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Er setzte sich hinter das Lenkrad des Volvos, den er sich von Jonathan geliehen hatte, während Emilio auf der Beifahrerseite einstieg. Jonathan bestand darauf, dass Leeland in einem sicheren Auto fuhr, was auf eine sehr neandertaler-hafte Weise niedlich war und auch irgendwie herablassend, weil Jonathans liebste Transportmethode seine Harleys waren, die nicht unbedingt für ihre Sicherheit bekannt waren. Andererseits war es nett, ein Auto zu fahren, das über eine Sitzheizung verfügte, einen Parkassistenten, ein höllisch gutes Soundsystem und all die anderen Annehmlichkeiten, die Geld kaufen und ein fester Freund mit seiner eigenen Werkstatt in ein Auto einbauen konnte. Leeland liebte mittlerweile den sich automatisch anpassenden Fahrersitz und die Massagefunktion, die Jonathan eingebaut hatte und die man aktivieren konnte, wann immer das Auto anhielt. Im Stau zu stehen war noch nie so entspannend gewesen.
Emilio starrte aus dem Fenster und Leeland wurde klar, dass er sogar noch stiller als gewöhnlich war.
„Alles in Ordnung?“ Leeland konnte die Frage nicht unterdrücken, auch wenn er sich ein wenig neugierig fühlte. Er war sich beinahe sicher, dass Emilio sich an ihn wenden würde, wenn er etwas brauchte. Beinahe.
„Ja. Es war ein langer Tag.“
„Bist du immer noch nervös wegen des Essens?“
Emilio schüttelte den Kopf. „Nein. Ich meine ja, bin ich, aber nicht so, wie du denkst. Es war meine Entscheidung, es zu essen und es war köstlich.“ Emilios Hände wanderten zu seinem Gemächt. „Und schon bald werde ich herausfinden, ob es das wert war.“
„Wenn du gewollt hättest, dass es sich lohnt, hättest du auch das Tiramisu essen sollen. Wenn eine Strafe ohnehin feststeht, warum dann nicht ganz eintauchen und es genießen?“
Emilio seufzte. „Du hast wahrscheinlich recht.“
Leeland grinste. Er spürte, dass er an diesem Abend nichts aus Emilio herausbringen würde und wollte die Stimmung aufhellen. „Ich habe beinahe immer recht. Frag nur nicht Jonathan, er könnte vielleicht anderer Meinung sein. Und wo wir gerade dabei sind, es gibt etwas, das ich dich fragen möchte.“
Leeland nahm Emilios schüchternen Seitenblick als Stichwort.
„Da ich bei Jonathan einziehen werde, wollte ich das Apartment vermieten. Ich mache mir aber ein wenig Sorgen. Du weißt ja, nicht alle Mieter sind verlässlich und nach all der Arbeit, die Peyton sich gemacht hat, um das Apartment hübsch zu machen, will ich es nicht schlecht behandelt sehen. Nicht zu vergessen Peytons Reaktion, wenn irgendetwas mit der Küche oder seiner kostbaren Kommode passiert. Du hast ihn da drinnen gehört.“ Leeland schauderte. „Darum hätte ich gerne, dass jemand dort wohnt, den ich bereits kenne.“
Emilio antwortete nicht. Da es zu spät am Abend war, um lange um den heißen Brei herumzureden, ging Leeland direkt vor.
„Ich würde es zu schätzen wissen, wenn du bei mir einziehen könntest, Emilio.“
Emilio errötete so heftig, dass Leeland den Farbwechsel sogar im schwachen Licht der Fahrerkonsole sehen konnte. „Das ist sehr nett von dir, Leeland, aber ich habe das Geld nicht. Ich kann kaum die Miete für meine Ein-Zimmer-Wohnung bezahlen.“
Leeland schüttelte den Kopf. „Das weiß ich, Emilio. Wie viel bezahlst du?“
„Sechshundert.“
„Wie wäre es dann, wenn du die Hauseigentümerkosten für mein Apartment übernimmst, während ich mir überlege, was ich damit mache?“
„Leeland! Das kann ich nicht annehmen. Du könntest für das Apartment mindestens zweitausend verlangen. Wahrscheinlich mehr, jetzt wo Peyton damit fertig ist.“
Emilio hatte natürlich Recht, aber Leeland hatte andere Gründe, ihm die Wohnung anzubieten.
„Es geht nicht ums Geld, Emilio. Ich verdiene im Whisper genug und Jonathan hat klargemacht, dass er keine Miete von mir verlangen wird. Ich habe Glück. Und ich will, dass andere ebenfalls Glück haben. Dir das Apartment zu vermieten, ist eine Art, dem Universum sozusagen etwas zurückzuzahlen. Außerdem wohnt auf diese Weise jemand dort, dem ich vertraue.“
Emilio war eindeutig aufgeregt. „Bist du dir sicher?“ Er klang nicht so, als könnte er glauben, dass tatsächlich jemand nett zu ihm war und das brach Leeland das Herz und erhärtete seinen Entschluss, dass Emilio in seinem Apartment wohnen würde. Der Junge verdiente ein paar gute Dinge in seinem Leben, nach all dem Scheiß, den er durchgemacht hatte. Er streckte die Hand aus und tätschelte tröstend Emilios Oberschenkel. Wenn Emilio nur erkennen würde, dass nicht alle Menschen selbstsüchtige, herzlose Bastarde waren wie seine Familie und ehemaligen Freunde.
„Absolut. Ich will dich nicht beschämen, aber deine Wohnung …“
„Ich weiß. Sie ist eine Absteige.“ Emilio wandte den Blick ab und es brauchte kein Genie, um zu erkennen, dass er sich schämte. Leeland konnte das nicht zulassen. Er wollte, dass Emilio Selbstvertrauen gewann, nicht es verlor.
„Hey, hör mir zu, Emilio. Es ist unglaublich, was du ganz alleine geschafft hast. Du hast sehr hart gearbeitet, um dort zu sein, wo du jetzt bist, mit deiner eigenen Wohnung und einem Stipendium an der Miami Dade. Lass dir das von niemandem nehmen. Ich bewundere dich für deine Stärke – das tun wir übrigens alle – und darum will ich dir helfen.“
Ein Lächeln erblühte auf Emilios Gesicht und erhellte es. „Danke, Leeland. Von dir bedeutet mir das eine Menge.“
„Haben wir einen Deal?“
„Wir haben einen Deal.“
Leeland grinste glücklich. Jetzt musste er nur noch Jonathan von dem Handel, den er mit Peyton gemacht hatte, erzählen – etwas, auf das er sich nicht freute – und von seinen Plänen, Emilio im Apartment wohnen zu lassen – wovon er sich sicher war, dass Jonathan es gutheißen würde.
Alles in allem war das Leben gut.
Kapitel 4
Zwei Wochen später
Jonathan stand auf der Schwelle zum Wohnzimmer in Leelands Apartment und bewunderte die Aussicht. Zwei perfekte, knackige Hinterteile waren hoch in die Luft gereckt, wackelten hin und wieder, wenn ihre Besitzer auf ihren Händen und Knien nach vorne oder hinten wankten. Was er sah, war so atemberaubend, dass nicht einmal das ständige Zanken, das die Luft erfüllte, Jonathans Erregung dämpfen konnte.
„Warum musstest du dieses dämliche Regal überhaupt wegschieben?“ Dean hörte sich entnervt an.
„Ich wollte nach Staubflocken suchen.“ Leelands Antwort klang trotzig. Jonathan konnte seinen Schmollmund praktisch sehen, auch wenn ihm der köstliche Rücken seines Boys zugewandt war.
„Leeland! Wir reden hier von deiner Wohnung. Es gibt hier keine Staubflocken. Wenn es irgendwann welche gegeben hat, haben sie vor langer Zeit ihre kleinen Staubkoffer gepackt und sind ausgezogen, um bei Peyton zu wohnen.“
Dean hatte natürlich Recht, dachte Jonathan. Leeland war ein Sauberkeitsfanatiker.
„Ich wollte nur sichergehen. Was würde Emilio denken, wenn er hierherkommt und Staub hinter dem Regal findet?“
Dean seufzte. „Zunächst einmal würde er wahrscheinlich nicht einmal nachschauen. Dieses Regal ist schwer und wir sind nicht alle vom Putzen besessen.“ Sein Hintern wackelte verführerisch, als er sein Gewicht verlagerte, um eine Hand zu heben, damit Leeland ihn nicht unterbrach. „Und zweitens denke ich, dass es ihn mehr stören wird, wenn der Fernseher nicht funktioniert.“
„Vielleicht.“ Leeland klang ein wenig kleinlaut. „Wie bringen wir das in Ordnung?“
„Nun, all diese Stecker gehören irgendwohin, oder? Wir müssen nur herausfinden wohin.“
Leeland schnaubte. „Dean, das Einzige, was ich über Stecker und Kabel weiß ist, dass der mit dem gabelähnlichen Ende in die Dose muss. Und das letzte Mal, als ich nachgesehen habe, warst du nicht viel klüger.“
„Bin ich auch nicht.“
Jonathan sah zu, wie die beiden Hinterteile aufhörten, sich zu bewegen, beide Männer scheinbar in Gedanken verloren. Als Dean wieder zu reden anfing, klang er, als würde er eine Theorie testen.
„Wir könnten jemanden fragen.“
„Und zugeben, dass wir Mist gebaut haben und vollkommen ahnungslos sind? Wie lange würde Richard dich wegen so etwas aufziehen? Weil Jonathan monatelang keine Ruhe geben würde! Er hat das Gedächtnis eines Elefanten.“
Deans Hintern schwankte ein wenig, als er sein Gewicht mehr auf seine Knie verlagerte. Jonathan hatte Probleme damit, sein Lachen zu unterdrücken. Natürlich hatte sein Boy recht. Er würde hiermit einen Menge Spaß haben.
„Wir könnten einfach … das Regal wieder zurückschieben, weißt du.“
Jetzt war Leeland an der Reihe, sein Gewicht zu verlagern, während er anscheinend über diese Idee nachdachte.
„Das wäre grausam. Emilio damit allein zu lassen. Er hat zwar Master Garrett, aber der kommt mir nicht sonderlich – fähig vor, was elektrische Geräte betrifft. Außerdem sind wir keine Doms. Wir arbeiten nicht mit Grausamkeit.“
Jonathan entschied, dass es an der Zeit war, seine Anwesenheit zu verkünden. So wie die Dinge standen, würde sein Boy heute Abend ohnehin eine Strafe bekommen. Er räusperte sich. Es war beinahe komisch zu sehen, wie Dean und Leeland sich hektisch aufrichteten, Jonathan mit verlegenen Blicken anschauten. Eine anbetungswürdige Röte kroch in ihre Wangen und die Blicke, die sie tauschten, ließen sie wie zwei sehr böse Jungs aussehen, die auf frischer Tat ertappt worden waren.
„Master Jonathan, was für eine nette Überraschung.“
Dean versuchte es mit Lässigkeit und versagte kläglich. Leeland entschied sich für eine direktere Herangehensweise, was Jonathan noch mehr anmachte.
„Wie viel hast du gehört?“
Jonathan lächelte bösartig. „Genug, damit ihr Ärger bekommt.“
Leeland verzog schmollend den Mund, aber Jonathan konnte am Glänzen in seinen Augen sehen, wie sehr der Gedanke an eine Strafe ihm gefiel.
„Vielleicht kannst du uns helfen, Master Jonathan. Wir haben ein paar kleinere Probleme mit dem Fernseher.“
Wenn da ein Hauch Herausforderung in Deans Stimme war, entschied Jonathan sich, es zu ignorieren. Er konnte später immer noch mit Richard reden.
„Lasst mich mal sehen.“
Jonathan ging auf die Knie, um einen Blick hinter das Regal zu werfen, wo er von einem Nest aus Kabeln begrüßt wurde, das ihn an sich windende Schlangen erinnerte. Er hatte bei sich zu Hause sein eigenes Soundsystem angeschlossen und war sich sicher, dass er es schaffen würde. Wie schwierig konnte es sein, ein paar Kabel einzustecken? Er fing an, mit den schwarzen Kabeln zu spielen, in einem Versuch, sie zu entwirren, was nicht so einfach war, wie er es erwartet hatte. Die Dinger benahmen sich, als wären sie lebendig. Sobald alle Kabel gerade dalagen, untersuchte er sie genauer und spürte, wie sein Mut sank. Das System in seinem Heim hatte eine Farbcodierung, designt, um von den Ahnungslosen bedient zu werden, wie der nette, unbeholfene Verkäufer erklärt hatte, als Jonathan es gekauft hatte. Leelands Fernseher und Kabel waren offensichtlich dazu bestimmt, von Profis angeschlossen zu werden, weil sie keine Farbcodierung hatten. Alles war schwarz, mit lustig geformten Steckern, die mehr wie etwas aus Star Trek aussahen als Gerätschaften, die von normalen Menschen für ein einfaches Soundsystem benutzt werden konnten. Ein Auto oder Motorrad an Kundenwünsche anzupassen war einfach, verglichen mit der schwindelerregenden Menge an Möglichkeiten, die die Stecker boten. Es gab für ihn keine Möglichkeit herauszufinden, welches Kabel wohin gehörte. Jonathan spürte, wie ihm der Schweiß auf den Brauen ausbrach. Das würde ihm für immer anhängen. Sein Verstand arbeitete auf Hochtouren in dem Versuch, einen Weg zu finden, sich herauszuwinden, aber ihm fiel nichts ein. Mit einem Mal hörte er Leelands Stimme sehr nahe an seinem Ohr, was ihn daran erinnerte, dass die beiden Subs ihn wahrscheinlich mit Argusaugen beobachteten.
„Gibt es Probleme, Master?“ Der Hauch Erheiterung entging Jonathan nicht.
„Reiß dich zusammen, Boy. Das hier ist komplizierter, als ich dachte. Du hast keine Farbcodierung!“
„Es tut mir leid. Das nächste Mal, wenn ich mir von Richard eine Fernseh- und Soundanlage kaufen lasse, werde ich darauf bestehen, dass meine Kabel in unterschiedlichen Farben sind.“
Jonathan erhob sich und schlug Leeland auf den Hintern. Der Boy zuckte zusammen.
„Autsch.“
„Das hast du verdient und du weißt es auch.“
„Vielleicht. Schön, ja, ich habe es verdient. Ändert nichts an der Tatsache, dass es immer noch nicht funktioniert.“
„Nuuun …“ Dean sah sich im Zimmer um, versuchte, unschuldig auszusehen. „Leeland und ich sind vielleicht nicht grausam, aber wir haben jetzt einen Dom hier …“
Jonathan schaute ihn finster an und Dean hatte den Anstand, peinlich berührt zu sein.
„Ja, ich bin ein Dom. Und ja, Doms können grausam sein, wenn ihre Subs es verdienen. Im Moment kenne ich zwei, die sich auf eine ernste Bestrafung freuen dürfen. Es ist auch nicht gut für einen Dom, wenn er vor Subs im Allgemeinen schwach erscheint. Weshalb ich meine Männlichkeit und Stärke beweisen werde, indem ich das Regal wieder dorthin schiebe, wo es war.“
Jonathan war sehr stolz auf sich, dass er diese Rede geschwungen hatte, ohne dass seine Lippen einmal gezuckt hätten. Sobald er aber seinen Boy und Dean anschaute, die ihr Bestes gaben, um nicht zu kichern, konnte er sich nicht mehr beherrschen. Sie alle fingen an, so laut zu lachen, dass sie beinahe die Türglocke nicht gehört hätten.
„Das muss Richard mit dem Van sein.“
Richard hatte die Aufgabe übernommen, zwei Vans zu organisieren, um Leelands und Emilios Besitztümer zu ihren neuen Wohnungen zu transportieren. Jonathan ging, um die Tür zu öffnen, während Dean und Leeland die gepackten Umzugskartons noch einmal überprüften.
Der Mann an der Tür war nicht Richard. Er trug ein beiges T-Shirt mit dem Slogan Entspanntes Umziehen – Sie ziehen um, wir übernehmen das Schleppen. Es war nicht der einfallsreichste Slogan aller Zeiten, aber charmant in seiner Direktheit. Jonathan sah den Mann an. Er hatte bereits einen Verdacht, wohin das hier führen würde.
„Ja?“
Der Mann räusperte sich.
„Sind Sie Mr. Leeland Drake?“
„Nein, ich bin sein Partner, Jonathan. Wie kann ich Ihnen helfen?“
„Wir sind hier, um Mr. Drake zu seinem neuen Wohnsitz umzuziehen. Ein Richard Miller hat uns angestellt.“
Jonathan runzelte die Stirn. „Er sollte zwei Vans mieten, kein Umzugsteam.“
Der Mann wand sich ein wenig. „Er hat gesagt, dass er nicht schleppt.“
Jonathan schnaubte. „Das kann ich mir denken. Kommen Sie rein.“
Als der Mann das Wohnzimmer betrat, in dem alle Kartons aufgestapelt waren, blickten Dean und Leeland überrascht auf. Jonathan grinste.
„Das ist …“ Er sah den Mann erwartungsvoll an.
„Oh, ja, tut mir leid. Ich bin Bob. Ich kümmere mich um Ihren Umzug.“
Deans Augen wurden zu schmalen Schlitzen.
„Lassen Sie mich raten, Richard hat sie beauftragt.“
Bob mied Deans finsteren Blick, spürte offensichtlich, dass etwas nicht stimmte. Für einen Sub konnte Dean ziemlich einschüchternd sein, wenn er das wollte. Jonathan hatte gesehen, wie er dieses Talent entwickelt hatte, nachdem Emily in sein Leben getreten war. Wenn er sich richtig erinnerte, bezeichnete Leeland es als Deans „Vaterstarren“.
„Ja?“ Bob klang zögerlich, als ob er sich wirklich wünschte, er wäre irgendwo anders. Jonathan konnte das verstehen.
Ehe Dean seinen Mund öffnen konnte, betrat Richard das Zimmer. Jonathan erinnerte sich daran, dass er die Tür offengelassen hatte, in der Annahme, dass der Rest des Umzugsteams heraufkommen würde. Dean schaute zu seinem Master.
„Du solltest einen Van mieten, keine Crew.“ Er klang beinahe anklagend.
Richard zuckte mit den Schultern. In Jonathans Augen sah er nicht sonderlich reumütig aus.
„Eine Crew zu beauftragen, den Umzug zu übernehmen war nur ein wenig teurer, als nur die Vans zu mieten, darum habe ich mir das gegönnt.“
„Du willst nur nichts tragen!“ Ein Hauch Lachen klang jetzt in Deans Stimme durch.
„Ich wurde damit beauftragt, mich um den Transport zu kümmern, ich habe mich um den Transport gekümmert. Wenn du und Leeland es versäumt habt, genaue Instruktionen zu geben, ist das nicht mein Problem. Bob, zieh dein Ding durch.“
„Natürlich, Mr. Miller.“ Bob wusste ganz eindeutig, wer das Sagen hatte. Er verließ das Apartment, um seinen Leuten Anweisungen zu geben. Richard zog Dean in seine Arme.
„Gib es zu, Liebster, so ist es viel besser. Wir können die Kartons Bob und seinen zweifelsohne fähigen Männern überlassen und zu Jonathans Wohnung fahren, uns einen netten Drink gönnen, während wir warten und du und Leeland könnt alles für die Ankunft der Kartons vorbereiten.“
„Du, Master, bist schrecklich gut vorbereitet.“ Dean grinste. „Muss der Grund sein, warum ich dich so sehr liebe.“
Richard schlug Dean auf sein Hinterteil. „Ich hoffe, es gibt mehr Gründe, als nur meine Fähigkeit zu organisieren und zu delegieren.“
„Mir fällt vielleicht auf unserem Weg zu Jonathan etwas ein.“
Richard schaute zu Jonathan, der einen Arm um Leelands Taille geschlungen hatte.
„Können wir fahren?“
Jonathan nickte. Er konnte es nicht erwarten, seinen Boy in seiner Höhle zu haben, dieses Mal für immer.
„Ja, lasst und fahren.“
Sie wollten die Hausschlüssel bei Bob lassen, damit er das Apartment abschließen konnte, aber der Mann schüttelte den Kopf.
„Das andere Team in Mr. Vidals Wohnung ist beinahe fertig. Wir warten, bis sie hier sind. So ist das Apartment nicht ohne Aufsicht.“
Jonathan lächelte den Mann an. Bob hatte sich gerade ein großzügiges Trinkgeld verdient.
„Danke, Bob.“
Er nahm Leelands Hand und führte seinen Boy zum Aufzug und aus dem Gebäude. Richard und Dean hatten sich bereits in Richards Z8 gesetzt, bereit loszufahren. Jonathan ging zu seinem Volvo, öffnete die Beifahrertür, damit Leeland einsteigen konnte, umrundete dann das Auto, setzte sich hinter das Steuer und startete den Motor.
„Du und ich, Leeland. Ich bin so glücklich.“
Jonathan wusste nicht, warum er das gesagt hatte, aber das strahlende Lächeln im Gesicht seines Boys sagte ihm, dass es gut war.
„Ich auch, Jonathan. So glücklich.“
„In Ordnung, lass uns herausfinden, wofür Richard noch bezahlt hat.“
Leeland lachte. „Du hättest sein Gesicht sehen sollen, als Dean ihm gesagt hat, dass wir den Umzug selbst machen wollten. Er war absolut entsetzt.“
„Na ja, Bob hier zu haben, macht die Dinge einfacher.“
Eine Umzugscrew zu haben war, als würde man mit Kanonen auf Spatzen schießen. Emilio hatte nur seine Kleidung, ein paar Bücher, seine Toilettenartikel und seinen verbeulten alten Laptop einzupacken. Und weil Jonathans Apartment bereits voll möbliert war, brachte Leeland keine Möbel mit, abgesehen von seinem Lieblingsschaukelstuhl. Die einzigen schweren Sachen, die sie heben mussten, waren die Kartons mit seinen Büchern und besagter Stuhl.
Jonathan spürte, wie ein kalter Schauder an seinem Rückgrat nach unten lief, als er sich daran erinnerte, was noch mit Leeland kommen würde – Peyton hatte bereits vorbeigeschaut, um die Blaupausen des Apartments mit der tatsächlichen Raumsituation zu vergleichen. Nur an das abenteuerlustige Funkeln in den Augen des Inneneinrichters zu denken, ließ Jonathan innerlich zusammenzucken. Es bestand kein Zweifel, dass wenn Peyton mit seinem Apartment fertig war, er es wahrscheinlich nicht mehr wiedererkennen würde.
Jonathan seufzte. Wen wollte er verarschen? Solange Leeland glücklich war, war ihm alles andere egal. Und Peyton war ein Genie. Es würde nur Zeit und Geld brauchen, zwei Dinge, die Jonathan erübrigen konnte. Er sah zu seinem wunderschönen Boy und dankte dem Schicksal oder wer immer für das glückliche Ende für Doms und ihre Subs zuständig war, für das Geschenk, das sie ihm gewährt hatten.
Kapitel 5
Drei Wochen später
Leeland stand in der Küche, bereitete den Salat zu, den er zu dem Fisch reichen würde, den er fürs Abendessen kochte. Sich bei Jonathan einzugewöhnen war überraschend einfach gewesen, wahrscheinlich, weil er schon vor dem Umzug einen Großteil seiner Zeit in dem Apartment verbracht hatte. Auch Emilio war von seiner neuen Unterkunft begeistert und wie sich herausgestellt hatte, war Curtis, der Emilio beim Einzug geholfen hatte, sehr gut darin, Soundsysteme anzuschließen. Der Mann hatte eindeutig versteckte Talente. Der einzige Wermutstropfen im Moment waren die Umbauarbeiten, die gerade im Apartment durchgeführt wurden. Peyton hatte keine Zeit damit verloren, die Wohnung in etwas „Präsentables“ zu verwandeln, wie er sich ausdrückte. Obwohl Mike und Jeff – Peytons Geschäftspartner und freie Mitarbeiter – ihr Bestes gaben, Jonathan und Leeland nicht zu stören, indem sie immer nur an einem Zimmer arbeiteten, damit sie die Tür hinter der Baustelle schließen konnten, gab es doch Momente, in denen Leeland sich wünschte, er hätte sich nachdrücklicher gegen Peyton gewehrt, vor allem letzte Woche, als Mike und Jeff zwei Wände eingerissen hatten, um das Wohnzimmer größer zu machen und ein großzügiges Gästezimmer zu schaffen. Dabei hatten sie geopfert, was Peyton die „Überbleibsel aus der Steinzeit der Inneneinrichtung“ bezeichnete, was viele kleine Zimmer anstelle großer, offener Räume bedeutete. Diese „Überbleibsel“ hatten das gesamte Apartment in eine staubige Hölle verwandelt und es hatte Leeland drei Tage hektischen Putzens gekostet, bis alles wieder normal war. Oder so normal, wie es sein würde, bis alle Renovierungen abgeschlossen waren. Als er sich bei Peyton wegen des Drecks beschwert hatte, hatte der Mann nur etwas von nötigen Opfern gemurmelt und dass niemand in der Lage zu sein schien, seine Genialität zu schätzen.
Die Arbeiter waren für den Tag gegangen, was Leeland alleine zurückließ, um in Ruhe zu kochen. Er schnitt gerade die Tomaten auf, als sein Handy klingelte. Leeland runzelte die Stirn beim Anblick des Namens auf dem Display.
„Onkel Misaki?“
„Hallo, Leeland. Es ist gut, deine Stimme zu hören.“
„Ja, das ist es, Onkel.“ Misaki Aoki war nicht wirklich Leelands Onkel. Als Routa Hashimoto, Leelands Vater, sich in eine amerikanische Frau verliebt hatte und ihr in die Staaten gefolgt war, war sein Freund aus Kindheitstagen, Misaki, der Einzige aus seinem alten Kreis an Freunden und Familie gewesen, der ihn nicht wegen seines Bruchs mit der Tradition mied. Drei Jahre, nachdem Routa Layla Drake geheiratet und ihren Nachnamen angenommen hatte, konnte Misaki die Beschränkungen der ländlichen japanischen Gesellschaft nicht länger ertragen und folgte seinem Freund in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Die Männer hielten ihre enge Freundschaft aufrecht und als Leeland geboren wurde, wurde Misaki sein Taufpate. Er war auch der Mann, der geholfen hatte, Leeland in mehreren Kampfsportarten auszubilden. Sie hatten immer noch Kontakt, hauptsächlich bei Familientreffen, obwohl es ungewöhnlich für Misaki war, ihn einfach anzurufen. Der Mann war mit seinem MMA Studio ziemlich ausgelastet.
„Wie komme ich zu der Ehre, mit dir zu reden?“
Als echter japanischer Mann würde Misaki endlos um den Grund für seinen Anruf herumreden, was Leeland nur zu gut wusste. Der einzige Weg, die Information schnell zu bekommen, war, direkt zu fragen, auch wenn das, zumindest in Japan, nicht als höflich angesehen wurde. Leeland war zu sehr Amerikaner, als dass es ihn gekümmert hätte und er ahnte bereits, dass dies kein Anruf aus reiner Höflichkeit war.
„Nun, da du so direkt fragst …“ Ein Hauch Tadel klang in Misakis Stimme durch, gepaart mit einer Prise Erheiterung. Er hatte lange genug in diesem Land gelebt und mit genügend MMA-Kämpfern gearbeitet, um von der „amerikanischen Direktheit“, wie er es nannte und die Leeland von seiner amerikanischen Mutter geerbt hatte, nicht beleidigt zu sein.
„Ja, ich frage direkt.“ Leeland lächelte den Salat vor sich an.
„Ich muss dich um einen Gefallen bitten, Lee-kun. Einen großen Gefallen.“
Leeland spürte, wie Kälte seinen Rücken nach oben kroch. Das klang ominös.
„Was ist los, Ojisan?“ Leeland griff automatisch auf die japanische Anrede für seinen Onkel zurück.
„Wie du weißt, habe ich ein wohltätiges Projekt gestartet, Hinode.“