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Bedächtig nickte Wolfgang. Die Bilder von Goseck kamen wieder in ihm hoch. „Ja, Diana, dieser Markus hat auch diesmal recht. Er meint bestimmt das Sonnenobservatorium in Goseck.“
Bei diesem Namen horchte Marina auf. Sie erinnerte sich, dass ihr Wolfgang vor vielen Jahren mal eine phantastische Geschichte erzählt hatte, in der dieser Ort eine Rolle spielte.
„Ja, so hat er es genannt. Du kennst es auch?“, fragte Diana erstaunt.
„Sicher! Ich war schon mehrmals dort. Es ist nicht sehr weit von uns entfernt. Mit dem Auto vielleicht eine Stunde.“
„Was? Können wir da nicht mal hinfahren? Dann hätte ich gleich was zu berichten, wenn wir uns am Montag wieder in der Schule treffen.“
„Diana, bitte sei mir nicht böse, aber ich möchte nicht dorthin fahren.“
„Warum nicht?“
„Weißt du … Ich weiß nicht, wie ich dir das sagen soll.“ Dabei sah er seine Marina an, die so tat, als hätte sie nicht zugehört. „Ich hatte dort mal … ein trauriges Erlebnis, bevor ich Mama kennengelernt habe. Ich möchte nicht wieder daran erinnert werden.“
„Papa, komm. … Hattest du dort etwa ein Date? Das ist ja spannend.“ Begeistert hing sie an seinen Lippen und wollte unbedingt mehr darüber erfahren.
Doch ihr Papa schüttelte den Kopf. „Diese Geschichte erzähle ich dir vielleicht später einmal. Heute nicht.“
„Schade. Hattest du nun dort ein Date?“
Nun musste Wolfgang über seine hartnäckige Tochter lachen. „Nein, Diana. Ein Date hatte ich dort nicht. Aber eines kann ich dir noch sagen. Es ist ein magischer Ort.“
„Was?! Und das willst du mir nicht erzählen? Bitte, Papa. Ich kann sonst nicht ruhig schlafen“, bettelte sie.
Als Wolfgang rüber zu seiner Frau sah, schüttelte sie unmerklich den Kopf in der Hoffnung, dass er sie verstand. Und so sagte er zu seiner Tochter: „Wenn ich es dir erzählen würde, könntest du auch nicht besser schlafen. Außerdem dauert das Stunden. Also heute nicht. Das ist mein letztes Wort.“
„Schade.“ Diana wusste, wenn ihr Papa so reagierte, brauchte sie nicht weiter betteln. So ging sie unverrichteter Dinge abends ins Bett und überlegte, was ihr Papa da wohl so geheimnisvolles erlebt hatte. Das konnte nur zusammen mit einer Frau gewesen sein. Das stand für sie fest. Aber in einem Bauwerk, wo immer Touristen sind, kann er doch nichts Schlimmes gemacht haben. Ihr kamen die wildesten Gedanken, doch dann hatte sie diese immer wieder verworfen und irgendwann schlief sie ein.
Einen reichlichen Monat später, es war am 09. November, verbreiteten die offiziellen Medien: Die neue amerikanische Regierung gab bekannt, dass es im Gegensatz zu früheren Aussagen doch Außerirdische gibt und fast alle Regierungen dieser Erde mit diesen Außerirdischen in Kontakt stehen. Das schlug wie eine Bombe ein. Die meisten Regierungen der anderen Länder bestätigten diese Aussage.
Nun liefen die Menschen verängstig herum. Sie hatten Angst vor einer außerirdischen Invasion. Viele zogen sich ängstlich in ihre Wohnungen und Häuser zurück. Andere hingegen sagten, dass sie das schon immer gewusst hatten und es Zeit wurde für diese offizielle Bekanntgabe.
Als Diana nach Hause kam, fragte sie aufgeregt ihren Papa: „Hast du schon gehört? Die US-Regierung hat bekannt gegeben, dass sie schon lange mit Außerirdischen Kontakt haben und alle anderen Regierungen auch!“
Wolfgang nickte bedächtig. „Das wusste ich schon. Sie haben seit 1995 ständigen Kontakt mit der Galaktischen Föderation des Lichts.“
Seine Tochter sah ihn etwas skeptisch an. „Was ist das denn für ein Verein?“
„Diese Galaktische Föderation des Lichts ist in unserer Milchstraße so etwas Ähnliches, wie auf unserer Erde die UNO. Ihr gehören tausende außerirdische Völker an. Deshalb habe ich vor einem Monat lächeln müssen, als du mich fragtest, ob ich an Außerirdische glaube.“
„Woher weißt du das alles? Davon haben sie im Fernsehen gar nichts gesagt.“
Wolfgang hob die Schultern und lächelte überlegen. Doch dann sagte er ihr: „Ich hatte vor zwanzig Jahren im Urlaub viel darüber gehört. Da war ich … mit Personen zusammen, die eine ganze Menge darüber wussten.“
„Davon musst du mir unbedingt mehr erzählen, aber heute nicht. Ich habe gleich ein Date.“ Sie verabschiedete sich und verließ die Wohnung.
Wolfgang sprach nun mit Marina darüber. „Siehst du nun, dass ich doch recht hatte. Jetzt müssen sie nur noch die Welt im Inneren der Erde offiziell bestätigen. Ich glaube, auch das wird nicht mehr lange dauern“, sagte er begeistert.
„Wenn das so ist, wirst du uns dann verlassen?“, fragte Marina ängstlich.
„Um Gottes Willen, Marina!“, rief er entsetzt. „Wie kommst du denn darauf? Nie würde ich euch verlassen! Nie!“
„Dann wäre doch der Weg zu dieser Diane wieder frei!“
Sofort ließ seine Euphorie nach. Nachdenklich nickend antwortete er: „Ja. … Vielleicht!“ Wie abwesend nickte er weiter vor sich hin. „Aber wenn ich wieder dort hin gehe, dann nur mit euch. Niemals allein! Ich liebe euch doch. Verstehst du denn das nicht?“
Marina zuckte mit den Schultern. Sie hoffte inständig, dass er dann auch noch so dachte, aber sicher war sie sich nicht.
Vier Tage später hatte sich die Aufregung der Menschen etwas gelegt. Im Fernsehen berichtete man von verschiedenen Außerirdischen, die so aussahen wie die Menschen. Man erklärte woher sie kamen und dass sie keine Gefahr für die Menschheit waren. Das beruhigte dann doch viele.
Diana und ihr Papa diskutierten am Nachmittag viel über diese erneuten Informationen von den Außerirdischen. Da meinte Wolfgang: „Du musst dich mit dem Gedanken anfreunden, dass manche Außerirdische wesentlich größer sind als wir. Jetzt, wo ihre Existenz offen bekannt gegeben wurde, werden sie uns sicher irgendwann offiziell besuchen.“
„Glaubst du, dass sie hier bei uns so einfach landen?“
„Sicher! Aber nur auf offizielle Einladung unserer Regierungen. Ich denke, das wird bald sein.“
Da meinte Diana spöttisch: „Und wenn es bei uns klingelt, müssten wir damit rechnen, dass draußen ein Außerirdischer steht.“
Wolfgang lachte: „Ja, vielleicht.“
Plötzlich klingelte es nun tatsächlich. „Da siehst du’s“, meinte Wolfgang lachend. „Jetzt kommt schon der erste Außerirdische!“
Noch bevor Marina oder Wolfgang aufstehen konnten, war Diana schon an der Tür. Kurz darauf kam sie mit verwundertem Gesicht ins Wohnzimmer zu ihren Eltern und sagte schulterzuckend: „Da draußen steht eine Frau, die mit euch sprechen will. Sie sagt, sie heißt Diane und Papa würde sie kennen.“
Wolfgang erstarrte und wurde ganz blass. Ihm lief es eiskalt den Rücken runter. Er starrte seine Tochter mit großen Augen an und war nicht fähig etwas zu sagen.
„Papa! Was ist mit dir?“, rief Diana besorgt.
Darauf fragte er halb abwesend: „Ist sie groß?“
„Ja!“, lachte Diana, „Fast zwei Meter.“
Erneut starrte Wolfgang seine Tochter an, stand sprungartig auf und rannte zur Tür. Da stand sie, Diane. Wolfgang konnte es noch immer nicht fassen. Sie lächelte wie damals, obwohl in ihren Augen Tränen standen. Um nicht aufzufallen trug sie die gleichen Sachen, wie er sie damals getragen hatte, als er in Posid ankam. Diane war seitdem kaum älter geworden, obwohl so viele Jahre vergangen waren. Vorsichtig fragte sie: „Darf ich euren Wohnraum betreten? Oder soll ich besser wieder gehen?“
Das löste bei Wolfgang die Starre und er umarmte sie. „Diane! Mein Gott, du bist hier.“ Tränen liefen nun auch über sein Gesicht. So viele Jahre hatte er gehofft und gezweifelt, und nun war sie da. Sie hatte ihn gefunden, wie Gerda ihren Kai in Andersens Märchen.
Diane fragte erneut: „Darf ich euren Wohnraum betreten?“
„Was? … Wieso? … Ach so, ja natürlich!“ Langsam kam er zurück in die Wirklichkeit. „Bitte komm rein. Ich möchte dich meiner Familie vorstellen.“
Er führte sie ins Wohnzimmer, wo Marina ängstlich wartete und Diana skeptisch diese Fremde betrachtete. Wie läuft die denn rum?, dachte Diana, nachdem sie sich den Gast genauer angesehen hatte. Mit Jeans und kariertem Hemd, als ob sie von Mode noch nie was gehört hätte.
„Marina, das ist Diane, von der ich dir schon viel erzählt habe.“
Ängstlich grüßte Marina die große Frau.
„Mama. Wer ist das?“, fragte Diana respektlos.
„Das ist eine frühere Freundin von Papa aus der Zeit, als wir uns noch nicht kannten“, versuchte Marina zu erklären.
Wolfgang bot Diane erst einmal einen Platz an. Er starrte sie ständig an und war noch immer nicht fähig etwas zu sagen.
Diana hingegen fixierte sie kampfbereit.
Da ergriff Diane das Wort. „Ich wollte eure Harmonie nicht stören. Vielleicht sollte ich dir, Diana, erst einmal erklären, wer ich bin und was ich hier will, bevor du mich hinauswirfst.“ Dabei lächelte sie Diana an.
Verlegen sah Diana nach unten. Kann die denn Gedanken lesen?
„Ja!“, antwortete Diane ihr knapp.
Nun wurde Diana diese Besucherin unheimlich. Eng rückte sie mit ihrer Mutter zusammen und sah jetzt auch ängstlich auf diesen großen Gast.
Doch das löste Wolfgang aus seiner Starre. „Diane! Ich denke ihr dürft das nicht ohne Zustimmung?“
„Du hast ja recht. Es war nicht fair. Bitte verzeih mir, Diana.“
Wolfgangs Tochter verzog ihr Gesicht, starrte ihren Papa und anschließend den Gast an. Dann bildeten sich einige Falten auf ihrer Stirn: „Was soll ich verzeihen?“
„Dass sie ohne dich zu fragen deine Gedanken gelesen hat“, antwortete Wolfgang seiner Tochter.
„Ja, ja, schon gut“, entgegnete nun Diana. Aber unheimlich blieb ihr der Gast trotzdem.
„Ihr habt sicher die offizielle Bekanntgabe über Außerirdische gehört. Das gab mir das Recht euch zu besuchen. Wie ihr sicher von ihm wisst, bin ich für euch ja auch so etwas wie eine Außerirdische, auch wenn das so nicht ganz richtig ist.“
„Was denn, sie woll’n ’ne Außerirdische sein?“, fragte Diana jetzt sehr skeptisch und lachte anschließend. Damit kam ihr Selbstbewusstsein wieder zurück. „Das ist mir zu blöd. Was wollen Sie von meinem Papa?“
Darauf erwiderte Diane: „Du glaubst mir nicht? Kannst du meine Gedanken lesen?“
„Blödsinn! Das kann niemand!“
„Wieso kann ich dann deine Gedanken lesen?“
„Können Sie das wirklich?“, fragte Diana schon etwas kleinlauter.
„Ja, und noch so manches mehr. Aber ich will euch damit nicht erschrecken. Diana, du heißt fast so wie ich. Ich heiße Diane. Wollen wir nicht Freundinnen werden?“
„Wer sind Sie eigentlich? Und dann lassen Sie vor allem meinen Papa in Ruhe!“, konterte Diana jetzt mutig. „Es ist vielleicht besser, wenn Sie wieder gehen!“
„Diana!“, ermahnte sie Wolfgang. „Diane ist unser Gast.“
„Meiner und Mamas nicht! Sie will dich doch nur von uns trennen. Merkst du das denn nicht!“, rief Diana trotzig ihrem Vater zu.
Noch bevor Wolfgang sich dazu äußern konnte, ergriff wieder Diane das Wort. „Wolfgang, lass mich das erklären. - Diana, ich verstehe dich, aber ich will deinen Papa nicht von euch trennen. Ganz bestimmt nicht!“
„Und das soll ich Ihnen glauben?“, antwortete Diana verächtlich.
„Ja. Dort, wo ich herkomme, sagt man immer die Wahrheit.“
„So? Kommen Sie vom Mars? Hier auf der Erde gibt es kein Land, wo alle immer die Wahrheit sagen.“
„Nein, vom Mars komme ich nicht, aber ich lebe auch nicht in eurer Welt. Ich wohne in Posid. Das ist in der inneren Erde unter Brasilien, wenn dir das etwas sagt. Und meine Vorfahren lebten in Atlantis. Hast du davon schon gehört?“
„Aber jetzt wollen sie mich auf den Arm nehmen! Die Erde ist innen flüssig und unvorstellbar heiß. Atlantis hat es nie gegeben und ist nur eine Spinnerei von irgendwelchen Phantasten. Wo also kommen Sie wirklich her?“
Marina überließ gern ihrer Tochter das Wort. Sie hätte nie so souverän mit dem Gast sprechen können. Wolfgang hingegen sagte bewusst nichts. Wusste er doch, wer Diane war. Aber wenn sie seine Tochter überzeugen konnte, dann überzeugte sie automatisch auch seine Frau mit. Das wiederum würde ihm helfen, seiner Marina die Situation so zu erklären, dass sie keine Angst haben müsste.
„Diana, ich habe dir die Wahrheit gesagt. Nur du hast etwas Falsches gelernt. Aber das ist nicht deine Schuld.“
„So? Und wo kommt dann das Magma her, wenn die Erde innen nicht flüssig sein soll? Sehen Sie, wie schnell Ihre Lügen wie Seifenblasen zerplatzen.“
Diane lächelte. „Nein, so ist es nicht. Wenn du deine Haut verletzt, dann blutet es. Heißt das aber, dass dein ganzes Körperinnere aus Blut besteht?“
„Was soll denn jetzt dieser Quatsch?“
„Es ist wie bei der Erde. Das Magma fließt unter der Erdrinde. Das ist richtig. Aber es fließt dort, wie das Blut unter deiner Haut. Unter der Magmaschicht ist die Erde fest. Du hast viele Dinge fasch gelernt, weil man hier, wie du vorhin richtig bemerkt hast, oft nicht die Wahrheit sagt. Bis vor ein paar Tagen gab es offiziell auch noch keine Außerirdischen. Und heute? Erst durch die Veröffentlichung wurde deren Existenz bestätigt. Du hast sicher vorher gelernt, dass es keine gibt. Stimmt’s?“
„Ja, aber was hat das mit Ihnen zu tun?“, fragte Diana weiter.
„Meine Vorfahren lebten auf dem Kontinent Atlantis, der nach eurer Zeitrechnung vor etwa 13.000 Jahren unterging. Mein Volk stammt von Siedlern ab, die vor 500.000 Jahren damals vom Sirius-B und aus den Plejaden kamen. Also sind Sirianer und Plejadier meine Urvorfahren, wenn man so sagen will.“
„Und das soll ich Ihnen glauben?“ Diana schüttelte den Kopf.
Diane überlegte lange und kam zu einem Entschluss. „Gut. Ich beweise es dir und deiner Mama, denn sie glaubt mir auch nicht so richtig. Wann wird es bei euch dunkel?“
„Was soll denn das? Was hat das mit dem Dunkelwerden zu tun? Jeder weiß, dass es zurzeit zwischen vier und fünf dunkel wird.“
„Nun, ich weiß es nicht. Bei uns ist das nämlich anders. So haben wir bis dahin noch etwas Zeit. Und sobald es dunkel ist, werde ich euch die innere Welt zeigen, wenn ihr wollt.“
„Waaas? Wie denn?“, fragte Diana jetzt völlig aufgeregt.
„Mit dem Transporter, mit dem ich durch die Südpolöffnung hierher gekommen bin.“
„Was denn, Sie wollen mit einem Transporter bis zum Südpol und dann ins Erdinnere fahren? Na dann viel Spaß!“
„Nicht fahren. Fliegen!“
„He? Fliegen? Mit einem Auto?“ Das war für Diana zu viel.
Da mischte sich Wolfgang in den Dialog zwischen Diane und seiner Tochter ein. „Mit Transporter meint Diane eine Art Mini-UFO für Kurzstrecken. Habe ich das so richtig erklärt?“
Diane nickte und lächelte besonders Diana an.
„UFO? Sie wollen sagen, Sie sind mit einen UFO gekommen und das steht hier vorm Haus?“
Da lachte Diane und schüttelte den Kopf. „Nein. Vor euerm Haus steht mein Transporter natürlich nicht, aber der Rest stimmt. Ich darf hier nicht sichtbar landen, weil das viele Menschen noch verunsichern würde. Deshalb bin ich heute früh, bevor es hell wurde, außerhalb der Stadt gelandet und habe mir eure Stadt angesehen, bevor ich hierher kam. Dein Papa hat mir vor vielen Jahren von seiner Stadt erzählt und ich war neugierig. Ich habe sie heute zum ersten Mal gesehen.“
„Und Sie wollen uns wirklich mit Ihrem UFO mitnehmen?“
„Ja, wenn ihr wollt. Ich will euch nur kurz die innere Welt zeigen, damit ihr mit glaubt. Solange du und deine Mama mir nicht vertrauen könnt, wird es keine Harmonie zwischen uns geben.“
Nun sah Diana ihre Mutter an. „Kommst du mit? Ich bin bereit!“
„Ich auch!“, meldete sich Wolfgang.
„Und Sie haben wirklich ein UFO?“, fragte Marina ängstlich.
„Es gehört mir nicht. Ich benutze es nur. Aber das geht erst, wenn es dunkel ist, damit wir ungesehen von anderen starten können. Gibt es hier in der Nähe eine größere Fläche, wo uns der Transporter aufnehmen kann?“
„Ich denke, er steht hier irgendwo?“, frage Diana enttäuscht.
„Das würde zu viel Aufsehen erregen. Noch müssen wir ungesehen starten und landen. Später können wir das dann sicher auch offiziell tun. Der Transporter wartet im Orbit darauf, dass ich ihn rufe.“
„Wo?“, fragte Wolfgangs Tochter erstaunt und starrte Diane mit großen Augen an.
„Außerhalb der Lufthülle, wo er für die Augen der Menschen nicht sichtbar ist.“
„Wie viel Platz braucht er zum landen?“, fragte jetzt Wolfgang.
„Du kennst die Transporter. Sie haben sich nicht verändert“, entgegnete Diane.
„Dann weiß ich, wohin wir müssen. Ich kenne so eine Fläche und weit ist es auch nicht.“
„Papa, du glaubst ihr wirklich?“
„Ja natürlich! Ich habe Diane in der inneren Erde getroffen. Damals, bevor ich deine Mama kennen gelernt habe. Vielleicht ist jetzt der Zeitpunkt an dem ihr euch besser bekannt machen solltet.“ Er sah Diane an und sie nickte. Da sagte er: „Vielleicht solltet ihr mit dem Du beginnen. Diane ist nicht nur meine Freundin. Sie will auch eure Freundin sein und ganz bestimmt niemandem weh tun; auch dir nicht, Marina.“
Diane nickte.
„Gut, ich heiße Diana“, und sie gab dem großen Gast die Hand.
Diane nahm sie und entgegnete: „Ich bin Diane aus Posid.“
„Ich bin Marina“, sagte Wolfgangs Frau kleinlaut und streckte Diane ängstlich die Hand hin.
„Marina, ich bin ganz bestimmt nicht gekommen um euer Glück zu stören. Ich will dir auch deinen Mann auf keinen Fall wegnehmen.“ Sie schüttelte mit dem Kopf. „Wolfgang weiß, dass es bei uns so etwas wie Eifersucht nicht gibt. Ich wollte ihn nach der langen Zeit nur besuchen und euch dabei kennen lernen.“
„Woher wussten … weißt du von uns?“, fragte Marina skeptisch.
„Aus Wolfgangs Träumen. Ich hatte manchmal Kontakt zu ihm, wenn er besonders intensiv an mich dachte. Ich konnte ihn aber nur im Traum kontaktieren. Hat er nie davon gesprochen?“
Marina schüttelte den Kopf und sah dabei Wolfgang an. Jetzt versuchte er das zu erklären.
„Seit Marina von dir weiß, war sie immer sehr traurig, wenn es um dich ging. Deshalb habe ich nicht von dir sprechen wollen, wenn du mir im Traum erschienen bist. Sie hätte das vermutlich ganz anders aufgefasst, als es gemeint war. Außerdem war ich mir nicht sicher, ob ich mir das vielleicht nur eingebildet hatte. Die Träume waren also alle wahr und du hast sie mir geschickt?“
Diane nickte. „Es war die einzige Kontaktmöglichkeit mit dir.“
„Und wie soll es jetzt weiter gehen?“, fragte Marina berechtigt.
„Na erst einmal der UFO-Flug. Dunkel genug ist es ja inzwischen. Ich will schon wissen, ob das wirklich stimmt, was Diane die ganze Zeit behauptet“, warf Diana ein.
„Gut! Gehen wir“, sagte Wolfgang und stand auf.
„Du glaubst wirklich, wir werden ein UFO sehen?“, fragte Diana immer noch ungläubig ihren Papa.
„Glauben? Ich weiß es! Schließlich bin ich mit so einem Ding schon mehrmals geflogen.“
„Irre!“, war Dianas ganze Antwort.
Sie verließen nun die Wohnung und Wolfgang führte sie jetzt zu einem ehemaligen Industriegrundstück, welches seit Jahren unbebaut war und an einer Bahnbrücke lag.
„Hier stand früher mal eine Gießerei. Doch nach der Wende hat man alles abgerissen und seit dem ist hier freie Fläche. Entspricht das deinen Vorstellungen, Diane?“
Sie sah sich um und nickte. Es waren keine Wohnhäuser in unmittelbarer Nähe und der Platz war viel größer als notwendig. Dunkel genug war es auch. Also rief sie den Transporter telepathisch.
Es dauerte gar nicht lange, als Diana ein merkwürdiges Geräusch in der Luft hörte, welches immer näher kam. Es klang wie der Brenner bei einem Heißluftballon, nur war es ein Dauerton und leiser.
Plötzlich fiel ein Schatten direkt neben ihnen zu Boden. Diane ging auf ihn zu und eine kaum wahrnehmbare Öffnung zeigte sich.
„Schnell einsteigen. Es ist wichtig, dass uns niemand sieht.“
Wolfgang ging gleich hinter Diane hinterher. Diana wollte auch, aber ihre Mutter traute sich nicht so richtig. Da wurde sie von ihrer Tochter an die Hand genommen und mit in das UFO gezogen. Sofort schloss sich die Öffnung hinter ihnen. Diana schaute sich nun um. Innen war ein kreisrunder Raum, aber nicht wirklich größer als ihr Wohnzimmer zu Hause. Über ihnen war eine Kuppel und unten ein normaler glatter Fußboden. An der ringförmigen hüfthohen Außenwand konnte Diana eine schmale, leicht schräge tischartige Fläche erkennen, die ringförmig den Innenraum nach außen begrenzte und auf der einige Felder leuchteten. Direkt darüber begann die Kuppel. Vor dieser Apparatur befand sich eine ringförmige Bank, auf die sich nun Diane und ihr Papa setzten. Mehr war in diesem UFO nicht zu erkennen.
Diana und ihre Mama setzten sich nun ebenfalls mit dem Rücken zur Ringapparatur. Dabei stellten sie fest, dass die Sitzbank angenehm weich, aber etwas zu hoch war. Ihre Füße baumelten in der Luft. Wolfgang erkannte an ihren Gesichtern, dass ihnen das unangenehm war. Deshalb klärte er seine beiden Frauen auf: „Diese Transporter sind für Atlanter und diese sind größer als wir. Deshalb reichen unsere Füße nicht bis zum Boden.“
Diana sah ihre Mutter an und zuckte mit den Schultern. Dann warteten sie, aber es passierte nichts.
„Und was jetzt?“, fragte Diana forsch.
„Sieh mal nach unten“, forderte Diane sie auf.
Der Boden und die Kuppel wurden jetzt glasklar und Diana sah, wie die Lichter der Stadt immer kleiner wurden.
„Wir fliegen ja schon!“, rief Diana begeistert. „Wieso merkt man hier drinnen nichts davon?“
„Weil unsere Technik so weit fortgeschritten ist, dass sie alle Fliehkräfte absorbiert“, erklärte ihr Diane.
Durch die Kuppel, die jetzt ebenfalls durchsichtig wurde, konnte man nun uneingeschränkt nach der Seite und nach oben sehen. Dabei erkannte Diana, dass sie jetzt sehr hoch und nach Westen flogen, wo es noch hell war. Nach kurzer Zeit erklärte Diane: „Das ist Amerika unter uns. Diana, kannst du es erkennen?“
„Aber … wir sind doch höchstens zehn Minuten unterwegs! Wie …“
„Unsere Transporter würden in weniger als einer Stunde eine komplette Erdumrundung schaffen. Und von euch bis nach Nordamerika sind das eben nur einige Minuten.“
Diana starrte nach unten und erkannte die Umrisse von Nordamerika, da sie sich in großer Höhe befanden. Jetzt flog der Transporter über Mittel- und Südamerika. Alles ging furchtbar schnell. Über Brasilien stoppte das Fluggerät und Diane sagte: „Wir sind jetzt über Brasilien und direkt über dem Mato-Grosso-Plato. Darunter auf der anderen Seite der Erdschale liegt Posid. Dorthin fliegen wir jetzt.“
Nun wurde es auch der selbstsicheren Diana unheimlich. Jetzt waren sie auch schon am Südpol und tauchten in eine große Öffnung ein. Drinnen war noch heller Tag und Diane klärte ihre Fluggäste auf: „Auch hier wird es in ein paar Stunden Nacht. Wir haben also nicht all zu viel Zeit.“
Plötzlich stand der Transporter über einer fremden Welt. Unter ihnen waren merkwürdige runde Gebäude zu sehen und viel Wald, Seen und einige Flüsse.
„Das ist Posid. Glaubt ihr mir jetzt?“, fragte Diane die beiden Frauen.
„Dann … Dann stimmt alles, was Wolfgang erzählt hat?“, fragte Marina ängstlich.
„Ich glaube ja, obwohl ich nicht weiß, was er erzählt hat. Aber so wie ich ihn kenne, übertreibt er kaum. Eher lässt er mal etwas weg.“ Dabei lächelte sie ihn zum ersten Mal vor Marina an. Bisher hatte Diane das tunlichst vermieden, um sie nicht zu provozieren.
„Kann man uns nicht sehen? Hier ist es doch hell!“, fragte Diana jetzt besorgt.
„Das stört hier niemanden“, antwortete Diane. „Bei uns ist man an den Anblick der Transporter gewöhnt.“
„Können wir hier auch landen?“, fragte Diana wieder.
„Ja.“
Nun konnten sie sehen, wie der Boden unter ihnen immer näher kam. Kurz bevor der Transporter aufsetzte, erkannte Wolfgang den Wohnort von Dianes Bergkristall-Clan. Ob sie mich wiedererkennen, fragte er sich.
Da lächelte Diane und meinte zu ihm: „Wie kannst du daran zweifeln?“
„An was soll mein Papa zweifeln?“, fragte Diana schon wieder kampfbereit.
„Daran, dass meine Verwandten ihn wieder erkennen. Ich weiß, er hat es nicht gesagt, aber ich habe seine Gedanken gehört.“
„Hörst du meine Gedanken auch immer?“, fragte sie jetzt misstrauisch.
„Nein. Ich darf das nur, wenn du es mir erlaubst. Dein Papa hat mir vor zwanzig Jahren erlaubt, dass ich seinen Gedanken immer zuhören darf. Bei dir war es heute Nachmittag ungewollt. Deshalb habe ich dich auch um Verzeihung gebeten.“






