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„Nein“, antwortete sie knapp.
„Warum fliegen Sie heute hin? Geschäftlich oder Vergnügen?“
Keira sank tiefer in ihren Sitz. „Geschäftlich“, antwortete sie. „Ich …“
Sie hielt inne und erinnerte sich daran, was Bryn und Nina ihr im Coffeeshop geraten hatten. Eine falsche Identität anzunehmen. Das war jetzt genau das Richtige. Und vielleicht sogar unterhaltsam. „Ich bin Weinkennerin“, sagte sie. „Die Beste in der Branche. Ich bin auf dem Weg nach Italien, um ein paar besondere Flaschen aufzuspüren.“
Garrett hob überrascht die Augenbrauen. „Das klingt nach einer Menge Spaß. Jedenfalls deutlich unterhaltsamer als mein eigener verdammter Job.“
„Ach ja? Was machen Sie denn?“
„Ich bin in der Buchhaltung“, antwortete er. „Nun, nicht direkt. Es ist etwas kompliziert zu erklären. Sagen wir einfach, ich bin der Buchhalter für die Buchhalter. Macht das irgendwie Sinn?“
Keira krümmte sich innerlich.
„Ja“, sagte sie laut.
Wie passend, dass sie ausgerechnet neben einem Buchhalter saß. Als ob das Schicksal ihr ein Zeichen geben wollte, die Suche nach Mr. Right aufzugeben und sich stattdessen mit Herrn Bilanz zufriedenzugeben.
„Ich nehme an, du legst keinen Wert darauf, mein Gejammer über meinen Job zu hören“, fügte er Mann hinzu. „Deiner klingt aber spannend. Wie bist du dazu gekommen?“
„Ja, er ist spannend“, behauptete Keira. Sie war erstaunt, wie leicht es ihr fiel zu lügen und wie viel Spaß es außerdem machte. „Mein Vater war Weinimporteur“, sagte sie. „Er liebte seinen Job wirklich sehr, ich bin sogar auf einem Weingut gezeugt worden.“
Sie fühlte sich großartig, als ihr diese Lüge so leicht über die Lippen kam. Sie kam jetzt erst richtig in Fahrt. Ihr eigener Vater hatte sich verdrückt, als sie noch ganz klein war und spielte in ihrem Leben keine Rolle, daher war es leicht, ihn neu zu erfinden. Außerdem kam ihr diese Schönfärberei gerade recht. Immerhin würde sie für den Auftrag auch lügen und so tun müssen, als glaube sie immer noch an die Liebe.
„Ach du meine Güte“, sagte der Mann neben ihr.
„Ich weiß. Er hat auch da geheiratet. Aber leider ist er auch auf demselben Weingut gestorben.“ Sie seufzte theatralisch. „Da war es naheliegend, ihn auch da zu beerdigen.“
Keira entging nicht, dass der Mann ein Stück weit von ihr abrückte. Er verlor offenbar das Interesse, mit ihr zu reden, da sie das Gespräch in Richtung Tod gedreht hatte. Sie musste innerlich lachen und versuchte, ihn für den Film, der gezeigt wurde, zu interessieren.
Das Flugzeug stieg immer höher, bald würden sie die Wolken weit unter sich lassen.
Da sie nun endlich etwas Ruhe und Frieden hatte, holte Keira den Terminplan hervor, den Heather ihr zusammengestellt hatte. Und wieder kamen damit auch die Erinnerungen an den letzten Auftrag zurück. Heather hatte hatte dieselbe Schrift, dasselbe Layout benutzt, mit denselben Überschriften. In dem einen Monat in Irland, hatte Keira das Ding komplett zerlegt, Guinness darüber gekippt und es mit Fett vom herzhaften irischen Frühstück beschmiert, welches sie mit Shane gegessen hatte. Es war unwahrscheinlich, dass ihr das dieses Mal wieder passieren würde. Schon jetzt war sie sich darüber bewusst, wie anders sich alles anfühlte bei diesem neuen Auftrag. Sie fühlte sich älter, abgestumpfter.
Und dann las sie auch noch dieses Wort auf dem Terminplan, das ihr das Herz in die Hose sacken ließ: Tourguide.
Natürlich würde sie einen ortskundigen Begleiter für die Reise haben, das hätte ihr doch klar sein müssen. Nur weil sie sich beim letzten Mal Hals über Kopf in den verliebt hatte, um sich anschließend von ihm das Herz brechen zu lassen, bedeutete das nicht, dass es dieses Mal keinen geben würde. Irgendwie fühlte sie sich bei dem Gedanken unbehaglich. Lag es daran, was beim letzten Mal geschehen war? Oder hatte sie etwa ein Fünkchen Hoffnung, dass es gar wieder geschehen könnte?
Sie schüttelte diese Gedanken ab und konzentrierte sich auf ihre Reiseziele. Sie würde in Neapel landen und dort eine Nacht verbringen, anschließend ging es per Zug weiter an die Amalfiküste. Dann die Fähre nach Capri. Eine Fahrt mit der Gondel zu einem Ort namens Blaue Grotte. Rom. Der Vatikan.
Wäre es eine Urlaubsreise, hätte Keira an diesem Terminplan ihre helle Freude. Sie betrachtete auf ihrem Tablet die Bilder der Orte, die sie besichtigen würde und alles sah atemberaubend aus. Perfekt für einen romantischen Urlaub. Aber genau da lag das Problem. Sie würde diese wunderbaren Orte besuchen, in dem romantischsten Land der Welt, aber eben ohne Shane.
Und um alles noch schlimmer zu machen, sollte sie über etwas schreiben, was sie nicht mehr empfand. Sie würde sich Tag für Tag der geballten Dröhnung Romantik aussetzen, Salz in ihre Wunden reiben, alles mit dem Wissen, ihre wahre Liebe verloren zu haben. Das war einfach nicht fair. Ausgleichende Ungerechtigkeit. Sie konnte sich einfach nicht über diese Reise freuen.
Da sie spürte, wie sie in eine depressive Stimmung verfiel, rief sie nach dem Service und bestellte einen Drink. Dann steckte sie ihre Arbeitsmappe wieder weg und warf einen Blick auf ihre sozialen Netzwerke. Damit konnte sie sich immer prima ablenken.
Man brachte ihr den Drink und sie nippte daran, während sie sich durch zahllose Katzenbilder auf Instagram scrollte, Bryns Fotos von dem katastrophalen Date bei Gino und Maxines letzten Marathon, den sie zu wohltätigen Zwecken gelaufen war. Dann bemerkte sie, dass Shelby auch etwas gepostet hatte, das mehrere tausend Mal angeklickt worden war. Es war einfach nur ein Foto ihrer Hand, mit einem Ring auf dem Ringfinger daran.
„Wie bitte?“, rief Keira aus und verschüttete dabei beinahe ihren Drink.
Neben ihr rührte sich Garrett und schaute sie irritiert an. „Ist alles in Ordnung?“
Keira winkte ab. Sie konnte nicht glauben, was sie da sah. Shelby hatte mit keiner Silbe erwähnt, dass eine Hochzeit bevorstand. Sie sprach dermaßen selten über ihren Lebensgefährten David, dass Keira schon manchmal den Verdacht gehabt hatte, die beiden hätten sich heimlich getrennt. Wie man sich doch täuschen konnte!
Die beiden waren seit dem College zusammen, also schon seit gut sieben Jahren. Da war eine Hochzeit durchaus naheliegend. Und dennoch versetzte es Keira einen Stich.
Sie rief noch einmal nach dem Service und bestellte einen weiteren Drink.
Sie brauchte etwas, um ihre Nerven zu beruhigen. Der Mann neben ihr schaute misstrauisch herüber. Keira blickte ihn kühl an und er wandte sich wieder dem Film zu, während er so tat, als habe er überhaupt nicht versucht, einen Blick auf ihr Handy zu werfen.
Sie schickte schnell ein paar Glückwünsche an Shelby und David, auch wenn ihr nicht nach feiern zumute war. Sie wollte nicht verbittert sein. Sie wollte sich vielmehr für ihre alte Studienfreundin freuen. Aber sie fühlte sich einfach zu elend, das Herz war ihr schwer.
Sie warf einen Blick auf ihr Handy und fragte sich, ob Shane wohl überhaupt noch versuchen würde, in Kontakt zu bleiben. Sie hatten vor wenigen Tagen das letzte Mal miteinander gesprochen und seither war Funkstille. Er hatte behauptet, sie könnten ja Freunde bleiben, aber das war wohl nur so dahingesagt. Sie bezweifelte, dass er das ernst gemeint hatte. Er hatte nicht einmal eine Nachricht geschickt, um ihr mitzuteilen, wie es Calum ging oder seinen Schwestern. So viel zum Thema Freundschaft.
Sie kippte den zweiten Drink herunter und spürte die Wirkung des Alkohols. Sie machte es sich in ihrem Sitz bequem und machte ein Nickerchen.
Sie konnte ihr Unglück auch einfach verschlafen.
Schließlich begann sie auch noch zu träumen. Da tauchten Bilder von den Orten in Italien auf, die sie eben noch betrachtet hatte. In ihrem Traum trug sie einen Sportdress und war mit Schlamm verdreckt. Sie musste einen Marathon bis zur Amalfiküste laufen, um an Shelbys und Davids Hochzeit teilzunehmen. Aber als sie da endlich ankam, total außer Atem und verdreckt, trugen alle anderen eine Maske. Als David seine abnahm, kam Shane darunter zum Vorschein. Und die Frau, die er heiratete, war Bryn.
Keira stolperte über den Strand auf sie zu.
„Wie konntest du mich so hintergehen?“, rief sie und starrte Shane schockiert an. „Ich dachte, dein Vater wäre krank und deshalb könnten wir nicht mehr zusammen sein.“
Er zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Das habe ich mir nur ausgedacht“, antwortete er kühl. „Ich habe mir dir Schluss gemacht, weil deine Schwester viel heißer ist als du.“
Keira wandte sich zu Bryn um. „Du hast mich die ganze Zeit angelogen! Meine eigene Schwester!“
Aber Bryn schien das gar nicht zu beeindrucken. „Was hätte ich denn machen sollen?“, fragte sie schulterzuckend. „Er hat einen heißen Körper.“
Von ihren Gefühlen überwältigt, schaute Keira sich verzweifelt um. Nach und nach nahmen alle anwesenden Hochzeitsgäste ihre Masken ab. Zu Keiras größtem Entsetzen, war da noch ein Shane. Und der war mit Julia da, der Frau, mit der Zach Keira betrogen hatte. Und ein dritter Shane stand an der Seite von Maxine. Und noch einer und noch einer und noch einer, Shane mit Shelby, Shane mit Tessa, dem Mädchen aus Irland, das sie von Anfang an in Verdacht gehabt hatte, dass da etwas mit Shane lief. Shane mit ihrer Mutter. Und immer noch mehr. Wohin auch immer Keira schaute, verwandelten sich alle männlichen Gäste in Shane.
Sie sank auf die Knie und begann zu weinen. Aber plötzlich packte sie jemand am Ellenbogen. Sie blickte auf, die Sonne blendete sie ein wenig. Dann schaute sie in die schönsten brauen Augen, mit den dichtesten Wimpern, die man sich vorstellen konnte.
„Keira, weine doch nicht“, sagte der Mann mit leiser Stimme und einem melodischen italienischen Akzent.
„Wer bist du?“, fragte sie und ließ sich von ihm auf die Füße ziehen.
„Erkennst du mich denn nicht?“, fragte er lächelnd.
Sein Gesicht war wundervoll, perfekt, bemerkte Keira, als sie ihn genauer betrachtete. Er war so wunderbar, dass ihre Knie schon wieder weich wurden.
Er nahm sie auf den Arm. Sie schmiegte sich an seine Brust, trug sie, als wäre sie ein Fliegengewicht. Seine Füße wurden vom Meer umspült. Sie standen im Ozean.
„Du hast mir noch immer nicht deinen Namen genannt“, sagte Keira.
Der Mann lachte, es klang wie ein Fest für ihre Ohren.
„Das muss ich auch nicht, du kennst ihn bereits“, sagte er.
Keira dachte angestrengt nach. Dann kam ihr ein Name in den Sinn, in absoluter Klarheit.
„Bist du Romeo?“, fragte sie ungläubig.
Der Mann lächelte, das Gesicht war so schön. „Ja, der bin ich. Romeo. Dein Romeo.“
Er beugte sich über sie, ganz langsam. Ihre Lippen waren nur wenige Millimeter voneinander getrennt.
Plötzlich riss Keira die Augen auf. Sie schaute sich orientierungslos um und stellte fest, dass sie noch immer im Flugzeug war. Sie sanken durch die Wolken und das Signal für die Gurte leuchtete auf. Der Landeanflug hatte wohl begonnen. Sie hatte den ganzen Flug verschlafen.
Der Traum hatte sie atemlos gemacht. Sie legte eine Hand auf ihre Brust, spürte den schnellen Herzschlag unter ihrem Shirt. Ihr Kopf drehte sich noch ein wenig vom Alkohol, der noch nicht ganz seine Wirkung verloren hatte.
„Ich glaube, du hattest einen Alptraum“, sagte Garrett.
Keira rieb sich die Schläfen und erinnerte sich an den schrägen Traum. „Ja, ich glaube, da könntest du recht haben. Zumindest anfangs. Ich wurde von meinem Exfreund heimgesucht, der meine Schwester geheiratet hat. Und alle meine Freundinnen. Und meine Mutter.“
Der Mann blickte sie amüsiert an. Keira fragte sich, was er wohl wirklich von ihr dachte. Sie vermutete, er hielt sie für vollkommen durchgeknallt.
Das Flugzeug setzte auf und rollte die Landebahn entlang. Als es endlich zum Stehen kam, sprang der Mann neben Keira auf, sobald es erlaubt war.
„So vermeidet man die Warteschlangen“, erklärte er verlegen.
„Sicher.“ Keira konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
Die Kabinentüren wurden geöffnet und Garrett flitzte hinaus. Keira lachte auf. Sie mochte ihre falsche Persönlichkeit. Vielleicht war Bryn doch nicht ganz so albern, wie sie bisher angenommen hatte.
Sie packte ihre Sachen zusammen, löste den Gurt und holte ihre Tasche aus dem Gepäckfach über ihr. Während sie durch den Gang ging, dachte sie darüber nach, wie sie das Spielchen mit Garrett als nächstes in die Tat umsetzen würde. In den nächsten drei Wochen würde sie vorgeben, jemand anderes zu sein. Jemand, der noch immer an die Liebe glaubte. Sie hatte das vage Gefühl, dass das weitaus schwieriger sein würde, als eine Weinkennerin zu spielen.
Sie verließ das Flugzeug und genoss das Streicheln der warmen Sonne auf ihrer Haut. Das war doch viel angenehmer, als das kalte Wetter in New York. Die Sonne machte sie immer irgendwie zuversichtlich. Alles sah netter aus. Und auch wenn sie von Italien gerade nur diesen Flughafen sehen konnte, so sahen die Berge ringsum in der Sonne doch atemberaubend aus.
Sie folgte dem Weg in die Halle, wo sie bald ihren Reisebegleiter treffen würde. Das erste Mal seit sie New York verlassen hatte, stellte sie sich vor, ihr Romeo würde sie erwarten.
KAPITEL SECHS
Als sie endlich ihr Gepäck eingesammelt hatte und in die Ankunftshalle trat, hatte sich Keiras Tagtraum ziemlich verselbstständigt. In Gedanken hatte sie den Romeo aus ihrem Traum verschmolzen mit dem Reisebegleiter, den sie gleich treffen würde. In ihrer Vorstellung würde er sich mit seiner stürmischen Leidenschaft direkt von den Füßen holen. Sie konnte es kaum noch erwarten, ihn endlich zu treffen.
Sie stand da mit ihrem Koffer und beobachtete das geschäftige Treiben des neapolitanischen Flughafens. Um sie herum standen Leute, die Namensschilder hochhielten. Auf einem las sie ihren eigenen Namen. Sofort beschleunigte ihr Puls. Der Mann, der das Schild hielt, war ein Adonis.
Keira war wie elektrisiert, als sie zu ihm hinüber eilte.
„Hi, ich bin Keira“, sagte sie und deutete auf das Schild mit ihrem Namen.
Der Mann blickte erst sie, dann das Schild verwirrt an. „Oh, das?“ Er fing an zu lachen. „Das halte ich nur einen Moment für einen Typen, der mal dringend aufs Klo musste.“
In dem Moment fiel Keiras Blick auf einen Mann, der die Waschräume verließ und in ihre Richtung kam. Er war klein, rundlich und schlampig gekleidet. Das graue Shirt hatte Flecken und die Jeans saß nicht richtig. Das wenige Haar, das er noch auf dem Kopf trug, sah aus wie ein Vogelnest. Sie hoffte, er möge vorbeigehen, musste aber mit Bedauern erkennen, dass er genau auf sie zukam.
Der Adonis mit dem Schild bemerkte ihn ebenfalls. Sobald der Mann bei ihnen angekommen war, übergab der tolle Typ ihm das Schild und eilte zu einer gut aussehenden jungen Frau, die gerade die Ankunftshalle betreten hatte. Sie begrüßten sich überschwänglich. Keira verzog das Gesicht.
„Junge Liebe, was?“, sagte der Reiseführer und kratzte sich an einer Stelle, die das Shirt nicht ganz bedeckte. „Bist du Karla?“
„Keira.“
Er blickte noch einmal auf sein Schild und zuckte mit den Schultern. „Amerikanische Namen klingen alle gleich für mich.“
Während er sprach, verströmte er mit seinem Atem ein Aroma von Zwiebeln und Kaffee, was Keira Übelkeit bereitete.
„Na, dann komm“, forderte er Keira auf. „Der Wagen steht da hinten.“
Er drehte sich auf dem Absatz um und verschwand schnell in der Menge. Keira blieb in der Mitte des Flughafens zurück. Sie schnappte sich ihren Koffer und suchte hektisch nach dem Ausgang.
Sie fand das Schild zum Ausgang direkt über dem Reisebegleiter, der gerade dadurch verschwand. Er hatte nicht einmal nachgesehen, ob sie ihm überhaupt folgte.
Mit einer Grimasse folgte Keira dem schlampigen Kerl und zog ihren schweren Koffer hinter sich her.
Während sie ständig angerempelt wurde, löste sich ihre Hoffnung schnell in Luft auf, dass sie eine italienische Romanze über ihr gebrochenes Herz hinweg trösten könnte. Anstatt von einem gut aussehenden Mann im Sturm erobert zu werden, musste sie Zwiebelgeruch und Unhöflichkeit von ihrem Reisebegleiter ertragen.
So viel zum Thema Romeo, dachte sie mit schwerem Herzen.
KAPITEL SIEBEN
„Weißt du, dass du zu spät bist?“, fragte Antonio, der Reisebegleiter, als er sie über den Parkplatz führte. Er runzelte die Stirn, als sei das ihre Schuld.
„Ich musste eine Weile auf meinen Koffer warten“, antwortete Keira, noch immer angeschlagen von der Enttäuschung, dass kein Romeo auf sie wartete.
Keira fühlte sich in Antonios Gegenwart sehr unwohl, nicht nur, weil sein runder, behaarter Bauch über dem Hosenbund heraushing. Sein Benehmen war rüde. Wie ein Lehrer, bei dem man wusste, dass man es ihm nie würde recht machen können.
Die Luft war sehr warm, fast schon bedrückend. Aber das bremste ihn ihn. Sie eilten die Reihen entlang, Antonio immer ein paar Schritte vorweg. Keira hatte Mühe, mit ihrem Koffer Schritt zu halten. Langsam geriet sie ziemlich ins Schwitzen.
„Mein Rücken ist kaputt“, sagte er, als Rechtfertigung dafür, dass er ihr nicht half.
Während sie gingen, sprach Antonio die ganze Zeit. Seine Worte kamen ohne Pause, wie Hundegebell. Keira dachte an den Romeo in ihrem Traum. Antonio war das genaue Gegenteil.
„Einundzwanzig Tage, was?“, sagte er, noch immer vorauseilend, so dass Keira sich beeilen musste, um Schritt zu halten.
Sie begann mit Grauen daran zu denken.
Er führte sie zu einem Auto. Keira hatte ein hübsches Auto erwartet, wurde aber mit einer alten, kleinen Rostlaube konfrontiert.
„Das ist es?“, fragte sie.
„Auf dem Rücksitz gibt es keinen Platz für das Gepäck. Pack es in den Kofferraum“, wies Antonio sie an.
Keira öffnete die Klappe und stellte fest, dass das Auto voll mit Einkaufstüten war. Als sie ihre Sachen neben seinen Tüten verstaute, kam ihr der Geruch von Käse entgegen. Eine der Tüten ging auf und ein Pecorino fiel heraus. Keira packte ihn wieder zurück und stellte mit einer Mischung aus Neugier, Erstaunen und Ekel fest, dass alle Tüten nur Pecorino enthielten. Aß dieser Mann etwa nichts anderes? Dann wurde ihr bewusst, dass der Gestank wahrscheinlich auch in ihre Sachen ziehen würde, in ihre Kleidung. Sie würde die nächsten drei Wochen nach Käse stinken.
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