kreischenden Ton von sich. Dem Kind blieb nichts anderes übrig, als in dieselbe Richtung weiterzugehen.
Es dauerte noch zehn Minuten, dann kam endlich eine kleine Siedlung in Sicht. Von neuer Hoffnung beseelt, beschleunigte Marta ihren Schritt. Sie kannte diesen Weiler, es handelte sich um die Nachbarssiedlung. Marta hatte ihre Mutter schon des Öfteren dorthin begleiten dürfen, weil diese für einige der Frauen bei Bedarf Nähund Stopfarbeiten erledigte. Erleichtert ging sie auf eines der Häuser zu, in denen ihre Mutter bekannt war. Die darin lebende Witwe hatte ihr erst vor kurzem einen Apfel geschenkt.
Die Tür war fest verrammelt, kein Licht erhellte die schmutzigen Fenster. Die hübsche himmelblaue Farbe, die Marta erst vor kurzem so bewundert hatte, schien in Windeseile verblichen zu sein. Sie blätterte bereits in großen Stücken ab. Sooft sie auch an der Tür klopfte und rief, es drang keinerlei Lebenszeichen nach draußen. Also musste sie weitergehen.
In der angrenzenden Hofeinfahrt stand jene flinke Frau, welche gerade vor ihr weggelaufen war. Atemlos und wild gestikulierend, erzählte sie den Bewohnern des Hofes etwas über einen schlimmen Fluch, der über die Gegend gekommen sei. Kaum sahen die Bauersleute Marta, liefen sie in ihre Häuser und schlugen die Türen zu.
Dieselbe Prozedur wiederholte sich an den Häusern drei und vier und Marta begann bereits wieder bitterlich zu weinen. Die Leute verhielten sich komisch, schienen alle Angst vor ihr zu haben. Warum nur?
Zum Glück entdeckte sie jenen schmalen Trampelpfad, welcher zwischen zwei Scheunen hindurch zu ihrem eigenen Dorf führte. Sie erkannte ihn an einem kleinen Holzkreuz, das zur Erinnerung an den Sterbeort eines Dorfjungen an der Gabelung aufgestellt worden war. Er war im vergangenen Sommer unglücklich gestürzt, mit dem Kopf auf einen Stein geprallt. Mama hatte ihr die Geschichte immer dann zur Warnung erzählt, wenn sie zu wild umhersprang. Heute waren im Gegensatz zu sonst aber keine Blumen unter dem Kreuz niedergelegt.
Die Sonne schien jetzt intensiver, wärmte die bloßen Beine des Mädchens. Marta fühlte sich gelenkiger, begann zu laufen. Hinter der nächsten Wegbiegung musste ihr Elternhaus liegen! Sie brach vor Freude in Tränen aus, als sie Mutter und Vater mit einer dritten Person im Garten stehen sah und versuchte, noch etwas schneller zu laufen.
Aber was war das? Ihre Mama stieß einen schrillen Schrei aus, fiel einfach um. Papa wurde blass, bekreuzigte sich und wich in Richtung des Hauses zurück. Jemand lief über die Hügelwiese davon. Der farbenfrohen Kleidung nach zu schließen, handelte es sich um jene Frau, die Marta zuerst erblickt und total überreagiert hatte.
Trotz alledem fasste sich die Kleine ein Herz und ging auf das Wohnhaus zu. Was hätte sie auch sonst tun sollen? Ihr Papa saß in der Stube, zitterte wie Espenlaub. Er schien zu beten.
Sie ging auf ihn zu, wollte ihn umarmen. »Freut ihr euch denn gar nicht, dass ich wieder da bin? Ich hatte heute Nacht solche Angst im Wald, habe großen Hunger. Mir ist eiskalt. Und Mama scheint es nicht gut zu gehen. Sie liegt still da draußen und rührt sich nicht«, sagte sie vorwurfsvoll.
»Du … du … nein, das kann nicht sein! Du warst fünf Jahre lang verschollen!«, stieß ihr Vater hervor, entzog sich ihr.
»Fünf Jahre? Nein, bloß heute Nacht!«, schluchzte Marta, der die Situation immer unheimlicher wurde. Sie blieb stehen, starrte ihren Vater an. Warum verhielt er sich nur so komisch?
»Und du trägst dasselbe Kleid wie damals, als du verschwunden bist. Wie könnte es möglich sein, dass du in der langen Zeit keinen einzigen Zentimeter gewachsen, nicht gealtert bist? Nein, dies muss ein Blendwerk des Teufels sein! Geh weg!«, brüllte der tief gläubige Eugen Ionescu.
»Marta!«, krächzte Anna, die wieder zu sich gekommen war und ihren zitternden Körper gegen den Türrahmen lehnte.
»Mama!« Das Kind lief freudig zu ihr, umarmte die ausgemergelte Frau. »Wenigstens du hast mich noch lieb!«
Mutter und Töchterlein umarmten sich und allmählich bereute auch Eugen seine panische Reaktion. Er kam langsam näher, befühlte Martas Kleid, dasjenige mit den weißen Margeriten am Saum. Es war schlammverschmiert, sah ansonsten aber genauso aus wie am Tag, als Anna es fertig genäht und der Kleinen stolz präsentiert hatte.
Dann schlugen die Gefühlswogen urplötzlich auch über ihm zusammen, er herzte und küsste seine kleine Tochter, die eigentlich inzwischen zehn Jahre alt hätte sein sollen. Ihre zarte Haut fühlte sich immer noch ein wenig kühl an, erwärmte sich jedoch bei Berührung schnell. Nun war er vollends davon überzeugt, dass dies tatsächlich sein quicklebendiges kleines Mädchen war, kein böser Geist.
Es dauerte noch Monate, bis auch die Dorfgemeinschaft willens war, an ein Wunder des Herrn zu glauben und Marta wieder zu akzeptieren. Manche Nachbarn, die Anna Unrecht getan hatten, leisteten beschämt Abbitte – andere nicht. Diese, zumeist alten, Weiber gingen davon aus, dass die gesamte Familie verflucht sei und blieben skeptisch auf Abstand. Zwei Jahre nach dem Vorfall gelang es den Ionescus endlich, ihr Haus samt Grundstück zu einem Spottpreis an einen Ungarn zu verkaufen. Sie verzogen ans Schwarze Meer.
Vom Tage ihrer Wiederkehr an wuchs das Mädchen Marta Ionescu ganz normal weiter und alterte wie jeder andere Mensch. Sie konnte sich zeitlebens nicht mehr daran erinnern, was in der Nacht ihres Verschwindens geschehen, wo sie gewesen war. Für sie waren in jenem unheimlichen Waldstück nur wenige Stunden verstrichen.
Sie wagte es nie wieder, auch nur in die Nähe dieses Ortes zu gehen, fühlte sich jedoch zeitlebens auf unbeschreibliche Weise mit ihm verbunden. Als Erwachsene zog sie nach Cluj-Napoca und verdiente ihren Lebensunterhalt als Fremdenführerin.
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