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Dann verschwand der Traum, aber Hans wusste von jener Nacht an, dass der Sohn Gottes ihn selber behüten würde.
Weißt du auch, dass dich der Heiland behüten will? Morgen erfahren wir dann mehr darüber, wie es dem Hans noch ergangen ist.
Jetzt wollen wir aber beten: Herr, du allmächtiger Gott, wir danken dir, dass du durch den Herrn Jesus unsere Rettung für alle Ewigkeit festgelegt hast. Wir wollen deinem Wort immer vertrauen und dir glauben. Amen.

19.
Februar
„Als nun Jakob von seinem Schlaf aufwachte, sprach er: ,Fürwahr, der Herr ist an dieser Stätte und ich wusste es nicht.‘“
l. Mose 28,16
Als Hans erwachte, leuchtete die Sonne schon am wolkenlosen Himmel. Das Wetter hatte sich aufgeklärt, die See ging ruhig. Nur ein leichter, trockener Wind wehte über die Insel. Hans hörte viele Vogelstimmen, die er noch nicht kannte. Die Papageien schrien und andere Vögel gaben ganz seltsame Laute von sich. Hans beobachtete, wie die Vögel ihre Nahrung suchten, nur er hatte noch nichts zum Frühstück. Wie sollte sein Leben überhaupt weitergehen? Von Kokosnüssen und anderen Früchten, wie Bananen und Waldbeeren, konnte er auf die Dauer nicht leben.
Da fiel ihm sein Traum ein und er hörte die Stimme des Herrn Jesu Christi ganz deutlich: „Sei ganz getrost, Hans, ich will dich behüten vor allem Übel und dich auch wieder sicher zu deiner Mutter in die Heimat bringen.“ An diese Worte konnte er sich noch gut erinnern. Es vergingen einige Tage, an denen er sich sehr notdürftig mit den Früchten der Bäume und den Beeren von wilden Sträuchern ernährte. Eines Morgens wanderte er wieder über die Insel, da fand er in einem Felsen eine Höhle. Als er in diese Höhle hineinkam, war es sehr dunkel, denn draußen glänzte die Sonne mit aller Kraft und der gelbe Sand blendete seine Augen.
Hans tastete sich wie blind durch die langgestreckte Felsennische und stieß plötzlich an eine Kiste. Es musste also schon vor ihm einmal ein Mensch oder mehrere auf dieser Insel gewohnt haben. Die Kiste war ganz verrostet, sie konnte nur unter großer Anstrengung geöffnet werden. In dieser geheimnisvollen Kiste fand Hans die wichtigsten Werkzeuge, die er zum Überleben brauchte. Was meint ihr wohl, liebe Kinder, was zum Weiterleben für Hans sehr wichtig war? - Na, zählt erst einmal alles auf, was ihr meint, das alles nötig ist, um auf einer einsamen Insel weiterleben zu können.
Nun will ich euch erzählen, was in der Kiste unter anderem zu finden war. Hans fand dort ein Beil und eine Axt, einige Messer, Schraubenzieher und Schleifsteine. Eine Schaufel, einen Hammer, eine Zange, Nägel, Schrauben und eine Zimmermannssäge. Diese Werkzeuge sind auf solch einer Insel wichtiger als Gold und Silber. Warum wohl? Nun, weil man sich mit Gold und Silber dort nichts kaufen kann.
Aber es fehlte ihm noch etwas sehr Wichtiges, das Allerwichtigste zum praktischen Leben. Wisst ihr, was fehlte? Er hatte kein Streichholz, um sich Feuer anzuzünden. So konnte er sich auch nichts zu Essen kochen und nicht einmal einen Kräutertee zubereiten. Streichhölzer wären in der Kiste gewiss feucht und unbrauchbar geworden. Ein Feuerzeug gab es damals noch nicht. Womit kann man denn noch Feuer anzünden? - Hans fand ein Brennglas, es wird auch Vergrößerungsglas genannt. Dann sammelte er trockenes Gras und zündete sich mit dem Brennglas das erste Feuer an. Er stellte Wildfallen und fing sich Tiere, die er dann schlachtete, um sich daraus einen feinen Braten zuzubereiten.
Später baute er sich eine Hütte, säte aus wildem Getreidesamen ein Feld mit Weizen an und hatte bald alles zum Leben. Aber innerlich wurde er sehr, sehr krank, denn er konnte mit keinem Menschen reden. Er war ganz einsam und allein auf dieser Insel. Ein Mensch braucht die anderen Menschen, um sich mit ihnen zu unterhalten. Mit einem unterhielt sich Hans jeden Tag. Mit wem wohl, Kinder? Ja, mit Gott dem Herrn, mit unserem Heiland. Er freute sich, dass er so viele Bibelverse auswendig gelernt hatte und auch manche Lieder singen konnte.

Einen Vers sang er immer wieder: „Harre, meine Seele, harre, des Herrn; alles ihm befehle, hilft er doch so gern! Wenn alles bricht, Gott verlässt uns nicht. Größer als der Helfer ist die Not ja nicht. Ewige Treue, Retter in Not, rett‘ auch meine Seele, du treuer Gott!“
Das soll heute auch unser Gebet sein. Wir können ein Gebet sprechen, aber es auch singen. Es kommt immer darauf an, dass wir es von ganzem Herzen tun.
20.
Februar
„Sollte aber Gott nicht auch Recht schaffen seinen Auserwählten, die zu ihm Tag und Nacht rufen, und sollte er‘s bei ihnen lange hinziehen? Ich sage euch: Er wird ihnen ihr Recht schaffen in Kürze.“
Lukas 18,7.8
Woche um Woche, ja Monat um Monat vergingen. Hans lebte einsam auf der Insel, umgeben von wunderschönen Blumen und Tieren. Seit er die Zimmermannskiste gefunden hatte, konnte er sich Nahrung, primitive Möbel und auch Holz zum Kochen verschaffen. Aber die bedrückende Einsamkeit machte sein Herz sehr krank. Täglich betete er zu Gott. Er dankte dem Heiland für alle Bewahrung und Hilfe. Er bat aber dringend um Rettung: „Du großer, allmächtiger Gott, dir ist alles möglich, du kannst doch durch deinen herrlichen Gottesgeist den Kapitän eines Schiffes so lenken und leiten, dass mich seine Schiffsbesatzung hier auf dieser Insel findet.“
Deshalb zimmerte er einen Signalpfahl und stellte ihn auf einen guten Aussichtspunkt an der Küste auf. Ein paar weiße Tücher, die er auch in der Kiste gefunden hatte, band er an den oberen Teil des Baumstammes fest, in der Hoffnung, irgendwann einmal könnte ein Schiff vorüberziehen und diese Signalfahne erkennen.
Um einen Überblick über die Zeit zu bekommen, sammelte er am Meeresstrand Muscheln und legte sie an einem geschützten Ort in der Höhle nebeneinander. Wenn er dreißig Muscheln beieinander hatte, scharrte er sie zu einem Haufen und wusste: Jetzt ist wieder ein Monat vergangen. Am siebenten Tag ruhte er immer und feierte diesen Tag als Sonntag. Natürlich wusste er nicht, ob es in der Welt auch gerade Sonntag war, aber Gott ruhte auch am siebenten Tag und so richtete sich Hans eben seinen eigenen Sonntag auf der einsamen Insel ein.
Auf seinem Hügel hatte er stets neben dem Signalpfahl einen Holzstapel mit dürren Ästen aufgestapelt, um eventuell Schiffen ein Leucht- oder Rauchsignal geben zu können.
Sechsmal zündete er beim Nahen eines Schiffes den Holzstoß an und winkte mit seiner selbst angefertigten Fahne. Aber jedes Mal verschwanden die Schiffe am fernen Horizont.
Doch betete er weiter zu Gott. Die Zeit verging, bis er endlich ganz in der Ferne wieder ein Schiff sah. Ganz erregt zündete er wieder sein Feuer an und schwenkte wie wild mit der Fahne. Das Schiff kam immer näher. Dann sah er, wie der Anker niedergelassen wurde und ein Ruderboot mit einem Offizier und mehreren Matrosen sich dem Strand näherten. Hans sank auf die Knie und betete: „Allmächtiger Gott, du hast mein Gebet erhört, du machst alles fein zu deiner Zeit.“
Der Offizier und die Matrosen kamen aus England. So nahmen sie den verwilderten und bärtigen Unbekannten an Bord und er segelte mit ihnen nach England. Dort fand Hans ein Schiff, das ihn in die Heimat brachte.
Ein lautes „Halleluja“ rief seine Mutter, als sie ihren schon tot geglaubten Sohn wieder in ihre Arme schließen konnte. Hans erzählte der überglücklichen Mutter von allen Gefahren, aber auch von den Bewahrungen durch Gottes Güte. „Ohne die Hilfe Gottes hätte ich dich wohl niemals auf Erden wiedergesehen“, sagte Hans, als es schon sehr spät geworden war und das Meer immer noch wie in alten Zeiten rauschte.
Nun wollen wir beten: Die zum Herrn schrien in ihrer Not und er führte sie aus ihren Ängsten, die sollen dem Herrn danken für seine Güte und für seine Wunder, die er an den Menschenkindern tut. Amen.

21.
Februar
„Der Herr wird ihn erquicken auf seinem Lager; du hilfst ihm auf von aller seiner Krankheit.“
Psalm 41,4
Vier Mädchen spielten im Schnee, sie bewarfen sich mit Schneebällen und trieben allerlei Unsinn und Schabernack. Dabei kamen sie auf den Gedanken, einmal bei der alten, wunderlichen Nachbarin ins Fenster hineinzuschauen. Für die Kinder hatte es einen besonderen Reiz, diese Frau zu stören, denn dieses uralte Mütterlein konnte seit Jahr und Tag nicht mehr aus dem Haus gehen. Stundenlang lag sie einsam auf ihrem Bett und konnte sich nur mühsam auf Krücken fortbewegen. Im Sommer setzte sie sich ab und zu noch ans Spinnrad. Aber die Kinder des Dorfes ärgerten diese alte Frau immer wieder, deshalb konnte die Kranke die ungezogenen Kinder nicht mehr leiden.
Als die Mädchen nun an das Fenster kamen, sahen sie die alte Frau mit ihrem faltigen Gesicht am Tisch sitzen und in einem Buch lesen. Aus lauter Übermut klopften alle vier Mädchen gleichzeitig mit großer Wucht an die Fensterscheibe, so dass die Alte einen furchtbaren Schreck bekam. Sie stand auf und drohte den Kindern mit der Faust. Die aber rannten wie der Sturmwind davon. Das älteste der Mädchen, das schon zehn Jahre alt war, wurde daheim sehr unruhig. Sie dachte: ob es wohl recht war, dass wir die alte Frau, die schon so einsam und krank darniederlag, so erschreckten? Sie schämte sich, weil ihr Gewissen sie verklagte.
Im Garten blühten im Schnee die ersten Schneeglöckchen. Schnell pflückte das Mädchen einen kleinen Strauß, den wollte sie der Kranken bringen. Aber sie hatte große Angst, denn da die Frau sie gesehen hatte, hätte sie noch sehr böse sein und sie vielleicht sogar mit der Krücke schlagen können. Deshalb nahm sie ihr kleines Brüderlein, das noch nicht laufen konnte, auf den Arm und ging zum Haus der Nachbarin.
Mit klopfendem Herzen läutete das Mädchen an der Tür der alten Frau. Zornig stand die Alte vor den Kindern. „Ich möchte Ihnen gern eine Freude machen und mich entschuldigen. Deshalb bringe ich Ihnen das Sträußchen hier.“ Dabei streckte sie ihr die Schneeglöckchen entgegen, während sie das Brüderchen fest auf dem Arm hielt. „Du willst mir eine Freude machen, Kind? Das hat schon lange niemand mehr getan! - Na, dann kommt ihr beiden mal zu mir ins Zimmer.“ Die alte Frau war durch ihre Krankheit so schwach, dass sie sich gleich wieder aufs Bett legen musste. Auf dem Tisch sah das Mädchen ein Gesangbuch liegen. „Darf ich Ihnen etwas aus dem Gesangbuch vorlesen?“ fragte es.
„Oh, sehr gern, mein Kind, meine Augen werden immer schwächer, darum bitte ich täglich zu Gott, dass er mir noch so viel Augenlicht erhält, um in der Bibel und im Gesangbuch lesen zu können. Aber das geht nur recht mühsam. Nun schickt dich der Herr und ich freue mich, dass du mir etwas vorlesen möchtest.“
Das Mädchen setzte das kleine Kind zu der alten Frau aufs Bett und begann zu lesen:
„Immer muss ich wieder lesen in dem alten, heilgen Buch,
wie mein Herr so sanft gewesen, ohne List und ohne Trug.
Wie er hieß die Kindlein kommen, wie er hold sie angeblickt
und sie auf den Arm genommen und sie an das Herz gedrückt.
Wie er Hilfe und Erbarmen allen Kranken gern erwies
und die Blöden und die Armen seine lieben Brüder hieß.“

Die alte Frau weinte vor großer Freude. Von jetzt an kam das Mädchen täglich und las der Kranken aus der Bibel und aus dem Gesangbuch etwas vor. Danach kniete es nieder und betete, wie wir es jetzt auch tun wollen:
„Kranken Herzen sende Ruh nasse Augen schließe zu.
Hab auf alles gnädig acht; schenk uns eine gute Nacht!“ Amen.
22.
Februar
„Sei nicht unter den Säufern und Schlemmern: denn die Säufer und Schlemmer verarmen und ein Schläfer muss zerrissene Kleider tragen.“
Sprüche 23,20.21
Ihr habt gewiss schon einmal einen betrunkenen Menschen gesehen, wie er durch die Straßen torkelt und allerlei dummes Zeug redet. Wer Schnaps und viel Wein oder Bier trinkt, der wird betrunken und weiß nicht mehr, was er redet und kann auch nicht mehr gerade laufen. Manche Männer versaufen ihr ganzes Geld. Ihre Kinder haben nichts zum Essen und kaum Kleider zum Anziehen. Es herrscht viel Not und Elend in solchen Familien. Einige Männer schlagen sogar ihre Frauen, wenn sie betrunken sind. Manche werden so zornig, dass sie die ganze Wohnungseinrichtung zerstören. Andere setzen sich im Alkoholrausch ins Auto und wollen in diesem Zustand den Wagen lenken. Viele sind dabei schon tödlich verunglückt oder haben andere Menschen, die nichts getrunken hatten, totgefahren. Darum lesen wir in der Bibel, dass wir keine Säufer sein sollen.
Als kleiner Junge wurde ich von einer Familie zur Konfirmation eingeladen. Diese Familie war sehr arm. Die älteste Tochter hatte Konfirmation. Das ist eine Einsegnung, die Kinder bekommen, wenn sie ungefähr 14 Jahre alt sind. Sie sollen dann in der Kirche versprechen, dass sie Gott gehorsam sein wollen. Zu diesem Fest werden die Bekannten und Verwandten eingeladen. Aber der Vater, die Mutter und die Kinder dieser armen Familie lasen nie in der Bibel und glaubten auch nicht an den Herrn Jesus. Als der Gottesdienst zu Ende war, gingen sie alle nach Hause und begannen nun, auf ihre Weise zu feiern. Sehr viel Schnaps und Wein wurde getrunken. Ich war damals erst sechs Jahre alt und wollte nur Kuchen, Schokolade und Bonbons essen. Da gaben mir die anderen Kinder, die schon etwas älter waren, ein Glas mit Rotwein zu trinken und sagten, es wäre Himbeersaft. Sie hatten in den Wein Zucker geschüttet, damit ich es nicht merken sollte. Dieses rote Getränk schmeckte sehr komisch und kratzte so im Hals.
Als ich später die Treppe hinunterging, um nach Hause zu gehen, wurde mir ganz schwindlig. Dann klingelte ich an unserer Haustür. Die Mutti öffnete, bemerkte aber nichts, sondern ging zu meinem Brüderchen, das noch sehr klein war. Bei mir drehte sich alles im Kopf herum, ich wusste gar nicht mehr, wo ich war.
Ich taumelte zum Küchenschrank und begann, die Töpfe, Backformen und Pfannen auszuräumen. Als meine Mutti kam, wollte ich gerade in den Schrank klettern. „Was machst du denn da, Junge?“ rief die Mutti ganz entsetzt.
„Ich will schlafen gehen, das ist doch mein Bett“, lallte ich. Energisch zog die Mutti mich aus dem Schrank, da bemerkte sie, dass ich betrunken war.
„Pfui! wie stinkst du denn, du bist ja betrunken!“ sagte sie. Mir war damals so elend, ich musste mich übergeben und hatte mächtiges Bauchweh.
Am nächsten Morgen dachte ich: Nein, ich will nie wieder Alkohol trinken, sonst geht es mir wieder sehr schlecht.
Seht ihr den betrunkenen Jungen zwischen den großen Weinfässern liegen? Er sollte für den Wirt Wein holen und hat nun selbst davon zu viel getrunken. Nun geht es ihm genauso übel und schlecht, wie es mir damals ging. Wenn Kinder zu viel Wein trinken, können sie sehr krank werden oder auch sterben. Viele Menschen sterben sehr früh, weil sie viel Alkohol getrunken haben.

Nun wollen wir beten: Lieber Gott, wir wollen keine Säufer werden, denn dann kommen wir in viele Sünden und machen unser ganzes Leben damit kaputt. Bewahre uns und hilf den Kindern, deren Väter Trinker sind, damit sie nicht von ihnen geschlagen werden. Amen.
23.
Februar
„Habe deine Lust am Herrn; der wird dir geben, was dein Herz wünscht.“
Psalm 37,4
Die kleine Carla ist jetzt schon eine richtige Dame geworden. Deshalb lässt sie sich am Morgen von der Mutti immer recht hübsch machen. Doch etwas bedrückt sie sehr, sie hat keinen Vater wie die anderen Mädchen. Der Vater wurde im Krieg von einer feindlichen Kugel getroffen. Nun muss die Mutti arbeiten gehen und die Familie versorgen. Carla spielt am liebsten mit ihrer Puppe, dann ist sie ganz in Gedanken versunken und träumt davon, sich selbst einmal sehr hübsche Kleider zu kaufen. Sie näht für ihre Puppe immer sehr schöne Kleidchen und setzt ihr schöne Hütchen auf. Ja, Carla hat einen feinen Geschmack. Weil es noch Winter ist, hat sie der Puppe eine Kapuze an das Jäckchen gestrickt, damit sie bei diesem Frost nicht friert. Sie hat ihr Puppenkind sehr lieb. „Mutti, ich habe großen Hunger und meine Puppe auch. Gib uns doch bitte ein Stückchen Brot, damit wir satt werden.“ Jetzt merkt Carla, dass die Mutti weint, denn der Speiseschrank ist ganz leer. Es gibt kein Brot, keine Kartoffeln, kein Öl, keinen Käse und keine Milch - alles ist aufgegessen und die Mutti hat kein Geld, um Nahrungsmittel zu kaufen. Carla weiß, die Mutti hat bereits einige Wertsachen verkauft, um etwas Geld zu bekommen, aber jetzt sind keine Wertgegenstände mehr im Hause, für die man Geld bekommen könnte. Mit ihren lieben blauen Augen schaut das Kind die Mutti traurig an, es tut ihr selber im Herzen weh. Ach, sie möchte der Mutti nur zu gern helfen, aber wie?
Plötzlich kommt ihr ein Gedanke: Sie nimmt ihren Mantel, der schon sehr abgetragen ist, und zieht ihn an. Dann wickelt sie ihre Puppe in ein großes Tuch und stapft durch den hohen Schnee zum reichsten Bauern des Dorfes. Der große Kettenhund bellt schrecklich laut. Am liebsten möchte Carla davonlaufen, aber sie geht tapfer an der Hundehütte vorbei. „Was, du willst deine Puppe verkaufen, um etwas Brot zu bekommen?“ fragt der Bauer. „Ja“, sagt Carla, „die Mutti hat nichts mehr zu essen und mir tut auch der Magen vor Hunger so weh.“
„Was soll denn die Puppe kosten?“ fragt der Bauer.
„Fünf Mark“, antwortet die Kleine ganz tapfer.
„Und dafür willst du deine schöne Puppe verkaufen?“
Der Carla wird ganz traurig ums Herz. Sie denkt wie eine Mutter an ihre Puppe, leise streichelt sie mit dem kleinen Händchen über das Puppenköpfchen: „Was sollen wir denn machen, wenn wir nichts zu essen haben? Mein Brüderchen weint auch schon vor Hunger.“
„Nun pass einmal auf“, sagte der Bauer, „du behältst deine Puppe und ich komme gleich mal zu deiner Mutti und bringe euch etwas zu essen.“
Vor Freude weint Carla, denn sie hätte es fast nicht übers Herz gebracht, die Puppe zu verkaufen. Dann springt sie voller Freude und Lust nach Hause.
Kurze Zeit danach kommt der Bauer mit einem großen Korb mit Brot, Butter, Kartoffeln, Gemüse und sogar einem Stück Schinken. Da hat auch die Mutti vor Dankbarkeit geweint. Wie hieß unser Bibelwort? Der Herr hat sein Wort gehalten.
Wir wollen nun beten: Lieber Heiland, wir danken dir, dass wir uns auf dein Wort verlassen können und du auch der kleinen Carla gegeben hast, was ihr Herz wünschte. Du wirst es auch weiterhin tun. Amen.

24.
Februar
„Was ihr getan habt einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“
Matthäus 25,40
Noch immer war es Winter. Oft leiden dann Menschen und Tiere große Not. Während einer großen Notzeit kam an einem rauen, kalten Wintertag eine unbekannte Frau in ein Dorf und bat flehentlich um Hilfe. Ihre Kleidung war sauber, aber abgetragen und an vielen Stellen geflickt. Ihren Kopf hatte sie, weil es heftig stürmte, mit einem Tuch dicht umhüllt. In der rechten Hand hielt sie einen langen Stab und auf dem Rücken trug sie einen kleinen Korb. An allen Türen bat sie um etwas zu essen oder um eine kleine Geldgabe. Aber die meisten Menschen waren hartherzig und schenkten der armen Frau nur Abfall oder besseres Viehfutter. Die reichen Leute jagten sie gleich mit ihren großen Hunden von der Tür fort.
Jetzt kam sie an eine alte, kleine Bauernhütte. Vor der Tür standen ein Holzklotz mit einem Beil und ein Schleifstein, womit man früher Messer und Scheren schärfte. Die kleine Bäuerin, die ein Baby auf dem Arm trug, bat die Unbekannte, in die warme Stube hineinzukommen. Da sie gerade vom letzten Mehl ein Brot gebacken hatte, gab sie der armen Frau davon ein schönes, großes Stück. Sie war der einzige Mensch im Dorf, der der Bettlerin richtig geholfen hat.
Am folgenden Tage wurden alle Bewohner des Dorfes ganz unerwartet ins Schloss zu einem Abendessen gebeten. Die Leute verwunderten sich sehr, als sie an der Pforte des Schlosses die unbekannte Bettlerin wiedererkannten. Als sie nun in den Speisesaal traten, standen da viele Tische und ein kleines Tischlein in einer schönen Nische. Auf den großen Tafeln lagen Berge von verschimmeltem Brot, ein paar verfaulte Kartoffeln und eine Handvoll Kleie.
Auf dem kleinen Tischchen aber, unter einem strahlenden Kronleuchter, erblickten die Gäste die besten Speisen. An diesen Platz führte die Schlossherrin die Bäuerin mit deren Kind und Mann. Zu den anderen Gästen sagte die Gastgeberin: „Ich war die verkleidete Bettlerin, die Sie gestern an Ihren Türen gesehen haben. Ich möchte mich bei Ihnen in der Weise bedanken, wie Sie mich gestern empfangen haben!“ Dabei wies sie auf die großen Tische mit den unappetitlichen Gaben hin. Sie aber setzte sich an den kleinen, reich gedeckten Tisch zu dem armen Ehepaar und unterhielt sich mit ihnen vergnügt und herzlich.
Ja, liebe Kinder, so wird es auch einmal allen gehen, die Gutes oder Böses getan haben an ihrem Nächsten. Zu den gastfreundlichen Menschen wird Jesus sagen: „Denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und ihr habt mich bei euch aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank und ihr habt für mich gesorgt…“
Die gastfreien Menschen werden erstaunt sein, denn sie haben aus Liebe zu armen Menschen alles gegeben und es für selbstverständlich gehalten. Aber Jesus wird ihnen dann sagen: „Was ihr getan habt einem Geringsten unter diesen, das habt ihr mir getan.“
Darum heißt es: „Wie man die Aussaat hier bestellt, so erntet man in jener Welt.“
Wir wollen beten: Lieber Vater im Himmel, wir kennen viele arme Menschen, es gibt immer Leute, die ärmer sind als wir. Deshalb wollen wir freigebig sein und helfen, wo und wie wir nur können. Hilf uns bitte dabei. Amen.

25.
Februar
„Hütet euch aber, dass eure Herzen nicht beschwert werden mit Fressen und Saufen und mit Sorgen der Nahrung.“
Lukas 21,34
Die Tiere fressen und saufen. Wenn Menschen übermäßig leben, dann sagen wir auch von ihnen, sie fressen und saufen. Durch zu viel essen und trinken werden wir krank, wir bekommen einen dicken Bauch, unser Herz, unsere Leber, die Galle, der Darm und andere Organe werden geschädigt. Viele Menschen haben starke Schmerzen in ihren Gliedern und auch Kopfschmerzen, weil sie zu viel essen und trinken. Oft werden Kinder schon zuckerkrank und haben dicke Bäuche, dicke Arme und Beine und einen zu dicken Hals. Ich kannte einen Mann, der aß zum Frühstück dreißig Eier und noch viele Brötchen. Einen Jungen sah ich einmal, der zwei Hühner, eine Schüssel mit Sülze, eine Wurst, einen Berg Kartoffeln und Kuchen allein zum Mittag aufaß. Er wog schon zwei und einen halben Zentner und war noch sehr jung. Ein Arbeitskollege von mir konnte fünf Pfund Fleisch essen, wenn er bei einer Hochzeit eingeladen war und dort in einer Tanzkapelle mitspielte. Lass dir mal beim Metzger fünf Pfund Fleisch zeigen, dann kannst du dir vorstellen, wie viel der Mann essen konnte. Ja, wenn man so gierig „frisst“, dann muss man ja krank werden. Der bekannte Prediger Billy Graham berichtete einmal von einer Frau, die eine große Buttercremetorte allein aufaß. Wenn ich daran denke, ich sollte so viel essen, dann wird mir bei dem Gedanken daran schon schlecht.