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„Kann ich doch holen!“, rief Marybeth und schneller als Isabel gucken konnte war Marybeth auch schon wieder aus ihrem Bettchen gehuscht und zum Bücherregal herübergerannt. Zurück kam sie mit einem ganz alten und dicken Buch, welches sie aufs Bett warf. „Darf ich auf Deinen Schoß?“
„Na, dann komm mal her, kleine Prinzessin!“, sagte Isabel. Sie setzte sich Marybeth auf ihre Knie, drückte ihr ihren Teddy wieder in den Arm und warf dann über Marybeth und sich die Zudecke, damit sich Marybeth nicht erkältete. „Und welche Geschichte soll ich Dir vorlesen?“
„Dornröschen!“
„Was, schon wieder? Die Geschichte kennst Du doch aber schon!“
„Ich will aber trotzdem Dornröschen hören!“
„Also schön, Dornröschen“, ergab sich Isabel.
Während Isabel das Märchen von Dornröschen vorlas, saßen William, Harry und Jane in der Wohnstube und überlegten, wie das hier jetzt weitergehen sollte. Harry wollte zwar noch immer abreisen, doch Jane bestand darauf, dass er blieb.
Als Isabel nach einer Stunde noch immer nicht wieder aus dem oberen Stockwerk nach unten gekommen war, wurde William ein wenig stutzig und er ging nach oben, um nachzusehen. Doch Isabel war nicht, wie angenommen, in ihrem Zimmer. Vorsichtig öffnete er daraufhin Marybeth’ Zimmer. Im dortigen Schaukelstuhl vor dem Kinderbett saß Isabel und schlief und in ihrem Schoss lag Marybeth und schlief ebenfalls.
William schmunzelte. Vorsichtig rief er Isabels Namen, doch sie reagierte nicht. Selbst als er sie zaghaft an der Schulter berührte, reagierte sie nicht. William schüttelte amüsiert den Kopf. Behutsam nahm er seine Tochter von Isabels Schoss und legte sie in ihr Bettchen und deckte sie warm zu.
„Ich hab Dich lieb, Tante Bell“, kam es schlaftrunken von Marybeth, ehe sie sich zur Seite drehte und weiterschlief.
Sofort erwachte Isabel aus ihrem Schlaf und wollte reflexartig Marybeth auf ihrem Schoß festhalten. Als sie merkte, dass diese bereits in ihrem Bettchen lag und William neben ihr stand, wurde sie knallrot. „Verzeihen Sie vielmals, Euer Hoheit.“
„Es ist alles okay. Sie müssen sich nicht entschuldigen“, flüsterte William.
„Doch, für vorhin. Ich weiß nicht, was da in mich gefahren war. Ich …“
„Sprechen Sie mit meiner Frau, nicht mit mir darüber. Und jetzt kommen Sie, wir wollen Marybeth nicht weiter in ihrem Schlaf stören“, unterbrach William Isabel freundlich. Isabel nickte und folgte Prinz William in den Flur. William führte Isabel auch weiterhin in die Wohnstube. Mit hochrotem Kopf und gesenkten Lidern betrat Isabel das Zimmer. „Euer Hoheit, Prinzessin Jane? Bitte verzeihen Sie mein unangebrachtes Benehmen vorhin. Es ist zwar richtig, dass ich nicht freiwillig meine Zusage als Kindermädchen erteilt habe, aber ich bin aus freien Stücken hierhergekommen, um Marybeth zu betreuen. Ich hoffe, Sie können meine Entschuldigung annehmen und erlauben es mir, weiterhin die nächsten drei Tage auf Marybeth aufzupassen?“
„Unter einer Bedingung nehme ich Ihre Entschuldigung an!“, sagte Jane etwas kühl.
Isabel schluckte hart. „Ja?!“
„Sie setzen sich jetzt zu uns, trinken mit uns gemeinsam ein Glas Rotwein und erlauben es mir, Ihnen erneut das Du anzubieten …“
Erneut musste Isabel schlucken.
„Ich will Sie nicht zwingen, meine Freundin zu werden, aber eine freundschaftliche Basis erleichtert das gemeinsame Miteinander, und sei es auch nur für die drei Tage“, erklärte Jane weiter.
Da Isabel weder etwas erwiderte noch sich vom Platz wegbewegte, half William etwas nach und drückte Isabel in den nächstgelegenen Sessel, reichte ihr ein gefülltes Rotweinglas und stieß mit ihr an. Danach setzte er sich zurück zu seiner Frau auf die Couch und sah Isabel erwartungsvoll an. Isabel seufzte und ergab sich: „Okay, Sie haben gewonnen! So, wie es ausschaut, bleibt mir sowieso keine andere Wahl, nicht?“
„Korrekt!“, kam es lächelnd von William. „Meine Frau kann nämlich ziemlich hartnäckig sein.“
Jane räusperte sich und stieß ebenfalls mit Isabel an. „Isabel, ich bin Jane, mein Mann trägt den Namen William. Tja, ehm … und den Herrn an Deiner rechten Seite kennst Du ja selbst zu genüge.“
„Hey! Was soll das denn jetzt schon wieder heißen?“, beschwerte sich auch sogleich Harry lauthals. Jane grinste nur süffisant und zuckte mit den Schultern.
„Tja, Brüderchen, wenn Du das selber nicht weißt …“, setzte William scherzhaft noch einen drauf. Unweigerlich musste nun auch Isabel schmunzeln. Harry lächelte ebenfalls und sah zu Isabel herüber. Isabel erwiderte seinen Blick schüchtern.
„Darf ich auch mit Dir anstoßen? Ich würde nämlich gerne mit Dir Frieden schließen wollen, wenn Du erlaubst?“, wandte sich nun Harry an Isabel. Isabel lächelte müde und sah dabei Harry eine ganze Weile in die Augen; sie waren eine Mischung aus Grau und Blau und Isabel wäre am liebsten darin versunken. Prompt errötete Harry, was zu aller Belustigung beitrug. Isabel tat es ihm gleich und so stießen beide grinsend auf ihren Friedenspakt an. Harry war erleichtert. Isabel ebenfalls. Und William und Jane erst recht!
„Wie sieht das morgige Tagesprogramm aus, wenn ich fragen darf?“, erkundigte sich Isabel anschließend.
„Nun ja, William und ich wollten gerne nach dem Mittag einen kleinen Ausflug in einen der Nachbarorte machen; allein“, sagte Jane zaghaft. Isabel nickte verständnisvoll und sah dabei zu William, der das Nicken erwiderte.
„Traust Du es Dir zu, den Nachmittag und den frühen Abend mit Marybeth allein zu verbringen? Wir würden Dir gerne Thomas Christie als Begleiter zur Seite stellen. Er kann Dich und Marybeth überall hinfahren, wo ihr eventuell gerne hinwollt“, erklärte William weiter.
„Um ehrlich zu sein, ich kenne mich hier nicht aus. Ich denke, Marybeth und ich werden es uns daher im Haus und im Garten gemütlich machen“, sagte Isabel.
William nickte einvernehmlich.
„Und was stellst Du so an, Harry?“, fragte Jane daraufhin ihren Schwager.
Doch dieser zuckte nur unwissend mit den Schultern. „Weiß ich noch nicht, da ich ja jetzt als Kindermädchen überflüssig bin, werde ich wohl ein wenig durch die Gegend streifen oder einfach nur faul die Beine hochlegen.“
Jane und William verdrehten die Augen.
Isabel schüttelte nur amüsiert den Kopf. „Was hättest Du denn gemacht, wenn Du mit Marybeth allein hier gewesen wärest?“
„Das ist ja mal eine sehr interessante Frage!“, stellte William überrascht fest und war schon richtig gespannt, was Harry darauf antworten würde. Prompt errötete Harry.
„Super! Ach, doch so viel?!“, kam es enttäuscht von Jane.
„Entschuldigt mal, ich konnte ja nicht wissen, dass ihr Euch gleich morgen verdünnisiert! Mir wäre schon noch was eingefallen, schließlich passe ich ja nicht das erste Mal auf Marybeth auf!“, versuchte sich Harry zu verteidigen, was ihm jedoch nicht gelang und gänzlich fehlschlug. Denn Jane seufzte laut und verdrehte dabei theatralisch die Augen.
Während William erwähnte: „Ja, Du hast Recht, Du hast schon des Öfteren auf Marybeth aufgepasst! Danach hatten wir meist einen ganzen Monat zu tun, ihr die ganzen Flausen wieder auszutreiben, die Du ihr in den Kopf gesetzt hast …“
Harry erdolchte seinen Bruder daraufhin buchstäblich mit den Augen. Isabel hingegen konnte sich nur noch schwerlich ein Kichern verkneifen. Jane sah dies und grinste begeistert.
Nachdem Isabel eine Stunde später ihr Rotweinglas geleert hatte, machte sie sich auf den Weg zu ihrem Zimmer. Sie war müde und wollte morgen ausgeruht sein, wenn sie fast einen ganzen Tag mit Marybeth allein war. Kurz darauf folgte ihr Harry und auch Jane und William gingen bald danach zu Bett. Es herrschte allgemein eine friedliche Stimmung und das war das, was Jane und William dringend nötig hatten.
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