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Ein weiteres Instrument, die indianische Bevölkerung in das System des weißen Amerika zu assimilieren, war die groß angelegte Umerziehung indianischer Kinder. Das Motto lautete „Kill the Indian – save the man“, zu Deutsch „Töte den Indianer, rette den Menschen“. Diese Zurichtung und Umerziehung erfolgte zum einen in den nordamerikanischen Internatsschulen (USA: Boardingschools, Kanada: Residential Schools), die entweder durch christliche Kirchen oder das Bureau of Indian Affairs (USA) bzw. das Department of Indian Affairs and Northern Development (Ministerium für indianische Angelegenheiten und Entwicklung des Nordens, Kanada) betrieben wurden, zum anderen durch die Freigabe indianischer Kinder zur Adoption und Pflege.
Der kanadische Spielfilm „Wo ich zuhause bin“ (Where The Spirit Lives) von Bruce Pittman aus dem Jahr 1989 zeigt sehr eindringlich die unmenschliche Praxis der Kindesentführung, Umerziehung und systematischen kulturellen Entwurzelung junger Natives in den Residential- oder Boarding Schools. Gegen den Willen der Eltern, Großeltern oder sonstigen Verwandten wurden die indianischen Kinder von Regierungsbeamten aus ihren Familien herausgeholt und in die Umerziehungsschulen gebracht. Hier mussten sie zuallererst ihre Haare abschneiden lassen, wurden mit DDT „von Ungeziefer befreit“ und anschließend in Anstaltskleidung gesteckt. Das Reden in ihrer eigenen Sprache, das Wahrnehmen eigener religiöser Zeremonien war den Kindern strengstens untersagt. Bei Regelverstößen wurden die Kinder geschlagen und angekettet oder durch Essensentzug bestraft. Auch das Reinigen des Mundes mit Seife war bei solchen Anlässen eine der üblichen Sanktionen. Aus dem Sanktionskatalog der US-Indian Boardingschools des BIA wurden Strafen wie Kahlrasur oder das Anlegen von Handschellen erst 1970 verboten.
Diese Form der Boardingschools, die in den USA erst in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts und in Kanada 1988 (andere Quellen sagen 1996) geschlossen wurden, waren häufig nicht nur Orte von Misshandlungen, sondern auch des massenhaften Missbrauchs indianischer Kinder. Wenn nach einigen Jahren die Kinder diese Umerziehungsschulen und Folterstätten weißer, christlicher „Zivilisation“ verließen, waren sie meist völlig von ihrer indianischen Herkunft entfremdet. Weder waren sie ihrer Stammessprache mächtig, noch kannten sie die Geschichte ihrer Kultur und ihrer Unterwerfung. Ihnen waren die Zeremonien ihrer Religion genauso fremd wie ihre engsten Familienangehörigen. Der indianische Aktivist, Singer/Songwriter und Schauspieler Floyd Crow Westerman (u. a. „Der mit dem Wolf tanzt“) schrieb in dem Song „Wounded Knee“ aus dem Album „The Land Is Your Mother“29 über seine Zeit an der Wahpeton Indian Boarding School in Nord-Dakota, „You put me in your boarding school, made me learn your white man rule, be a fool“30.
Doch nicht nur die gezielte Zurichtung indianischer Kinder für das Leben in der weißen „Gewinnergesellschaft“ beschrieb er, sondern den persönlichen Schmerz der Trennung, den tausende indianischer Kinder, Eltern und Familien durchmachten: „Zuerst dachte ich, ich sei in dem Bus, weil meine Mutter mich nicht mehr mochte, doch dann sah ich sie weinen. Es tat ihr weh. Und mir tat es weh, dies zu sehen. Ich werde das niemals vergessen.“
Dennis Banks, Mitgründer des American Indian Movement, beschrieb die Folgen seiner Boardingschool-Zeit und der dortigen Akkulturationsbemühungen u. a. durch die dort zur Verfügung stehenden Geschichtsbücher, die Indianer als „mörderische, blindwütige Wilde“ darstellten, wie folgt:
In einem dieser Bücher war ein Bild eines grinsenden Indianers, der ein kleines, blondes, weißes Mädchen skalpierte … Ich begann mich selbst dafür zu hassen, Indianer zu sein, und ich bildete mir immer mehr ein, ein echter weißer Junge zu sein. Meine weißen Lehrer und deren Bücher lehrten mich, meine eigenen Leute zu verachten. Weiße Geschichte wurde so zu meiner Geschichte, denn es gab auch keine andere. Wenn sie mit uns einmal in der Woche ins Kino gingen – in die 12-Cent-Matinee, jubelte ich für Davy Crockett, Daniel Boone und General Custer. Ich war auf der Seite der Kavallerie-Massaker an den Indianern. In meinen Fantasien war ich John Wayne, der Siedler vor den roten Feinden rettete. Ich träumte, ich sei ein Cowboy. Meine Lehrer waren sehr erfolgreich bei meiner Gehirnwäsche. Sie hatten mich zu einem „Apfel“ gemacht – außen Rot innen Weiß.31
Zu dem Genozid des 18. und 19. Jahrhunderts ist somit also der Ethnozid hinzugekommen. Allerdings überlebten viele Schüler diese Internierung nicht. In Kanada, wo in der Zeit zwischen 1870 und 1996 ca. 150.000 indigene Kinder aus ihren Familien herausgerissen wurden, lag die Sterblichkeitsrate der Schüler nach fünfjährigem Aufenthalt in einer indianischen Residential School bei ca. 35 - 60 %, vor allem, da viele der Schülerinnen und Schüler hier an Tuberkulose und Unterernährung litten. Oftmals erfuhren die Angehörigen nichts über Verbleib, Leben oder Tod, Todeszeitpunkt und -ursache oder Bestattungsort ihrer Kinder. Und wäre dies nicht schon schlimm genug, so wurde in den 40er und 50er Jahren des 20. Jahrhunderts die mörderische Internatsschul-Praxis in Kanada zusätzlich noch für medizinische Versuche an erkrankten und unterernährten Kindern genutzt.32
Weniger öffentliche Aufmerksamkeit wurde einer anderen, bis in die heutigen Tage anhaltenden Praxis der Kindesentnahme zuteil, nämlich der massenhaften Unterbringung indianischer Kinder bei Pflegefamilien und der Freigabe indianischer Kinder zur Adoption. Ende der 60er und Mitte der 70er Jahre stellte die „Association on American Indian Affairs“ (AAIA) fest, dass 25 - 35 % der indianischen Kinder nicht bei ihren Familien lebten. Mehrheitlich wurden die Kinder bei nichtindianischen Pflegeeltern untergebracht. So lebten zu dieser Zeit zum Beispiel in Minnesota laut der AAIA-Untersuchungen nur eines von 100 indianischen Pflegekindern und in Wisconsin gar nur eines von 1.158 Kindern bei indianischen Pflegeeltern. Als Gründe für die Fremdunterbringungen mussten immer wieder Aussagen herhalten, dass es für die Kinder und ihre Entwicklung doch viel besser wäre, nicht von ihren Eltern oder ihrem Volk erzogen zu werden. Die Familien seien zu arm, die Wohnmöglichkeiten wären zu primitiv oder es fehle an sanitären Einrichtungen. Mary Crow Dog schrieb, dass eine Toilette mit Wasserspülung für weiße Sozialarbeiter wohl wichtiger sei als eine gute, fürsorgliche Großmutter und dies allemal ein Grund wäre, die Kinder an weiße Fremde zu geben. Hierbei zeigt sich auch in ganz besonders perfider Weise die Kumpanei nichtindianischer Missionare und Sozialarbeiter, die selbst regelrechte Entführungen unterstützen, wie folgender Fall dokumentiert:
Zwei Frauen aus Wisconsin, die während der Weihnachtsferien 1971 die Pine Ridge Reservation besuchten, um ein Kind zur Adoption zu finden, baten die Mutter der dreijährigen Benita Rowland um Erlaubnis, das Kind auf eine mehrwöchige Reise mitnehmen zu dürfen. Auf Drängen eines örtlichen Missionars … unterschrieb Benitas Mutter ein Papier, das angeblich den zwei Frauen gestatte, mit dem Kind diese Reise zu machen. Sie nahmen prompt Benita nach Wisconsin mit und weigerten sich, sie den Eltern zurückzugeben. Es stellte sich heraus … dass das Papier … in Wirklichkeit eine Vereinbarung war, wonach sie alle Rechte aufgab und der Adoption von Benita zustimmte. Monatelang bemühten sich die Eltern erfolglos um die Rückkehr ihres Kindes. Der Schriftverkehr zeigt, dass die zwei Frauen – eine davon eine Geschichtsprofessorin an der University of Wisconsin – bereit waren, Benita käuflich zu erwerben. In einem Brief an Benitas Mutter rechtfertigten sie ihre Handlung mit dem Grund, dass ‚Gott es so gewollt habe. … Wir nahmen Ihnen Benita nicht weg; Sie gaben die physische Geburt, die wir nicht geben konnten, und wir können ihr die Möglichkeiten bieten, die Sie ihr nicht bieten können … so gehört sie uns beiden: Doch vor allem gehört sie dem Herrn.33
Ein Bericht des National Council of Juvenile and Family Court Judges aus dem Jahr 2011 zeigt auf, dass nach wie vor eine unverhältnismäßig hohe Zahl indianischer Kinder in Pflegefamilien und -einrichtungen zwangsuntergebracht ist. In einigen Reservationen sei sogar wieder eine zunehmende Tendenz solcher Kindsentnahmen zu verzeichnen, wobei keines dieser Kinder in eine indianische Pflegefamilie käme, auch wenn es diese gäbe. Die Wahrscheinlichkeit für ein indianisches Kind, aus der eigenen Familie herausgenommen und dann fremdplatziert zu werden, ist zwölf Mal höher als für weiße Kinder.
Brennpunkt dieser Entwicklung und Situation ist weiterhin Süd-Dakota. Hier werden jährlich ca. 600 Kinder aus den Familien genommen. 63 % der indianischen Kinder in diesem Bundesstaat sind nach Angaben der National Indian Child Welfare Association in Pflegeverhältnissen untergebracht.34
Dieses traurige Kapitel indianischer Geschichte kann allerdings nicht beendet werden, ohne auf zwei weitere Phänomene, nämlich die langjährige Praxis der Zwangssterilisation von indianischen Mädchen und Frauen und den Ökozid in den Abbauregionen von Uran, hinzuweisen.
Die massenhafte Zwangssterilisation indianischer Mädchen und Frauen vor allem in den 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts war ein weiterer Versuch, Amerika zu de-indianisieren. Diese Form des Völkermordes blieb lange Zeit der öffentlichen Wahrnehmung des weißen Amerika verschlossen und war auch hier in Europa unbekannt. Jedes Jahr wurden tausende, vor allem junge Frauen im gebärfähigen Alter, ohne deren Wissen und Einwilligung während Zahn-, Blinddarm- oder ähnlichen Operationen sterilisiert. Einzelne Berechnungen gehen davon aus, dass ca. 25 % der indianischen Frauen in dieser Zeit sterilisiert wurden. Im gleichen Zeitraum nahm die Geburtenrate der indianischen Bevölkerung um 25 % ab. Ähnliche Sterilisierungsprogramme wurden in den USA an afroamerikanischen und puertoricanischen Frauen und Mädchen sowie mit US-Unterstützung auch in lateinamerikanischen Ländern (Bolivien und Brasilien, später auch Peru) vor allem an Indigenen durchgeführt.
Anderen jungen Indianerinnen wurde gleich die Gebärmutter entfernt, und im Falle von Schwangerschaften wurden indianische Mädchen zur Abtreibung „beraten“. Erst mit dem Erwachen der Red Power-Bewegung und dem weltweit größer werdenden Interesse am Schicksal der nordamerikanischen Indianer, das sich auch im IV. Russell-Tribunal von 1984 niederschlug, wurde diese Genozidpraxis gegen die amerikanischen Ureinwohner einer breiteren Öffentlichkeit bekannt.
Das „American Indian Journal“ schrieb über diese Praxis: „Sie nahmen unsere Vergangenheit mit dem Schwert und unser Land mit der Feder. Jetzt versuchen sie, unsere Zukunft mit dem Skalpell zu nehmen.“35
Zu der bisher beschrieben Genozid- und Ethnozidpraxis kam seit Ende der 40er Jahre des 20. Jahrhunderts noch der Ökozid aufgrund der Zerstörung intakter Ökosysteme hinzu. Wie in Australien, Nigeria und einigen GUS-Staaten beginnen Anfang und Ende des nuklearen Kreislaufs, Uranabbau und Endlagerung, auch in den USA und Kanada vor allem in den Gebieten der indigenen Völker. Die Folgen sind Verstrahlung von Luft und Wasser, Vergiftung der Nahrungskette, Kontaminierung von Minenarbeitern aufgrund gesundheits- und lebensgefährdender Arbeitsbedingungen beim Uranabbau, toxische Umweltbelastung durch Chemikalien als Folge der Uranverarbeitung.
In den Uranabbauregionen Arizonas, Süd-Dakotas (beide USA) und Saskatchewans (Kanada) leben Teile der Hopi, Navajo (Dineh), Lakota/Dakota (Sioux), Cree, Chippewa und Dene in partiell radioaktiv verseuchten Reservationsgebieten. International tätige Konzerne hinterlassen in den genannten Regionen radioaktiv strahlende Abfälle, offene Probebohrlöcher und stillgelegte oder noch genutzte Abbaugebiete, die Wasser und Luft, Pflanzen, Wild und Vieh vergiften und Leben und Gesundheit der dort lebenden Menschen bedrohen.
So gab es 1986 in der Navajo-Reservation über 650 aufgelassene Bohrlöcher, Minen und Stollen und sechs stillgelegte Uranmühlen. Vor allem männliche Reservationsbewohner sahen in der Minenarbeit eine Chance, der vorherrschenden Armut zu entkommen. Über mögliche Gefahren erfuhren die indianischen Minenarbeiter nichts. 90 Cent Stundenlohn als Anfangseinkommen boten die Uran-Minen ihren Minenarbeitern. Nach den Sprengungen unter Tage durften diese dann in die unbelüfteten staubigen Stollen, um dort das Uranerz abzubauen. Ein Großteil des Uranerz-Gesteins blieb nach dessen Zerkleinerung durch die Gesteinsmühlen in von Wind und Wasser ungeschützten Tailings liegen und kontaminiert somit seit über 50 Jahren die gesamte Umgebung. In einigen Regionen wurde hieraus sogar Baumaterial für den Haus- und Straßenbau hergestellt.
Längst sind diese Siedlungen verlassen und gleichen abgeriegelten Geisterstädten. Erst nachdem die Bewohner dieser Wohnsiedlungen, meist Native Americans oder Angehörige der verarmten weißen Arbeiterklasse, über unerklärliche Symptome klagten und viele Bewohner schwer erkrankten, wurde dieser Skandal aufgedeckt.
Weitere seit langem bekannte und nachweisbare Folgen der Uranwirtschaft für Native Americans:
– in der Pine Ridge Reservation/Süd-Dakota liegen die gemessenen Radioaktivitätswerte des Grund- und Oberflächenwassers an mehreren Stellen um ein Mehrfaches über dem erlaubten Grenzwert;
– auffällig hohe Zahlen von Fehl- und Totgeburten sowie Missbildungen in Süd-Dakota und Nord-Saskatchewan.
– das Jobwunder endete für viele Navajo- und Dene-Uranminenarbeiter aufgrund fehlender bzw. unzureichender Arbeitsschutzmaßnahmen und mangels Risikoaufklärung tödlich;
– Western-Schoshone-Indianer leben in den kontaminierten Atomtestgebieten Nevadas, zudem drohte ihnen bis zum Amtsantritt von US-Präsident B. Obamas ein gigantisches Endlager hochradioaktiver Abfälle.
Die Gesundheitsstudie der Women of All Red Nations (WARN) aus dem Jahr 1980 beschreibt ausführlich die hohe Rate an Knochenkrebserkrankungen, problematischen Schwangerschaften oder genetischen Defekten als mögliche Folgen der nuklearen Kontaminierung des Trinkwassers in Teilen der Pine Ridge Reservation aufgrund von Uranvorkommen, -abbau und -verarbeitung sowie Einsatz uranhaltiger Munition in militärischen Versuchsgeländen (bombing ranges) in den Badlands. Und für die Navajo gilt fast vierzig Jahre später, also Ende der zweiten Dekade des 21. Jahrhunderts, dass Lungen- und Knochenkrebs sowie Nierenerkrankungen häufiger vorkommen als in der Gesamtbevölkerung, denn nicht nur die Minenarbeiter sondern auch deren Familien waren und sind radioaktivem Staub, Trinkwasser und kontaminierten Lebensmitteln ausgesetzt. (D.Hahn, 2017).
Und wenn dieses Kapitel überschrieben ist mit „Indian Wars Aren‘t over“, so sollten abschließend noch zwei weitere Aspekte erwähnt werden.
Erstens ist hier auf das Schicksal zahlreicher indigener Mädchen und Frauen hinzuweisen, die immer wieder Opfer von Entführungs-, Sexual- und Tötungsdelikten werden, die eben nicht von Familien- oder Stammesangehörigen begangen wurden. Anlässlich der Ermordung der 22-jährigen, im achten Monat schwangeren Lakota Savannah LaFontaine-Greywind schrieb Leonard Peltier: „Unsere indigenen Frauen sind zehnmal häufiger Opfer von Gewalttaten als jede andere Gruppe von Frauen. Und dies ist Gewalt von Non – Natives, das ist nun mal statistisch erwiesen. Unsere Frauen werden mehr als andere Frauen entführt, ermordet oder werden vermisst.“ (Statement from Leonard Peltier regarding Murdered Native Women, 30. August 2017).
Zweitens bezieht sich dies auch auf die Reaktionen des weißen Amerika auf die erwachende Gegenwehr vieler Indianer seit den 60iger Jahren gegen weitere Landvertreibung und Uranabbau, gegen die Zerstörung intakter Landschaften und spiritueller Orte, gegen rassistische Polizeiübergriffe und Justiz sowie die anhaltenden Versuche, die Forderung nach Selbstbestimmung und Einhaltung der Verträge aus dem 19. Jahrhundert zu unterdrücken. Die Bedeutung von Land ist dabei nach wie vor wichtiges Element indianischer Spiritualität und Philosophie. „Mother Earth“ oder „Pacha Mama“ ist untrennbar mit dem Leben und Denken traditioneller Indianer und Indios verbunden. Dabei ist der Mensch ein Bestandteil eines großen Kreislaufs und somit lediglich ein Element der Dinge und (Lebe)Wesen eines Territoriums, die ihn umgeben. Aktuell hat dies in Mexiko Subcommandante Marcos beschrieben, in dem er ausführte:
Ein indianisches Volk ohne eigenes Territorium ist kein indianisches Volk mehr. Die Sprache und diese Dinge zerfallen allmählich, aber wenn das Land zerstört wird, dann haben wir keine Wurzeln mehr. Es ist so, als würden sie unsere ganze Familie töten … Es ist, als würden sie dir die Seele herausreißen.36
Oder wie es die Anishinabe-Aktivistin Winona LaDuke formulierte: „Wenn ein Volk keine Kontrolle über sein Land hat, hat es auch keine Kontrolle über sein Schicksal.“
Es war der Black Power- und Black Panther-Aktivist und -Theoretiker Kwame Turé alias Stokely Carmichael, der dies in seiner Konsequenz so ausdrückte: „Wenn von Befreiung gesprochen wird, von wahrer Befreiung, dann ist vom Land die Rede. Und wenn vom Land in dieser Hemisphäre die Rede ist, dann ist auch von den amerikanischen Indianern die Rede.“37 Am Ende des vorliegenden Buches wird dieser Aspekt indianischen Widerstands anhand anhaltender Konflikte und Kämpfe um die Zerstörung und profitorientierte Nutzung von Land nochmals deutlich. Und auch hier wird sich wieder zeigen, dass vor allem Indigene ins Fadenkreuz beauftragter Killer geraten, sobald sie sich für Umweltschutz und Menschenrechte engagieren (Kap. 8).
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2 Zum Problem der Kolonialisierung indianischen Widerstands z. B. durch die Kategorien materialistischen Denkens s. a. Kap. 3: Von Red Power zu AIM …
3 hierzu ausführlicher Kap. 4 ff.
4 Charles C. Mann: Amerika vor Kolumbus, S. 38 f, 2016
5 unterschiedliche Quellen benennen 9.629.091 km2 bzw. 9.809.000 km2
6 E. Frey: Schwarzbuch USA, 2008, S. 25
7 L. L. Mathias: Die Kehrseite der USA, 1971, S. 287
8 Claus Biegert: 200 Jahre ohne Verfassung. 1976. S. 21
9 V. Hopkins: USA Der Südwesten, 1998, S. 34
10 Claus Biegert: a.a.O., S. 19
11 R. Winter: Ami Go Home. 1989. S. 138
12 ebd., S. 140
13 zitiert nach Charles C. Mann, Amerika vor Kolumbus, S. 36
14 siehe Kapitel 3 „Treaty Council“
15 http://de.wikipedia.org/wiki/Langer_Marsch
16 C. Biegert: a. a. O., S.23
17 R. Winter: a. a. O., S. 140 f
18 http://de.wikipedia.org/wiki/Angriff_am_Washita
19 W. Haberland: 2014, S.21; 1986, S. 17 f und H.& H. Koch: 2014
20 General Philip Sheridan, zitiert nach Michael S. Sample: Bison. Symbol of the American West, 1987, S. 32
21 zit. nach Fotowand im „Museum of American Bison“, Rapid City 2014
22 Michael S. Sample, a. a. O.; Sample, H. & H. Koch: 2014, S.,90, 127; Jörg Michel TAZ 4.5.2017, S. 9.
23 M. Seiller: COYOTE, 100/2013-14
24 E. Frey. a. a. O. S. 36
25 S. a. Subcomandante Marcus: Kassensturz. 2009
26 American Indian Movement Support Group Hamburg, 1975, S. 8
27 http://de.wikipedia.org/wiki/Termination_(Indianerpolitik
28 L. Peltier: Mein Leben ist mein Sonnentanz. 2000. S. 113
29 in Deutschland erschienen bei Trikont „Unsere Stimme“ Schallplatten GmbH, München
30 „Ihr habt mich in euer Internat gebracht, mir eure Regeln beigebracht, einen Idioten aus mir gemacht“
31 D. Banks: a.a.O., S. 28
32 u. a. M. Seiller: COYOTE 100/2013-14
33 zit. nach: U. Wolf: Mein Name ist Ich Lebe. 1980, S. 161 f
34 Quelle: u. a. M. Seiller, COYOTE 92/2011
35 ebd. S. 154
36 Subcomandante Marcos, a. a. O., S. 45
37 zit. nach W. LaDuke: Vom Natürlichen zum Synthetischen und wieder zum Natürlichen zurück, in: W. Churchill (Hrsg.) Das indigene Amerika und die marxistische Tradition, 1993, S. 36
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