Die Einzigartige Gemeinschaft mit dem Heiligen Geist

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Es ist die Aufforderung, seine Liebe entgegenzunehmen und fortwährend in seiner Liebe zu bleiben. Das bedeutet auch, in Fleißarbeit auf die vielen Hinweise seiner Liebe, Angebote, Beglückungen und Segnungen zu achten und sie zu empfangen. Das alles wird uns zuteil, damit seine Freude in uns bleibe.
Aus der Liebe, die wir empfangen, soll sich Freude entwickeln. Das ist nun genau das, was uns die neue Salbung reichlich beschert. Das Volk Gottes fängt an, sich zu freuen, weil es bewusst und auch unbewusst die Bejahung, Bestätigung und Liebe des Herrn durch den Heiligen Geist spürt. Die Tatsache, dass wir es gelernt haben, uns an den Heiligen Geist zu wenden, um über ihn die Liebe des Vaters und des Sohnes zu empfangen, ist offenbar der Grund dafür, dass wir heute die Liebe Gottes um so viel deutlicher und stärker erleben. Wir begehen nicht mehr ständig die unmerkliche Sünde, den Heiligen Geist zu umgehen und auszuklammern.
Es gibt einen doppelten Aspekt, was nun die in Aussicht gestellte und jetzt von vielen Christen wirklich erlebte Freude anbelangt. Jesus unterscheidet ausdrücklich zwischen seiner Freude und unserer Freude. Seine Freude kommt auf dem Weg der Erfahrung seiner Liebe zu uns und bereitet dann die Bahn für unsere Freude. Von ihr heißt es sogar, dass sie vollkommen werden soll.
Seine Freude in uns, das ist die direkte Reaktion auf empfangene und erlebte Liebe. Was ist nun unsere Freude? Diese Antwort wird uns im nächsten Kapitel gegeben.
Johannes 16,24
Bis jetzt habt ihr nichts gebeten in meinem Namen. Bittet, und ihr werdet empfangen, damit eure Freude völlig sei.
Das ist ein interessanter Zusammenhang, den wir später ausführlich behandeln werden. Indem wir durch die Erfahrung der Liebe und Bestätigung Gottes zur inneren Freude, der Freude Gottes, geführt werden, werden wir offenbar gleichzeitig dazu vorbereitet, dass uns vermehrt und regelmäßig Gebetserhörungen zuteilwerden, durch die noch mehr Freude ausgelöst wird. Das ist dann unsere Freude, freigesetzt durch manche konkreten und notwendigen Segnungen in Gestalt von Gebetserhörungen. Es sieht so aus, und wir werden es wirklich noch genau untersuchen, dass die Freude im Herrn die Bedingung und ideale Voraussetzung für Gebetserhörungen ist. Wer nämlich erlebt hat, wie der Herr ihn aus konkreten Nöten und Schwierigkeiten herausgeholt hat, indem er auf seine Gebete und sein Schreien gehört hatte, der wird verstehbar viel Begeisterung und Freude darüber haben.
Diese interessante Unterscheidung zwischen seiner Freude (Gottes Freude) und unserer Freude ist sehr sinnvoll und als eine »Hintergrundmechanik« für Gebetserhörungen viel stärker wirksam als das den meisten bekannt ist. Freude ist eine erstrangige Voraussetzung für Gebetserhörungen.
Nun aber zurück zu seiner Freude, der Freude, die Jesus durch den Heiligen Geist in uns freisetzt. Bis jetzt schien es so, als sei sie eine ganz stille und tief verinnerlichte Vergnüglichkeit, so tief und so verborgen, dass sie kaum wahrnehmbar wird. Aber das ist eine Täuschung. Der Heilige Geist weist jetzt nach, dass diese Freude, wenn sie uns über ihn von Jesus gegeben wird – das ist der springende Punkt –, sehr dynamisch und sehr impulsiv sein kann. Diese Freude erleben viele Gläubige als das herausragende Moment.
Diese Freude kann sich an so starken Ausdrucksformen darstellen, dass ganze Gemeinden umgestaltet werden, sodass die Gottesdienste den Charakter des Getragenseins, der Routine, der Stille und auch der Langeweile völlig eingebüßt haben.
Wenn der Heilige Geist die Freude Jesu in unser Herz kanalisiert, dann sind starke Reaktionen, interessante bis spektakuläre vegetative Begleitumstände und Ausbrüche von Lachen, sichtbar ausgestaltete Begeisterung, Beben und Erschütterungen vor Begeisterung vorprogrammiert. Das ist alles seine Freude.
Seine Freude ist erfrischend, total unreligiös und dynamisch. Aber seine Freude ist auch notwendig. Haben wir sie nicht, dann werden wir nicht geschützt sein, dann müssen wir uns selbst schützen mit unseren typischen Maßnahmen, dann wird die Außennot durchschlagen zur Innennot, weil der emotionale Panzer der Freude und der Liebe fehlt.
Die Ausdrucksformen seiner Freude sind von manchen Gemeinden weltweit so stark erlebt worden, dass die Gläubigen selbst, erst recht die klerikalen Leitungskreise von Gemeinden und Denominationen und sogar die Welt, die davon über die Presse Kunde bekommen hat, total überrascht und zum Teil konsterniert waren.
Ich gebe zu, dass manche Auswirkungen dieser Freude schwer verstehbar sind. Möglicherweise wird sie von einigen, die von ihr erfasst werden, fleischlich ausgelebt, und bei manchen Manifestationen wird ein wenig nachgeholfen.
Aber wo gibt es etwas, das nicht missbraucht werden könnte? Und wo könnte die Versuchung zum Überziehen und Überhöhen größer sein als da, wo sich Sinnliches offenbart, wozu nun einmal auch die Freude gehört? Weil einige der Begeisterten seelisch und fleischlich nachhelfen und dadurch diese Bewegung leider in Misskredit bringen, sollten wir nicht alles in Bausch und Bogen verurteilen.
Hat nicht auch Rodney Howard-Browne recht, wenn er darauf hinweist, dass die Fleischlichkeit in den Reihen derer, die tot, abgeklärt und als Wissende voller Distanz, Gesetzlichkeit und in religiöser Erstarrtheit in ihren Kirchenbänken sitzen, viel schlimmer ist, als das Verhalten derer, die von der Kraft des Heiligen Geistes angezogen, als Trittbrettfahrer auf diese Bewegung springen und sie missbrauchen?
5 Glaube an den Heiligen Geist
Für den außenstehenden Beobachter wird sich manches, was er bei den entfesselten Christen und veränderten Gemeinden an Freude, Begeisterung und Urwüchsigkeit wahrnimmt, so darstellen, als ob ohne Zutun der Menschen eine himmlische Infektion stattgefunden hat, so dass die vom Heiligen Geist Erfassten sich übereinstimmend so seltsam verhalten, als ob sie ferngesteuert wären.
Das ist natürlich nicht der Fall, denn man kann unschwer erkennen, dass es eine große Bandbreite von sehr unterschiedlichen Reaktionsmustern bei den Christen gibt, die sich dem Heiligen Geist ausgeliefert haben. Manche verhalten sich in der Tat sehr chaotisch, andere dagegen reagieren ruhig und verhalten. Es stimmt auch nicht, dass ihnen diese Erlebnisse übergestülpt werden und sie darunter leiden.
Wer die starke Reaktion der Gläubigen auf den Heiligen Geist wahrnimmt, wird sich fragen, ob die elementare Einsicht in seine Hilfsbedürftigkeit und die Anerkennung des Heiligen Geistes als Helfer die einzige Begründung für dieses Geschehen sind. Es gibt in der Tat noch eine weitere konkrete Komponente als Erklärung für diese Erscheinungen, nämlich den Glauben an den Heiligen Geist. Eigentlich kann es auch gar nicht anders sein, weil das Wort uns sagt (Hebräer 11.6), dass es ohne Glauben unmöglich ist, Gott zu gefallen und von ihm zu empfangen. Das trifft natürlich auch für den Heiligen Geist zu, der ja zur göttlichen Dreieinigkeit gehört. Die Schrift redet von einer Glaubenseinladung an den Heiligen Geist, ohne die der Heilige Geist nicht wirksam wird.
Wir haben mittlerweile sogar erkennen können, dass der Heilige Geist sehr intensiv auf diese Glaubenseinladung wartet. Für jeden Schritt, für jede kleinere Regung seinerseits, für alle Hilfe braucht er jeweils erneut eine Glaubensbekundung unsererseits, weil er so sanft und so zart ist und genau sieht, wie weit unser jeweiliges Mandat, das wir ihm für seine Wirksamkeit geben, reicht. Er will nicht manipulieren und achtet deswegen auf unsere Glaubenseinladung.
Wo sind diese Zusammenhänge in der Schrift dargestellt? Paulus geht darauf in seinem zweiten Brief an seinen Lieblingsschüler Timotheus sehr genau ein.
2. Timotheus 1,5-7
5 Denn ich erinnere mich des ungeheuchelten Glaubens in dir, der zuerst in deiner Großmutter Lois und deiner Mutter Eunike wohnte, ich bin aber überzeugt, auch in dir. 6 Um dieser Ursache willen erinnere ich dich, die Gnadengabe Gottes anzufachen, die in dir durch das Auflegen meiner Hände ist. 7 Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Furchtsamkeit gegeben, sondern der Kraft und der Liebe und der Zucht.
In den Versen davor, wie auch sonst in beiden Briefen an Timotheus, macht Paulus deutlich, dass er ihm sehr nahe steht und dass er ein großes persönliches Verlangen hat, ihn erneut zu sehen. Dann geht er auf die Tradition des Glaubens ein, die er in seiner Familie sieht. Er hat offenbar schon die Großmutter Lois kennengelernt, die eine Frau des Glaubens war, deren Glauben dann auf seine Mutter Eunike überging und schließlich auch, wie er sicher ist, auf Timotheus.
Diese Worte lassen uns vermuten, dass es wirklich so etwas wie eine Tradition des Glaubens in einer Familie gibt. Denn Paulus spricht von demselben Glauben, der in seiner Großmutter und bei seiner Mutter war und nun auch bei Timotheus selbst zu finden wäre. Das ist schon ein interessanter Befund, der uns ermutigt, nicht nur für uns selbst zu glauben. Wir können davon ausgehen, dass unsere Kinder daran Anteil haben werden, wenn wir uns als Menschen des Glaubens erweisen.
In jedem Fall – das ist wichtig für unsere Untersuchung – stellt Paulus fest, dass Timotheus ein Mann des reinen und ungeheuchelten Glaubens ist. Allerdings wissen wir aus manchen anderen Erwähnungen des Paulus, dass Timotheus, erkennbar an seiner Furchtsamkeit und Scheuheit, offenbar nicht immer von seinem Glauben Gebrauch gemacht hat. Oder umgekehrt, weil er nicht durchgehend ein Mensch des Glaubens war, kamen immer wieder Angst und Beklommenheit über ihn, was dann schließlich auch zu krankhaften vegetativen Reaktionen geführt hat. Paulus spricht ja in einem seiner Briefe Timotheus’ Magenleiden an (1. Timotheus 5,23).
Im Hinblick auf diese gesicherte Tatsache, dass Timotheus demnach weiß, was Glauben ist, drängt Paulus ihn dazu, diesen Glauben auch zu gebrauchen. Er drückt es so aus: »Um dieser Ursache willen (das meint, weil der Glaube in dir ist), deswegen tue etwas: Erwecke nämlich die Gabe Gottes, die bereits in dir ist, und zwar durch die Auflegung meiner Hände.« Die Gabe Gottes ist hier nicht eine Geistesgabe, das wäre die Gabe des Geistes, sondern das ist der Heilige Geist selbst, was schlüssig aus der Fortführung des Textes hervorgeht, da Paulus mit einem »denn« fortfährt und die Gabe Gottes auf den Geist der Kraft, der Liebe und der Zucht bezieht.
Nun soll Timotheus durch einen Glaubensakt selbst dafür sorgen, dass dieser Heilige Geist, der ihm bereits gegeben ist, der aber offensichtlich im Leben des Timotheus nicht sehr wirksam geworden ist, durch seinen Glauben aktiviert wird. Paulus muss das schon einige Male gemacht haben, denn im Griechischen finden wir die Aussage, dass er ihn immer wieder daran erinnert. Das schließt ein, dass er diese Bitten wiederholt vorgetragen hat.
Was Paulus Timotheus empfiehlt, ist bei näherem Hinsehen eine ganz und gar ungewöhnliche Maßnahme. Sie legt zwingend den Schluss nahe, dass der Heilige Geist auf Sparflamme in Timotheus’ Herzen lebte, sich gleichsam zurückgezogen hatte und auf seine Aktivierung wartete. Das bedeutet auch, dass der Heilige Geist nicht von sich aus tätig wird, sondern sich abhängig macht von der Willensentscheidung und der Einladung des Timotheus. Er sollte ihn entfachen (was für ein Bild, dass wir den Heiligen Geist entfachen!), und dann würde der Heilige Geist seine Wirksamkeit entfalten.
Dieser Begriff »entfachen«, im Griechischen heißt er anatsopyreo, enthält die Begriffe Leben und Feuer. Wir sollen den Heiligen Geist durch eine erneute Glaubenseinladung entfachen, zum Auflodern bringen und lebendig werden lassen. Wohlgemerkt, dieser ganze Vorgang ist ein Glaubensgeschehen.
Die Mitte dieser Glaubenshandlung besteht darin, dass wir dem Heiligen Geist Raum in uns geben, dass wir ihm die Erlaubnis geben, mehr in uns zu wirken, und ihm dann auch vertrauen, dass er sofort darauf reagiert.
Und so geschieht das auch regelmäßig. Das Leben mit dem Heiligen Geist ist nicht deshalb eine andere Art von Christsein, weil wir prinzipiell und einmalig die Notwendigkeit und den Bedarf seiner Anwesenheit bejaht haben. Vielmehr soll das Zusammenleben mit dem Heiligen Geist unsere ständige Lebensform werden. Sie drückt sich unter anderem dadurch aus, dass wir durch ständige, vielleicht gar nicht einmal ausdrücklich verbal vorgetragene, Glaubenseinladungen den Heiligen Geist ansprechen und seine Hilfe und Wirksamkeit erbitten.
Diese Aufgabe obliegt uns, die wir den Heiligen Geist bereits kennengelernt haben; das kann kein anderer für uns machen. Das konnte auch Paulus nicht für Timotheus leisten. Paulus hat augenscheinlich dazu beigetragen, dass Timotheus die Ersterfüllung mit dem Heiligen Geist bekam, aber nun ist Timotheus selbst gefordert.
Für Paulus’ Empfehlung an Timotheus gab es einen konkreten Grund. Wie schon angedeutet, hatte Timotheus zwar einen ungeheuchelten Glauben, aber er hat ihn nicht ausreichend angewandt. So kamen Furcht, Ängstlichkeit und ungebührliche Zurückhaltung in sein Leben. Paulus argumentiert nun, dass er durch eine neue Entfachung des Heiligen Geistes dessen Kraft, Liebe und auch Besonnenheit bei sich wirksam werden lassen könne. Indem er dieses Angebot dem Geist der Furcht gegenüberstellt, verrät er indirekt, dass das, was Timotheus quält, nicht nur die Furcht an sich ist, sondern eine indirekte Nachgiebigkeit gegenüber dem Geist, der dahinter ist. Der Geist dieser Welt ist ein Geist der Furcht, der sich selbst fürchtet und Furcht bei uns erzeugen will.
Das zu wissen, ist sehr wertvoll für uns, weil es uns vor der Täuschung bewahrt, dass wir im Teufel einen übermächtigen Gegner vor uns haben, der vor Kraft nur so strotzt. Er tut nur so, aber in Wirklichkeit ist er, als Geist der Furcht, voll von Furcht.
4. Mose 14,9
Nur empört euch nicht gegen den Herrn! Und fürchtet doch nicht das Volk des Landes, denn unser Brot werden sie sein! Ihr Schutz ist von ihnen gewichen, und der Herr ist mit uns. Fürchtet sie nicht!
Kaleb erklärt dem rebellischen Volk im Verlauf der Wüstenwanderung, dass sie keine Angst haben sollen vor den Kanaanitern, Weil ihr Schutz von ihnen gewichen sei. Ihr Schutz, das ist der oberste ihrer dämonischen Inspiratoren. Der Teufel, als der Oberste im Reich der Finsternis, ist auch der Furchtsamste. Der erste, der im konkreten Fall ausreißt, ist er. Sein Fußvolk muss dann die Suppe auslöffeln.
5.1 Gott hat uns den Geist der Kraft, der Liebe und der Disziplin gegeben
Wir haben bereits kennengelernt, dass der Heilige Geist ein Geist der Liebe ist. Indem wir diese Liebe auf dem genannten Glaubensweg übernehmen, können wir uns erfolgreich gegen die Furcht stellen, denn Gottes Wort sagt uns in 1. Johannes 4,18, dass die völlige Liebe die Furcht austreibt. Diese Formulierung legt ebenfalls nahe, dass die Schrift wirklich davon ausgeht, dass hinter der Furcht ein Geist der Furcht steht. Wenn Liebe Furcht austreibt, dann müssen wir unwillkürlich an die Wortwahl denken, die Jesus gebraucht, wenn er von seiner Autorität über die finsteren Mächte spricht. Er hat durch den Heiligen Geist (den Finger Gottes, Lukas 11,19) die bösen Geister ausgetrieben, was uns ebenfalls aufgetragen ist zu tun.
Die Furcht ist nicht nur ein irgendwie gearteter Innenzustand. Die Innenbefindlichkeit der Angst und der Einschüchterung als Folge der Wahrnehmung einer Bedrohung, die größer ist als unser Schutz, ist vielmehr die direkte Auswirkung einer dämonischen Kraft. Das heißt natürlich nicht, dass diese in jedem Fall in uns sein muss. Es ist ja schon belästigend genug, wenn wir überhaupt von diesem Geist bedrängt werden, und sei es auch nur in seinen atmosphärischen Bedrohungen, die von außen auf uns einwirken.
Liebe ist ein hervorragender Schutz, einer der schönsten und verlässlichsten überhaupt. Wir sollen umfassend geschützt werden. Freude ist ein weiterer Schutz. Das Wort sagt, dass die Freude am Herrn unsere Festung sei (Nehemia 8,10). Auch seine Wahrheit, das heißt, die Kenntnis von allem, was er ist, was er getan hat, wozu er uns gemacht hat und was der Teufel nicht mehr ist, stellt einen hervorragenden Schutz dar.
Psalm 91,4
Mit seinen Schwingen deckt er dich, und du findest Zuflucht unter seinen Flügeln, Schild und Schutzwehr ist seine Treue.
Die Hoffnung ist ein Schutz für unsere Gedankenwelt und auch für das richtige Funktionieren der formalen Denktätigkeit (1. Thessalonicher 5,8); und dann werden in Epheser 6 noch der Schild des Glaubens, der Panzer der Gerechtigkeit und die Willigkeit, überhaupt das Evangelium voranzubringen, als unsere Schutzkleidung und Ausrüstung genannt.
Der Heilige Geist bewahrt uns vor Furcht, die immer einen mangelnden Schutz signalisiert. Er tut das einerseits durch die angebotene Liebe und andererseits durch die Vermittlung seiner Kraft und seiner Besonnenheit bzw. Disziplin. Dieser Schutz wird durch unsere Glaubensbekundungen gegenüber dem Heiligen Geist wirksam. Dadurch bekommt er Zutritt zu den inneren Zentren unserer Person.
In Epheser 3,16 wird uns gesagt, dass wir an unserem inneren Menschen durch den Heiligen Geist stark werden. Er will uns ständig aufbauen, er will uns Stabilität geben, er sorgt für gesundes Reagieren und für eine dicke geistliche und seelische Haut gegenüber äußeren Einflüssen und Attacken. Er bewirkt das alles, indem er allerdings das Wort Gottes kräftig benutzt, wie er überhaupt immer mit dem Wort zusammenarbeitet. Die Betonung aber liegt darauf, dass er das Entscheidende tut. Wir sollen uns nicht selbst schützen, sondern uns vom Heiligen Geist schützen lassen, der dazu das Wort Gottes gebraucht, aber auf unsere Glaubenssignale angewiesen ist.
Schließlich stellt sich der Heilige Geist noch als ein Geist der Zucht oder auch Besonnenheit dar. Dieser Begriff, der im Griechischen sophronismos heißt, kommt im Neuen Testament nur hier vor. Er hat ein interessantes, breites Bedeutungsspektrum. Zum einen meint er verständig, klug und nüchtern machen, dann auch mahnen und bessern, schließlich Besonnenheit und Mäßigung sowie Ehrbarkeit und Zucht im Sinne von Disziplin. Dieser umfassende Katalog von Eigenschaften und Aufgaben beschreibt, in welcher Weise der Heilige Geist uns helfen will, wenn wir ihn in dieser Qualität bewusst ansprechen und einladen.
Das ist also die andere Seite seiner Wirksamkeit. Er ist nicht nur kräftig, dynamisch und voller urwüchsiger Freude, er führt uns auch zum klugen, verständigen und besonnenen Reagieren, sodass wir auf neue Situationen nicht hektisch, panisch und überemotional oder affektgeladen reagieren. Die Besonnenheit, die er vermittelt, regt uns dazu an, immer wieder zurückzukehren zu den Quellen des Wortes und zu ihm selbst, sodass wir uns innerlich eingeladen fühlen, erneut die Hilfen in Anspruch zu nehmen. Das ist weise und eine Art innere Garantie, dass wir uns nicht von unseren Quellen ablösen. Der Geist der Disziplin sorgt dafür, wenn wir ihn immer wieder einladen, dass wir auch tatsächlich jeweils erneut mit unseren Anliegen und Beschwerden zu ihm zurückkehren und von ihm Hilfe holen, statt uns selbst mit den Aufgaben zu belasten, um daran zugrunde zu gehen oder zumindest in der Erschöpfung zu landen.
Der Geist der Disziplin ist in einer sanften Weise wirksam, die nichts zu tun hat mit preußischer Disziplin und eiserner Pflichterfüllung und all der Starre, die mit diesem gesetzlichen Verhalten verbunden ist. Es ist so wichtig, dass wir Treue und Besonnenheit empfangen als ein Geschenk, das der Heilige Geist uns gibt. Es ist letztlich darauf gerichtet, dass wir immer wieder neu seine Hilfe einholen, statt das Opfer üblicher Pflichtorientierung zu werden. Die Pflichtmenschen sind nämlich, was auch die Erfahrung der letzten achtzehn Monate deutlich bewiesen hat, nicht imstande, den Heiligen Geist zu empfangen!
Wir brauchen mithin ein neues Verständnis und eine völlig neue Art von Disziplin und Besonnenheit, die nicht die Elemente von Pflicht und Selbstgerechtigkeit enthalten (hinter denen in versteckter Form Selbstverherrlichung steht), sondern die uns als Gnadengeschenke gegeben werden. Disziplin aus Gnade, das ist ein völlig neues Paar, aber es ist dringend erforderlich.
5.2 Mit dem Heiligen Geist ins Leid und durch das Leid
Das Wort konfrontiert uns mit der anderen Seite der Erfahrung der Gemeinschaft mit dem Heiligen Geist, die ich hier wirklich nur aus Gründen der Vollständigkeit dazufügen will, denn sie wird im Fortgang des Wortes erwähnt. Ich könnte mir auch vorstellen, dass der Leser denkt, dass es höchste Zeit ist, dass ich nach allem Schwärmen über den Heiligen Geist etwas für die theologische Balance tue. Nun, hier ist der Beitrag dafür. Paulus bereitet seinen Lieblingsschüler darauf vor, dass er mit der Erstarkung, die er durch den Heiligen Geist erfährt, auch das dann dazukommende Leid ertragen und überwinden soll.
2. Timotheus 1,8
So schäme dich nun nicht des Zeugnisses unseres Herrn noch meiner, seines Gefangenen, sondern leide mit für das Evangelium nach der Kraft Gottes;
Die Scham hat ihren Ursprung in Schutzlosigkeit und Selbstunsicherheit. Sobald Adam und Eva aus dem totalen Schutz herausgetreten sind und ihre Gerechtigkeit verloren hatten, fühlten sie sich ungeschützt und augenblicklich entstanden in ihnen Schamgefühle. Sich des Zeugnisses des Herrn zu schämen, hat denselben Hintergrund. Wir fühlen uns minderwertig vor denen, die unser Zeugnis hören sollen und können die Verachtung und den Spott, die wir erfahren oder innerlich vorwegnehmen, nicht ertragen.
Paulus geht nun davon aus, dass Timotheus seine Lehre angenommen hat und sie seine Praxis wurde, was augenblicklich Timotheus’ Stabilität und sein Selbstwertgefühl erstarken ließ. Deswegen ermutigt er ihn, sich nicht des Zeugnisses des Herrn noch seiner selbst zu schämen. Weil dieses Wort auch für uns gilt, werden wir ebenfalls aufgefordert, uns, voll des Heiligen Geistes, des Herrn und auch der Gemeinde nicht zu schämen, was die Entsprechung für die Scham des Timotheus im Hinblick auf seine Beziehung zu dem gebundenen Paulus ist. Aber nicht nur sich nicht zu schämen, ist angesagt, sondern auch mitzuleiden für das Evangelium, allerdings nach der Kraft Gottes.
Wenn wir die Fülle des Heiligen Geistes in uns haben und in ständiger Gemeinschaft mit ihm leben, hat das nicht nur schöne und aufbauende Auswirkungen für uns selbst, sondern führt auch regelmäßig zu bestimmten Reaktionen in unserer Umwelt. Die einen werden das sehen und begrüßen und sich zu uns hingezogen fühlen, um dasselbe zu erleben oder zumindest von uns gesegnet zu werden, andere werden sich dagegenstellen, werden uns abqualifizieren und ihren Spott über uns ausschütten. Das ist das Leiden mit dem Evangelium für den Herrn. Aber wenn es in der Kraft Gottes geschieht, dann ist diese Art von Leid doch leicht zu ertragen.
Vieles von dem, was uns unsere missgünstige und feindliche Umwelt an Vorwürfen, Beleidigungen und Unterstellungen vorhält, hören wir ja selbst nicht, weil es in unserer Abwesenheit gesagt wird, und es wird uns deswegen nicht belasten. Anderes werden wir schon am eigenen Leib erleben und erleiden und wir werden gewiss nicht ausgesprochen beglückt darüber sein. Dennoch lässt sich das ertragen, wenn die Kraft Gottes mit uns ist. In manchen Fällen werden wir sogar die Worte Jesu in uns bestätigt finden, wonach eine gewisse Freude über uns kommt, dass wir um seinetwillen verfolgt werden.
Ich will diesen Gedanken nicht zu weit ausführen und hieraus am allerwenigsten eine Theologie des Martyriums fertigen, weil das gewiss nicht ein erstrangiges Anliegen des Heiligen Geistes ist. Wir sollten froh sein, dass sich das Leid, das wir in unseren Breitengraden um Jesu und des Heiligen Geistes willen erfahren, in Grenzen hält. Aber wir sollten auch wissen, dass mit gesetzmäßiger Regelmäßigkeit solche Ablehnung und solche Diffamierungen auf die Segnungen durch den Heiligen Geist folgen werden. Wenn die Bestätigung durch den Heiligen Geist anhält und wir in ihm die Liebe des Vaters und die göttlichen Freuden erfahren können, dann können wir diese garstigen Zeiten durchstehen, zumal auch solche Phasen ihr Ende haben.
Dem Worte Gottes gemäß sind solche Verfolgungszeiten nicht die statistische Norm, sondern vom zeitlichen Umfang her eher die Ausnahme. Wer bewusst die Gemeinschaft mit dem Heiligen Geist sucht, wird so starke Erfahrungen mit ihm machen, dass er nicht mehr weltkonform leben kann. Wird dadurch seine Andersartigkeit sichtbar, so dass seine Umgebung seine Freude und seine Beschwingtheit sieht, dann wird er manchen zum Ärgernis werden, und diese werden Stellung gegen ihn beziehen. Wenn es überhaupt erlaubt ist, von einem Preis zu reden, den wir zu bezahlen haben: Hier ist er. Er ist bescheiden und wiegt die Freude und die Kraft, die wir dabei ständig vom Heiligen Geist empfangen. nicht im entferntesten auf.