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In der Mitte des »Hermann-Platzes« (an der Schule) war eine runde Betonwanne verbaut. Die war unser Kampfplatz. Wenn wir etwas zu erledigen hatten, haben wir uns mittags, nach dem Unterricht, dort getroffen. Manchmal zum Fußball spielen, oder zum Rollschuh laufen, oder eben auch zum Kämpfen.
Den sportlichen Teil unseres Lebens haben Udo und ich sowieso auch zusammen gestaltet. Sowohl in Sachen Leichtathletik, Judo wie auch Karate. Deshalb haben wir uns privat auch immer gesehen.
Eines schönen Tages lud mich Udo mal wieder zu sich nach Hause ein. Dabei sollte ich seine Freundin Gudrun kennen lernen. Da war dann die Überraschung groß. Als wir mal von unserer schönen Kindergartenzeit erzählten, stellten wir fest, dass Gudrun meine Kindergarten-Freundin war. Von da an haben wir drei zusammen viele schöne Jahre miteinander verlebt und uns in unserem Leben nie aus den Augen verloren.
Selbst bei unseren jeweiligen Hochzeiten haben wir als Trauzeugen zusammen gestanden.
Leider ist Udo 2016 verstorben.
Zwischen Richard und meinen Großeltern war das Verhältnis nicht immer ganz problemlos. Er, der Richard, musste ja bei jedem Wetter, von Düsseldorf-Flingern über Düsseldorf-Eller bis nach Düsseldorf-Reisholz, wo Opas Fabrik war, in die Nürnberger Straße mit dem Fahrrad fahren. Das waren immerhin ca. 12 km von Flingern aus.
Da das so weit und mühsam mit dem Fahrrad war (es gab ja noch keine E-Bikes), kaufte Opa dem Richard einen Lohmann-Hilfsmotor für sein Fahrrad zum anmontieren. Damit konnte Richard aber überhaupt nicht umgehen. Manchmal strampelte er sich ab, aber das Ding sprang trotzdem nicht an. Dann stieg er ab und ging ein Stück zu Fuß. Manchmal ging’s dann wieder. Eines Tages hatte er die Faxen dick.
Als er in der Firma in Reisholz ankam, montierte er den Hilfs-Motor ab, legte ihn auf den Amboss. Mit dem 10-Pfünder-Hammer hat er dann voller Wut den Motor zerschlagen.
Das gab aber wieder ein kleines Problem mit Opa. Der fand das nämlich nicht witzig.
Inzwischen war ich in die Knaben-Realschule in Düsseldorf-Flingern gewechselt. Das wiederum war insofern kein Problem, weil diese sich im selben Gebäude befand wie vorher die Volksschule. Somit kannte ich in der Schule schon alles und auch alle Mitschüler.
Mittlerweile konnte ich auch schon etwas besser mit meiner Geige umgehen. Ich konnte schon einige Lieder spielen! Oder war das doch mehr krächzen? Na ja, es ist ja auch noch kein Meister vom Himmel gefallen.
Für mich war die Schulzeit eigentlich eine schöne Zeit. Am Lernen hatte ich zwar nicht in allen Fächern Spaß. Ich hatte meine Lieblingsfächer (Deutsch, Englisch, Mathe, Zeichnen, Sport) und in denen war ich sehr gut und in anderen eben nicht, in Geschichte sogar überhaupt nicht! Kurz vor dem Einjährigen fragte mich unser Geschichtslehrer: »Wenn ich ihm jetzt sagen würde, was wir für den Tag lernen sollten, dann bekäme ich noch ein »mangelhaft«. Den Wunsch konnte ich ihm aber leider nicht erfüllen.
Mein absolutes Lieblingsfach war Mathematik. Den Lehrer hab ich angehimmelt und der hat mich auch meist unterstützt.
Einmal war ich bei unserem Geschichtslehrer wieder aufgefallen, weil ich die Hausaufgaben für Mathe schon im Geschichtsunterricht gemacht hatte und der schrieb dann ins Klassenbuch: Adolf macht Hausaufgaben. Dann hat unser Mathelehrer dahinter geschrieben: soll er auch!
Das hat uns alle in der Klasse begeistert und ich war wieder positiv im Gespräch.
Ein anderes Mal. Es war Winter und als nächstes hatten wir wieder Geschichtsunterricht. Da habe ich in der Pause alle Fenster in der Klasse ausgehängt und als unser Lehrer reinkam, war es eiskalt in der Klasse. Bis ich die Fenster dann wieder eingehängt hatte, war die Stunde rum.
Begeistert waren meine Klassenkameraden auch immer, wenn ich in meiner Spezialkleidung in die Schule kam. Und das war fast immer.
Als Hose hatte ich grundsätzlich getragene Jeans von den Amerikanern an. Die hatte ich gekauft bei der Firma Habernickel, einem Geschäft für getragene US-Kleidung, am Karlsplatz in der Altstadt von Düsseldorf.
Bevor ich die Jeans dann getragen hatte, war ich immer erst mit angezogener Hose in der Badewanne und hab die Hose mit der Wurzelbürste geschrubbt. Die Passgenauigkeit war dann besser und der Blauton war heller.
Als Schuhe hatte ich getragene Stiefeletten (zwei Nummern zu groß) von meinem Onkel Werner an, der ja auch schon gefallen war.
Als Oberbekleidung trug ich die Felljacke vom Vater Richard. Die hatte der im U-Boot bei Fahrten durch das Eismeer getragen.
Für den Biologie-Unterricht hatten wir einen besonderen Raum. In dem waren allerhand Sachen ausgestellt u. a. auch Aquarien, ausgestopfte Tiere etc. In der besagten Stunde saß ich neben einem Aquarium.
Als es mir zu langweilig wurde, habe ich meinen rechten Arm in das Aquarium gehängt und die Pflanzen um dekoriert. Der Lehrer hat allerdings darum keinen Aufstand gemacht und hat nur eine lustige Bemerkung fallen lassen, dass er ja nicht, sondern ich den Arm jetzt nass hätte.
Ein anderes Lieblingsfach von mir war Sport; also nicht Turnen, sondern Leichtathletik.
Dabei habe ich sechs Jahre lang immer erfolgreich an allen Veranstaltungen für unsere Schule teilgenommen.
In der Zeit war ich auch im Sportverein »DSV« in Düsseldorf. Dort hatte ich mir dann durch viel Training die nötigen Fertigkeiten für Weitsprung und Kurzstrecken-Laufen 50 m, 75 m, 100 m und 200 m geholt.
Eines Tages hatte ich mich mal wieder bei einem Sportfest im »Rheinstadion Düsseldorf« über die Vorläufe bis hin zum Endlauf über 100 m hochgearbeitet und dabei den 5. Platz in 10,6 Sekunden erreicht. In diesem Feld hatte Armin Harry mit 10,0 Sekunden das Rennen gewonnen und Manfred Germar wurde Zweiter mit 10,2 Sekunden. Das war mein größter Erfolg, der mir auch Anerkennung sowohl in der Schule als auch in meinem Verein (DSV04) einbrachte.
Die ständigen Meckereien von Richard wegen der weiten Fahrrad-Fahrt ließen die Eltern dann mit uns Kindern nach Düsseldorf-Lierenfeld in die Reisholzer Straße ziehen. Dort hatten wir eine Wohnung gemietet, die neuer, größer und schöner war. Die bestand aus Wohnzimmer, Schlafzimmer, Küche, Diele, Badezimmer und einem Balkon.
5.Mein 5. Umzug 1956 in die Reisholzer Straße
Von dort war für Richard der Weg zur Arbeit nach Düsseldorf-Reisholz dann auch um zwei Ortsteile kürzer.
Ich hatte jetzt aber auch einen ca. vier km-Weg zur Schule, wenn ich mit dem Rad zur Schule fuhr. Oder ich bin mit der Straßenbahn gefahren, dann musste ich aber an der Kettwiger Straße umsteigen.
Einmal kam auch noch ein besonderes Fahrrad-Erlebnis dazu:
Als ich auf dem Weg zur Schule war, kam ich über den Dorotheenplatz. Das war eine gut befahrene Kreuzung. Dort standen viele Menschen und beobachteten den Verkehr. Mich hat dann auch verwundert, dass der Straßenbelag ganz dunkel war. Also bin ich noch etwas schneller gefahren, um dort vorbei zu kommen. In dem Augenblick ging mir der Kontakt zur Straße verloren und ich rutschte seitwärts über die Kreuzung. Ein Tank-LKW hatte dort Öl verloren und meine Kleidung klebte, ich stank wie ein Ölfass und sah aus wie ein Schwein. Ich bin dann, so wie ich war, zur Schule gegangen, habe mich entschuldigt und alle lachten. Zu Fuß habe ich mich dann auf den Heimweg begeben. Mit der Unterstützung meiner Mutter konnten wir gemeinsam den Schaden an meinem Körper beheben. Das war gar nicht so einfach. Die Kleidung wanderte sofort in den Müll. Das Fahrrad hat Vater Richard in Opas Firma dann »spezial-gesäubert«.
Auf dem Nachbargrundstück unseres neuen Zuhauses befand sich ein Schrottplatz. Wenn mein Bruder und ich etwas nicht essen wollten, haben wir das, was wir nicht mochten vom Balkon auf den Schrottplatz geworfen. Im Frühjahr zum Beispiel ging Vater Richard gerne mit mir in eine Waldgegend in Düsseldorf-Eller, um dort Brennnesseln zu pflücken. Das sollte eine gute Frühjahrskur sein. Mir standen dann schon immer die Haare zu Berge. Meist hatten wir ca. drei Säcke Nesseln gepflückt, Richard zwei und ich einen Sack. Die haben wir auf unseren Fahrrädern fixiert und so ging’s dann wieder nach Hause. Mutter hat die Brennnesseln dann gekocht, handgroße Bälle hergestellt und diese kamen dann in die kühle Kammer. Wenn wir dann einige Tage dieses Grünzeug gegessen hatten, habe ich die Reste wieder auf den Schrottplatz geworfen. Auf dem Büro-Dach gab es dann viele grüne Flecken. Daran hatten mein Bruder und ich auch immer Spaß.
Eines Tages meinte mein Opa, Richard solle den PKW-Führerschein machen. Opa wollte den auch bezahlen und evtl. sollte Richard dann einen Dienstwagen bekommen. Deshalb meldete Opa den Richard bei seinem Nachbarn, der »Fahrschule Gabel« an.
Richard brauchte allerdings viele Fahr-Stunden und hatte 100.000 Problem-Erlebnisse bis zur Prüfung. Einmal hat der Fahrlehrer bei einer Fahrstunde den Richard wieder korrigiert. Da hat Richard das Fahrschul-Fahrzeug mit laufendem Motor einfach auf der Kreuzung »Worringer Platz« stehen gelassen, den Fahrlehrer am Hals gepackt, geschüttelt und ist mit der Straßenbahn wieder nach Hause gefahren.
Endlich kam dann nach ca. 200 Fahrstunden der Tag der Fahr-Prüfung. Der war dann glücklicherweise auch von Erfolg gekrönt. Anschließend sagte der Fahrlehrer abends aber zu meinem Opa: »Lassen Sie nie den Mann (Richard meinte er), mit Ihrem Auto fahren.« Das hat Opa doch nicht wirklich beherzigen können, weil er sich das ja auch anders vorgestellt hatte. Als plötzlich einmal sonntags ein Problem in der Firma auftrat, musste Richard mit Opas Auto nach Düsseldorf-Reisholz in die Firma fahren.
Ich habe dann am Fenster gesessen und auf die Rückkehr von Richard gewartet.
Dann plötzlich sah ich Opas »Borgward-Isabella« mit qualmenden Rädern auftauchen (die Handbremse war noch angezogen). Richard fuhr in die Garage und dort gegen die Wand. Die Bremsen hielten ja jetzt nicht mehr.
Aus all diesen Erlebnissen heraus wollte auch natürlich niemand mehr gerne mit Richard mitfahren. Immer gab es irgendetwas Aufregendes.
Eines Tages hatten die Eltern uns selbst ein Auto gekauft. Das war ein schwarzer Mercedes 170 V (Baujahr 1951) mit roten Velourssitzen und verkleidetem Reserverad an der Kofferraumklappe. Da waren wir aber alle stolz. Doch die Negativ-Erlebnisse nahmen leider kein Ende.
In Düsseldorf-Flingern zum Beispiel, an der Elisabethkirche gab es eine größere Kreuzung. Die befand sich auch noch auf einem Hügel. Dieser Hügel war aber nur aus der Brücken-Kreuzung, die sich aus vier Straßenzufahrten ergab, entstanden. Unter dieser Kreuzung verkehrte die Eisenbahn. Auf jeden Fall musste man, wenn man anhalten musste, auch mal mit Handbremse anfahren. Das hatte Richard wohl nicht gelernt.
Wenn diese Situation auf uns zukam, sind wir den Fahrzeugen, die hinter uns standen, immer entgegen gerollt. Der Rest der Familie ist dann fluchtartig ausgestiegen. Diese Erlebnisse wurden später immer schlimmer, weil Richard eines Tages die Einspritzdüsen des Motors hat auswechseln lassen, damit der Motor weniger Treibstoff verbrauchte. Somit hatte natürlich der Motor auch weniger Leistung und das geschilderte Erlebnis trat noch öfters und schlimmer auf.
Als Reaktion darauf haben wir bald das Auto auch für DM 400,00 wieder verkauft.
Einige Zeit später stellte sich wieder ein neues Problem ein. Vater Richard hatte aus Nächstenliebe angeregt den jüngsten Sohn von meinen Großeltern, den Gerhard, dessen Firma in Siegen gerade wegen Insolvenz schließen musste, nach Düsseldorf zu holen. Dadurch konnten die beiden sich die Arbeit in Opas Firma ja teilen. Richard und Gerhard hätten jeweils ihren eigenen Bereich gehabt.
Opas Firma war ja groß genug, ca. 170 Mitarbeiter waren bereits dort beschäftigt.
Diesen Vorschlag fanden meine Großeltern wieder toll und ließen das auch wahr werden.
Wie sich später herausstellte, war das allerdings auch ein dicker Fehler. Hier der kräftige alte Seemann Richard und dort der dünne Junior-Chef Gerhard, das ging gar nicht.
Richard trug immer Kittel und Arbeitshosen, weil die Arbeit ja einfach schmutzig war. Es gab ja auch keinen großen Kunden-Besucher-Verkehr, der bessere Kleidung erfordert hätte. Gerhard war da ganz anders. Er kam in die Firma, zog sich erst gar keinen Kittel oder Ähnliches an, da er ja der Sohn vom Inhaber war und begrüßte auch alle, die in die Firma kamen, entsprechend und Richard spielte keine Rolle mehr. Das wiederum konnte Richard nicht ab. Es gab ständig Auseinandersetzungen. Bald schon kam es zum großen Knall. Opa kam gerade noch rechtzeitig in die Firma, als Richard den Gerhard eben einmal in das heiße Laugenbecken schmeißen wollte; so sah es zumindest aus. Das hat dann auch wieder tolle Gespräche gegeben. Richard hat daraufhin die Brocken hingeworfen und gekündigt.
Soooh … das war’s und unser Ernährer hatte keine Arbeit mehr.
In solchen Notfällen war mein Mütterlein aber nie auf den Kopf gefallen. Sie hat dann sofort gehandelt. Sie war ja mittlerweile Schneider-Meisterin geworden. In ihrer Ausbildungs-Firma in Düsseldorf hat sie ja auch die Zuschneiderei erlernt. Deshalb hat sie sich nach diesem Debakel sofort selbständig gemacht.
Zunächst nähte sie Abendkleider. Dafür hat sie ihre Kundinnen vermessen, Stoffe gekauft, Schnittmuster gemacht, zugeschnitten und das Ganze zusammengenäht. Die Modelle waren toll anzusehen. Aber das Geschäft lief zu der Zeit noch nicht so gut wie sie gehofft hatte. Der Verdienst war zu gering und auch die Stückzahlen ließen zu wünschen übrig.
Nach reiflicher Überlegung hat sie kurzerhand eine richtige Firma gegründet mit dem Namen »Hischi – Moden« (HildeSchmitz – Moden) und hat Baby-Kleidung hergestellt, Gummihöschen gefertigt, Baby-Garnituren gehäkelt, Laufstallauflagen genäht, Fußsäcke für Kinderwagen hergestellt und so weiter.
Da die Aufträge erfreulicher Weise stark zugenommen hatten, musste sie ja auch Mitarbeiter haben. Die fand sie in einem Ort im Westerwald. Der Nachteil war natürlich, dass der Weg bis dahin ca. 130 km betrug und einer mit dem Auto immer dahin fahren musste. Eines Tages hat sich Muttis Freundin gemeldet, die einen Bauernhof hatte, bei der wir früher, noch zu Kriegszeiten, öfters waren und Mutti dort genäht hatte. Sie wollte sich als Teilhaberin für Muttis Firma bewerben. Das hat Mutti auch gefallen, weil somit erst einmal mehr Geld in der Kasse war und deshalb hatte sie ihr auch zugesagt.
Wenn man sich nun einmal vorstellt, dass unsere 2-Zimmer-Wohnung jetzt auch noch Platz für Zutaten bieten musste; das ging ja gar nicht. Mutti und ihre neue Teilhaberin mieteten ein altes Patrizier-Haus in Düsseldorf-Gerresheim in der Heyestraße.
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