Der Sonnensturm Teil 2 Graffiti

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Martin: »Zum Baumarkt!«
Wang: »Wohin? Ach, ist sowieso egal. Sie müssen heute noch zum Therapeuten!«
Beim Arzt erklärte Martin dann das Ganze wesentlich schneller und ohne Gegenfragen.
Martin: »Also, die Preise sind dort astronomisch hoch und die Mitarbeiter empfehlen einem immer das Falsche, was man dann gar nicht gebrauchen kann. Aber ich mag die Blumenabteilung und dass man die Tiere mit reinnehmen kann. Immer, wenn ich mir was ausgedacht habe, muss ich an den Baumarkt denken. Jetzt brauche ich eine Schaufel und eine Waage.«
Arzt: »Und das Ende der Welt findet dann wann statt?«
Der Arzt arbeitete mit dem Befundbericht vom Südpoltester und der sprach nun mal von Wahnvorstellungen.
Martin: »Nach allem was ich weiß 2027!«
Arzt: »Da ist aber noch viel Zeit. Wie wäre es, wenn Sie einen kleinen Urlaub machen?«
Der Computer sollte sich nicht abkühlen. Charles gab ihm die neuesten handelsüblichen Sicherheitsprogramme und natürlich jede Menge nicht handelsüblicher Ausspähprogramme und vernichtete danach die Originale.
Martin: »Urlaub? Was soll ich denn tun?«
Arzt: »Gehen Sie mal schick essen oder in eine Ausstellung, wie wäre es mit der Disco?«
Martin: »Das kostet ein Vermögen. Moment, das ich jetzt habe. Sie kosten doch auch Geld?«
Martin hatte fast ehrlich verdientes Geld!
Martin: »Huch, ich bin doch reich! Sagen Sie, was macht man eigentlich mit Geld?«
Arzt: »Das weiß ich nicht, ich verdiene nicht so viel.«
Oh doch! Seneca hatte ihn schließlich empfohlen!
Martin: »Könnten Sie mal jemanden fragen, der sich damit auskennt?«
Arzt: »Wenn es Ihnen so egal ist, dann könnte man es doch spenden.«
Martin: »Ihnen?«
Arzt: »Ich werde mir mal das auf meinem Terminplaner notieren, vielleicht kann ich Ihnen doch helfen.«
Der Arzt schrieb auf einen Terminplaner, den er nie kontrollierte. Eine unsichtbare Schreibmaschine, um Martin vom sinnlosen Geldverschwenden fürs erste abzuhalten.
Nach dem Arztbesuch war Martin gönnerhaft gestimmt und konnte das auch problemlos ausleben, als er auf dem Nachhauseweg mit Wang Gael Peter Assimov auf der Straße stehen sah. Er hatte ein Schild in der Hand "USA".
Martin: »Wang, den nehmen wir mit. Den kenne ich!«
Wang: »Rucksack Amis versuchen meistens irgendetwas zu schmuggeln. Sind Sie sicher?«
Martin: »Ganz sicher!«
Gael konnte durch die getönten Scheiben des Wagens nichts erkennen und reagierte erst im Inneren auf den Chef der Station Nica.
Gael: »Ach du Bruder, lass dich umarmen!«
Gael umarmte Martin.
Martin: »Nicht knutschen!«
Gael: »Wie steht es um Xu? Sind die Habier schon besiegt?«
Martin: »Wo ist der Rest von euch?«
Gael: »Die meisten sind in Bandung, auf den Philippinen, geblieben. Papst Benedikt der XVI hat uns eingeladen.«
Martin: »Der Papst auf den Philippinen hat euch eingeladen?«
Gael: »Ja, er hat gesagt man darf an Außerirdische glauben, aber sie nicht anbeten und es gibt erschreckend wenig Christen auf den Philippinen. Das hat er von seinem Astrologen.«
Martin: »Gibt es dort Haschisch, wo die meisten geblieben sind?«
Gael: »Ja, und was für ein geiles Zeug!«
Martin: »Du willst zurück in die USA?«
Gael: »Ja, das Zeug muss doch verteilt werden.«
Gael holte zwei toastbrotleibgroße Ballen Haschisch aus seinem Rucksack. Wang räusperte sich.
Martin: »Schöne Scheiße, wie willst du fliegen, Economy?«
Wang: »Siehst du den Bus dahinten? In so einen kommst du!«
Gemeint waren die mobilen Exekutionseinheiten der chinesischen Regierung.
Gael: »Du hast doch einen Privatjet.«
Martin erinnerte sich dunkel an die Escape.
Martin: »Wang, nach Hause. Gael, so ein komischer Name, das Zeug muss weg!«
Am nächsten Tag steuerte Wang dann endlich das Takafumi Building an. Der Wirtschaftswissenschaftler Hagen van de Volk war schon ein bisschen froh über diesen Tag Galgenfrist. Es war die Rede davon, ein Unternehmen aus dem Boden zu stampfen und das Gebäude war nur teilweise eingerichtet. Gael vernichtete an diesem Tag einen Teil seines Einkaufs. Wang war glücklich, dass Gael breit zu Hause lag, zumindest den Vormittag über. Wang Honei war einfach kein Drogentransporter und Gael ließ das Zeug nicht unbeobachtet. Martin blieb auch nicht unbeobachtet, die Staatssicherheit folgte und wusste, was nicht transportiert wurde. Es war ok, aber man machte sich auch Gedanken um Martins Gesundheit und begann, die Befundberichte des Therapeuten zu studieren. Am Takafumi Building war das Gespräch mit Hagen schon fast uninteressant.
Hagen: »Schön, dass Sie es heute geschafft haben. Ich verstehe, dass der Therapeut wichtiger war. Waren die Bewusstseinssperren denn schlimm?«
Martin: »Man fühlt sich unheimlich getrieben und kann sich nicht treiben lassen.«
Hagen: »Getrieben werden Sie jetzt nicht. Ihr Kollege, Herr Seneca, hat eigentlich alles erledigt bis auf die Finanzierung, die nicht mit dem Südpol einverstanden ist. Die USA sind schon fast draußen, wäre nicht Barack Obama, der glücklicherweise der Meinung ist, er müsste sich für alles was der Bush verbockt hat, entschuldigen. Der große globale Scherbenhaufen durch Bush und die Weltwirtschaftskrise sagen, dass kein Geld kommt. Wir sind kaum auf dem Markt und müssten eigentlich schon irgendwie beweisen, dass wir uns auf die neue Flaute eingestellt haben, am besten durch eine Rationalisierung. Wir haben aber noch nichts was wir rationalisieren können. Es gibt nur eine Möglichkeit für mich, eine fortschrittliche Unternehmensform.«
Martin: »<3Und dann kommt das Geld. Wer bezahlt Sie eigentlich?«<3
Hagen: »Wir haben einen guten Kredit aus der Schweiz! Wir warten wie alle anderen auch.«
Martin: »Und fürs Warten bekommen die Leute hier Geld? Da kann man doch rationalisieren?«
Hagen: »Wir tun noch andere Sachen, wie zum Beispiel zu schätzen, wie viel Ihre Technik eigentlich wert iIst. Das kann man nur abschätzen, durch die Ideen, die hier gerade eingehen. Sind die Ideen nämlich gut genug, erhalten wir mehr Geld.«
Martin: »Sie raten doch nur!«
Hagen: »Wir vergleichen Äpfel mit Birnen. Das ist mehr als nur raten und dann tun wir noch etwas Wichtiges. Wir sagen, wie teuer etwas Neues ist! Ihre Technik ist ziemlich neu und hat viele Möglichkeiten. Bei Bänkern ist es schon so, dass es heißt 3, 6, 3, 3 Prozent für Guthaben, 6 Prozent für Kredite und um 3 geht es zum Golfen, aber wir können es mit ähnlichen Dingen vergleichen, so dass es 6, 3, 6, heißt und das spart Geld.«
Martin: »Da man um 6 länger Golf spielen kann, weil man solange mit der Taschenlampe den Ball suchen muss.«
Hagen: »Um es mal an einem Beispiel zu zeigen. Es geht um Ihr Bestrafungsfeld, etwas mit dem man gut Geld verdienen könnte als Ersatz für die Todesstrafe. Also, in den USA schafft man die Todesstrafe Stück für Stück ab, weil Polizeichefs es nicht mehr als gegeben sehen, dass die Verbrecher dort abgeschreckt werden. Seitdem Sie mit ihren Messeauftritten und Ihrer ‚Kopfdurchdiewandnummer‘ in aller Öffentlichkeit gezeigt haben, dsas Sie wohl so etwas wie ein moderner Frankenstein sind und das Feld um die Station Nica als Monster behandeln.«
In den USA kostet eine Hinrichtung 1 Million Dollar und in China wurden 1718 Todesurteile vollstreckt, geschätzte 6000-8000 in 2008.
Martin musste an den bekloppten Gael denken, mit seinem Shit.
Hagen: »Das ist ein Riesenmarkt!«
Martin: »Nein, keine Folter als Ersatz für die Todesstrafe. Das nutzen wir, aber ich will kein Geld damit verdienen. Das habe ich nicht nötig. Es gibt viele andere Möglichkeiten, selbst, wenn wir von 8 Milliarden Dollar reden.«
Schnell korrigierte Seneca den Kopfrechner.
Seneca: »Die Todesstrafe ist nicht so teuer in China.«
Hagen: »Ich hatte mir schon gedacht, dass Sie mit nein stimmen.«
Martin war beleidigt. Hagen störte das aber nur wenig, da er den Chef in diesem Fall völlig korrekt zusammenschiss. Er hatte bereits seinen zwei Jahresvertag in der Tasche und machte nur brav seine Arbeit.
Hagen: »Sie müssen jetzt nach Hause. Da gibt es Probleme. Ich suche Ihnen bessere Angebote und ich habe noch viel anzubieten. Aber werden Sie nicht zum Politiker. Immer, wenn sie tun was sie wollen, müssen sie Geld dafür bezahlen und immer wenn sie tun, was andere wollen, bekommen sie dafür Geld.«
Sie sind in der Wirtschaft, und die tut viel Gutes!
Martin: »Konsumenten abzocken ist etwas Positives?«
Hagen: »Ich glaube, wenn man die Summe der Unternehmen sieht, ja! Sie müssen das System verstehen und nicht nur ein einzelnes Unternehmen. Wussten Sie, wieso der amerikanische Kontinent so wenig entwickelt war, als man ihn entdeckte? Wahrscheinlich auf Grund der geringen Ost-West-Ausdehnung. Es war schlecht zum Handeln, da auf dem Weg Osten nach Westen nicht so viel Ware verdorben ist, als von Nord nach Süd, und damit durch die Klimazonen. So überlebten mehr Menschen auf Eurasien und durch den Verkehr zwischen China und Europa.«
Martin: »Pocken breiten sich also besser in Nord-Südrichtung aus und auf quadratischen Kontinenten sind alle Menschen gleich.«
Hagen: »Das weiß ich nicht.«
Zuhause angekommen, warf Gael in alle Richtungen.
Gael: »Die Habier haben die Xuianer vernichtet. Oh Gott, ich bin völlig allein. Ich komme nie nach Hause.«
Martin: »Wang, was machen wir jetzt mit dem?«
Wang: »In eine Klinik und den Shit vernichten. Da wird er dann eingesperrt, bis er wieder ansprechbar ist.«
Gael hatte Paranoia vom Shit, schmiss mit Schuhen und befand sich in Lebensgefahr. Die Sicherheitskräfte von Charles Dunbar hatten ihn in den Schuhschrank gesperrt. Es war wieso Freitag und am Wochenende nahm ihn die Klinik nicht auf. Die Escape nahm eine Abkürzung über den Orbit und holte die beiden ab. Charles musste auf einen regulären Flug warten. Er flog über Teeside England und musste noch etwas Wichtiges in seinen Besitz bringen. Für Martin wurde es ein ungewöhnlich langer Flug, denn die Escape flog mit für Flugzeuge normaler Geschwindigkeit. Martin wollte den Traum eines jeden Piloten leben. Das Bier müsste noch irgendwo rumstehen und die Escape flog alleine.
Martin: »Wo ist die Kiste?«
Charles hatte sie aus der Escape geschleppt. Was war das?
Martin: »Gemüsesaft?«
Jemandem mit möglichen psychischen Problemen gab man keinen Alkohol. Die Grübeleien verschwanden zwar, aber kamen dann stärker wieder. Es war Zeit für eine Unterhaltung mit Gael.
Martin: »Hast du Durst? Ich habe Bananensaft, Kirsche, Kiba, Karottensaft und Tomatensaft?«
Gael: «Tomatenpower!!! Yeah, Yeah, Yeah!”
Martin: »Den kannst du alleine trinken, fuiba!«
Gael: »Stehst du nicht auf Flugzeug Killertomaten? Probiere mal.«
Martin trank nicht, er nippte.
Martin: »Schmeckt geil!«
Der niedrige Luftdruck verwandelte den gewöhnungsbedürftigen, salzig scharfen Saft in eine Geschmacksbombe. Charles war Vielflieger und kannte die Wirkung. Auch Gael gierte nach dem Geschmackserlebnis und erlitt wahrscheinlich einen Vitaminschock.
Gael: »Ich sehe nichts, keine Ufos. Siehst du, was habe ich gesagt, ich bin der letzte Überlebende.«
Martin: »Hast du auf einem Flug schon mal ein Ufo gesehen?«
Gael: »Nein, die Fenster sind dafür zu klein. Das kann man schon daran sehen, dass immer die Piloten und nicht die Passagiere die Ufos sehen. Es gibt nur sehr selten Berichte darüber das Passagiere Ufos sehen. Am besten sieht man es schon daran, dass es sich meistens um Militärmaschinen handelt. So ein Abfangjäger hat riesige Fenster und Ufos tauchen fast immer auf ungewöhnlichen Flugrouten auf, wo sonst niemand fliegt.«
Martin unterbrach Gael. Er musste an seinen ersten Flug mit der Horst denken. Er sah einen gelb-bräunlichen Fleck auf der Reise zum ersten Warpflug tief im All, wo die ganze Sache begann. Bestimmt war es nur ein Asteroid außerhalb der Planetenscheibe. Sein Fenster war aber kleiner als das eines Abfangjägers.
Martin: »Stimmt, wo sonst niemand fliegt!«
Gael: »Wo sonst niemand fliegt, das sind immer die Habier. Und da, wo es mehr als einen Zeugen gibt, das sind die Xuianer. Die müssen sich nicht verstecken, die werden versteckt. Das sind die Freimaurer, die sie verstecken. Immer wenn sie landen, wird den Leuten die Erinnerung genommen, nur nicht bei den Habiern, die die Opfer entführen und sie misshandeln, verstümmeln und untersuchen, um eine biologische Waffe für die Freimaurer zu entwickeln. Sie suchen auch Xuianer und setzen Überwachungschips in ihren Nacken oder unter die Achseln, wo nicht geröntgt wird.«
Wieder erinnerte sich Martin an etwas aus seiner Vergangenheit, der Chip, den Charles ihm einsetzte. Wie hieß der noch, TSALR6.
Martin: »Ich habe mir sagen lassen, das Menschen das auch tun.«
Das Gespräch endete auch nicht auf dem Weg von Rostock Lage nach Strahlsund Grünhufe. Es endete erst mit Aufnahme der Personalien im Krankenhaus. Martin suchte instinktiv eine Aufgabe und die war nun, Gael von einem Glauben zu heilen... Martin hatte auch noch Geld und es war Saison auf seiner Insel Rügen. Dunkel holte ihn die Vergangenheit ein und durch Senecas letzte großartige Theorie war ihm auch klar, dass er diese Welt und nicht eine andere retten und verbessern oder einfach nur verändern wollte. Er wusste nicht wie. Es gab keine neue Idee. Für Martin hatte sich anscheinend nichts geändert. Er hätte den Tag mit einer Massage in einem der zahlreichen Hotels beenden können, aber nein, er nahm den Zug nach Sassnitz. Er nörgelt sogar darüber, dass der Schaffner, der meistens nicht den gesamten Zug abkassieren konnte, ausgerechnet ihn auch noch in der 2. Klasse abkassierte und schlief dann, wie gewohnt, in seiner Einzimmerwohnung ein. Das Leben hatte ihn nicht eingeholt. Es war schon lange nicht mehr sein Leben. Martin war im Leerlauf. Am nächsten Morgen besuchte er seine Mutter und schickte sie nach Agadir, Urlaub im arbeitsreichen Leben. Dann gab es einen einfachen Döner und er lief wieder nach Hause. Martin funktionierte nicht! Die Erlösung aus den Grübeleien kam von einer ganz anderen Seite. Es begann mit einem Klingeln an Martins Wohnungstür.
Andreas: »Guten Tag, Herr Bretz.«
Martin: »Hallo?«
Andreas: »Ich bin Andreas Zeller und bin ein verurteilter Jugendstraftäter und mache eine Umfrage.«
Martin: »Ok, was fragen Sie denn um?«
Andreas: »Was schätzen Sie, wie viele Deutsche haben Vorurteile gegenüber Jugendlichen, 40, 60, oder 80 Prozent?«
Martin: »60 Prozent, die ohne Kinder.«
Andreas: »Es sind 80 Prozent.«
Andreas: »Ich wurde von meinem Bewährungshelfer beauftragt, Ihnen diese Zeitschriften anzubieten. Darf ich reinkommen, ich finde mit meiner Vorstrafe keinen anderen Job, bitte.«
Martin: »Ich habe nichts wertvolles in meiner Wohnung, ok.«
Andreas musste lächeln.
Andreas: »Das habe ich auch noch nicht gehört!«
Andreas trat ein, bewunderte den Kalender aus Klebeband.
Martin: »Der ist ja noch vom letzten Jahr!«
Er bot Martin ein paar Zeitschriften an.
Andreas: »Also, Sie überweisen mir Geld und dafür hole ich Ihnen eine oder mehrere von diesen Zeitschriften jeden Monat. Die ersten 3 sind umsonst. Ich habe hier schon eine Computerzeitschrift an einen Ihrer Nachbarn von oben verkauft. Wenn Sie Fragen haben, können Sie auch meinen Chef anrufen.«
Martin sah sich die Verträge wohl zu lange an. Schon kam ein Anruf auf ein Mobiltelefon, das Andreas ständig in der Hand hielt.
Stimme: »Ja, hat den der Andreas irgendetwas falsch erklärt?«
Unglaublich, Martin hörte die Stimme, bevor das Telefon an seinem Ohr war.
Martin: »Nein!«
Stimme: »Was denn? Das Angebot ist doch gut, tragen Sie einfach ihre Daten ein.«
Martin: »Das ist ein Vertrag, den guckt man sich zweimal an. Außerdem steht hier Abo!«
Stimme: »Wissen Sie wie teuer dieser Anruf für mich ist?«
Martin: »Das war unprofessionell. Sie haben mich angerufen!«
Stimme: »Warten Sie!«
Martin legte auf!
Martin: »Du warst in Ordnung, aber dein Chef hat es vermasselt. Verschwinde!«
Andreas lächelte ehrlich, zerriss die Verträge und ging. Danach machte sich Martin bergabwärts auf den Weg zur Polizei. Hier noch einmal der Vertrag zum selbst grübeln.
Sie zahlen die Summe X an die oben genannte Adresse, bei Nichtgefallen können Sie innerhalb der nächsten 3 Monate bei der oben genannten Adresse kündigen. Fleißig raten und erst weiterlesen, wenn Sie den Fehler gefunden haben. Was erzähle ich da für einen Mist? Das kann man googeln! Es gab keine oben genannte Adresse, Deutschland hat gut 41 Millionen Briefkästen, viel Spaß beim Kündigen. Er lief nach dem Klingeln bei der Wache zu den Polizisten, die wie immer nicht auf Station, sondern an der Tanke vor der Stadt waren. Es war ein guter Trick und Martin brauchte die extra Zeit. Martin lächelte, als er auf diesen Trick kam. Hätte er ihm das Geld gegeben, wenn er es vollbracht hätte ihn reinzulegen? In einer gerechten Welt, ja. Die Leistung wäre da gewesen, aber das war Rügen und die NPD in Strahlsund war gerade pleite. Überhaupt ein Wunder, wo die das Geld herbekommen und so lange behalten. Martin lief eigentlich nicht zur Polizei, auch wenn die sagten, sie schickten einen Streifenwagen, der wohl genauso unsichtbar war wie der Terminplaner des Arztes in Peking. Er ging spazieren, um auf den Trick zu kommen, den er dann den Nachbarn erklären wollte, aber niemand war da. Im Mittelalter akzeptierte man noch die guten alten Betrüger und 1989 streikten auf dem Platz des himmlischen Friedens in China die in einem kommunistischen Land schon fast gewerkschaftlich organisierten Taschendiebe. Selbst Wang wusste das. In Deutschland verdient man bei den Leistungen, die man dabei zeigt, aber mehr Geld als Statist und man weiß eigentlich nicht wirklich wo das Geld landete. Die Leistung? Martin lächelte und der Kopf war wieder frei. Ein gutes Gefühl zum Nulltarif. Ihm fielen gleich wieder die Dinge ein, die er nicht umgehen konnte, wie den Arztbesuch. Seitdem Martins Zurechnungsfähigkeit zur Debatte stand, also schon immer, stand auch einmal pro Woche der Besuch beim Therapeuten fest. Seneca warnte. Auf Rügen herrscht Ärztemangel, man sollte von der Insel herunter. Martin ging es wirklich nicht gut. Er wollte nicht von der Insel herunter. Man fuhr zur Praxis im Zug, wieder 2. Klasse. Man hatte bei der Anmeldung schon hören müssen, dass es fast ohne Termin wohl auch für einen so liquiden Mann wie Martin ein bisschen dauern könnte, 5 Stunden, um genau zu sein. Man trank mit anderen Tee und dachte an Gael Peter Assimov. Martin bemerkte es, Gael sprach nur englisch und konnte die Paranoia nur einfach aussitzen ohne darüber zu reden. Von seinem ersten Flug wusste Martin noch, wie wenig gut einem das tat. Wie man das Reden verlernt. Ein toter Autor und Dichter namens Bach sagte mal "Mit seinen Gedanken allein, das macht einen Mann stark". Er hatte recht, aber gut, dass er tot war. Es war Zeit mal wieder seine eigenen Gedanken zu teilen, aber nicht mit einem Unbekannten. Seneca überprüfte den Arzt. Dr. Kevin Molke bot eine Besonderheit. Er war eingetragenes Mitglied bei den Zeugen Jehovas.
Dr. Molke: »Guten Tag, Herr Bretz.«
Martin: »Hallo Dr. Molke.«
Dr. Molke: »Was bedrückt uns denn?«
Martin: »Nun eigentlich nichts. Ich soll mich nur immer bei einem Arzt melden, wenn ich irgendwo gelandet bin.«
Martin erzählte und, ohne den Befundbericht vom Südpol oder den aus China zu kennen, bestätigte Dr. Molke nochmals beide, gab aber keinen Rat. Martin verwunderte das. Ihn bedrückte nichts. Er fing draußen wieder an zu grübeln.
Martin: »Was kann mir ein Zeuge Jehova schon für einen Rat geben? Sie leben wie Kinder und befragen die Bibel, die nicht nur als Geschichtsbuch fungiert. Sie wurde auch schon umgeschrieben. Moment mal, er darf das doch eigentlich gar nicht. Er hat sein Lehrbuch, und zwar das über Psychologie. Es wäre genauso falsch, ihn als schlechten Arzt hinzustellen, nur, weil er meint, er wäre auserwählt die Apokalypse, die jeden Moment kommen könnte, als besonders reines Wesen zu überleben. Er muss zwischen seinem Wissen und seinem Glauben unterscheiden. Dr. Molke ist auf das Schätzen meines Geisteszustandes angewiesen und in mich reingucken, wie beim Röntgen, geht nicht so einfach. Sein Fachgebiet erfordert schon ein bisschen Empathie. Es hilft, das ist zweifellos bewiesen. Er als Mensch will aber genauso zweifellos mich von seinem Glauben überzeugen. Viele Verrückte schließen sich Gruppen an und knien sich dann richtig rein. Sie werden dann leichter zu Fundamentalisten. So eine Praxis ist doch ein Erntefeld für eine Sekte oder Religion. Wieder Stopp, er hat beim Hippokratischen Eid geschworen immer zu helfen und hält sich bestimmt an die Weisheit, wenn du nicht helfen kannst, dann füge wenigstens keinen Schaden zu und hat mir deswegen keinen Rat erteilt. Und wieder Stopp, ich habe gesagt, dass es mir gut geht, wozu brauche ich Rat? Ich muss ihn fragen, wieso er mir keinen Rat gegeben hat. Ich kann ihn aber nicht fragen, ohne auf seinen Glauben zu schwenken und er beurteilt keinen Menschen nach seinem Glauben. Das ist politisch nicht korrekt.«
Und übrigens auch fast unmöglich!
Martin: »Aber ich muss es ihm an den Kopf werfen, denn es beschäftigt mich.«
Martin beschäftigte das so sehr, dass sich ein mandelgroßer Bereich in Martins Kopf unter seinem Scheitel begann, auf einmal gut an zu fühlen. Der Gedanke machte Spaß. Martin fuhr, weltfremd und sehr abgelenkt, ohne zu bezahlen im Zug nach Hause. In der Zwischenzeit war Charles Dunbar auch in Teeside England angekommen und hatte wie früher ein merkwürdiges Gefühl, als er das Hauptquartier von Ekret betrat.
Wachmann: »Die Papiere, bitte.«
Charles: »Hier!«
Wachmann: »Sie sind aber alt, so sehen Sie gar nicht aus.«
Charles: »Schönheits-OP.«
Wachmann: »Hilft das wirklich?«
Charles: »Mir hat es seiner Zeit sehr geholfen. Das war noch im kalten Krieg und ich brauchte ein neues Gesicht. Ich habe in Deutschland damals großen Mist gebaut und mich bei der Gelegenheit gleich verjüngt. Das Ganze hieß Gilgamesch. Das wäre mit den alten Methoden heute noch Mode.«
Charles kam noch aus der alten Schule des KGB. Er war damals ein richtiger 007. So etwas gab es nicht mehr und schon gar nicht bei Ekret. Ekret war die neue Methode. Charles lief durch die, für die neue Methode notwendigen, Bürokästen, wo er von den neuen Nogs, den nicht offiziellen Geheimagenten, gegrüßt wurde. Auch sein neues Gesicht war bekannt, durch die Arbeit mit dem verrückten Martin Bretz. Charles war das sehr bewusst, durch die ganzen winkenden Hände. Er konnte sein altes Lehrbuch völlig vergessen, in dem noch stand, keine Kameras. Er hatte schon vorher damit abgerechnet. Da kam etwas, dass ihn freute, die 2. Sicherheitskontrolle und dann noch in den Reinraum, mit der neuen Methode. Dort stand ein Supercomputer, Senecas Urgroßvater. Überall liefen Mathematiker herum. Es gab auch keine winkenden Hände mehr. Alle waren mit Dingen beschäftigt, die Charles schon lange nicht mehr verstand. Ekret war eine Antennenanlage aus dem alten, dem kalten Krieg. Man hatte sie modernisiert. Früher, zu Charles Hochzeiten, hörte sie den Funk ab. Heute hörten sie das Internet ab.
Charles: »Hallo, ich bin alle. Ich brauche neue Trojaner, Viren und diesen ganzen anderen Kram.«
Daniela Fotnew: »Wir haben gerade ganz neue Zombieblocker entwickelt. Die auch? Das wird aber teuer.«
Charles: »Ja, auf jeden Fall.«
Charles hatte ein von Martin Bretz genehmigtes Budget und furchtbare Angst vor Zombies. Die Rede war nicht vom Computerspiel Halflife, sondern von Zombies, wie sie heutzutage von Geheimdiensten benutzt wurden. Es waren Programme, die von Fremdemailadressen, E-Mails versendeten. Es war eine Form von Spam, nur, dass es nicht die Inhalte waren, die Gefährliches boten, sondern die Masse die ganzen Staaten lahm legte. Es war schon geschehen. Vielleicht haben Sie eher zufällig von so genannten DDos-Attacken, oder wahrscheinlicher von den ausführenden Bot-Netzen gehört. Der Cyber-Space, dieser fremde Raum, der sich über Charles befand und zu hoch für ihn war, war ein anerkannter und viel genutzter Kriegsschauplatz.



