Fritze un Flori vortällt sick wat - Fritz und Florian erzählen sich etwas

- -
- 100%
- +

Ilse Köhler
Fritz und Florian erzählen sich etwas

Die Braunschweigische Landschaft e.V. – Geschäftsgebiet sind die kreisfreien Städte Braunschweig, Salzgitter und Wolfsburg sowie die Landkreise Helmstedt, Peine, Wolfenbüttel – ist eine Institution der regionalen Kulturförderung. Gefördert wird in den von Arbeitsgruppen wahrgenommenen Betätigungsfeldern.
Die Arbeitsgruppe „Plattdeutsch“ pflegt – unter anderem als „Plattdeutsche Autorenwerkstatt“ – das ostfälische Plattdeutsch, als eines der heimischen Kulturgüter.

Impressum
Herausgeber: Braunschweigische Landschaft e.V.
Autorin: Ilse Köhler, Schöningen-Esbeck
Gestaltung: Uwe Krebs
Illustrationen: Dr. Mareike Hornig
Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung.
Verlag Uwe Krebs, 38176 Wendeburg, 2016.
ISBN 978-3-932030-74-1
www.verlag-uwe-krebs-de
Vorwort
Leiwe Lüe – liebe Leserinnen und Leser.
Mit Kindern beschäftigt und für Kinder eingesetzt hat sich Ilse Köhler immer wieder und so einen schönen Mittelpunkt ihres Lebens geschaffen. In ungezählten öffentlichen Auftritten begeisterte sie mit großer Sachkenntnis jüngere und ältere Personenkreise mit ihren Vorträgen in hochdeutscher und plattdeutscher Sprache, wurde in der Region gut bekannt und fand aufrichtige Anerkennung.
Immer wieder beliebt zeigten sich die Auftritte mit ihrer Handpuppe Olga. Im hochdeutsch-plattdeutschen Zwiegespräch kam es in Fragen und Antworten oftmals zu unerwarteten aber interessanten und lehrreichen Erkenntnissen. Hier sind es Fritz(e) und Flori, die uns mit eigenen Erlebnissen und geschichtlichen Ereignissen erfreuen.
Im vorliegenden Buch bekommen wir – auf hochdeutsch und plattdeutsch – gute Einblicke in die Lebensart und Denkweise von Ilse Köhler. Die Menschen in ihrer Umgebung sind beschrieben, wie auch die Anteilnahme, die gegenseitige Achtung und Beachtung, die Rücksichtnahme. Daraus können sich für Leserinnen und Leser manche Anregungen entwickeln.
Ich wünsche gute Unterhaltung beim selber Lesen aber auch beim Vorlesen in kleinerer oder größerer Runde.
Rolf Ahlers
Sprecher der AG Plattdeutsch
der Braunschweigischen Landschaft e.V.
Vita
Ilse Köhler, geb. 1943 in Büddenstedt, Kreis Helmstedt, lebt seit 50 Jahren im Schöninger Ortsteil Esbeck. Sie engagiert auf vielfältige Weise für den Erhalt der plattdeutschen Sprache.
Allein schon durch Ihren Beruf als Erzieherin ist es ihr ein großes Anliegen, die Sprache auch Kindern näherzubringen. Beispielsweise unterrichtete sie Plattdeutsch 20 Jahre ehrenamtlich in der Grundschule Esbeck. Auch wird sie gern mit ihrer plattdeutsch sprechenden Handpuppe Olga in die Kindergärten eingeladen.
Ihre Enkelkinder lieben Omas Geschichten, die „noch nie nicht“ jemand gehört hatte. Auch der Landesheimatbund Sachsen-Anhalt benötigt für seinen jährlichen Vorlesewettbewerb „Kinder lesen platt“ kindgerechte Texte. So entstanden im Laufe der Jahre viele Geschichten und Reime.
Im Braunschweiger Regional Sender „Okerwelle 104,6“ spricht sie regelmäßig einen Nachrichtenüberblick zur vergangenen Woche auf Plattdeutsch. Man findet von Ilse Köhler aber auch viele Kurzgeschichten, Glossen und Gedichte in der plattdeutschen Literatur sowie in den Printmedien.
Groter Brauder – lüttje Schwester
Florian kummt ut de Schaule. Hei is sau in Jedanken, dat hei bienah ober Fritze siene Fäute fallt. „He, Flori, du kiekst ja sau bedeppert. Hat et in de Schaule Arjer ejeben?“ fröcht Fritze. Florian schüddelt en Kopp. „Nu sett dick erstemal tau mick op de Bank un vorhale dick“, schlaget Fritze vor. Flori sett sick dal. Denn swiejet se beide.
Na ne Wiele säjjt Flori: „Miene lüttje Schwester, use Lotta, is hüte tau’n ersten Male in Kinnergaren.“ „Fein“, meint Fritze, „denn sau kann se dick ja nich mehr op de Nerven gahn.“
Nu ward Florian munter. „Da säjjst du wat, Fritze. Stell dick vor, Lotta hat ut miene Ritterborch de Ritter mit samt öhre Waffen un Pere ruutesmetten un dafor dat Möbelmank un de blöden Puppen ut öhr Puppenhuus rinesett.“ Fritze schüddelt den Kopp. „Mann, Mann, Mann, de truut sick wat! Ne Ritterborch in ne Puppenstube umtaufunktioneern. Da mosste erstemal op komen. Bist du destawejen sau betrübet?“
„Nee, nee“, winket Flori af, „dat is et nich. Wenn ick daran denke, dat use lüttje Lotta nu ganz alleene in Kinnergaren is un jewiss na Mama un mick bittere Tranen huult, ward mick ganz anners. Viellichte sind da ok dönsche Kinner, de Lotta arjert.“ Fritze wett Bescheid. „Ja, nu kann ick diene Sorje vorstahn.“
Wedder swiejet beide. Da fallt Fritze wat in. „Du kennst doch Kathy, miene Enkeldochter. Ick kann mick noch ganz jenau besinnen, as de öhrn ersten Kinnergarendag harre. Sau ganz ohne Theater gung dat ok nich af. Höre tau, dat was sau:
Up Huchdütsch is et hier tau lesen.

Wuffi in Kinnergaren
„Kathy, bist’e parat? Wi möt in Kinnergaren!“ Mama öhre Stimme was nich tau oberhörn. In all de Wochen konne et Kathy gar nich afteuben, endlich in Kinnergaren tau gahn. Hüte morjen nu was sei mit en ganz mulmijet Jefühl in Buuke opewaket. Sei moßte an de veelen fremmen Kinner denken, de wisse gar nich mit öhr speelen wollen. Sei denke ok dran, dat sei en ganzen Vormiddag ohne Mama is.
Da kieke Mama in’t Kinnerzimmer. „Kathy, wat is? Wi möt los!“ Kathy nehme öhrn Stoffhund Wuffi, öhr leiwestet Kuscheldier. Ganz feste drücke sei ne an sick un säjje: „Ick kann nich in Kinnergaren. Wer sall denn op Wuffi oppassen?“ „Nimm ne doch midde“, slage Mama vor. „Hunne sind in Kinnergaren nich erlaubt“, belehre sei Kathy. Mama kieke deipdenkernd op Wuffi un meine: „Da haste Recht. Hunne sind in Kinnergaren nich erlaubt. Wettste wat? Wi nehmet Wuffi midde un fraget, op viellichte grade in den Kinnergaren von Fru Kinnermann Hunne erlaubt sind.“
Katy trecke sick ganz piano de Jacke an un nehme de nie’e Kinnergarentasche. Wuffi klemme sei undern Arm. Se kamen den Kinnergaren immer näher, un Kathy ging immer langsamer. Aber denn wörren se doch anekomen. Fru Kinnermann teube all op Kathy un begrüße sei fründlich.
Mama frage glieks: „Säjjet sei mal, Fru Kinnermann, sind in düssen Kinnergaren ok Hunne erlaubt?“ „Hunne?“ frage Fru Kinnermann entsett. „Nienich!“ Doch denne besinne sei sick un säjje: „Na, ja, et kummt op den Hund an. Döre ick dienen mal seihn?“ Kathy tüstere Wuffi in’t Ohr: „Bitt de Tante in Finger!“ Dat make Wuffi aber nich. Hei was en Stoffhund, de nich tau’n Bieten da was, sonnern tau’n Kuscheln.
Fru Kinnermann strakel ne un kuschele en betchen mit öhne. Denn säjje sei: „Düt is ja en ganz besunnerer Hund. Ick glöbe, da kann ick woll ne Utnahme maken. Düsse Hund is vor’n Kinnergaren jeeignet.“ Un denn wiese sei Kathy den Haken, wo sei öhre Jacke un de Kinnergarentasche ophängen konne. Kiek hen, ober düssen Haken was en Bild mit’en Hund, de Wuffi bannich ähnlich seih.
Mama vorafschiede sick, un Fru Kinnermann stelle Kathy de annern Kinner vor. Kathy beslute, de alle doof tau finnen. Sei rücke en Stauhl in’e Ecke hindern Schapp un sette sick dal. Wuffi harre sei ganz feste in Arme. Veele Kinner komen un wollen mit öhr speelen, aber Kathy kieke gar nich op. Sei kieke blots an de olle Schappwand. Puu, was dat langwielig!

Op’en Mal stund de dönsche Ferdi vor öhr un wolle öhr Wuffi wechnehmen. Kathy zische öhne an: „Poten wech, de bitt!“ Man sall et nich glöben, Ferdi vorfehre sick un ging en paar Schritte trüchars. Aber denn lache hei vorächtlich: „Ha, dat is man blots en ganz blöden Stoffköter. Stoffköter könnt gar nich bieten!“
Da mische sick Lea in un tüstere jeheimnisvull: „Düsse Stoffhund kann dat. Nich, Kathy? Wenn du dat Zauberwort säjjst, ward hei riesengroot un fritt dönsche Bengels.“ Kathy wolle wat säjjen, aber Ferdi raupe: „Säjje dat nich, dat Zauberwort! Ick will dienen Hund gar nich!“ Hille vorkrupe hei sick in’e Buu’ecke.
Lea trecke sick en Stauhl ran un sette sick neben Kathy. „Wett’ste, de dönsche Ferdi hat bannich Bange vor Hunne. Sogar, wenn Herr Schmidt mit sienen seuten Dackel Bienchen de Straate lang kummt, bölket Ferdi los un haut af.“ Kathy moßte lachen. Wie ofte harre sei all Bienchen estrakelt. De lüttje Dackel was jenauso artig as Wuffi.
Lea säjje nu: „Sall ick mal Herr Schmidt un Bienchen for dick malen?“ Malen! Klar, dat make Kathy ja oberhaubt an liebesten. „Gu’e Idee! Un ick male denn, as de dönsche Ferdi for Bienchen wechlöppt.“ Denn malen de Mäken. Immer wedder moßten se beide lachen un knickern. Ferdi un Bienchen, ja, ok Herr Schmidt wörren wahrhaftig elungen.
Kathy was ganz oberrascht, as mit’en Mal Mama in’e Dör stund un sei wolle afhalen wolle. Sau hille was de Tiet in Kinnergaren henegahn! As sei öhre Jacke antrecke, raupe sei Lea tau: „Bet morjen. Denn malt wi en Bild von Wuffi.“ Fru Kinnermann säjje noch: „Vorjitt blots nich, dienen Hund morjen middetaubringen!“
Un wer niepe henekieket hat, hat ok eseihn, dat Wuffi vorgneucht mit sien Stummelsteert wackele.
Up Huchdütsch is et hier tau lesen.
Wenn Hänne spreket
Jistern harre et Bindfäden erejent, aber hüte schient Sunne all wedder ut alle Löcker. Fritze aalt sick in warmen Sonnenschien op de Bank vor sienen Huus. Da kummt sien lüttje Fründ Florian anesprungen. Mit en Taschendauk, sau groot as en Beddelaken, wischet Fritze de Bank noch en betchen dröje. Nu kann sick Flori ok hensetten. „Na, wat hast du denn jistern bie düsse Sauwitterunge anefongen“, fraget Fritze. „Wat schon? Ick häbbe vor de Glotze eseten.“ „Un wat hast du eseihn?“ Flori oberlejjt. „Da fragest du mick wat. Doch teuf mal. Da hätt se wat ober ne Schaule ebrocht, da reden de Kinner gar nich mitenanner, De sind egale weg blots mit de Hänne un Finger tau Gange. Dat is de öhre Sprake. Un dabie lehrt de Lesen, Schrieben un Mathe. Wie dat woll geiht?“
Fritze wett Bescheid. „Un op dat geiht! Bie uns in de Naberschaft wohnt en Mäken, dat in sau’ne Schaule geiht. De is ganz dicke mit de Lena bie uns nebenan. As et tau de Fründschaft ekomen is, mot ick dick vortällen:
Up Huchdütsch is et hier tau lesen.
Ohne Wöre
Na, dat ward ja Tiet! „Dat Möbelauto kummt, Mama, dat Möbelauto!“ röppt Lena operejet un rennt von Balkon in de Köke un wedder retour. „Teddy, sühst du all dat lüttje Mäken, dat da jejenober in de Wohnung intrecket?“ Woll nich. Jedenfalls wacket Teddy mit en Koppe. Lena zerrt ne op de Balkonbrüstung. „Kiek, da unde, dat Auto. Hinde in Kinnersitz, dat is dat Mäken, mit dat wi nu speelen könnt. Mama! Mama!“
As Mama kummt, sind de nie’en Mieter all utestejen. De Mann besprickt sick mit de Möbelpacker, de Fru hilpet en lüttjet Mäken in Lenas Ölder ut dat Auto. Lena zappelt un winket. „Huhu, hier oben!“ Dat Mäken kieket nich op. Lena brüllt ut vullen Halse: „Hallo, hier oben bin ick!“ Aber dat Lüttje da unne kieket immer noch nich.
Blots öhre Mudder winket fründlich taurüjje. Da kieket ok dat Mäken hoch un lächelt sau’n betchen vorschamt. Lena röppt wedder: „Ick bin Lena, un wie heits du?“ Dat Mäken kiekt blots öhre Mudder an. De fuchtelt nu sau komisch mit de Hänne in de Luft rumher. As sei damidde fertig is, maket dat Mäken ok sau ne Sparenzchen. Lena treckt en Flunsch. „Blöde Kauh! Säjjt einen nichmal, as sei heiten deit.“ „Ach, Fäulein Unjedür, nu teuf doch erstemal af. Dat Kind is doch noch ganz fremd hier“, begeuset Mama öhre Lena.
Lena klemmt Teddy undern Arm, schnappet sick de Schüppe un den Sandemmer un trampet vorarjert na butten. Sei sett sick op den Rand von de Sandkiste un schüppet den Sand von eine Siete op de annere. Immer wedder kieket sei in Richtung Möbelauto. Ok dat Mäken riskeert af un an en Ooge na Lena rober. Un denn drepet sick öhre Blicke. Dat schu’e Lächeln wieset sick wedder, un ok Lenas mürrischet Jesichte hellt sick op. Sei röppt: „Kumm her, kannst middespeelen!“ Dat Mäken kummt un sett sick tau Lena. De plappert gliek dropp los: „Hier, dat is mien Teddy, Ick heite Lena, un du?“ Dat Mäken bekieket sick den Teddy, säjjt aber nißt. Da buut sick Lena energisch vor sei op un säjjt mit Nadruck: „Haste nich jehört? Ick heite Lena, un wie heitst du?“
Dat Kind kieket niepet op Lenas Lippen un säjjt den langsam un en betchen afsunnerlich: „Anna“, un kloppet sick dabie op öhre Bost. Denn wieset sei op Lena: „Du Lena?“ Wedder düsse komische afjehackte Sprake.

Da kummt Annas Mudder un fröjjt: „Na, ji Beiden, wie wörre dat denn mit en Ies?“ Sei höllt de Kinner twei Lutsche-Ies entjejen. Anna lejjt öhr Ies sachte op de Sandkiste un fänget an, as dull mit de Hänne tau wedeln. Öhre Mudder ok. Lena kieket vull Unvorstand von einer tau annern.
Dat market de Mama von Anna un vorklart: „Ja, Lena, dat hier is Anna öhre Sprake. Sei kann nich hören. Un wenn’en nich hören kann, lehrt’en ok dat Spräken nich“. „Denn kann Anna gar nich hören, wenn ick wat säjje? Un ok nich antwören?“ Lena fröcht dat ganz leise un bedeppert.
Mama lacht: „Nee, nee, sau is dat ok nich. Wenn du Anna wat vortällen wutt, denn moßt du dick sau henstellen, dat sei diene Lippen seihn kann. Wenn du fein langsam un dütlich sprickst, kann sei an diene Lippen seihn, wat du säjjst.“ Lena haalt deip Luft. „Denn hört Anna mit de Oogen? Aber wenn ick sei wat frage, kann sei ja nich antwören.“ Mama vorklart wieder: „En betchen kann Anna reden, aber et maket sei veel Mäuhe, de Wöre ruuttaubringen. Da mosste en betchen Jedür häbben.“

Anna lacht un fuchtelt wedder mit de Hänne. Mama nicket. „Un wat was dat“, föjjt Lena. „Anna säjjt, dat sei sick freut un jern mit dick speelen will.“
Lena treckt de Stirne kruus. „Dat is wat: mit de Oogen hören un mit de Hänne spreken.“ Sei stellt sick vor Anna hen nun säjjt ganz langsam un dütlich: „Kannst du mick dat ok biebringen?“ Anna nickköppt. „Fein“, freut sick Lena, „ick bringe dick miene Sprake bie un du mick diene. Dat ward en Spaß!“
Un denn sett se sick beide mit Teddy op den Sandkistenrand un lecket öhr Ies.
Up Huchdütsch is et hier tau lesen.
Irjend wat kann jeder
„Na, Flori, Schaularbeiten fertig?“ fröcht Fritze, as Florian sick tau öhne op de Bank sett. „Gott lof! Hüte harren wi ganz sware Matheopgaben, aber ick häbbe et taurechte brocht un ok noch mien Fründ Fred ehulpen.“ Fritze kloppet ne op de Schulder. „Recht sau, man mot hilpen, wenn einer Hilpe bruket.“ „Aber et jift ok wecke, de is nich tau hilpen. De sind tau nißt tau jebruken.“ Fritze schüddelt den Kopp. „Dat kann ick mick nich vorstellen. Irjendwat kann jeder.“ „Nee“, widdersprickt Flori, „wi hätt ein in de Klasse, de Eddi, de kann aber ok gar nißt. Nich richtig lesen, bie’t Schrieben wimmelt et blots sau von Fehler, un Mathe kann hei all gar nich. Ok tau’n Fautballspeelen is hei tau detsch. De begriepet nich, wo hei stahn mot, wat en Afseits is, un denn hat hei hüte noch twei Eijendore rinnesemmelt.“ Fritze denkt na. „Un du meinst, hei kann gar nißt?“ „Doch, hei kann Klavier speelen. Aber wer bruket dat schon?“ winket Flori af.
Fritze zuckt mit de Schuldern. „Wer wett, wer wett. Da fallt mick ne Jeschichte in, de ick as Kind in mien Lieblingbauk eleset häbbe. Dat was en Märeckenbauk. Da was ok ne Jeschichte ober Wichtelkinner un wat de allet opestellt inne. Willste de Jeschichte hörn?“ Flori denkt bie sick: „Wichtelkinner! Sau’n Babykram!“ Aber hei will sienen Fründ Fritze nich vorarjern un nickköppt. Fritze vortällt:
Up Huchdütsch is et hier tau lesen.
Drömmel-Dodi
De Waldwichtelschaule was for hüte ut. De lüttjen Wichtel stunnen um Kalle rum, de grade bölke. „Wie kann en Wichtel blots sau detsch sien un nich wetten, dat drei un drei sess un nich nejjen sind!“ De nasewiese Leni sette noch einen drop: „Mal ehrlich, dat Wort ,Waldwichtel’! Wald hinde mit twei t un Wichtel in de Midde mit ie!“ Öhre Wichtelfründin Jule knickere: „Dat kann blots einer: use Drömmel-Dodi!“ Dodi säjje gar nißt. Hei kieke vorschamt op siene Schauhspitzen.
„Los, Frünne, lat uns Vorsteeken speelen“, schlage Kalle vor. Au ja, dat make Spaß. In Wald jebe et sau feine Vorstecke. Alle finden öhr Plätzchen, ok Dodi. As Jule, de seuken moßte, an Boom bet teihn etällt harre, loope sei los. Dodi raupe all von wieten: „Jule, hier her! Hier bin ick!“ Immer dat Sülbije mit Drömmel-Dodi. Hei wolle un konne woll nich dat Speelrejelemank vorstahn. De Kinner was de Spaß an Seukenspeelen vorgahn.
Aber Kalle falle all wedder wat Nie’et in. „Lat uns an den lüttjen Beek en Damm bu’en un dat Water anstauen. Mal seihn, wat da allet tauhoope kummt!“ De Wichtelkinner seuken Twieje un Steine un schuffeln Dreck an. Et ginge ja veel hiller, wenn Drömmel-Dodi nich immer in Weje rumherstund. Endlich konne ok hei en paar Steine op den Damm lejjen, de fast fertig wörre. Da kam hei in’t Böckeln un falle – platsch – in den Beek. Justemank op den schönen Damm. De was nu hen. All de Arbeit for ümmesüss. De Kinner schimpen op Dodi in, de quiddernatt da stund. Kalle bläke ne an: „Make, dat du weg kummst, Drömmel-Dodi. Du bist aber ok tau gar nißt tau jebruken!“
Dodi slieke davon. Hei sette sick op en lüttjen Erdhuupen an Waldranne. In siene natten Klamotten was et ne bannich hudderich. De warme Sunne dat ne woll. Hei huule bittere Tranen. Un as hei keine mehr harre, krieje hei sau richtig Brast. Düsse Flansnuten! Flansnuten? Dat was ja en feinet Schimpewort. Dodi denke na. Et fiele ne immer mehr schlimme Wöre in, as biespeelswiese Swienebacke, Schaapsköttel, Matzbläke, Schlappohr, Aapenschwanz. Dat allerschlimmste Wort harre hei for Kalle: Hosenschieter. Au weia, wenn dat siene Wichtelmudder höre! Piepegal!
Dodi stiefele mit siene Wut in Buuk trüch tau de annern Wichtelkinner. De harren sick grade ne wunnerbare Bude ut Holt ebuut un bekieken stolt öhr Wark. Dodi make dicke Backen un bölke, wat de Lunge herjebe all de schlimmen Schimpewöre, ok dat ganz schlimme: Hosenschieter. Denn trampe hei de Holtbude in Grund un Bodden. De Kinner wörren entsett. Kalle kam op ne tau un brülle: „Vordamte Drömmel-Dodi, nu is nauch. Jetze haue ick dick winnelweik!“

Doch da stolpere hei un falle, sau lang oder besser: sau kort as hei was, hen. In den Oogenblick suse de Dackel Waldmänne von Förster Flintenschreck ut Jebüsch un stelle sick ober Kalle. Nu is ja en Dackel kein grotet Undier, aber for en lüttjen Wichtel riesig. Waldemänne knurre bedrauhlich. Kalle kniepe de Oogen tau un teube drop, dat Waldemänne taubiete. De annern Wichtelkinner wörren davonestört un vorstoken sick in de Büsche oder wörren op en Boom eklempert.
Dodi wolle ok wechloopen, aber siene Fäute wörren as anewörtelt. In siene Angst spektakele hei all de Schimpwöre un säjje tau Waldemänne saugar Hosenschieter. De Dackel lejje de Dackelstirn in Falten, denn klappe hei de Schlappohren in, kniepe de Schwanz twischen de Hinderbeine un loope – kallewitt – davon.
Dodi stund immer noch as erstarrt. De Kinner kamen ut öhr Vorsteck un hilpen Kalle op de Beine. Hei was slowitt in Jesichte un säjje blots: „Dodi, du trust dick wat!“ Hei säjje Dodi – nich Drömmel-Dodi. Milli, de Dodi mannichmal biestund, un de Dodi destawejen besunners jern lie’en konne, drücke öhne heimlich en Seuten op un tüstere: „Cool!“
„Los, laat uns use Holtbude wedder opbu’en. Dodi, du hilpest midde. Hast se ja ok kaputtetrampet.“ Dat leite sick Dodi nich tweimal säjjen. Hei sleepe Holt ran, wußte ok jenau, as man dat lejjen moßte un wie man dat mit Weidenruuten festezurren konne. De Wichtelkinner staunen nich schlecht, un Kalle lobe ne: „Kiek hen, Dodi, dick kann man ja richtig bruken!“
Un mal ehrlich: op ein nich wett, dat drei un drei sess is oder as’en Waldwichtel richtig schrieben deit, is dat wirklich wichtig?
Up Huchdütsch is et hier tau lesen.
Sind Märecken viellichte doch wat for groote Jungens?
„Puu, is mick hüte langwielig“, muult Floir. „Mien Fründ Fred is op den Jeburtsdag von siene Oma, vor’t Schwimmbad is mick noch tau kolt. Nee, is dat langwielig!“ Fritze smüstert: „Na, na, ick bin doch ok noch da.“ „Ja, wenn ick mienen oolen Fründ Fritze nich härre!” jift Flori tau. Da fallt ne all wat in. „Du Fritze, du hast mick doch vorichte Woche ne Jeschichte ut en Bauk vortällt, wo du an liebesten in eleset hast, as du noch Kind wörrest. Erst häbbe ick ja edacht, ick bin for Kinnermärecken all veel tau grot, aber ehrlich, sau as du vortällen kannst, finde ick dat bannig spannend. Wettst du nich noch sau’n Märecken?“
Dat lätt sick Fritze nich tweimal säjjen. „Flori, hast du all mal wat von de Stadt Buxtehude ehört?“ „Klar doch, as wi vorichtet Jahr an de Nordsee fäuhern, sind wi da vorbieekoomen. Mama meine, dat hier mal en Swienejjel un en Hase um de Wette eloopen sind. Dat härre ick seihn wollen!“ Bie den Jedanken mott Flori dulle lachen, aber as de Jeschichte utgangen was, wusste hei nich.
Fründ Fritze säjjt: „Kiek an, justemank was düsse Jeschichte ok in mien Kinnerbauk. Wutt du sei hören? Na, denn pass op:
Up Huchdütsch is et hier tau lesen.
Dat Wettloopen twüschen Hase un Swienejjel
Et was en wunnerschönen Sonndachmorjen in Harwest. Der Morjenwind güng dorch de Stoppeln un de lüttje Lerecke twinkeleere an Hewen.
En Swienejjel kam daherspazeert un freue sick sau von Harten an düssen schönen Dach. Da drepe hei sienen Naber, den Hasen. Düsse was en ganz hochnäsijen Kujon. De Swienejjel säjje ne fründlich: „Gu’en Morjen“, doch de Hase antwöre nich op den Gruß un meine man blots höhnsch: „Wie kummt dat denn, dat du all an fräuhen Morjen hier in de Feldmark rumherlöppst?“ „Ick gah spazeern, as du“, gaf de Sweinejjel fründlich tau Antwort. „Spazeern?“ lache de Hase, „Dat laat man blieben, süss sau nutzest du diene krummen Beine af. Sünd ja all kort enauch.“
Nu konne de Swienejjel allet vordragen, aber op siene wunnerschönen Swienejjelbeine leit hei nißt komen. „Du bildst dick woll in, dat du mit diene Stackelbeine mehr utrichten kannst?“ säjje hei, un de Hase antwöre: „Dat will ick woll meinen.“ Dabie kieke hei wolljefällich an sick dal.
„Hm“, griene da de Swienejjel, „dat käme op en Vorseuk drop an. Wi sollt mal um’e Wette loopen. Da werd wi ja seihn, wecke Beine hiller sünd.“ „Gut“, stimme de Hase tau, „ümme wat willt wi denn wetten?“ „Ümme en güllenen Daler un ne Pulle Sluck“, slage de Swienejjel vorr. De Hase was et taufreen, un se maken ut, sik in’e lüttje halwe Stunne op den Stoppelacker tau drepen.