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„Ta-da!“, jubelte sie.
Daniel half ihr die Leiter hinunter und alle traten zurück, um ihre Arbeit zu bewundern. Emily war von Gefühlen überwältigt, als es ihr einfiel, dass dies der erste Baum war, den sie nach fast zwanzig Jahren mit ihrer Mutter geschmückt hatte. Patricia hatte sich kurz nach Charlottes Tod von dem Ritual zurückgezogen. Aber jetzt, mit einer neuen Familie um sie herum und einem neuen Kind, das in Emily wuchs, war sie zurückgekommen. Der Zeitpunkt fühlte sich für Emily ergreifend an, als hätte der Geist Charlottes dazu beigetragen.
„Ich denke, das ist der schönste Baum, den ich je gesehen habe“, sagte sie und sah dankbar zu jedem ihrer Familienmitglieder.
*
Nachdem der Baum fertig war und die heißen Schokolade getrunken, war es Zeit für Patricia, sich zu verabschieden.
„Ich wünschte, du würdest nicht gehen müssen“, sagte Chantelle und schlang ihre Arme um Patricias Taille.
Emily beobachtete, wie ihre Mutter das Kind umarmte. Sie wirkte wesentlich weniger unbeholfener, als sie es normalerweise bei offensichtlichen Bekundungen von Zuneigung war.
„Wir können telefonieren, wenn du willst“, sagte Patricia zu dem Kind.
„Wirst du mit uns skypen?“, fragte Chantelle und auf ihrem Gesicht zeigte sich ein breites Grinsen.
„Werde ich was?“, fragte Patricia und sah verwirrt aus.
„Video-Telefonie, Mama“, erklärte Emily. „Chantelle liebt das.“
„Wir skypen immer mit Opa Roy“, sagte Chantelle. „Können wir? Können wir? Können wir?“
Patricia nickte. „Na sicher. Wenn es das ist, was du willst.“
Sie sah echt gerührt aus, dachte Emily, dass Chantelle mit ihr in Kontakt bleiben wollte.
„Und“, fügte Emily hinzu, „Bitte denke darüber nach, Weihnachten zu kommen. Wir würden dich gern hier haben.“
„Ich will euch nicht in die Quere kommen“, sagte Patricia.
Daniel meldete sich zu Wort. „Du wärst nicht im Weg“, sagte er. „Wir haben momentan keine Buchungen. Wenn du ein bisschen mehr Freiraum möchtest, könnten wir dich sogar im Kutscherhaus unterbringen.“
„Okay“, sagte Patricia und sah aus, als wolle sie ihre Emotionen verbergen. „Ich werde es mir ganz bestimmt überlegen.“
Ihr Taxi kam und fuhr die lange Einfahrt herauf, die Reifen knirschten auf dem Kies. Daniel nahm Patricias Koffer und trug ihn die Verandatreppe hinunter. Der Rest der Familie folgte. Selbst Mogsy und Rain kamen heraus, um sie zu verabschieden; sie wedelten gemeinsam mit den Schwänzen, während sie durch die Pfosten spähten.
Daniel legte den Koffer in den Kofferraum und umarmte dann Patricia zum Abschied. Chantelle klammerte sich an sie.
„Ich liebe dich, Oma Patty“, rief sie aus. „Bitte komm bald zurück.“
„Das werde ich, Schätzchen“, sagte Patricia und streichelte ihr den Kopf. „Es wird nicht lange dauern.“
Dann war Emily an der Reihe. Sie umarmte ihre Mutter und war erfüllt von Dankbarkeit und Wertschätzung. Es mochte Jahre gedauert haben bis zu diesem Punkt - und dem schrecklichen, ernüchternden Schock wegen Roys Krankheit - aber es schien, als würden sich die Dinge zwischen ihnen zum Besseren wenden.
„Bitte bleib in Kontakt“, sagte Emily zu ihrer Mutter.
„Das werde ich“, antwortete Patricia. „Ich verspreche es.“
Sie ließen sich los und Patricia stieg in das Taxi. Emily schloss sich ihrer Familie an und spürte, wie Daniels Arm um ihre Schultern griff und Chantelles Hände sich an sie klammerten. Sie hielt sich ihren Bauch mit einer Hand und winkte mit der anderen ihrer Mutter zum Abschied. Sie blieben dort stehen, bis das Taxi verschwunden war.
Als sie sich gerade umdrehten, um in die Pension zu gehen, hörte Emily das Telefon läuten. Sie ging zur Rezeption und beantwortete den Anruf. Amy war am anderen Ende.
„Em, ich habe gerade das Bulletin vor dem Rathaus gesehen“, sagte sie.
Emily hatte sich immer noch nicht an die Tatsache gewöhnt, dass Amy nun eine Bewohnerin von Sunset Harbor war und dass sie auf das Treiben ihrer kleinen Stadt achtete.
„Was für ein Bulletin?“, fragte Emily.
„Ravens Hotel! Das Treffen ist morgen. Dasjenige, dass sie bis nach Thanksgiving verschoben haben.“
„Morgen?“, rief Emily aus. „Das ist ein bisschen kurzfristig! Und kaum eine Verschiebung!“
„Ich weiß. Was glaubst du, warum es schon so schnell stattfindet?“
„Ich kann nur annehmen, dass die Zonenplanung zu einer schnellen und einstimmigen Entscheidung gekommen ist“, sagte Emily und erinnerte sich an den Prozess für ihre eigene Lizenz für das Betreiben der Pension.
„Ein einstimmiges Ja oder einstimmiges Nein?“
„Wir werden es früh genug herausfinden.“
Amy klang unglaublich gestresst wegen dem Ganzen, was Emily etwas seltsam fand, wenn man bedenkt, dass sie am meisten von dem Ergebnis betroffen war.
„Wir müssen zu dem Treffen gehen“, sagte sie brüsk. „Kannst du alles andere aus deinem Kalender streichen?“
„Könnte ich. Ich bin mir nur nicht sicher, warum ich das tun sollte. Ich habe meine Meinung schon gesagt.“
Sie konnte die Ungeduld in Amys Stimme hören. „Emily, du musst gehen. Du musst das verhindern! Wenn Raven ein Hotel in Sunset Harbor eröffnet, wird sich dein Geschäft schwertun.“
„Du solltest mehr Vertrauen in mich haben“, sagte Emily zu ihr. „Ich habe keine Angst vor ein bisschen Wettbewerb.“
„Das solltest du aber“, erwiderte Amy. „Vor allem von Raven Kingsley. Sie wird dich zerquetschen.“
Emily dachte an die Momente, die sie mit Raven verbracht hatte. Sie waren keine Freunde geworden, aber sie waren nett zueinander gewesen. Raven hatte ihr geholfen, als Daniel seinen Bootsunfall gehabt hatte und sie war sogar zu dem Thanksgiving-Dinner gekommen, das Emily gegeben hatte. Sie empfand Ravens Hotel als freundliche Konkurrenz.
„Aus welchem Grund sagst du so etwas?“, fragte Emily und schüttelte den Kopf. „Raven ist wie jeder andere Geschäftsinhaber. Sie will hart arbeiten und Erfolg haben. Ich weiß, dass sie in der Vergangenheit ein Geier war, aber sie will sich hier niederlassen. Ihr Ehemann hat sie verlassen und sie möchte nun, dass die Kinder an einem Ort bleiben, um Stabilität zu erlangen.“
„Ich denke du bist naiv“, sagte Amy. „Ein Leopard ändert seine Flecken nicht.“
„Amy, meine Mutter hat gerade heiße Schokolade mit Sahne und Marshmallows getrunken und dabei geholfen, einen Weihnachtsbaum abzusägen. Leoparden, genauso wie Drachen, können tatsächlich ihre Flecken ändern.“
Aber Amy gab nicht nach. „Raven wird dich aus dem Geschäft drängen und sich dann in die nächste Stadt aufmachen. Das ist, was sie immer tut. Sie hat eine eingespielte Vorgehensweise, wie sie es macht, indem sie lokale Gebiete mit ihren großen, auffälligen Hotels zerstört. Es ist alles korporativ, seelenlos. Das letzte, was die Stadt braucht. Und sie hat so viele von ihnen, dass sie die Zimmerpreise spottbillig halten kann. Selbst wenn sie in den ersten fünf Jahren einen Verlust hinnehmen muss, wird sie es tun, nur damit sie die Konkurrenz ausschalten kann!“
Emily konnte die Raven, über den Amy sprach, nicht in der sehen, mit der sie Bekanntschaft gemacht und sich versöhnt hatte. Aber zu hören, was Amy über Raven dachte, ließ sie zu grübeln anfangen.
„Komm einfach zu dem Treffen“, sagte Amy.
„Okay“, sagte Emily.
Als sie den Hörer auflegte, fragte sie sich, ob Amy recht hatte. Vielleicht war Raven so rücksichtslos wie sie es vorher gewesen war. Aber wenn Emily die Pension nicht mehr hatte, was würde aus ihr werden? Aus ihrer Familie? Plötzlich fühlte sie sich, als würde der Boden unter ihr instabil werden. Was, wenn das Traumleben, in dem sie lebte, doch nur vorübergehend war ...?
KAPITEL DREI
Am nächsten Tag, nachdem er Chantelle in der Schule rausgelassen hatte, fuhr Daniel Emily zu Harry und Amy, bevor er zur Arbeit ging. Als Emily an der Tür klingelte, öffnete ihr Amy und strahlte von einem Ohr zum anderen.
„Bereit?“, fragte Emily.
Amy grinste nur. „Darauf kannst du wetten!“
Für heute hatte Amy einen Tag geplant mit Terminen bei potenziellen Hochzeits-Locations und mehreren Hausbesichtigungen mit Immobilienmaklern. Und da Harry den ganzen Tag im Restaurant arbeitete, hatte ihr Emily ihre Unterstützung und ihren Rat angeboten. Sie war natürlich begeistert, dass sie helfen konnte.
Sie stiegen in Amys weißen Chrysler und machten sich auf den Weg.
„Wo ist die erste Besichtigung?“, fragte Emily vom Beifahrersitz aus.
„Eastern Road“, sagte Amy, während sie über das Lenkrad auf den Verkehr blickte. Als kein Auto mehr kam, bog sie auf die Hauptstraße ab.
„Ooh“, sagte Emily. „Das ist ein schöner Teil der Stadt. Auf der anderen Seite des Hafens von uns aus gesehen, aber immer noch nah.“
„Vor allem im Vergleich zu New York“, scherzte Amy. „Im Handschuhfach befindet sich eine Broschüre. Schau mal.“
Emily öffnete das Fach und fand die Hochglanzbroschüre. Sie blätterte durch die Seiten. Neben den rechtlichen Informationen und Eigentumsdetails - drei Schlafzimmer, bemerkte Emily mit einem wissenden Lächeln - fand sie eine Auswahl von Fotografien. Das Haus sah umwerfend aus. Wenn Harry und Amy in der Tat planten, bald eine eigene Familie zu gründen, wäre dies der richtige Ort dafür! Sie lächelte vor sich hin, dann aber erblickte sie den unverschämt hohen Preis und verschluckte sich beinahe.
„Das Objekt hat einen separat zugänglichen Atelierraum“, informierte Amy Emily, während sie fuhr. „Sie benutzen es gerade als Kunststudio, aber ich würde es in ein Büro verwandeln. Wenn ich von zu Hause aus arbeiten würde, hätte ich gerne einen separaten Raum, weißt du?“
„Klar“, sagte Emily und dachte an die Schattenseiten des Lebens und Arbeitens an einem Ort, wie es ihr täglich Los war. „Dieser Ort wäre perfekt dafür.“
Sie fuhren am Hafen vorbei. Es war ein ruhiger Tag, also waren Stuart, Evan und Clyde zur Insel gefahren, um mit den Bauarbeiten weiterzumachen. Emily war sehr glücklich, dass das Wetter so mild gewesen war. Es sah definitiv so aus, als würde alles fertig werden, bevor die ersten Gästen im April kamen. Eine Sache weniger, um die sie sich sorgen musste!
„Hast du noch mal über den Babymoon nachgedacht?“, fragte Amy.
„Nicht wirklich“, sagte Emily ihr.
„Ihr solltet das machen“, beharrte Amy. „Du hast fast keine Zeit mehr!“ Sie nickte zu Emilys ballonartigem Bauch. Dann fügte sie hinzu: „Es gibt einige schöne Hotels, die tolle Babymoon-Pakete anbieten.“
Emily kniff ihre Augen zusammen. „Hast du etwa nachgeforscht?“
Amy grinste teuflisch. „Nur ein wenig. Schau in die Tasche hinter deinem Sitz.“
Sie rollte jovial mit den Augen, lehnte sich hinter nach hinten und fand einen Stapel Hochglanzmagazine. Sie hievte sie raus. „Ein bisschen?“, scherzte sie.
„Okay, vielleicht ein bisschen mehr“, gestand Amy. „Ich möchte wirklich nur, dass du eine Pause hast! Mein Favorit ist das ganz oben. Das Spa in Québec.“
Emily betrachtete das erste Angebot aus Amys Auswahl. In der Altstadt von Québec gelegen, sah es eher nach einem Schloss aus als nach einem Hotel.
„Es ist mitten in der Altstadt“, sagte Amy. „Also gibt es jede Menge Kultur und so. Stadtmauern. Eine Zitadelle. Museen in Hülle und Fülle.“
„Bist du sicher, dass nicht du es bist, die da hinwillst?“ Emily witzelte und hob eine Augenbraue.
Amy lachte. „Natürlich will ich das. Wenn ich dran bin. Aber mein Fokus liegt jetzt auf Hochzeit und Haus. Wenn es Zeit ist für meinen Babymoon, werde ich dorthin gehen, das verspreche ich.“ Sie beugte sich vor und tippte auf die Spitze des Magazins.
Emily blickte wieder auf das beeindruckende Schloss. Vielleicht war es keine so schlechte Idee. Das Babymoon-Paket beinhaltet eine spezielle pränatale Massage für die Mutter und eine Stressabbau-Massage für den Papa. Noch dazu waren alle Produkte natürlich, ohne schädliche Chemikalien und das ganze Essen war organisch. Es schien idyllisch. Dr. Arkwright würde sicherlich zustimmen, dass Emily ihr Stresslevel reduzieren sollte. Besser spät als nie!
„Daniel wird wahrscheinlich viele logische und praktische Gründe haben, warum wir nicht gehen sollten“, sagte Emily. Sie listete sie an ihren Fingern auf. „Chantelle. Die Insel. Die bevorstehende Geburt. Um nur ein paar zu nennen.“ Aber sie steckte das Magazin in ihre Handtasche, um es ihm später zu zeigen. Vielleicht konnte sie ihn überzeugen.
Sie fuhren in die Einfahrt des Hauses für die erste Besichtigung. Emily war augenblicklich begeistert. Die große Rasenfläche war mit einer Hecke umrandet, die für mehr Privatsphäre sorgte und es gab eine Stellfläche für mindestens zwei Autos. Das Haus war in Wirklichkeit noch viel schöner als im Prospekt. Es hatte eine süße Veranda vor der Tür, nicht ganz so groß wie die umlaufende in der Pension, aber mit genug Platz für einen Schaukelstuhl und einen Bistrotisch mit Stühlen.
„Ich kann schon jetzt sagen, dass ich es lieben werde“, sagte Emily.
Aber Amy sah nicht so überzeugt aus. „Es ist nicht gerade überwältigend“, sagte sie.
„Bist du verrückt?“ Emily keuchte. „Es sieht aus wie aus einem Film!“
„Ja“, fuhr Amy mit abgelenkter Stimme fort. „Einem langweiligen Film.“
Emily verdrehte die Augen wegen Amys Perfektionismus, aber gleichzeitig wusste sie, dass sie nicht so streng mit ihr sein sollte. Amys Leben war völlig anders als das von Emily. Ihr Business mit den Zimmern im Studentenwohnheim war erfolgreich gewesen und sie hatte ihre New Yorker Wohnung noch in ihren frühen Zwanzigern gekauft. Für Amy hatte ein eigenes Zuhause immer Unabhängigkeit bedeutet. Jetzt würde es Häuslichkeit bedeuten. Emily musste zugeben, dass es für Amys Geschmack vielleicht etwas zu bieder war. Es gab keinen Fahrstuhl und kein Verkehrslärm in der Ferne. Kurz gesagt, es gab keine Herausforderung. Wenn Amy in dieser neuen Phase ihres Lebens glücklich sein wollte, wurde Emily klar, musste sie ein außergewöhnliches Haus finden, nicht nur ein schönes.
*
Nach einem langen Tag, an dem sie das Häuser und Hochzeits-Locations angeschaut hatten, brauchte Emily ein Nickerchen in der Pension. Sie war in diesen letzten Wochen der Schwangerschaft unglaublich müde, aber sie wusste, dass sie sich schon mal daran gewöhnen musste, denn wenn Baby Charlotte auf der Welt war, würde es noch schlimmer werden!
Sie döste im Bett, trieb in und aus dem Schlaf, nutzte die Gelegenheit eines leeren Hauses, um die Hunde am Ende des Bettes schlafen zu lassen - etwas, das normalerweise verboten war. Sie las die Broschüre für das Spa in Québec durch und überlegte, wie sie Daniel die Idee vermitteln sollte. Dann erinnerte sie sich an ihr Versprechen, das sie Chantelle gemacht hatte, Opa Roy zu Weihnachten einzuladen.
Sie hatte es nicht übers Herz gebracht, Chantelle davon zu erzählen, dass ihr Vater seit mehreren Tagen nicht erreichbar gewesen war und dass die Voicemails, die sie für ihn hinterlassen hatte, unbeantwortet geblieben waren. In der Tat, erkannte sie jetzt, hatte sie nicht das Herz gehabt, es sich zu eingestehen. Sie hatte es komplett ausgeblendet, wollte nicht einmal für einen Bruchteil einer Sekunde darüber nachdenken, was es bedeuten könnte: dass ihr Vater gestorben war. Selbst jetzt weigerte sie sich, es wirklich in Betracht zu ziehen. Er hatte Vladi, seinen engen Freund, der sich um ihn zu kümmerte und der ältere Grieche hatte versprochen, anzurufen, wenn irgendetwas passiert ist. Sie entschied sich stattdessen zu glauben, dass Roy auf einem Abenteuer war und zu viel Spaß hatte, um zu bemerken, wie die Tage vorbeizogen.
Sie nahm ihren Laptop und schrieb eine kurze E-Mail. Der telefonische Ansatz funktionierte eindeutig nicht und obwohl er viel weniger auf E-Mails reagierte, schien es eine gute Idee, den Kurs zu wechseln.
Lieber Papa,
Ich habe ein paar Mal angerufen, aber ich habe nichts von dir gehört, was hoffentlich bedeutet, dass du das Beste aus dem griechischen Wetter machst und mit Vladi auf dem Boot bist. Chantelle hat gefragt, ob du an Weihnachten zu uns kommst. Ich weiß, du hast deutlich gemacht, dass du nicht fliegen willst, besonders nicht in eine so kalte Gegend wie Maine, aber bitte bedenke es. Du weißt, du bist ihr Lieblingsmensch auf der ganzen weiten Welt!
In Liebe,
Emily.
Sie drückte auf senden und stellte fest, dass ihre Wangen feucht von Tränen waren. Sie wischte sie weg.
Als sie ihren Laptop weglegte, hörte sie das Geräusch der sich schließenden Haustür. Wahrscheinlich war es Lois, die ihre kurze Schicht an der Rezeption begann, oder Bryony, um sich in ihrer gewohnten Arbeitsumgebung in der Gästelounge einzurichten und an ihrer Winter-Marketing-Strategie zu arbeiten. Aber dann hörte sie schnelle Schritte die Treppe hochkommen und erkannte sie sofort als Daniels.
„Mogsy! Rain! Aus dem Bett!“, sagte sie eilig und versuchte, sie runter zu schieben.
Zu spät. Die Tür flog auf.
„Hallo Süße!“, rief Daniel und grinste von einem Ohr zum anderen.
„Was machst du so früh zu Hause?“, fragte sie freudig überrascht, aber auch schuldig.
Als hätte er keine Sorge in der Welt, tänzelte Daniel herein und setzte sich auf das Ende des Bettes, während er Rain streichelte.
„Jack ist heute Abend in der Holzwerkstatt“, sagte er und fuhr mit seiner Hand über ihr langes Ohr. „Wir haben einen riesigen Auftrag für eine Feenprinzessinnentreppe für eine Bar Mitzwa und, naja, du kennst Jack, jede Entschuldigung, um auf der Arbeit zu sein, anstatt zu Hause, kommt ihm gelegen.“
„Das ganze Ruhestands-Ding funktioniert nicht wirklich für ihn, oder?“ Emily lachte, ihr Blick fiel auf den Hund und dann wieder zu Daniel.
„Nein“, gluckste Daniel als Antwort.
Mogsy bettelte um Aufmerksamkeit und er nahm ihr Gesicht in beide Hände und küsste die Hündin auf ihren Scheitel.
„Gut, dass du bald deinen eigenen Laden eröffnest“, sagte Emily, immer noch ein wenig beunruhigt, dass Daniel sie nicht dafür ausgeschimpft hatte, dass sie die Hunde aufs Bett gelassen hatte. „Hast du es ihm schon gesagt?“
„Noch nicht. Aber ich glaube wirklich nicht, dass es ihm etwas ausmachen wird. Es wird ihm einen Vorwand geben, seiner Frau zu sagen, dass er wieder arbeiten muss. Sie könnte mich für eine Weile für einen Schuft halten, aber Jack wird wahrscheinlich sehr dankbar sein!“
„Bitte lass uns nach dreißig Jahren Ehe nicht so sein.“
Daniel kicherte. „Auf keinen Fall. Ich kann nicht sehen, dass wir uns jemals aufs Altenteil zurückziehen. Du?“
„Guter Punkt“, sagte Emily. Sie kniff die Augen zusammen und war sich immer noch nicht sicher, was wohl passieren würde. „Du bist sehr gut gelaunt.“
„Bin ich?“
„Ja. Du hast nicht einmal die Hunde auf dem Bett erwähnt.“
Daniel war verblüfft, als hätte er nicht einmal bemerkt, dass sie da waren. „Oh!“ Aber er zuckte nur mit den Schultern. „Es ist Zeit, Chantelle abzuholen. Willst du, dass ich es mache? Wenn du dich nicht so gut fühlst?“
„Nein, nein, ich will mitkommen“, antwortete Emily. „Wer weiß, wie oft ich sie noch abholen kann, wenn Charlotte geboren ist. Denk mal an Suzanna und Baby Robin. Ich sehe sie seit einiger Zeit kaum noch. Ich möchte das Beste aus den Dingen machen, so wie sie sind.“
Er half ihr auf die Beine. Emily fühlte sich immer noch sehr benommen, als hätte ihr Nickerchen nichts gebracht.
Sie gingen nach unten, Daniel hielt Emilys Hand während sie vorsichtig die Stufen hinunter ging. Es war erstaunlich, wie beängstigend es war, eine große Treppe zu überwinden, jetzt wo sie fast platzte. Vor nicht allzu langer Zeit war sie mit Leichtigkeit diese Stufen auf und ab gelaufen! Jetzt sahen sie sehr steil aus.
Draußen war das Wetter noch milder als an diesem Morgen.
„Wie war der Ausflug mit Amy?“, fragte Daniel, während er ihr auf den Beifahrersitz half.
„Großartig. Sie mochte weder eines der drei prächtigen Häuser, die wir uns heute angesehen haben, noch eine der außergewöhnlichen Hochzeits-Locations. Aber das erinnert mich daran, dass Amy dieses Spa für den Babymoon für uns in Québec gefunden hat. Ich weiß, dass du wahrscheinlich nicht gehen willst, aber vielleicht könnten wir darüber nachdenken.“
„Worüber soll ich da nachdenken?“, rief er aus. „Lass es uns einfach machen!“
Jetzt war Emily wirklich überrascht. Normalerweise brauchte es ein bisschen, um Daniel zu überzeugen. Sie hatte ihn eindeutig bei guter Laune erwischt.
„Ist alle in Ordnung mit dir?“, fragte sie, nur halb im Spaß.
„Mir geht es gut“, antwortete Daniel lachend. „Ich bin nur froh, dass ich heute ein bisschen mehr Zeit mit meiner Frau bekommen habe, das ist alles.“
„Das ist sehr süß“, erwiderte Emily, berührt, dass ihre Anwesenheit ihn so glücklich machen konnte. „Also willst du wirklich einen Babymoon machen?“
„Sicher“, sagte er achselzuckend. „Solange Chantelle nichts dagegen hat. Wie wäre es, wenn wir sie heute Nachmittag mit aufs Boot nehmen, um sie milde zu stimmen? Es sind immerhin 16 Grad!“
„Ich dachte, Clyde, Stu und Evan würden heute auf der Insel arbeiten. Machen sie das nicht?“
Daniel schüttelte den Kopf. „Sie sind heute mit einem gemieteten Trawler unterwegs. Sie sind damit entlang der Küste nach Beals gefahren. Es gibt dort eine große Baufachfirma, aber die Materialien sind viel zu schwer für unser Boot. Was bedeutet, dass die Insel für uns frei ist.“
„In diesem Fall müssen wir es machen“, stimmte Emily zu. Sie liebte Bootsausflüge und jede Gelegenheit, auf die Insel zu kommen, war willkommen, wenn man bedachte, dass das Wetter sich jeden Moment drehen konnte. Es schien wie ein Glücksfall, dass sich die Gelegenheit bot. Emily wäre ein Idiot, so etwas abzulehnen!
Sie erreichten die Schule und parkten auf dem Parkplatz, bevor sie aus dem Wagen stiegen. Einen Moment später öffneten sich die Türen und Kinder eilten die Stufen hinunter. Chantelle erschien und ihre Augen suchten den Parkplatz nach Emilys Auto ab. Aber stattdessen fand sie den Pick-up. Durch ihren Gesichtsausdruck war klar, dass sie sich darüber freute, dass ihr Vater sie unerwartet abholte. Sie rannte auf sie zu.
„Papa“, rief Chantelle und rannte in seine offenen Arme. „Was machst du hier?“
„Ich nehme mein besonderes Mädchen mit auf eine Bootsfahrt zu unserer Insel, das ist was ich mache“, sagte Daniel. „Was sagst du dazu? Willst du eine Bootsfahrt machen?“
„JA!“, rief Chantelle und sprang auf und ab.
Sie rannte schnell zum Spielplatz zurück, um sich von ihren Freunden zu verabschieden, bevor sie zum Pick-up zurückkehrte und hineinsprang.
„Wow, das war schnell“, kommentierte Emily. Sie tätschelte ihren Bauch. „Ich vermisse es, so rennen zu können!“
„Arme Mama“, sagte Chantelle. „Es dauert nicht mehr lange jetzt. Sie wird vor Weihnachten da sein. Oh, das erinnert mich an etwas. Hast du mit Opa Roy über Weihnachten gesprochen?“
Emily spürte einen Schock in ihrer Brust. Wie sollte sie es dem Mädchen am besten beibringen? Sie wollte nicht, dass sie sich unnötigerweise Sorgen machte.
„Ich habe ihm eine E-Mail geschickt“, sagte Emily ihr. „Aber warum versuchen wir nicht, ihn anzurufen, wenn wir auf der Insel sind?“
Chantelle nickte und schwieg für den Rest der Fahrt zum Hafen.
Als sie ankamen, war kein Mensch zu sehen. Trotz des ruhigen Wetters hatten die meisten Leute ihre Boote bereits winterfest gemacht. Nur wegen der Renovierungsarbeiten auf der Insel war Daniels Boot überhaupt noch draußen. Und für sie ein Glücksfall, da sie so regelmäßig segeln konnten.









