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Das Klappern von gegeneinanderschlagendem Metall und das Zischen von Plasmabrennern erfüllte den engen Maschinenraum der ChR Velibor. Sadira stand mit dem Rücken zu einer graugrünen Wand und achtete sorgfältig darauf, die Mechaniker und Techniker nicht zu behindern, die unter den wachsamen Augen von Lieutenant Ranimir, dem Chefingenieur des Bird-of-Prey der Vas Hatham-Klasse, arbeiteten. Hinter ihm standen der kommandierende Offizier des Schiffs und der ranghöchste Centurion. Weder Commander Creelok noch Centurion Mirat bemühten sich, ihr Missfallen über das fremdartige Gerät, das mit dem Hauptenergiekern des Bird-of-Prey verbunden wurde, zu verbergen. Diese Aufgabe war ihnen und ihrer Mannschaft von Sadira aufgezwungen worden, die von ihren Vorgesetzten freie Hand erhalten hatte, ihre neueste Beute, den Transferschlüssel, auf die Probe zu stellen.
Creelok vermied es, Sadira in die Augen zu sehen, als er mit wachsender Ungeduld fragte: »Wie lange noch, Ranimir?«
Stirnrunzelnd sah der Ingenieur das fremdartige Gerät an, das sein Team in die Hauptkonsole des Maschinenraums eingebaut hatte. »Schwer zu sagen, Commander. Dieses Gerät ist vollkommen anders als alles, was ich bisher gesehen habe. Bevor wir es eingebaut hatten, hätte ich nicht gedacht, dass es mit unserer Energieversorgung kompatibel wäre – aber es scheint sich in weniger als einem Tag an unser Netzwerk angepasst zu haben.«
Sein Bericht erschreckte den Centurion sichtlich. »Es hat sich angepasst? Wie?«
»Ich wünschte, ich wüsste es, Centurion.« Ranimir zeigte auf eine Reihe von Anzeigen der Hauptsysteme. »Sein Energieverbrauch hat sich verdoppelt, seit wir es aktiviert haben, und er steigt weiterhin an.«
Creeloks steil angestellte Augenbrauen zogen sich besorgt zusammen. »An welchem Punkt wird es zu einer Bedrohung für die Sicherheit von Schiff und Besatzung?«
»Das werde ich erst wissen, wenn ich es sehe.« Ranimir tippte auf einen roten Knopf auf der Konsole. »Ich habe einen Notschalter eingebaut, um die Energiezufuhr zu kappen. Als Vorsichtsmaßnahme.«
»Vernünftig«, sagte der Kommandant.
Sadira kam näher, um sich an der Diskussion zu beteiligen. »Wird es funktionieren, solange wir getarnt sind?«
»Da mir niemand sagen will, was es tut«, entgegnete Ranimir, »oder wie viel Energie es verbraucht, nachdem es aktiviert wurde, kann ich das unmöglich beantworten.«
»Ich bin an Ihren Ausreden nicht interessiert. Das Gerät muss funktionieren, während unsere Tarnung aktiv ist.«
Ranimir wechselte besorgte Blicke mit Creelok und Mirat. »Das kann ich nicht versprechen.«
»Ich habe kein Versprechen verlangt, nur, dass Sie meine Vorgaben einhalten.« Sadira war klar, dass niemand von der Besatzung der Velibor gern Befehle von ihr entgegennahm. Sie fragte sich, ob es die Dinge einfacher machen würde, wenn sie die Verhaltensweisen an den Tag legte, die sie sich für ihre Lisa-Bates-Persona angeeignet hatte – eine Identität, an der sie jahrelang in einer menschlichen Mustersiedlung auf Romulus gefeilt hatte.
Sadira verlieh ihrem Tonfall eine freundlichere Note und fügte hinzu: »Ranimir, ich weiß, ich verlange eine Menge von Ihnen und dem Schiff, aber meine Befehle kommen aus den höchsten Ebenen des Tal Shiar. Also fangen wir doch noch mal von vorne an: Wenn wir davon ausgehen, dass der Transferschlüssel seinen Energieverbrauch nach der Aktivierung erhöht, was können wir tun, um zu verhindern, dass er die Schiffsfunktionen beeinträchtigt?«
Ihre besänftigende Diplomatie schien Ranimirs Besorgnis etwas zu mildern, wenn auch nur geringfügig. »Ich habe die Energieversorgung des Schlüssels auf Reaktor eins beschränkt und die Tarnung wird von Reaktor zwei gespeist. Solange wir während der Benutzung des Schlüssels nicht versuchen, irgendwelche anderen Waffen abzufeuern oder die Schilde hochzufahren, müsste ich in der Lage sein, das hinzubekommen.«
Sie lächelte entwaffnend. »Ausgezeichnete Neuigkeiten, Ranimir.«
Der Kommandant und der Centurion hatten weiter ihre Zweifel. Beide Männer waren grau und weise, Veteranen, die seit einer Generation ihren Dienst im Weltall geleistet hatten. Man konnte sie nicht so einfach mit sanften Worten und leeren Höflichkeitsfloskeln umstimmen. Creelok sah Sadira aus zusammengekniffenen Augen an. »Es ist mir egal, wer den Befehl gegeben hat. Es gefällt mir nicht, dass diese fremdartige Technologie mit meinen Schiffskontrollen verbunden wird.«
Mirat nickte zustimmend. »Das sehe ich auch so. Derartige Tests sollten unter kontrollierten Bedingungen im romulanischen Raum durchgeführt werden. Nicht auf einem Schiff, das sich auf feindlichem Gebiet befindet.«
»Ihre Bedenken sind zur Kenntnis genommen.« An Ranimir gewandt fügte Sadira hinzu: »Arbeiten Sie weiter. Ich will, dass der Schlüssel einsatzbereit ist, wenn wir den Ophiucus-Sektor erreichen.«
Überzeugt davon, sich klar genug ausgedrückt zu haben, ging Sadira davon. Erst nachdem sie den Maschinenraum verlassen hatte und den Korridor zu dem Lift entlangging, der sie in ihr Quartier bringen würde, hörte sie Schritte hinter sich. Sie drehte sich um und stand Creelok gegenüber.
Er senkte seine Stimme zu einem vertraulichen Flüstern, das ihre ätzende Schärfe nicht mildern konnte. »Sie sollten darüber nachdenken, bei Ihren Anfragen der Kommandokette zu folgen.«
»Wieso sollte ich das tun?«
»Weil ich schon Raumschiffe befehligt habe, bevor Sie überhaupt geboren wurden. Es ist mir egal, für wen Sie arbeiten – ich werde nicht dulden, dass ein arrogantes Mädchen mir vor meiner Mannschaft schnippische Befehle erteilt.«
Sie grinste ihn provozierend an. »Ich denke, das werden Sie.«
»Respekt muss man sich verdienen, Major Sadira. Sie wären gut beraten, das nicht zu vergessen.«
»Und die Tal Shiar können Sie jederzeit töten und Ihr Schiff unter mein Kommando stellen, wenn ich das für richtig erachte. Das sollten Sie lieber nicht vergessen.« Sie zog ihren Dolch und presste ihn mit einer blitzartigen Bewegung an Creeloks Kehle. »Und nur, damit wir uns nicht missverstehen, Commander – ich stelle keine Anfragen, ich gebe Befehle. Und ich erwarte, dass diese befolgt werden.« Sie steckte ihren Dolch wieder ein, als die Tür des Aufzugs sich neben ihr öffnete. »Sorgen Sie dafür, dass der Schlüssel aktiviert ist, bevor wir das Ziel erreichen. Und wenn Sie wieder zum Kommandodeck zurückkehren, erhöhen Sie die Geschwindigkeit auf Warp sieben.« Sie ging rückwärts in den Lift und während sich die Tür schloss, fügte sie hinzu: »Ich muss einen Zeitplan einhalten.«
Für die meisten Leute war Sareks strenge vulkanische Miene undurchdringlich, aber er konnte sich immer darauf verlassen, dass seine menschliche Gemahlin, Amanda Grayson, seine Fassade dank ihrer Intuition durchschaute. Sie betrat den diplomatischen Empfang und begab sich sofort an seine Seite, wie eine Erinnerung, die unaufgefordert kam, aber dennoch angenehm war.
Ihr Blick war scharf, ihre Stimme diskret. »Du siehst enttäuscht aus.«
»Ich würde sagen, unzufrieden.« Er zeigte auf die verschiedenen Buffettische, die in gegenüberliegenden Ecken des Hotelballsaals aufgebaut waren. »Ich hatte darum gebeten, die Buffettische mit unterschiedlichen Gerichten im Raum zu verteilen.« Mit verstohlenen Blicken lenkte er ihre Aufmerksamkeit auf die Gruppe aus Föderationsdiplomaten, die sich auf der einen Seite des geschmückten goldenen Saals versammelt hatte, und dann auf das Aufgebot klingonischer Diplomaten, die sich auf der gegenüberliegenden Seite des weitläufigen Raums drängten. »Stattdessen hat das Catering die klingonischen Delikatessen in eine Ecke gestellt und alle irdischen und vulkanischen Gerichte in eine andere. Das ist einem zwanglosen Miteinander von Fremden nicht förderlich.«
»Wem sagst du das. Das ist das politische Gegenstück zu einem Tanz an der Junior Highschool.« Sie hakte sich bei Sarek ein. »Ich schätze, dann liegt es wohl an uns, das Eis zu brechen.«
Wie immer hatte sie recht. Von Sarek als ranghöchstem Mitglied der Föderationsdiplomaten wurde erwartet, den Ton anzugeben und seinen Untergebenen mit gutem Beispiel voranzugehen. Er bezweifelte, dass seine Kollegen es seinen Bemühungen ohne ausdrücklichen Befehl gleichtun würden, doch für den Moment gab er seiner Frau recht: Der Anstand gebot es, dass er seinen Amtskollegen begrüßte.
»Also schön«, sagte er.
Er durchquerte den Raum mit Amanda an seinem Arm. Jeder ihrer Schritte ließ ihr silbernes Kleid im warmen Schein der Kronleuchter schimmern und glitzern. Im Gegensatz dazu war seine Kleidung, obwohl ebenso formell, relativ schlicht: ein maßgeschneiderter schwarzer Talar und ein grauer Umhang. Beide waren hochelegant und schmeichelten seinem schlanken Körperbau. Das einzige bemerkenswerte Accessoire war ein mit Juwelen verziertes goldenes Ornament, das er um den Hals trug. Es war ein uraltes Familienerbstück, das seit zehn Generationen vom Vater an den Sohn weitergereicht wurde. Obwohl in einem Zeitalter, in dem die Wissenschaft Gold und Edelsteine jederzeit reproduzieren konnte, sein objektiver Wert eher gering einzuschätzen war, lag für Sarek sein wahrer Wert in seiner historischen Bedeutung. Für ihn war es das Symbol der Kontinuität. Der Dauerhaftigkeit. Des Lebens.
Dennoch war er nicht überrascht, dass niemand im Raum dem Schmuck an seiner Brust auch nur die geringste Beachtung schenkte. Alle Augen waren auf Amanda und ihr bezauberndes Kleid gerichtet. Ohne seine geistige Disziplin, die er sein ganzes Leben lang kultiviert hatte, hätte Sarek sich einen Moment des Stolzes gestattet, als er bemerkte, dass sogar die Klingonen die Eleganz seiner Frau zur Kenntnis nahmen.
Die Gruppe fremder Würdenträger teilte sich, als er und Amanda sich näherten. Aus ihrer Mitte traten ihr Anführer, Ratsmitglied Gorkon, und sein leitender Attaché, Ratsmitglied Prang, hervor. Gorkon war der größere der beiden. Er hatte eine aristokratische Haltung und seine Gesten waren bedacht und ausladend. Er gehörte zu den Privilegierten, er war mit Macht geboren worden und übte diese mit beinahe kriminellem Gleichmut aus. Prang war da anders. Seine wilden Augen, breiten Schultern, mächtiger Brustkorb und muskulösen Gliedmaße verrieten, dass er ein gefeierter Krieger des klingonischen Militärs war – einer, der durch eine vorteilhafte Eheschließung in die Politik gestolpert war. Seine Hochzeit hatte ihn aus dem gemeinen Volk auf einen Sitz im vielgerühmten Hohen Rat des Reiches katapultiert.
Sarek bedachte Gorkon mit einem langen Nicken. »Willkommen, Ratsmitglied.«
»Ich danke Ihnen, Botschafter.«
Amanda ergriff das Wort: »Hat Ihre neue Gemahlin Sie begleitet?«
Noch bevor Gorkon antworten konnte, entgegnete Prang mit unverhohlener Verachtung: »Wir Klingonen bringen unsere Gefährten nicht zu offiziellen Anlässen mit. Das ist…«
Gorkon unterbrach Prang mit einem theatralischen Räuspern. Dann setzte er ein falsches, aber höfliches Lächeln auf und sagte zu Amanda: »Tatsächlich sind Illizar und ich noch nicht verheiratet. Die Hochzeit wurde kurzfristig verschoben.«
»Verzeihen Sie, Ratsmitglied«, erwiderte Amanda. »Das wusste ich nicht.«
Er wischte die Peinlichkeit mit einer kleinen Handbewegung beiseite. »Das hat nichts zu sagen. Die Hochzeit wurde für nächsten Monat auf Qo’noS anberaumt.« Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Sarek und fragte: »Und was macht Ihre Gesundheit, Botschafter? Wie ich hörte, mussten Sie sich vor nicht allzu langer Zeit auf der Enterprise einer Operation unterziehen.«
»Ja, um kardiologische Beschwerden zu korrigieren. Ich habe mich vollkommen erholt.«
Sarek stellte fest, dass die Gründlichkeit der klingonischen Informationsbeschaffung ungebrochen war – auch nach dem Waffenstillstand, den die Organier ihnen und der Föderation aufgezwungen hatten. Dieser brüchige Frieden sollte durch die Verhandlungen eines gegenseitig bindenden Abkommens beider Seiten hier auf Centaurus gestärkt werden.
Sarek hielt es für das Beste, den Fokus von sich auf den Tisch mit den klingonischen kulinarischen Köstlichkeiten zu lenken. »Ich hoffe, unser Koch konnte diese Gerichte zu Ihrer Zufriedenheit zubereiten.«
»Ja«, sagte Gorkon. »Die Pipius-Klauen sind wirklich sehr saftig. Und ich muss Ihre Küche für das Wissen loben, dass man gagh nicht kühlen soll. Die Würmer sind bei Zimmertemperatur viel lebhafter.« Er warf einen Blick durch den Ballsaal und runzelte die Stirn. »Gestatten Sie mir eine vorsichtige Kritik? Ich hätte vorgeschlagen, die Essenstische verstreut aufzustellen.« Er zeigte ein breites Grinsen. »Um eine zwanglosere Interaktion zwischen unseren Fraktionen zu ermutigen.«
Ein weises, aber bescheidenes Nicken. »Ein vernünftiger Gedanke, Ratsmitglied. Ich werde ihn für zukünftige Veranstaltungen berücksichtigen.« Aus dem Augenwinkel bemerkte Sarek, wie Amanda ihr Bestes tat, ihre Belustigung über die Ironie von Gorkons Kritik nicht zu zeigen.
Das Geplauder wurmte Prang. »Wen kümmern Essen und Bagatellen? Wir sind hergekommen, weil die Föderation um Frieden ersucht. Sagen Sie mir, Botschafter: Was sind Sie bereit aufzugeben, damit das Reich Ihre Leute am Leben lässt?«
Es war lehrreich für Sarek, dass Gorkon jede Spur einer Reaktion auf Prangs rhetorische Herausforderung unterdrückte. Wie ein wahrer Staatsmann schien Gorkon sich damit zufriedenzugeben, Sareks Reaktion auf das polternde Verhalten des jüngeren Klingonen zu beobachten. Sarek gewann Zeit, indem er seine Hände vor dem Bauch faltete, während er seine nächsten Worte abwog. »Die von Ihnen gestellten Fragen sind äußerst direkt, Ratsmitglied Prang. Wenn die Antworten darauf doch auch nur so einfach wären. Dennoch, ich glaube, Sie wissen so gut wie jeder andere, wie kompliziert und heikel die vor uns liegenden Verhandlungen sind.«
Prang lächelte höhnisch. »Sie reden viel, aber sagen wenig.«
Ein bescheidenes Schulterzucken. »Ich strebe nach Präzision.«
»Eine bewundernswerte Eigenschaft«, sagte Gorkon und setzte Prangs verbaler Schikane damit ein Ende. »Und in Zeiten, in denen so viel auf dem Spiel steht, auch notwendig.«
»In der Tat.« Wie es bei diplomatischen Angelegenheiten Usus war, hatten Sarek und Gorkon sich in der Kunst der Untertreibung geübt. Beide Männer wussten – und waren zu weise, um es laut zu äußern –, dass keine Seite profitieren würde, wenn diese Verhandlungen scheiterten. Es war noch keine neun Monate her, seit die Sternenflotte und das klingonische Militär den Fehler gemacht hatten, auf dem Planeten Organia gegeneinander zu kämpfen. Die Einheimischen – Wesen, die sich vor langer Zeit zu Lebensformen aus reiner Energie entwickelt und dabei fast gottartige Fähigkeiten gewonnen hatten – reagierten darauf mit der Drohung, die militärischen Fähigkeiten beider interstellarer Staaten zu neutralisieren, es sei denn, sie einigten sich darauf, die Feindseligkeiten umgehend einzustellen und einen Friedensvertrag zu schließen. An diesem Punkt waren beide Mächte dazu gezwungen gewesen, den alten Groll im Namen der Selbsterhaltung beizulegen.
Leise erteilte Gorkon Prang und den restlichen Klingonen knappe Befehle. Diese verteilten sich prompt im ganzen Raum. Sie versuchten, so zu tun, als würde es ihnen Freude bereiten, sich unter ihre Gastgeber von der Föderation zu mischen. Klassische Musik von der Erde ertönte aus unsichtbaren Lautsprechern irgendwo an der Decke. Gorkon lauschte und lächelte dann. »Debussy. Wunderbar! Botschafter, habe ich Ihre Erlaubnis, Ihre Frau um einen Tanz zu bitten?«
»Meine Erlaubnis ist irrelevant. Meine Frau trifft ihre eigenen Entscheidungen und ich respektiere diese.«
»Ein weiser Grundsatz.« Gorkon gab sich förmlich und verbeugte sich elegant vor Amanda. »Madam, darf ich um die Ehre dieses Tanzes bitten?«
»Sie dürfen.« Amanda ergriff Gorkons Hand. Sie warf Sarek einen amüsierten Blick zu, als der schlaksige Klingone sie auf das Tanzparkett begleitete und sie zu einem klassischen Walzer führte.
Die versammelten Würdenträger beobachteten den Moment, als Gorkon und Amanda elegant durch den Ballsaal wirbelten, mit unterschiedlichen Ausprägungen von Überraschung. Einige VIPs der Föderation fanden die Szene bizarr, aber die finsteren Blicke und hochgezogenen Augenbrauen der Klingonen ließen darauf schließen, dass sie dies eher für eine Perversion hielten.
In jedem Fall hoffte Sarek, dass dies ein gutes Zeichen für den Rest der Konferenz war. Denn so seltsam der Gedanke an eine Freundschaft zwischen der Föderation und dem Klingonischen Reich anmuten mochte, er wusste mit Sicherheit, dass dies die einzige Hoffnung für beide Mächte war, zu überleben.
Die Nacht war zu lang gewesen und Gorkon hatte zu viel getrunken, um eine von Prangs typischen Tiraden zu ertragen. Doch das hitzköpfige, unreife Ratsmitglied war noch nie ein Freund davon gewesen, seine Gedanken für sich zu behalten. Als sie und ihre Delegation zurück in ihre unfassbar luxuriösen Räumlichkeiten in einem zweckentfremdeten Wohnheim auf dem Campus der New Athens Universität zurücktrotteten, lallte Prang: »Mussten Sie sich so zum Narren machen, Gorkon?«
Gorkon war lange nicht so betrunken wie sein Gegenüber. Er drehte sich um und baute sich vor Prang auf. »Wäre Ihre Verleumdung nicht mit dem Geruch von Blutwein parfümiert, würde ich Ihnen die Kehle aufschlitzen.«
Ein mürrisches Starren, dann folgte ein anmaßendes Grinsen. »Gefiel es Ihnen, mit Sareks Frau zu tanzen?« Er schnaubte und torkelte seitwärts. »Duftet sie nach Blumen?«
»Sie ist eine fantastische Tanzpartnerin. Was Ihre zweite, weniger geschmackvolle Frage angeht … Belassen wir es dabei, dass dies ein wunderbares Beispiel dafür ist, warum Sie für diese Art Posten ungeeignet sind.«
»Wenn irgendjemand hier nicht hingehört …« Prang stach mit seinem Zeigefinger nach Gorkons Brust. »Dann sind Sie das. Sie reden wie die. Sie tanzen zu ihrer Musik. Was kommt als Nächstes, Gorkon? Essen Sie ihre gekochte Nahrung? Trinken Sie dieses Gebräu, das sie Kaffee nennen? Servieren Sie ihnen das Reich auf dem Silbertablett?«
Ihre Meinungsverschiedenheit war zu einem Spektakel geworden. Der Rest der Delegation umringte sie und es war offensichtlich, dass mehr als die Hälfte mit Prang und seinem liederlichen Zorn sympathisierte. Gorkon wusste, wenn sie sich gegen ihn wandten, geriet die ganze Mission in Gefahr.
Gorkon rammte Prang die Faust in den Magen. Der jüngere Mann kippte nach vornüber. Gorkon riss das Knie hoch und traf sein Gesicht, dann krachte einer seiner in Rüstung steckenden Ellbogen auf Prangs Rücken nieder. Als das jüngere Ratsmitglied flach mit dem Gesicht voran zu Boden fiel, verpasste Gorkon ihm einen Haken in die Niere und kniete sich auf den Rücken des gestürzten Mannes.
»Jetzt hören Sie mir zu, Sie dummer Welpe. Wir sind hier nicht bei einem Messerkampf in einer schäbigen Gasse. Hier gibt es keine Punkte für Draufgängertum.« Er packte eine Handvoll von Prangs Haaren und riss den Kopf des Mannes scharf nach hinten. »Sie spotten über die Warnung der Organier, aber ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie es geschah. Eine gesamte Flotte bewegungsunfähig in den Tiefen des Weltraums. Sie könnten uns alle vernichten, Sie Dummkopf.«
Gorkon stand auf und zeigte auf einen Mann, der in der Nähe der Flügeltür der Suite stand, die zum Korridor führte. »Schließen Sie die Tür.« Sobald der Eingang verschlossen und die Privatsphäre wiederhergestellt war, fuhr er fort. Er sprach lauter und wandte sich an die anderen zehn Mitglieder des diplomatischen Teams: »Wir sind nicht hergekommen, um einen Streit anzuzetteln. Wir sind hier, um Bedingungen für einen Frieden auszuhandeln, die wir und unser Volk akzeptieren können.«
Er drehte sich langsam um die eigene Achse und suchte nach bekannten Gesichtern. Dann zeigte er nacheinander anklagend mit dem Finger auf sie. »Durok. Sie arbeiten für den Geheimdienst des Reichs. Man hat Ihnen gesagt, Sie sollen die Suiten und Büros der Föderationsdelegierten verwanzen. Orqom. Sie sind kein einfacher Übersetzer. Sie wurden vom Oberkommando hergeschickt, um Überwachungssoftware in das Kommunikationsrelais hier in New Athens einzuschleusen. Marbas. Der Orden des Bat’leth will, dass Sie einen Besuch auf einem Schiff der Sternenflotte arrangieren, damit Sie die Kommandocodes stehlen können. Ich befehle Ihnen allen, Ihre Zweitmissionen sofort fallen zu lassen. Andernfalls erleiden Sie einen schmerzhaften Tod durch meine Hand.«
Er unterstrich seine Rede mit einem schnellen Tritt auf Prangs Rücken. »Und Sie, Prang. Sie sind der schlimmste von allen. Sie haben sich selbst geschickt, weil Sie und Ihre Verbündeten im Hohen Rat diese Verhandlungen sabotieren wollen, noch bevor sie beginnen. Bitte übermitteln Sie Ratsmitglied Duras mein tiefstes Bedauern, dass sein lächerlicher Schachzug gescheitert ist.«
Prang spie einen Mundvoll magentafarbenes Blut auf den Boden und starrte dann wütend zu Gorkon auf. »Sie sind der Dummkopf, Gorkon. Glauben Sie, dass ich die Befehle des Kanzlers nicht kenne? Er will Zugeständnisse von der Föderation – mehr, als wir je durch einen Krieg bekommen hätten.«
»Wir alle wollen Dinge, die wir nicht haben können. Kanzler Sturka ist da keine Ausnahme.« Er entfernte sich von Prang und knurrte den anderen zu: »Die Show ist zu Ende. Geht ins Bett.«
Gorkon wusste, dass es die klügste Entscheidung war, sich aus dem rhetorischen Kampf zurückzuziehen. Prang hatte einen spürbaren Treffer erzielt, auch wenn er es nicht wusste. Es stimmte, dass der Kanzler Gorkon befohlen hatte, ungeheuerliche Forderungen im Austausch für das Friedensabkommen mit der Föderation zu stellen. Es war zu gefährlich für Gorkon, seinen Untergebenen gegenüber zuzugeben, dass der Kanzler erwartete, alles, was er wollte, und mehr zu bekommen – und dass Gorkon keine Ahnung hatte, wie er ihn mit der wesentlich geringeren Ausbeute, die diese Verhandlungen versprachen, zufriedenstellen sollte.
In einem politischen Pokerspiel, bei denen alles auf dem Spiel steht, hat man mich mit einem Verliererblatt an den Tisch geschickt, lamentierte Gorkon, als er sich in sein Privatquartier zurückzog. Schlimmer noch, man hat mir befohlen, den berüchtigten Botschafter Sarek von Vulkan zu bluffen. Der gealterte Klingone runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. Wäre ich doch bloß noch Raumschiffkommandant. Damals war die Antwort immer einfach: Töte alle. Sollen die Politiker sich mit den Auswirkungen herumschlagen. Er kicherte leise über die Ironie dieser Zwickmühle. Was das hier, wie die alten Lieder so schön sagen, zu ausgleichender Gerechtigkeit macht.
DREI

Auch im geräuscharmen Betrieb summte die Brücke der Enterprise vor intensiver Energie und Konzentration. Lieutenant Uhuras Stimme durchschnitt die angespannten Hintergrundgeräusche und erregte Kirks Aufmerksamkeit. »Captain? Mr. Spock berichtet, dass die Galileo abflugbereit ist.«
Kirk antwortete über seine Schulter hinweg: »Sagen Sie ihm, er soll sich bereithalten, Lieutenant.«
Er drehte seinen Kommandosessel zur Wissenschaftsstation, wo Ensign Jana Haines sich über die abgeschirmte Sensoranzeigen beugte. Der schlanke Wissenschaftsoffizier mit den blonden Haaren war Anfang vierzig und ein ungewöhnlich später Bewerber an der Sternenflottenakademie gewesen. Sie sah hoch, als Kirk fragte: »Ensign, erfassen wir den klingonischen Kreuzer immer noch mit den Langstreckenscans?«
»Nein, Sir«, sagte sie. »Sein letzter bekannter Kurs führte ihn zurück in den klingonischen Raum.«
»Hoffen wir, dass unser Glück anhält.« Er wandte sich wieder dem Hauptbildschirm zu, auf dem ein statisches Sternenfeld zu sehen war. Einer dieser Lichtpunkte war das Libros-System, in dem der Planet Usilde beheimatet war. Dort befand sich eine fremde Maschine, die das Tor zwischen Universen öffnen konnte, die sich niemals überschneiden sollten.
Grundsätzlich befand sich das Libros-Sonnensystem weder auf Föderations- noch auf klingonischem Territorium, weshalb der offizielle Status auch als »umstrittenes« Hoheitsgebiet definiert war. Zu Kirks Missfallen – und vor achtzehn Jahren zum Nachteil von Captain Una und ihren Schiffskameraden von der Enterprise – neigte die Föderation dazu, den Begriff »umstritten« als Verbotsschild zu interpretieren. Im Gegensatz dazu fasste das Klingonische Reich solche Unklarheiten fast immer als Einladung dazu auf, seine Flagge zu hissen.