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»Also, ich würd ja gern weiter mit euch plauschen«, telepathierte Dada nun gut gelaunt in die Runde. »Aber ich muss mich jetzt ein bisschen konzentrieren, denn ich habe keine Lust, meine neu gewonnenen Katzenleben an ein paar Giftpfeile abzutreten.«
»Giftpfeile?«, stöhnte Tom entsetzt.
»Jepp, stecken hier links von mir in der Wand und werden wohl rausgepustet, wenn man auf diese Kontaktsteine da tritt. Was ich jetzt einfach mal sein lasse, oder was meint ihr?«
»Jaja, auf jeden Fall!«, antwortete Tom eilig. »Bitte pass auf dich auf, Dada!«
»Was denn sonst?«, erwiderte diese unbeschwert. »Ich meld mich wieder, wenn ich das Zeug hab, okay? Bis dann. Over und Out.«
»Dada, warte! … Dada?«, rief Tom ihr telepathisch hinterher, doch die Katzenfrau antwortete nicht mehr. »Verdammt, sie hat echt die Verbindung gekappt. Was machen wir denn jetzt?«
»Hm. Könnte sein, dass sie es schafft. Zutrauen würd ich’s ihr«, brummte Welf.
Doch das genügte Tom nicht. »Und falls ihr was passiert? Dann sind wir schuld! Erst retten wir ihr das Leben und dann lassen wir sie in irgendwelche pharaonischen Fallen tappen?« Er stemmte entschlossen die Hände in die Hüften. »Kommt überhaupt nicht in Frage!«
Das Geistermädchen schwebte lautlos an Toms Seite und nickte. »Ich bin ja nicht der allergrößte Fan von dieser Ledernudel, aber du hast recht.«
Zu Toms Überraschung trat nun auch die Mumie vor und breitete die bandagierten Arme aus. »Vlarad, ich brauche Extoplasma.«
Tom sah den ägyptischen Prinzen erstaunt an. »Du willst in die Wüste reisen?«
»Ja«, antwortete Hop-Tep knapp, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt.
»Um Dada zu retten? Oder um sie … zu stoppen?«, fragte der Vampir leise und sprach damit aus, was Tom ebenfalls dachte.
»Sie lässt mir keine Wahl«, sagte Hop-Tep und wich damit einer direkten Antwort aus.
Der Werwolf streckte sich und ließ seine Gelenke knacken. »Und das willst du jetzt ohne uns machen, oder was? Vergiss es.«
»Genau!«, rief Tom entschlossen. »Das kannst du vergessen, Hop-Tep! Wir kommen mit!«Wombie grummelte deutlich hörbar in seiner Ecke. Mimi deutete auf den Zombie, grinste und erklärte: »Was Wombie sagt.«
Hop-Tep seufzte und schüttelte leicht den Kopf. »In all den Jahrtausenden traf ich niemanden, der oder die es an Starrköpfigkeit mit euch allen hier aufnehmen konnte.«
Tom grinste. »Ist das eine Art Lob?«
»Ich lasse diese Frage nicht grundlos … unbeantwortet«, entgegnete Hop-Tep freundlich und Tom lachte auf. »Alles klar. Vlarad, haben wir genug von den Schleim-Eimern, um gemeinsam in die Wüste zu reisen?«
»Nein, noch nicht, aber sehr bald. Du sprichst bitte mit Marktleiter Barthelmann und erklärst ihm, dass die Geisterbahn wieder einmal einen Defekt hat.«
Tom verdrehte genervt die Augen: »Was? Och nööö, der regt sich doch bloß wieder auf und …«
Vlarad hob die Hand: »Ich gehe schwer davon aus, dass niemand von uns hierbleiben will, um die Geisterbahn weiter zu betreiben, also muss die Schreckensfahrt während unserer Abwesenheit geschlossen bleiben – oder hast du eine bessere Idee!?«
»Allerdings hab ich die«, antwortete Tom und genoss den verwunderten Blick des Vampirs. »Wo ist mein Handy?«
Mimi schwebte heran und hielt Tom sein Mobiltelefon entgegen. »Hier.«
»Äh …«, stutzte Tom irritiert und nahm seiner Geisterfreundin das Telefon ab. »Oh Mann, wann gewöhn ich mich daran, dass du jetzt Sachen festhalten kannst?«
Das Geistermädchen grinste schelmisch. »Hoffentlich nie, ich mag dieses lustige Gesicht.«
Tom stöhnte halb verzweifelt, halb belustigt auf, während er in der Kontaktliste des Smartphones nach einem ganz bestimmten Namen suchte. »Wo ist er denn … Ah, hier.« Er tippte auf den grünen Anruf-Button und wartete.
»Wäscherei Otter und Bügelservice, guten Tag?«, tönte es da auch schon aus dem kleinen Lautsprecher.
»Hallo, Herr Feuerflieg«, begrüßte Tom den Anwalt freundlich.
»Sie müssen sich verwählt haben«, erklärte Herr Feuerflieg und versuchte dabei höchst stümperhaft seine Stimme zu verstellen, »hier ist die Otter Wäscherei. Falls Sie einen schmutzigen Otter haben, kommen Sie einfach vorbei, andernfalls …«
»Herr Feuerflieg, ich hab Ihre Nummer abgespeichert und da kann man sich nicht verwählen«, seufzte Tom leicht genervt.
»Äh … ›Feuerflieg‹ sagten Sie?«, näselte der Anwalt bemüht. »Ach ja, der … der … hat mir sein Handy geschenkt und mich gewarnt! Wenn ein Tom Röschenberg anruft, soll ich sofort auflegen und das Telefon zertreten.«
»Woher wissen Sie denn, dass ich dieser Tom Röschenberg bin, ich hab Ihnen meinen Namen doch gar nicht genannt?«, fragte Tom listig.
»Äh«, stotterte Feuerflieg und gab sich nun die allergrößte Mühe ein telefonisches Besetztzeichen zu imitieren. »Tut tut tut tut tut …«
»Herr Feuerflieg, Sie stecken bitte sofort Ihre Rübe in den Extoplasma-Eimer, den wir für alle Fälle in Ihrer Kanzlei deponiert haben. Die Adresse, die Sie hineinschreien müssen, lautet ›Festgelände Erfenbacher Forst‹.«
»Aber Wäscherei Otter …«, jammerte Feuerflieg kläglich.
»Es hat sich ausgeottert, denn es geht um Leben und Tod.«
»Schon wieder?«
»Ja.«
»Okay, bis gleich.«

Kapitel 6 Ersatz an der Kasse
Rufus T. Feuerflieg saß im Kassenhäuschen der Schreckensfahrt auf Toms Platz und hatte die Stirn in tiefe Furchen gelegt. Draußen beschien die Sonne den Rummelplatz, auf dem sich trotz der Mittagshitze schon einige Besucher um die vielen Attraktionen tummelten. Der Anwalt legte beide Zeigefinger aneinander, um dann mit ihnen gegen seine Unterlippe zu tippen. »Also, ich wiederhole … Der grüne Knopf startet die alte Schaukel …«
»Na!«, mahnte Welf unheilvoll knurrend.
»… die altehrwürdige Geisterbahn …«, verbesserte sich Feuerflieg schnell und der Werwolf nickte zufrieden.
Der Anwalt deutete vor sich auf das Bedienfeld der Schreckensfahrt. »… und der rote Knopf stoppt sie. Vorher muss ich aber den Hebel entriegeln, damit die albernen Wägelchen losfahren und gleichzeitig schicke ich ein Gebet an alle Götter verschiedenster Religionen, dass die ›älteste Geisterbahn der Welt‹ mir nicht unter dem Hintern explodiert.«
Welf schnaufte grimmig. »Mein Stiefel explodiert gleich unter Ihrem Hintern, falls Sie nicht aufhören mit diesen Sprüchen.«
»Ihr habt mich hergeholt, und die Sprüche sind leider Teil des Abos«, erwiderte Feuerflieg ungerührt.
Tom lachte. »Ja, da müssen wir wohl durch. Ach, noch was: Wie Sie bestimmt gerade bemerken, wird es sehr heiß in dem Kassenhäuschen, wenn die Sonne mittags drauf scheint. Vergessen Sie nicht, sich was zu trinken mit hier rein zu nehmen.«
Feuerflieg winkte ab: »Ach, wenn’s mir zu warm wird, mach ich den Laden einfach dicht.«
»Das tun Sie nicht«, grollte Welf drohend.
»Der Laden bleibt offen und ich bin dicht?«
Welf verdrehte genervt die Augen und Tom antwortete schnell: »Deswegen haben wir Sie schließlich hergeholt. Also vergessen Sie nicht, was zu trinken und äh … passen Sie auf mit Flaschen in der Nähe der elektrischen Knöpfe.«
Feuerflieg zog die Augenbrauen nach oben. »Flaschen wie mich ausgenommen, nehme ich an?«
»Ja«, bestätigten Tom und Welf wie aus einem Mund.
»Na, vielen Dank.«
Tom stöhnte und rieb sich mit dem Ärmel seines T-Shirts den Schweiß von der Stirn. »Seien Sie bitte einfach vorsichtig. Ich hab heute erst einen Stromschlag abbekommen.«
Feuerfliegs Miene blieb ungerührt. »Wie schön. Sonst noch irgendetwas, das ich wissen müsste, oder wäre es vielleicht besser, ich wüsste es nicht, weil ich sonst schreiend davonrenne?«
»Ähm … naja«, sagte Tom ausweichend. Eigentlich gab es beim Betrieb der Geisterbahn mehr als genug zu bedenken, diverse kleine und große Probleme zu lösen, Schrauben gelegentlich nachzuziehen, Klappen zu ölen, Ketten wieder auf die Zahnräder zu schieben …
Da kam Welf ihm zu Hilfe. »Also … da gibt es so einiges … Aber … ich würde sagen, nichts, was …«
»… nichts, was jetzt sofort unbedingt …«, ergänzte Tom lahm und klang auch nicht viel überzeugender.
»… naja, die Antwort lautet …«, versuchte Welf es noch einmal, verstummte aber dann.
Tom schluckte und rang sich durch zu einem »Vielleicht.«, verbesserte sich dann aber doch zu einem »Nein.«
»Ja …«, bestätigte Welf. Beide bemerkten den irritierten Blick des Anwalts und beendeten ihren seltsamen Vortrag gleichzeitig mit einem etwas zu lauten »Nein!«
Feuerflieg wartete einen Moment, ob da noch was kommen würde. Dann seufzte er. »Das war die schlechteste Comedynummer seit ›Gertrud und ihre drei lustigen vier singenden Bügelbretter‹. Also gut, dann habe ich eben keine Fragen mehr – aber nur, weil ich keine Antworten mehr hören will. Gehabt euch wohl, ich hab das hier im Griff. Ich meine, wie schwer kann das sein? Ist das das Mikrofon? Hallihallo-hallöle … hm. Nichts zu hören da draußen, oder?«
»Das ist ja auch mein Sandwich von heute Vormittag, das Mikro ist das da.« Tom griff nach dem Schwanenhals des Mikrofons und schwenkte ihn dem Anwalt zum Tausch gegen das Sandwich entgegen.
»Ah, sieht so ähnlich aus, riecht aber weniger nach Salami.« Der Anwalt ließ seinen rechten Zeigefinger kurz über der Steuerkonsole kreisen, drückte dann einen Knopf und registrierte zufrieden das laute Knacken in den Lautsprechern. Dann rutschte er näher an das Mikrofon und legte los:
»Hallihallo Hallöle, nun geht es wieder weiter mit deeeer Schreckensfahrt, eine Runde über die Binnenalster und zurück, Hamburg vom Wasser aus, meine Damen und Herren, ein Anblick, bei dem jede Landratte wuschig wird und …«
Etwas rummste und der Anwalt tat mitsamt dem Stuhl einen kleinen Hopser.
»Aua ja, richtig erkannt«, sprach Feuerflieg weiter, als sei nichts geschehen. »Das hinter mir ist natürlich kein Ausflugskutter, sondern eine Geisterbahn, wie mir der freundliche Herr mit dem miesepetrigen Gesicht gerade in Form eines liebevollen Fußtritts mitgeteilt hat – vielen Dank auch dafür. Dieeee Schreckensfahrt also, kommserein, fahrnsemit, fahrnseraus, fahrnsenochmal – aber bitte vorher zahlen, denn danach werden Sie dafür keinen Hosenknopf mehr ausgeben, hahaha!«
»Ich beiß ihm nen Arm ab, den braucht er doch nicht beim Reden …«, grollte der Werwolf leise, doch Tom unterbrach ihn: »Aber schau doch mal. Es funktioniert! Die Leute bleiben stehen und hören ihm zu.«
»Ja, wie er unsere Schreckensfahrt beleidigt!«
»Das meint er doch alles gar nicht so«, versuchte Tom den Werwolf zu beruhigen. »Die Hauptsache ist doch, dass es funktioniert. Na, komm schon, Welf.«
Und mit diesen Worten zog Tom seinen Onkel aus dem Kassenhäuschen ins Freie. Dort öffnete er die telepathische Verbindung zu den anderen: »Wombie, hast du alle Ersatzpuppen installiert?«
Der Zombie telepathierte sein übliches »GMMMHHH …« zurück und Mimi bestätigte, was Tom schon vermutet hatte:
»Es ist alles perfekt, Tom! Wir können los!«
»Das sollten wir auch«, ließ sich die ungeduldige Stimme des Vampirs vernehmen. »Kommt zurück in den Zirkuswagen, das Ektoplasma steht bereit.«

Kapitel 7: Reisen mit Örks
Nur vierundneunzig Sekunden später standen Tom, Vlarad, Hop-Tep, Welf und Wombie um einen Kreis aus vier Eimern herum, den der Vampir in der Mitte des Zirkuswagens aufgestellt hatte. Das Ektoplasma blubberte leise und schon das Geräusch löste in Toms Magengegend ein vertraut-angewidertes Gefühl aus. Er hasste diese Art zu reisen. Allerdings war der Ektoplasma-Express nun mal die schnellste Möglichkeit, um nach Ägypten zu gelangen und diese erstaunliche Zeitersparnis erkaufte man sich eben mit einem wahrlich einzigartigen KotzWürgGraus-Gefühl.
»Der Vollständigkeit halber sei es noch einmal erwähnt«, sprach Vlarad. »Vorher einatmen, dann den Kopf in das Ektoplasma stecken und so laut und deutlich wie möglich die gewünschte Destination hineinrufen.«
»Stimmt, die Adresse!«, fiel es Tom ein. »Wie heißt der Berg nochmal, Hop-Tep?«
»El Gebel el Marsus«, antwortete die Mumie über die telepathische Verbindung.
»Und wo da genau?«, hakte Tom sicherheitshalber nach.
»Am Fuße der westlichen Ausläufer.«
Laut wiederholte Tom mehrmals das Ziel, um es sich so gut wie möglich einzuprägen. Denn wenn man die gewünschte Ankunfts-Adresse nicht korrekt in den Glibberschleim brüllte, konnte es vorkommen, dass man ganz woanders landete. Und auf einen Fußmarsch rund um das Wüstengebirge oder gar eine Bus- oder Flugreise rund um den Erdball wollte Tom auf jeden Fall verzichten. »Fuß des westlichen Ausläufers vom Berg El Gebel el Marsus … El Gebel el Marsus … okay … Vlarad, du transportierst Wombie mit?«
»Sehr … gerne«, bestätigte der Vampir und warf einen kaum merklich leidenden Blick auf Wombies Kuschelhasen Odor, der wie immer in der schützenden Armbeuge des Zombies saß und von dort aus den gesamten Raum mit süßlich-klebrigem Weichspüler-Aroma überversorgte.
»Mimi, du hast dir den Weg im Internet angeschaut und weißt, wo es hingeht?«, fragte Tom und das Geistermädchen nickte eifrig. »Klar. Bis gleich!«
Schon war Mimi mitten durch die Wand aus dem Zirkuswagen hinausgesaust. Tom hatte keine Zweifel, dass sie zeitgleich mit ihnen allen in Ägypten ankommen würde. Außer, sie verloren hier noch weiter kostbare Zeit. Dann würde Mimi sogar auf sie warten müssen.
»Na dann. Alle bereit?«, fragte er ernst in die Runde.
»Bereit«, antworteten Welf und Vlarad. Hop-Tep fügte sein »Bereit« telepathisch hinzu und Wombie grunzte ein »GMMMMHHH« hinterher.
»Also gut… dann … Puh …« Tom holte tief Luft. Dann steckte er seinen Kopf ruckartig in den Eimer mit dem glitschigen Ektoplasma. Dumpf und blubbernd drangen die eigenen Worte an sein Ohr, als er so laut wie möglich in den glibberigen Bampf hineinrief: »El Gebel el Marsus!«
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