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Jetzt sollt ihr auch ein Rätsel lösen: „Wer hat die schönsten Herden?“ - Nun ratet einmal, ihr lieben Kinder, wer hat denn die schönsten Herden? Wisst ihr es? Nein? - Dann wollen wir ein Liedchen lernen.
Wer hat die schönsten Herden? Die hat Herr Jesus Christ;
vieltausend hier auf Erden, vieltausend wo er ist.
O du freundlicher Hirt! O du freundlicher Hirt,
sei mir gnädig, sei mir gnädig, o du freundlicher Hirt!
Willst du die Herden sehen, die Lämmer zart und fromm?
Lass Welt und Sorgen stehen, zur Sonntagsschule komm!
Auf Gottes Aue weiden die Kleinen hier mit Lust;
der Hirte trägt mit Freuden das Schwache an der Brust.
Die Kinder singen, spielen, der Hirt ist ihre Freud;
und manches Herz muss fühlen: der Tag des Herrn ist heut.
O singt: Die schönsten Herden, die hat Herr Jesus Christ;
vieltausend hier auf Erden, vieltausend wo er ist.
Dieses Lied war eben ein Rätsel. Aber es wurde auch gleich die Auflösung gegeben. Wenn ihr auch ein Rätsel kennt, dann fragt doch die Mutti, ob sie es raten kann. Das macht viel Spaß, wenn es die anderen nicht gleich raten können. Au ja!
Nun wollen wir beten: Lieber Heiland, wir danken dir, dass wir so fröhlich singen und auch so lustig raten können. Wir wollen dir danken für deine Gnade jeden Tag. Amen.

15.
Januar
„Gott tut große Dinge, die wir nicht begreifen. Er spricht zum Schnee: ,Falle zur Erde!‘, so ist der da.“
Hiob 37,5.6
Das ist aber ein schönes Winterbild, da können wir sehr viel sehen. Im Hauseingang steht eine alte Frau, die ordentlich friert. Die Krähen picken auf der Erde die letzten Brotkrümel auf. Vorne ziehen die Kinder einen Schlitten und der Hund bellt laut. „Ich will auch mitfahren“, meint er. An der Hauswand steht ein Schneemann, die Kinder haben Schneebälle gemacht und werfen sie gegen den eisigen Mann. Obwohl er einen großen Besen hat, kann er sich gar nicht wehren, er ist ganz steif gefroren.
Ja, Gott hat auch den Schnee gemacht, deshalb rufen die Kinder:
„Ei, du liebe, liebe Zeit, ei, wie hat‘s geschneit!
Rings herum, wie ich mich dreh; nichts als Schnee und lauter Schnee.
Wald und Wiesen, Hof und Hecken, alles steckt in weißen Decken!
Und im Garten jeder Baum, jedes Bäumchen voller Flaum!
Auf dem Sims, dem Blumenbrett liegt er wie ein Federbett!
Auf den Dächern um und um, nichts als Baumwoll‘ ringsherum!
Und der Schlot vom Nachbarhaus, wie possierlich sieht er aus:
Hat ein weißes Müllerkäppchen, hat ein weißes Bäckerjäckchen!
Meint man nicht, wenn er so raucht, dass er jetzt sein Pfeifliein schmaucht?
Und im Hof der Pumpenstock hat gar einen Zottelrock
und die pudrige Perücke und den Haarzopf im Genicke
und die ellenlange Nase geht schier vor bis an die Straße!
Und gar draußen vor dem Haus! War nur erst die Schule aus!
Aber dann, wenn‘s noch so stürmt, wird ein Schneemann aufgetürmt.
Dick und rund und rund und dick, steht er da im Augenblick.
Auf dem Kopf als Hut ,nen Tiegel und im Arm den langen Prügel
und die Füße tief im Schnee: Und wir rings herum, juchhe!
Ei, ihr lieben, lieben Leut‘! Was ist heut das eine Freud!“ (F. Güll)
Die Kinder freuen sich im Winter. Die älteren Leute sagen oft „Das ist ein schlechtes Wetter“, weil sie so frieren. Aber Gott im Himmel hat alles richtig gemacht - auch den Winter.
„Sing Gottes Lob im Winter auch, er ist so treu und gut;
er nimmt vor Frost und Sturmeshauch die Saat in seine Hut.
Er deckt sie mit dem Schnee so dicht, so weich und sicher zu;
sie merkt den harten Winter nicht und schläft in stiller Ruh!
Singt Gottes Lob zur Winterzeit, er ist so treu und gut;
er schenkt dem Sperling warmes Kleid und warmes, rasches Blut.

Er zeiget ihm sein Futter an, ein Körnlein hie und da
und führt ihn, da er‘s finden kann, auf Wegen fern und nah.
O, lobet Gott den Winter lang, er ist so treu und gut
und führt auch euer Füße Gang und gibt euch frohen Mut.
Und schenkt euch gute Gaben viel für euren Leib und Geist,
schenkt Kraft zum Fleiß und Lust zum Spiel und Glauben allermeist.“
Wir wollen beten: Wir danken dir, großer Gott, auch für den Winter und für deine Hilfe bei allen Menschen und Tieren. Gib uns bitte Gelegenheit, dass wir darauf achten, dass keiner hungert und friert. Amen.
16.
Januar
„Übe dich selbst aber in der Gottesfurcht.“
1. Timotheus 4,7
Alle kleinen Kinder malen sehr, sehr gern. Manchmal malen sie aber auch an die Wände, auf das Tischtuch oder an die Tür. Dann sagen die älteren Menschen: „Narrenhände beschmieren Tisch und Wände.“ Aber es sind ja gar keine Narrenhände, die Kinder wissen bloß noch nicht, wie teuer eine Tapete oder ein Tischtuch ist, wenn man alles neu kaufen muss. Deshalb müssen die Eltern es ihnen erklären und den Kindern dann ein schönes Blatt Papier zum Zeichnen geben.
Malst du auch so gern? - Was malst du denn am liebsten? - Zähl einmal alles auf! Ja, die kleinen Kinder zeichnen oft so gern. Wenn sie aber dann größer werden, wollen sie es nicht mehr tun oder sie denken, sie könnten gar nicht richtig malen. So habe ich auch gedacht, deshalb malte ich in der Schule zuerst nicht so gern. Ich dachte immer, das sieht alles so schlecht und schief aus. Ich schämte mich zu malen. Einmal hatten wir eine Hausaufgabe auf, wir sollten ein Bild zeichnen. Da ich meinte, ich könnte nicht zeichnen, habe ich es erst gar nicht getan. Ich dachte, vielleicht fragt der Lehrer nicht danach. Aber gerade, wenn man so denkt, wird man doch gefragt. „Wo hast du deine Zeichnung, Jost?“, wollte der Lehrer wissen, „hast du überhaupt gezeichnet?“ „Ja“, sagte ich, „die Zeichnung liegt zu Hause auf dem Küchentisch!“ Das war natürlich eine Lüge und ich bekam einen richtigen Herzstich. „Auf dem Küchentisch?“ lachte der Lehrer, „na da liegt sie ja gut. Also, dann lauf schnell nach Hause und hole sofort die Zeichnung.“ O Schreck, jetzt bekam ich große Angst. Was sollte ich tun? Wenn ich nach Hause laufen würde, dann hätte ich keine Zeit mehr, noch schnell etwas zu zeichnen. Also ging ich auf den Schulhof und nahm mir das Fahrrad eines Schulkameraden. Das war auch nicht richtig. Dann fuhr ich ganz schnell nach Hause. „Mutti, Mutti!“ schrie ich erregt, „komm schnell und male mir ein Bild! Einen Bahnhof, eine Eisenbahn und Menschen sollen darauf sein.“ „Aber Junge“, sagte die Mutti, „ich kann doch gar nicht zeichnen.“ „Du musst, du musst!“ rief ich, „sonst bekomme ich Schläge in der Schule. Ich habe gesagt, dass die Zeichnung zu Hause auf dem Küchentisch liegt.“ Da weinte die Mutti, denn sie wusste, dass Gott gesagt hatte: „Du sollst nicht lügen.“ Die Lügen sind die schlimmsten Sünden, dadurch entfernen wir uns immer weiter von unserem Schöpfer. Später, als ich größer war, wurde ich der beste Zeichner in der Klasse und dann ging ich sogar in eine große Zeichenschule und übte immer fleißig. Ludwig Richter, der Maler, der all diese schönen Bilder gezeichnet hat, schaute als Kind zu, wie sein Vater auch so schöne Bilder malte. Dann fing er später an, fleißig zu üben und immer wieder zu üben.
„Übung macht den Meister!“ Deshalb konnte er auch solche schönen Bilder für uns zeichnen. Wir sollen uns üben in der Gottesfurcht, das heißt, in allem, was Gott erfreut, sollen wir uns fleißig üben: im Beten und Arbeiten, im Singen und Lesen und auch im Zeichnen.
Wir wollen nun beten: Lieber Gott, wir wollen immer das Gute zu tun üben, so wie es dein Sohn Jesus Christus getan hat. Darum haben ihn ja auch alle Menschen „guter Meister“ genannt. Amen.

17.
Januar
„Ich habe euch immer gezeigt, dass man arbeiten muss, um den Armen helfen zu können. Denkt an die Worte des Herrn Jesus. Er hat selbst gesagt: ,Geben macht mehr Freude als nehmen.‘“
Apostelgeschichte 20,35; GN
Wenn wir etwas geschenkt bekommen, dann freuen wir uns sehr. Je mehr sie bekommen, desto mehr freuen sich die Kinder und auch die Erwachsenen. Aber der Herr Jesus hat nun zu den Menschen gesagt: „Geben ist freudevoller als nehmen.“ Was meint ihr denn nun? - Wenn ich meine liebe Puppe oder mein schönes Auto einem anderen Kind schenken soll, dann habe ich mehr Freude daran, sagt der Herr Jesus. Stimmt das? Ich hatte einen guten Freund, der freute sich immer. Sein Gesicht war ganz fröhlich: „Ach, ich freue mich immer, wenn ich dir etwas schenken kann“, sagte er überglücklich. Mal schenkte er mir ein Buch oder eine Tafel Schokolade oder eine Blume. Immer hatte er etwas bei sich, um es weiter zu verschenken. Deshalb bekam er auch so ein freudiges Gesicht und er lachte sehr oft. Wer nur immer etwas haben will, der wird bald sehr undankbar. Er wird immer gieriger und kann sich gar nicht mehr freuen. Als kleiner Junge habe ich gelernt: „Je mehr er hat, je mehr er will, nie schweigen seine Klagen still.“ - So ist das auch.
Es wurde schon dunkel, der Mond leuchtete am Himmel und die Großmutter konnte nicht mehr mit der Spindel arbeiten. Wisst ihr, was man früher mit der Spindel machte? Ja, die Frauen stellten Wolle her und später den Stoff, um Kleider zu nähen. „Großmutter, erzähl uns doch bitte eine Geschichte!“ sagte der Kleine. Er hörte so gern zu, wenn die Großmutter erzählte. „Dann will ich euch die Geschichte von dem Dichter Johann Peter Hebel erzählen:
„Ein Fürst traf auf einem Spazierritt einen fleißigen und frohen Landmann, der fröhliche Lieder beim Pflügen sang. Der Fürst fragte ihn, ob er so fröhlich sei, weil er ein so gutes Ackerland habe. „Nein“, sagte der Landwirt, „ich bin ein Arbeiter und bekomme täglich 15 Kreuzer Lohn.“ (1 Kreuzer = 4 Pfennige)
„Das ist nicht viel, Landmann“, sagte der Fürst, „damit kann man doch nicht auskommen.“
„Ach, Herr“, sagte der einfache Arbeiter, „wenn ich alles für mich brauchen würde, wäre ich meines Lebens nicht froh. Fünf Kreuzer genügen mir, mit fünf Kreuzern zahle ich meine Schulden ab und fünf Kreuzer spare ich noch.“
Da staunte der Fürst: „Und dabei singst du auch noch: Lass die Herzen immer fröhlich und mit Dank erfüllet sein, denn der Vater in dem Himmel nennt uns seine Kinderlein?“
„Ja, Herr, meine fünf Kreuzer teile ich noch mit meinen Eltern, die nicht mehr arbeiten können, und für die Kinder, die noch in der Schule etwas lernen müssen, sorge ich auch davon. Die Eltern haben alles mit mir geteilt und ich glaube, meine Kinder werden später auch ihren Verdienst mit mir teilen. So haben wir immer etwas, um Gott zu danken und den anderen Menschen zu geben.“ Als der Fürst das hörte, schenkte er dem Landmann noch eine stattliche Summe Geld. Er lernte jetzt das Wort Jesu verstehen: Geben ist seliger als nehmen.“
Ob wir das auch einmal ausprobieren? Was willst du denn heute dem Vati, der Mutti, den Geschwistern oder Freunden schenken? Na, überleg mal.
Wir wollen beten: Herr Jesus, du hast den Menschen immer etwas gegeben und warst immer fröhlich. Du hattest keine Wohnung, kein Bett und kein Geld. Lass uns auch so fröhlich sein wie du es warst. Amen.

18.
Januar
„Vor einem grauen Haupt sollst du aufstehen und die Alten ehren und sollst dich fürchten vor deinem Gott; ich bin der Herr.“
3. Mose 19,32
Wenn man früher in der Straßenbahn war und ein älterer Mensch kam in das Abteil, dann standen die Kinder auf, damit die älteren Leute sitzen konnten. Das freut die alten Menschen und sie freuen sich auch, wenn ihre Kinder oder Enkelkinder fröhlich zu ihnen kommen.
Der Großvater hat heute Geburtstag und die drei Enkelkinder sind zu Besuch gekommen. Sie tragen alle einen kleinen Blumenstrauß in der Hand. Die Großmutter ist aufgestanden und freut sich: „Das ist aber schön, dass ihr dem Großvater gratulieren wollt.“ Der Jochen sagt dann: „Lieber Großvater, ich gratuliere dir… dich… zu deinem Geburtstag.“ Vor Schreck wusste er nicht: heißt es nun dir oder dich. Wisst ihr es, liebe Kinder? Dann singen sie alle ein schönes Lied. Was für ein Lied singen sie wohl? Sie singen ein Danklied für Gott, denn Gott hat ja den Opa behütet und gesund erhalten. Wollt ihr mitsingen? „Danket dem Herrn! Wir danken dem Herrn; denn er ist freundlich und seine Güte währet ewiglich, sie währet ewiglich.“
Dann singt der Jochen ganz allein: „Lobet den Herren! Ja, lobe den Herrn auch meine Seele; vergiss es nie, was er dir Gut‘s getan, was er dir Gut‘s getan.“
Jetzt beugt sich die Großmutter über den Tisch und sagt: „Na, meine kleine Carla, du kannst doch auch so schön singen, deine große Schwester hilft dir dabei. Da freut sich der Opa sehr, du hast ihn doch auch ganz lieb, nun guck ihn auch einmal richtig an!“ Dann singen die beiden Mädchen: „Groß ist der Herr! Ja, groß ist der Herr; sein Nam‘ ist heilig und alle Welt ist seiner Ehre voll, ist seiner Ehre voll.“
„Fein, das war sehr schön“, sagt der Opa und steht langsam mit seinem Krückstock auf. Dann hebt er seine Hände und segnet die Kinder: „Herr, unser Vater im Himmel, segne diese Kinder und lass sie allezeit in deiner Obhut sein. Behüte sie durch deine heiligen Engelscharen, wie du mich auch behütet hast in den vergangenen achtzig Jahren.“ Wie alt ist der Opa? - Achtzig Jahre!
Dann erzählte die Großmutter noch eine Geschichte:
„Es war einmal ein steinalter Mann, dem waren die Augen trüb geworden, die Ohren taub und die Knie zitterten ihm. Wenn er bei Tisch saß und den Löffel kaum halten konnte, schüttete er oft Suppe auf das Tischtuch und manchmal fiel ihm auch wieder etwas aus dem Mund. Sein Sohn und dessen Frau ekelten sich davor, deswegen musste sich der alte Großvater eines Tages hinter den Ofen in die Ecke setzen und sie gaben ihm sein Essen in ein altes Schüsselchen. Da sah er betrübt nach dem Tisch und seine Augen wurden ihm nass. Einmal konnten seine zittrigen Hände das Schüsselchen nicht festhalten; es fiel zur Erde und zerbrach. Die junge Frau schimpfte, er aber sagte nichts und seufzte nur. Da kauften sie ihm ein hölzernes Schüsselchen für ein paar Heller, daraus musste er nun essen. Als die Eltern wieder einmal am Tisch saßen, trug der Enkel von vier Jahren einen Holzklotz vorbei. „Was machst du da?“ fragt der Vater. „Ich mache einen Holztrog“, antwortete das Kind, „daraus sollen Vati und Mutti essen, wenn ich groß bin.“ Da sahen sich die Eltern eine Weile an, fingen endlich an zu weinen, holten sofort den alten Großvater wieder an den Tisch und ließen ihn von nun an immer mitessen, sagten auch nichts, wenn er ein wenig verschüttete.“

Jetzt wollen wir beten: Großer Gott, wir wollen uns freuen, wenn wir noch einen so lieben Opa haben und wir wollen ihn recht lieb haben und daran denken, dass wir ja auch einmal alt werden können. Segne die Großeltern! Amen.
19.
Januar
„Gastfrei zu sein, vergesset nicht; denn dadurch haben etliche ohne ihr Wissen Engel beherbergt.“
Hebräer 13,2
„Ein froher Gast ist niemand zur Last“, sagen die Leute. Leider nehmen die meisten Menschen keine Gäste mehr auf. Sie schicken die Freunde in ein Hotel oder in ein Gasthaus. Hört nun die Geschichte von dem „Fremden Kind“. „In einem Häuschen am Eingang des Waldes lebte ein armer Tagelöhner, der sich mit Holzhauen mühsam sein Brot verdiente. Er hatte eine Frau und zwei Kinder, einen Jungen und ein Mädchen. Die waren gehorsam und lieb zu den Eltern und halfen ihnen fleißig bei der Arbeit. Als die guten Leute nun eines Winterabends, da es draußen schneite und wehte, zusammensaßen und ein Stücklein Brot verzehrten, dafür Gott von ganzem Herzen dankten und der Vater noch aus den biblischen Geschichten vorlas, da pochte es leise ans Fenster und ein feines Stimmchen rief draußen: „O, lasst mich in eurer Haus. Ich bin ein armes Kind und habe nichts zu essen und kein Obdach und meine, vor Hunger und Frost umzukommen. O, lasst mich ein!“ Da sprangen die Kinder vom Tisch auf, öffneten die Tür und sagten: „Komm herein, armes Kind! Wir haben selber nicht viel, aber immer noch mehr als du und was wir haben, das wollen wir mit dir teilen. „ Das fremde Kind trat ein und wärmte sich die erstarrten Glieder am Ofen und die Kinder gaben ihm zu essen, was sie hatten, und sagten: „Du wirst müde sein. Komm, leg dich in unser Bettchen! Wir können auf der Bank schlafen.“ Da sagte das fremde Kind: „Dank es euch mein Vater im Himmel!“
Sie führten den kleinen Gast in ihr Kämmerlein, legten ihn zu Bett, deckten ihn zu und dachten: O, wie gut haben wir es doch! Wir haben unsere warme Stube und unser Bettchen, das arme Kindchen aber gar nichts als den Himmel zum Dach und die Erde zum Lager. Als die Eltern nun zur Ruhe gingen, legten sich die Kinder auf die Bank beim Ofen und sagten zueinander: „Das fremde Kind wird sich freuen, dass es warm liegt. Gute Nacht.“ Die guten Kinder schliefen glücklich bis zur Morgendämmerung. Da erwachte die kleine Marie und weckte leise ihren Bruder, indem sie sprach: „Valentin, wach auf, wach auf! Höre doch die schöne Musik!“ Da rieb sich Valentin die Augen und lauschte. Es war ein wunderbares Klingen und Singen, das sich vor dem Haus vernehmen ließ, und wie mit Harfen begleitet, hallte es: „Wir grüßen dich mit Harfenschlag, o heilges Kind und Lobgesang. Du liegst in Ruh in dunkler Nacht; wir halten treu bei dir die Wacht. Wer dich aufnimmt, wird hoch entzückt; o, Heil dem Haus, das du beglückt!“ Das hörten die Kinder und es befiel sie eine freudige Angst; sie traten ans Fenster, um zu schauen, was draußen geschah. Im Osten sahen sie das Morgenrot glühen und vor dem Haus viele Engel stehen, die goldene Harfen in den Händen hatten und mit silbernen Kleidern angetan waren.“
Liebe Kinder, das ist zwar nur eine Geschichte, aber wir wollen immer daran denken, dass wir Menschen gerne beherbergen; denn der Segen Gottes ruht auf allen Menschen, die anderen helfen und sie in ihr Haus aufnehmen.
Jetzt wollen wir beten: Lieber Heiland, du hast viele tausend Engel auf diese Erde gesandt, damit sie uns immer begleiten und führen. „Komm, Herr Jesus, sei du unser Gast.“ Amen.

20.
Januar
„Du hast die Durstigen nicht getränkt mit Wasser und hast dem Hungrigen dein Brot versagt.“
Hiob 22,7
Hunger tut weh, sehr weh! Als ich ein kleiner Junge war, las die Mutti mir etwas aus einem Buch vor. Dieses Buch hieß: „Peter geht auf Hamsterfahrt.“ „Was ist denn eine Hamsterfahrt?“ fragte ich. „Ja“, sagte die Mutti, „Hamsterfahrten gab es nach dem ersten großen Weltkrieg. Die Menschen in der Stadt hatten nichts zu essen, darum fuhren sie in die Dörfer zu den Bauern und tauschten allerlei Sachen gegen Lebensmittel ein. Die Menschen hatten wohl Geld, konnten sich aber dafür in den Geschäften nichts kaufen.“
Könnt ihr das verstehen? - Nein? Ich habe es auch nicht verstanden, darum fragte ich: „Warum konnten die Menschen nichts kaufen? Wir bekommen doch alles für unser Geld.“ „Es gibt Zeiten“, antwortete die Mutter, „da haben die Geschäfte nichts zu verkaufen da. Wenn man dann nicht vor Hunger sterben will, muss man Hamstern fahren, das heißt betteln gehen, von Tür zu Tür und die Bauern fragen: „Haben Sie vielleicht etwas Brot, Fleisch, Käse oder Kartoffeln?“ „Das verstehe ich nicht“, habe ich gesagt. Meine Mutter erwiderte: „Als ich so klein war wie du jetzt, habe ich es auch nicht begreifen können, was Hunger leiden heißt. Erst als ich es dann nach dem Krieg selbst miterlebte, begriff ich es. Hoffentlich lernst du es nie kennen.“ Dann kam ein zweiter, großer Weltkrieg und danach gab es noch weniger zu essen. Die Menschen haben Kartoffelschalen gekocht und gegessen. Sie waren froh, irgendetwas zu bekommen, um ihren Magen zu füllen. So bin ich dann auch im strengen Winter, als es sehr, sehr kalt war, mit der Eisenbahn weit fort gefahren, um bei den Bauern Kartoffeln oder Korn zu erbetteln. Einmal wankte ich durch den scharfen Ostwind in ein Bauerngehöft. Der große Kettenhund bellte ganz grässlich und ich hatte große Angst, aber der Hunger war stärker. Zitternd kam ich in den Hausflur. Als ich endlich in die Küche hineingelassen wurde, war mir schon ganz schwindlig vor Hunger. Der Bauer kam und brachte den Hund mit. Der legte sich unter den Tisch. Jetzt holte der Bauer ein großes, frisches Brot, hm…, wie das duftete. Das Wasser lief mir im Mund zusammen. Dann schnitt der Bauer eine Scheibe Brot ab und bestrich sie mit Schmalz. Ich freute mich schon, endlich, endlich etwas zu essen zu bekommen. Dann schnitt der Bauer das Brot in kleine Stücke. Ich dachte: „Das braucht er doch gar nicht zu tun, ich habe ja noch gute Zähne, um zu kauen.“ Und dann passierte etwas Furchtbares. Der Bauer nahm das Brot und warf ein Brotstückchen nach dem anderen zu dem Hund hinunter unter den Tisch und sagte ganz höhnisch zu mir: „Komisch, der Hund frisst kein trockenes Brot, nur wenn Schmalz darauf gestrichen ist.“ Ich fing beinahe an zu weinen, denn der Bauer gab mir nicht ein Stückchen Brot, er schmiss alles dem Hund zu. „Ach“, dachte ich, „könntest du doch nur ein Hund sein und unter dem Tisch liegen und das schöne, schöne Brot essen.“ Ja, so kann es gehen. Gott wird diesen Bauer einst im Himmel fragen: „Warum hast du dem Jungen, der solch einen mächtigen Hunger hatte, nicht ein Stückchen Brot gegeben, du hartherziger Mann?“ Hoffentlich hat der Bauer noch über seine Sünde Buße getan und Vergebung bekommen.
Nun wollen wir beten: Lieber Gott, wir wollen durch deine Gnade ein barmherziges Herz haben und allen Menschen, die irgendwo Hunger haben, etwas zu essen geben. Hilf du uns dabei. Amen.

21.
Januar
„Und er kehrte zurück zu dem Mann Gottes mit allen seinen Leuten. Und als er hinkam, trat er vor ihn und sprach: Siehe, nun weiß ich, dass kein Gott ist in allen Landen, außer in Israel.“
2. Könige 5,15
Die Oma mit der kleinen Brille hat ein großes Buch auf dem Schoß: die Bibel. Da liest sie die Geschichte von dem Feldhauptmann Naeman, wie er so krank war. Naeman war ein Ausländer, ein Syrer. Er hatte eine schwere Krankheit, nämlich Aussatz. Diese Krankheit war sehr ansteckend. Wenn er anderen Menschen nur die Hand gab, dann wurden sie auch sehr krank und mussten schließlich sterben. Deshalb durften die Aussätzigen nicht mehr in der Familie wohnen, sondern irgendwo in einer Höhle draußen vor der Stadt oder vor dem Dorf. Wenn jemand in ihre Nähe kam, schrien sie: „Aussätzig! Aussätzig!“
Vielleicht war der Aussatz bei Naeman zuerst an einer ganz, ganz kleinen Stelle auf der Brust zu sehen. Aber sie wurde immer größer und der Aussatz verbreitete sich schon auf dem Bauch, an den Beinen, auf der Schulter und an den Armen. Noch wurde der Aussatz von der Uniform verdeckt, und man konnte ihn nicht sehen. Naeman wusste aber, bald würde er auch im Gesicht und an den Händen sein und dann würden es alle Leute sehen. Deshalb ging der Feldhauptmann zu seinem König und sagte ihm alles. Er erzählte ihm auch von seiner Dienstmagd, die aus Israel war. Sie habe ihm verraten, dass in Israel Propheten seien, die zu Gott beten, und er würde jede Krankheit heilen. Da schickte der König von Syrien seinen Feldhauptmann Naeman zu dem König von Israel. Er gab ihm auch viele Geschenke mit. Stellt euch vor, zehn Zentner Silber, 6000 Goldgulden und zehn Feierkleider. Aber der König von Israel konnte dem Feldhauptmann nicht helfen. Nun, die Magd hatte ja auch gesagt, er soll zu den Propheten gehen. Da fuhr Naeman nach Samaria zu dem Propheten. Aber der Prophet kam gar nicht aus seinem Hause heraus, sondern schickte seinen Diener. Der sagte zu Naeman: „Fahre ein Stück weiter, da ist ein Fluss, der Jordan, dort gehe ins Wasser und tauche dich siebenmal unter.“ Da wurde Naeman sehr böse, denn er hatte gehofft, der Prophet würde mit ihm beten.