Die Einzigartige Gemeinschaft mit dem Heiligen Geist

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Dieser Gesichtspunkt ist praktisch so wichtig, dass ich ihm ein Extrakapitel einräumen werde, weil es einen schreienden Bedarf nach seelsorgerischer Hilfe gibt, möglichst vielen den Weg zum Heiligen Geist zu ermöglichen.
2.3 Der Geist bleibt, und die Salbung bleibt
Der Heilige Geist ist ein sensibler, aber kein kapriziöser Helfer. Wenn er eingeladen wurde und gekommen ist, dann bleibt er auch. Es kann sein, dass er sich nach einiger Zeit in uns zurückziehen muss, weil er kein neues Votum bekommt und weil wir doch stillschweigend dazu übergegangen sind, uns wieder selbst zu helfen, aber er bleibt bei uns.
Johannes 14,16
Und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, dass er bei euch sei in Ewigkeit, ...
Diese Aussage ist keineswegs selbstverständlich. Sie steht in einem gewissen Sinne auch im Kontrast zu dem, was wir über unseren Herrn wissen. Das Wort Gottes sagt uns, dass Jesus durch den Glauben in unseren Herzen wohnt (Epheser 3,17) und dass er da, wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind, mitten unter ihnen ist. Das beinhaltet doch wohl auch die Aussage, dass der Herr sonst nicht in jedem Fall unter uns ist. Ganz deutlich wird dies am Beispiel der Gemeinde in Laodicea.
Offenbarung 3,20
Siehe, ich stehe an der Tür und klopfe an; wenn jemand meine Stimme hört und die Tür öffnet, zu dem werde ich hineingehen und mit ihm essen, und er mit mir.
Diese Aufforderung setzt doch voraus, dass die ganze Gemeinde zunächst einmal von Jesus verlassen war, sodass er vor ihrer Tür stand und Einlass begehrte.
In jedem Fall dürfen wir aber davon ausgehen, dass der Heilige Geist bei uns bleibt, solange wir uns nicht ausdrücklich gegen ihn wenden und ihn ausdrücklich ausladen. Selbst wenn wir uns der Gleichgültigkeit und der Selbstverwirklichung ergeben oder mit der Sünde paktieren und unsere eigenen Wege gehen, bleibt der Heilige Geist dennoch bei uns. Ganz sicher wird er sich abgedrängt fühlen, am Rande unserer Person, in einer Ecke befindlich, und seine Stimme wird keinen Einfluss auf uns haben. Oder er wird vielleicht überhaupt nicht zu uns reden, weil er weiß, dass wir nicht hörfähig sind. Aber er bleibt bei uns! Das ist eine glorreiche Botschaft. Der Heilige Geist steht in Treue zu uns.
Dass der Heilige Geist bleibt, hat auch noch eine andere Bewandtnis. Ich habe sie in meinen ersten Erfahrungen mit der neuen Salbung kennengelernt. Wir bekamen Besuch von Pastor Claudio Freidzon aus Argentinien, einem sehr einfachen und lieben Mann. Dieser hatte in früheren Jahren in Buenos Aires eine Gemeinde mit großer Anstrengung und Mühe, nach vielen frustrierenden Erfahrungen, zu stattlicher Größe geführt. Als er dann eines Tages einem ehemaligen Lehrer dieses erfolgreiche Werk einer beeindruckenden Großstadtgemeinde vorführte, wurde er von diesem gefragt: »Und wie viel Zeit verbringst du eigentlich mit dem Heiligen Geist, und wie sieht deine Gemeinschaft mit ihm aus?«
Diese Frage hatte Claudio sehr überrascht und umgetrieben. Er suchte daraufhin überall Antwort auf die Frage, wie man mit dem Heiligen Geist Gemeinschaft pflegen kann. Durch einen kurzzeitigen Kontakt mit Benny Hinn in den Vereinigten Staaten und über einige andere Stationen machte er schließlich jene Erfahrung der Gemeinschaft mit dem Heiligen Geist, die dann seinen ganzen Dienst veränderte. Es traten daraufhin die typischen und zum Teil auch spektakulären Erscheinungen in seiner Gemeinde und in seinem Dienst auf, die immer das Wirken eines Menschen begleiten, der die unmittelbare Beziehung zum Heiligen Geist pflegt. In Südamerika bildete sich um ihn eine regelrechte Erweckungsbewegung, zum Mindesten eine Erneuerungsbewegung, die Tausende von müde gewordenen Christen mit neuem Feuer füllte.
Dieser Mann kam im Spätsommer 1993 zu uns nach Berlin und vermittelte uns seine Lehre und seine Erfahrung. Das Feuer erfasste mich und die ganze Gemeinde. Wir machten ähnliche Erfahrungen wie unsere Geschwister in Argentinien. Dann kam der Punkt, auf den ich eigentlich hinauswill.
Direkt nach diesem zweitägigen Besuch von Pastor Freidzon musste ich, einer alten Terminfestlegung folgend, zu einem Dienst. Ich hatte mir vorgenommen, die eben gemachten Erfahrungen in Lehre und Praxis weiterzureichen und hatte während der Fahrt zu dieser Gemeinde ständig die Frage in meinem Herzen: Habe ich jetzt auch diese Salbung? Ist der Heilige Geist geblieben oder nicht?
Er ist geblieben! Ich sah in jener Gemeinde in Schleswig-Holstein den Heiligen Geist ähnlich wirken, wie ich es in der eigenen Gemeinde erfahren hatte. Es war offensichtlich, und ich habe es auch später regelmäßig feststellen können: Nicht nur der Heilige Geist bleibt, wenn er einmal eingeladen ist, auch die Salbung bleibt. Es ist eine herausragende Erscheinung dieser neuen Bewegung, dass sie bei denjenigen, die in Kontakt mit ihr gekommen sind, genauso stark ist, wie bei den Vermittelnden. Sie nutzt sich nicht ab, sie bleibt erhalten, ja, sie wird sogar stärker.
Auch das ist eine interessante Erfahrung, die ich erst im Verlauf dieser letzten achtzehn Monate gelernt habe. Je länger ein Gottesdienst dauert und je länger man sich dem Heiligen Geist aussetzt, je bewusster man ihn einlädt, immer wieder einlädt und sich nicht mit der Erstsalbung zufrieden gibt, umso stärker wird sie und umso machtvoller sind die Auswirkungen.
Wir brauchen wirklich keine Angst zu haben, dass uns diese Salbung irgendwie zwischen den Fingern entgleiten wird und sie auf einmal nicht mehr zur Verfügung steht. Sofern wir uns unsererseits immer wieder neu dem Heiligen Geist hingeben, bleibt die Salbung und wird stärker und stärker, bis sie das Ausmaß einer Erfrischung und Erneuerung hinter sich gelassen hat, um zu einer Bewegung der Erweckung zu werden. In Mitteleuropa scheint es zur Zeit noch nicht so weit zu sein, aber es gibt Hinweise, dass dieser Übergang in anderen Nationen schon stattfindet.
Die Angst davor, dass der Heilige Geist zurückweichen könnte, ist auch insofern unbegründet, als er selbst ja das allergrößte Interesse hat, den Leib Jesu zu stärken, zu bereichern, zu erquicken und mit seinem Leben und seiner Kraft auszustatten.
2.4 Die neue Salbung erweist sich als sehr ansteckend
Die Tatsache, dass sich die Bewegung des Heiligen Geistes so außerordentlich rasant ausbreitet, hat etwas mit seinem einzigartigen Charakter zu tun. Er bleibt bei uns und steht zu uns, weil er ein loyaler Geist ist. Nicht nur, dass vereinzelte Sünden oder Schwächen in unserem Glaubensleben ihm kein Anlass sind, uns zu meiden oder zu verlassen, nein, er ist auch in dem Sinne loyal, dass er bei allen weiteren Expansionsabsichten und Bestrebungen, auch andere auf neue Erfahrungshöhen zu bringen, bei denen ansetzt, die ihn bereits angenommen haben. Er beweist eine große Treue in seiner Wertschätzung uns gegenüber und in seiner Anerkennung unseres Gehorsamsschrittes ihm gegenüber.
Das führt zu der praktischen Konsequenz, dass der Heilige Geist auf jene Menschen fällt, die ihn bereits eingeladen haben, um weitere Nester der Erweckung zu bilden. Er achtet diejenigen, die sich ihm schon geöffnet haben, so sehr, dass er sich nur über sie vermittelt.
Dieses sich dabei ergebende Verästelungssystem ist in gewissen Abschnitten sehr detailliert nachweisbar. Die geschichtliche Kontinuität, wie wir sie beobachten können, ist erstaunlich: Die Person, die als erste diese umschriebene Erfahrung der Gemeinschaft mit dem Heiligen Geist in der Neuzeit gemacht hat, war Kathryn Kuhlman. Ihr Dienst war entsprechend von diesem besonderen Flair des Heiligen Geistes und spezifischen übernatürlichen Erfahrungen gekennzeichnet, die wir bereits kennengelernt haben.
Durch unmittelbaren Kontakt mit ihr wurde Benny Hinns Dienst begründet, der ebenfalls von diesen typischen Erscheinungen bestimmt ist. Benny Hinn bezeugt in seinen Predigten und Büchern immer wieder neu, dass die Gemeinschaft mit dem Heiligen Geist für ihn die wichtigste Erfahrung ist und führt sie ausdrücklich auf seine Beziehung zu Kathryn Kuhlman zurück.
Von ihm wiederum wurde der bereits genannte Claudio Freidzon angesteckt. Dieser nur kurzzeitige Kontakt zwischen beiden, zusammen mit anderen geistlichen Momenten, reichte aus, das Leben Claudio Freidzons und seinen gesamten Dienst zu revolutionieren. Auch bei ihm wurden dieselben Besonderheiten offensichtlich, die schon bei Kathryn Kuhlman und Benny Hinn erkennbar waren. Jedoch traten bei ihm frische Erfahrungselemente dazu, wie der Heilige Geist überhaupt ungern stereotyp reagiert oder bei einer festgelegten Erscheinungsform stehenbleibt.
Von Claudio Freidzon kamen dann Anstöße nach Mitteleuropa und von hier über viele Pastoren in diverse Gemeinden und Gruppierungen. Überall war diese Kontinuität erkennbar, wobei es immer wieder augenscheinlich wurde, dass schon sehr kurze Berührungen mit Lehre und Personen ausreichten, um den Heiligen Geist zu empfangen.
Ähnliches gilt von einer anderen Linie, die über Südafrika nach Nordamerika kam und an den Evangelisten Rodney Howard Browne gebunden ist. Als dieser die entscheidende Erfahrung mit dem Heiligen Geist machte, kam es auch durch ihn sehr schnell zu einer Ausbreitung dieser Bewegung über direkten persönlichen Kontakt in die USA, nach Kanada, England und in weitere Staaten Europas. In vielen Einzelfällen konnten wir regelrecht groteske Formen dieses Heiliggeist-Transfers beobachten. Im Fall unserer ersten Erfahrung in der »Gemeinde auf dem Weg« war ein kurzes Video ausreichend. Andere Geschwister sind angesteckt worden und haben augenblicklich ähnliche Phänomene erlebt, indem sie die Aufzeichnungen von diesen Tagen mit Claudio Freidzon in unserer Gemeinde oder von Pastorenkonferenzen zu diesem Thema gesehen und gehört haben.
Hinter diesem Schema von Verbreitung steht das göttliche Motiv, die zu ehren, die den Heiligen Geist bereits empfangen haben. Gleichzeitig unterstreicht der Heilige Geist damit auch in sichtbarer Form die Bedeutung von Gemeinschaft. Für ihn gilt Beziehung nicht nur als Prinzip, sondern auch als der praktische Weg, seine Absichten und Ziele zu vermitteln. Fassen wir zusammen, was wir im Charakter des Heiligen Geistes zunächst kennengelernt haben, so ergeben sich folgende Lehren.
l. Die Bewegung der neuen Salbung ist in Wirklichkeit eine Begegnung mit der Person des Heiligen Geistes. Er sucht Gemeinschaft mit uns. Alles andere ist nur eine Auswirkung davon.
2. Der Heilige Geist ist im Rahmen dieser intimen Beziehung zu uns auch unser Helfer. Er hilft in jeder Hinsicht, in den praktischen Belangen unseres Alltags, und vor allen Dingen dann, wenn es darum geht, uns Jesus und den Vater verständlich zu machen und erleben zu lassen.
3. Die Erfahrung der praktischen Hilfe durch den Heiligen Geist setzt konsequenterweise das Eingeständnis der Hilfsbedürftigkeit und der grundsätzlichen Unfähigkeit, sich selbst helfen zu können und zu dürfen, voraus. Dadurch werden wir in Abhängigkeit zum Heiligen Geist gebracht, was eine Erfahrung der Demut ist und gleichzeitig zur großen Entspannung führt, weil wir nicht mehr alles selbst machen müssen. 4. Der Heilige Geist steht zu uns, unabhängig von unserer Tagesverfassung, unseren aktuellen Umständen und unserer Schuld. Wenn wir die persönliche Beziehung mit ihm aufgenommen haben, wird uns eine neue Salbung zuteil, die ebenfalls stabil ist.
5. Je länger der Heilige Geist auf uns einwirkt und je mehr wir ihn einladen, umso stärker ist die Salbung. Der Heilige Geist achtet auf die Dringlichkeit unserer Erwartung und unserer Sehnsucht.
6. Der Heilige Geist vermittelt sich nicht an Menschen vorbei, sondern gebraucht die, die sich ihm bereits geöffnet haben. Darum erweist er sich aber als extrem ansteckend. Die neue Salbung zeigt vermutlich die größte Ausbreitungsgeschwindigkeit, die je bei einer geistlichen Bewegung in der Geschichte der Kirche beobachtet wurde.
3 Die Liebe des Heiligen Geistes
Wer als Außenstehender von den neuen Erfahrungen hört, die Scharen von Christen mit dem Heiligen Geist machen, fragt sich natürlich, was denn genaugenommen geschieht, wenn der Heilige Geist wirksam wird. Welches ist eigentlich die lnnenerfahrung, die mit dem Handeln des Heiligen Geistes einhergeht? Diese Frage lässt sich bündig mit einem Wort beantworten: Es ist pure Liebe, die der Heilige Geist vermittelt.
Diese Liebe wird von vielen sehr unterschiedlich empfunden, doch überwiegt bei den Empfangenden, wenn man sie befragt, was sie eigentlich erfahren, die Antwort, dass sie sich geliebt und angenommen fühlen. Dabei liegt die Betonung durchaus auf Fühlen. Wenn der Heilige Geist uns liebt, dann liebt er nicht theologisch und theoretisch oder nur dem Prinzip nach, seine Liebe ist erfahrbar, sie ist spürbar, sie ist beglückend und sie tut wohl.
So schön dieses Resultat ist, es wird gewiss in manchen Kreisen Widerspruch erzeugen. Dass man Gott fühlen kann, ihn innerlich erleben und sogar eine innere Wahrnehmung Gottes erfahren kann, ist sicherlich für manche theologische Puristen, die alles nur auf gedankliche Sachverhalte zurückführen wollen, skandalös. Aber was soll‘s?
Hauptsache ist doch, dass der Heilige Geist sein Werk tut und es in Übereinstimmung mit seinen eigenen Äußerungen in der Heiligen Schrift geschieht. Das dürfen wir wohl erwarten, und dieser Erwartung entspricht der Heilige Geist auch.
Apostelgeschichte 17, 27
Gott hat bestimmt, dass die Menschen Gott suchen, ob sie ihn wohl tastend fühlen und finden möchten, obgleich er nicht fern ist von jedem von uns. Denn in ihm leben und weben und sind wir.
Gott fühlen zu dürfen, ist die Aufforderung der Schrift. Trotz dieses Schriftbefundes fühlt mancher sich durch die Bewegung des Heiligen Geistes infrage gestellt, weil dadurch nämlich auch das eigene theologische Gedankengebäude erschüttert wird. Es ist dann leicht, aber auch billig, empört zu sein und das alles als oberflächlich und seicht beziehungsweise exzentrisch abzutun. Dies haben anfangs ja auch viele getan.
Der Vorwurf der Hysterie war in den ersten Wochen und Monaten häufig zu hören. Man kann es aber auch anders ausdrücken, dass wir Liebe brauchen, und dass Wahrheit und Erkenntnis die Erfahrung Gottes nicht ersetzen, sondern herbeiführen sollen. Ich finde es schon bemerkenswert, dass manche hochkirchliche Theologen den Mut hatten, ihre Defizite einzugestehen und sich dem Heiligen Geist zu öffnen. Von der anglikanischen Kirche in England hören wir beispielsweise, dass ganze Gemeinden geschlossen zu diesen neuen Erfahrungsmöglichkeiten übergegangen sind. Sie sahen ihren Mangel, machten sich nichts mehr vor und öffneten ihr Herz, indem sie sich ihre Hilfsbedürftigkeit eingestanden.
Aus der Holy Trinity Prompton-Gemeinde in der westlichen City Londons, die zur absolut höchsten High Class der Londoner Gesellschaft gehört, vernehmen wir, dass weite Teile dieser Gemeinde solche Erfahrungen mit dem Heiligen Geist machen. Die Tatsache, dass die meisten von ihnen so wohlsituiert und gesellschaftlich anerkannt sind, dass sie zum Mindesten von einem gemeinsamen Mahl am königlichen Hof berichten können, war offenbar kein Hindernisgrund, sich schlicht und einfach der Liebe des Heiligen Geistes zu ergeben.
Es ist ein gesicherter biblischer Befund, dass uns die Liebe Gottes über den Heiligen Geist vermittelt wird.
Römer 5,5
Denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben worden ist.
2. Timotheus 1,7
Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Furchtsamkeit gegeben, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.
Es wird hier Folgendes ausgesagt: Wenn wir die Liebe Gottes erfahren wollen, so sollen wir sie durch den Geist, der ein Geist der Liebe ist, empfangen. Schließlich wird uns in Römer 15,30 verraten, dass die göttliche Liebe wohl grundsätzlich eine Liebe des Geistes ist.
Römer 15,30
Ich ermahne euch aber, Brüder, durch unseren Herrn Jesus Christus und durch die Liebe des Geistes...
Diese Schriftworte machen es deutlich. Der Heilige Geist ist auch im Hinblick auf Liebesausteilung die zuständige göttliche Person. Er ist ein Geist der Liebe, während die Liebe eine Liebe des Geistes ist, und er gießt diese Liebe in unsere Herzen aus. Und das ist genau das, was die Christen heute erfahren und was sie eigentlich von jeher erleben sollten.
Ohne die Liebe Gottes, die eine übernatürliche Liebe, ohne Bedingung, unverdient und nicht verdienbar ist, bleibt unsere Nachfolge fade und langweilig. Sie degeneriert nach einiger Zeit unweigerlich zu einer Form von religiöser Ideologie. Was uns aus einer solchen Entwicklung herausholen kann und immer wieder neu erfrischt und belebt, das ist die göttliche agape, die Liebe Gottes.
Indem nun der Heilige Geist seine Liebe immer wieder in unser Herz hineingibt, sorgt er nicht nur für die Erquickung und Erneuerung einzelner, sondern auch ganzer Gemeinden. Darauf wird schließlich deren Nachbarschaft neugierig.
Das Interessante an dieser Erfahrung ist nun, dass der Heilige Geist sich bei der Austeilung von Liebe ganz genau an das hält, was er in seinem Wort beschrieben hat und was dem Wesen der Liebe entspricht. Die Liebe wird geschenkt und wir werden in Liebe gebadet, sofern wir unsererseits genau wissen, dass wir keine Liebe aufbringen oder erzeugen können, und dass wir sie nicht verdienen können.
Das ist der springende Punkt. Wo jemand, in religiöser Haltung und Verkennung seiner Liebesunfähigkeit, doch so etwas wie Liebe aus seinen eigenen Rippen herauspressen will und mit sozialem Verhalten seine Vortrefflichkeit beweisen will, geht er leer aus! Das was uns lehrmäßig und intellektuell früher schon bekannt war, wurde nun auf einmal ganz praktische Wirklichkeit. Der Heilige Geist zeichnet die Linie nach, zum Beispiel in der folgenden Schriftstelle.
1. Johannes 4,10
Hierin ist die Liebe: nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt hat...
Das Wort Gottes legt Wert darauf, dass die ganze Abhandlung über Liebe damit beginnt, dass nicht wir lieben, sondern dass Gott zuerst geliebt hat. Die Definition der Liebe beginnt, wenn sie schriftgemâß erfolgt, mit einer Antithese: Liebe ist die Einsicht, dass ich selbst nicht lieben kann und dass ich die Liebe von Gott brauche. Dementsprechend ist auch der Fortgang in dem Kapitel:
1. Johannes 4,16 u.19
16 Und wir haben erkannt und geglaubt die Liebe, die Gott zu uns hat. Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm. 19 Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat.
Vers 16 verrät uns sehr deutlich, dass Gott Liebe ist, und dass wir diese Liebe erkennen und im Glauben übernehmen sollen, um dann anschließend in der Liebe zu verharren, das heißt, sich weiter lieben zu lassen und dadurch auch in Gott zu bleiben.
Diese theologischen Zusammenhänge bringt nun der Heilige Geist zum Leben. Er macht jedem unter uns, der wirklich etwas erfahren will, klar, dass die Liebeserfahrungen sehr einseitig sind. Wir sollen uns lieben lassen, wir sollen uns der Liebe hingeben und dann auch in der Liebe bleiben. Allerdings sollen wir auch unsere geistlichen Augen auftun, um sie zu erkennen, das heißt, wahrzunehmen, dass Gott ein Gott der Liebe ist, um ihm dann seine Liebe abzunehmen. Vor dem Nehmen kommt das Erkennen. Wer nicht den Charakter Gottes, der ausschließlich von Liebe und Güte bestimmt ist, wahrnimmt, wird von Gott nicht nehmen können.
Erst danach (Vers 19) werden wir aufgefordert, selber zu lieben. Wer zu schnell liebt, der macht sich etwas vor. Wir können uns und anderen mit einem gewissen menschenfreundlichen und sozialen Verhalten glauben machen, dass wir aus Liebe handeln. Aber das wird bei näherem Hinsehen doch nur eine Vorweginvestition von Wohlverhalten und zweckorientierter Zuwendung sein, um nachher die freundlichen Reaktionen, den Applaus und die Gegenliebe der so Versorgten abzuschöpfen. Es ist wirklich wichtig – der Heilige Geist lehrt uns das ununterbrochen –, dass wir uns ihm immer wieder neu hingeben, um uns lieben zu lassen. Erst wenn wir ganz voll von seiner Liebe sind, können wir, und dann sollen wir auch lieben.
3.1 Der Heilige Geist als heißer Liebhaber
Die bewegendste und dramatischste Darstellung des Liebesverhaltens des Heiligen Geistes finden wir im Jakobusbrief. Wie manche andere Aussagen in der Schrift, die den Heiligen Geist betreffen, nicht offen und zugriffsbereit auf einem Tablett liegen, so ist es auch hier. Die Beschreibung der Liebe des Heiligen Geistes erfolgt so, dass man darüber hinweglesen kann. Aber wenn man dieses Schriftwort einmal erfasst hat, dann wird man von ihm nicht mehr losgelassen, weil man es wirklich so erfährt.
Jakobus 4,3-6
3 ihr bittet und empfangt nichts, weil ihr in übler Absicht bittet, nämlich damit ihr’s für eure Gelüste vergeuden könnt. 4 Ihr Abtrünnigen, wisst ihr nicht, dass Freundschaft mit der Welt Feindschaft mit Gott ist? Wer der Welt Freund sein will, der wird Gottes Feind sein. 5 Oder meint ihr, die Schrift sage umsonst: Mit Eifer wacht Gott über den Geist, den er in uns hat wohnen lassen, 6 und gibt umso reichlicher Gnade? Darum heißt es (Sprüche 3,34): »Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade.«
Der Anfang dieses Textes ist nicht sehr erhebend. Aber wir brauchen ihn, um den Zusammenhang besser zu verstehen. Jakobus sagt den Briefempfängern, dass sie nicht haben, weil sie entweder nicht bitten oder weil sie in einer üblen Weise bitten, nämlich so, dass sie aus den Gebetserhörungen ihre Lust ziehen wollen. Ich verstehe den Text vom Zusammenhang her so, dass sie Gott immer nur bitten, dass er ihnen dies und jenes geben möge, weil sie ihre Lust ausschließlich aus den dinglichen Segnungen, die sie von Gott erwarten, ziehen wollen. Sie waren also sehr den diesseitigen Lüsten ergeben. (Wenn wir die Schrift auf dieses Thema hin untersuchen, werden wir feststellen, dass es durchaus nicht sündhaft ist, sich über Gebetserhörungen zu freuen, die uns unter anderem auch diesseitige Segnungen zuteil werden lassen, sofern unsere Hauptlust im Herrn ist.)
Aber das war hier nicht der Fall. Sie werden Abtrünnige, wörtlich Ehebrecher und Hurer, genannt, weil sie ihre Gelüste eben nicht von Gott stillen lassen, sondern allein von weltlichen Angeboten. Und das ist sogar Feindschaft gegen Gott. Mit einem Wort, Gott ist entrüstet darüber, dass seine Kinder in diesem Fall ihre Freuden und ihre Lust an ihm vorbei von weltlichen Angeboten holen. Das sieht er als eine Art geistlichen Ehebruch an.
Wenn das nun geistliche Hurerei ist, wie sieht die richtige Beziehung aus, und mit wem sollen wir sie eingehen? Das wird uns im nächsten Vers verraten.
Jakobus 4,5
Oder meint ihr, die Schrift sage umsonst: Mit Eifer wacht Gott über den Geist, den er in uns hat wohnen lassen,
Das ist ein Schlüsselwort und nach meinem Verständnis die Schriftaussage, mit der wir am besten all das verstehen können, was der Heilige Geist heute unter uns tut und was er in Zukunft noch vorhat. Zunächst wird uns gesagt, dass unser Partner (im Kontrast zu der geistlichen Hurerei, wie sie oben beschrieben ist) nicht Gott allgemein, sondern der Geist ist; der Geist, der uns von Gott gegeben ist und der in uns wohnt. Er ist ein begehrender und eifernder Geist! Dieser Geist wirbt um uns, und er reagiert regelrecht eifersüchtig, wenn er sieht, wie wir uns an andere und anderes wenden, um uns von dort Lust zu holen. Der Geist Gottes, der in uns wohnt, liebt uns in einem solchen Ausmaß, dass die Schrift sein Verhalten Begehren und Eifern nennt!
Er will uns ganz haben, er will der Einzige sein, der uns mit Lust beliefert, er begehrt uns regelrecht, was doch heißt, dass wir für ihn wichtig und begehrenswert sind.
In den Augen Gottes sind wir extrem wichtig, und es ist der Heilige Geist, der das jetzt am stärksten in seinem Herzen erlebt. Wir leben jetzt im Zeitalter des Heiligen Geistes. Es kommt auch einmal eine Zeit, in welcher die intensive Beziehung zwischen uns, der Gemeinde Gottes und Gott, auf Jesus übergeht, wenn es zur himmlischen Hochzeit mit ihm kommt.





