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Etwa 90 bis 95 % aller verarbeiteten Lebensmittel, die in Geschäften angeboten werden, sind mehr oder weniger ungesund. Das gilt – wenngleich in geringerem Umfang – leider auch für Bio-Läden oder Reformhäuser. Denn nicht nur die handelsüblichen Fertigprodukte, sondern auch die in Bio-Läden angebotenen Fertignahrungsmittel können eine Menge potenziell schädlicher Substanzen enthalten oder ungünstig zusammengesetzt sein. Die oben erwähnten trans-Fettsäuren sind beispielsweise oft auch in vegetarischen Bio-Brotaufstrichen und Pestos nachweisbar. Sie sind ebenso in den meisten Vollkornbroten, in Weizenkeimlingen oder in Gebäck vorhanden, außerdem in vielen Nussmusen oder Nougatcremes. Dort findet sich meist auch Acrylamid, das – wie erwähnt – besonders in der Rinde von Broten, in Keksen, Chips, Popcorn, Reiswaffeln, Maiskeksen und anderen Gebäckarten, in gerösteten Fertigmüslis und Ähnlichem vorkommt.6
Manche Zeitgenossen meinen, wenn sie Bio-Nahrung äßen, blieben sie in jedem Fall gesund. Allerdings ist die Schädlichkeit von Auszugsmehl und Produkten daraus (wie Spaghetti) oder von verschiedenen Zuckerarten gleichwertig – egal, ob sie konventionell oder biologisch erzeugt worden sind. Durch Bio-Zucker, Bio-Laugenstangen, Bio-Bonbons, Bio-Trockenfrüchte, Bio-Fertigmüsli oder Bio-Kekse werden genauso schnell und sicher Zivilisationskrankheiten ausgelöst wie durch die gleichartigen konventionellen Produkte. Auch wird mit diesen Produkten der Blutzucker gleich stark in die Höhe getrieben. Durch diese unnatürlichen Blutzuckerkonzentrationen entsteht sogar das schädliche Acrylamid direkt im Körper.
Und wie ist das mit Tierprodukten?
Tiere stehen in der Nahrungskette höher und sammeln daher im Vergleich zu Pflanzen das Vielfache der meisten Schadstoffe in ihrem Körper an. Dabei gilt die Grundregel, dass Raubtiere und alte Tiere mehr Giftstoffe aufweisen als junge, kleine und vegetarisch lebende Tierarten. Daher verwundert es nicht, dass beispielsweise Haie und Thunfische gegenüber Sardinen oder Heringen hundertfache Mengen an Chemikalien und Schwermetallen aufweisen können. Gleiches gilt für Landtiere. Aber nicht nur Fleisch und Innereien von Tieren sind betroffen, sondern auch Milch und Eier. Daher gilt:
Wenn Tierprodukte wie Milch, Milchprodukte, Fleisch, Innereien, Eier, Fisch, Krebse oder Austern oft auf dem Speisezettel stehen, dann weisen auch die menschlichen Körperorgane mehr Schadstoffe auf.
Tiere aus biologischer Haltung und ihre Produkte sind allerdings wiederum deutlich weniger belastet, weil sie kein konventionell erzeugtes, also mit chemischen Zusatzstoffen versehenes oder genverändertes Futter zu fressen bekommen. Dies gilt allerdings nicht in vollem Umfang für Produkte mit dem Bio-Siegel der EU.
Gesunde Ernährung und Schlankheit – eine Utopie?
Zeitschriften, Ratgeber, Bücher und Internetseiten sind voll davon: Vielerlei neue und alte Diäten, „todsichere“ Rezepte, Kalorientabellen, Klassifizierungen von erlaubten und schädlichen Speisen, Ernährungsempfehlungen bei verschiedenen Krankheiten, tägliche Mengenbegrenzungen, Ernährung nach dem Mond- oder Biorhythmus oder nach alten Gesundheitslehren (wie Ayurveda, traditionelle chinesische Medizin – TCM) – diese „Überfütterung“ mit Tipps für gesunde Ernährung kann diejenigen, die sich näher dafür interessieren, leicht verwirren.
Unter den Gesundheitsratgebern stehen Bücher zum Thema Schlankwerden ganz oben auf der Bestsellerliste. Das hat zwei Gründe: Zum einen gibt es hier großen Bedarf, weil es viele übergewichtige oder fettsüchtige Menschen gibt. Zum anderen ist Übergewicht eine der wenigen Volkskrankheiten, die jedem täglich ins Auge fallen und leicht nachweisbar (messbar) sind. Das ist bei anderen, mindestens ebenso häufigen und gefährlicheren „Volksseuchen“ wie Blutgefäßverkalkung, Bluthochdruck, Blutzuckererhöhung, Alzheimer oder Krebs (jeweils im Anfangsstadium) nicht so. Diese Erkrankungen werden oft erst spät bemerkt, da die Entwicklungszeit bis zum sichtbaren Ausbruch 10 bis 40 Jahre umfassen kann.
Die vielen guten Ratschläge zur Ernährung sind oft gegensätzlich oder nur schwer umsetzbar. Beispielsweise wird empfohlen, keine Kohlenhydrate zu essen, dafür aber viel tierisches Eiweiß und Fett – andere wollen das Fett in der Nahrung reduzieren und wieder andere empfehlen Eiweißfasten oder: nur noch Früchte essen. Die einen behaupten, der Mensch brauche zum Leben Fleisch und Milch – die anderen sagen das Gegenteil und bestehen darauf, dass Getreide die Basis der Ernährung sein müsse. Wieder andere verteufeln zwar den Genuss von Fleisch, empfehlen aber als „Fleischersatz“ Sojaprodukte oder Lupineneiweiß. Bei den einen soll nur noch die Hälfte gegessen werden, bei den anderen alles nur gekocht. Die Nächsten empfehlen eine Ernährung nach dem Blutgruppen- oder Stoffwechseltyp – ferner werden wahlweise gluten-, milcheiweiß-, histamin-, nickel- oder allergenarme Ernährungsweisen nach Bluttest bevorzugt.
Zu guter Letzt geben auch noch die für Ernährung zuständigen Behörden oder Organisationen der Industrieländer Empfehlungen heraus, um eine „ausgewogene und reichhaltige“ Ernährung für die Bürger zu sichern. Die meisten Deutschen wissen aber nicht, wie die von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung vorgeschlagene Ernährungsweise in der Praxis aussehen soll. Ein Heer von diplomierten Ernährungsexperten und Diätberatern versucht, das jeweilige neueste Ernährungswissen in öffentlichen Einrichtungen wie Kliniken und Schulen dem Volk nahezubringen. Kampagnen wie „fünfmal am Tag Obst und Gemüse“ oder eine unüberschaubare Anzahl an Rezepten und Kochbüchern für jede Gelegenheit überfluten die Ernährungslandschaft weiter. Damit nicht genug: Auch der Medizinbetrieb, Medikamentenhersteller und Krankenkassen haben seit Jahrzehnten viel Zeit und Geld in Forschung, Präventionsprogramme und entsprechende Therapien gesteckt.
Alle meinen es gut und behaupten, mit der von ihnen proklamierten Ernährungsweise würde man gesund oder zumindest nicht krank. Selbst Ärzte sind über die Bedeutung der Ernährung für die Gesundheit oft nicht hinreichend informiert; im medizinischen Studium gibt es kein Fach Ernährungslehre. Viele Ärzte nehmen zwar an, dass die Ernährung ein Faktor bei der Entstehung von Krankheiten sei, aber sie glauben nicht, dass eine gesunde Ernährung Krankheiten heilen könne. Beispielsweise wird Krebskranken auch heute noch der Rat gegeben: „Essen Sie, was Ihnen schmeckt!“ Es verwundert daher nicht, dass die Mehrheit der Bürger resigniert, gleichgültig wird und weiterhin das isst, was die Lebensmittelkonzerne anbieten.
Forschungsergebnisse zu gesunder Ernährung
Für eine fundierte Antwort auf die Frage nach der gesunden Ernährung sollte man die Ergebnisse aus Tierversuchen, Beobachtungsstudien an Menschen, Ernährungsexperimente und auch die Aussagen alter Überlieferungen berücksichtigen.
Archäologische Ausgrabungen von Leichenteilen zeigen eindrucksvoll, dass es bei unseren Vorfahren vor mehr als 10 000 Jahren kaum Anzeichen von Karies, Zahnfehlstellungen und anderen Zivilisationskrankheiten gab. Seit dem Beginn der Sesshaftigkeit und des Kultivierens vor 10 000 Jahren und seit dem zunehmenden Verzehr verschiedener Getreidearten entwickelten sich Zeichen von Arteriosklerose oder Gelenkschäden. Aber Krebs beispielsweise kam auch noch vor 5000 Jahren nicht vor. (Dies wurde 2010 in der amerikanischen Wissenschaftszeitschrift Nature Reviews Cancer publiziert.) Warum war das so?
Ernährungsversuche mit Tieren während der letzten 100 Jahre ergeben ein einheitliches Bild: Wenn Tiere (unabhängig von der Tierart) die im „Westen“ übliche menschliche Kost zu essen bekommen, leiden sie bald an den gleichen Krankheiten, an denen wir „zivilisierten“ Menschen leiden; zum Beispiel an Arteriosklerose, Krebs, Gallensteinen, Gebissverfall, Übergewicht, Diabetes … Hierbei sind eingeschlossen: in der nächsten Generation auftretende Zahnfehlstellungen, engstehende Beckenknochen (die zu erschwerten Geburten bei Frauen führen) oder zu enge Nasenbögen (die reduzierte Nasenatmung zur Folge haben) sowie Verhaltensauffälligkeiten, Entwicklungsverzögerungen, übermäßige Aggressivität oder auch Apathie. Tiere brauchten bei einem Versuch von Dr. Francis Marion Pottenger drei Generationen lang ihr natürliches rohes Futter, um diese Schäden wieder rückgängig zu machen.7
Wie leben Wildtiere?
Zum Vergleich: Wie geht es denjenigen Wildtieren, deren Lebensraum (etwa Urwald) noch nicht durch menschliche Eingriffe zerstört wurde? Aus der Sicht dieser bisher verschont gebliebenen Wildtiere oder der natürlich gehaltenen Haustiere mögen unsere Diskussionen um Krankheiten oder Ernährungsregeln absurd anmuten. Bitte nehmen Sie die nachfolgende Schilderung mit Humor – so ist sie gemeint:

Unsere nächsten Verwandten, die Menschenaffen, die Gorillas, aber auch Hasen, Pferde, Hirsche oder die Kuhherde auf der Weide scheren sich nicht um die epidemisch zunehmenden Krankheitsplagen und die ausgefeilten Ernährungsregeln der Menschen. Sie kennen weder ihre Blutgruppe noch ihren Stoffwechseltyp. Sie wissen nicht, wie viel an Kalorien, Eiweiß, Fett und Kohlenhydraten ihre tägliche Nahrung enthalten soll. Sie trinken nicht täglich literweise Milch einer fremden Tierart, auch nicht pasteurisiert – ultrahoch erhitzt und homogenisiert – zur Stärkung der Knochen. Sie nehmen keine Jodtabletten, kein Basenpulver oder Himalajasalz. Sie gedeihen alle mit dem gleichen Futter, nämlich Gras, Wildpflanzen oder Beute. Und sie bleiben bis zu ihrem genetisch vorprogrammierten Tod gesund und leistungsfähig.
Wenn die Tiere Hunger verspüren, essen sie die angeblich so schwer verdauliche Rohkost sogar am Abend oder in der Nacht – ohne Verdauungsbeschwerden, Verstopfung, Durchfall, Frieren oder Untergewicht. Sie kennen keinen Unterzucker. Sie essen weder nach den 5 Elementen der traditionellen chinesischen Medizin noch nach der Ayurveda-Konstitutionslehre oder nach den Empfehlungen von F. X. Mayr. Die einzigen Krankheiten, die Wildtiere kennen, sind von Hitze oder Kälte, von Hunger, Verletzungen oder Infektionen verursacht – am meisten aber schadet ihnen der Mensch.
Als Argument gegen diesen Vergleich wird vorgebracht, dass beim Menschen die Verdauung anders sei als bei Tieren. Betrachten wir die uns genetisch ähnlichsten Tiere, die Menschenaffen (zu circa 99% gleicher Genaufbau!8), so gibt es im Verdauungsablauf, ja selbst in der Beschaffenheit der Verdauungssäfte, in Leberleistung und relativer Darmlänge keine nennenswerten Unterschiede.
Was Wildtiere anders machen als die Menschen
• Wildtiere essen alles roh. Das tut der Mensch seit einigen Hundert Generationen nicht mehr.
• Wildtiere fressen nur das, was sie selbst finden, erlegen und „zubereiten“ können.
• Wildtiere fressen überwiegend „wilde“ Nahrung. „Fleischfresser“ fressen wilde Tiere, „Pflanzenfresser“ fressen Wildpflanzen. Der Mensch isst stattdessen relativ neue, hochgezüchtete oder genetisch manipulierte Pflanzenarten.
• Wildtiere fressen ihre Nahrung ganz und unverarbeitet. Der Mensch spaltet die Nahrung auf und isst oder trinkt nur Teile davon (Fabrikzucker, Auszugsmehle, Säfte, Fabriknahrung).
• Wildtiere bewegen sich. Auch das tut der Mensch immer weniger.
Die provokativ formulierten Aussagen über Wildtiere zeigen, dass sie zumindest gegen Zivilisationskrankheiten nahezu resistent sind. Liegt das an ihrem natürlichen Lebensumfeld oder nur an ihrer Ernährung? Hier sind Vergleiche zwischen Beobachtungen an freilebenden Wildtieren und Versuchen mit gefangenen Wildtieren hilfreich. Dass Wildtiere in ihrem natürlichen Lebensraum krank werden können, wurde in Naturparks der USA beobachtet: Wilde Schwarzbären machten sich dort über die mit Essensresten vollgestopften Abfalleimer her. Von da an wurden sie erst einmal fetter, sie wogen danach bis zu 250 kg statt vorher etwa 120 kg. Und sie starben früher und bekamen in ihrem kürzeren Leben auch noch vorher nicht gekannte Krankheiten – die gleichen Krankheiten, die die Menschen seit der Industrialisierung zunehmend plagen. Versuche mit gefangenen Wildtieren bestätigen die Beobachtung, dass die Ernährung eine größere Rolle für die Gesundheit spielt als die Gene.
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