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Wieso 1941. War da der Krieg vorbei, Kapitulation. Was, keine Geschichte. Keinen Unterricht gehabt. Er erregte sich. Nein. 1945 war der Krieg zu Ende. 1941 ist ein anderes Datum. Da hat Hitler einen Erlaß veröffentlicht. Erlaß. Er-lassen. Daß die gebrochene Schrift „Juden-Schwabacher“ sei. Künftig. Fürderhin. Nur noch Antiqua. Das ist doch Unsinn. Hat Hitler nie getan. Der war doch so was von deutsch. Und zurück. Und alt. Ja. Das war eine Kehrtwende. 180 Grad. Ist ein Rätsel geblieben. Wie ein Kabarettist sagte: Hitler wollte ein vereinigtes Europa. Unter seiner Herrschaft. Dafür war die gebrochene Schrift. Deutsche Schrift ungeeignet. Er wollte Vereinheitlichung. Für alle. Daher wohl der Schritt. Glaub ich nicht. Doch. Nicht nur Erlaß. Wurde auch umgesetzt. Ich habe ein Buch. Von Alfred Rosenberg. Heute würde man ihn Chefideologen des Dritten Reichs nennen. Mythus des XX. Jahrhunderts. Von 1943. Ist in moderner Antiqua. Anders als frühere Auflagen. Ist Folge des Hitler-Erlasses. Wenn Du ein Buch von dem hast. Bist Du auch Nazi. Ich habe auch Bücher von Marx und die Bibel. Und den Koran. Bin ich dann wenigstens marxistischer christo-islamischer Nazi?
Ich dachte. So ein paar Semester würden Euch helfen. Nicht so klein zu denken. Eher im Großen. Und Ganzen. War aber nix. Scheints.
Sie kamen zurück auf die Schrift. Was für ein unwichtiges Zeug. Nicht Inhalt. Nur Formalkram. Wen interessiert das. Formen waren über Jahrhunderte wichtiger als Inhalte. Das könnt Ihr Euch gar nicht mehr vorstellen. Das gibt es aber auch heute manchmal. Z.B. im Recht. Oder auch in der Kirche. Stimmt.
Heike schaute auf. Zum anderen Lorenz. Der saß wieder. Mit krummem Rücken. Auf dem Stuhl. Gebeugt. Nach vorne. Und hinten. Lorenz hörte zu. Nicht dem anderen, der mit dem Stuhl auf dem Boden Geräusche machte. Sondern ihm. Mit Verwunderung. Und Widerstand. Aber auch mit. Interesse. Heike schwieg. Hatte geschwiegen. Die ganze Zeit. Sie wußte nicht. Was sie davon halten sollte. Wollte er Ihnen etwas unterjubeln. War er. Ein Nazi. Oder so. Sah nicht danach aus. Aber das sind die Schlimmsten. Sagt man. Immer.
1788. Sagte er. Das Buch hier ist von 1788. Das ist lange zurück. Lange vor den Nazis. Ist sogar nicht einmal 19. Jahrhundert. Als der Rassismus. Und der Antisemitismus. Geboren wurden. Sagt man. Also vor der Geburt. Von Rassismus. So grob. Gab es natürlich auch davor. Schon immer. Antisemitismus zum Beispiel. Auch schon im Mittelalter. Das war vor 1900. Übrigens. Vor 1500. Sogar.
Und. Was sagt Ihr. Der Text klingt doch ganz normal. Finde ich. Ja. Die Schreibweise ist anders. Zum Teil. Zum Beispiel „seyn“. Aber das kann man modernisieren. Beim Abschreiben. Beim Vorlesen spielt es sowieso keine Rolle. Stimmt.
Bestimmt. Und was soll das jetzt. Was willst Du damit machen. Wir könnten doch.
Blöde Idee! Wo ist da die Geschäftsidee? Was – solche Ausdrücke kennst Du? Hast Du mal den Wirtschaftsteil in der FAZ gelesen? Sogar den Wetterbericht! Also: Geschäftsidee? Geschäft ist es weniger, aber vielleicht doch. Auch. Man kann aber zeigen, wie aktuell die Vorlagen aus der alten Zeit heute noch sind. Und vielleicht auch ein bißchen Geld bekommen. 10 %. Sagt man. Vom Umsatz. Wenn es funktioniert. Ja. Und wenn es keiner merkt. Ja.
Dann ist es Betrug. Oder so. Wirklich? Hätte ich nicht gedacht. Ich finde es schön, kann kein Betrug sein. Also.
Sie sahen sich einige Tage nicht. Wochenende. Montag. Dienstag. Mittwoch. Er ging zur Cafeteria. Dort traf er den anderen Lorenz. Der hatte ein Brötchen. Im Mund. Halb. Hallo Lorenz. „Thomas“. Mit vollem Mund. Vorlesung. Seit zwei Minuten. Nachher komme ich in die Cafeteria. Heike auch. Lorenz auch. Soweit ich weiß. Gut. Dann zeige ich Euch was.
Heike saß ungeduldig. Auf dem Stuhl. Das hatte er bisher noch nicht gesehen. Was hatte Heike? Lorenz. War da was. Oder nichts. Lorenz kaute. Am Kaffee. Am Becher. Am Papp. Der andere Lorenz war nicht da. War da. Habt Ihr was zu Eurer Hausarbeit erfahren? Sieht aus wie Beerdigungskaffee. Nur Streuselkuchen fehlt. Und Bienenstich. Ne, erst in zwei Wochen. Oder so. Kann ich einen Kaffee ausgeben. Lorenz, Du auch? Er kam zurück. Mit dem Tablett. Von Georgia. Heute. Und vier Kaffeepappbechern. Und Kaffee. Bechern. Und Apfelkuchen. Zwei für alle. Das reicht. Muß. Zur Feier des Tages.
Was für eine Feier. Was für ein Anlaß? Kein. Es gibt keinen. Ich wollte nur etwas Nettes machen. Traut man mir nicht zu. Weiß ich.
Der andere Lorenz. Das Deckblatt von Mannert. Wie. Von Mannert? Das Du beim letzten Mal gezeigt hast. Was ist damit. Da stand „M. Konrad Mannert“. Wofür steht das „M“. Martin. Quatsch. Ist in anderer Schrift gesetzt. Nicht gebrochene, sondern. Sozusagen Arial. Quatsch, Arial ist neumodische Computerschrift. Ist bei Mannert in Antiqua geschrieben. Warum? Warum. Weil es einen lateinischen Ausdruck abbildet. Deutsche Begriffe und Texte sind gebrochen. Lateinische Wörter in Antiqua. Gedruckt. Hat man seit dem Beginn des Buchdrucks so gemacht. Also ab 1450 oder so. War also auch schon kurz vor 1900.
Warum Antiqua? Weil das die Schrift war, die schon die ollen Römer nutzten. So ähnlich jedenfalls. In Großbuchstaben. Wenn man römische Grabinschriften liest oder römische Säulen oder so sieht, ist das ganz einfach. Die gebrochene Schrift ist da schon sehr viel schwieriger zu lesen.
Und wofür? Wofür steht M? Weiß nicht. Ich denke. Für Magister. Dort steht Lehrer an der Schule St. Sebald Nürnberg. Lehrer ist Magister. Oder so. Im 18. und vor allem im 19. Jahrhundert waren viele Lehrer fleißig. So was kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Ein Lehrer, der wissenschaftlich tätig ist. Nebenbei. Und es mit einem Prof durchaus aufnehmen kann. Das war nicht nur Mannert. Im 19. Jahrhundert wimmelte es nur von Gymnasialprofessoren, die ihr Leben der Wissenschaft widmeten. Das lebt häufig noch heute nach. Etwa der Pauly. Paulys Real Encyclopädie der classischen Altertumswissenschaft. Den Neuen Pauly gibt es auch heute. Wieder. Als Enzyklopädie der Antike. In 15 Bänden. Oder so. August Friedrich Pauly. Ab 1822 war er Rektor der Lateinschule in Biberach, dann sog. Gymnasialprofessor in Heilbronn. Und bis zu seinem Tod am Gymnasium in Stuttgart. Sind aber schlimme Dinge, die er getan hat. Denn diese Lebensdaten erfährt man in der deutschen Wikipedia nicht. Nur in der englischen.
Oder Franz Ludwig Carl Friedrich Passow. Kurz Franz. Also Franz Passow. Er war zunächst auch Gymnasiallehrer bei Danzig. Danach hat er es zum ordentlichen Prof gebracht. Wie man so sagte. Sein großes Werk ist das Handwörterbuch der griechischen Sprache. Das auch heute auf Basis der Fassung von 1847 fortgeführt wird. Der Passow war sogar Grundlage für ein englischgriechisches Lexikon. Während wir heute wie das Kaninchen vor der Schlange in die umgekehrte Richtung starren.
Ja. Gut. Aber was soll das Ganze. Die Lehrer heute sind nicht mehr so wie früher. Hätte ich mir fast gedacht. Irgendwie nicht bahnbrechend. Was willst Du von uns. Nichts. Eigentlich nichts. Ich dachte nur. Daß wir vielleicht gemeinsam. Ein Ding drehen können. Legal. Wie gesehen. Die 70 Jahre vom Urheberrecht sind ja in allen Fällen rum. Zusammen. Das bis zur Veröffentlichung bringen. Und was haben wir davon. Da kriegen wir kein Geld. Auch Heike. Nicht. Also. Wozu. Stellt Euch vor. Wir würden das schaffen. Bei Charles Richet. Das ist der Nobelpreisträger für Medizin mit seinem verschollenen Buch. Das Buch finden. Und ausgraben. Und veröffentlichen. Es hat schon mal so was Ähnliches gegeben. Die Welt in 100 Jahren. Wurde 1909 und 1910 geschrieben. Ein gewisser Arthur Brehmer hat damals Mitautoren gefunden. Sollte zeigen, wie die Zukunft aussieht. 100 Jahre später wurde es wieder veröffentlicht. 2010. Wurde ein Schlager. Das Buch war aber auch vorher bekannt. Der Richet wäre es nicht. Soweit ich weiß. Das wäre ein noch größeres Ding. Vor allem wenn wir herausfinden, was der Inhalt. Daß der Inhalt wirklich zukunftsweisend war. Ist. Könnte man ja jetzt beurteilen.
Fühlt Ihr nicht. Daß das ein Ding wär.
Oder wir machen den Mannert. Wär auch ein interessantes Ding. 1788 – wie heute. Mein ich. Heike. Du. Schweigst. Die ganze Zeit. Nerv ich Euch damit. Dich?
Ich muß arbeiten. Heute. Kneipe. Bedienen. Fertig. Tschüß.
Sie sahen sich länger nicht. Vor allem. Heike. Lorenz. Anders der andere Lorenz. Ihn traf er manchmal. Auf der Treppe, auf dem Gang. Wenn er ging, wenn er kam. Eile. Kein Gespräch. Nur kurz. Hallo. Ja. Bald. Mal sehen. Vielleicht. Denke auch. Ja.
Seid Ihr verärgert. Fragte er sich. Niemand da. Er war für zwei Wochen weg. Urlaub. Erholung. Nein. Kam wieder. Wußte nicht. Ob sie. Oder nicht. Hatte ein Gefühl. Komisch.
Er fühlte sich schlecht. Warum. Er wußte es nicht. Konnte es ahnen. Konnte es sehen. Wenn er. In den Spiegel schaute. Morgens. Abends. Nie. Wollte nicht. War 68. Oder so. Wußte es selbst. Nicht. Mehr. Wie alt. War Heike. So 20. oder 21. Oder so. Das geht nicht. Paßt nicht. Passiert nicht. Nie. Doch. Immer. Wieder. Nicht ihm. Bestimmt nicht. Heike. Nein. Das Leben. Er. 68. Oder so. Im Juli.
Er ging wieder in die Bibliothek. Nach der Vorlesung morgens. Um 9. Um 9.15. Uhr. Alles so fremd. Er sah die anderen. Alten. Senioren. Studenten. Sah sich. Dabei zu. Hörte. Wie er nicht hörte. Wie er. Nichts tat. War abwesend. War dabei. Abwesend zu sein. Dachte an danach. Die Cafeteria. Die Bibliothek. Die Blasse. Unter den Büchern. Seine Hand streifte. In Gedanken sie. Heike. Die Blasse. Er wußte. Es nicht.
Seine Zeiten waren fest vorgegeben. Von ihm. Nach der Vorlesung. Meistens bis 11. Und einem Kaffee. In der Cafeteria. Und einem Brötchen. Oder einer Suppe. Saß er. Bis um 6. Oder auch 9. Oder 10. Wenn es lang wurde. Zwischen den Büchern. Die Blasse führte. Ihr Regiment hier. Allein. Er las nun schon seit zwei Stunden. Einen langen Artikel. Nicht sehr interessant. Aber wichtig. Verstand nicht alles. War wohl schon zu lang her. Las wieder. Von neuem. Besser. Ein bißchen. Verstand mehr. Verstand. Aber nicht alles. War. Angestrengt. Sie legte ihre Hand. Auf seinen Oberarm. Er erschrak. Spürte. Daß es kein Mann war. War dafür. Zu weich. Hatte er wieder eine Karteikarte nicht ausgefüllt. Er erschrak. Zuckte zusammen. Wandte sich zur Seite. Der Hand. Zu. Die auf ihm lag. Gelegen hatte. Jetzt nicht mehr. War zurückgenommen. Zurückgezogen. Widerrufen. Sofort. War. Heike. Du. Ja. Was. War zufällig. Hier. Mußte ein Buch. Aber nicht hier. Und Du. Ich sitze immer. Hier. Bis zum Abend. Will ja doch. Ein bißchen mithalten. Mit den jungen Leuten. Die Entscheidung über das Weiter. Weiter herausschieben. Sonst ist man sehr schnell. Abgehängt. Ja. Das ist gut. Wieso. Damit Du. Noch länger dabei bist. Wir. Lorenz. Der andere Lorenz. Ich auch. Freuen uns. Daß Du dabei. Bist. Bleibst. Wir haben Dich. Länger nicht gesehen. Was ist. Mit Dir. Ich weiß nicht. Dachte. Daß es besser ist. Wenn ich Euch nicht weiter. Nerve. Verstehe auch, daß Du. Und Lorenz. Und auch der andere. Daß Ihr. Andere Dinge wollt. Macht. Vorhabt. Kneipe. Bedienen. Lassen. Arbeiten. Leben. Ja. Aber so viel anders. Ist es bei uns gar nicht. Auch wir müssen lange arbeiten. Um dabei zu bleiben. Dir hilft die Erfahrung. Uns vielleicht die Jugend.
Vielleicht sehen wir uns. Wieder. Morgen. Oder in den nächsten Tagen. Ja. Vielleicht. Mal sehen. Wie es kommt. Würde mich. Freut mich auch. Sehr. Also. Bis dann.
Sein Auto wollte nicht anspringen. Der Motor würgte. In sich herum. Der Anlasser wollte. Anschieben. Er fuhr. Nicht. Direkt nach Hause. Wußte er nicht. So herum. Er hielt. Vor einer Kneipe. Es war nicht Heikes Kneipe. Das wußte. Er. Stieg aus. Die Kneipe war. Leer. Ging zur Theke. Ein paar standen herum. Männer. Stamm. Kunden. Es gefiel ihm. Nicht. Dennoch. Er bestellte ein Bier. Er hatte schon länger keines mehr getrunken. Schmeckte ihm. Sein Kopf war leer. Er bestellte ein zweites. Bier kam. Was will ich. Sagte. Fragte. Er sich. Er wußte keine Antwort. Bezahlte. Beide Biere. Ging. Stieg ein. Im Auto. Fuhr er. Stieg aus. Spürte den Alkohol. War ungewohnt. Ging ins Bett. Allein. Wie immer. Er war allein. Seit Jahren. Seine Frau. War gestorben. Vor 12 Jahren. Seitdem lebte er. Allein. Die Arbeit. Hatte ihn mitgenommen. In Anspruch. Füllte ihn. Aus. Er vermißte. Nichts. Wenig. Alles. Jetzt spürte er. Alles. Er schlief ein. Schnell. Gut. Tief. Satt. Bis zum Morgen. Frühstück. Kein Brot. Aber Kaffee. Das genügt. Ging zur Vorlesung. Warum. Wußte es nicht. Gehörte dazu. Wie jeden Morgen. Montags bis freitags. Wenn kein Feiertag war. Und keine Semesterferien. Aber die hatte er noch nicht erlebt. Seinen Urlaub hatte er doch schon. Im Semester genommen.
Im Grunde. Ist das Leben als Student. So wie Arbeit. Nur an einer anderen Stelle.
Das Auto stellte er heute woanders ab. Der Parkplatz war voll. Er wußte nicht. Warum. Er ging den längeren Weg. Zur Fuß zur Uni. Er meinte. Daß ihm dies guttäte. Er sah den anderen Lorenz. Heute wieder. War schon länger her. Länger als bei Heike. Er freute sich. Den anderen zu sehen. Er kannte nicht viele Studenten. Seit Anfang an. Wollte es. Auch nicht. Die er kannte. Genügten ihm. Das war wenig. Wenig genug. Wollte er.
Habt Ihr eigentlich inzwischen das Ergebnis der Gruppenarbeit. Ja. Bestanden. Aber schlecht. Daher haben wir. Dazu nichts gesagt. Gratuliere. Ist doch nicht schlecht. Hauptsache bestanden. Oder. Nein. Ist schlecht. Lorenz wollte sich für ein Stipendium bewerben. Dafür wäre eine bessere Note erforderlich gewesen.
Ich dachte. Geld braucht Ihr nicht. Na. Ganz so ist es nicht. Lorenz hat auf das Stipendium gebaut. Das war eine Enttäuschung. Das Ergebnis. Für ihn. Für Heike. Vielleicht auch. Für mich ist es so in Ordnung. Kann ganz gut leben. Damit. Und auch ohne. Dann auf Wiedersehen. In der Cafeteria. Ja. Vielleicht. Übrigens. Ich werde Euch nicht weiter nerven. Mit meinem Thema. Mit dem Buch. Der Neuauflage. Und so. Kein Problem. Macht nichts. Ist ja auch nicht ganz. Uninteressant. Bin mir nicht so sicher. Was wir da machen sollen. Ich habe mit Heike. Und auch Lorenz. Noch nicht gesprochen. Weiß nicht. Was die denken.
Also dann.
Es kamen die Semesterferien. Er freute sich. Nicht. Wußte. Nicht. Wie es gehen wird. Keine Vorlesung. Die ihm keinen Spaß machte. Aber immerhin. Abwechslung war. Ein fester Punkt. Am Morgen. Der fehlte. Jetzt. Er ging später. Fuhr später. Zur Uni. Der Parkplatz war leer. Auch später. Die Cafeteria war leer. Auch die Bibliothek. Nur die Blasse war da. Wie immer. Er ging abends. Fuhr. Kam zurück. Am anderen Morgen. Ging. Fuhr. Kam.
Er ging. Wenn er abends nach Hause kam. Auf den Spuren von Charles Richet. Er wollte es wissen. Auch wenn die anderen drei nicht dabei waren. Nicht mitmachten. Es mußte doch möglich sein, die Buchfassung zu finden. Die angekündigt war. Schon gedruckt. In hunderten von Exemplaren. Wohl. Auf Deutsch. Vermutlich. Im Internet fand er keinen Hinweis. Auch nicht auf eine französische Originalfassung. Richet hatte in dieser Zeit wenig veröffentlicht. Das war nach dem Nobelpreis. 1913. Die Anzeige in dem Taschenbuch. Er wußte nicht genau. Vermutete das Jahr 1920. Oder 1922. Das Buch sollte im Verlag Litfass Erben, Berlin erscheinen. Erschienen sein. Wenn es denn erschien. Erschienen ist. Von dem Verlag fehlte jede Spur. Was war daraus geworden. Bücher des Verlags fand man genug. Im Internet. Alte Ausgaben. Vor allem Alt Heidelberg. Auswahl der beliebtesten Studenten-, Soldaten- und Volkslieder Deutschlands nach Wort und Tonweise aus Vergangenheit und Gegenwart – und auch Walther Rathenau. Seine Gedanken und Entwürfe zu einer Wirtschaftsorganisation auf philosophischer und nationalökonomischer Grundlage nebst einer Blütenlese der fundamentalsten Thesen aus seinen gesamten Schriften. Von Prof. Dr. Gaston Raphael – jenes Buch, in welchem er die Anzeige und den Hinweis gefunden hatte. Auch andere Bücher.
Aber nach 1930 verliert sich die Spur des Verlags irgendwie. Wie dann. Ein Exemplar. Finden. Wenn es das gar nicht gab. Gab es das. Nicht.
Er fand. Nichts dabei. Alle seine Bemühungen endeten. Versandten. Im Sand. Ein Buch, das es gab. Aber nicht gab. Sollte es das geben. Ja. Vielleicht wird ja. Ja. Vielleicht.
Thomas. Und Lorenz.
Die halben Semesterferien hatte er weitgehend mit der Suche nach dem Buch verbracht. Den Rest verbrachte er wieder an seinem gewohnten Platz. In der Bibliothek. Sein üblicher Tagesablauf.
Dann traf er in der Stadt zufällig Lorenz. Er ging selbst sehr selten in die Stadt. Nie hatte er jemanden von der Uni. Den er kannte. Dort getroffen. Doch heute. Lorenz. Thomas. Sie waren befangen. Was machst Du. Und Du. Hier. Es wird. Frühling. Ja. Bald. Hier bin ich übrigens zur Schule gegangen. Damals. Sah noch anders aus. Damals. Und hier haste gearbeitet. Nein. Nicht hier. War bei Hamburg. Viele Jahre. Bin erst später wieder gekommen. Als mein Eltern gestorben sind. Und meine Frau. Schon länger tot war. Ach. Wußte gar nicht. Daß Du verheiratet warst. Ja. Und dann haste hier. Deine Zeit totgeschlagen. Vor der Uni. Ja. Und nein. Habe das Elternhaus umgebaut. War ziemlich renovierungsbedürftig. Über die Jahrzehnte ist nicht viel passiert. Arbeit über Jahre. Jetzt. Aber irgendwann füllt es einen nicht mehr aus. Und woher. Kommst Du. Aus Süddeutschland. Kleines Kaff. Kennste nicht. Und die anderen beiden. Heike. Ja. Heike kommt aus Würzburg. Merkste nicht. Der andere Lorenz aus Nordhausen. War DDR. Früher. Hörste nicht. Und dann haben wir uns hier. Ohne Uni hätten wir uns nie. Getroffen.
Wo wohnste denn. Hier. Du meinst mein Elternhaus. In der Gartenstraße. Nr. 13. Kann man sich merken. Und Du. Im Wohnheim an der Uni. Wie Heike. Ist billiger. Und der andere Lorenz. Der wohnt in einer WG. Kleines Zimmer, aber zentral. Ganz nette Leute. Glaub ich. Wenn Ihr mal Lust habt. Könnte Ihr ja mal vorbeikommen. Gartenstraße. Nr. 13. Wenn Ihr Lust habt. Auch ohne Voranmeldung.
Für nen Kaffee reicht es. Immer. Wenn ich da bin. Na dann. Bald fängt das Semester wieder an. Wir sehen uns. Machs gut. Ja. Du auch.
Kein Passant war stehen geblieben. Weil er mit einem jungen. Einem Studenten sprach. Niemand kannte ihn. So gut wie niemand mehr. War zu lange weg. Von hier. War gut. So.
Er wollte direkt nach Hause. Zurückfahren. Nach der Begegnung mit Lorenz. Aber irgendetwas. Hielt ihn. In der Stadt. Ein Tag ist so kurz. Ist so lang. Er streifte durch die Straßen. Fußgängerzone. Scheußlichkeit. In Person. Aber jetzt an die Uni. Oder nach Hause. Das ging nicht. Da sah er ein Cafe. Kannte er. Nicht. Ging hinein. Kannte niemanden. Setzte sich. An einen freien Tisch. Mit dem Rücken. Zur Wand. Die Kellnerin kam. Kellnerin. Wohl kaum. Die Bedienung. Kellnerin trägt schwarzen Rock. Weiße Schürze. Ist adrett. Die nicht. War jung. Vielleicht im Nebenberuf. Vielleicht. Studentin. Dachte er. Was wünschen Sie. Was nimmt man. In einem Cafe. So üblicherweise. Dachte er. Bei sich. Einen Kaffee. Ist bestimmt nicht falsch. Und ein Stück Kuchen. Verschiedene. Vorne an der Theke. Gut. Dann gehe ich. Auswählen. Kam zurück. Mit einem Stachelbeerkuchen. In der Bestellung. Die Bedienung. Kam zurück. An seinen Platz. Mit dem Stachelbeerkuchen. Und dem Kaffee. Roch gut. Beides. War nett. Die Bedienung. Und hübsch. Er schaute sich um. Wenige Leute. Rentner. Frauen mit Kindern. Sonst niemand. Und er. Er sah eine Zeitung. Im Ständer. An der Theke. Nahm sie. Stand auf, nahm sie. Ging zurück. Immerhin. Diese Zeitung. Er las. Eine Weile. Er fühlte sich. Nicht mehr allein. So. War vertieft. In die Zeitung. Was kann ich noch bringen. Ja. Was noch. Noch einen Kaffee. Noch einen. Kuchen. Nein. Nein. Das genügt.
Er zahlte. Trank den letzten Schluck. Des zweiten Kaffees. Der zweiten Tasse. Fühlte sich besser. Aber was nun. Ging zum Auto. Setzte sich. Hinein. Ließ den Motor an. Wußte nicht. Wohin. Zur Uni. Nach Hause. Sonst. Gab es nicht. Er fuhr. Los. Nirgendwohin. Konnte sich. Nicht entscheiden.
Der Wagen fuhr. Wußte. Wohin. Er will. Als er parkte. Uni. Was will ich hier. Es wird niemand da sein. Den ich kenne. Und in die Bibliothek. Zur Blassen. Nein. Jetzt nicht. Heute nicht. Geht nicht.
Er fuhr wieder an. Wohin. Keine Ahnung. Nach Hause. Er setzte sich. Wußte nicht. Was zu tun. Was nicht. Zu tun. Fühlte sich. Nicht.
Früh ging er. Ins Bett. Morgen. Wieder Uni. Bibliothek. Die Blasse. Noch zwei Tage. Bis zum Wochenende. Dann beginnt die Uni. Wieder. Er spürte. Daß er sich freute. Wie manchmal. Bei der Arbeit. Freute sich. Auf Montag. Manchmal. Jetzt.
Er ging direkt in die Vorlesung. War ja die erste. Am Morgen. In seinem zweiten Semester. Seit Oktober also. Studierte er. Machte es ihm Freude. Wußte es. Nicht. Ja. Es beschäftigte. Er entdeckte viel. Neues. Und hatte die drei getroffen. In der Vorlesung. Die anderen Anwesenden. Gab es Neue. Waren welche. Nicht mehr da. Nein. Konnte sich nicht erinnern. Die eine. Die ihn angesprochen hatte. Saß wieder vorne. In der zweiten Reihe. Sah er sofort. Er war froh. Daß sie weit weg saß. Ging danach. In die Cafeteria. Es war jetzt 11. Oder schon später. Morgens hatte er nichts gegessen. Nur Kaffee. Jetzt nahm er zwei Brötchen. Auf das Tablett. Auf einen Teller. Auf eine Serviette. Die auf dem Teller. Auf dem Tablett. Lag so da. Georgia guckte. Wegen des Preises. Käse oder Salami. Salami. Zwei Mal. Und ein Kaffee. Den mußte er nicht bezahlen. Mußte beim Automaten bezahlen. Aber er hatte den Kaffee. Auch auf das Tablett gestellt. Neben den Teller. Mit der Serviette. Und den Brötchen. Auf das Tablett, das er weiterschob. Dabei waren jetzt gar nicht viele Leute. Da. Ging schnell. Er. Das Tablett. Das Bezahlen. Ein Tisch. Er setzte sich. Sah sich nicht um. Setzte sich. Auf den Stuhl. Mit dem Rücken. Zur Wand. Setzte sich. Saß jetzt. Mit dem Rücken zur Wand. Sah sich um. Jetzt. Erst jetzt. Sah er die vielen Studenten. Die er nicht. Kannte. Vom Sehen. Nicht kannte. Nicht kennen wollte. Kein Interesse. Beiderseits. Vermutlich. Man muß nicht. An allem interessiert sein. Er aß schnell. Wie er gekommen war. Wie er bezahlt hatte. Wie er sich setzte. Wie er umherschaute. Wie er den Kaffee trank. Schnell. In Gedanken. Verloren.
Ging zur Blassen. In die Bibliothek. An seinen Platz. War noch frei. Holte die Bücher. Die üblichen. Vertiefte sich. Wollte. Sich vertiefen. Ging nicht. Stand auf. Ging herum. Ging aus der Bibliothek. Heraus. Auf den Flur. In das Treppenhaus. Wollte nicht. In die Cafeteria. Ging er. Niemand da. Wie sollte auch. Jetzt. Um diese Zeit. Er ging wieder zurück. Richtung der Blassen. Da streifte ihn. Der Blick von Heike. Sie kam durch die Eingangstür. Wollte wohl. Zur Cafeteria. Vermutlich. Wollte wohl. Etwas essen. Oder Lorenz. Oder den anderen. Treffen. Hallo Heike. Thomas. Lange nicht. Ja. Nein. Was. Suppe. Hier. Ja. Kann ich Dir Gesellschaft leisten. Ja. Ich hole mir was. Dauert. Gleich.
Heike bezahlte. Bei Georgia. Das Brötchen. Auf der weißen Serviette. Und dem Teller. Und dem Tablett. Und den Obstsalat. Den hatte sie sich auch. Aufgeladen. Da sie in der Kneipe. Gestern. Hatte sie das Geld. Sie ging zum dem Tisch. An dem er saß. Setzte sich. Rückte den Stuhl so. Daß sie Thomas schräg gegenüber. Nicht direkt. Das wollte sie nicht. Offenbar. Schön. Ja. War lange Zeit. Semesterferien. Schon 3. Semester. Ja. 2. Semester. Bei mir. Was hast Du in den Ferien gemacht. Bei meinen Eltern. Vier Wochen. Dann noch mal weg. In Griechenland. Sonne. Das war. Erholung. Jetzt kann das Semester kommen. Und du. War nicht weg. War hier. Immer. Viel in der Bibliothek. Und habe. Den Lorenz getroffen. In der Stadt. Schon einige Zeit her. Ja. Hat er erzählt. Daß Du von hier bist. Wo Du warst. Wo Du wohnst. Dann weißt Du ja alles über mich. Ich muß. In die Vorlesung.
Wußte nicht. Klar. Weiß ich. Vielleicht. Ja. Bestimmt. Bis dann.
Er freute sich. Wußte nicht. Warum. Wußte. Warum. Ging den Weg. Den er vor einer halben Stunde schon angetreten hatte. Zurück. Zur Blassen. Zur Arbeit. Zur Bibliothek. Setzte sich. Las. Las nicht. Dachte. Nicht. Stand auf. Setzte sich. Stand auf. Nicht. In Gedanken. Setzte sich. In Gedanken. War unruhig. Begriff nicht. Nichts. Von dem. Was er las. Er las. Nicht. Die Augen blieben. An jedem Wort heften. Er konnte nicht. Weiter. Ging nicht. Wollte. Nicht. Was war los. Er wußte es. Nicht. Wußte nicht. Dies ging schon seit Wochen so. Früher war es anders. Da hätte er. Bestimmt. In einer halben Stunde. Höchstens. Jetzt aber. Hing er an der einen Seite. Schon seit einer Stunde. An einem Satz. An einem Wort. An einem Buchstaben. Dem D. In dem Das. Das Das, das am Anfang stand. Des Absatzes. Der Seite. Des Artikels. Wer hatte ihn geschrieben. Egal. Wußte es nicht. Wußte er nicht. Warum las er ihn. Gar nicht. Las gar nicht. Kann nicht. Kam nicht. Über das erste Wort. Hinaus.