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Die Schuldfixierungen/Kompensationsstrategien bzw. die Grundängste/unbewussten Kindheitsgebote stellen „Fixierungen“ dar, die es verhindern, die „Essenz“ wahrnehmen zu können bzw. führen zu einem erstarrten, eingeschränkten Verhaltensprogramm, das dem Erreichen so mancher Ziele im Wege steht. Im Folgenden kann mit diesen „Grundanahmen“ als Hilfsmittel gearbeitet werden – sie dienen aber hierbei nur als Anhaltspunkte – ein „Schauen in sich selbst“ ist dennoch weiterhin erforderlich.
Die „Exemplarischen Charakteristika“ sind für eine Arbeit mit den Schuldfixierungen nicht erforderlich, sie stellen jedoch eine kurze Übersicht zu den einzelnen Persönlichkeitstypen dar.





C. Irrationale Grundannahmen (nach Albert Ellis)
Die oben genannte Einteilung findet sich ähnlich auch in anderen psychologischen Systemen – als Beispiel seien hier deshalb die Grundannahmen nach der RET (Rational-Emotive-Therapy) genannt. Die jeweiligen Grundannahmen lassen sich mit den u. g. Techniken ebenfalls bearbeiten.
Die Vorstellung/Grundannahme, dass
es für einen erwachsenen Menschen unbedingt notwendig ist, von jeder Person in seiner sozialen Umwelt geliebt und akzeptiert zu werden, z. B. „Ich muss immer geliebt werden“,
man vollständig kompetent und erfolgreich unter allen möglichen Bedingungen sein muss, damit man sich selbst als angemessen einschätzen kann, z. B. „Ich darf keine Fehler machen“,
bestimmte Menschen schlecht, boshaft, schurkisch sind und dass sie streng verurteilt und bestraft werden müssten für ihre Schlechtigkeit,
es eine Katastrophe ist, wenn die Dinge nicht so sind, wie man sie gern haben möchte,
man über ein Geschehen, das gefährlich und furchterregend ist, sehr besorgt sein und ständig an die Möglichkeit denken muss, dass es tatsächlich eintritt,
menschliches Unglück durch äußere Umstände bedingt ist und dass Menschen wenige oder gar keine Möglichkeiten haben, ihre Sorgen und ihr Unglücklichsein zu beeinflussen,
es leichter ist, bestimmte Situationen, Schwierigkeiten im Leben, Dinge, für die man selbst verantwortlich ist, zu erleiden, als sich mit ihnen auseinanderzusetzen,
die eigene Vergangenheit sehr wichtig und bestimmend für die gegenwärtige Situation ist und dass ein Einfluss, der einen früher einmal nachhaltig beeinträchtigt hat, unbedingt wieder denselben Effekt haben muss, wenn er erneut auftritt
man sich große Sorgen über die Probleme und Schwierigkeiten anderer Leute machen muss,
es eine bestimmte richtige, präzise und perfekte Lösung für jedes menschliche Problem gibt und dass es eine Katastrophe ist, wenn diese korrekte Lösung nicht gefunden wird,
man von anderen abhängig ist und jemanden braucht, der stärker ist als man selbst, auf den man sich verlassen kann.
D. Einzelarbeiten
Auch wenn in den Theorien nur von einem/einer „Persönlichkeitstyp/“Schuldfixierung“ ausgegangen wird, ist es sinnvoll, den Prozess für alle Grundtypen zu durchlaufen, da erst alle Typen gemeinsam die menschliche „Urschuld“ in ihrer Gesamtheit repräsentieren.
Um es noch mal deutlich zu machen, es gibt so was wie eine Urschuld/Sünde“ natürlich gar nicht – diese ist eine psychische Illusion – vom menschlichen Geist selbst erschaffen (eine insbesondere im christlichen Kulturkreis verbreitete Erfindung) – jeder Mensch ist „schuldfrei“.
Allerdings haben die daraus resultierenden „Muster“ zumindest psychisch gesehen eine starke Wirkung und sind hervorragende Mittel der Kontrolle.
Wichtig: Die entdeckten Grundannahmen/Konzepte/Strukturen sollten auch nicht abgelehnt werden. Es geht nicht darum diese Grundannahme zu heilen, zu transformieren, loszuwerden, wir sind OK so, wie wir sind. Sie sollten vielmehr als das gesehen werden, was sie ist sind - „Illusionen/Konstrukte der Psyche“ – wenn auch äußerst hartnäckige – sodass es möglich wird, die Fixierungen zu lockern.
Im Folgenden werden unterschiedliche Methoden dargestellt, wie mit den Schuldfixierungen gearbeitet werden kann. Diese sind die Glaubenssatzarbeit, die schamanische Reise und die Meditation.
1.Glaubenssatzarbeit
a) „The Work“:
Die dargestellten Fragen stellen die Technik „The Work“3 vor, die sich so – oder in abgewandelter Form auf alle möglichen Glaubenssätze/Situationen anwenden lässt. Bei dieser Technik geht es u. a. darum, Glaubenssätze/Grundannahmen/Situationen zu hinterfragen, aufzulösen und die Fixierungen mit ihnen zu lockern.
Die einzelnen Schritte 1) – 5) sollten alle durchlaufen werden – ein Reflektieren der Fragen und der eigenen Antworten ist hierbei unabdingbar – bei den Fragen 3) und 4) sollte zusätzlich noch in sich hineingespürt werden. Die sog. Umkehrung 5) dient als Hinweis und muss nicht angenommen oder gelebt werden – eine Reflektion über die „Gegenansicht“ hilft jedoch bei der Lockerung der Glaubensmuster. Die Antworten und Umkehrung stellen auch keine Wahrheit (die es nach Ansicht des Autors möglicherweise gar nicht gibt) im üblichen Sinne dar – es geht um den Prozess – nicht um das Finden von Lösungen.
Im Rahmen der „Urschuld-Befreiung“ sollten die Sätze der Grundannahmen (z. B. Schuldfixierung, Kompensation, Grundangst, unbewusstes Kindheitsgebot, etc.) mit Hilfe der Frage-Technik untersucht werden – natürlich können auch „persönliche“ Sätze verwendet werden – die o. g. Beispiele sind eben nur Beispiele – wenn auch recht verbreitete und treffende. Die einzelnen Fragen/Erläuterungen der Punkte 1) – 5) sind der Vollständigkeit halber entsprechend komplett aufgeführt – für den jeweiligen Glaubenssatz ist natürlich das jeweils Passende auszuwählen.
Der kursive Text stellt exemplarisch ein Beispiel zum Thema „Urschuld“/Persönlichkeitstyp dar.
b) Der Glaubenssatz
z. B. Nr. 2
Ich bin wertlos. Ich habe keinerlei Bedeutung.
Ich muss beweisen, dass ich nicht wertlos bin.
c) Die Fragen
1) Ist das wahr? – Ist das die Realität? (Wie ist die Wirklichkeit?)
Wie ist die Realität/Wirklichkeit? Wie sind die Fakten? Ist es wahr im wörtlichen Sinne?
Welchen Beweis hast du? In wessen Macht steht das? Zu wessen Verantwortungsbereich gehört das?
Ja, ich fühle mich häufig wertlos, also bin ich es auch. Ich habe für die Menschheit noch nichts Sinnvolles geleistet.
Ja, denn ansonsten werde ich nicht gesehen. Ich muss mich anstrengen – sonst habe ich für die anderen und mich keinen Wert und sie lieben mich nicht.
2) Kannst du wirklich hundertprozentig wissen, dass dein Glaubenssatz wahr ist? Ist das wirklich die Realität? Kann ich wirklich wissen, dass es besser wäre, wenn meine Vorstellung wahr wäre?
Kannst du wissen, dass es besser für dich wäre, wenn die Realität so wäre, wie du es dir vorstellst? Auf lange Sicht? Kannst du wissen, dass es für andere besser wäre, wenn die Realität anders wäre? Kannst du es hundertprozentig wissen?
Nein, hundertprozentig wissen kann ich das natürlich nicht – vielleicht ist doch etwas wertvoll an mir. Für meine Freunde und Familie habe ich anscheinend schon etwas Bedeutung und ich bin für sie wertvoll. Jedenfalls kann ich tatsächlich nicht hundertprozentig wissen, ob ich wertlos bin.
Nein, wenn ich es mir recht überlege, so muss ich gar nichts beweisen. Ich bin – das reicht eigentlich aus und müssen muss ich gar nichts.
3) Wie reagierst du, was geht in dir vor, wenn du diesen Gedanken denkst? Was hast du davon, dass du denkst, deine Wunschvorstellung sollte wahr werden und dann siehst du die Wirklichkeit?/Was hast du davon, wenn du erfolglos denkst, deine Vorstellung sollte sich verwirklichen? Wie behandelst du dich selbst? Wie fühlt sich das an? Wie behandelst du andere? Wie fühlt sich das an? a) Kannst du einen friedvollen Grund sehen, an diesem Gedanken festzuhalten, einen Grund, der keinen Stress verursacht? b) Kannst du einen Grund sehen, diesen Gedanken loszulassen? (Bitte versuche aber nicht, ihn loszulassen.)
Ich fühle mich klein, unbedeutend. In mir entsteht ein Gefühl der Hilflosigkeit. Ich ziehe mich zurück.
Ich setze mich selbst unter Druck- ich ackere und ackere, um anderen zu beweisen, dass ich ein wertvoller Mensch bin. Dieser Satz setzt mich innerlich unter Druck.
4) Wer oder wie wärst du ohne diesen Gedanken? Wie würdest du dich fühlen, wenn du nicht an dieser Vorstellung festhalten würdest?
Wie würdest du dich dann fühlen? Fühle es jetzt! Wie würdest du andere dann behandeln? Wie würde sich das anfühlen? Fühle es jetzt! Wer wärst du, wenn du ohne Einschränkung akzeptieren würdest was ist? Schließe die Augen, und sehe die Situation ohne dieses Denkmuster. Was tut er/sie? Was für ein Gesicht macht er/sie? Sieh es mit dem Objektiv einer Kamera, ohne jede Beurteilung oder Interpretation. Was nimmst du wahr? Wie würdest du dich fühlen, wenn dieser Hirnteil, der dich an diese Situation erinnert, herausoperiert würde? Wie würdest du dich fühlen, wenn du diese Sache als Katze betrachten würdest?
Ich wäre einfach da. Es wäre mir egal ob ich jetzt nun wertvoll oder wertlos bin – ohne diesen Gedanken könnte ich einfach sein. Ich müsste nicht so um Liebe kämpfen.
Ich könnte Mußestunden besser genießen- ich würde mich innerlich nicht so unter Druck setzen – ich könnte einfach sein.
5) Finde die Umkehrung(en)/Gegenteilige Tätigkeit/Wie muss ich meine Überzeugung umwandeln, damit sie mehr der „Realität“ entspricht oder damit ich einen Hinweis auf eine bessere Strategie erhalte?
Falls dein Denkmuster von dir selbst, einer Institution oder einer Situation handelt, setze dein Denken ein. Setze den Anderen ein – setze dich ein. Kehre die Aussage um.
Ich (mich, mit mir), Person, Sache, Situation (Vater, Chef, Gott, Welt, Arbeitslosigkeit etc.)/sollte, sollte nicht; muss, muss nicht; hat getan, hat nicht getan; hätte sollen, hätte nicht sollen; Mein Denken
Ich bin wertvoll – ich habe Bedeutung. Mein Denken hält mich für wertlos.
Ich muss nicht beweisen, dass ich wertvoll bin. Mein Denken sollte mich für wertvoll halten.
2. Schamanische Reise4
Das Prinzip der Schuldfixierung/Persönlichkeitstyp-Reise ähnelt einer normalen schamanischen Reise - jedoch wird nicht in eine bestimmte „Welt“ (Ober-, Unter-, Mittelwelt), ein Element, etc. gereist, sondern direkt in die entsprechende Schuldfixierung/den Persönlichkeitstyp – um sich seiner bewusst zu werden, mit ihm zu verschmelzen, die Auswirkung zu spüren und sich von diesem Kern zu lösen.
Material:
CD“ Schamanisches Trommeln“
Papier, Stift
Ablauf
IAO - jede andere Bannung
Willensatz: z. B. Es ist mein Wille die Schuldfixierung Nr. 1 zu erkennen/sich ihrer bewusst zu werden, mit ihr zu verschmelzen/ihre Auswirkungen zu erspüren und die Fixierung mit ihr zu lösen.
CD einlegen
Durch den persönlichen Eingang in die „schamanische Welt“ reisen bzw. das Symbol des Enneagramms (oder ein anderes) als Eingang benutzen.
Nach der Reise sollte das Erlebte kurz schriftlich wiedergegeben werden.
Beispiel zur Nr. 1 in Stichworten:
Eingang durch das Enneagramm-Symbol mit dem Auftrag zu Typ 1 zu kommen. Höre aus dem „Off“ Eckstein, Eckstein – alles muss perfekt sein; höre Stimmen die sagen: Das darfst du nicht, das sollst du nicht, das ist nicht moralisch, das ist verwerflich; sehe wie sich diese Sätze in Luft auflösen; sehe Bilder aus der Schulzeit; ein großer Mann mit Schwert steht vor dir, der sagt „Ich richte dich“ … … … … … …
Stehe in einer großen Halle; sehe einen Eiskristall – ich verschmelze mit diesem Eiskristall – es tauchen viele Bilder und Emotionen auf, die zum „Persönlichkeitstyp“ passen – ich trete auf der Reise mehrfach in diesen Kristall ein und wieder aus … etc.
Eine schamanische Reise ist natürlich eine sehr individuelle Angelegenheit – nach meinen Erfahrungen reicht es aber aus, mit dem/der entsprechenden Ziel/Willenssatz/Arbeitsanweisung in die jeweilige Welt (Symbol/Problem/Schuldfixierung) zu reisen und zu schauen was passiert.
3. Meditation
a) Einzelne Schuldfixierung
Es ist auch durchaus hilfreich, über die entsprechenden Schuldfixierungen/Persönlichkeitstypen zu meditieren – kontemplativ – aber die aufkommenden Bilder, Assoziationen, Gedanken, Emotionen eher fließen zu lassen und sich diese aus der Beobachterposition anzuschauen. Es geht nicht um eine intellektuelle Analyse oder eine Veränderung der Inhalte, sondern um das reine Betrachten, Erkennen und Annehmen – um so die Fixierungen zu lockern. Als Fragestellung hilfreich: Was erkenne ich an/in mir in diesem Typus wieder?
b) Gesamte Schuldfixierungen5
In dieser Meditation geht es darum, in den „unkonditionierten, freien Zustand der Essenz“ zu gelangen. Während der Meditation sollten die Inhalte des Geistes (Gedanken, Erinnerungen, etc.) von der „Beobachterposition“ aus betrachtet werden – ohne sie zu steuern oder zu bewerten.
Lasse deine Gedanken, Erinnerungen, Emotionen, Assoziationen, Wahrnehmungen, Zielvorstellungen, Absichten beiseite und beantworte nacheinander folgende Fragen
(je Frage ca. 5 Min.)
Bist du ein Mann oder eine Frau? Oder keines von beidem?
Bin ich diese/meine Persönlichkeit? Oder bin ich diese/meine Persönlichkeit nicht? Oder keines von beidem? Was ist eine Persönlichkeit?
Bist du begrenzt? Oder unbegrenzt oder keines von beidem?
Bist du klar definiert? Bist du nicht klar definiert? Oder keines von beidem?
Bin ich schuldig/falsch oder schuldfrei/richtig? Oder keines von beidem?
Nr. 1: Bist du vollkommen, unvollkommen oder keines von beidem? Was heißt überhaupt Vollkommenheit oder Unvollkommenheit?
Nr. 2: Bist du wertvoll? Oder wertlos? Oder keines von beidem? Was ist gemeint mit Wert und Wertlosigkeit, Bedeutung und Bedeutungslosigkeit?
Nr. 3: Bist du unfähig, etwas zu tun? Oder bringst du etwas zu Stande? Oder keines von beidem? Was bedeutet es, etwas zu Wege zu bringen bzw. dies nicht zu können?
Nr. 4: Bist du unzulänglich oder nicht oder keines von beidem? Was bedeutet Unzulänglichkeit, was hieße hier Angemessenheit?
Nr. 5: Existierst du oder existierst du nicht oder keines von beidem? Was bedeutet überhaupt Existenz, was bedeutet Nichtexistenz?
Nr. 6: Bist du allein oder mit anderen verbunden? Oder keines von beidem? Was bedeutet Alleinsein, Verbundensein oder Gemiedenwerden?
Nr. 7: Bist du vollständig, unvollständig oder keines von beidem? Was bedeutet überhaupt „vollständig“ oder „unvollständig“?
Nr. 8: Bist du machtlos? Oder mächtig? Oder keines von beidem? Was bedeutet überhaupt „machtlos“ oder „mächtig“?
Nr. 9: Bist du liebenswert, ohne Liebe oder keines von beidem? Was ist Liebe? Oder gibt es Liebe nicht? Oder keines von beidem?
Bist du verrückt, normal oder keines von beidem?
Lasse den zustandslosen Zustand der „freien, unkonditionierten Essenz“ aufsteigen. Deine Aufmerksamkeit sinkt dabei immer tiefer in diesen Zustand ein und dehnt sich mehr aus. Nehme die Essenz wahr, die immer weiter zu gehen scheint. Ruhe eine Zeitlang in diesem Zustand (ca. 10 Min.).
Natürlich kann in ähnlicher Weise auch über die anderen Grundannahmen der Persönlichkeitstypen/Fixierungen meditiert werden.
E. Gruppenarbeit: Urschuld-Ritual
Die einzelnen Schuldfixierungen können auch im Rahmen eines Gruppenrituals bearbeitet werden – Ziel ist es hier, durch den Aufbau und die Zusammenführung von einzelnen „Kernen“ – die kollektive Urschuld zu erschaffen, diese kurz zu durchleben – um sie dann als illusionär zu entlarven.
Ritualaufbau:
Neun-Gruppen/-positionen
am Anfang großer Kreis
am Ende kleiner Kreis Grobablauf/ABC:
Vorbereitung
Bannung
Willenssatz
Invokation der Schuldfixierungen/Enneagramm -Typen
Invokation der kollektiven Urschuld
Auflösung der kollektiven Urschuld – als Illusion sehen
1. Ritualablauf
a) Vorbereitung
Es werden neun Gruppen gebildet. Jede der Gruppen ist einer Schuldfixierung zugeordnet.
Zur Vorbereitung sollte sich jede Gruppe kurz mit dem jeweiligen Typus beschäftigen. Für die eigentliche Arbeit reicht es, wenn mit den Grundannahmen gearbeitet wird.
Es wird ein großer Kreis gebildet.
b) Kurze Bannung (z. B. IAO-Bannung)
c) Willenssatz:
z. B.: Es ist unser Wille, die eigene und kollektive Urschuld aufzulösen und als illusionär zu erkennen.
d) Invokation/Verschmelzen der Typen/Loslösung
Die Invozianten der einzelnen Typen invozieren abwechselnd die Schuldfixierungen/Ängste/Kindheitsgebote und die entsprechende Kompensationsstrategien/Selbstdefinitionen. Sie lassen die entsprechenden Bilder, Emotionen/Energien kommen und „bauen“ daraus nach frei wählbarer Technik einen „astralen“ Kern/Mantel, mit dem sie vollständig verschmelzen.
Nach ca. 5 Minuten treten die Invozianten aus dem Kern heraus und betrachten ihn von außen – als Beobachter (bewusstes Erkennen, dass man nicht dieser Kern ist). Erkenntnis des Illusionären des Kerns – der „Falschheit“. Anschließend nehmen sie diesen Kern symbolisch „in den Arm“ – also eine Art Annahme/Bejahung.
Danach Verschmelzen die Invozianten wieder mit dem Kern und gehen auf die Kreismitte zu.
e) Aufbau der kollektiven „Urschuld“ (kleiner Kreis)
Die Invozianten bilden anschließend einen gemeinsamen Kreis in der Mitte und erschaffen aus den „persönlichen Kernen“ (Zusammenschieben) ein großes Energiefeld – ein Kraftfeld der Schuld/Fehlerhaftigkeit/Wertlosigkeit/Urschuld/Ursünde. Mantra: “Ich bin schuldig, sündhaft, fehlerhaft. Nichts ist OK! Es wird ein gemeinsames Feld des sich „schuldig Fühlens“ geschaffen.
f) Loslösung von der „Urschuld“/Erkenntnis des Illusionären der Schuld
Heraustreten aus dem Urschuldkern – gemeinsames Betrachten – Invozieren von „Es gibt keine Schuld, es gibt keine Sünde, es gibt keine Fehlerhaftigkeit“ – Energie – Tanzen – Lachen – Zusammenschieben des Kerns und gleichzeitige Erkenntnis des Illusionären des Urschuld-Kerns. Visualisation, dass sich der Urschuld-Kern in Luft auflöst.
g) kurze Bannung - am besten ein schallendes Gelächter

Wir wollen in der Freude nicht der Gottesfurcht vergessen
und im Leid die Hoffnung niemals aufgeben.
– Gregor von Nazianz –

Der Zorn Gottes
Vom Nutzen der Gottesfurcht für Luziferianer
FRATER PSYCHOPOMP
Gottesfurcht? Ausgerechnet Gottesfurcht?! In diesem Buch? Wieso denn das jetzt?
Keine Sorge, das Ganze hat seinen Sinn. Auf den nächsten paar Seiten will ich genauer umreißen, was denn die eigene Göttlichkeit, die schnell und mühelos behauptet ist, bedeutet und welche Konsequenzen sie hat. Wer also unter den geneigten Lesern der Meinung ist, sein(e) eigene(r) Go(e)tt(in) zu sein, darf sich bitte angesprochen fühlen. Wer das nicht tut, kann sich hier immerhin noch weiterbilden – oder lieber gleich zum Text von Frater Pandagaz247 rüber blättern, der ist nämlich auch ganz cool.
Noch da? Gut. Dann kommen wir mal zum Überblick: wenn ich sage, dass es in diesem Artikel um die eigene Göttlichkeit geht, dann ist das natürlich nur die halbe Wahrheit. Es geht um Fanatismus, darum was am Fanatismus nützlich und für Luziferianer interessant ist und vor allem darum, dass man seinen eigenen Fanatismus entwickeln kann genau wie seine eigene Religion, seinen eigenen Gott und seinen eigenen Musikgeschmack. Vor allem geht es darum, die eigene Göttlichkeit näher kennenzulernen, was es nämlich wesentlich leichter macht, fanatisch davon überzeugt zu sein. Aber eins nach dem anderen.
Der Fairness halber sollte ich zum Schluss meiner Vorrede klarstellen, dass ich selber mich keineswegs als Gott sehe, zumindest jetzt gerade nicht. Ich bin Chaosmagier, Mitglied des IOT und wechsle meine persönliche Rolle in meinen Weltbildern öfter als andere ihre Leopardenunterwäsche. Mit den folgenden Seiten werde ich aber beweisen, dass ich mich mit praktischem Luziferianismus trotzdem ganz gut auskenne – nur eben nicht ausschließlich damit.
Für religiöse Fanatiker ist es ganz typisch, dass die »Befehle«, die sie von Gott erhalten, im wesentlichen immer eines besagen: »Du sollst töten«. Der Gott aller Fanatiker scheint eher der Teufel zu sein.
– Amos Oz –
Fanatismus scheint mit religiöser Überzeugung eng zusammenzuhängen, soviel ist offensichtlich, aber es lässt sich schon noch Genaueres herausfinden. Das Wort Fanatismus kommt vom französischen fanatique oder vom lateinischen fanaticus, was „göttlich inspiriert“ bedeutet. Die selbe Bedeutung hat auch das Wort Enthusiasmus, nur ist das Griechisch, nicht Latein – und heutzutage ist „Enthusiasmus“ für den Pöbel etwas gutes, „Fanatismus“ aber etwas böses. Schon allein dadurch sollte klar sein, dass ein angemessen finsterer Luziferianer den Fanatismus viel interessanter zu finden hat. Aber interessant finden ist eine Sache, verstehen ist eine ganz andere. Was heißt Fanatismus eigentlich?
Der diamantene Hort aller letzthinnigen Weisheit, die Wikipedia, erzählt mir gerade, das Wort bedeute „das unbedingte Festhalten an einer Idee oder theoretischen Vorgabe weitgehend ohne Rücksicht auf praktische Konsequenzen für [sich selbst] oder andere.“ Sehr schön, das ist genau worauf ich als erstes hinauswollte: ohne Rücksicht auf Konsequenzen. Einen kleinen Schritt weiter gedacht bedeutet das: Fanatismus ist irrational.
(Und wenn mir jetzt jemand unterstellen will, das wäre der Grund, warum ich als Chaosmagier mich dafür interessiere, bekommt er keinen Keks.) Diese Irrationalität ist vielleicht auch der Grund, warum kaum jemand sich die Mühe zu machen scheint, Fanatismus verstehen zu wollen. Damit meine ich nicht so sehr die Wikipedia. Eher Leute wie den Anthropologen Scott Atran, der zwar mühsam nachgewiesen hat, dass die ziemlich eindeutigen Beispiele für Fanatiker, die sich mit Sprengstoff bekleidet in israelische Busse setzen, ein bestimmtes Profil aufweisen (geistig gesund, gebildet, intelligent, von Fanatikern umgeben), der aber keine wirkliche Analyse liefert, was so jemand fühlt und denkt, wenn er sich entscheidet, dem Fanatismus sein Leben zu opfern. Es herrscht – nicht nur psychologisch, sondern auch politisch – eine große Ratlosigkeit.