Fremdenlegionär Kirsch - Eine abenteuerliche Fahrt von Kamerun in die deutschen Schützengräben in den Kriegsjahren 1914/15

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Am Nachmittage rüsteten die Haussa zur Weiterreise und fragten mich, ob ich mit ihnen gehen wollte. Ich willigte gern ein und sollte es nicht bereuen. Der vornehmste der Haussa hatte aufmerksame Diener, die gefällig heransprangen, wenn er winkte. So bekam ich Wasser und Früchte und seltene Pflanzen, die ich sehen wollte.
Der Haussa erzählte mir allerlei von dem Lande vor mir und sagte mir auch, daß in Togo große Kämpfe andauerten. Ich sagte ihm, daß ich auf einem Jagdausflug gewesen sei. Das war eine Gelegenheit für den Händler, nach Schießwaffen zu fragen. Jeder Eingeborene, jeder Händler will Schießwaffen haben.
Am Abend wurde mir eine angenehme Lagerstelle hergerichtet; der Haussa ließ mir Matten ausbreiten und lieh mir ein schönes Lederkissen.
Großen Eindruck machte es, als die Händler bei Sonnenuntergang mitten im Dorf ihre Gebetmatten ausbreiteten und sich betend nach Osten verneigten. Ich hielt mich im Hintergrunde. Die Eingeborenen sahen hinter den Hütten hervor. Der Führer der Haussa betete laut vor, die anderen murmelten nach. Die Haussahändler, die das Land nach allen Richtungen durchziehen, sind eine fliegende Mission des Islams. Ihre stolze Art muß auf jeden Neger Eindruck machen.
Der Diener brachte wieder Saft und Früchte. Der Haussa setzte sich zu mir, und ich bewunderte die schönen Züge des Mannes. Er erzählte von seinen Reisen und freute sich, daß ich ihm die Dampfer, die er an der Küste gesehen hatte, beschreiben konnte. Es war erstaunlich, wie die Diener auf die kleinsten Winke des Herrn aufmerkten, das Feuer bedienten und Gegenstände herbeibrachten.
Am nächsten Morgen sah ich den großen Grenzfluß, der in seinem Oberlauf das Gebiet der Goldküste von Togo trennt, den Volta. Der Weg entfernte sich wieder vom Flusse. Ich fürchtete, daß er zu weit nach Westen führte und sagte den Haussa Lebewohl. Mit einer segnenden Handbewegung grüßte der Händler zum Abschied.
Ich wollte dem Flußlauf folgen und oberhalb von Stromschnellen eine Stelle suchen, wo ich hinüberkonnte. Der Busch aber war undurchdringlich, und ich mußte zuerst doch wieder dem Wege folgen, den die Haussa gegangen waren. Dann aber hielt ich mich an den ersten Weg, der rechts nach dem Fluß führte. So kam ich nachmittags an eine Stelle, wo einige Einbäume am Ufer lagen. Ich sah, daß ein Boot unterwegs war, und erwartete die Neger. Es war nicht leicht, mit ihnen einig zu werden. Sie waren ermüdet und wollten jetzt nicht rudern. Endlich sprang ich selbst in das Boot und zeigte in die Richtung zum anderen Ufer, aber die Neger bedeuteten mir, daß das Boot weit hinauf gebracht werden müsse, wenn wir das andere Ufer erreichen wollten. Vier nackte Männer ruderten mein Boot zuerst weit stromaufwärts, dann quer über den Strom. Es war eine gefährliche Fahrt, was ich vom Ufer nicht hatte voraussehen können. In der Mitte des Stromes ragte ein Felsen aus dem Wasser, da teilte sich der Strom. Der Einbaum näherte sich dieser Stelle bedenklich, und ich krampfte meine Hände fest an die Bordwand, weil ich glaubte, das Boot werde zerschellen. Die Neger aber kannten diese Stelle und wußten sie zu nehmen. Sie waren ihr gewiß nicht zum ersten Male nahe gekommen. Ich aber fühlte mich den Negern, die mich mit ihrer Kraft und Gewandtheit aus gemeinsamer Gefahr gerettet hatten, dankbar, und als wir das andere Ufer glücklich erreichten, gab ich den wackeren Ruderern gern einen Wörmannknopf mehr, als ich vereinbart hatte.
Ich hatte mehrere große Dörfer durchschritten und näherte mich einer kleinen Ortschaft, als eine Gestalt im Khakianzug, Strohhut und Schuhen sichtbar wurde. Ich sprang in ein Gebüsch, erkannte aber gleich darauf, daß ich einen Hosennigger vor mir hatte.
Der Mann grüßte und sagte: » Good day, Ssö!« (Guten Tag, Herr). Ich wollte mich als Engländer ausgeben und fragte auf Englisch nach dem Namen des Dorfes und nach dem Wege. Da hörte ich etwas von »Mission« und »Bruder Johannes«.
»Was! Bruder Johannes?« entfuhr es mir auf deutsch.
»Ach, mein Err, Sie sprechen Deutsch?!« Jetzt sagte der Neger mir stolz, daß er sieben Jahre auf der Schule gewesen sei und sogar Deutsch schreiben könne.
Nachmittags erreichten wir die Missionsnebenstation K. … Hier war ein Haus mit Hof und Lagerschuppen, und das Erscheinen eines Weißen schien nichts Seltenes zu sein. Ein Mulatte betrat die Veranda des Hauses. Mein Begleiter grüßte sehr untertänig. Der Mulatte fragte in einem Über-Hochdeutsch: »Guten Tag, mein Herr, was führt Sie her?«
»Ich muß mit Euch sprechen!« antwortete ich.
»Kommen Sie herein.«
Er bot mir Waschwasser an und lud mich ein, mich zu setzen. Ich sah etwas verwahrlost aus; meine Hose war eingerissen, die gelben Schuhe hatten stark gelitten.
Der Mulatte berichtete mir, die Deutschen seien schon lange weg. – »Wir sind von Lome abgeschnitten; die meisten Deutschen haben sich ergeben, auch Kamina ist in den Händen der Feinde.« Ich verschwieg, daß ich von Accra gekommen war, und sagte, ich sei unterwegs von der Küste nach dem Innern. Er riet mir dringend, mich den Engländern sogleich zu ergeben: es habe keinen Zweck, daß ich mich mit Not und Sorgen im Busch umhertreibe. – »Das gibt's gar nicht!« platzte ich heraus und mußte herzlich über einen Menschen lachen, der innerlich so ganz anders aussah als ich.
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