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So auch nicht. Aber so! Man hat den Einstieg gefunden. Endlich! Dann ist man drin im Text und hat einen Flow. Der Text wächst und wächst und wächst bis zu seinem wohlverdienten Ende. Das ist eine so wundervolle Sache!«
Und wenn man einen Text fertig geschrieben hat, freut man sich schon auf das nächste Kapitel.
WARUM SICH MANCHE SCHRIFTSTELLER TARNEN
»Das Pseudonym ist das Wahrzeichen der Realität.«
Billy
Ist es vielleicht der Wunsch nach Unsterblichkeit, der einen dazu bringt, Schriftsteller zu werden und sich in seinen Werken zu verewigen? Dann sind natürlich Pseudonyme der Tod allen künstlerischen Schaffens. Wie soll man berühmt werden, wenn keiner der Leser den Namen des Verfassers kennt, hä? Das ist der Grund, warum Pseudonyme in Schriftstellerkreisen nicht unbedingt wohlgelitten sind. Ausnahmen sind Tarnnamen, hinter denen man sich verschanzen kann, um aus der Deckung heraus auf den Feind zu schießen. Für Salman Rushdie und seinen ermordeten japanischen Übersetzer Hitoshi Igarashi wäre das vielleicht eine Lösung gewesen. Aber kann man ahnen, dass diese Fundamentalisten gleich so überreagieren? Wohl nicht.
Einige Namen, unter denen ich die mitunter zweifelhafte Ehre hatte, schreiben zu dürfen, sind Frank Niemann (ein Charakter aus meinem Frühwerk, dem ich irgendwann zugestand, auch selbst Texte zu schreiben) und Volker van der Heyden (eine Anspielung auf meine Herkunft aus einem einsamen Dorf in der Lüneburger Heide). Auch Clemens Naujoks und Ralf-Olaf Pfarr kommen nur dann zum Zuge, wenn Zeitungen einen möglichst großen Autorenstamm vortäuschen wollen. Ha! Endlich eine Enthüllung! Ein Skandal! Ein Skandalbuch! Ich hoffe, es wirkt sich auf die Auflage aus.
Entgegen anders lautender Gerüchte ist Axel Klingenberg übrigens kein Künstlername, ich heiße wirklich so und ich heiße auch gerne so. Auch das ist ein Grund, warum ich mich selten Clemens Naujoks oder Ralf-Olaf Pfarr nenne – eigentlich nur dann, wenn man mich dazu nötigt.
Doch wollen wir hier von mir selbst und meiner Existenz unter verschiedenen Bezeichnungen abstrahieren und uns prominenteren Personen zuwenden:
Der König der Pseudonyme ist natürlich Kurt Tucholsky, der unter diversen Namen publiziert hat, deren bekannteste Peter Panter, Kaspar Hauser, Theobald Tiger und Ignaz Wrobel sein dürften. Dies soll er zum einen gemacht haben, damit es nicht so aussieht, als ob die Weltbühne nur einen Autoren hätte (s. o.), zum anderen jedoch spiegeln diese fiktiven Verfasser auch die unterschiedlichen Facetten seines Charakters wider.
Peter Panter ist der Theater- und Literatur-Freund, Theobald Tiger der Verseschmied und Faulpelz, Ignaz Wrobel der gallig-garstige Polemiker und Kaspar Hauser der verletzliche und nachdenkliche Geschichtenerzähler. Verschwiegen hat Tucholsky allerdings, unter welchem Namen er in den Jahren 1920 und 1921 für das Propagandablatt »Pieron« geschrieben hat. Diese gut bezahlte, geheime und von ihm später bereute Tätigkeit diente dazu, während der Volksabstimmung in Oberschlesien in der deutschen Bevölkerung antipolnische Ressentiments zu schüren. Zur gleichen Zeit verfasste Tucholsky in der »Weltbühne« die Artikelserie »Militaria«, in der er genau derartige Umtriebe geißelte. In seinem berühmten Text »Was darf Satire?« hat er ein derart uneindeutiges Verhalten übrigens scharf und völlig zurecht kritisiert. »Satire«, schreibt er, »ist eine durchaus positive Sache. Nirgends verrät sich der Charakterlose schneller als hier, nirgends zeigt sich fixer, was ein gewissenloser Hanswurst ist, der heute den angreift und morgen den.« Und in den »[z]ehn Gebote[n] für den Geschäftsmann, der einen Künstler engagiert« heißt es: »Wenn ein Künstler anständig ist und etwas taugt, ändert er sich dir zuliebe nicht, nur weil du mit ihm einen Vertrag gemacht hast.« Hehre Worte ...
Ein anderes Pseudonym, das Tucholsky gelegentlich benutzte, war Old Shatterhand. Er hatte es sich von einem anderen großen deutschen Schriftsteller geborgt, der selbst ebenfalls viel unter Pseudonymen gearbeitet hat: Karl May bzw. Dr. Karl May. Den Doktortitel führte er übrigens erst unrechtmäßig, dann kaufte er sich einfach einen. Er schrieb unter anderem als Capitain Ramon Diaz de la Escosura, Karl Hohenthal, Ernst von Linden, Muhamêl Lautréamont und Richard Plöhn. Als Hochstapler und Betrüger war er es eben gewohnt, nicht immer unter dem richtigen Namen zu arbeiten. Dazu kam noch, dass er sich vermutlich zeitweise tatsächlich für Old Shatterhand hielt, wobei die Legende, dass er mit dem Westernhelden und seinem orientalischen Ableger Kara Ben Nemsi identisch ist, sicherlich auch verkaufsfördernd war. Vielleicht litt er aber auch nur an Pseudologie – auch diese hübsche These gibt es – und war damit ein zwanghafter Lügner.
Das Pseudonym, das mir am besten gefällt, ist übrigens Alexander Roda Roda. Roda Roda hieß eigentlich Sándor Friedrich Rosenfeld, was eigentlich auch kein ganz unschöner Name ist, doch nannte sich die Familie Roda (serb/kroat. für Storch), um nicht mit dem eigentlichen, allzu jüdisch klingenden Familiennamen Anstoß zu erregen. Sándor begann, zusammen mit seiner drei Jahre jüngeren Schwester Maria (»Mi«) unter dem Verfassernamen »A. M. Roda Roda« (»Zum Zeichen, dass wir ein Doppelwesen sind.«) »Romane« zu schreiben. Es folgte die standesamtliche Umbenennung in Roda und schließlich in Roda Roda.
Unter dem hässlichsten aller möglichen Pseudonyme schrieb übrigens Heinrich Hoffmann, der Verfasser des Struwwelpeters: Reimerich Kinderlieb. Das ist an Scheußlichkeit kaum zu übertreffen, brechen wir also hier lieber ab und wenden uns anderen Themen zu.
WARUM ES NICHT IMMER EIN ERFOLG IST, VERÖFFENTLICHT ZU WERDEN
»Es ist ein großer Trost, andere dort scheitern zu sehen, wo man selbst gescheitert ist.«
William Somerset Maugham
Wir erwähnten es bereits: Wer Schriftsteller ist, muss veröffentlicht werden. Er ist – über den Umweg Buch – eine Person des öffentlichen Lebens. Damit sind wir so etwas ähnliches wie Paris Hilton. Wir machen etwas, die Welt schaut zu. Manchmal auch lieber weg. Manchmal auch beides gleichzeitig: Erst hinglotzen, dann angeekelt weggucken und »Igitt« sagen. Der Unterschied: Paris Hilton macht viel, kann aber nix, außer betrunken Auto zu fahren und ältere Herren auf Partys zu begleiten. Betrunken Auto fahren können manche Schriftsteller auch (Bukowski!), aber würden Sie Hank fragen, ob er Sie auf eine Party begleitet? Davon mal abgesehen, dass er tot ist.
Veröffentlichen also ... Wie geht das?
Gut geht es, manchmal sogar besser. Wenn einem nicht die Veröffentlichungsmöglichkeiten unter der Hand wegsterben, wie es mir eine Zeitlang passiert ist. Jede Zeitschrift (»Stimmen zur Zeit«, »Brunsweek«, »Ohropax«, »Szens«), in der ich publizierte, war wenig später mausetot. Ich hatte den braunen Daumen! Mehr noch: Sie starben wie die Fliegen, und ich war ihr Herr! Ach was: Ich war der Midas unter den Autoren, nur ohne Gold. Immerhin haben dann doch einige Zeitungen meine Mitarbeit glücklich überstanden, auch wenn sie nicht immer glücklich damit waren. In einer linken Wochenzeitung ging eine Serie über Literatur und Nationalsozialismus den Weg alles Irdischen, weil ich Gottfried Benn nicht beschimpfen durfte. Nun ja, ich beschimpfte ihn eigentlich noch nicht einmal, sondern kritisierte ihn nur sanft für sein wenig ruhmreiches Engagement während der Nazizeit. Seitdem halte ich mich mit Zeitschriftenveröffentlichungen ein wenig zurück – ich will nicht dafür verantwortlich sein, wenn wieder ein Magazin auf dem Scheiter-Haufen endet. Vielleicht war es auch gar nicht so, dass ich am Einstellen dieser Zeitschriften schuld bin, sondern vielleicht hatte ich einfach die falsche Einstellung und setzte auf die falschen Pferde – auf schnelle Renner, die nach einigen Runden zu fußlahmen Gäulen mutierten, weil die Damen und Herren aus der Redaktion glaubten, es würde ausreichen, bunte Bilder mit unbezahlten Texten zu kombinieren, anstatt den Türklinkenputzer zu machen und Anzeigen zu akquirieren, wie es sich für anständige Zeitschriftenmacher gehört! Ach, könnte ich mich aufregen ...!
Auch über mich selbst, denn auch andere Veröffentlichungen von mir entpuppten sich als veritable Rohrkrepierer. Meine Lieblingspublikation in dieser Hinsicht ist meine Fortsetzungsgeschichte »Das Schwert des Xanq«, die ich so wagemutig wie blauäugig als Hörbuch herausgegeben hatte. Mein Lieblingsverleger ergraute daraufhin innerhalb kürzester Zeit vollständig – ihn packte nämlich das Grauen ob der unglaublich schlechten Verkaufszahlen. Mir selbst ging es nicht besser – auch eine hübsche Diashow mit hippen Playmobil-Darstellern (kurz bevor dies zu einer Modeerscheinung in der Kunstszene wurde) trug nicht dazu bei, das Hörbuch in die Bestsellerlisten zu katapultieren. Warum nicht? Ganz einfach: Ich machte die Erfahrung, dass jedes Buch eine klar definierte Zielgruppe haben muss. Hat es die nicht, hat es keine Chance. Es muss später auch gar nicht nur in diesem Marktsegment seine Käufer finden, es muss nur erst mal entsprechend deklariert werden. Die Harry Potter-Bände z. B. gelten offiziell als Kinderund Jugendbücher – dabei werden sie fast noch öfter von Erwachsenen gelesen bzw. gekauft. Naja, gekauft natürlich sowieso, bei den Preisen! Adulte Konsumenten sind es aber auch, die sie lesen – es verhält sich dabei ähnlich wie bei der Modelleisenbahn. Vadder schenkt sie seinem Sohn und spielt selber damit: »Du musst jetzt wirklich zu Bett, Jonas-Tim!« »Aber es ist erst halb drei nachmittags!« »Aber du bist doch müde, ODER ETWA NICHT?« Und Mutter schenkt Tochter den Potter und liest ihn selber: »Ja, du kriegst es doch bald, nur noch vierhundert Seiten. Es ist grad so spannend!«
Veröffentlichen also ... Wie geht das?
Indem man schreibt.
Und wie geht das?
Indem man sich von der Muse küssen lässt oder am besten gleich mit ihr ins Bett geht. Oder vielleicht doch lieber nicht ins Bett, sondern an den Schreibtisch. Dort treibt man es dann. Heftig, wild und hemmungslos. Vesuvartig und eruptiv bricht es dann aus einem heraus, Gedanken werden zu Wörtern, zu Sätzen, zu Absätzen, zu Kapiteln, zu Büchern. Erschöpft sinkt man nach getaner Arbeit zusammen und lässt sich vom Schlaf übermannen.
Ah, herrlich!
Aber nicht vergessen: Vorher schön speichern, möglicherweise auch im Postfach des Email-Accounts, sonst gibt es ein böses Erwachen, wenn der Text wieder einmal im digitalen Nirwana des Cyberspace verschwunden ist.
Gute Nacht!
WARUM ES EINE FRAGE DER PERSPEKTIVE IST, OB EINE BERUFLICHE VERBINDUNG EINE SEILSCHAFT IST ODER EIN NETZWERK
»Zunächst ist die Wirksamkeit eines Schriftstellers dadurch bedingt, dass er den Ruf erlangt, man müsse ihn lesen.«
Arthur Schopenhauer
Es ist eine allzu schöne Vorstellung, dass man als Schriftsteller an seinem Schreibtisch sitzt, gebeugt über sein im Werden begriffenes Buch. Man schreibt, man korrigiert, man lässt gegenlesen, man korrigiert wieder, man schickt das Skript an den begeisterten Verleger und/oder Lektor, man korrigiert wieder und – schwupps! – schon ist das Buch fertig, wird gedruckt und verkauft.
Doch ein Buch, das verlegt wird, findet nicht unbedingt gleich massenhaft Käufer. Oft findet es noch nicht einmal den Weg in den Buchhandel. Und wenn es dort nicht an prominenter Stelle liegt, dann ...
Man könnte nun alle Buchhändler dieser Welt bestechen, es in ihren Schaufenstern und als Stapelware zu platzieren, aber das wird teuer. Dann könnte man die komplette Auflage ja gleich selber kaufen. Was auch schon Autoren gemacht haben – hier kommt wieder Vatis Geld ins Spiel.
Der andere Weg: Das Kaufinteresse muss geweckt werden. Der Verlag hat z. B. die Möglichkeit, Anzeigen zu schalten. Das kostet auch viel Geld, also rechnet der Verleger hin und her und wieder zurück und schüttelt den Kopf und fragt: »Wie viele Bücher haben wir von dem Autoren XY beim letzten Mal verkauft?«
»Es ist ein Erstlingswerk, Herr«, antwortet sein Buchhalter-Lakai.
»Dann kennt ihn also niemand?«
»Niemand, Herr.«
Seufzen, Kopfschütteln.
»Aber ...«, will man da als Schriftsteller einwenden, schließlich steht man schon die ganze Zeit daneben, aber eine Handbewegung des Verlegers lässt einen sogleich verstummen.
»Ich muss nachdenken«, fährt der Herr Unternehmer fort mit seinem stummen Tun.
Der Buchhalter-Lakai beugt sich zu ihm herunter und flüstert ihm leise Worte ins Ohr. Zahlen sind zu erahnen.
Der Verleger seufzt wieder und spricht: »Anzeigen gibt’s nicht. Wir schicken Verlagsvertreter ins Land hinaus, um die Kunde von seinem Erstlingswerk«, er lacht leise, »zu verbreiten. An wen sollen wir Rezensionsexemplare senden?«
»An Zeitungen? Zeitschriften? Magazine? An Online-Feuilletons?«, fragt man da als naiver Autor zurück.
Der Verleger lacht wieder, diesmal lauter, der Lakai stimmt mit ein.
»Nennen Sie mir Namen. Wer wird ein gutes Wort für Sie einlegen?«
»Ähh«, antwortet man zugegebenermaßen etwas unbestimmt. Und dann, abschließend: »Weiß nicht.«
»Warum machen wir denn dann ein Buch mit ihm?«, fragt der Verleger, seufzt ... nein, stöhnt und wendet sich an den Öffentlichkeitsarbeiter-Lakai: »Was können wir da machen?«
»Wir könnten ihn in eine Talkshow stecken. Oder in eine Late-Night-Show. Oder in eine Comedy-Sendung ...«
»Keine Comedy!«, schreit da der Autor laut auf.
»Dann Late-Night oder Prime-Time«, verkündet der Verleger. »Ist das Buch lustig?«
»Leidlich, leidlich«, sagt der Programm-Lakai.
»Dann vielleicht doch Comedy.« Der Verleger überlegt. Er ist ein Überleger.
»Keine Comedy!«, schreit der Autor wieder. »Bitte keine Comedy!«
»Was schreit er da?« Der Verleger hört auf zu überlegen und schaut den Schriftsteller fragend an. Dann bestimmt er: »Wascht ihm die Haare, zieht ihm was Ordentliches an und dann ab mit ihm ins Fernsehen.«
Und wenn man dann Glück hat, kommt man tatsächlich ins Fernsehen. Dort talked man, liest was vor und hält das Buch in die Kamera. Und ein gelungener Auftritt bei »TV total« kann tatsächlich dazu beitragen, ein Werk in die Bestsellerlisten zu katapultieren. Es erklärt, warum es manchmal auch zweitklassige Werke in die Charts schaffen.
Wenn man jedoch wirklich keine Freunde hat, die in Redaktionen sitzen oder Bücher besprechen, die sich also für einen einsetzen und dafür sorgen, dass alle Fleischer, Soldaten, Fahrlehrer, Bademeister und Bäckereifachverkäuferinnen der Meinung sind, sie müssten es lesen, besitzen, kaufen, verschenken, bleibt es wie Blei in den Regalen liegen. Und das ist doch wirklich schade um das so hübsch bedruckte Papier.
Merke: Im Krieg, in der Liebe und im Literaturbetrieb ist alles erlaubt.
WARUM SCHREIBEN ARBEIT IST
»Kann man das Werden eines schlechten Buches vergeben, / Dann nur den Ärmsten, welche schreiben, um zu leben.«
Molière
Wie ich vielleicht schon erwähnt habe, ist ein Autor nicht immer nur Autor, sondern hat auch noch andere Verpflichtungen. Er (oder sie – die deutsche Grammatik ist schuld daran, dass die weiblichen Kolleginnen hier ein wenig zu kurz zu kommen scheinen) hat Familie und oft auch noch einen Brotberuf. Vielleicht hätte ich auch tatsächlich auf meine Frau Mutter hören sollen, die mir damals riet, meinen Arbeitsplatz beim Fernmeldeamt (so hieß das damals – heutzutage klingt diese Bezeichnung fast sozialistisch) nicht aufzugeben und doch noch Beamter zu werden.
Heutzutage bin ich Freiberufler. Frei von einem Beruf also, jedenfalls von einem mit einer klaren Definition. Manchmal auch frei von einem Verdienst, jedenfalls von einem nennenswerten. Ich bezeichne mich deshalb gerne als Literaturdienstleister.
Ich schreibe (für Zeitungen, für Magazine, für die Schublade), lese vor (in Kneipen, Kulturzentren und Schulen), lektoriere die Texte anderer Leute (eine anstrengende Tätigkeit, die schon alleine deshalb schwierig ist, weil viele Autoren so an ihren Texten hängen, dass sie sich nicht überwinden können, diese großzügig zu überarbeiten – obwohl sie es eigentlich dringend tun müssten) und lehre das Schreiben. Erzieher, Autor, Lektor, Dozent und Vortragskünstler – ganz schön viel für eine Person. Aber das ist die Regel und nicht die Ausnahme.
Die meisten (um ehrlich zu sein: fast alle) Schriftsteller gehen eben auch noch anderen Tätigkeiten nach. Und diese müssen nicht unbedingt etwas mit dem eigentlichen Beruf zu tun haben. In den letzten Jahren habe ich u. a. für ein Verkehrsforschungsinstitut gearbeitet und ökologisch angebaute Lebensmittel ausgefahren. Andere Kollegen arbeiten als Taxifahrer, Buchhändler, Kellner, Werbetexter (das geht ja schon fast – aber nur fast – in die angestrebte Richtung), Veranstalter, Herausgeber, Autoren von Festschriften und Sonntagsreden, Lektoren von Diplomarbeiten, DJs, Grafikdesigner, Reinigungsfachkräfte, Bauarbeiter, Erntehelfer, Pizzaboten, Testpersonen für neue Medikamente (am liebsten für Stimmungsaufheller – die kann man ja immer gebrauchen), Jongleurinnen, Psychiater, Angestellte im Krankenhaus zur Betreuung dieser komischen Geräte mit dem Piep, Langstreckenpiloten, Musiker, Zeichner, Maler, Wahrsagerinnen, Blutplasmaspender ...
Ach, es gibt nichts, was wir nicht machen.
Denn wir mögen uns auf die Fahnen schreiben, dass wir für die Literatur leben, doch von der Literatur zu leben, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit. Und kommen Sie mir jetzt nicht mit den Autoren, deren Namen Sie in der SPIEGEL-Bestsellerliste gelesen haben – diese Leute sind lediglich die Ausnahmen, die die Regel bestätigen.
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