- -
- 100%
- +
Was nun? Östrogendominanz oder -mangel?
In den letzten 40 Jahren ging man davon aus, dass alle Beschwerden durch einen Östrogenmangel verursacht worden seien. Heute weiß man, dass die »Östrogendominanz« dafür verantwortlich ist. Geprägt hat diesen Begriff bereits 1966 der amerikanische Arzt Dr. John R. Lee. Als erster Mediziner hat er auch die Risiken der Behandlung mit künstlichem Östrogen öffentlich gemacht.
Man muss das mit der Östrogendominanz richtig verstehen: Es bedeutet nicht, dass wir Frauen im Wechsel plötzlich zu viele Östrogene haben, sondern dass im Verhältnis zum Progesteron ein Überhang an Östrogen besteht. Selbst wenn der Östrogenspiegel grundsätzlich erniedrigt ist. Progesteron und Östrogen sind sozusagen Partner, für das hormonelle Gleichgewicht müssen beide im richtigen Verhältnis zueinander da sein. Man könnte es auch einfach andersherum sagen: Es besteht vorrangig ein Progesteronmangel und kein Östrogenmangel. Daher kommt Progesteron bei der Verschreibung von bioidentischen Hormonen in der Regel auch immer an erster Stelle. Hormonexpertin und Buchautorin Eva Marbach sagt dazu: »Weil die meisten Frauenärzte und selbst die Forschung im deutschsprachigen Raum hauptsächlich das Östrogen im Blick haben, wird also häufig ein vorhandener vermuteter Östrogenmangel behandelt, was die Situation noch verschlimmert, weil das Östrogen sowieso schon dominiert.«
Wohlfühlhormon Progesteron
Progesteron ist der wichtigste Vertreter der Gelbkörperhormone. Es ermöglicht die Schwangerschaft und hält sie aufrecht. Die weiteren Effekte des Progesterons sind vielfältiger als noch vor Jahren angenommen. Über die 300 Progesteron-Rezeptoren auf Zellen einzelner Organe beeinflusst Progesteron viele Stoffwechselvorgänge, wirkt auf Knochen, Brust, Haut und Gefäße. Progesteron ist zudem Muttersubstanz für weitere Sexualhormone, die aus ihm gebildet werden, wie Östrogen und Testosteron. Besteht ein manifester Progesteronmangel, kann es daher zu vielfältigen Beschwerden kommen, die auch durch ein Defizit der Folgehormone ausgelöst sein können. Viele Frauenärzte und Experten für bioidentische Hormone teilen die Meinung, dass Wechseljahresbeschwerden zu rund 90 % durch ein Defizit an Progesteron, das dem Östrogen als »Partnerhormon« fehlt, verursacht sind. Zirka 10 % schreiben sie einem Östrogenmangel zu. In Sachen Beauty hat Progesteron auch einiges zu bieten, sorgt es doch für straffes Bindegewebe und schützt vor Krampfadern und Falten. Wegen seiner beruhigenden und harmonisierenden Eigenschaften auf das Gehirn wird es auch oft als »Balsam für die Seele« bezeichnet.

Progesteron – wichtig fürs Wohlbefinden
Progesteron …












Jungbrunnen Östrogen
Östrogene wirken auf verschiedene Organe und Gewebe. In der fruchtbaren Phase der Frau sind sie wichtig für die Reifung der Eizelle und die Steuerung des Eisprungs. Werden Östrogene als bioidentische Hormone verschrieben, sollten sie grundsätzlich nur gemeinsam mit dem Partnerhormon Progesteron verabreicht werden, damit keine Östrogendominanz entsteht und damit die Östrogene überhaupt erst richtig wirken können.
Östrogen …







DIE DREI ÖSTROGEN-GRUNDTYPEN
INFO
Ö oder E? Weil es sich in der Literatur so eingebürgert hat, bleibe ich beim Ö, wenn man grundsätzlich über die Gruppe der Östrogene spricht. Weil es im Englischen kein Ö gibt, wurde in medizinischen Fachkreisen ein E daraus gemacht.
Es gibt drei Hauptarten des Östrogens: Estron (E1), Estradiol (E2) und Estriol (E3).
Sie unterscheiden sich hinsichtlich ihrer biologischen Aktivität, darunter ist das Estradiol das wichtigste östrogene Hormon. Für Östrogene gibt es zum Andocken Alpha- und Beta-Rezeptoren. Östrogen, das sich an BetaRezeptoren binden kann, wird landläufig als »gutes« Östrogen bezeichnet, da es auch Schutz vor Brustkrebs bietet. Estradiol (E2) wird auch 17-Beta-Estradiol genannt. Estron (E1) hingegen bindet sich an Alpha-Rezeptoren. Bei Brustkrebs kommt Estron (E1) in größeren Mengen vor, darum wird mit Aromatasehemmern versucht, diesen Überhang zu reduzieren. Estriol (E3) wird vor allem in der Schwangerschaft produziert. Estriol (E3) soll vor Brustkrebs schützen und wird zur Brustkrebsbehandlung eingesetzt. Es blockiert andere Formen des Östrogens, die negative Wirkungen haben können. Zudem wird es oft in Cremes bei vaginaler Trockenheit beigemischt.
Hormonersatztherapie – nur kontra!
Die herkömmliche Hormonersatztherapie (HET) wurde in den 1960er-Jahren begründet. Bei Wechseljahresbeschwerden wurde in den Anfängen eine Mono-Östrogen-Therapie durchgeführt. Dies führte jedoch zu einer erhöhten Rate an Krebserkrankungen der Gebärmutterschleimhaut. Ende der 1970er-Jahre kombinierte man Östrogen und Gestagen, ein hormonähnliches Medikament aus dem Chemielabor. In dieser molekularen Struktur kommen die verwendeten Gestagene nicht im Körper vor. Die Pharmaindustrie bekommt kein Patent auf körpereigene Stoffe, daher vertreibt sie solche in der Regel auch nicht. Der Chemikalie Gestagen werden dabei häufig noch weitere Eigenschaften Huckepack mit dazugeheftet, die in der Werbung noch für ihre Wirksamkeit auf schönere Haut und Haare und gute Stimmung ausgelobt werden, damit frau auf diesen Life-Style-Chemie-Zug aufspringt (→ Seite 82).
Viele Studien belegen, dass eine HET riskante Nebenwirkungen hat und unter anderem das Schlaganfall- und Brustkrebsrisiko begünstigen kann. In den letzten Jahren wurden daher weniger künstliche Hormonersatzpräparate verschrieben und Frauenärzte wissen inzwischen, dass seitdem auch die Brustkrebsrate signifikant gesunken ist. Deshalb wurde auch eine internationale Studie aus dem Jahr 2002 mit über 160 000 Teilnehmerinnen vorzeitig abgebrochen: Die WHI-Studie (Women’s Health Initiative) sollte belegen, dass durch die HET das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle sinke – das Gegenteil aber war der Fall. Bis heute diskutiert die Fachwelt über die richtige Interpretation dieser Studie. Ärzte, die die Substitution mit natürlichen Hormonen nicht kennen, empfehlen heutzutage daher maximal eine kurze und niedrig dosierte Intervention mit den gängigen Pharmahormonähnlichen-Medikamenten.
SCHON GEWUSST?
INFO
Wechseljahre sind keine reine Frauendomäne. Auch Männer kennen sie. Allerdings laufen sie nicht so abrupt ab. Zunächst sinkt der Testosteron-Spiegel kontinuierlich ab dem 40. Lebensjahr um 1 bis 2 % pro Jahr. Die Folgen sind dann oft zwischen dem 50. und 55. Lebensjahr zu spüren: Es kommt vor allem zum Rückgang von Libido, und der Muskel- und Knochenstoffwechsel wird schwächer. Viele Männer kennen auch das nächtliche Schwitzen.

Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.