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Hastig schrieb ich mir die Nummer ab, während Fred laut stapfend meine Höhle begutachtete. Immer mal wieder hörte ich das typische ›ha … haa … haaa …‹
»So viele Nummern von Fachleuten habe nicht mal ich in meinem Handy, mein Lieber. Wenn ich mich hier so umsehe, braucht dieses Loch ein Komplettprogramm … Ha … haa … haaa … Da kannst sogar du noch zum Handwerker werden. Aber nicht verzweifeln, ich helfe dir. Doch jetzt habe ich Feierabend, lass uns endlich auf die Piste gehen.«
Schnell riss ich mir die misslungene Geschenkidee zu unserem Einjährigen vom Leib und suchte mir aus meinen Klamottenstapeln die, so hoffte ich, passenden Bekleidungsstücke – schwarze enge Jeans und T-Shirt, meine Lieblingskapuzenjacke und natürlich rote Schuhe – für den kommenden Abend, ›Nein, Nacht!‹ stellte ich fest, als meine Augen beim Ankleiden zufällig die Normaluhr auf der Karli vor meinem Fenster streifen.
12. OKTOBER
»Los, komm endlich!« drängelte Fred. »Heulen kannst du morgen. Im Pub gleich nebenan, meinem Lieblingspub auf der Karli, steigt seit zwei Stunden eine ganz, ganz coole Party.«
›Habe aber erst vor Kurzem ganz toll geheult …‹, dachte ich innerlich grinsend. ›Musste erst mal so hinkriegen, mein lieber Dicker‹, fügte ich noch im Stillen leicht triumphierend hinzu.
Fred hatte nicht zu viel von der Karli versprochen. Ich war einfach während meiner Zeit mit Anja viel zu wenig im Leipziger Süden gewesen. Es ist kurz nach Mitternacht und auf dieser Straße ist eigentlich überall Party, als ob es kein Morgen gibt. Und das alles vor meiner Höhle, davon können andere nur träumen. Zwei Minuten später saßen wir, gleich gegenüber von meiner Haustür, in Freds Lieblingspub.
Am Tresen bunt gemischtes Publikum, Studenten über Studenten, so vermutete ich, als sich meine Augen an das Dämmerlicht und die mit Rauchschwaden geschwängerten Sauerstoffreste gewöhnt hatten, aber auch unsere ›Semester‹ sind zahlreich vertreten, stellte ich erleichtert fest.
»Zwei Kilkenny, Judith!«, rief Fred einer Fee aus ›Tausend und einer Nacht‹ hinter dem Tresen zu. »Mensch, ist ja peinlich mit dir«, flüstert Fred, »… glotz die nicht so an!«.
Erst jetzt merkte ich, wie ich mit starrem Blick Judith anstaunte.
»Ich nenne sie heimlich die Katze«, flüsterte Fred, »sieh nur diese grüngelben Augen, die gibt es auf der ganzen Karli nur einmal.«
Die Katze, wie sie auch bei mir nach einem Blick in ihre Augen sofort hieß, schob uns lächelnd die zwei Kilkenny rüber und nahm eilig die nächsten Bestellungen entgegen.
»Prost …, aber nun sag mal, was war denn eigentlich bei euch los? Dachte immer, du hättest endlich auch mal einen Hafen gefunden.«
Ratlos starrte ich Fred an und wusste gar nicht, wo ich beginnen sollte. Viele Splitter aus meiner Anja-Zeit, die mir schon seit den letzten Stunden im Kopf rumgingen, wollten alle auf einmal auf meine Zunge.
»Naja … ich überlege auch schon die ganze Zeit, was der Grund für meinen heutigen Weltuntergang war, bekomme es aber einfach nicht hin. Vermute, nach den heutigen tollen Bemerkungen von Anja, die sie mir durch den Türspalt grinsend zu säuselte, dass ich ihre Erwartungen nicht erfüllen konnte.«
»Erwartungen?«, fragte Fred staunend zurück, »Was denn für Erwartungen?«
»Na …, die … die Erwartungen eben«, kam es verschämt und stockend aus meinem Mund. »Nun hab dich nicht so.«
Krampfhaft überlegte ich, ob ich Fred eine Beichte abliefern sollte, er ist ja mein ältester und vertrautester Freund, eigentlich weiß ich auch alles von ihm, und so öffneten sich endlich meine Lippen und ganz leise, damit es auch ja niemand hörte, sagte ich: »… na, so das Eine eben …«, nochmals überlegend, ob ich es wagen kann, »… der Sex.«
»Bei dir??? … der Sex?«, Fred verstand die Welt nicht mehr.
»Naja, Anja sagte, oder ich vermute sie so verstanden zu haben, sie sei nicht glücklich, wenn es nur Blümchensex und manchmal etwas mehr gäbe. Aber ich habe doch momentan auch eine schwere Zeit, mit den Auftritten läuft es einfach nicht mehr so, bin laufend unterwegs …, Bandproben und immer auf der Suche nach Muggen, also irgendwas, was ein bissel Kohle einbringt. Ich war einfach immer kaputt. Wir hatten die letzten Monate fast gar keinen Sex mehr, hatte auch keine so richtige Lust auf Anja, irgendwas ist zu Bruch gegangen zwischen uns … einfach still und leise …«
»… Mensch, du kannst einem ja echt leidtun!«
»Und zum Abschalten von den sinnlosen Bemühungen mehr Muggen zu bekommen und den ganzen Beziehungsproblemen habe ich dann oft meine tollen Ballerspiele im Computer gespielt, war echt süchtig danach«, beichtete ich weiter. »Anja war oft stinksauer, selbst wenn sie sich ganz zärtlich nur mit Slip und Strapsen bekleidet auf meinen Schoß setzte, wenn ich gerade spielte …«, sagte ich vollkommen in Gedanken versunken an die vergangene Zeit. »… war ich ganz abwesend, vom Spiel gefesselt, schaute Anja oft gar nicht richtig an und faselte was von nur noch zehn Minuten, dann habe ich gewonnen …, aus den zehn Minuten wurden oft Stunden …«
»Aber dann war es von ihr auch nicht DIE Liebe!«, versuchte mich Fred zu trösten.
»… und du weißt doch, wie ich aufgewachsen bin, bei zwei Frauen, Mutter und Schwester, da war das Thema Sex und alles, was auch nur im Entferntesten damit zu tun hatte, einfach tabu und ich bin bis heute noch oft so verdammt schüchtern und unerfahren in vielen Dingen.«
Freds Augen wurden immer größer und ich versank fast vor Scham, aber irgendwie wollte ich vieles loswerden, was mich schon oft belastet hatte. ›Und viel schlimmer kann es ja heute wirklich nicht mehr werden‹, glaubte ich zumindest noch in diesem Augenblick.
»… und außerdem poppt sich Anja gerade die Seele aus dem Leib, mit einem äußerst potenten Typ, in unserer, besser gesagt: meiner ehemaligen Wohnung. Sie versucht nun krampfhaft, alles, was sie in den letzten Monaten mit mir verpasst zu haben glaubt, in wenigen Stunden nachzuholen. Musste das ganze, von Anja vermisste Sexleben, zum Teil mit anhören, als ich eine gefühlte Ewigkeit auf dich gewartet habe.«
»Komm, Prost Paul, der Abend oder …«, nach einem Blick auf die Uhr, »eher der Morgen, kann nur besser werden.«
Die Katze reichte uns ständig neue Kilkenny … ›Hatten wir überhaupt bestellt?‹ … nach dem vierten Bier kannte Fred fast meine ganze Beziehungskiste der letzten zwei Jahre.
»Komm Alter, mach die Augen auf, vergiss die Tante, war zwar ein heißer Feger, wie ich so raus höre, aber das ist nicht alles, gibt auch andere, du hast was Besseres verdient!« Mit solchen oder ähnlichen Sätzen versuchte mich Fred liebevoll aufzubauen. Aber in meinem Kopf war immer noch Achterbahn angesagt, angefangen von Frust, Hass, Enttäuschung, verschmähter Liebe, Nachtrauern vieler verpasster heißer Gelegenheiten bis hin zu Verachtung. Alle Berge und Täler einer solchen Fahrt machten meine Gehirnwindungen gerade mit.
Als wir uns nach einem weiteren Kilkenny gerade zum Gehen entschlossen hatten, denn Fred musste morgen früh wieder mit seinem Taxi Leipzig erobern, öffnete sich sehr energisch die Eingangstür. Gemeinsam mit dem Geräusch der ersten wieder verkehrenden Straßenbahn des neuen Tages und begleitet vom Heulen der Sirenen eines Rettungswagens betrat eine Lady den Pub.
Wie im Gleichklang bewegten sich die Köpfe aller männlichen Gäste hin zu ihr, oder treffender gesagt zu dieser Erscheinung. Ihre Aura brachte nicht nur alle Gläser im nächtlichen Pub zum Klingen. Neugierig schaute sie sich im Raum um, als suche sie jemanden. Immer wieder glitten ihre Augen über die Gäste, aber sie schien die gesuchte Person nicht finden zu können. Wie in Zeitlupe setzte meine linke Hand das leere Bierglas auf den Tresen, hob sich, bestimmt angefeuert durch fünf Kilkenny und zeigte einladend auf den freien Barhocker neben mir. Ich konnte meinen Mut selbst nicht fassen und ein kurzer Blick zu Fred zeigte mir nur sein grinsendes Gesicht. Ich versuchte sie anzulächeln, was mir bestimmt nicht so gut gelang, da mein Verstand meinen Mut nicht begreifen wollte.
Als die Erscheinung sanft zu mir zurücklächelte, bekam mein offener Mund heute zum zweiten Mal Erstarrungszustände, die sich aber diesmal zum Glück schneller wieder lockerten. ›Was passiert hier?‹ Ich konnte nicht fassen, was da mit blonden langen Haaren, Beinen bis zum Himmel und einem Rock, der eigentlich mehr ein schmaler Gürtel war, immer näher kam.
An den Spuren, die ihre High-Heel-Absätze auf der Karli selbst in den harten Granitplatten hinterlassen haben mussten, konnte man bestimmt den Weg ihrer letzten Stunden verfolgen. Als sie mir fast schon gegenüberstand, konnte ich dank der langsam dünner werdenden Rauchwand zwischen uns auch Brüste erkennen, die in jedem ›Wünsch-dir-was-Quiz‹ den ersten Platz mit Abstand erreicht hätten. Unter ihrer Bluse trug sie nichts, und ich erahnte Brustwarzen von ungeahnter Größe, deren leicht erigierte Spitzen sich sanft im seidigen Blusenstoff abzeichneten …
… mein Atem ging in Hecheln über, im ganzen Pub waren mittlerweile sämtliche – also auch die weiblichen – Blicke nur noch auf SIE gerichtet, die Zeit blieb stehen und aus ihren Mund kamen mit einer leicht angerauten, sehr erotischen Stimme nur diese vier Worte; »… ist hier noch frei? …«
Wenn ich nicht im selben Moment Freds aufmunternden und bestimmt bewundernd gemeinten heftigen Hieb in meiner rechten Seite verspürt hätte, hätte ich bestimmt nichts herausgebracht.
»… jaaaa …«, lallte ich nur dämlich.
Langsam wandten sich die Blicke der anderen Gäste wieder von der Erscheinung ab. Aus dem ersten Kampf war ich offensichtlich als Sieger hervorgegangen. Zum Glück halfen mir Fred und Klein- Paul, dessen freudiges Zucken ich plötzlich verspürte, mich aus meiner Erstarrung zu befreien.
Ganz locker kam es aus Freds Mund, »Hi, darf ich vorstellen, das ist mein bester Kumpel Paul und ich bin der Fred.«
»Claudia, aber sagt einfach Claudi zu mir«, kam es gehaucht zurück. »War hier eigentlich vor einer Stunde mit einem Typen verabredet, aber irgendwie habe ich die Zeit verrammelt. Habe es nicht so mit der Pünktlichkeit …«
Jetzt erinnerte ich mich auch an den auffallend gut aussehenden Typen, für mich ein richtig doofer Schönling, der die ganze Zeit ein paar Hocker weiter am Tresen gesessen und ganz oft auf seine Uhr geschaut, aber irgendwann den Pub wieder verlassen hatte.
»War das so ein gutaussehender Typ, halblange schwarze Haare, Designerbrille und ausgefallene Klamotten, mit dem du verabredest warst? Der sah aus, als wenn er ganz leicht geschminkt war, irgendwie anders als die glatten Typen, die nachts auf Beutesuche durch die Kneipen tigern…«, kamen erste Worte, während sich meine Erstarrung langsam weiter zu lösen begann, über meine Lippen.
»Der saß vor einer Stunde noch hier am Tresen, ist dann aber verschwunden.«
»Kann er gewesen sein«, hauchte Claudi zurück, »Aber wer nicht auf mich warten kann, hat mich auch nicht verdient! – Und was machst du hier? Fred kenne ich flüchtig vom Sehen, aber dich habe ich hier noch nie gesehen.«
»Bin seit langem mal wieder im Süden von Leipzig unterwegs, coole Gegend ist die Karli geworden«, kam es nun schon wieder etwas normaler von mir zurück.
»War heute ein nicht so schöner Tag für mich …«
Fred stieg gleich ein: »Musste mich ein bissel um meinen besten Kumpel kümmern, für ihn fängt heute ein neues Leben an.«
»Neues Leben …«, hauchte Claudi, »… habe ich auch schon oft versucht, aber irgendwann habe ich mit dem Zählen aufgehört …«
»Auch schon so viel Pech gehabt wie ich? Haha … haha …«, kam es von Fred. »Davon kann ich ein Lied singen. Aber bei Paul hat es mich heute total überrascht, ist einfach so vor wenigen Stunden vor die Tür gesetzt worden. Den müssen wir ein bissel aufbauen.«
»Ach du Armer!«, hauchte Claudi. »Komm, ich lad dich zu einem Wein ein.« Wein nach fünf Kilkenny konnte nichts Gutes bedeuten, aber wer lehnt schon eine Einladung von einer ›Erscheinung‹ ab?
»Zwei Gläser trockenen Rotwein!«, rief Claudi der Katze mit ihrer wahnsinnig erotischen, rauchigen Stimme zu. »Trocken, wie immer … Trinkst doch trocken, oder?«
»Jaaa …«, brachte ich wieder mal nur heraus, und Claudi glitt elegant vom Hocker. »Muss mal schnell für kleine Königskinder …«, flüsterte sie mir zu, »… bis gleich.«
Wieder knallte Freds Ellenbogen in meine inzwischen schon bestimmt dunkelblau angelaufene rechte Seite. Und seinen Mund zu meinem Ohr drehend, flüsterte er »Eh Alter, alles wird gut, sagst du doch immer, und wenn ich so sehe, was hier gerade zum Pinkeln durch meinen Lieblingspub schwebt, glaube ich auch langsam dran. Werde mich mal still und heimlich vom Acker machen, muss morgen, ach du scheiße, heute, bald wieder raus und du hast ein bissel Glück verdient.
Aber das nächste Mal bin ich dran, okay!?« Mit dem hoffentlich letzten Stoß in meine rechte Seite hievte sich Fred von seinem Hocker und stapfte zur Tür. Beim Rausgehen grinste er mich aufmunternd an und hielt die Faust mit rausgestrecktem Daumen in meine Richtung. Mit einem lauten Knall fiel die Tür zu und ich saß mit fünf Kilkenny im Bauch und Klein-Paul im Schlepptau ganz allein am Tresen. ›Zum Glück nur fünf Kilkenny…‹, dachte ich erleichtert, war aber trotzdem wahnsinnig nervös, denn die Rückkehr der Erscheinung konnte nicht mehr lange dauern. Ich hatte ja seit Längerem nicht mehr mit fremden heißen Erscheinungen rumgemacht, mir fehlte hier nach zwei Anja-Jahren einfach ein wenig die Routine.
Von neidischen Blicken verfolgt, schwebte die Erscheinung mir wieder entgegen und schwang sich elegant auf ihren Barhocker. Kurz blitzten dabei die Ansätze von Strapsen unter ihrem Rockversuch hervor und Klein-Paul kriegte sich fast nicht mehr ein.
›Wenn der Tag X+1 was bringen soll, dann benimm dich!‹, raunze ich nach unten. ›Was soll denn die Erscheinung denken, wenn enge Jeans nach einem belanglosen Gespräch eine Erhebung in der Leistengegend besitzen?‹
»Wo ist denn Fred, dein Kumpel?«, hauchte Claudi mir fragend entgegen, nachdem sie sich erfolgreich auf dem Barhocker drapiert hatte.
»Muss morgen, besser gesagt heute, früh raus, ist doch Taxifahrer.«
»… Der Arme, aber wir trinken noch einen zusammen?«, kam es fast ein wenig bettelnd aus Claudis süßem Mund.
»Na klar, hab nichts vor und kann morgen auspennen«, erwiderte ich nun schon etwas sicherer. ›Bin Musiker‹, fügte ich spontan hinzu, um mein erwachendes Selbstbewusstsein gleich noch etwas zu stärken. Musiker kommt immer gut, das wusste ich noch von alten Zeiten.
Es klappte auch diesmal!
»Wow!«, hauchte Claudi cool »Und mit deinem Aussehen musst du bestimmt nach der Mugge Nummern vergeben …«, kam es süß lächelnd zurück.
›… ist das ernst oder will die Erscheinung nur mit mir spielen?‹ Mein Selbstbewusstsein wusste nicht so recht etwas damit anzufangen.
»So schlimm ist es auch nicht«, versuchte ich zu relativieren, »aber ich kann nicht klagen«, log ich ein wenig. Die Erscheinung musste ja nicht wissen, dass musikalisch fast nichts mehr lief und wenn Mugge war, fast immer nur dieselben Bekannten kamen und für mich nichts Appetitliches mehr dabei war. Im Laufe der Jahre kannte man seine immer weniger werdenden Fans und ihre verschlungenen, komplizierten Lebenswege. Aber das brauchte ja die Erscheinung nicht gleich alles zu wissen, heute war ich einfach Musiker! Ein Musiker ganz nach ihren etwas naiven Vorstellungen.
»Dein Kumpel Fred meinte, du bist gerade frisch bei deiner Braut rausgeflogen?«, hauchte Claudi mir zuckersüß entgegen. »Was war denn los?«
›Was ist das? Spinne ich oder träume ich gerade?‹, als sich bei diesen gehauchten Worten der rechte Oberschenkel von Claudi sanft an meinem linken rieb.
Mein Herzschlag beschleunigte sich unaufhaltsam, Klein-Paul machte einen freudigen Salto und meine Augen konnten sich nicht von diesem Wünsch-dir-was-Busen abwenden. Was sollte ich Claudi beichten? Dass ich den Erwartungen von Anja nicht entsprochen hatte, dass ich eine – zumindest nach Anjas Einschätzung – Nullnummer in Sachen Sex war, dass ich lieber Männlein abschoss als Anja? Ne, dass würde nach hinten los gehen. Langsam tauchten Erinnerungen in meinem zum Glück nicht allzu sehr vom Kilkenny vernebelten Gehirn auf, dass eine Mitleidsnummer bei manchen Frauen schon immer gut angekommen war. Und so erzählte ich heute mein Schicksal, meinen Erlebnisbericht der letzten zwei Jahre, in einer schnell in Gedanken umgeschriebenen Fassung, zum zweiten Mal. Also die Mitleidsnummer, das konnte ich schon immer gut …
Große Liebe …, immer für sie da gewesen …, nichts geahnt …, zwei Jahre nichts mit Groupies nach den Muggen angefangen und ähnliches. Und als ich gestern Abend nach Hause kam, war so ein scheiß Typ auf einmal bei uns in der Wohnung und meine Möbel und Klamotten standen vor der Wohnungstür …, ich wurde einfach abserviert. Jetzt wohne ich hier – habe ja liebe Kumpel, die mir sofort weitergeholfen hatten – in einer Höhle, die mal wieder Wohnung werden könnte, und muss die kommende Nacht, besser gesagt die kommenden Nächte auf einer hornalten Campingliege verbringen …
›Wow, das ging ja besser als erwartet!‹ Die Augen von Claudi blickten immer mitfühlender in meine und ihr Oberschenkel drückte sich immer fester an meinen.
›Ich kann es doch noch ein bisschen‹, ging es mir bestätigend durch den Kopf, als sich zu dem drückenden Oberschenkel von Claudi auch noch ihre Hand auf mein linkes Bein legte. Zum Glück befand sich Klein-Paul im rechten Hosenbein, sodass sie nicht sofort seine freudige, aber für mich zu diesem Zeitpunkt noch peinliche Schwellung fand.
»Komm, wir trinken noch ein Glas, du tust mir echt leid!«, hauchte die Erscheinung in mein Ohr.
›Bin ich im Märchenland oder bin ich in einem gemütlichen Pub?‹, konnte ich gerade noch denken, als sich die Hand von Claudi fester auf meinem rechten Oberschenkel bemerkbar machte.
›Hab ja nichts zu verlieren‹, dachte ich und stieg in das Spiel ein. Langsam bewegte ich nun meine linke Hand Richtung Claudis Knie und parkte sie dort. Aber statt der von mir erwarteten Zurückweisung wanderte Claudis Hand auf meinem Oberschenkel langsam höher und die steifen Brustwarzen vom Wünsch-dir-was-Busen zerstachen fast die dünne Bluse, wie ich naiv befürchtete.
Mittlerweile war es bestimmt schon früh am Morgen, denn wir waren fast allein im Pub. Die Katze machte die Abrechnung und das restliche Publikum war mit sich beschäftigt.
Das breite Tresenbrett bedeckte unsere tastenden Hände und in dieser Sicherheit drückte meine linke Hand nun auch etwas fester und mutiger Claudis rechten Oberschenkel. Mit den Fingern rieb ich sanft über viel Haut, die sich mir durch die großen Maschen ihrer Netzstrumpfhose entgegen wölbte.
Claudis Atem ging etwas schneller und leise drang es mit ihrer sexy-rauchigen Stimme in mein Ohr, »Warum so zaghaft?«
Ihre Hand wanderte immer weiter Richtung der nicht mehr zu übersehenden Beule in meiner Jeans und ihre vollen Lippen öffneten sich erneut einen kleinen Spalt und heraus hauchte sie nur drei Worte, »… ich will dich!«
Lippen, die vor einer Stunde noch unerreichbar für mich waren, drückten meine, unsere Münder öffneten sich fast gleichzeitig und unsere Zungen machten eine erste heiße Bekanntschaft.
»Mehr … mehr …«, hauchte Claudi, sich wohlig an meinem Oberschenkel reibend. Meine Finger wanderten langsam weiter Richtung Gürtelversuch und streichelten dabei immer selbstbewusster die nur mit den großmaschigen Netzstrümpfen bedeckte nackte Haut an den nicht enden wollenden langen Beinen. Mir verging fast Hören und Sehen. ›So etwas gibt es doch nur im Kino!‹, dachte ich. Etwas beschämt erinnerte ich mich an mein Spiegelbild im Erb-Oma-Spiegel, als ich die muskulösen Oberschenkel von Claudi rieb und sie mich, fast etwas zu kraftvoll, mit ihrem rechten Arm an sich drückte.
Noch ganz damit beschäftigt, ob ich im Kino oder im Märchenland oder wirklich in einem ganz normalen Pub war, merkte ich, wie Claudis rechte Hand sehr geschickt den Reißverschluss meiner Jeans öffnete.
Meine Augen blickten erschrocken im Gastraum umher, ob die anderen Gäste dies mitbekamen …
»Bleib ruhig!«, stöhnte Claudi in mein Ohr. »Wir sind schon fast ganz allein hier und in dieser dunklen Ecke vom Tresen bekommt es niemand mit.«
Diese Worte beruhigten mich ein wenig. Im Gegensatz zu Klein- Paul, der Claudi freudig entgegensprang, nachdem sie den Bund von meinem Slip nach unten gezogen hatte. Ich erkannte ihn nicht wieder, war es dieser Klein-Paul, der sich noch vor wenigen Stunden zitternd und fast nicht mehr zu spüren hinter mir versteckt hatte?
Damit uns auch auf keinen Fall jemand sehen konnte, zog ich Claudi mit meiner anderen freien Hand näher an mich. Auch hier spürte ich durch den dünnen Blusenärmel gut trainierte, feste Muskeln. Wenn ich so an meinen vor kurzem begutachteten Body dachte, wurde ich immer kleiner und Klein-Paul dafür immer größer. Okay, er sollte seinen Willen bekommen, wir waren uns mal wieder einig, stellte ich mit einem erneuten Blick auf Claudis Wünsch-dir-was-Busen zufrieden fest.
Claudis Finger drückten und kneten sanft die Spitze meines harten Schwanzes und zogen gleichzeitig die Vorhaut zurück. Der Zeigefinger, der dabei mehrmals in ihrem wahnsinnigen Mund verschwand, rieb sanft und zärtlich den Rand an der Eichel. Scharf wie lange nicht mehr saß ich wie versteinert da und klammerte mich an mein Weinglas. Meine andere Hand wagte sich an Claudis Schenkel nicht mehr weiter, weil ich Angst hatte, gleich zu explodieren. Sie ließ sich davon nicht stören, ihre Finger rieben und drückten immer fester.
»… Möch … möchtest du … noch … ahhh … etwas trinken?«, kam es mit belegter Stimme über meine Lippen, damit ich auf andere Gedanken kam.
»Hab was viel Besseres …«, hauchte Claudi zurück, »… dein geiler Schwanz spuckt doch schon vor Vorfreude die ersten Tropfen …« Kaum hatten diese Worte ihren Mund mit diesen wahnsinnigen Lippen verlassen, steckte Claudi schon jeden Finger ihrer rechten Hand einzeln hinein und leckte sie genussvoll ab.
Wie sollte das weitergehen, noch wenige Minuten und ich hätte ein richtiges Problem: Nasse und klebrige Jeans und die auf Hochglanz polierte Edelstahlwand vom Tresen hätte ein sehr kreatives Spritzmuster.
»Ich will dich spüren!«, stöhnte Claudi und zerrte mich fast vom Barhocker.
Ich konnte der Katze gerade noch einen 50 Euro Schein über den Tresen schieben und meine Jacke greifen, die ich sofort, wie unbeabsichtigt, vor meinen Unterleib presste. In die Jeans hätte ich das Körperteil, welches jetzt daraus hervorragte, nur noch unter Protesten und Schmerzen zwängen können. Wie im Delirium gelangte ich aus dem Pub. Claudi zerrte mich energisch zur Fahrbahn, wo sie von Weitem schon ein leuchtendes Taxischild auf einem sich nähernden Auto gesehen hatte. In ihrer vollen Größe auf die Karli springend und dem Taxi zuwinkend, brachte sie dieses mit kreischenden Bremsen neben uns zum Halten. Claudi riss die Tür auf und stieß mich förmlich hinein. Da wir hier fast allein waren, konnte ich schon wieder innerlich grinsen und etwas Vorfreude genießen. ›So sieht also eine Vergewaltigung von einem Mann aus …?‹ Langsam konnte ich, da wir ja den Pub verlassen hatten und ich keine Blicke mehr fürchten musste, Spaß an der Sache finden. Noch immer hielt ich krampfhaft meine Jacke gegen meinen Unterleib gepresst. »Friederikenstraße, gleich vorn links …«, hauchte Claudi dem Taxifahrer zu und gleichzeitig spürte ich wieder ihre Hand unter meiner Jacke, wo sich mein Schwanz ihr freudig entgegenstreckte. ›Nicht mal die blöde Frage - zu mir oder zu dir? - muss ich heute stellen!‹, bemerkte ich hocherfreut.
Im morgendlichen Dämmerlicht fuhren wir die Karli Richtung Süden. Da der Fahrer sich auf den beginnenden Berufsverkehr konzentrieren musste, wurde auch ich etwas mutiger. Während sich Claudis Hand nahezu zwischen meinen Beinen festkrallte und ihr Verwöhnprogramm dort fortsetzte, wanderte meine rechte Hand langsam höher und höher entlang ihres Schenkels. Der Versuch von einem Rock war mittlerweile kein Hindernis mehr, da er sich beim Einsteigen in das Taxi weit nach oben verschoben hatte.
Obwohl Claudis Hand mich herrlich verwöhnte, war für meine Hand kurz vor dem Paradies Schluss.
Immer wieder versuchte ich es, aber ihre Schenkel pressten sich zusammen.