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Noch eine ganze Weile starrte er auf das Foto. Da klopfte es plötzlich an der Tür. Sam öffnete die Tür. „Hallo Dad, wir sind wieder da.“ Paul rieb sich die Augen. Wollte er doch vermeiden, dass Sam ihn so sieht.
Sam sah das Bild, ging zu seinem Vater und setzte sich neben ihn. Beide sahen auf das Bild. „Weißt du noch, wo das aufgenommen wurde?“, fragte Paul. „Ja. Da waren wir im Disney-Land Paris. Das war das letzte Mal, dass wir was zusammen unternommen hatten. Du warst gerade weg, um die Karten zu kaufen. Dad…, ich vermisse sie“, sagte Sam traurig. Plötzlich begann Paul unkontrolliert zu weinen. Sam nahm ihn tröstend in den Arm.
Es war Abend geworden. Alle saßen zusammen beim Abendessen. „Wo müssen wir nun hin, Albert?“, fragte Paul. Unser lieber Freund, der Herr…, oder sollte ich besser sagen, der Hüter der Zeit, ist in China“, antwortete Albert zufrieden lächelnd. „Allerdings ist er…, naja… nicht der freundlichste Zeitgenosse. Also, was auch passiert, lasst mich alles regeln.“ Alle machten ein besorgtes Gesicht. „Keine Sorge…, ich kriege das hin“, versuchte Albert sie aufzumuntern.
Kapitel 18
Albert, Paul, Sam und Mia standen nun auf der großen, Chinesischen Mauer. Einige Touristen bestaunten die Mauer, machten Erinnerungsfotos oder fachsimpelten über die Länge und Bauweise. Es war ein warmer, sonniger Tag.
„Ihr bleibt bitte hier stehen. Egal, was passiert. Sprecht nicht, bewegt euch nicht und macht nichts“, sagte Albert mit ernstem Blick zur Gruppe. Albert ging einige Schritte nach vorn und blieb stehen. Er schloss die Augen. Ein Zischen und Hallen waren wieder zu hören als Albert sein Schwert benutzte.
Plötzlich schien es, als öffnete sich ein durchsichtiger Vorhang und umschloss die Vier. Eine andere Dimension tat sich auf. Die Touristen, die noch immer zu sehen waren, bemerkten davon nichts. Paul, Sam und Mia staunten nicht schlecht.
Plötzlich kam in der Dimension eine Person zum Vorschein, ein als Clown verkleideter kleiner Mann, der fröhlich auf der Mauer tanzte und sang. Da bemerkte er Albert und seine Truppe. Wie ein Blitz, stand er plötzlich vor Albert. „Ah, mein junger Freund, Albert. Ach, nein…, mein alter Freund, Albert, hi, hi, hi. Der Zahn der Zeit hat an dir genagt, hi, hi, hi.“ Blitzartig stand er vor Mia. „Hallo, meine Schönheit. Als ich dich das letzte Mal sah, warst du… genauso schön, hi, hi, hi.“
„Wieso bist du als Clown verkleidet und was machst du hier in China?“, fragte Albert neugierig. „Der Clown war schon immer zeitlos. Den gibt es seit Anbeginn von…, ja, von mir, hi, hi, hi. Und diese Mauer…, die kann ich nur schwer beeinflussen“, sagte der Clown mürrisch.
Der Clown erhob sich in die Lüfte und kreiste wie ein Ballon um die Truppe. „Was ist der Anlass, dass du den Herrn der Zeit aufsuchst? Ich habe doch keine Zeit. Quatsch, ich bin ja die Zeit, hi, hi, hi.“ Albert versuchte mit fester Stimme zu sprechen. Und doch wusste er, um die Gefährlichkeit, was ihm etwas anzusehen war. „Ich gehe mal davon aus, dass du die Zeichen der Zeit erkannt hast.
Irgendwas Unheimliches braut sich zusammen.“ „Die Zeichen der Zeit, was für eine geschickte Wortwahl, hi, hi, hi“, unterbrach er Albert. „Das Wort hat zwei zukünftige Hüter auserwählt. Außerdem greift Zodoriantes unschuldige Menschen an.“ „Zwei Hüter…, das Wort verliert ja keine Zeit. Genauso, wie Zodoriantes, dieser widerliche, abstoßende…“ „Du musst mir helfen das Wort zu finden“, unterbrach ihn diesmal Albert.
„Normalerweise würde ich dich für diese Bitte aus der Zeitlinie nehmen, aber ich bin dir noch was schuldig. Also, was willst du wissen…, hi, hi, hi?“ „Wo finden wir die Teile des Wortes?“ „Na, du verlierst ja keine Zeit, hi, hi, hi.“ Plötzlich lösten sich einige Steine aus der Mauer und bildeten eine eigene, kleine Mauer, die Paul, Sam und Mia komplett umschloss. Paul und Sam wurden unruhig. „Nicht bewegen“, versuchte Mia leise zu beruhigen.
Die Touristen bekamen von alldem nichts mit. „Ganz so einfach kann ich dir diese Antwort natürlich nicht geben. Zwei Rätsel musst du mir jeweils innerhalb von zehn Sekunden beantworten. Wir wollen ja schließlich keine Zeit verlieren, hi, hi, hi. Zweimal darfst du falsch liegen…, aber beim dritten Mal sind deine Tochter und die zukünftigen Hüter Teil der Geschichte, hi, hi, hi“.
Plötzlich verdunkelte es sich um den Herrn der Zeit und sein Aussehen veränderte sich zu einem Horror-Clown. „Dann ist ihre Zeit abgelaufen“, sagte er plötzlich mit einer angsteinflößenden Mimik. Albert trieb es den Angstschweiß auf die Stirn.
„Also gut. Nenne mir deine Rätsel.“ Der Clown fing gut gelaunt an, zu tanzen. „Hi, hi, hi…! Hier mein erstes Rätsel: Sie jagen sich bei Nacht und Tag- doch sich zu fangen, dies keiner vermag, hi, hi, hi.“ Albert begann angestrengt zu grübeln. Der Clown begann von Zehn an rückwärts zu zählen. Im selben Moment schrumpften die Wände um Paul, Sam und Mia und würden sie am Ende zerquetschen. Große Angst machte sich breit. „Nicht bewegen“, wiederholte Mia. „Sechs, fünf, vier…“, zählte der Clown runter. „Äh, …, Sonne und Mond ist die Antwort“, unterbrach ihn Albert sichtlich nervös. Der Clown tobte. „Mist, das war zu leicht.“ Alle atmeten erleichtert auf. „Nun das zweite Rätsel: Immer schneller, immer schneller, immer schneller…, hi, hi, hi.“ Wieder zählte der Clown rückwärts und wieder schrumpften die Wände. „Eine Rakete“, sagte Albert. Die Wände schrumpften weiter. „Ein Lichtstrahl.“ Doch die Wände schrumpften immer noch. Albert überlegte, doch er kam nicht drauf. Mittlerweile mussten sich Paul, Sam und Mia gegen die Wände drücken, um nicht zerquetscht zu werden. Doch die Wände drückten unaufhaltsam weiter. Paul, Sam und Mia begannen zu schreien. „Vier, drei, zwei…“, freute sich der Clown. „Das Universum“, schrie Mia. Blitzartig war der Clown vor Mia und er hatte einen sehr erbosten Blick. Doch plötzlich hörten die Wände auf, zu drücken und der Clown begann zu lachen. „Die Ausdehnung des Universums, hi, hi, hi. Wenn du es falsch beantwortet hättest, wärst nur du gestorben, hi, hi, hi.“
„Also, wo finden wir das Wort?“, fragte Albert. „Welchen Hinweis gab dir das Buch, mein alter Freund, hi, hi, hi.“ „Feuer, Wasser, Wind, Erde und Eis- ein Feind dieser Elemente den ersten Wortteil weiß“, wiederholte Albert den Satz. Der Clown überlegte kurz. „Ein Feind dieser Elemente den ersten Wortteil weiß. Wer, deiner drei Widersacher von Zodoriantes hatte dich daraufhin angegriffen?“
Da wurde es Albert klar. „Mutare…, er kann sich diese Elemente zu Nutze machen. Wir finden den ersten Teil auf seinem Heimatplaneten“, stellte Albert überrascht fest. „Und dafür hast du nun deine Zeit geopfert, hi, hi, hi. Nun geht.“
Plötzlich verschwand die Mauer, der Vorhang schloss sich und alles war, als wäre nichts geschehen. Alle atmeten erleichtert auf. „Es ist die Welt von Zodoriantes selbst, die wir aufsuchen müssen“, murmelte Albert sichtlich erschöpft.
Kapitel 19
Wieder zuhause angekommen: Sam war seit zwei Tagen in der Garage und bastelte unentwegt an seinen Drohnen, die er zur Verteidigung zukünftiger Angriffe verwenden möchte.
Mia stand am Fenster und beobachtete ihn. Auch ihre Zuneigung zu Sam wuchs. Sie fasste sich ein Herz und ging zu ihm. Eine Weile stand sie am Eingang der geräumigen Garage und sah Sam fasziniert zu. Sam lötete, schraubte oder fummelte mit winzigen Drähten. Irgendwann bemerkte er Mia. Die Luft knisterte plötzlich, als sie sich in die Augen sahen. Sam lächelte ihr zu. Mia lächelte zurück und kam langsam auf Sam zu.
Da wurde sie plötzlich abgelenkt, von der Masse an elektrischen Spielereien auf dem Tisch. Eine Armada an Flugdrohnen stand in der ganzen Garage verteilt. Ein paar wenige noch in Einzelteilen.
„Wow“, staunte sie. „Willst du es mal sehen?“, fragte Sam. Mia nickte neugierig. Sam nahm eine Fernbedienung zur Hand, die mehr einem kleinen Computer glich. Er drückte ein paar Knöpfe, drehte ein paar Schalter und plötzlich sprangen alle Drohnen gleichzeitig an. Ein Brummen wie hundert Bienenstöcke durchströmte die Umgebung.
Plötzlich hoben alle Drohnen ab und flogen davon. Sam und Mia gingen nach draußen, immer die Drohnen im Auge. Sam drückte ein paar Knöpfe und die Drohnen umkreisten sie wie Geier. „Such dir eine aus“, sagte Sam. „Hm…, die Blaue gefällt mir.“ Ein kurzer Knopfdruck und eine einzelne, blaue Drohne löste sich von der Gruppe und flog im Sturzflug direkt auf die beiden zu. Gekonnt steuerte Sam die Drohne und ließ sie knapp über ihre Köpfe hinweg sausen.
Amüsiert und ängstlich zugleich schrie Mia auf und duckte sich. Dabei hielt sie sich an Sams Arm fest. Die Drohne verschwand wieder zwischen den anderen. „Und nun alle.“ Kaum gesagt, stürzten alle Drohnen auf die beiden zu. Mia schrie und duckte sich. Sam lachte sich halb kaputt. Beide waren sichtlich amüsiert. Nach ein paar weiteren Scheinangriffen wurde Sams Mimik ernster.
„Nun zeige ich dir mal was“, sagte er. Sam drückte den einzigen roten Knopf seiner Fernbedienung und gab noch eine Nummer ein. Plötzlich sauste eine Drohne im Sturzflug auf den entfernten See zu. Mit einem riesigen Knall explodierte sie, als sie die Wasseroberfläche traf. Beide bestaunten die schwarze Rauchwolke, die sich erhob.
Albert und Paul kamen nach draußen geeilt, um nachzusehen, was das war. „Was war das denn?“, fragte Albert. „Das ist unsere Verteidigung, wenn wir das nächste Mal wieder angegriffen werden“, sagte Sam mit breiter Brust. Da sahen Paul und Albert die Drohnen am Himmel. „Gefällt mir“, schmunzelte Albert. Nach wenigen Augenblicken lies Sam die Drohnen wieder heil und sanft landen. Albert wandte sich zu Sam. „Hast du in deiner Kiste schon mal das schwarze Kästchen geöffnet?“ „Nein, was ist da drin?“ „Schaue einfach mal rein. Sei aber vorsichtig.“
Sam war wieder in seinem Zimmer. Neugierig öffnete er die geheimnisvolle Kiste und nahm das schwarze Kästchen heraus. Er betrachtete es von allen Seiten. Es war nichts Auffälliges daran. Nach einer Weile schüttelte er es, warf es auf den Boden und in die Luft, es passierte nichts.
Irgendwann nahm Sam auch das weiße Kästchen heraus und lies das Klavier sich wieder entfalten. Er legte das schwarze Kästchen auf den Flügel und betrachtete es, während des Spielens.
„Ich könnte jetzt eine Cola trinken“, dachte er bloß. Plötzlich schälte sich unter einem weißen Leuchten eine Cola aus dem schwarzen Kästchen. Sam vergaß das Klavier spielen.
Plötzlich füllte sich das Zimmer mit unzähligen Gegenständen, eines nach dem anderen. Computer, Sportwagen, Pudding, Ventilator, Schokoriegel, sogar eine ausgestopfte Ziege drängten Sam allmählich zur Tür. Alles, was er kurz dachte, materialisierte sich plötzlich. Es wurde immer mehr. Sam flüchtete, doch die Gegenstände verfolgten ihn, wie eine Lawine. Mittlerweile kroch die Welle die Stufen der Empfangshalle herunter, immer Sam hinterher. Er bekam es mit der Angst. Das Klappern, Scheppern und Schlürfen machte die Anderen aufmerksam.
„Stoppen sie es, Sam“, rief Albert. „Wie?“ „Denken sie, Halt.“ Sam versuchte sich zu konzentrieren. Die Welle stoppte. „Nun denken sie, hinfort.“ Plötzlich war alles verschwunden. Alle atmeten erleichtert auf. „Sam, alles was sie denken, außer lebende Objekte, materialisiert sich, sobald sie das Kästchen ansehen. Und erst der Gedanke „Halt“ stoppt das Ganze. Am besten wir üben das draußen.“
Sam und Albert traten nach draußen vor die Garage. Zur Sicherheit hatte Sam zuvor das Kästchen in ein Tuch gewickelt. Er packte es aus und legte es vor sich auf den Boden. „Und nun schließen sie die Augen, Sam. Denken sie nur an eine Sache, egal was. Halten sie sich immer dieses Bild vor Augen.“ Sam nickte. „Nun öffnen sie die Augen und sehen das Kästchen an.“ Sam sah das Kästchen an. Nichts passierte. Ein flüchtiger Blick Richtung Garage, auf die Drohnen, dann sah er wieder das Kästchen an.
Plötzlich materialisierte sich eine Drohne vor ihnen. „Gut, und jetzt den gleichen Gedanken nochmal, Sam.“ Eine zweite, identische Drohne tauchte auf. Dann eine Dritte, Vierte und Fünfte. „Nun denken sie, „Genug“, Sam. Malen sie in Gedanken das Wort.“ „Und dann?“, fragte Sam. „Nun denken sie nochmal an die Drohne.“ Sam konzentrierte sich, doch die Drohnen vermehrten sich nicht weiter. „Gut gemacht. Du lernst schnell“, freute sich Albert.
Mia trat lächelnd heran. Sam lächelte zurück, dann konzentrierte er sich. Plötzlich materialisierte sich eine goldene Rose. Sam gab Mia die Rose. Ihre Augen funkelten dabei. Albert genoss, was er da sah. „Wann brechen wir auf“, fragte Sam. „Wenn der Zeitpunkt günstig ist“, antwortete Albert. „Wie gelangen wir überhaupt dahin?“, fragte Sam erneut. „Es gibt nur einen Zugang, zu anderen Welten. Einer, der wenigen Wege, die für Normalsterbliche verborgen bleiben, durch einen aktiven Vulkan.“ Sam sah Albert mit großen Augen an. „Ich muss nur noch herausbekommen, welcher Vulkan der Richtige ist. Dafür muss ich das Auge befragen“, ergänzte Albert und atmete mit besorgtem Blick tief durch.
Kapitel 20
Paul und Albert waren auf dem Weg zum Auge. „Ich möchte sie nun weiter mit dem Auge vertraut machen, Paul. Wir müssen wissen, welchen Vulkan wir brauchen, um zu Mutare zu kommen.“ Vor dem Becken wandte sich Albert zu Paul:
„Was ich ihnen nun sage, darf niemand erfahren.“ „Ich werde es für mich behalten, Albert.“ „Ich habe nicht mehr viel Kraft für das Auge. Deshalb müssen sie für mich hineinsehen.“ „Was sie wollen, Albert. Was muss ich tun?“ „Wie gehabt…, legen sie ihre Hände auf die Wasseroberfläche und konzentrieren sie sich auf den Zugang zu Mutares‘ Reich.“ Paul tat, was Albert sagte und schloss die Augen. Seine Mimik verriet, dass er mittendrin war. Plötzlich schreckte er zurück.
„Was haben sie gesehen, Paul?“, fragte Albert ganz ungeduldig. „Lava, Schwefeldämpfe, Hitze. Ich konnte es aber nicht sehen, welcher Vulkan das war.“ „Okay, versuchen sie es erneut.“
Albert sagte nicht die Wahrheit. Tatsächlich manipulierte er Paul, um zu einem bestimmten Vulkan zu gelangen. Doch Paul und Sam waren noch nicht bereit die Wahrheit zu erfahren. In einem bestimmten Vulkan hatte Albert nämlich ein Geheimnis versteckt, welches er unbedingt mitnehmen musste. Erneut legte Paul seine Hände auf die Wasseroberfläche und konzentrierte sich. Albert beobachtete ungeduldig das Geschehen.
Nach einer Weile beendete Paul die Übung. „Und?“, fragte Albert. „Wir müssen nach Japan zum Kilimandscharo“, antwortete Paul. „Sie meinen nach Afrika?“ „Nein, zum Kilimandscharo.“ „Also nach Afrika- da ist der Kilimandscharo. In Japan ist der Fujiyama.“ „Klingt ja fast genauso“, war Paul etwas durcheinander. „Also, wohin nun?“ „Wir müssen nach Japan zum Fujiyama. Jetzt brauche ich einen Cognac.“ Beide brachen in Gelächter aus. „Gut, mein Freund. Einen Cognac, dann gehe ich zu Bett. Es ist schon spät“, gähnte Albert.
Sam schwamm noch ein paar Bahnen im Pool. Das schummrige Licht des Wassers und der Umgebung sorgte für sehr entspannte Atmosphäre. Leise kam Mia herein, streifte ihren Bademantel ab und ließ sich unbemerkt ins Wasser gleiten. Zielstrebig schwamm sie auf Sam zu, umarmte ihn und gab ihm einen langen Kuss. Es knisterte gewaltig zwischen beiden. Sam wusste gar nicht, wie ihm geschah. Doch schnell erwiderte er den Wahnsinns-Kuss. „Wieso?“, fragte er. „Naja…, ich komme nicht allzu oft hier raus. Und ich finde dich süß“, sagte sie mit einem frechen Lächeln. „Mia, was sagt eigentlich dein Vater dazu?“ „Der ist froh, dass es nicht irgendein junger Mann ist, sondern der Sohn des zukünftigen Hüters.“
Kapitel 21
Es war spät geworden. Paul rollte unruhig im Bett hin und her. Ein Albtraum quälte ihn und er schwitzte stark. Im Traum sah er, wie er starb und seine Frau und Tochter leben. Doch eines war merkwürdig an dem Traum: Er starb zwar, doch wachte er immer wieder auf und wurde dann wieder von Zodoriantes getötet.
Plötzlich schreckte er hoch. Nach kurzer Benommenheit rappelte er sich auf, um sich ein Glas Milch aus der Küche zu holen. Auf dem Weg nach unten, bemerkte Paul, wie Albert durch das gespenstig ruhige Haus schlich. Er folgte Albert unbemerkt. Albert verließ das Grundstück und ging in Richtung des Sees. Irgendwo auf halber Strecke öffnete sich plötzlich der Rasen und Albert verschwand. Paul näherte sich der Öffnung, dann stieg er Albert auf einer schmalen Treppe nach. Am Ende der Treppe befand sich ein enger, dunkler Gang. Paul konnte sich nur tastend vorarbeiten. Plötzlich verlor er den Halt und sauste eine steile und kurvenreiche Rutsche hinab.
Unten angekommen, überschlug er sich ein paar Mal. Was Paul dann sah, verschlug ihm, wie schon so oft, den Atem. Ein riesiger blau-leuchtender Wirbel, einem Auge gleichend, drehte sich vor ihm. Er schien alles in seiner Umgebung hinein zu saugen.
Gerade noch konnte er sehen, wie Albert darin verschwand. Dann wurde der Wirbel kleiner und schien zu verschwinden. Paul sprang auf, rannte und sprang mit einem Hechtsprung in den Wirbel, bevor dieser sich schloss. Nun fand er sich in einer völlig fremden Welt wieder. Eine öde und karge Landschaft dominierte den Anblick. Schwarzer Sand unter seinen Füßen und beißender Schwefelgestank machten einen dauernden Aufenthalt schwierig.
Paul wollte am liebsten gleich wieder weg. Doch die Neugier, was Albert da treibt, war größer. Mit jedem Meter, dem er Albert folgte, wurde ihm bewusst, dass er sich auf einem anderen Planeten befand. Endgültige Klarheit hatte er, als er in den Nachthimmel sah, und mit großem Erstaunen plötzlich zwei ziemlich nahe Monde sah. Man hätte fast die Umrisse einer kleinen Stadt mit bloßem Auge erkennen können, so nah waren sie.
Im Lichtschein der Monde, konnte Paul Albert weiter unbemerkt in einiger Entfernung folgen. Nach einer Weile blieb Albert plötzlich vor einer steilen Felswand stehen. Paul kam noch etwas näher heran und versteckte sich hinter einem kleinen, losen Felsbrocken. Plötzlich tauchte eine schemenhafte Gestalt auf und unterhielt sich mit Albert. Paul musste noch näher heran, um etwas von der Unterhaltung zu verstehen. Vorsichtig arbeitete er sich an einen weiteren Felsbrocken heran. Nun konnte er der Unterhaltung lauschen.
„Albert, mein liebster Feind. Ich hoffe, du hast einen vernünftigen Grund, an diesem gefährlichen Ort aufzutauchen.“ „Zodoriantes- was läuft da auf der Erde? Du schickst deine Schergen, um…was? Du kennst die Regeln des Wortes. Kein Angriff bleibt unbeantwortet. Und jede Einmischung wird früher oder später bestraft. Bedenke…, dass das Wort sich immer auf die Seite des Angegriffenen schlägt.“
Paul lief ein eiskalter Schauer über den Rücken, als er hörte, mit wem sich Albert da unterhielt. Umso mehr hörte er genauer hin und bemerkte nicht, dass sich etwas ihm näherte. Eine ganze Schar von zwei Meter großen Tausendfüßlern kam langsam von hinten auf ihn zu. Die Unterhaltung von Albert und Zodoriantes schien sich dem Ende zu nähren. „Also…, ich wünsche, dass die Angriffe aufhören oder ich werde das Wort um Hilfe bitten.“
Für einen kurzen Moment sah Zodoriantes Albert über die Schulter, in Richtung von Paul- er hatte ihn bemerkt. „Wie du wünschst, Albert. Aber wenn du mich angreifen solltest, lass ich das nicht unbeantwortet.“ Mit einem verhaltenen Kopfnicken verabschiedete sich Albert und entfernte sich.
Kaum war Albert einige Meter entfernt, fielen die Tausendfüßler blitzartig über Paul her, sodass er nicht mal zum Schreien kam. Zodoriantes kam auf den gefangengenommenen Paul zu.
„Was willst du Made in meiner Welt?“ „Ich bin Paul und ich…“ „Ich weiß, wer du bist. Und als zukünftiger Hüter solltest du nicht so neugierig sein“, kam er Paul gefährlich nah. „Ich habe euer Gespräch mitgehört. Du kannst mich nicht umbringen.“ „Nein, das kann ich nicht, aber ich kann dich gefangen nehmen.“ „Wenn du das tust, wird ein Krieg losbrechen. Willst du das?“ „Nanu, zukünftiger Hüter. Das klingt, als hättest du einen Plan mitgebracht.“
Mit einer Handbewegung befahl er, Paul frei zulassen. „Wehe, dein Plan überzeugt mich nicht. Dann riskiere ich vielleicht einen kleinen Krieg“, grinste Zodoriantes. „Ich biete dir mein Leben.“ „Was verlangt der zukünftige Hüter im Gegenzug?“ „Bring meine Frau und meine Tochter wieder zurück.“ „Wieso glaubst du, dass ich das kann?“ „Ich kenne das Tagebuch von Albert. Du hast es schon einmal getan.“ Die schemenhafte Gestalt von Zodoriantes, die noch immer nicht zu erkennen war, drehte sich für einen Moment nachdenklich weg. Dann wandte er sich wieder Paul zu. „Ich hoffe, du weißt, dass der Deal endgültig wäre? „Wann und wo?“, fragte Zodoriantes. „Bei unserer nächsten Begegnung.“ Zodoriantes nickte zustimmend. „Einverstanden. Nun gehe in deine Welt zurück, bevor Albert das Portal wieder schließt. Paul rannte los, um Albert noch einzuholen. Paul rannte so schnell er konnte. Doch das Portal schloss sich zu schnell. Mit einem Hechtsprung versuchte er noch durch zu schlüpfen, blieb jedoch stecken. Er schrie vor Schmerzen.
Plötzlich schreckte er in seinem Bett hoch. Schweißgebadet realisierte er allmählich, dass er nur geträumt hatte. Er hatte einen Traum im Traum. „Puh, …, das ging ja nochmal gut.“
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