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Die Gräfin sann eine Weile nach, warf einen unzufriedenen Blick auf ihren Bruder, der das, was er eben vernommen hatte, gar nicht fassen zu können schien, und dann wendete sie sich an Merle:
»Wo befindet sich jetzt das verrätherische Blatt, welches damals unvorsichtiger Weise im Besitze der albernen Wirthschafterin gelassen wurde?«
»Hier,« antwortete Merle, indem er ein zusammengefaltetes Papier aus der Brusttasche zog, es aber sogleich wieder zurückschob.
»Wer steht uns für die Echtheit desselben?« fragte die Gräfin weiter.
»Ich mit meiner Ehre und Sie mit Ihren guten Augen, wenn ich Ihnen den Wisch erst eingehändigt haben werde - doch das hat noch keine Eile.«
Ueber der Gräfin Gesicht breitete sich wieder eine Wolke der bittersten Verachtung aus.
»Was ist aus der Wirthschafterin geworden?« fragte sie nach einer kurzen Pause.
»Nun, das Mädchen mochte sich nach dem Diebstahl nicht mehr recht heimisch bei dem alten Pfarrer fühlen; denn anstatt dessen Tod abzuwarten und noch Dieses oder Jenes aus dem Nachlasse zu beziehen, benutzte es das Geld dazu, dem Geliebten nachzureisen, ihm mit den Paar Hundert Thalern die Augen zu verblenden und sich mit ihm trauen zu lassen. Leider reichte das Geld nicht weit; noch kein Jahr war verstrichen, und der letzte Groschen war zum Teufel.«
»Sie scheinen die Verhältnisse der Wirthschafterin genau zu kennen.«
»Hm, ja, ich sollte wohl!«
»Was ist aus ihr geworden und wo befindet sie sich jetzt?«
»Sie ist längst todt; ich kam noch gerade zur rechten Zeit, um das Blatt in Empfang zu nehmen, welches sie neben einem vollen Bekenntnisse einem fremden Herrn zugedacht hatte.«
»Weiß der Mann der Verstorbenen nichts von der Geschichte?«
»Bis zu ihrem Tode hatte er keine Ahnung davon. Sie war verschwiegen, wie das Grab, und außer den gnädigen Herrschaften bin ich jetzt der Einzige, der das Geheimniß kennt.«
»So sind Sie wohl gar der Gatte jener Wirthschafterin?«
»Ihnen zu dienen! Ich war es bis zu ihrem Tode und habe das Geheimniß in rechtlicher Weise von meiner verstorbenen Frau geerbt; nur hoffe ich, da sie selbst sich außer dem Bereiche jeder gerichtlichen Verfolgung befindet, es besser zu verwerthen, als sie gethan hat.«
»So geben Sie denn das Blatt, und ich will Ihnen auf der Stelle zwanzig Louisd'or dafür auszahlen.«
»Zwanzig Louisd'or?« fragte Merle achselzuckend.
»Ich lege noch dreißig hinzu,« versetzte der Graf schnell, als ob plötzlich ein Entschluß in ihm reif geworden wäre, und zugleich zog er seine Brauen drohend zusammen.
»Das macht im Ganzen fünfzig,« entgegnete Merle kaltblütig, ohne des Grafen drohende Haltung auch nur eines Blickes zu würdigen. »Bah, was sind fünfzig Louisd'or! Verdoppeln Sie die Summe, und ich will sehen, was sich thun läßt. Es wäre ja möglich, daß noch Leute lebten, die mir gern das Vierfache dafür böten; es ist mir nur zu unbequem, nach solchen zu forschen. Ich denke: Ein Sperling in der Hand ist besser, als zehn auf dem Dache! Also, meine Herrschaften, entscheiden Sie sich schnell - hundert Louisd'or, keinen Pfenning weniger! Wollen Sie, oder wollen Sie nicht? Bedenken Sie gefälligst, daß meine Stellung mir nicht erlaubt, viel Zeit mit Ihnen zu verlieren.«
»Unverschämter Schurke, vergessen Sie nicht, mit wem Sie sprechen!« fuhr der Graf jetzt schäumend auf, und zugleich zog er die mit einer kurzen Pistole bewaffnete Faust aus seinem Pelze hervor, während seine Schwester den Gauner mit prüfenden Blicken betrachtete, offenbar um zu erspähen, welchen Eindruck ihres Bruders ritterliches Wesen auf ihn ausüben würde. »Vergessen Sie nicht, daß ich Sie wie eine giftige Kröte zermalmen kann!« fuhr der Graf unterdessen tief und geräuschvoll athmend fort. »Ueberlegen Sie wohl, ob es rathsam ist, mich bis auf's Aeußerste zu reizen, mich zu zwingen, Sie so zu behandeln, wie Sie es verdienen! Ob man aber viel Aufhebens davon machen wird, einen Elenden Ihres Gelichters mit zerschmettertem Kopfe zu finden, werden Sie sich selbst am besten sagen können!«
»Namentlich wenn der Kopf durch eine hochgeborene Hand zerschmettert wurde,« versetzte Merle mit unerschütterlicher Ruhe, die in demselben Grade zu wachsen schien, in welchem des Grafen Wuth zum wilden Ausbruche gelangte. »Aber bitte, Herr Graf, bevor Sie zum Aeußersten schreiten, vernehmen Sie nur Ein Wort, es wird dazu dienen, eine schnelle Einigung herbeizuführen. Sie sprechen von Anwendung von Gewalt; dergleichen habe ich nicht gethan. Ich hielt es unter meiner Würde, obwohl ich die Macht dazu in den Händen habe und man gewiß recht viel Aufhebens davon machen würde, wenn man in diesem Stadtviertel und in diesem Hause den Herrn Grafen und die gnädige Gräfin mit zerschmetterten Köpfen fände - aber bitte, erschrecken Sie nicht, meine gnädigen Herrschaften,« fuhr er spöttisch fort, als er bemerkte, daß der Graf erbleichte und ängstlich forschend um sich schaute, und sogar auch die Gräfin einen scheuen Seitenblick nach der Thüröffnung hinüberwarf, »ich bin hier allein, kein Mensch befindet sich in der Nähe, der mir Beistand leisten könnte, um sich dafür in die hundert Louisd'or mit mir zu theilen. Nein, ich bin nur auf meine eigenen Kräfte angewiesen, aber bis jetzt war ich edelmüthig genug, Sie meine Uebermacht nicht fühlen zu lassen, wie es von Ihnen kindisch war, Herr Graf, mit einer Drohung gegen mich vorzugehen.
»Sie scheinen vergessen zu haben, daß Sie sich nicht in einer Umgebung befinden, wo Sie furchtlos Fußtritte und Peitschenhiebe austheilen können - bitte, rühren Sie sich nicht von der Stelle, oder Sie sammt Ihrer Schwester sind des Todes!« bemerkte er mit unheimlichem Ernste, als der Graf wieder eine Bewegung machte, wie um auf ihn einzuspringen. »Wir kennen das Alles; die Herren haben nur da Muth, wo sie die Uebermacht in Händen zu halten glauben; nimmt man ihnen aber dieses Bewußtsein, so kriechen sie zusammen. Sie lassen sich sogar im Stillen eine ehrenrührige Behandlung gefallen, wenn sie dafür die Aussicht haben, mit gesunden Knochen davonzukommen.
»Nicht von der Stelle, Bruder Graf!« rief er wiederum, jetzt aber lauter aus, und seine rechte Hand rüttelte leise an einem unter dem Schutte theilweise noch verborgenen Gegenstande. »Es sollte mir leid thun um Ihre Schwester, mit der ich mich, ohne Ihr Dazwischentreten, leicht geeinigt hätte. Ja, sehen Sie mich an, wie ich hier liege, und dann verfolgen Sie mit den Augen die im Schutte etwas eingesunkene Linie, die sich im Vierecke um Sie herumzieht - bitte, bemühen Sie sich nicht, stehen Sie nicht auf, oder ...« - hier folgte wieder das vorsichtige Rütteln, und deutlicher trat der angedeutete Streifen hervor, indem in Folge der Erschütterung der bewegliche Staub durch die noch nicht sichtbaren Fugen niederrieselte.
»Also, meine Herrschaften,« fuhr Merle mit unverschämter Vertraulichkeit fort, die dem gespannt lauschenden Geschwisterpaare nur zu deutlich sein unbestreitbares Uebergewicht verrieth, »wir befinden uns hier auf einem alten Magazinboden, auf welchem einst, vielleicht vor fünfhundert Jahren, Güter, wahrscheinlich Lumpenballen, hinauf- und hinuntergewunden wurden. Vergebens führte ich Sie nicht hierher; ich mußte mich sichern, und wenn Sie gütigst Ihre Aufmerksamkeit auf meine Hand lenken wollen, werden Sie leicht begreifen, daß ich diesen Keil, dessen äußerste Spitze diese Ueberfallkrampe kaum noch mit dem Ringe verbindet, ganz hervorzuziehen brauche, um Sie weit schneller, als Sie den Taschenpuffer zu spannen, oder gar aufzuspringen vermögen, durch zwei Stockwerke, in einen mit zerbröckeltem Mauerwerke theilweise angefüllten Keller hinabfallen zu lassen. So, ich bin zu Ende; Sie mögen immerhin Ihre Waffe wieder in die Tasche stecken; so - aber bitte, verlassen Sie die Fallthür nicht, ich bin fest entschlossen, mir den Rücken frei zu halten.«
»Kümmere Dich nicht um die Fallthür,« sagte die Gräfin jetzt mit vor Wuth halb erstickter Stimme zu ihrem Bruder gewendet, der plötzlich seine ritterliche Haltung vollständig eingebüßt hatte und dafür ein gewisses Gefühl der Unbehaglichkeit zur Schau trug. »Ich werde die geforderte Summe bewilligen und berichtigen. Aber zeigen Sie mir erst das Blatt; ich muß wissen, ob wir nicht getäuscht worden sind.«
»Zuerst das Geld, wenn ich bitten darf!« entgegnete Merle brutal. »Solch ein Papierfetzen ist schnell vernichtet, und ihn zu ersetzen vermöchte ich nicht!«
»Befinden wir uns nicht auf der Fallthür?« fragte die Gräfin, im Uebermaße ihrer Verachtung die Achseln heftig zuckend.
»Gnädigste Gräfin, alle Achtung vor Ihrer Entschlossenheit!« versetzte der Gauner zuvorkommend. »Hier ist das Blatt,« fügte er hinzu, das zusammengefaltete Papier darreichend, ohne jedoch die rechte Hand von dem Verschlusse der Fallthür zu entfernen.
Die Gräfin ließ ihre Blicke prüfend über das Blatt gleiten, dasselbe so haltend, daß ihr Bruder mit hineinsehen konnte. Die Züge Beider drückten eine hohe Spannung aus, und kaum wagten sie zu athmen vor Erwartung und innerer Aufregung.
Plötzlich legte die Gräfin ihren Zeigefinger auf eine Stelle ganz unten am Rande des Papiers, und indem sie langsam las, folgte die Fingerspitze den nächsten Zeilen Wort für Wort nach.
»Es ist richtig,« bemerkte sie endlich, und ein heller Triumph blitzte aus ihren Augen.
Nachdem sie darauf aus ihrer und ihres Bruders Börse die geforderte Summe zusammengezählt hatte, händigte sie Merle das Geld ein.
»Auf ein Gegenversprechen des Schweigens von Ihnen verzichte ich,« sagte sie mit ihrem gewöhnlichen, hochmüthigen Wesen zu dem fast achtungsvoll zu ihr emporschauenden Gauner; »Sie würden doch thun, was Sie wollen ...«
»Keineswegs, gnädige Gräfin, mein Ehrenwort ...« stotterte dieser, förmlich berauscht durch den Anblick des in seinen Händen befindlichen Reichthums.
»Unterbrechen Sie mich nicht,« fiel ihm die Gräfin voller Verachtung in die Rede, »ich verlange Ihr Ehrenwort nicht, nur das Licht reichen Sie mir, damit ich unser Uebereinkommen besiegle; ich würde es mir selbst holen, wenn ich Ihnen nicht den Gefallen erweisen möchte, bis zum letzten Augenblicke auf der Fallthür sitzen zu bleiben.«
Merle trieb mit einem Stoße seiner Hand den Keil wieder tief in den Ring hinein, und dann emporspringend, reichte er der Gräfin die brennende Kerze mit einer Verbeugung dar.
Diese nahm das Licht in die linke Hand, und das Blatt unverzüglich der Flamme nähernd, brannte sie die eine Ecke desselben an, worauf sie Merle das Licht zurückgab.
Aller Augen waren auf das brennende Papier gerichtet, welches die Gräfin, um sich des Anblickes länger zu erfreuen, so hielt, daß die Flammen nur sehr langsam niederwärts glitten. Niemand sprach ein Wort; die eigenthümlich roth beleuchteten Gesichter dagegen drückten eine Spannung aus, als ob von der Vernichtung des Documentes das Geschick von Welten abgehangen hatte, und merkwürdig contrastirte der auf den Zügen der Geschwister ausgeprägte Triumph zu dem Bedauern, mit welchem Merle das Papier in Asche zerfallen sah, dem er eine so reiche Beute abzugewinnen gewußt hatte.
Als die Flammen endlich die behandschuhten Fingerspitzen der Gräfin berührten, legte sie den letzten Rest des Papiers vor sich nieder, sorgfältig darauf achtend, daß auch dieser vollständig verzehrt wurde.
Die Flamme erlosch; eilfertig tanzten und rannten die letzten Funken auf den schwarzen Aschenflocken hin und her, und tiefer neigten die drei Gesichter sich über dieselben hin.
Sie boten einen unheimlichen Anblick dar, diese von den verschiedenartigsten Gefühlen bewegten Menschen, wie sie in der Ausführung verbrecherischer Anschläge jeden Standesunterschied vergaßen, sich gleichsam auf eine Stufe stellten und unwillkürlich dichter zusammenrückten; doppelt unheimlich bei der Todtenstille, welche sie umgab.
»Es ist geschehen!« sagte die Gräfin endlich mit einem Ausdrucke, als wäre eine unendliche Last von ihrer Brust gewälzt worden, und zugleich verschwand ein kleines, geisterbleiches Antlitz, welches während der letzten Minuten neugierig in das Gemach hineingespäht hatte, hinter dem Thürpfosten.
»Es ist geschehen!« wiederholte der Graf in gleicher Weise.
»Ja, es ist geschehen!« sagte auch Merle, indem er seine Hand krampfhaft auf die mit Gold gefüllte Tasche drückte, wobei er sich eines gewissen Bedauerns nicht erwehren konnte, nicht mehr gefordert zu haben.
Die Gräfin und der Graf erhoben sich.
Erstere warf noch einen starren Blick auf das schwarze Aschenhäufchen und dann vernichtete sie auch dieses, indem sie ihren schmalen Fuß heftig auf dasselbe stellte.
Ein giftiges Hohnlächeln flog über ihr stolzes Gesicht, ein Hohnlächeln, welches sogar Merle mit Scheu erfüllte.
»Die Todten kehren nicht in's Leben zurück, und in Asche ist der letzte Beweis zerfallen!« sagte sie laut und vernehmlich, obwohl wie zu sich selbst sprechend. Dann aber sich emporrichtend, zeigte sie einen Ausdruck, so ruhig und kalt, als wären die Begebenheiten der letzten Stunden nur ein harmloser Traum gewesen.
»Gestatten Sie uns jetzt, Ihre Fallthür zu verlassen?« fragte sie den Gauner, und ihre Lippen kräuselten sich höhnisch und in grenzenloser Verachtung empor.
»Die gnädige Gräfin haben in diesem Hause wie auch ganz besonders über meine Person zu befehlen,« antwortete Merle unterwürfig; »sei es Tag oder Nacht, die gnädigen Herrschaften werden stets einen gewissenhaften Diener in mir finden.«
»Gut, so befehle, ich Ihnen, uns voranzuleuchten ...« - Hier schwieg die Gräfin bestürzt; ein leises, schlürfendes Geräusch hatte von dem Gange her ihr Ohr erreicht.
»Was war das?« fragte sie ängstlich. »Ich hoffe, es sind keine Zeugen zugegen gewesen?«
»Keine anderen Zeugen, als Ratten und Mäuse,« erwiderte Merle, der sich ebenfalls entfärbt, aber schnell wieder gefaßt hatte. »Den Weg hier herauf zu finden, würde selbst am hellen Tage Niemandem gelungen sein, ohne sich durch Knarren und Poltern anzumelden; aber kommen die gnädigen Herrschaften und überzeugen Sie sich selbst.«
So sprechend, schritt er, beständig hinter sich leuchtend, auf den Gang hinaus und diesem nachfolgend bis an die leiterähnliche Treppe vor. Hier blieb er eine Weile lauschend stehen, und mit ihm lauschten die beiden Geschwister.
Todtenstille herrschte in dem ganzen Hause; von der Straße herauf hallten deutlich die schweren Schritte eines einzelnen Vorübergehenden, während aus der Ferne sich das gedämpfte Rollen der Wagen vernehmen ließ und von den Thürmen der Kirchen das Ende der Mitternachtsstunde angemeldet wurde.
»Dies ist ja eine schreckliche Passage!« brach der Graf endlich das Schweigen, indem er bis dicht an die Treppe vortrat und niederwärts schaute. »Wie sollen wir da hinuntergelangen?«
»Der Weg ist allerdings etwas unbequem,« entgegnete Merle und behutsam kletterte er voraus, um seinen Begleitern diejenigen Stufen zu bezeichnen, welchen sie sich ohne Besorgniß anvertrauen durften. »Ich habe Sie im Dunkeln heraufgeführt, weil ich vermuthete, Sie würden mir nicht folgen, wenn Sie den halsbrechenden Weg sähen.«
»Verräth uns der Lichtschimmer nicht?« fragte die Gräfin, einen gleichgültigen Blick in die schwarze Tiefe sendend.
»Hier oben nicht,« antwortete Merle, »unten dagegen werde ich das Licht auslöschen müssen.«
Dies waren die letzten Worte, die in dem verödeten Hause gewechselt wurden.
Zehn Minuten später lugte Merle vorsichtig durch die Thürspalte auf die Straße hinaus.
»Die Luft ist rein,« flüsterte er rückwärts.
Die Pforte knarrte und kreischte, die drei Gestalten traten hastig in's Freie, und mit klingendem Schalle flog der fest herangezogene Riegel des verrosteten Schlosses in die leere Haft des Thürpfostens.
Ohne einen Augenblick zu zögern, traten die nächtlichen Wanderer eiligen Schrittes den Heimweg an, Merle als Führer voran, und dicht hinter ihm der Graf und die Gräfin. Die Luft war kalt, die Sterne funkelten hell und fröstelnd; die drei Wanderer dagegen schienen abgestorben gegen äußere Einflüsse zu sein, in ihren Adern rollte das Blut heiß und wild.
Weit waren die Umwege, auf welchen der schlaue Merle seine hohen Gönner deren heimischem Stadtviertel zuführte, und nur langsam vergrößerte sich die Entfernung zwischen ihnen und dem verödeten Hause.
Dem Hause sah Niemand an, daß daselbst überhaupt eine heimliche Zusammenkunft stattgefunden hatte; Balken und Mauerwerk können ja nichts erzählen, und die Steine, die Riekchen aus dem Fachwerke genommen hatte, befanden sich längst wieder in ihrer alten Lage.
Riekchen selbst aber eilte flüchtigen Fußes durch die engen Gassen in nächster Richtung dem heimatlichen Obdache zu.
Ihr Herz war so voll; sie mußte zu ihrer Mutter, um zu erzählen von den schönen, vornehmen Leuten, die mit dem Vater wie mit Ihresgleichen gesprochen und ihm so viel, viel Geld gegeben hatten. Sie mußte erzählen von dem Feuerwerke und der Fallthür, und wie es ihr gelungen, unentdeckt bis in fast unmittelbare Nähe der schönen, vornehmen Herrschaften zu gelangen.
Ja, des armen Kindes Herz war bis zum Zerspringen voll: der Vater war plötzlich unermeßlich reich geworden, noch reicher als der König; denn nur mit genauer Noth hatte er das viele, viele Geld in seiner Tasche zu bergen vermocht, und brauchten sie daher nie wieder gegen Noth und Sorgen zu kämpfen.
Hm, wie die glückliche Tochter durch die verödeten Gassen rannte! Bald auf der einen, bald auf der andern Seite huschte sie einher; ihre Füße waren so leicht, wie noch nie im Leben; aber sie mußten wohl leicht werden, denn die Aussichten für die Zukunft waren ja so schön, so schön, daß es sich gar nicht beschreiben läßt und dem armen Riekchen der Kopf förmlich schwirrte und schwindelte.
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