Magisches Kompendium - Voodoo - Theorie und Praxis

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So gibt es zum Beispiel das schöne Sprichwort: „Wenn ein Ei zerbrochen ist, dann kannst du es nicht wieder zusammenfügen, genauso wenig kannst du deine Worte zurücknehmen, somit denke siebenfach nach, bevor du sprichst.“
Wie wahr! Wie wahr! Ein sehr schöner, ein sehr passender, ein sehr weiser und ein sehr zeitnaher Hinweis. Ach wäre es schön, wenn alle Menschen so handeln würden. Bei vielen Menschen hat man aber das Gefühl, dass primär der Satz gilt: „Wo her soll ich wissen, was ich denke, bevor ich höre, was ich sage?“ Und wenn man dies jetzt auf die verschiedenen, monotheistische Religionen anwenden will, dann wird man auch hier sehr viel Kritik finden, denn gerade die Vorstellung einer Hölle ist einfach nur ein Machtinstrument. Im Voodoo ist man selbst verantwortlich für seine Taten, es gibt hier keine Absolution, es gibt hier keine Beichte, und wenn man hier ein Vergehen begeht, muss man dafür geradestehen. Man wird sich von den Göttern verantworten müssen, wobei man diese eben gnädig stimmen kann, indem man die verschiedensten Opferungen ausführt. Nun ja, im christlichen Mittelalter gab es hier den Ablasshandel, frei nach dem Motto „die Seele aus dem Fegefeuer springt, wenn die Münze im Kasten klingt“. Voodoo agiert so ähnlich. Wobei es hier eben nicht um Geld geht, es geht um andere Opferungen. Einverstanden, auch Geld kann hier eine Rolle spielen. Aber auch Blut, zubereitete Speisen und eben Dinge, die für einen wichtig sind, und hier eine echte Opferung, ein echtes Opfer bedeuten. Bei den verschiedenen Inkarnationen der Voodoosi/Voodonsi geht es auch nicht darum, ob man in seinem vorherigen Leben Schuld aufgeladen hat. Da man sich sowieso primär in seiner Wahlfamilie immer wieder inkarniert, sodass eben auch der Großvater im Urenkel wiedergeboren werden kann, ohne irgendwelche „Schulden“, so kann jedes Familienmitglied, ohne Rücksicht auf vergangene Taten, wiedergeboren werden. Wenn ein Voodoosi/Voodonsi stirbt, wird natürlich sein Leben abgewogen, es wird geprüft, der Gläubige wird geprüft, geprüft von den Vodun / Loas / Iwas, die dann eben auch Recht sprechen. Es geht hierbei aber nicht um sinnlose Strafen, nein, es geht hierbei darum, dass man sein Leben reflektiert, und dass einem klargemacht wird, welche Verhaltensweisen man an den Tag gelegt hat, und ob diese kreativ oder destruktiv waren, förderlich für die Gemeinschaft, für die Familie, oder hinderlich für die Gemeinschaft, für die Familie. Da die Vodun / Loas / Iwas jedoch auch sehr menschlich agieren können, kann man es sich auch so vorstellen, dass man hier eine sehr drastische Moralpredigt erhalten wird, und möglicherweise auch ein paar Backpfeifen und einen strammen Hosenboden. Gut, dies natürlich nur in einem sehr blumigen und sehr überzogenen Sinne. Kein Voodoosi/Voodonsi glaubt daran, dass er von den Vodun / Loas / Iwas verprügelt wird. Doch der Glaube existiert, dass man für seine Taten geradestehen muss. Immer! Auf einer anderen Seite existiert aber in einigen Gemeinschaften eben doch der Glaube, dass man auch wirkliche Strafen erhalten kann, wenn man schwere Vergehen in seinem vorherigen Leben ausgeführt hat.
Man kann als Tier wiedergeboren werden, und auch eine Inkarnation in einen behinderten Körper würde hier als Strafe interpretiert werden. Auch schwere Krankheiten, in diesem Kontext eben auch Erbkrankheiten, würden als Strafe der Vodun / Loas / Iwas aufgefasst werden. Doch hierbei muss man sofort darauf achten, dass es im Voodoo nun einmal nicht DIE eine Meinung gibt. Letztlich hat jede Gemeinschaft, jeder Stamm, jede Sippe, jedes Dorf, jede Familie, ja, sogar jedes Haus, seine eigenen religiösen Regeln im Voodoo. Da es keine schriftlichen Manifestationen gibt, keine Doktrinen und keine heiligen Schriften, kann man eben hier sehr viel selbst entscheiden, selbst interpretieren, oder eben auch auf andere Menschen hören, und sich deren Meinung anschließen. Es kann aber auch sein, dass besonders böse Menschen überhaupt nicht mehr inkarnieren, und dazu verdammt sind, Körper los, als böser Geist leben müssen, die dann auch als Diab bezeichnet werden, wobei diese Bezeichnung primär im haitianischen Voodoo verwendet wird. Doch da der Glaube diese bösen Geister, diese Diab, als körperlose Wesen definiert, existiert der Glaube, dass diese immer und überall sein können, und dass man sich auch vor diesem bösen Geistern schützen muss. Im Übrigen, auch die Vodun / Loas / Iwas können immer und überall sein. Man sieht auch hier wieder, dass der Synkretismus, von dem allsehenden Gott, sich gerade im haitianischen Voodoo etabliert hat. Ach so, die Begrifflichkeiten der Vodun/Laos/Iwas muss man erst einmal als feststehende Begriffe in der Voodoo-Religion erkennen, akzeptieren und einfach annehmen. Hierbei ist die Vokabel „Vodun“ aus der Sprache der Fon entnommen und bedeutet in der Übersetzung einfach „Geist/Gott“ aber auch „Geister/Götter“. Da dieses Wort keine Pluralform besitzt, bzw. „unzählig“ ist, sind die verschiedenen Götter, Geister, einfach die Vodun und der einzelne Geist ist eben der Vodun! Und zwar ohne Gendersternchen!!! Wenn es dann um die Vokabel der Loas / Iwas geht, dann stammt das Wort Loa / Iwa aus dem Französischen, wo es sich von dem Begriff „le lois“ ableitet, was man mit „die Gesetze“ übersetzen kann. Ob Loa oder Iwa, dies ist hier eher der Lautsprache geschuldet, sodass man hier aber beide Schreibweisen thematisieren muss. Ferner erkennt man an den Übersetzungen und Bedeutungen, dass diese Entitäten essenziell für die Religion Voodoo sind, dass es aber auch dennoch Unterschiede zwischen den afrikanischen Voodoo und dem haitianischen Voodoo gibt. Doch da es hier um Energien, Entitäten, Wesen, Dynamiken und ja auch um Geister geht, will ich diese unabhängig von ihrer Region betiteln, sodass ich eben meistens von den Vodun / Loas / Iwas spreche. Und diese sind eben überall! Dies bedeutet, dass man die Vodun / Loas / Iwas direkt in der Natur treffen kann, da sie eben auch besondere Plätze in der Natur regelrecht bewohnen. Dies wird in der Voodoo-Religion wortwörtlich so verstanden. So gibt es hier zum Beispiel verschiedene heilige Bäume. Diese sollte man auch definitiv nicht fällen, und letztlich auch nicht beschädigen. Etwas überspitzt, kann man sagen, dass es in einigen Gemeinschaften so gesehen wird, dass es eine Art „Strafkatalog/Bußgeldkatalog“ der Vodun / Loas / Iwas gibt, wobei dies natürlich auch wieder metaphorisch verstanden werden muss.
D. h. also, dass es selbstverständlich KEINEN Katalog der Strafen gibt, aber gleichzeitig doch unendlich viele kulturelle Regelungen. Diese greifen gerade dann, wenn es um Bereiche der Natur geht, wenn es um spezifische Bäume geht. Natürlich sind es heilige Bäume. Und wenn man hier nicht aufpasst, wenn es darum geht, irgendwelche Bäume zu fällen, könnten anschließende Exorzismen die letzte Rettung sein. Da hier der Affenbrotbaum (Baobab) und der Iroko (Milicia) als heilig angesehen werden, in Europa sind hier zum Beispiel die Eiche, die Buche, aber auch die Esche als heilige Bäume zu nennen, manchmal auch die Linde, da „unter den Linden“ auch manchmal Gerichtsverhandlungen stattgefunden haben, ist es ein echtes Verbrechen, wenn solche Bäume gefällt werden. Wenn man also irgendein Bauprojekt forcieren will, und hierzu müssten dann Affenbrotbäume oder auch Irokobäume gefällt werden, dann muss man zwingend weit, weit, weit, sehr weit im Vorfeld ein Orakel befragen, ob dies überhaupt „möglich“ sein wird, sein darf. Und wenn das Orakel dies verneint, gibt es keine Diskussion. Entweder lässt man die Bäume stehen, und baut drumherum, oder man fällt die Bäume und wird sich den Zorn der Geister reservieren. Tja, für profitgeile Europäer oder Asiaten ist dies irrelevant, doch für die Bauarbeiter, die dann ja meist aus der Umgebung kommen, ist dies sehr relevant. Natürlich sind die Menschen immer individuell, man kann nicht einfach pauschal sagen, dass dann sofort alle einheimischen Menschen die Flucht ergreifen würden. Man kann sich aber sicher sein, wenn dann wirklich Unglücke auf der Baustelle geschehen, dass dann die Geister dafür verantwortlich sind, und dass definitiv einige Menschen diese Baustelle verlassen würden – Bezahlung hin, Bezahlung her. Glaube ist machtvoll. Dieser Glaube bezieht sich auch darauf, dass die verschiedenen Loas sehr spezielle Charaktere sind, und auf der einen Seite auch Menschen leiden und Menschen hassen können. Tja, und wenn ein Vodun / Loa / Iwa einen der heiligen Bäume bewohnt, und irgendein Mensch würde diesen heiligen Baum fällen, dann kann man sich an einem Daumen abzählen, ob dieser Mensch dann geliebt oder gehasst wird. So sind die Vodun / Loas / Iwas immer allgegenwärtig, sie leben mit den Menschen, sie teilen sich den Lebensraum, sind aber nicht unbedingt immer in der gleichen Dimension, sodass man sagen kann, dass sie in einer parallelen Existenz vorhanden sind, sodass sie mit einem Bein in der Realität stehen, und mit dem anderen Bein in den kosmischen Weiten, wo sie eben auch Kontakt zur Schöpfergottheit aufnehmen können. Eine Schöpfergottheit! Es mag ein wenig verwundern, dass bei einem primären Glauben eines Animismus, also eine All-Beseeltheit der Natur, sodass das Göttliche in allen Dingen ist, in jeder Zelle, in jedem Atom, immer und überall, es dennoch einen autarken Schöpfer gibt. Diesen autarken Schöpfer gibt es im haitianischen Voodoo, und auch in den verschiedenen Voodooarten Westafrikas. Alle glauben an den Animismus, alle glauben aber auch an ein übergeordnetes göttliches Prinzip.
Hierbei muss man aber auch sofort wieder im Hinterkopf behalten, dass das haitianische Voodoo klare und sehr deutliche Unterschiede zum afrikanischen Voodoo besitzt, sodass man sich hier eben die sozialen und kulturellen „Dorfstrukturen in Afrika“ anschauen muss, wie auch die sozialen und kulturellen „Stadtstrukturen in Haiti“. Es gibt hier eben doch sehr große Unterschiede. Diese ganzen Unterschiede beziehen sich selbstverständlich erst einmal auf die religiösen, gleichzeitig aber auch auf die magischen Entwicklungen in der Voodoo-Religion. Die verschiedenen Entwicklungen der einzelnen Stämme, Sippen und sogar Familien müssen stets berücksichtigt werden, wenn man eben auch die magische Komponente der Voodoo-Religion begreifen will. Es gibt verschiedene Voodoo-Familien, es gibt verschiedene Voodoostämme, es gibt auch Voodoodörfer, es gibt Voodooethnien, und auch wenn hier überall die Vodun / Loas / Iwas verehrt werden, gibt es auch überall ein übergeordnetes Schöpfungsprinzip. Dies ist im Übrigen einer der wenigen roten Fäden in der Voodoo-Religion, denn wie schon gesagt, eine ganz klare Definition über die Religion Voodoo, ist hier einfach nicht möglich, da sie zu weit gestaffelt, zu individuell, zu flexibel und zu zeitorientiert ist. Wenn man will, kann man sagen, dass Voodoo mit dem Animismus beschrieben werden kann, sodass alles in der Natur beseelt ist. Ja, kann man sagen. Man kann aber auch sagen, dass Voodoo monotheistisch ist, und über eine Schöpfergottheit verfügt. Kann man auch sagen! Man kann aber auch einfach sagen, Voodoo ist Voodoo! Ende! Alle weiteren Erklärungen sind hinfällig, da man Voodoo für sich selbst definieren kann und definieren muss, wenn man in diesem Arbeitsbereich, in diesem Paradigma agieren kann und agieren will.
Doch wenn ich jetzt schon so oft von diesen ominösen Schöpfergottheiten berichtet habe, will ich diese doch auch einmal aufzählen. Ähm … Schöpfergottheiten? Wieso denn Mehrzahl? Gibt es nicht nur DEN Schöpfergott? Tja, in einem normalen Monotheismus bestimmt, im Voodoo ist es schon wieder anders. Ja, Religion ist wirklich nicht einfach, Voodoo ist wirklich nicht einfach, Religion verursacht Hirnknoten, Voodoo verursacht Hirnknoten, Religion verursacht Chaos, Voodoo verursacht Chaos, und dies alles kann letztlich auch zu Streitereien, Ideen, Möglichkeiten, Philosophien und Evolutionsmechanismen führen. Und genau diese Möglichkeiten, diese Ideen, diese Philosophien, diese Sprungbretter der Evolution können beleuchtet werden, wenn man die Schöpfungsgottheiten ideologisch und nicht rein religiös betrachtet. Durch diese ideologische Betrachtung kann man die Voodoo-Religion als eine Art Netzwerk der Natur verstehen, sodass die Natur akzeptiert, respektiert wird, da die Natur eben alles ist, und hier auch das göttliche direkt beobachtet werden kann. Daher wird manchmal das Wort Voodoo ganz einfach mit „übernatürliches Wirken“, „feinstoffliche Kraft“ oder auch „göttliche Power“ gleichgesetzt, beschrieben, übersetzt, versinnbildlicht, oder auch einfach nur etikettiert. Etikettiert?
Voodoo ist als Religion nicht so greifbar, wie zum Beispiel das Christentum, der Islam oder das Judentum. Genau deswegen passt es, dass der menschliche Intellekt hier manchmal eine Etikettierung durchführt, um überhaupt zu begreifen, dass das eine die Voodoo-Religion ist, dass andere das Voodoo-Leben, und das nächste die Voodoo-Magie. Es geht um die Natur, es geht eher um den Animismus, es geht um die göttliche Kraft, die immer und überall vorhanden ist. Das ist die Energie des Voodoo, und diese Energie manifestiert sich in den Vodun / Loas / Iwas. Doch diese Energie, dieses Wirken, diese Kraft, diese Power ist für den Menschen absolut unbegreiflich. Selbst die Vodun / Loas / Iwas sind nur in Ansätzen zu begreifen. So ist Voodoo auch ein Konzept, welches der menschliche Geist einfach nicht fassen kann, sodass hier ein Glaube zwingend existieren muss, da es zu keinem Wissen kommen kann. Dies gilt auch wiederum für die Vodun / Loas / Iwas, und natürlich auch für die Schöpfergottheit des Voodoo selbst. Daher ist es menschlich, dass dieses Konzept, diese transzendente Energie, dieses omnipotente Prinzip eben als Schöpfungsenergie verstanden wird, und hier auch entsprechende Bezeichnungen erhält. Es geht also wieder um klassische Namen! Dass diese Namen im afrikanischen Voodoo und im haitianischen Voodoo unterschiedlich sind, sollte logisch sein, da eben auch die kulturellen Eigenschaften, die Eigenschaften des Landes, die sozialen Eigenschaften und die Herkunft aus der Sklaverei, speziell im Falle von Haiti, und die Unterdrückung als Kolonie, im Falle der afrikanischen Länder, berücksichtigt werden müssen. So ist dieses omnipotente Schöpfungsprinzip erst einmal „gut“! Dies zeigt sich auch in der haitianischen Bezeichnung, denn hier geht es einfach um den „guten Gott“, dessen Name (bzw. die wortwörtliche französische Übersetzung) einfach „Bon Dieu / Bondyé“ lautet. Aber auch die kreolischen Ausdrücke „Bondye“, „Bondyé“ oder „Bóndyé“ müssen hier genannt werden. Der „gute Gott“ ist hier ganz einfach „der große Baumeister, aller Ebenen, in Zeit und Raum“, also der „Gran Met“, was dann wieder wortwörtlich „großer Meister“ bedeutet. Im afrikanischen Voodoo ist das Schöpfungsprinzip Mawu / Mawu-Lisa / Sêgbo-Lisa / Dada Sêgbo / Sêmêdo / Gbêdoto zu nennen! Doch auch hier ist es so, dass dieses, omnipotente Schöpfungsprinzip prinzipiell gut ist, hier aber doch auch eine stärkere Polarität zwischen einer männlichen und einer weiblichen Schwingung hat, zwischen einer Animus-Energie und einer Anima-Energie. Zwar existiert hier auch manchmal nur der Begriff Mawu, was man wortwörtlich mit „Mutterschaf“ übersetzen kann, ein Begriff, der aus der Fon-Sprache kommt, doch Mawu wird dann auch mit dem männlichen Prinzip „Lisa“ vermählt, sodass hier ein androgynes Schöpfungsprinzip existiert. Männlich und weiblich! Animus und Anima! Ein Prinzip, doch so viele Namen? Nun ja, man kann alle Namen als EIN Konzept sehen, als EIN Konzept, welches sehr weit entfernt ist, weit entfernt von der Erde, den Menschen, der dritten Dimension. Deswegen kümmert sich dieses Konzept (oder auch diese Konzepte) nicht um die Menschen.
Doch dadurch, dass hier die Schöpfung erschaffen wurde, wurden Regelungen erschaffen, sodass alles, in der Schöpfung auch behütet wird, in entsprechenden Bahnen läuft, und nicht der Schöpfung zuwiderhandelt. Deswegen wird Voodoo auch manchmal mit entsprechenden kulturellen Weisheiten der verschiedenen Ethnien beschrieben, wie zum Beispiel der Ausdruck der Fon „Mawu wê do Vodun lê“, was man in etwa damit gleichsetzen kann, dass man sein Leben leben soll, dass die Natur einem alles bietet, dass man in der Natur alles findet, auch um seinen Geist selbst zu erhöhen. Die Menschen sind die Kreaturen, oder auch die Schöpfung, von Mawu / Mawu-Lisa, der aber auch Vertreter unter die Menschen geschickt hat, die die Transzendenz erreichen können, um die Zeichen der göttlichen Immanenz (das Göttliche, das Kosmische, das Innewohnen in Allem) zu verstehen und die anderen Menschen anzuleiten. Voodoo ist also wieder alles, was magisch ist, was heilig ist, was unerklärlich ist, was unbegreiflich ist, alles, was feinstofflich ist, gleichzeitig aber auch die Materie beeinflusst, sodass hier auch wieder alles Voodoo ist, was mystisch ist, was geheimnisvoll ist, was übernatürlich ist. Manchmal könnte man Voodoo auch mit den Aussprüchen „Mawu na blo“, was man als „Gott/Schöpfungsenergie wird handeln“ übersetzen kann oder auch als „Kpê Mawu ton“, was man als „Gott / Schöpfung Energie wird entscheiden / wird es richten“ übersetzen kann. In Benin, wird zum Beispiel Voodoo sinngemäß auch damit erklärt, dass Voodoo die Harmonie, die Einheit, die Liebe ist, die den Menschen unterrichtet und lehrt, dass auf der Erde alles miteinander verwoben ist. Somit ist Voodoo jedes Naturgesetz, da jedes Naturgesetz Voodoo beschreibt. Voodoo ist der Geist, und der Geist ist Voodoo! Magie ist! Voodoo ist! Voodoo ist Magie, Magie ist Voodoo! Hieran erkennt man, dass man begreifen muss, dass man eben die Vokabel „Voodoo“ nicht mit einer „fixen Übersetzung“ versehen kann, da eben hier alles NICHT so einfach und wortwörtlich bestimmbar ist. Es sind eher Tendenzen, die man dann in Richtung „Das Geheimnis, welches man nicht ergründen/erkennen kann“ oder auch „die Kraft/Macht/Dynamik/Energie, die immer und überall wirksam ist“ verstehen muss, was dann aber keine echte Übersetzung ist. Voodoo hat nun einmal eine vielschichtige Bedeutung, sodass man hier eben KEINE klaren und wortwörtlichen Übersetzungen vollziehen kann. Die Vokabel „Voodoo“ ist mehr als ein Konzept zu deuten. Tja und Konzepte und Religionen sind doch recht nah zusammen, nicht wahr? Deswegen kann man Voodoo auch mit „Geist/Gott/Macht“ übersetzen, die dann aber immer und überall ist.
So ist es also auch kein Problem, dass man statt der Begrifflichkeit „Voodoo“ auch einfach den Begriff „Geist“, „Gott“, „göttliche Macht“, „göttliche Potenz“, „Engel“ oder auch „Äther“ bzw. „Quintessenz“ verwenden kann. Sogar „Blut“ kann hier als Synonym verwendet werden, denn wenn man das Blut als fünftes Element versteht, als Element des Geistes, passt es perfekt auch in die verschiedenen religiösen Handlungen des Voodoo, wo nun einmal mit Blut gearbeitet wird.
In diesem Zusammenhang muss man natürlich auch begreifen, dass Voodoo uralt ist, dass es letztlich eine Naturreligion ist, eine Naturreligion, die den Animismus verwendet, die Allbeseeltheit der Natur, was wiederum bedeutet, dass man hierbei den ganzen afrikanischen Kontinent berücksichtigen muss. Auch hier geht es wieder um Hochkulturen, wobei man sich jetzt darüber streiten kann, wie alt die jeweiligen Kulturen sind, denn es gibt hier keine klaren Aufzeichnungen und keine klaren Funde. Daher muss man dabei bleiben, dass die älteste Hochkultur ganz klar im Zweistromland zu finden ist, in Sumer, wobei es dann auch wieder Verbindungen zu Ägypten gab, die dann auch Verbindungen zu Äthiopien führten, wobei hier die Legende der „Königin von Saba“ zu nennen ist, wobei es aber keine 100-prozentigen Beweise wirklich dafür gibt, dass diese Person aus Äthiopien kam. Doch auch der Sudan und Nubien sind hier zu nennen, wobei diese Länder alle im Osten Afrikas liegen, und die Länder Nigeria, Benin, Togo und Ghana an der Westküste. Doch eigentlich ist es auch irrelevant, wie alt Voodoo ist, da Voodoo eine Religion ist, eine Maxime, die sich den Gegebenheiten anpasst, was bedeutet, dass Voodoo nicht mehr die alten und überholten Traditionen lebt, sondern mit der Zeit geht. Aber es klingt für die Menschen faszinierend, dass Voodoo sicherlich 10.000 Jahre alt ist. Nun, Voodoo ist eine Naturreligion, und somit ist Voodoo älter als 100.000 Jahre. Dies gilt im Übrigen für jede Naturreligion, da die Geschichte der Menschheit deutlich älter ist als 100.000 Jahre. Da aktuelle Ausgrabungen und Forschungen davon ausgehen, dass die ältesten Funde, welche in Marokko (in Djebel Irhound) gefunden wurden, ca. 300.000 Jahre alt sind, kann man davon ausgehen, dass das Leben in und mit der Natur ein entsprechendes Alter besitzt, sodass alle Schamanismen, alle Naturreligionen, somit auch Voodoo, ungefähr 300.000 Jahre alt sind.
Frage! Ist dies eigentlich alles wichtig, wenn es um die Magie geht, um das magische Potenzial im Voodoo??? Ja und nein! Voodoo ist Magie, Voodoo ist Religion, und man muss bei diesen ganzen Dingen immer den christlichen Synkretismus berücksichtigen, genauso wie die Flexibilität im Voodoo. Wenn ich das haitianische Voodoo betreiben will, werde ich auch immer Verbindungen zum Christentum betreiben. Dies kann im magischen Kontext problematisch werden, wenn man europäisch arbeitet, und versteht, dass gerade in Europa die Kirche einen gigantischen Machtmissbrauch ausübte und eigentlich auch immer noch ausübt. Will man sich wirklich mit diesen Verknüpfungen, Netzwerken, Energien und „Verwebungen/Verklebungen“ einlassen? Ich kann hier ganz bewusst sagen, dass sich dies vermeiden will! Es geht um Magie, es geht um Energiearbeit, es geht um Flexibilität, und zum Glück ist Voodoo auf der einen Seite sehr flexibel und auch tolerant! Tja, das Problem ist aber die andere Seite, denn Voodoo kann auch sehr dogmatisch, hinterwäldlerisch und intolerant sein.
Auch wenn Voodoo nicht eine primäre Schriftreligion ist, auch wenn Voodoo flexibel ist, auch wenn Voodoo sich dem Zeitgeist anpasst, und nicht irgendwelche besonderen Institutionen, Anführer oder dergleichen besitzt, gibt es dennoch hier verschiedene Ämter, Aufgabenbereiche und „Berufsbezeichnungen“! Doch da Voodoo eine Naturreligion ist, muss man auch wieder ganz klar und deutlich sagen, dass es im Allgemeinen, KEINE religiösen Institutionen und auch keine strikten Hierarchien gibt. Es gibt NICHT so etwas wie den Papst, den Dalai-Lama, den Kohen Gadol כהן גדול, (wörtlich „großer Priester“) oder den Iman. Dennoch gibt es hier spezifische Titel, die sich auf „praktische“ oder auch „wissende / weise“ Menschen beziehen. Doch welche Bezeichnungen, Titel, Aufgaben, Berufe sind dies? Nun, in diesem Kontext muss der Houngan/Oungan oder die Mambo erwähnt werden, da es sich hier um klassische Priesteraufgaben handelt. Wenn man dann zu der Bezeichnung des Bokor / Bocor / Bòkò / Azetó, oder auch zu der Caplata kommt, dann findet man hier die klassischen Hexen, Zauberer, Magier, die eben auch für schadensmagische Arbeiten aufgesucht werden. Letztlich ist dann aber auch noch der Bokonon zu nennen, der auf der einen Seite ein Apotheker ist, aber auch ein Kräuterkundiger, ein Arzt, ein Exorzist, und irgendwie alles, was eben von einem Houngan/Oungan, einer Mambo, einem Bokor / Bocor / Bòkò / Azetó oder einer Caplata NICHT abgedeckt wird. Primär geht es hier um besondere Aufgaben, es geht um einen Wissensstand, der sich jedoch erarbeitet wurde, was wiederum bedeutet, dass diese Titel Arbeitstitel sind, und definitiv nicht von anderen Menschen vergeben werden, da diese Menschen eigentlich BERUFEN werden bzw. berufen sind, da sie sich im Grunde selbst berufen bzw. sie werden durch die Energien der Natur, durch die Vodun / Loas / Iwas, also im Grunde von Mutter Natur und Vater Himmel selbst, berufen, initiiert und eingesetzt. Dass es hier dann eben auch magische Initiation gibt, wo die bereits initiierten Priester die jeweiligen Rituale leiten, sollte klar sein, was aber nicht bedeutet, dass irgendein Houngan/Oungan, irgendeine Mambo, so agieren würde, wie die katholische Kirche, dass die höheren Kirchenämter eigentlich alles politische Ämter sind. Nein, es geht um Fähigkeiten, es geht um Wissen und Weisheit, es geht um ein Nutzen für die Gemeinschaft, für die Familie, für den Stamm, für diesen Bund, für das Dorf.