- -
- 100%
- +
Storne reagierte darauf mit einem spöttischen Grinsen. »Ihr solltet in Eurem Lied aber besser verschweigen, dass Ihr beinahe von zwei Goblins beim Kacken überwältigt wurdet. Und nun bedeckt endlich Euren Poppes, Kerl!«
Der Gescholtene richtete sich etwas verschämt sein Unterzeug, bevor er das Blech vor seinem Gesäß wieder hochklappte. Mit schmalen Lederriemen befestigte er es dann wieder an seiner Rüstung.
Der Barbarenkönig vernahm währenddessen leises Rascheln und das Knacken zerbrechender Äste in den Büschen und Bäumen ringsumher. Er kannte den Wald gut genug, um zu wissen, dass diese Geräusche nicht von herkömmlichen Waldbewohnern verursacht wurden.
»Gebt Acht, die Gefahr ist noch nicht vorbei!«, warnte er seine Mitstreiter. »Die kleinen Bastarde stecken hier überall.«
Mit zusammengekniffenen Augen versuchten die drei Gefährten, ihren Feind im Unterholz ausfindig zu machen. Doch kleine grüne Wesen in dichtem Gesträuch zu finden, erwies sich selbstredend als recht schwierig. Aufgrund der Vielzahl an Geräuschen um sie herum mutmaßte Storne jedoch, dass sie es noch mit mehr als einem Dutzend weiterer Angreifer zu tun bekommen würden.
»Ich frage mich, was diese Biester antreibt«, überlegte Teophus laut. »Die trauen sich normalerweise nicht an ausgewachsene Menschen heran. Dieses miteinander abgestimmte Vorgehen gegen einen gemeinsamen Feind ist auch äußerst ungewöhnlich. Ich hatte zudem den Eindruck, dass sie Hohlefried nicht töten, sondern nur gefangen nehmen wollten.«
Ein Rascheln zu seiner Linken ließ Storne herumfahren und erwartungsvoll seine Axt heben. Er entspannte sich jedoch umgehend wieder und senkte seine Waffe.
»Nun ja, vielleicht erfahren wir ja jetzt mehr«, mutmaßte er, denn eine kleine, grüne Gestalt trat mit erhobenen Händen aus dem Buschwerk heraus.
Dass es sich bei dieser um einen weiblichen Vertreter der Goblins handelte, war unschwer zu erkennen. Untrügliche Anzeichen dafür waren die zwei schlaff herabhängenden Brüste, die auf einer weit hervorstehenden, recht wabbeligen Wampe ruhten. Selbige wurde wiederum von zwei krummen, spindeldürren Beinen getragen. Dem ästhetischen Empfinden Stornes hätte es wohl weitaus mehr entsprochen, wenn diese Gestalt mehr als nur einen Fellrock an ihrem unförmigen Leib getragen hätte. Im Optimalfall wäre dies ein Kleidungsstück gewesen, welches auch das Gesicht der Kreatur bedeckt hätte. Dieses war nämlich selbst für einen Goblin von erlesener Hässlichkeit.
»Nix mehr Haue!«, drang es über die wulstigen Lippen des grünhäutigen Pummels.
Dies versetzte die drei Menschen in enormes Staunen. Keiner von ihnen hatte jemals etwas von sprechenden Goblins gehört.
»Ich Gryxela, große Schamanin von mächtige Goblin-Stamm!« Sie deutete auf den Paladin und ein seltsam verzückter Ausdruck erschien in ihrer unansehnlichen Visage. »Das hübsch Mann-Ding. Gryxela hübsch Mann-Ding habe wolle! Goblins wolle fange hübsch Mann-Ding für Schamanin, aber böse Mensche mache Goblins tot. Nix nett!«
Der Erzmagier gab ein amüsiertes Prusten von sich. »Potzblitz!«, entfleuchte es ihm. »Jetzt wissen wir, warum die grünen Burschen Euch fangen wollten. Anscheinend habt Ihr eine Bewunderin, Hohlefried. Aber womöglich sieht sie in Euch auch nur ein üppiges Abendmahl.«
Mit einer Mischung aus Abscheu und Verunsicherung musterte der junge Krieger die Schamanin. Diese warf ihm schmachtende Blicke zu, derweil sie mit den Wimpern klimperte.
»Verzeiht mir, gnädige … äh … Frau?« Er sah hilfesuchend um sich, doch seine Begleiter grinsten ihn nur breit an. Er konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie die ganze Angelegenheit nicht wirklich ernst nahmen. »Mein Name ist Hohlefried von Ömmerbaum und ich frage mich, weshalb Ihr meiner habhaft werden wollt. Wollt Ihr mich etwa verspeisen?«
Die Kreatur namens Gryxela schüttelte den Kopf und verzog den Mund zu einer Grimasse, welche wohl ein Lächeln darstellen sollte. »Nix aufesse! Gryxela mag hübsch Hohlefr… Hohlefra… Hohl-Mann-Ding. Gryxela werde Weib von hübsch Hohlmann-Ding.«
Nun konnte auch der Barbarenkönig sein Lachen nicht mehr unterdrücken. Dröhnend und schallend brach es aus ihm heraus. »Meinen Glückwunsch, edler Recke! Die liebliche Maid hat sich wohl in Euch verguckt, als sie Euch mit entblößter Kehrseite hinterm Busch hat hocken sehen. Ich bin gespannt darauf, wie diese Anekdote in Eurem Heldenlied Erwähnung finden wird.«
»Euer Humor ist mitunter recht derb«, stellte der Paladin etwas pikiert fest. Dann klappte er sein Visier herunter, da ihm die lustvollen Blicke der Schamanin allmählich unangenehm wurden.
Selbige verlor augenscheinlich die Geduld. »Ihr gebe Gryxela hübsch Hohlmann-Ding!«, verlangte sie barsch. »Ihr gebe, dann Goblins nix mehr kämpfe. Wenn Ihr nix gebe, dann wir uns einfach nehme und andere beide Mensche töte!«
Ihre Drohung vermochte es nicht wirklich, den König in Furcht zu versetzen.
»Na, dann ist ja alles klar!«, stellte er fröhlich fest. »Wir geben ihnen unseren jungen Freund, dann können wir endlich weiterziehen. Klingt nach einem prima Handel. Ein dreifach Hoch dem glücklichen Paar!«
Hohlefried sah erst ihn an, dann den Magier und dann wieder ihn. Seine Beunruhigung konnte er trotz des geschlossenen Visiers nicht verbergen.
»Aber das könnt Ihr doch nicht machen! Ich will nicht der Gemahl dieser garstigen Vettel werden. Wir sind doch Kampfgefährten, wir …«
»Beruhigt Euch«, bat ihn der Erzmagier. »König Storne hat sich nur einen kleinen Scherz mit Euch erlaubt.« Nach einem kurzen Zögern wandte er sich an den Barbaren. »Ist doch so, oder?«
Storne antwortete nicht direkt, sondern richtete sein Wort an die adipöse Schamanin. »Auch wenn ich damit vielleicht einer hoffnungsvollen Romanze den Todesstoß versetze, werde ich mich wohl kaum von so einer missgestalteten, grünen Kartoffel wie dir erpressen lassen. Also verschwinde, bevor ich deinen widerlichen, schwammigen Leib in tausend kleine Stücke zerhacke, die ich dann irgendeinem Aasfresser als Festmahl kredenze. Und besorg dir mal 'nen Büstenhalter!«
Zorn in seiner reinsten Form verunstaltete nun die Miene der Goblin-Frau. Dass sie diese Angelegenheit nicht auf sich beruhen lassen würde, war wohl jedem Anwesenden klar.
»Ihr tot!«, zischte sie nur noch, dann verschwand sie wieder im Gebüsch.
In Erwartung weiterer Angriffe stellten sich die drei Weggefährten nun mit erhobenen Waffen Rücken an Rücken, um sich nach allen Seiten abzusichern. Die lauter werdende Geräuschkulisse um sie herum überzeugte sie von der Notwendigkeit, dies zu tun.
»Ein sprechendes Goblin-Weib auf Partnersuche und eine ganze Armee dieser kleinen Biester als ihre Kuppler«, fasste Teophus die augenblickliche Situation in wenigen Worten zusammen. »Diese Sache wird immer abstruser.«
Der König stimmte ihm zu. »Normalerweise verwenden diese Nacktaffen noch nicht mal Waffen. Die haben eigentlich nur geringfügig mehr Verstand als eine Wildsau – gerade mal so viel, um aufrecht laufen zu können. Mit Werkzeugen können die nicht umgehen und mit Säbeln, Dolchen oder Knüppeln schon mal gar nicht.«
So als würde er die Aussage des Barbaren widerlegen wollen, stürzte sich ein besonders forscher Goblin aus einem der umstehenden Bäume auf die drei Menschen herab. Die zwei Dolche in seinen Händen wusste er dabei sehr wohl zu führen.
Der Magier stoppte seinen Fall etwa einen halben Meter über ihren Häuptern. Dort ließ er ihn einen kurzen Moment lang hilflos mit den Armen rudernd in der Luft verweilen. Dann überantwortete Teophus den Goblin wieder der Schwerkraft und er fiel auf die Spitze des Schwerts, das Hohlefried ihm in weiser Voraussicht entgegengestreckt hatte.
»Könnte dieses seltsame Verhalten nicht auch auf den Einfluss des Vampirlords zurückzuführen sein?«, fragte der Paladin, während er den kleinen, grünen und natürlich toten Körper von seiner Klinge schüttelte. Da selbige mittlerweile gut geschmiert von all dem Blut war, gelang ihm dies auch mühelos.
»Das ist gut möglich. Wer vermag schon zu sagen, wie sich die Präsenz des Blutsaugers auf niedere Wesen auswirkt. Im Gegensatz zu intelligenten Lebensformen, die durch die Aura des Vampirlords ja anscheinend eher friedlicher werden …«
Teophus Redefluss wurde von zwei heranpreschenden Störenfrieden gestoppt. Diesen hatte man wohl nicht beigebracht, dass man Gespräche unter Ehrenmännern nicht einfach so unterbrechen darf. Dieser Mangel an Erziehung sollte ihr Verhängnis werden. Die horizontal geschwungene Axt des Barbaren schlitzte ihnen ihre Bäuche auf, sodass ein Großteil ihrer Gedärme unverzüglich ihren Körper verließ. Dies mit anzusehen war freilich nicht sehr angenehm – so zu sterben wahrscheinlich noch viel weniger.
»Diese Art des Kampfes sagt mir überhaupt nicht zu!«, beschwerte sich Storne. »Wenn sich diese Feiglinge weiterhin so zieren und sie nur peu à peu hier auftauchen, wird sich dieser Unsinn hier noch über Stunden ziehen. Teophus, könnt Ihr den Wald hier nicht einfach mit ein paar Feuerbällen abfackeln oder zumindest die Goblins damit aufscheuchen?«
Der Erzmagier erhob seine freie Hand als Geste der Entschuldigung. »Tut mir sehr leid, aber Feuerbälle sind nicht so mein Ding. Ich bin auf Levitation spezialisiert und um Objekte schweben lassen zu können, muss ich diese auch sehen.«
Der König knurrte verstimmt. »Na super! Diese Verzögerung ist echt unerfreulich. Wir haben schließlich wichtigere Dinge zu erledigen und die Zeit drängt. Ich habe allerdings auch keine Lust, mich auf unserer Weiterreise ständig umdrehen zu müssen, weil uns diese Stinker im Nacken sitzen.«
Der Barbar dachte kurz nach, dann richtete er lautstark seine Worte an die Wesen, die ihn und seine Begleiter belauerten. »Hört mal, ihr Doofmannsgehilfen! Wir machen uns jetzt vom Acker! War ja ganz nett mit euch, aber wir müssen dringend weiter. Hübsch Hohlmann-Ding nehmen wir natürlich mit. Falls ihr noch irgendwas von uns wollt, solltet ihr jetzt mal in die Puschen kommen.«
Seine Axt lässig über die Schulter gelegt und unbekümmert wandte sich Storne ab, so als würde er nach einem angenehmen Einkaufsbummel heimwärts spazieren. Wie er es sich bei Grahlum abgeschaut hatte, pfiff er dabei eine fröhliche Melodie. Obwohl Hohlefried und Teophus seinen Plan nicht zur Gänze durchschauten, taten sie es ihm schulterzuckend gleich.
Lediglich einige Meter waren sie gegangen, als hinter ihnen eine ganze Horde Goblins aus den Büschen sprang. Sie schienen nicht gewillt zu sein, den vermeintlichen Bräutigam ihrer Schamanin einfach so davonkommen zu lassen. Grölend, krakeelend und ihre Waffen bedrohlich über ihren Köpfen schwenkend nahmen sie die Verfolgung der drei Menschen auf.
Storne grinste breit und zuckte mit den Augenbrauen. »Na, geht doch! Übermäßig viel Intelligenz hat ihnen die Gegenwart des Vampirs scheinbar nicht verliehen.«
Er wendete sich den nahenden Feinden zu und frohen Mutes stieg er in eine nonverbale Diskussion ein. In dieser ließ er ausnahmslos seine Axt für sich sprechen. Dieses messerscharfe, von einem kraftstrotzenden Barbaren ins Feld geführte Argument wirkte sich natürlich verheerend auf das Allgemeinbefinden der Goblins aus. Nahezu im Sekundentakt mussten sie sich von den unterschiedlichsten Körperteilen verabschieden. Da der König aber kein Freund unvollendeter Sachen war, blieb ihnen zumeist kaum die Zeit für ein Lebewohl.
Beim Anblick der vielen grünen Gliedmaßen, die nun durch die Luft wirbelten, erwachte auch in den Begleitern Stornes das Bedürfnis, sich wieder diesem kurzweiligen Spaß hinzugeben.
Wie ein Bauer mit seiner Sense, so marschierte nun auch der Paladin durch die ungeordneten Reihen der Goblins. Unzählige Leiber mähte er so nieder, unzählige Köpfe trennte er von ihren Hälsen und unzählige Innereien verteilte er auf dem Waldboden. Mit der Menge an Blut, die er dabei vergoss, hätte man leicht einen kleinen See füllen können. Bald schon musste er Acht geben, um nicht auf diesem ganzen Glibber auszurutschen.
Der Magier hingegen hielt sich von Körperflüssigkeiten jedweder Art fern. Einem Dirigenten gleich stand er da, mit seinem Stab als Taktstock mal hierhin, mal dorthin deutend. So leitete er ein groteskes Ballett mit umherschwebenden, ängstlich schreienden Goblins an. Meist endete dieser Tanz unschön für die unfreiwillig Beteiligten. Sie wurden aufgespießt von irgendwelchen spitzen Ästen oder zerschmettert von Baumstämmen, gegen die sie geschleudert wurden. Vorwiegend verloren sie ihr Leben jedoch relativ unspektakulär nach einem Sturz aus großer Höhe. Obwohl die Opfer des Magiers danach nicht annähernd so demoliert aussahen wie die seiner Kampfgefährten, waren sie dennoch ebenso tot.
Nach nur wenigen Minuten obsiegte dann das bisschen Vernunft, welches wohl seit Neuestem in den hässlichen Köpfen der Goblins hauste. Da die Zahl der toten Grünhäute die der lebenden mittlerweile bei Weitem überstieg, zog es der spärliche Rest vor, sein Heil in der Flucht zu suchen. Nur kurz konnte man die Davonlaufenden noch durch das Unterholz entschwinden hören. Dann kehrte endlich wieder Ruhe ein und überzeugte die drei Menschen davon, dass das Blutvergießen ein Ende gefunden hatte.
Storne bückte sich und nahm einem seiner toten Feinde den Säbel aus der Hand. Nachdenklich und mit einem hohen Maß an Sachverstand betrachtete er die Waffe.
»Orkische Waffenschmiedekunst«, stellte er überrascht fest. »Aber wie kann das sein? Goblins sind sehr entfernt mit den Orks verwandt, doch kein Ork würde dies freiwillig zugeben. Sie hassen ihre kleineren Vettern, sie verachten ihre schwächlichen Körper und vor allem ihre langen Nasen. Wo auch immer sie einer solchen Langnase begegnen, wird diese auf der Stelle abgeschlachtet. Kein Ork würde einem Goblin eine Waffe ohne Zwang überlassen.«
»Vielleicht haben sie die Waffen gestohlen«, gab Teophus zu bedenken, »oder bei einem Raubzug erbeutet.«
Der Barbar lachte laut auf. »Macht Ihr Witze? Goblins, die Orks berauben? Eher würde ich glauben, dass ein Wiesel einen Löwen zerfleischt. Nein, nein, diese Sache ist so mysteriös, dass ich ihr unbedingt nachgehen muss.«
Er wandte seinen Blick gen Osten. »Das Dorf der Bergorks liegt nicht weit von hier entfernt. Nachdem wir mit dem Vampirlord abgerechnet haben, werde ich auf meinem Heimweg dort vorbeischauen. Ein Gespräch mit Morack Meuchelhammer wird vielleicht ganz informativ sein. Vielleicht weiß er etwas über diese Waffen und wie sie in die Hände der Goblins geraten konnten.«
»Aber wie Ihr bereits erwähnt habt, müssen wir zunächst einmal den Blutsauger besiegen«, bemerkte Hohlefried. Er reinigte dabei die Klinge seines Schwertes mit dem großen Blatt einer Eiche. Erstaunlicherweise gelang es ihm so, sein Schwert von sämtlichen Hinterlassenschaften seiner unzähligen Opfer zu befreien.
»So ist es.« Storne Stahlhand sah noch einmal auf die unzählbar vielen Leichen herab, die zerfetzt und zerstückelt auf dem Waldboden herumlagen. »Aber wenn ich mir das hier so anschaue, wird das wohl vergleichsweise einfach.«
Während die drei Menschen nun den Ort des Geschehens verließen, sah ihnen eine untersetzte, grünhäutige Gestalt – wohl verborgen in hohem Gesträuch – traurig nach.
»Oh, hübsch Hohlmann-Ding«, seufzte sie voller Sehnsucht. »Gryxela wolle habe!«
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.