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„Ja, vielleicht …?“ Wir unterhielten uns noch eine Weile, bevor auch Lovisa und Roland aufwachten. „Guten Morgen ihr zwei, entschuldigt bitte, aber ich kann mich an den Verlauf des gestrigen Abends nicht mehr vollständig erinnern. Ich weiß nur noch, dass wir zusammen diese Tüte geraucht haben, und von da ab bin ich in einen Traum gefallen, der mich auf eine euphorische Reise schickte.“
„Das ist schon in Ordnung, Jim, wir alle haben eine schöne Reise erlebt, die uns in den Sternenhimmel führte. Das war wirklich unglaublich schön. Kommt, lasst uns bei dem schönen Wetter etwas unternehmen“, sagte Roland plötzlich. Freja blickte zu Lovisa, dabei zwinkerte sie ihr zu. Roland sah mich verwundert an, da er ja nicht wusste, was Freja heute vorhatte. „Komm Lovisa, wir müssen noch ein paar Besorgungen machen“, sagte Freja, wir treffen uns dann später wieder am Strand. Als die beiden weg waren, erzählte ich Roland, was Freja heute vorhatte. Sich eine einsame Bucht zu suchen, um mit den beiden einen schönen Tag zu verbringen und später am Abend ungestört nackt baden zu können, hielten wir beide für eine tolle Idee …
Als wir uns später trafen, schauten wir zusammen auf die Landkarte, um zu sehen, welche Bucht denn für uns in Frage kommen würde. Mit ein paar Flaschen Wein und etwas zu Essen machten wir uns mit dem Auto auf den Weg. Nach ein paar Kilometern hatten wir das richtige gefunden. Beim Blick vom Klippenrand entdeckten wir eine kleine schmale Bucht mit weißem Sandstrand. Nicht einsehbar lag sie zwischen den hohen Felsen. Um aber dahin zu gelangen, mussten wir etwa acht Meter in die Tiefe klettern. Ein einsamer Traum, der genau der richtige Ort war, um mit den Mädchen ungestört nackt baden zu können …
Als wir alle runter geklettert waren und alles Nötige verstaut war, machten wir es uns am Strand gemütlich. Die Sonne, das Meer, zwei wunderschöne Mädchen, mit denen wir einsam am weißen Sandstrand lagen, war ein Traum, der für Roland und mich Wirklichkeit wurde. Es war so ungezwungen: Wir unterhielten uns über alles Mögliche, machten Witze und tranken Wein dazu. Später, als es zu dämmern anfing, zündeten wir ein Lagerfeuer an und blickten auf das offene Meer, dabei rauchten wir einen Joint … Auch dieses Mal verspürte ich einen Hochgenuss an Emotionen. Freja hatte Recht mit dem was sie sagte: Nachdem wir den Joint geraucht hatten, alberten wir am Strand herum, machten Faxen, hatten einen riesen Spaß zusammen und keiner dachte daran, sich irgendwo hinzulegen, um zu träumen. In der ausgelassenen Stimmung, in der wir uns befanden, konnte man zunehmend spüren, wie wir die Nähe zueinander suchten, jede Berührung zwischen Freja und mir versprühte eine Lust, die förmlich brannte.
Beim gemeinsamen Schwimmen im Meer überkamen uns die Gefühle füreinander. Die gedankenlose Hingabe, die nicht endende Euphorie im Liebesrausch, war ein Feuerwerk der Lust. Etwas Vergleichbares hatte ich vorher noch nicht erlebt … Ich werde dieses für immer in meinen Gedanken verwahren, als eine der schönsten Erinnerungen in meinem Leben.
Wie auch die Tage zuvor, wachten wir am frühen Morgen bei herrlichem Wetter auf. Alles war wunderbar. So beschlossen wir, heute erst einmal schön Frühstücken zu gehen und später mit dem Auto in die nächste Stadt zu fahren, um dort ein wenig einzukaufen. Wir packten alles zusammen, um diese Bucht auch wieder so zu verlassen, wie wir sie vorgefunden hatten.
Kapitel 3
LEICHTSINNIG
Beim Hinaufklettern an den Klippen war Vorsicht geboten, denn bei einem Absturz riskierte man wohlmöglich sein Leben. Als wir alle unbeschadet oben angelangt waren, machten wir uns auf den Weg zum Auto, das ich nicht allzu weit entfernt geparkt hatte.
Komisch, dachte ich mir noch, als ich mein Auto von weitem sah, die Beifahrertür war nicht geschlossen, sondern stand weit offen. Mein erster Gedanke war, dass ich sie wahrscheinlich nicht richtig zugemacht hatte, doch beim Näherkommen wurde mir klar, jemand hatte in der Nacht das Auto aufgebrochen … Ein Blick in das Wageninnere bestätigte die Vermutung, alles wurde gestohlen: unsere Klamotten, die Fotoapparate, die Rucksäcke, unser Essen, das Trinken. Das schlimmere Übel aber war, dass unsere Ausweise in den Rucksäcken waren und wir somit jetzt ein Problem hatten. Ohne Papiere könnten wir das Land nicht verlassen.
Zum Glück hatten wir die Rucksäcke von Freja und Lovisa im Kofferraum verstaut, denn ich wusste, dass man die Fronthaube vom Innenraum des Wagens nicht öffnen konnte, weil das Zugseil vor ein paar Tagen abgerissen war. Nur mit Hilfe eines Schraubenziehers war es möglich, die Haube von unten zu öffnen. Das bedeutete, die Rucksäcke mussten noch da sein. Als ich die Haube öffnete und die Mädchen sahen, dass ihre Rucksäcke noch an ihrem Platz lagen, schnauften sie erleichtert durch. Und auch wir waren froh, denn beim Verlust ihrer Sachen wäre der Urlaub von Freja und Lovisa hier beendet gewesen. Im Aschenbecher hatte ich außer dem Ersatz-Autoschlüssel auch noch 300 DM deponiert, die als eiserne Reserve gedacht war. Beim Herausziehen des Aschenbechers konnte ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen, da der Schlüssel und das Geld immer noch vorhanden waren … Unsere Sachen so offensichtlich im Auto zu deponieren, war sehr leichtsinnig von uns gewesen, dennoch war es dem unprofessionellen Vorgehen der Täter zu verdanken, dass wir letztendlich nicht alles verloren hatten. Das einzige, was mich wirklich sehr geärgert hatte war, dass unsere Fotoapparate weg waren. Die Ausweise konnte man ja ersetzen, doch die zeitlich festgehaltenen Erinnerungen auf den Filmen waren für immer verloren. Das einzige Foto, das mich bis heute noch an die schöne Zeit erinnert, ist das Passfoto im Ersatzausweis, den wir auf der Heimreise in Marseille vom Deutschen Konsulat erhalten hatten.
Nachdem die herbeigerufene Police eingetroffen war und unsere Personalien notiert hatte, wurden wir gebeten zum Commissariat mitzufahren, um unsere Aussage zu Protokoll zu geben. Auch wenn uns die Police gesagt hatte, dass nur wenig Hoffnung bestünde, den oder die Täter zu fassen, waren wir trotz allem froh, dass uns nichts passiert war. Nicht auszudenken, was uns hätte passieren können, wenn wir in das Zeitfenster der Tatzeit geraten wären.
An diesem Tag verließen wir alle zusammen Cassis und fuhren weiter die Küste entlang über Toulon bis zum Pearl Beach in Saint-Tropez, weit genug entfernt, um vom Geschehenen Abstand zu gewinnen. Das nächste Etappenziel von Roland und mir war somit erreicht, und auch Freja und Lovisa hatten Saint-Tropez auf ihrem Reiseplan.
Die vielen großen Yachten, die entlang der Küste vor Anker lagen, waren beeindruckend. Doch als ich die noblen Restaurants und exklusiven Hotels zu sehen bekam, wurde mir erst klar, wie viele reiche Menschen hier Urlaub machen.
Uns blieb noch eine Woche, um mit den Mädchen abzuhängen, und die wollten wir auf jeden Fall, in jeder freien Minute, zusammen verbringen. Die Tage vergingen schneller, als wir es eigentlich wollten. Und als der Tag des Abschieds gekommen war, fiel dieser allen sehr schwer. Ein wunderschöner Urlaub mit den Mädchen war zu Ende gegangen … Ein Flirt, von dem ich wusste, dass er zeitlich begrenzt sein würde, der dennoch bis Heute für mich unvergesslich geblieben ist.
Irgendwie freute ich mich auch wieder auf zu Hause, aber auf der Heimfahrt waren Roland und ich doch sehr betrübt. Die schönen Tage und Abende mit den Mädchen waren unser Hauptgesprächsthema auf der Heimfahrt. Ein Urlaub der einmalig war …
Immer wieder in all den Jahren erinnerte ich mich an Freja. Leider hat uns das Schicksal nie wieder zusammengeführt. Was mir aber für immer bleibt, ist die Erinnerung an sie und an die schöne Zeit, die ich mit ihr erleben durfte …
Kapitel 4
DER EINSTIEG
Es vergingen so etwa zwei Jahre, bis ich wieder in den Genuss kam, einen Joint zu rauchen. Mein Freund Horst hatte mich eingeladen, bei ihm zu Hause seinen Geburtstag mitzufeiern. Selbstverständlich freute ich mich auf diesen Abend. Es ging ganz schön zur Sache: Wir tranken ein Bier nach dem anderen, und wir waren gut drauf. Als ein paar von uns auf der Terrasse eine Zigarette geraucht hatten, kam Horst dazu. „Habt ihr Bock einen zu rauchen?“, fragte er und holte zugleich einen Joint aus seiner Tasche. Ganz selbstverständlich zündete er ihn auch sofort an. Ich hatte ja keine Ahnung, dass Horst kifft. Bevor ich mir dazu Gedanken machen konnte, drückte mir Horst den Joint in die Hand. Ich überlegte kurz, ob ich überhaupt mitrauchen sollte, aber schließlich zog ich doch. Horst grinste mich an und ich inhalierte den Rauch genüsslich in mehreren Zügen. Es dauerte nicht lange und mir wurde furchtbar schlecht, so schlecht, dass ich auf die Toilette musste, um mich zu übergeben.
So saß ich auf der Schüssel und konnte mich nicht mehr bewegen, denn sobald ich es versuchte, wurde mir schwindelig. Horst, der sich darüber amüsierte, sagte zu mir: „Du hast zu oft gezogen, jetzt ist dein Kreislauf nicht mehr stabil. Aber mach dir keine Sorgen, bleibe einfach sitzen, bis es dir wieder besser geht.“
„Vielen Dank auch“, sagte ich mit einer leisen, aber sarkastisch klingenden Stimme. So etwa nach einer Stunde versuchte ich mich vorsichtig aufzurichten, was mir auch gelang. Mein Gang aus der Toilette war noch wackelig und meine Wahrnehmung ließ zu wünschen übrig. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Verdammt noch mal, mir war so schlecht gewesen, dass ich mir geschworen habe, nie wieder einen Joint zu rauchen.
Mein Schwur sollte nicht lange halten, denn schon eine Woche später fuhren meine Kumpels und ich zu einem nahegelegenen Kloster, wo durch Mönche eine Wirtschaft mit Biergarten betrieben wurde. Das Bier dort schmeckte sehr gut. Es war ein Geheimtipp, denn das Schwarzbier, das hier gebraut wurde, gab es nur ein paar Monate im Sommer. Die restliche Zeit des Jahres war die Klosterstube geschlossen.
Wir hatten an dem schönen Sommertag schon einige Bier getrunken, als wir auf die Idee kamen, auf eine Anhöhe zu fahren, die ganz in der Nähe des Klosters gelegen war, um einen schönen Ausblick über die Landschaft zu haben. So glaubte ich zumindest … Als wir oben angekommen waren, holte einer der Jungs Zigarettenpapier aus seiner Hosentasche und eine kleine Tüte, in der sich Marihuana befand. Es schien mittlerweile jeder zu rauchen, den ich kannte. Immer wieder sah ich hin, um zu sehen, wie ein Joint gebaut wird. Ben blickte mich an. Als er fertig war gab er mir den Joint und sagte: „Los, zünde ihn an.“ Ich zögerte keinen Moment, und so kam ich in den Genuss, das erste Mal einen Marihuana-Joint anzurauchen. Ich hatte keine Ahnung, welche Wirkung mich erwartete. Deswegen zog ich dieses Mal nicht so intensiv an, sondern gab den Joint schnell weiter. Schließlich wollte ich nicht wieder so enden wie das letzte Mal bei Horst. Es dauerte nicht lange und wir alle fingen an zu kichern, wie kleine Kinder lachten wir über alles, was wir sahen, redeten wirre Sachen, die in keinem Zusammenhang standen. Es war so befreiend. Kein Gedanke war von Dauer und nichts war mir zu diesem Zeitpunkt wichtig. Zeitlos verbrachten wir den Nachmittag, bis der Heißhunger auf Essen unerträglich wurde. Ein cooler Tag neigte sich dem Ende entgegen und ich machte mir keine Gedanken darüber, dass ich schon wieder Drogen konsumiert hatte.
„Am kommenden Wochenende findet ein Open-Air-Konzert statt“, sagte Ben noch, bevor wir uns verabschiedeten. Er fragte mich, ob ich da mitfahren wolle. „Natürlich, sehr gerne“, sagte ich spontan, denn ich wusste, dass es da bestimmt wieder etwas zu Rauchen geben würde. „Alles klar, dann bis Freitag, wir holen dich ab“, sagte Ben mit einem Grinsen im Gesicht. Ich freute mich darüber und konnte das Wochenende kaum erwarten.
Wie versprochen stand Ben mit seinem VW-Bus am Freitag vor dem Haus, in dem ich wohnte. Er hupte dreimal, um auf sich aufmerksam zu machen. Ich rannte schnell die Treppe hinunter. Als sich die Schiebetür vom Bus auftat, kam mir als erstes eine Rauchwolke entgegen, die nach Marihuana roch.
„Hi“, begrüßte ich die darin sitzenden Leute, die ich zum Teil gar nicht kannte. Ein lautes Lachen schallte mir entgegen. Mit einem: „Komm rein, setz dich“ wurde ich begrüßt und bevor ich Platz genommen hatte, hielt ich schon den ersten Joint in meiner Hand. So hatte ich bis zur Ankunft beim Festival mindestens fünf Joints mitgeraucht. Ich war so zugedröhnt als ich ausstieg, dass ich das, was um mich herum geschah, gar nicht mehr wahrnahm. Lachend und Arm in Arm hängend betraten wir das Gelände, wo das Konzert stattfand. Abwesend bewegte ich mich zu der Musik, um mich herum waren alle gut drauf, und ich schwebte auf Wolke sieben. Doch nach ein paar Stunden hatte ich keine Power mehr – ausgelaugt und mit null Plan lag ich abseits im Dreck. Ich bekam von dem ganzen Trubel so gut wie nichts mehr mit. Alkohol und die Joints zollten ihren Tribut, das Konzert lief an mir vorbei. Ausgeliefert und meiner Persönlichkeit beraubt, hatte mich der Drogenrausch zu einem wehrlosen Objekt für andere gemacht. Ein Typ hatte mir meine Uhr und mein Geld gestohlen. Ich wurde ausgelacht, beschimpft und von manchen sogar getreten. Ein wehrloses Opfer, mit dem man alles machen konnte.
Irgendwann am nächsten Tag war ich wieder zu Hause, ohne Erinnerung an den Ablauf des Konzerts wollte ich nur noch wieder fit werden. Müde und lustlos stand ich Montagfrüh um sechs Uhr auf, um zur Arbeit zu gehen. Es fiel mir sichtlich schwer und am liebsten wäre ich im Bett geblieben. Nicht die Arbeit, nein der Gedanke, wie ich mir selber etwas zum Rauchen besorgen konnte, schwirrte in meinem Kopf herum und so rief ich Horst nach der Arbeit an und fragte ihn, ob er Zeit hätte, sich mit mir zu treffen.
„Klar, komm vorbei“, antwortete er mir am Telefon. Ich fuhr gleich zu ihm nach Hause.
Als ich in sein Wohnzimmer trat sagte er: „Mach es dir gemütlich.“ Auf dem Tisch stand ein Glas Chillum, daneben lagen Tabak und ein paar Knospen Marihuana. So ein Rauchgerät hatte ich vorher noch niemals gesehen, und irgendwie war ich schon scharf darauf, es auszuprobieren. Ich schaute gespannt zu, als Horst die Mischung im vorgesehenen Trichter anzündete und sich das Glasrohr mit Rauch füllte. Während dieser Zeit hielt er mit einem Finger ein kleines Loch zu, nahm diesen dann von der Öffnung und sog zugleich den ganzen Rauch wie ein Staubsauger ein. Er verdrehte leicht die Augen, als er mich ansah. Ohne Worte nickte er mit dem Kopf und gab mir zugleich das Chillum in die Hand. Etwas zögerlich zog ich an, bis das Glasrohr mit Rauch gefüllt war, und hob Sofort merkte ich die Dröhnung in meinem Kopf. Wie ein Blitz schlug das ein. Meine Augenlider senkten sich und mit einer sanften Bewegung versank ich im Sofa. „Wow, das war der Hammer, der dir auf den Kopf schlägt“, sagte ich grinsend zu Horst.
Im Laufe des Abends wiederholte ich dies noch ein paar Mal, bis ich total breit keinen Muckser mehr von mir gab. Nach einer gewissen Zeit erholte ich mich wieder halbwegs, so dass ich Horst darauf ansprach, ob er mir etwas zum Rauchen verkaufen könnte. „Klar, wie viel willst du denn?“, meinte er.
„Ich habe keine Ahnung. Was kostet das Gramm Shit oder Gras?“, fragte ich ahnungslos.
„Haschisch kostet 6,50 DM das Gramm und ein Gramm Marihuana kostet fünf DM. Frisch aus Holland eingetroffen.“
Ich nahm jeweils zehn Gramm. Auf einer Apotheker-Waage wog Horst alles ab und verpackte es anschließend in einer verschließbaren Plastiktüte. „Das macht 115 DM.“ Eine Menge Geld, aber es war mir egal, denn endlich hatte ich selber was zu rauchen und ich kam mir ziemlich cool dabei vor. Zugedröhnt verabschiedete ich mich nach ein paar Stunden von Horst und fuhr zufrieden nach Hause zurück. Wegen der Polizei machte ich mir am Anfang der Heimfahrt noch keine Gedanken. Doch schon nach fünf Minuten Fahrt sollte sich das ändern. Mein berauschter Zustand war offensichtlich gewesen und ich dachte mir noch, bei einer Fahrzeugkontrolle würde die Polizei das bestimmt merken. Gerade noch daran gedacht und schon sollte sich mein Gedanke erfüllen.
Eine Zivilstreife mit Blaulicht überholte mich außerhalb der Ortschaft und ein Beamter winkte mit der Kelle aus dem Fenster, um mir zu signalisieren, dass ich rechts ranfahren sollte. Im Auto roch es schon enorm nach Gras. Deshalb öffnete ich sofort das Fenster, damit der Geruch aus dem Auto zog. Das kann doch jetzt nicht wahr sein. Das erste Mal mit Drogen unterwegs und schon bin ich dran. Jetzt bloß keine Panik. Bleib einfach locker, dann wird das schon gut gehen, redete ich mir ein. Aus meiner Sicht gab es keinen Grund, mich anzuhalten. Schnell packte ich die Plastiktüte mit dem Marihuana und dem Haschisch und hielt sie in meiner Hand, bereit zum Werfen. Jetzt musste alles ganz schnell gehen, die vor mir fahrende Zivilstreife bog in eine Straßeneinbuchtung ein. da es schon Dunkel war, konnte ich diesen Vorteil für mich nutzen. Denn genau in diesem Augenblick konnte keiner sehen, dass ich die Beutel aus dem Fenster in den gegenüberliegenden Straßengraben warf. Erst dann folgte ich in die Einbuchtung und blieb hinter ihnen stehen.
Als die zwei Beamten ausgestiegen waren und auf mein Auto zukamen, tat ich so, als würde mich das nicht sonderlich kümmern. Mit einem: „Guten Abend das ist eine Fahrzeugkontrolle. Führerschein und Ausweis bitte“, begrüßte mich der Polizist.
„Aber klar doch. Einen Augenblick bitte“, sagte ich und holte aus meiner Jackentasche die gewünschten Papiere heraus. „Hat das einen besonderen Grund, warum Sie mich außerhalb der Ortschaft anhalten?“, fragte ich. „Denn ich bin mir da gar nicht so sicher, ob Sie das überhaupt dürfen, da könnte ja jeder auf die Idee kommen und ein Auto anhalten.“ Einer der Beamten ging zurück, um über Funk meine Personalien zu überprüfen. Der andere fragte mich, wo ich denn herkomme. „Woher ich komme, geht Sie gar nichts an. Was wollen Sie eigentlich von mir?“, gab ich zur Antwort.
„Sind Sie alleine unterwegs?“, fragte der Polizist.
„Ja, warum?“, antwortete ich fragend. Gerade als der Polizist mir antworten wollte unterbrach ihn sein Kollege, der mittlerweile wieder neben ihm stand mit den Worten: „Alles in Ordnung, der kann es nicht sein.“ Na Super, dachte ich mir. Denn im Auto roch es immer noch stark nach Marihuana und keiner von den beiden hatte etwas gerochen. „Komm wir müssen weiter“, sagte der eine plötzlich. „Alles klar ich komme gleich, geh schon mal vor! Hier haben Sie ihre Papiere zurück. Eines möchte ich Ihnen noch sagen“, dabei beugte er sich in das offene Fenster. „Sie haben Glück!“
„Ja, wieso?“, fragte ich ihn.
„In ihrem Auto riecht es nach Marihuana, und wenn wir nicht gerade im Einsatz wären, dann hätten Sie jetzt ein Problem! Verstanden!!“
„Oh ja, ich habe verstanden!“, antwortete ich erschrocken.
„Schönen Abend noch und eine gute Weiterfahrt …“, verabschiedete er sich. Das war ja wohl der Hammer! Hätte ich das nicht selbst erlebt, würde ich das nicht glauben.
Ich wartete noch ein wenig, bis sich das Polizeiauto entfernt hatte, um meinen Beutel wiederzuholen, der nicht wie angenommen im Straßengraben landete, sondern sichtbar am Straßenrand lag. Ich hatte richtig Glück gehabt, dass diese Kontrolle nicht zum Albtraum wurde.
Am nächsten Tag besorgte ich mir Tabak und Paper und nach der Arbeit wollte ich mir zu Hause meinen ersten Joint bauen. Doch irgendwie bekam ich das nicht hin. So blieb mir nichts anderes übrig, als noch mal zu Horst zu fahren, um es mir von ihm zeigen zu lassen. Horst drückte mir die Paper in die Hand und sagte: „Also pass auf, wenn du dir einen Stick baust, brauchst du ein bis zwei Blatt, die du an der Klebefläche miteinander verbindest. Mit dem Feuerzeug erhitzt du dann das Dope, bis du es mit den Fingern flockig aufbröseln kannst – so viel, wie du für Nötig hältst. Wenn man alleine raucht etwas weniger! Bei mehreren Leuten baut man ein Dreiblatt. So, wie beim Zweiblatt, nur das man hier noch ein Blatt quer über die zwei Paper klebt. Beim Zusammenrollen versuchst du einen Trichter zu wickeln. Unten wird dann ein selbstgemachter Filter reingesteckt. Beides schön locker rollen, nicht zu fest sonst geht er dir beim Rauchen laufend aus und das nervt.“
„Wieso geht er dann aus?“, fragte ich neugierig.
„Wenn der Joint zu fest gedreht ist und der zusammengerollte Filter zu eng drinnen steckt, kann man nur schwer daran ziehen und dadurch kann keine richtige Glut entstehen“, antwortete er. „Hinzu kommt, dass man bei intensiver Unterhaltung vergisst, den Joint weiterzugeben und somit erlischt die Glut! Hast du alles verstanden, Jim?“, fragte er. Als ich nickte, meinte er: „Dann leg mal los!“
Beim ersten Mal sah das noch nicht mal annähernd nach einem Joint aus, doch mit der Zeit lernte ich richtig schöne Joints zu bauen. Es war mir immer wichtig, dass ein Joint perfekt gedreht war, denn umso besser knallte er. Doch am Abend alleine zu rauchen, machte keinen Sinn, denn es war ja keiner da, mit dem man sich hätte unterhalten oder über irgendetwas lachen können. So war ich ständig unterwegs, um mit irgendwelchen Leuten abzuhängen und zu rauchen.
Kapitel 5
HASCHJOGHURT
Ich lernte immer wieder neue Leute kennen, die mir zeigten, welche verschiedenen Möglichkeiten es gab, Cannabis und Haschisch zu konsumieren. Unter anderem war da auch der Haschjoghurt. An einem Morgen bevor ich zur Arbeit fuhr, probierte ich diesen aus. Ein Esslöffel voll mit aufgebröseltem Haschisch, dazu ein paar Tropfen Speiseöl. Dies erhitzte ich mit dem Feuerzeug auf der Unterseite des Löffels bis es flüssig wurde. Dann vermischte ich es mit dem Jogurt. Es schmeckte abscheulich, deshalb schlürfte ich ihn schnell in mich rein … Danach rauchte ich noch einen kleinen Joint. Es sollte ja auch richtig knallen, dachte ich mir. Und wie es knallte! Während der Fahrt merkte ich schon, wie sich mein Zustand zunehmend verschlimmerte. Was hatte ich mir bloß dabei gedacht, einen Hasch-Jogurt auf nüchternen Magen zu essen und dazu noch einen Joint zu rauchen. Ich Vollidiot! Jetzt hatte ich ein riesengroßes Problem. Die Straße verschwamm vor meinen Augen und ich hatte große Angst, dass ich in den Gegenverkehr geraten würde. Mein Herz fing an zu rasen. Mit zittrigen Händen wischte ich mir die Schweißtropfen von meiner Stirn. Als ich endlich in der Firma ankam, war ich schon so breit, dass mir das Aussteigen aus dem Auto große Schwierigkeiten bereitete.
Es war mir klar, dass ein normales Gespräch mit den Arbeitskollegen nicht mehr möglich war … Zum Glück hatte Peter, der mit mir zusammenarbeitete erkannt, dass irgendetwas mit mir nicht stimmte. Er kam zum Auto und fragte mich, was denn los sei. Da ich Peter vertrauen konnte und er auch wusste, dass ich rauchte, sagte ich ihm, dass er die Fahrt zur Baustelle übernehmen solle, da es mir nicht gut gehe, weil ich einen Joint geraucht habe. Vom Haschjogurt sagte ich ihm nichts, denn dann hätte er bestimmt den Notarzt gerufen und es wäre alles herausgekommen.
Auf der Baustelle angekommen, war mein Kreislauf total im Keller. Peter meinte, dass ich noch etwas sitzen bleiben solle, bis es mir wieder besser ginge. Er bereitete derweil alles vor und meinte fürsorglich, dass, wenn es mir wieder möglich sei zu laufen, ich nachkommen solle. Nach etwa einer halben Stunde stieg ich kreidebleich aus dem Auto. Ich begab mich, da ich glaubte mein Zustand sei wieder stabil, mit mulmigem Gefühl direkt auf das Flachdach, wo wir Pappe aufbringen sollten … Peter hatte schon mit dem Bullibrenner die ausgerollte Pappe am Rand des Daches erhitzt. Um zu helfen, stellte ich mich neben ihn und trat mit meinem Fuß die angeheizte Pappe an. Dabei schaute ich Peter an und signalisierte mit meinem Daumen, dass alles wieder in Ordnung sei. Doch dann auf einmal passierte es, alles um mich drehte sich. Mir wurde schwarz vor Augen und ich fiel einfach um. Zum Glück nicht in den Abgrund, sondern direkt neben Peter auf das Dach. Da blieb ich regungslos liegen. Als ich wieder zu mir kam, lehnte ich an der Mauer des Aufzughäuschens.
„Verdammt noch Mal, was machst du für Sachen“, sagte Peter erschrocken. Dann holte er schnell Wasser, um meinen Nacken und Stirn zu kühlen. Was hatte ich bloß für ein Glück. Aus dem vierten Stock auf Beton zu stürzen, hätte ich wahrscheinlich nicht überlebt. Nach einer halben Stunde hatte ich mich wieder etwas erholt. Peters fürsorgliche Hilfe hatte mich vor Schlimmerem bewahrt, jedoch konnte ich an diesem Tag nicht mehr arbeiten. Mein Leichtsinn hätte mir fast das Leben gekostet. So schwor ich mir, Haschisch auf diese Art nicht mehr zu konsumieren.