...denn ihrer ist das Himmelreich

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Nun wollen wir beten: Lieber Gott, wir danken dir, dass, solange die Erde steht, Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht nicht aufhören und du uns nie vergisst. Hilf uns immer, ob wir schwitzen oder frieren, ob wir hungern oder satt sind. Amen.
12.
Februar
„Behüte mich wie einen Augapfel im Auge, beschirme mich unter dem Schatten deiner Flügel.“
Psalm 17,8
Es war in der Zeit eines großen Krieges. Böse Menschen mit Gewehren kamen in ein kleines Dörfchen. Sie zündeten die Häuser an, sie raubten und plünderten, wo sie nur konnten. Draußen vor dem Dörfchen stand abseits ein Häuschen. Die meisten Einwohner des Ortes waren in den Wald geflohen. Eine Mutter aber blieb in dem einsamen Gehöft zurück. Sie kniete neben der Wiege ihres Kindes nieder und betete: „Lieber Gott, du kannst uns überall beschützen und beschirmen, auch wenn die Feinde kommen und uns bedrohen, du großer allmächtiger Gott wirst uns auch hier behüten.“ Vom Dorf her hörte man ein schreckliches Geschrei. Viele Häuser brannten lichterloh, die Tiere brüllten und die Glocken läuteten Sturm. Es war ein ungeheurer Lärm, der immer näherkam. Die Mutter hatte die Haustür gut verriegelt, aber als die feindlichen Soldaten mit ihren Gewehrkolben kräftig gegen das alte, morsche Holz stießen, sprang die Tür schnell auf.
Die Mutter des kleinen Babys war ganz erschrocken und bleich, als sie die bösen Menschen sah, die vor der Tür standen. Schnell lief sie zu der Wiege, legte ihre Hände über das Kind und begann mit lauter Stimme zu singen:
„Breit aus die Flügel beide, o Jesu, meine Freude,
und nimm dein Kücklein ein!
Will Satan mich verschlingen, so lass die Engel singen:
dies Kind soll unverletzet sein.“
Die wilden Soldaten standen wie erstarrt da. Einer dieser rauen Gesellen kam zur Wiege und legte seine große Hand auf das Köpfchen des Babys. Seine Lippen bewegten sich wie zum Gebet und dicke Tränen rannen ihm über die Wangen. Still reichte er der Mutter die Hand. Alle Soldaten gingen wie auf Befehl schweigend aus dem Haus. Die Mutter betete noch lange an der Wiege des Kindes und dankte Gott für seine Hilfe: „Vater, ich danke dir, dass du gerade eben deinen Schutzengel uns zur Seite gestellt und uns bewahrt hast.“
Als sie nach einiger Zeit vom Gebet aufstand und zum Fenster ging, sah sie den Soldaten unter einem Birnbaum stehen. Er hatte sein Gewehr im Arm und passte nun auf, dass kein anderer Soldat mehr kam, um vielleicht das Haus anzustecken.
Erst als es Nacht geworden war und die Feinde abrückten, verließ der Soldat seinen Posten. So wurde diese Frau durch die Gnade Gottes wunderbar behütet.
Als ich ein kleiner Junge war, habe ich es auch erlebt, wie wunderbar Gott Menschen behüten und beschützen kann. Meine Mutti hat in diesen schlimmen Tagen auch sehr viel für uns Kinder gebetet. In allen Gefahren ist uns niemals etwas passiert.
Nun wollen wir auch beten: Lieber Gott, wir danken dir, dass du uns unter dem Schatten deiner Flügel behütest und beschirmst, wir danken dir auch dafür, dass du alle Tage bei uns bleibst bis an der Welt Ende. Amen.

13.
Februar
„Die Gesunden bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken. Ich bin gekommen zu rufen die Sünder zur Buße, und nicht die Gerechten.“
Lukas 5,31
Gewiss ward ihr schon einmal beim Arzt. Wenn wir krank sind und irgendwo Schmerzen haben, dann gehen wir zum Arzt und lassen uns untersuchen. Der Arzt kennt dann eine Medizin, die er uns verschreibt. Danach geht die Mutti in die Apotheke und holt die Medizin, die wir dann daheim einnehmen müssen.
Ach, manche Kinder wollen die Medizin nicht nehmen, weil sie vielleicht nicht so gut wie Schokolade schmeckt. Aber das ist sehr dumm von ihnen, denn die Arznei soll uns ja gesund machen. Es kann aber auch sein, dass der Arzt etwas anderes sagt, was wir tun sollen, damit wir gesund werden. Er kann uns zum Beispiel bitten, nicht so viel Schokolade und Bonbons zu naschen oder früher ins Bett zu gehen oder mehr Sport zu treiben oder mehr an die frische Luft zu gehen.
Hier steht Ulrich beim Arzt. Er hat in seinen Armen und Beinen starke Schmerzen.
„Das ist bestimmt Rheuma, da sind die Nerven entzündet. Ich schicke dich zu einem Masseur“, sagt der Arzt, „der wird dich dann massieren und dabei wird es besser.“
Nun geht der Ulrich zum Masseur. Wisst ihr, was dieser Masseur macht? Er reibt die kranken Glieder ganz leicht und dann immer stärker, damit alles gut durchblutet wird. Manchmal drückt er ganz bestimmte Gelenke auch kräftiger oder er massiert an der Wirbelsäule. Wo ist denn eure Wirbelsäule? - Nun, fragt einmal die Mutti.
Ja, in einem Massageinstitut trifft der Ulrich seinen Freund Dieter.
„Wie kommst denn du hierher, Dieter, hast du auch Rheuma?“ will Ulrich wissen.
„Ja, in meinem linken Fuß und im Rücken tut es furchtbar weh“, antwortet der Dieter. Der Ulrich zeigt seinen rechten Fuß und sagt: „Bei mir ist es der rechte Fuß.“
Nun kommen sie beide in die Massagekabinen und jeder muss sich auf eine Massagebank legen. Diese Massagekabinen sind nur durch Vorhänge getrennt, man hört alles durch den ganzen Raum. Beide werden zur gleichen Zeit von zwei verschiedenen Masseuren behandelt.
Plötzlich fängt der Ulrich an zu schreien: „Au, au, das tut ja furchtbar weh! Au, au!“
Der Dieter jedoch bleibt während der ganzen Zeit still und ruhig. Hinter seinem Vorhang hört man keinen Laut.
Als die beiden sich wieder im Vorraum treffen, fragt der Ulrich: „Sag mal, wie hast du das bloß ausgehalten? Bei mir hat es am Anfang sehr weh getan, wenn der Masseur die kranke Stelle berührte. Danach wurde es aber besser. Hast du denn gar keine Schmerzen am Anfang gehabt?“ „Nein“, sagt der Dieter, „ich habe dem Masseur einfach den gesunden Fuß hingehalten und da hat es eben nicht weh getan.“
Ach ja, so ist es oft bei den Menschen, wenn sie zum Herrn Jesus, dem großen himmlischen Arzt kommen. Viele sagen dann, wie gut sie sind und wie brav sie immer leben. Von ihren Sünden erzählen sie gar nichts. Wie der Dieter halten sie dann immer ihre gesunden Seiten hin und nicht die kranken. Wenn wir aber dem Herrn Jesus nichts sagen, ihm nicht bekennen, dass unser Herz voller Sünde ist, dann kann er uns ja nicht richtig behandeln. Natürlich weiß der Heiland, dass unser Herz krank ist, aber er will, dass wir ihm alles nennen, so sieht er, dass wir uns gern von ihm behandeln lassen wollen. Dann kann er unser krankes Herz und unsere kranke Seele auch gesundmachen.

Nun wollen wir beten: Herr Jesus, unser Herz ist von Sünden oft krank. Bitte reinige uns durch dein heiliges Blut und gib uns die rechte Himmelsmedizin, nämlich dein Wort. Amen.
14.
Februar
„Des Menschen Sohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.“
Lukas 19,10
Der Hans sitzt am Sonntag bei der Mutter. Die Sonne scheint durch das kleine Fenster auf die schönen Blumen. Die Mutter hat ihr Sonntagskleid angezogen und die blütenweiße Spitzenhaube aufgesetzt.
„Hans, lies mir doch bitte etwas aus der Bibel vor“, sagt die Mutter. Hans kann noch nicht so schnell lesen, aber er übt immer fleißig. Weil er auch laut liest, geht es immer besser. Heute liest er die Geschichte von Jesus und Zachäus.
„Jesus kam nach Jericho und zog durch die Stadt.“ Schon hört Hans auf zu lesen und blickt die Mutter an: „Wo liegt eigentlich Jericho?“
„Jericho liegt in Israel, es war damals eine Grenzstadt mit einer großen Zollstation. Die Römer hatten das Land erobert und Zachäus war ein hoher Beamter der Römer. Nun lies mal weiter, Hans.“
„Dort lebte ein Mann namens Zachäus. Er war der oberste Zolleinnehmer und war sehr reich. Er wollte unbedingt sehen, wer dieser Jesus sei. Aber er war klein und die Menschenmenge versperrte ihm die Sicht. So lief er voraus und kletterte auf einen Maulbeerbaum, um Jesus sehen zu können, wenn er vorbeizog. Als Jesus an die Stelle kam, schaute er hinauf und redete ihn an: „Zachäus, steig schnell herunter, ich muss heute dein Gast sein!“
Zachäus stieg sofort vom Baum und nahm Jesus mit großer Freude bei sich auf.“
Hans blickt der Mutter wieder ins Gesicht: „Sag, Mutter, woher wusste denn der Herr Jesus, dass dieser Mann, der dort oben im Maulbeerbaum saß, Zachäus hieß?“
„Das erzähl ich dir später, mein Junge, nun lies erst einmal die Geschichte zu Ende!“ Der Hans hat seinen Finger noch an der Stelle liegen, an der er eben die Geschichte unterbrach. Nun liest er weiter:
„Alle waren entrüstet, weil Jesus bei einem so schlechten Menschen einkehren wollte. Aber Zachäus wandte sich an den Herrn und sagte zu ihm: „Herr, ich verspreche dir, ich werde die Hälfte meines Besitzes den Armen geben. Und wenn ich jemand betrogen habe, so will ich ihm das Vierfache zurückgeben.“ Da sagte Jesus zu ihm: „Heute hat Gott dich mit deiner ganzen Familie angenommen. Auch du bist ein Nachkomme Abrahams. Des Menschen Sohn ist gekommen, um die Verlorenen zu suchen und zu retten.“
Jetzt ist Hans froh, dass er die Geschichte so schnell und fehlerfrei gelesen hat. Die Mutti freut sich über ihren Jungen. „Ja“, sagt sie, „du wolltest vorhin wissen, woher der Herr Jesus den Namen von Zachäus wusste. Weißt du, Hans, der Sohn Gottes kennt alle Menschen bei Namen - er ist allmächtig und allwissend.“
„Ja, kennt er denn die Menschen in Afrika auch?“ „Ja, mein Junge, er kennt alle Menschen, in Amerika, in Russland, in Australien und auch dich. Aber er kennt nicht nur die Namen, sondern er weiß auch, was du denkst und alles, was du schon getan hast. Er weiß, ob wir Gutes oder Böses tun. Deshalb sollen wir immer daran denken, dass Jesus alles sieht und hört.“
„Aber was ist denn eine Zollstation, Mutter?“ will der Hans noch wissen.
„Was eine Zollstation ist, erzähle ich dir morgen.

Nun wollen wir beide beten: Lieber Gott, wir danken dir, dass du alles von uns weißt. Du hast auch dem Zachäus alle Sünden vergeben und hast dadurch große Freude in sein Herz gebracht. Du willst auch unser Herz heute fröhlich machen. Amen.“
15.
Februar
„Aber Zachäus wandte sich an den Herrn und sagte zu ihm: ,Herr, ich verspreche dir, ich werde die Hälfte meines Besitzes den Armen geben. Und wenn ich jemand betrogen habe, so will ich ihm das Vierfache zurückgeben.‘“
Lukas 19,8
Die Mutter wollte dem Hans heute erklären, was eine Zollstation sei. Nun hat sie das Bilderbuch von Ludwig Richter vorgeholt und diese Geschichte aufgeschlagen:
„Siehst du, Hans, so sieht eine Zollstation aus. Vor fast zweitausend Jahren, als Jesus bei uns auf Erden lebte, sah natürlich eine Zollstation noch anders aus. Die Menschen trugen damals auch andere Kleider. Vorn, mit dem großen Hut auf dem Kopf, den Stock in der Hand und dem Säbel am Mantel, steht der Zollinspektor. Solch ein Mann war Zachäus. Wenn Kisten mit Waren aus Syrien nach Israel über die Grenze kamen, wurden die Reisenden aufgefordert, die Kisten zu öffnen. Siehst du auf dem Bild dort hinten die geöffnete Kiste?
Heute sagen die Zöllner an der Grenze: „Würden Sie bitte mal Ihren Kofferraum öffnen!“ Dann untersuchen die Zollbeamten, ob man Alkohol, Tabak, Gold oder andere Handelsware mitbringt. Jeder darf nur eine bestimmte Menge der einzelnen Waren über die Grenze bringen, das übrige muss verzollt werden.
Zur Zeit Jesu war es auch so, dass man für bestimmte Waren eine gewisse Zollgebühr bezahlen musste. Es gab dafür eine Liste, worauf genau die Summe geschrieben stand, die man für eine bestimmte Sache zu bezahlen hatte. Wenn nun ein schöner Teppich aus Persien zum Beispiel fünfzig Mark Zollgebühr kostete, dann nahm Zachäus einfach zwanzig Mark mehr, also siebzig Mark. Die übrigen zwanzig Mark steckte er in seine eigene Tasche und die fünfzig Mark lieferte er bei den Römern ab. Wenn ich nun so etwas tue, dann betrüge ich die Menschen. Zachäus bekam ja für seine Arbeit als Oberzöllner schon von den Römern einen sehr guten Lohn. Aber er wollte eben schnell reich werden und sich vielleicht ein schönes Haus bauen. Gott sagt dazu in seinem Wort: „Wer sein Haus durch Betrug bauen will, der ist ein böser Mensch.“
Zachäus hatte schon sehr viel Geld, aber er wollte immer mehr haben, weil er meinte, Geld mache glücklich. Als er von Jesus hörte, merkte er, dass es ein größeres Glück gibt, nämlich den Frieden mit Gott, ein ruhiges Gewissen und ein zufriedenes Herz. Deshalb wollte er unbedingt Jesus näher kennenlernen. Wir müssen alle Jesus näher kennenlernen. Wie können wir das wohl?
Richtig: wenn wir sein Wort lesen - wenn wir zu ihm beten und unseren Willen, vielleicht auch unser Trotzköpfchen einmal aufgeben. Wenn wir nun etwas Unrechtes getan haben, sollten wir auch bereit sein, es gutzumachen. Zachäus muss ein reicher Mann gewesen sein. Hätte er nur hundert Mark in seiner Geldschatulle gehabt, dann müsste er fünfzig Mark den Armen geben und mit den restlichen fünfzig Mark seine Schummelgelder zurückzahlen und noch etwas übrig behalten, um davon leben zu können. Hätte er aber insgesamt hunderttausend Mark gehabt, wie viel wäre ihm dann für die Rückzahlung seiner Schummelgelder und für den Lebensunterhalt geblieben? fragt die Mutter den Hans.
Jetzt seid auch ihr, liebe Kinder, eingeladen, fleißig mitzurechnen, aber nur die etwas größeren Schulkinder.

Nun wollen wir beten: Lieber Vater in dem Himmel, lehre uns dein Wort und gib uns Kraft, dass wir nicht auch solche Schummelgeschäfte machen wie der Zachäus, dass wir nicht einem Freund für ein Spielzeugauto mehr Geld abnehmen, als es im Geschäft gekostet hat. Vergib uns jeden Betrug und wir wollen versuchen, alles wieder gutzumachen, wo wir unehrlich waren. Amen.
16.
Februar
„Du brauchst dich nicht zu ängstigen vor den Schrecken der Nacht.“
Psalm 91,5; Bruns
Seht ihr den kleinen Jungen mit der großen Zipfelmütze in seinem großen Bett? Obwohl die Öllampe in der Nische brennt, hat er mächtige Angst. Durch das Fenster schaut ein Käuzchen mit großen Augen herein. Manche Menschen haben Angst, wenn nachts ein Käuzchen oder Uhu schreit. Wisst ihr, warum sich diese Menschen vor einer Eule fürchten? Weil sie keinen Frieden mit Gott haben und ihre Herzen voller Sünde sind. Die Eulen sind sehr nützliche Tiere, sie jagen nämlich Ratten und Mäuse. Die Mäuse würden uns sonst auf dem Tisch herumspringen, wenn nicht Vögel und Katzen die Mäuse jagen würden. Besonders in Europa, wo die Menschen doch so viel lernen und sich so gescheit vorkommen, haben die gottlosen Leute vor kleinen Eulen Furcht. In Israel zum Beispiel lieben die Menschen die Käuzchen, dort sind sie Lieblingstiere von Jung und Alt. Dieser liebe Vogel, der nie einem Menschen etwas tut, kam an das Fenster des Jungen, weil er das Licht in der Nacht sah. Der Junge dort in seinem Bett ist wahrscheinlich krank, darum hat er eine Schlafmütze aufgesetzt. In früheren Zeiten hatten die Schlafzimmer keine Heizung, deshalb zog man sich nachts eine Zipfelmütze über den Kopf. Auf dem Fensterbrett stehen eine Flasche mit Medizin und ein Glas mit Wasser. Vielleicht hat der Junge auch Fieber und dann schlägt das Herz sehr schnell und man ist sehr aufgeregt.
Als mein kleiner Bruder Peter so krank war und die Mutti jeden Tag ins Krankenhaus fuhr, blieben wir allein im Bett liegen: der Uli, die Thea und ich. Da flog auf einmal eine Motte im Zimmer herum.
Die Lampe brannte schon. Wenn eine Motte Licht sieht, dann fliegt sie mitten in den hellen Schein des Lichtes hinein. Zuerst kam uns das lustig vor. Dann nahm einer ein Tuch und schlug nach der Motte. Jetzt begann die Motte blitzschnell hin und her zu fliegen. Wir hatten alle Fieber und waren deshalb am Abend sehr aufgeregt. Plötzlich schrie jemand: „Das ist ja ein böses Tier, es greift uns an!“
Dann schrien wir alle: „Ja, das ist ein böses Tier, es will uns stechen oder auffressen.“ Wir schlugen wie wild mit den Tüchern nach der Motte, die natürlich immer wilder hin und her flog. Jetzt brüllte ich: „Los, wir fliehen aus dem Schlafzimmer und rennen ins Wohnzimmer!“ Das taten wir dann auch. „Macht doch die Tür zu!“ rief ich, „sonst kommt das böse Tier uns nach!“
So sprangen wir mit lautem Geschrei im Nachthemd auf den Wohnzimmertisch. Da kam gerade unsere Mutti vom Krankenhaus zurück.
„Was ist denn hier los? Seid ihr denn ganz und gar verrückt geworden?“ fragte sie.
„Mutti, da im Schlafzimmer ist ein böses Tier“, heulten wir alle drei los.
„Aber Kinder“, sagte die Mutti, „das ist doch nur eine Motte, die tut niemand etwas. Gott ist doch allezeit bei euch und seine Engel auch, wisst ihr denn das nicht? Außerdem kann euch doch eine kleine Motte gar nichts tun.“
Auch ein Käuzchen tut uns nichts, es ist ein ganz lieber, drolliger Vogel. Wenn es nachts ruft, dann klingt es wunderschön, so richtig melodisch für die Nacht geschaffen. Wenn ich ein Käuzchen rufen höre, dann lobe ich Gott und bete mit großer Freude: „Ach Herr, der du Himmel und Erde gemacht hast, du hast auch dieses Käuzchen geschaffen. Sein wehmütiger Ruf in der Nacht ist auch ein Lobpreis zu deiner Ehre. Ich danke dir, dass ich mich nachts nicht zu fürchten brauche, denn du bist bei mir und deine heiligen Engelscharen umgeben mich allezeit. Amen.“

17.
Februar
„Der Herr behüte dich vor allem Übel, er behüte deine Seele. Der Herr behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit!“
Psalm 121,7.8
Wie schnell kann man doch heute von einem Ort zum anderen kommen! Wenn es Winter wird und der Schnee fällt, dann packen die Leute in Norddeutschland ihre Skier und Rodelschlitten auf den Gepäckständer des Autos und fahren in die Berge, um sich dort beim Wintersport zu erholen.
Im Sommer, wenn die Sonne heiß auf die Erde brennt, nehmen die Leute aus Süddeutschland ihre Badesachen und fahren an die Nord- oder Ostsee, um sich beim Wassersport zu erholen. In wenigen Stunden kann man vom Meeresstrand bis zu den Alpen fahren oder auch umgekehrt. Mit dem Flugzeug können etwa vierhundert Menschen den großen Ozean in sieben Stunden überqueren und in Amerika landen. - Ist das nicht fabelhaft?
Als Ludwig Richter geboren wurde, gab es noch keine Eisenbahn, keine Autos und auch keine Flugzeuge. Die Kinder, die am Meer geboren wurden, sahen während ihres ganzen Lebens nie die hohen Berge der Alpen und die Schweizer Mädchen und Jungen konnten sich das Meer nur in Bilderbüchern ansehen. Nur ganz reiche Leute fuhren manchmal mit der Postkutsche wochenlang durch das Land, um einmal das Meer oder die Berge zu sehen.
In einem Fischerdorf an der Nordseeküste lebte der kleine Hans Hansen. Sein Vater war Seemann und kam nur zweimal im Jahr nach Hause. Hans sah täglich das weite, rauschende Meer. Wenn dann die Möwen kreischend über die hohen Wellen segelten, wurde er auch von tiefer Sehnsucht gepackt, einmal als Seemann mit einem Schiff über die großen Meere zu segeln.
Als Hans sechs Jahre alt war, sah er den Vater zum letzten Mal. Das Schiff ging bei einem großen Wirbelsturm unter und nur der Steuermann wurde gerettet. Seine Mutter war nun ganz allein mit Hans. Sie lasen aber täglich in der Bibel und beteten zu Gott. Hans lernte im Religionsunterricht viele Bibelverse und Lieder vom Heiland auswendig. Als er vierundzwanzig Jahre alt war, zog er hinaus in die weite Welt, natürlich als Matrose auf einem Segelschiff, wie sein Vater vorher. Die Mutter weinte sehr, als er vor ihr niederkniete, um von der Mutter zum letzten Mal den Segen Gottes zu erhalten: „Der Herr behüte dich vor allem Übel, er behüte deine Seele. Der Herr behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit.“ Die Mutter gab dem Jungen noch eine Bibel mit und bat ihn, immer darin zu lesen und treu zu Gott zu beten.
So fuhr Hans auf einem großen Handelsschiff über das weite, weite Meer - wochenlang, monatelang. Die Mutter bekam aus Kapstadt einen fröhlichen Brief, aus Indien und auch aus Australien. Dann kam lange Zeit keine Nachricht mehr. - Das Schiff war in einen grauenhaften Wirbelsturm geraten, die Segel zerrissen, das Steuer zerbrochen, der Rumpf auseinander gerissen. Die Wellen spülten Hans über Bord, er schwamm aus Leibeskräften Stunde um Stunde im großen Meer. In großer Angst schrie er zu Gott: „Herr, hilf mir und rette mich! Denke an den Segen meiner Mutter, den sie über mir erbeten hat.“ Dann wurde er ohnmächtig. Die Wellen spülten ihn ans Land. Dort blieb er bewusstlos liegen.
Seht ihr ihn dort auf einer Klippe? Wie es ihm dann weiter ergangen ist, wollen wir morgen hören. Ob ihr bis dahin Geduld habt zu erfahren, wie es dem Hans weiter erging? Wenn nicht, müsst ihr die Geschichte für morgen eben zweimal lesen.
Nun wollen wir beten: Herrlicher Gott, heute wollen wir an alle Menschen denken, die vielleicht in großer Gefahr sind, auf dem Schiff, im Flugzeug, in der Eisenbahn oder im Auto, im Gebirge bei den Schneelawinen, in Überschwemmungen oder in anderen Gefahren. Hilf du ihnen und rette sie. Amen.

18.
Februar
„Die sollen dem Herrn danken für seine Güte und für seine Wunder, die er an den Menschenkindern tut, und sollen Dank opfern und seine Werke erzählen mit Freuden.
Die mit Schiffen auf dem Meer fuhren und trieben ihren Handel auf großen Wassern, die des Herrn Werke erfahren haben und seine Wunder auf dem Meer, wenn er sprach und einen Sturmwind erregte, der die Wellen erhob - und sie froh wurden, dass es still geworden war und er sie zum erwünschten Lande brachte: die sollen dem Herrn danken für seine Güte und für seine Wunder, die er an Menschenkindern tut.“
Psalm 107,21-25.30-31
Dieses Gotteswort las einst der Pfarrer im Religionsunterricht in der Schule, als Hans noch ein Kind war und in seiner Heimat lebte. Durch ein großes Wunder hatte Gott den Hans als einzigen Mann des Schiffes vom Tode errettet. Der mächtige Sturm ließ nach und die hohen Wellen verkrochen sich in das tiefe Meer. Als Hans erwachte, hörte er nur das wilde Rauschen des Meeres und das Schreien der Möwen. Im ersten Augenblick dachte der junge Mann, er würde wie früher als Knabe am Strand der Nordsee in der Heimat sein. Doch langsam kam sein Bewusstsein wieder und er musste feststellen, dass er auf einer einsamen Insel mutterseelenallein war. Trotzdem erhob er seine Hände und dankte Gott, dass er ihn aus den großen Fluten des Meeres errettet und glücklich ans Land getragen hatte. Aber er war ja völlig durchnässt und konnte seine Kleider nicht wechseln. Außerdem besaß Hans nichts zu essen oder zu trinken. Es gab auch keine Möglichkeit etwas zu bekommen, denn die Insel war unbewohnt. So dachte er nun, an grausamem Hunger sterben zu müssen oder von wilden Tieren gefressen zu werden. Er besaß auch keine Waffe, um vielleicht ein Reh oder einen Hasen schießen zu können. Zum großen Glück gab es auf dieser Insel keinen Winter. Am Tage strahlte die Sonne glühend heiß auf die Erde und nachts wurde es empfindlich kühl am Boden. Deshalb wollte sich Hans auf einem Baum ein Nest bauen, um dort etwas geschützt vor Schlangen oder anderen bösen Tieren schlafen zu können.
Als er nun mit großer Anstrengung an einem Baumstamm emporkroch, bemerkte er, dass der Baum seltsame Früchte trug, es war eine Kokospalme. Mit einem Stein schlug er eine Kokosnuss auf, trank daraus die Milch und aß die Kokosfrucht. So hatte er zunächst seinen Hunger und Durst gestillt. Es wurde ihm aber klar, dass er auf der schaukelnden hohen Palme nicht schlafen konnte. Deshalb stieg er auf einen anderen buschigen Baum, der in seiner Nähe stand. Er zwängte sich zwischen die knorrigen Äste, dort, wo sie am dichtesten aneinanderwuchsen und schlief bald ein. Als die Sonne untergegangen war und der Mond schon mild leuchtete, träumte er wie Jakob von einer Leiter, die auf der Erde stand und mit der Spitze den Himmel berührte. Nur sah er im Traum keine Engel, sondern den Herrn Jesus Christus selber herabsteigen, der zu ihm sagte: „Sei ganz getrost, Hans, ich will dich behüten vor allem Übel und dich auch sicher wieder zu deiner Mutter in die Heimat bringen, denn ihr Gebet soll dir zum Segen sein. Ich habe meinen Engeln befohlen, dass sie dich vor allen Gefahren bewahren.“





