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Mittleres Zellvolumen (MCV)
Das mittlere Zellvolumen (mean corpuscular volume – MCV) bezieht sich auf die durchschnittliche Größe bzw. das Volumen einer einzigen rote Blutzelle. Wenn der Wert über dem Durchschnitt liegt, spricht man von einer Makrozytose, liegt er unter dem Durchschnitt, von einer Mikrozytose. MCV-Werte werden benötigt, um diverse Formen der Anämie zu diagnostizieren.
Mittleres korpuskuläres Hämoglobin (MCH)
Der MCH-Wert gibt den durchschnittlichen Hämoglobingehalt des einzelnen roten Blutkörperchens an. Mit Hyperchromie wird ein erhöhter MCH-Wert bezeichnet, mit Hypochromie ein zu niedriger MCH-Wert. Bei einer Anämie kann der MCH-Wert dem Arzt helfen, die Form und die Schwere der Erkrankung zu erkennen.
Mittlere korpuskuläre Hämoglobinkonzentration (MCHC)
Obwohl die MCHC- und die MCH-Werte eng miteinander verbunden sind, sind es doch verschiedene Messwerte. Der MCH-Wert steht für die durchschnittliche Menge Hämoglobin in einer einzigen roten Blutzelle, der MCHC-Wert spiegelt die Hämoglobinkonzentration in einer bestimmten Einheit von roten Blutkörperchen. Auch dieser Wert kann zur Diagnose verschiedener Erkrankungen des Blutes oder des blutbildenden Systems beitragen.
Thrombozyten (Blutplättchen)
Obwohl die Blutplättchen die kleinsten Zellen des Blutes sind und nur einen geringen Prozentsatz im Gesamtblutvolumen ausmachen, haben sie eine sehr wichtige Funktion: Sie helfen bei der Blutgerinnung, indem sie sich rund um die Verletzung eines Blutgefäßes verklumpen, wodurch sie das Loch verstopfen, vorausgesetzt, es ist nicht zu groß. Ein erhöhter Thrombozytenwert kann auf eine essenzielle Thrombozythämie hinweisen, eine Erkrankung des Knochenmarks, bei der die Zellen, die für die Bildung von Thrombozyten zuständig sind, diese Zellfragmente im Übermaß produzieren.
Weiße Blutzellen (WBZ)
Wie bereits erwähnt (→ auch Seite 23 ff.), machen die weißen Blutzellen (WBZ, Leukozyten) rund zwei Prozent des Blutes aus und geben Hinweis auf die Gesundheit Ihres Immunsystems. Ein erhöhter WBZ-Wert ist normalerweise Indiz für eine Infektion, er kann aber auch durch Faktoren wie anstrengende körperliche Ertüchtigung oder den Verzehr von zu vielen raffinierten Kohlenhydraten und Zucker, außerdem Allergien, Knochenmarkerkrankungen, Stress, Rauchen, Schilddrüsenerkrankungen oder Gewebeschäden verursacht sein.
Hormone
Da Hormone bei der Fortpflanzung wie auch bei zahlreichen anderen Aspekten Ihrer Gesundheit eine wesentliche Rolle spielen, sollten bestimmte Hormone vor allem bei Erwachsenen regelmäßig überprüft werden, auch wenn sie nicht routinemäßig in einer Blutuntersuchung eingeschlossen sind. Bei diesen Hormonen handelt es sich um DHEA, Östrogen, Progesteron und Testosteron. Männlichen Patienten sollte vielleicht auch ein PSA-Test nahegelegt werden. Außerdem soll man Hormone, die für den Stoffwechsel wichtig sind, darunter die Schilddrüsenhormone und Cortisol (das Stresshormon) kontrollieren lassen.
DHEA
Dehydroepiandrosteron (DHEA) wird zum größten Teil in der Nebennierenrinde gebildet. Man kann es als Vorstufe der Geschlechtshormone Testosteron und Östrogen bezeichnen. Außerdem ist es ein Baustein des Stresshormons Cortisol. Darüber hinaus unterstützt es das Immunsystem, kann die Insulinresistenz senken, den Fettstoffwechsel anregen und als Antioxidans agieren. Im Blut taucht DHEA überwiegend als Dehydroepi-androsteron-Sulfat (DHEAS) auf, denn dort verweilt es länger als freies DHEA. Im Bluttest wird also normalerweise der DHEAS-Wert gemessen. Ein erhöhter Wert kann von Nebennierentumoren, adrenaler Hyperplasie (Vergrößerung der Nebennieren) oder einem polyzystischen Ovarialsyndrom verursacht sein, kann aber auch auf die Einnahme von DHEA-Nahrungsergänzungsmitteln zurückgehen. Falls Sie solche Mittel einnehmen, sollten Sie Ihren Arzt unbedingt darüber informieren.
Östrogen
Östrogen gehört zu den Steroidhormonen, die vor allem bei der sexuellen Entwicklung und Fortpflanzung zum Tragen kommen. Erwachsene Frauen haben vor allem im gebärfähigen Alter normalerweise einen höheren Östrogenspiegel als Männer. Zur Gruppe der Östrogene gehören Estron (E1), Estradiol (E2) und Estriol (E3). Estriol ist normalerweise das schwächste Östrogen und wird hauptsächlich während der Schwangerschaft in größeren Mengen gebildet. Estradiol ist das wirksamste natürliche Östrogen und im gebärfähigen Alter auch das häufigste Östrogen im Körper einer Frau. Es kommt aber auch im männlichen Körper als Steroidderivat vor. Estron schließlich steigt in der Menopause an und wird dann im Anschluss zum stärksten Östrogen im weiblichen Körper. Die Eierstöcke verlieren ihre Fähigkeit, Estradiol zu produzieren, und die Nebennieren, die Leber und Fettzellen kompensieren dies, indem sie Estron produzieren. Zu viel Estron im Blut kann das Risiko von hormonabhängigen Tumoren, z. B. Brustkrebs, steigern. Übergewichtige Patientinnen haben höhere Estronspiegel, weil sie mehr Fettgewebe haben. Bei Männern bleibt der Östrogenspiegel relativ konstant, bei Frauen schwankt er je nach Lebensalter erheblich – außerdem verändert er sich im Verlauf des Menstruationszyklus.
Progesteron
Progesteron ist vor allem für seine Rolle bei der Empfängnis und der Regulierung des weiblichen Menstruationszyklus bekannt. Es wird in den Eierstöcken, den Nebennieren und der Plazenta von Schwangeren gebildet. Progesteron beeinflusst jedoch nicht nur die Funktion der Geschlechtsorgane, sondern fördert u. a. die Neubildung von Knochensubstanz und hemmt das krankhafte Zellwachstum von Brust- und Uteruszellen. Neuere Forschungen gehen davon aus, dass Progesteron sogar in der Lage ist, geschädigte Zellen zu reparieren und zur natürlichen Entspannung und Schlafbereitschaft beizutragen, indem es auf die GABA-Rezeptoren im Gehirn Einfluss nimmt. Der Progesteronspiegel im weiblichen Körper schwankt je nach Lebensphase. Auch Männer bilden eine kleine Menge dieses Hormons, doch im männlichen Körper spielt es eine wesentlich geringere Rolle als das Testosteron. Synthetische Formen von Progesteron (Progestine) werden in Medikamenten zur Empfängnisverhütung und zur Hormonersatztherapie eingesetzt. Bei Frauen, die das synthetische Hormon einnehmen, ist der natürliche Progesteronspiegel unterdrückt. In solchen Fällen ist ein Bluttest nicht aussagekräftig. Bei Frauen im gebärfähigen Alter wird ein Bluttest normalerweise einundzwanzig Tage nach Einsetzen der Menstruation durchgeführt.
Testosteron
Testosteron kommt im männlichen Körper in einer zehnfach stärkeren Konzentration vor als im weiblichen. Es gilt zwar überwiegend als männliches Sexualhormon, spielt aber bei beiden Geschlechtern auch eine Rolle bei der Gehirnfunktion, der Muskelmasse, der Fettverteilung und dem Energiespiegel. Ein sehr kleiner Prozentsatz kreist frei im Blut, der Rest ist an Eiweiße gebunden.
Im Allgemeinen wird bei einem Bluttest die Kombination der beiden Testosteronformen gemessen, also das Gesamttestosteron. Ein Testosteronmangel kann zu diversen Symptomen führen, darunter Erektionsstörungen, Stimmungsschwankungen, Müdigkeit, Schlafstörungen, hoher Blutdruck, Rückgang von sexuellem Verlangen, reduzierte Muskelmasse, Gelenkschmerzen, Zunahme an Körperfett (vor allem Bauchfett), Verlust von Achsel- oder Schambehaarung, Konzentrationsschwäche und gestörte Blutzuckerwerte.
Prostataspezifisches Antigen (PSA)
Die Prostata, die im männlichen Körper unterhalb der Blase liegt, ist eine kleine Drüse, die die flüssigen Bestandteile von Sperma produziert und freisetzt und dazu beiträgt, das Sperma bei der Ejakulation zu entladen. PSA ist eines der Proteine, die in der Prostata gebildet werden. Obwohl es kein Hormon ist, kann ein erhöhter PSA-Wert ein Hinweis auf Prostatakrebs sein, auch wenn dieser Test mittlerweile umstritten ist, weil er zu unnötigen Folgeuntersuchungen führen kann. Trotzdem raten viele Ärzte männlichen Risikopatienten zu diesem Test.
Normalerweise befindet sich eine kleine Menge PSA im Blut eines Mannes. Im Alter können Prostataprobleme auftauchen, etwa eine Prostatavergrößerung oder Prostatakrebs. In solchen Fällen steigt der PSA-Wert, denn dieses Eiweiß versucht, das Wachstum von Prostatazellen zu unterdrücken. Ärzte vergleichen die Werte von PSA in zwei zeitlich ein halbes bis ein Jahr auseinanderliegenden Tests, um einen Hinweis auf frühe Anzeichen von Prostataproblemen zu finden. Wenn Ihr PSA-Wert in einem solchen Zeitraum sprunghaft ansteigt, wird Ihr Arzt wahrscheinlich weitere Untersuchungen anordnen.
Schilddrüsenhormone
Die Schilddrüse bildet Hormone, die den gesamten Energiestoffwechsel, das Gewicht, die Aktivität von Nerven, Muskeln, Herz, Kreislauf, Magen und Darm, seelisches Wohlbefinden und Sexualität beeinflussen. Ausgelöst wird die Produktion und Freisetzung dieser Hormone durch den in der Hirnanhangsdrüse gebildeten Botenstoff TSH (Thyreotropin). In der Schilddrüse werden die Hormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (Tetrajodthyronin – T4) gebildet, das in T3 umgewandelt werden kann. Beide Hormone liegen in gebundener inaktiver und in freier aktiver Form im Körper vor. Zusätzlich zu einer Bestimmung des TSH-Wertes kann bei der Bestimmung der Schilddrüsenhormone der Wert vom gesamten T3 und T4 wie auch von freiem T3 und T4 berechnet werden. Der freie Spiegel umfasst die Menge der im Blut zirkulierenden Hormone, die von den Zellen genützt werden können, der Gesamtspiegel umfasst auch die Hormone, die an Proteine gebunden sind. Der Wert des freien T3 und T4 gilt als verlässlicherer Hinweis auf Schilddrüsenstörungen als der Gesamtwert. Ein erhöhter Wert der Schilddrüsenhormone weist auf eine Hyperthyreose, also eine Überfunktion der Schilddrüse hin, ein niedriger Wert auf eine Hypothyreose – eine Unterfunktion.
Cortisol
Cortisol ist ein Steroidhormon, das in der Nebennierenrinde gebildet wird. Es erhöht den Blutzucker, unterdrückt das Immunsystem, bekämpft Entzündungen und greift in die Knochenbildung sowie den Fettgewebe- und Eiweißstoffwechsel ein. Häufig wird es als »Stresshormon« bezeichnet, da es in körperlichen wie auch psychischen Stresssituationen zu einem deutlichen Anstieg der Cortisolproduktion kommt. Chronischer Stress kann zur Bildung von zu viel Cortisol führen, was sich in vielen körperlichen Problemen äußern kann. So kann ein erhöhter Cortisolspiegel die Bildung von Nervenzellen im Gehirn blockieren und das Gedächtniszentrum, den Hippocampus, schädigen, der sogar schrumpfen kann, wenn ein erhöhter Cortisolspiegel mit einem niedrigen DHEA-Spiegel einhergeht. Ein erhöhter Cortisolspiegel kann auch die Folge von Nebennierenkrankheiten, Essstörungen, oraler Empfängnisverhütung, körperlichen Aktivitäten, Hypophysentumoren oder Schwangerschaft sein.
Wichtige optionale Untersuchungen
Auch wenn die folgenden Tests normalerweise nicht durchgeführt werden, solange der Patient es nicht verlangt, oder wenn eine normale Blutuntersuchung eine Abweichung aufweist, die eine vertiefte Analyse erfordert, kann die Untersuchung von vier weiteren Substanzen ein kompletteres Bild liefern. Das gilt für die Bereiche Herzgesundheit, Immunsystem, Kalziumaufnahme, Regulierung des Blutzuckers und eine Reihe anderer vitaler Prozesse. Die Maßnahmen umfassen die Werte von Homocystein, C-reaktivem Protein (CRP), Vitamin D und Magnesium.
Homocystein
Homocystein entsteht als Zwischenprodukt bei der Verstoffwechselung einer ganz anderen Aminosäure, Methionin. Da ein erhöhter Homocysteinspiegel negative Auswirkungen auf diverse Bereiche unseres Körpers haben kann, besitzt er einen eingebauten Mechanismus, um Homocystein teilweise wieder in Methionin und andere nicht toxische Aminosäuren zurückzuverwandeln. Doch wenn dieser Prozess aus welchem Grund auch immer gestört ist, sammelt sich Homocystein in Körperflüssigkeiten und Gewebe und stellt eine Gefahr für Ihre Gesundheit dar. Unter anderem gilt es als Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.6 7 Deshalb wird Homocystein auch in einer umfassenden Betrachtung des Fettstoffwechsels untersucht, um das kardiovaskuläre Risiko einzuschätzen. Der Laborwert gibt außerdem auch Auskunft darüber, ob Ihr Körper ausreichend mit B-Vitaminen versorgt ist. Ein überhöhter Homocysteinspiegel kann auch zu Depression, Fibromyalgie, Alzheimer oder vaskulärer Demenz führen. 8 9 10
C-reaktives Protein (CRP)
CRP ist ein weiterer Laborwert, der zur Risikobewertung einer Herzerkrankung ermittelt wird. Ein hoher Spiegel weist normalerweise auf eine bakterielle Entzündung hin und kann auch mit einer Herzerkrankung, einem Herzinfarkt und einer peripheren Arterienerkrankung korrelieren.
Vitamin D
Vitamin D ist in jüngster Vergangenheit aufgrund seines gesundheitlichen Nutzens immer wieder im Gespräch gewesen. Es fördert die Herzgesundheit, das Immunsystem, die Kalziumresorption und die Insulinregulierung und kann das Risiko bestimmter Erkrankungen, darunter Bluthochdruck, Osteoporose, einige Autoimmunerkrankungen und sogar bestimmte Krebsformen, mindern. Obwohl immer mehr Ärzte ihren Patienten diesen Test empfehlen, wird Vitamin D normalerweise nur gemessen, wenn ein hoher Kalziumspiegel vorliegt oder wenn der Patient unter einer Erkrankung leidet, die zu einem Absinken des Vitamin-D-Spiegels führen kann.
Magnesium
Magnesium ist ein wichtiger Mineralstoff, der ähnlich wie Vitamin D bei vielen körperlichen Funktionen eine Rolle spielt. Leider nehmen die meisten US-Amerikaner Magnesium nicht in ausreichenden Mengen zu sich, da die übliche Ernährung in den USA mit raffiniertem Zucker und gesättigten Fettsäuren überladen ist – Substanzen, die zu erhöhtem Magnesiumbedarf führen. Wenn Sie Ihren Magnesiumspiegel im Auge behalten und dafür sorgen, dass der Wert stimmt, kann dies dazu beitragen, dass Stoffwechsel, Knochenbildung und Blutzuckerregulierung sowie etliche andere grundlegende physiologische Prozesse unbeschadet ablaufen.
Zusammenfassung
Obwohl Sie nach wie vor einen Arzt benötigen, der den Bluttest vornimmt und die Ergebnisse richtig interpretiert, hat dieses Kapitel Ihnen hoffentlich wertvolle Einsichten in die diversen Komponenten, aus denen ein Bluttest normalerweise besteht, geliefert. Außerdem haben wir Ihnen noch ein paar nützliche Informationen zu Blutwerten, die normalerweise nicht gemessen werden, jedoch dazu beitragen können, Ihren Gesundheitsstatus klarer einzuschätzen, an die Hand gegeben. Blutuntersuchungen sind eine ausgezeichnete Möglichkeit, um herauszufinden, ob Sie mit Ihrer Ernährung, Ihrem Lebensstil und Ihren Medikamenten (falls Sie welche nehmen) gut fahren.
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