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»Dann wäre da noch etwas anderes«, sagte Samantha mit einem Ton in der Stimme, der Charlies Herz schneller schlagen ließ. »Es hat nichts mit Freddy zu tun. Es geht um etwas zwischen uns beiden.«
Sie erhob sich, baute sich breitbeinig vor Charlie auf und fing an, ihre Bluse aufzuknöpfen. Charlie spürte, wie er vor Erstaunen den Mund öffnete. Offensichtlich hatte er sich Samanthas aufreizende Art doch nicht nur eingebildet. Aber dass sie so weit gehen würde, hätte er im Leben nicht gedacht.
Sie streifte ihr Oberteil ab. Der Stoff floss über ihre Haut und fiel zu Boden. Langsam ging sie auf ihn zu und hockte sich auf ihn.
»Ich kann nicht«, stammelte Charlie, nachdem er den ersten Schock überwunden hatte.
»Ach nein?« Sie grinste und ließ ihre Hüften lasziv über seinen Schritt kreisen. Charlie fühlte ihren Druck an seiner Erektion genau. Sein Becken schien einen eigenen Willen zu haben. Es drängte sich Samantha entgegen.
»Meine weibliche Intuition sagt mir, dass wir uns da keine Sorgen machen müssen.«
»Ich bin mit Lynn zusammen.«
»Ja und? Sie ist nicht hier, oder?«
»Bitte, Samantha!«
»Wir spielen doch nur, Charlie. Nimm nicht immer alles so entsetzlich ernst. Wir sind hier nicht in der Kirche.«
Mit einem geschickten Griff löste sie ihren BH. Zwei Brüste tauchten vor Charlies Augen auf. Sie waren nicht so prall und fest wie die von Lynn, aber er konnte seine Augen nicht davon lassen. Samanthas Brustwarzen waren klein und rosa, standen herrlich steif ab. Sie waren wie zwei kleine reife Früchte und Samantha war die Königin. Der Duft ihres Parfüms ließ ihn keinen klaren Gedanken mehr fassen. Plötzlich hob sie ihre Hüfte ein Stück an und rutsche nach hinten. Charlie spürte, wie ihre kleinen Hände zielsicher und geschmeidig über seinen Schwanz strichen, der sich von innen gegen seinen Schritt presste. Er hörte das leise Klirren seiner Gürtelschnalle. Dann spürte er sie.
Als er an sich herabsah, war da Samanthas Hand, die seinen Schwanz festhielt. Langsam fing sie an, ihn zu massieren. Unter dem Takt ihrer Hand gab seine Vorhaut seine prallgeschwollene Eichel frei und verdeckte sie wieder. Er wurde steinhart.
Oh Mann! Er stand an einem Abgrund und war kurz davor, seine Arme auszubreiten und hineinzuspringen.
Samantha beugte sich vor. Ihre raue, sexy Stimme flüsterte in sein Ohr: »Siehst du? Es ist nichts dabei. Genieß es.«
Sie küsste ihn. Ihre Lippen waren voll und weich. Kurz bevor sie sich von ihm trennte, biss sie sanft in seine Unterlippe. Mit einem Mal schlängelte sich ihr Körper ein wenig. Charlie fühlte, wie ihre Hand von seinem Schwanz abließ. Dafür packte Samantha seine Hand und führte sie. Er wusste gleich, wohin es ging, aber dass Samantha nichts drunter trug, erregte ihn so sehr, dass es beinahe erschreckend war. Er ertastete ihre Pussy. Wie automatisch drang sein Finger in sie. Sie war unheimlich nass und schien zu glühen.
Samantha stöhnte auf, und er wusste, sie wollte, dass er hereinkam. Ihre Hüfte drängte sich gegen ihn. Die Gier nach ihr war kaum noch auszuhalten. Sein Mund wollte unbedingt an diese herrlichen Nippel, sein Schwanz wollte ihre heiße Enge spüren und sie ficken. Er wollte diesen ganzen sagenhaften Körper. Was war das für eine Frau?!
Doch plötzlich zog sich etwas mit Gewalt in ihm zusammen. Es kostete ihn eine riesige Überwindung, seine Hand zwischen Samanthas Beinen wegzuziehen, aber er tat es.
»Was ist? Bin ich nicht dein Typ?«
»Nein.« Er packte sie an den Schultern und schob sie zur Seite. »Ich meine ... doch bist du ... Aber da ist nun mal Lynn.«
Samantha kniete jetzt neben ihm auf der Couch. Sie lüftete ihren Rock. Charlie sah alles – ihre Stockings und eine glattrasierte, wunderbar rosa Pussy. Ihre inneren Schamlippen schauten ein wenig heraus. Er hätte einfachen zugreifen und alles bekommen können. Verzweifelt wischte er sich über die Stirn.
Noch bevor er wieder hinsah, hatte Samantha nach seinem Schwanz gegriffen. Gerade senkte sich ihr Körper. Oh Gott, sie wollte ihm wirklich alles geben. Diese Frau war die Versuchung in Person. Er konnte nicht anders, als ihre vollen Lippen anzusehen. Sie waren so wunderbar rot und schimmerten feucht. Doch seine Arme hielten Samantha auf.
Er atmete schwer.
»Es tut mir leid. Es geht nun einmal nicht.«
»Es geht. Du musst es nur zulassen und endlich aufhören, dir diese kindischen Gedanken zu machen. Ich will einfach nur mit dir vögeln. Da ist doch nichts dabei.«
Charlie blieb an ihren wollüstigen roten Lippen haften. Es gab keinen Zweifel: Diese Lippen wollten nichts anderes als küssen und saugen.
»Aber es geht nicht.«
»Es ist alles in Ordnung.«
»Gott! Samantha bitte! Es läuft nichts.«
Samanthas Mund verzog sich spöttisch. Sie ließ ihn los, setzte sich gerade hin und schob ihren Rock zurecht.
Charlie drückte seinen Schwanz zurück in die Hose. Er war immer noch schmerzhaft hart und die Berührung von Samantha hallte daran nach. Seine Eichel pulsierte und spannte vor Geilheit.
»Na schön«, sagte sie. »Wenn du wirklich nicht kannst. Ich will dich ja nicht vergewaltigen.«
»Es tut mir ehrlich leid. Du bist ...«
»Ist schon gut. Ich weiß, was ich bin.«
Charlie stand auf. Die Erregung wollte einfach nicht aus seinem Kopf raus. Ein gehöriger Teil von ihm wollte immer noch Samantha packen und ihr die Kleider herunterreißen. Er fluchte leise. Dann fragte er: »Lässt sich das hier einfach vergessen?«
»Aber ja. Es ließe sich noch viel mehr vergessen. Wir könnten alles vergessen, was du möchtest.«
Samantha warf ihm einen sinnlichen Blick zu. Charlies Augen zog es zu ihren Brüsten und der warmen Pussy, die er gespürt hatte, aber er riss sich zusammen und sah ihr weiter ins Gesicht.
»Wir vergessen das hier, und zwar ein für alle Mal.«
»Okay. Wenn du meinst ...«
»Entschuldige mich. Ich muss gehen.«
Er griff nach seiner Jacke und hastete mit schnellen Schritten zur Wohnungstür. Draußen im Treppenhaus fühlte er den Impuls, mit aller Kraft gegen eine Wand zu schlagen. Er ließ es bleiben und lief einfach los.
***
Lynn hörte, wie die Wohnungstür aufgeschlossen wurde. Die Tür fiel wieder ins Schloss. Es folgten Schritte. Sie bewegten sich ins Bad. Charlie schaltete die Dusche an.
Das hatte sie auch getan, als sie zu Hause angekommen war – geduscht. Anschließend hatte sie sich ins Bett gelegt, in der Hoffnung, einzuschlafen und diesen verfluchten Tag einfach zu beenden. Bis jetzt hatte das nicht geklappt. Es war kurz nach Mitternacht und sie war immer noch hellwach.
Sie drehte sich auf die Seite und sah zur Wand.
Charlie kam ins Zimmer. Der Luftzug der Tür ließ einen der Traumfänger leise klimpern. Dann kam er ins Bett. Sie spürte, wie er sich vorsichtig neben sie legte. Er berührte sie nicht, lag aber ganz nah. Sie hörte seinen Atem und das Rascheln der Decke, das seine vorsichtigen Bewegungen hervorriefen.
»Lynn«, sagte seine Stimme leise, nachdem sie eine Weile schweigend nebeneinandergelegen hatten. Sie nickte leicht.
»Du hast doch gesagt, dass wir außer Sex nichts miteinander anfangen können.« Sie antwortete mit einem weiteren Nicken.
»Ich habe darüber nachgedacht und bin zu folgendem spirituellen Schluss gekommen.« Er legte eine Pause ein, dann sagte er: »Mir passt es nicht, kein Sex mit dir zu haben. Aber kein Sex mit dir zusammen, ist immer noch besser als alles andere ohne dich.«
Lynn verzog nachdenklich die Stirn und drehte sich um. Sie sah Charlie an. Beide blickten sich direkt in die Augen.
»Soll das jetzt sarkastisch sein oder romantisch.«
»Es ist vor allem die Wahrheit.«
»Aha.« Lynn drehte sich zurück. Sie sah wieder zur Wand. Hinter ihrem Rücken ging Charlies Atem.
Nach einer Weile zog sie ihre Beine an und streifte mit einer einzigen schnellen Bewegung ihr Höschen ab.
»Was tust du?«, fragte Charlie irritiert. Er konnte unmöglich gesehen haben, was sie getan hatte, aber er war wohl auch so darauf gekommen.
Lynn antwortete nicht. Sie schlug die Bettdecke beiseite, sprang wie eine Raubkatze auf Charlies Brust und zog ihr Nachthemd aus.
»Darling?«
Charlies Körper wand sich zwischen ihren Schenkeln hin und her, als sie anfing, an ihm hinaufzurutschen.
»Lynn ...?«
Jetzt war sie fast bei seinem Gesicht angelangt. Gleich würde er still sein ... Sie spürte, wie ihre Mitte auf seinem Mund aufsetzte. Charlie grummelte etwas Unverständliches, gab aber schnell jeden Versuch auf, sich mit Worten verständlich zu machen.
Dann hieß sie seine Zunge willkommen. Lynn spürte sie über ihre Spalte streichen. Vorsichtig schaffte sie sich einen Weg zwischen ihren Schamlippen hindurch. Auf der Suche nach ihren Lieblingsstellen, taste sie Lynns Innerstes ab.
Heiße Wellen rasten durch ihren Körper. Ein ersticktes »Mmh« drang zu ihr hinauf. Und noch einmal: »Mmh.« Ihr Verlobter fühlte sich hörbar wohl zwischen ihren Schenkeln und das, was er dort tat, ließ Lynn so feucht werden, dass sie es kaum glauben konnte. Er schaffte es immer, die richtigen Knöpfe zu drücken – aber das hier ging weiter. Es war mehr als richtig.
Lynn warf den Kopf in den Nacken und streichelte ihre Brüste. Ihre kleinen Nippel standen fest von ihr ab. Plötzlich griffen Charlies Hände an ihre Hüfte und drückten sie von ihm herunter. Lynn schmiss sich auf den Rücken. In Erwartung, dass Charlie sie jetzt nehmen würde, umarmte sie ihn und spreizte die Schenkel. Doch Charlie hatte etwas anderes vor. Fasziniert schaute Lynn dabei zu, wie sein Kopf langsam zwischen ihre Beine tauchte.
Diesmal, wie Lynn schnell feststellen konnte, nahm er diese Position ein, um ihre Klit intensiv verwöhnen zu können.
»Charlie«, brach es aus ihr heraus, als er anfing, ihre empfindliche Knospe mit der Zunge zu umspielen. »Du bist so gut.«
Nach einer Weile nahm er seine Hände zur Hilfe. Einer seiner Finger glitt in sie, während seine Zunge ihren Kitzler umzüngelte.
Lynn schloss die Augen und ließ sich ganz in Charlies Liebkosungen sinken. Sie brannte förmlich davon. Er ließ nicht von ihr ab, schickte eine Energiewelle nach der nächsten durch ihren brennenden Körper, bis sie mit einem Aufschrei kam.
Oh Mann! Das hatte sie gebraucht. Genau das! Ihre Muskeln entspannten sich.
Charlie ließ Küsse auf ihren Bauch regnen und wanderte zu ihr hinauf. Als sein Gesicht vor ihrem angekommen war, sah Lynn, dass Charlies Mund und Kinn von ihrer Flüssigkeit glänzten. Regelrecht verschmiert hatte sie ihn. Sie lächelte, streckte die Hand nach ihm aus und wischte ihn zärtlich ab. Charlie küsste ihre Finger, sobald sie in Reichweite kamen.
»Ich mag es, wenn du unter meinem Mund kommst, Darling«, flüsterte er.
Lynn lächelte. »Ich weiß.«
»Aber was ist mit der Enthaltsamkeitsübung und unseren Chakren? Der Monat ist noch nicht vorbei. Wir haben doch nur zwei Wochen geschafft.«
»Das weiß ich auch«, antwortete Lynn und lächelte breiter. »Wir werden es später noch einmal versuchen – so in vierzig oder fünfzig Jahren vielleicht.«
Sie ließ ihre Hände sinken und zupfte an Charlies Boxershorts. Er reagierte sofort und zog sie mit einiger Hektik hinunter.
Seine Hände neben ihrem Kopf abgestützt, blickte er ihr tief in die Augen, während er mit seiner Erektion immer wieder an ihrem feuchten Eingang rieb.
»Das hat mit verteufelt gefehlt ...«, flüsterte er, »... dir nahe zu sein und dich richtig zu spüren. Alles von dir.« Langsam senkte sich seine Hüfte endgültig herab. Ihr Atem ging flach und hektisch, während ihr Schoß dem Drängen seiner Erektion nachgab und sich öffnete. Es fühlte sich traumhaft an, ihn in sich zu haben.
Im nächsten Moment begann Charlie, sie zu stoßen. Erst sachte, um ihr nicht wehzutun, aber schon nach kurzer Zeit hatte sein Rhythmus Lynn so in Ekstase versetzt, dass es kaum noch auszuhalten war.
Sie packte fest nach seinen Schultern, krallte sich hinein und stöhnte etwas von ihrer Lust heraus. Charlies schneller Rhythmus blieb davon unberührt. Selbst, als sie ihm aus Versehen kräftig über das Schulterblatt kratzte, stoppte er nicht, erhöhte sogar noch sein Tempo. Unter der Spannung der Lust verwandelte sich Lynns Stöhnen beinahe in ein Wimmern.
Sie hob ihren Kopf und presste ihre Lippen auf Charlies Mund. Sie küssten sich immer noch, als Charlie endlich die Kontrolle abgab und sich heiß in ihr ergoss.
Nachdem er einmal tief durchgeatmet hatte, rollte er von ihr hinunter, legte sich neben sie und zog sie fest an sich.
***
Zwei Stunde später ging Charlie in die Küche, um ihre Wasserflasche für die Nacht nachzufüllen. Auf dem Rückweg über den Flur fiel sein Blick ins Wohnzimmer. Es war dunkel, aber der Buddha an der Wand war gut zu erkennen. Charlie blieb stehen und sah ihn an. Der Buddha schenkte ihm das bekannte Lächeln, sanft, milde, erleuchtet. Charlie stricht sich durch die Haare und lächelte zurück.
»Irgendwo bist du ganz in Ordnung, verdammter Scheißkerl«, sagte er leise. Dann ging er weiter ins Schlafzimmer.
RachSüchtig
Las Vages, im großen Showsaal des »King’s Punt Casinos«, drei Uhr am Nachmittag.
Die Bühne, auf der Marvin Cox viermal die Woche seine Zaubershow vorführte, war etwa halb so groß wie ein Basketballfeld. Auf den Zuschauerrängen fanden rund vierhundert Besucher Platz. Jetzt, während der Probe, waren natürlich sämtliche Plätze unbesetzt.
Courtney stand in ihrem eng anliegenden Kostüm und High Heels am Rand der Bühne und schaute Marvin dabei zu, wie er seine Arme kreisen ließ und zwei helle Stichflammen in die Luft schoss. Währenddessen sprach er den Text, den er für die Vorführung am Abend vorbereitet hatte. »In vielen alten Kulturen galt das Feuer als göttlich«, verkündete er mit viel Pathos in der Stimme. »Es spendete Wärme, Leben und Geborgenheit. Bei Todesstrafe war es verboten, damit zu spielen.« Mit der letzten Silbe schleuderte der Magier eine weitere Stichflamme aus seinen Händen.
Die Aufmerksamkeit, mit der Courtney ihren Boss beobachtete, ließ etwas nach. Während seiner Feuer- und Taschenspielertricks hatte sie im Prinzip nichts zu tun. Als Marvins Assistentin musste sie nur bei den aufwendigeren Illusionen in Aktion treten. Wäre das hier eine richtige Aufführung gewesen, hätte sie jetzt hinter der Bühne gesessen und ihr Make-up kontrolliert oder ein Glas Mineralwasser getrunken. Im Augenblick konnte sie nichts anderes tun, als auf ihren Einsatz zu warten. Anders als sonst, langweilte sie das nicht. Denn diese Pause gab Courtney Zeit, um sich zu sammeln und ihre Konzentration zu finden. Ihr Blick fuhr ein weiteres Mal über die leeren Zuschauerränge.
Sie musste sich keine Sorgen darüber machen, dass irgendjemand sie beobachten würde. Marvin achtete penibel darauf, dass während der Proben nur er selbst und seine Assistentin im großen Showsaal waren. Seine Tricks waren sein größtes Kapital, aber nur solange, wie sie Exklusivität besaßen, also niemand wusste, wie sie funktionierten. Es war nicht möglich, einen Zaubertrick patentieren zu lassen, und Marvin konnte es sich nicht leisten, dass ein Konkurrent oder ein Journalist seine Betriebsgeheimnisse ausspionierte. Deshalb ließ er vor jeder Probe sämtliche Türen verschließen und vom Casino-Management Security postieren.
Seine Vorsicht kam Courtney jetzt sehr zupass. Niemand würde Marvin hören. Niemand würde ihm helfen. Er konnte schreien, wie er wollte – es würde ihm nichts nützen ...
Mit einem erwartungsvollen Lächeln tastete Courtney nach dem kleinen Messer, das sie unsichtbar an ihren Oberschenkel geschnallt hatte.
Marvin ging mit langen Schritten zu der großen schwarzen Box, aus der er, wie Courtney wusste, nunmehr drei Fackeln nehmen würde, um sie anzuzünden und brennend bis knapp unter die Decke fliegen zu lassen. Er wirkte wie immer sehr vertieft in seine Handgriffe.
Courtney lockerte ihre Schulter. Ihr gegenüber stand der schwarze Bühnentisch, über den Marvin sie während der Show schweben ließ. Sein Anblick ließ sie nachdenklich werden.
Dieser Tisch und sie verband ein besonderes Erlebnis – und das hatte ganz und gar nichts mit Illusionen zu tun.
Es war jetzt genau sechs Wochen her. Marvin und sie waren bei einer Probe gewesen ...
Der große Schwebetrick war an der Reihe. Sie lag langgestreckt vor Marvin, der mit dramatischen Gesten über ihren Körper strich und seine Moderation für das Publikum herunterbetete: »Die Gravitation ist nicht so unerschütterlich, wie Sie annehmen, meine Damen und Herren. Es gibt Momente, in denen die Regeln des Alltags ihre Gültigkeit verlieren. Augenblicke, in denen Dinge geschehen, von denen wir zuvor nicht einmal zu träumen wagten. Unmögliche Dinge. Sehen Sie genau hin!«
Courtney schaute zu ihm hoch. Schon seit sie angefangen hatte, mit Marvin zusammen zu arbeiteten, hatte es sie erregt, wie er sich bei diesem Trick aufführte. Es lag mehr als eine Prise Erotik in dem, was er tat. Und wie lecker er dabei aussah!
Marvin hatte ein sehr markantes Gesicht und einen klasse Körper. Seit einiger Zeit trug er eine Glatze. Zusammen mit seinen leicht schräg zulaufenden Augenbrauen verlieh ihm das etwas herrlich Diabolisches. Er war ein sexy Satan. Zum Anbeißen. Mehr als einmal war ihr der Gedanke gekommen, Marvin die Klamotten herunterzureißen und ihm ein paar Tricks zu zeigen.
Dieses Mal war es mehr als ein Gedanke. Courtney hatte es nicht geplant oder lange darüber nachgedacht. Es war einfach eine spontane Eingebung. Während Marvin noch seinen Show-Text quasselte, fuhr sie auf, packte ihn am Kragen und küsste ihn. Für einen kurzen Augenblick schien er darauf einzusteigen. Dann aber machte er plötzlich einen Schritt zurück und sah sie kühl an.
»Die Probe ist zu Ende«, sagte er wie ein Roboter. »Wir machen morgen weiter.«
»Die Probe?«
Courtney war außer sich vor Verzweiflung. Der Drang, zu weinen, war genauso stark wie der, Marvin ins Gesicht zu boxen.
»Was ist mit dir?«, wollte sie wissen.
»Nichts. Reden wir morgen.«
»Nein, wir reden jetzt!«, schrie sie ihn an. »Du sagst mir jetzt sofort, was los ist.«
»Ich habe meine Grundsätze.«
»Was für Grundsätze?«
»Vermische niemals Privates und Geschäftliches. Daran halte ich mich.«
Courtney klappte beinahe der Mund auf. Die Kaltschnäuzigkeit, mit der Marvin sie abservierte, war unfassbar, und traf sie wie ein Vorschlaghammer vor die Brust. Sie war davon so perplex, dass sie nichts mehr sagen konnte, als er von der Bühne ging ...
Während sie jetzt daran dachte, spannten sich ihre Muskeln an. »Na warte, Mistkerl«, flüsterte sie. »Du hast es doch selbst gesagt: Mit Feuer spielt man nicht!«
Marvin war immer noch mit seinen Fackeln beschäftigt. Inzwischen hatte er sie entfacht.
Courtney war sich hundertprozentig sicher, dass ihr Boss keine Freundin besaß. Dass er homosexuell war, stand gar nicht zur Debatte. Es war wirklich der verrückte Grundsatz, Liebes- und Geschäftsleben nicht zu vermischen, wegen dem er sie hatte abblitzen lassen.
In den darauffolgenden Tagen tat er so, als hätte er den Vorfall schlicht und ergreifend vergessen. Er redete kein Wort mehr darüber und arbeitete weiter, als wäre nichts vorgefallen. Das provozierte sie nur noch mehr. Sie fing an, Marvins ausweichende Art und seine unterkühlte Professionalität zu hassen. Dutzende Male hatte sie darüber nachgedacht, ihm den verdammten Assistentenjob vor die Füße zu werfen. Aber eine Kündigung wäre bei Weitem nicht genug gewesen ...
Courtney verlagerte im Stehen ihr Gewicht, wobei der Messergriff leicht in ihr Fleisch drückte. Marvin fing im selben Moment die Fackeln auf, die langsam wieder herabgeschwebt waren, löschte sie mit einer magischen Geste und ließ sie zurück in die schwarze Box gleiten.
Jetzt ging es richtig los. Die Phase mit den Tricks, die er solo performte, war vorüber. Courtney merkte, wie eine Welle aus Energie durch ihren Körper flutete. Ein Lufthauch von irgendwoher machte ihr bewusst, dass ihre Stirn ganz verschwitzt war. Dabei war es während der Proben verhältnismäßig kühl auf der Bühne. Das kam im Wesentlichen daher, dass Marvin darauf verzichtete, die Bühne zu den Proben voll ausleuchten lassen. Die großen Scheinwerfer arbeiteten nur mit halber Kraft. Die Temperaturen hielten sich so in Grenzen, die Helligkeit natürlich auch. Es war schummrig um den Magier und seine Assistentin herum.
Schwungvoll und mit einem geheimnisvollen Lächeln im Gesicht eilte Marvin zur Mitte der Bühne. Er machte sich bereit für seinen berühmten Teleportationstrick. Es war diese Nummer, der er ein großes Stück seiner Popularität zu verdanken hatte. Im letzten Jahr war in sämtlichen großen Zeitungen der USA darüber berichtet worden. Seitdem galt Marvin mit seinen dreißig Jahren gemeinhin als der neue Shootingstar der Magierszene.
Die Teleportation lief immer gleich ab. Nach einer kurzen Vorrede führte Marvin seine Assistentin in einen gut fußballtorgroßen Rahmen aus blankem Stahl. An diesem Rahmen waren Ketten angebracht, mit denen er ihre Hände fesselte. In dieser Phase erinnerte der Trick unweigerlich an jene Szenen aus Monsterfilmen, in denen eine gefesselte Jungfrau darauf wartet, einem Ungetüm geopfert zu werden.
Wenn Marvin Courtney fest angekettet hatte, tigerte er ein paar Sekunden lang hin und her und redete davon, dass der menschliche Körper genauso flüchtig sein konnte wie ein Gedanke. Dann blieb er endlich stehen und warf ein großes Tuch in die Luft, das Courtney für den Bruchteil einer Sekunde den Blicken der Zuschauer entzog. Im nächsten Moment tauchte sie am Rand der Bühne auf einem Stuhl auf und winkte sexy lächelnd ins applaudierende Publikum. Das war der ganze Trick. Seine ungeheure Wirkung entstand durch die Geschwindigkeit, mit der alles geschah.
Courtney verfolgte jetzt jede von Marvins Bewegungen. Endlich hatte er seinen Text aufgesagt und streckte die Hand nach ihr aus. Das war das Signal. Sie tippelte mit wackelnden Hüften lächelnd auf ihn zu und ließ sich zu den Ketten führen. Marvin schloss die erste Schelle um ihr Handgelenkt. Kurz bevor er die zweite zuschnappen ließ, schien etwas gründlich schief zu laufen. Courtney schrie panisch auf.
»Was ist los?«, fragte Marvin und sah sie ratlos an. Ihr Aufschrei hatte ihn aus der gewohnten Routine herausgerissen.
»Mach mich los«, jammerte Courtney mit schmerzverzerrtem Gesicht. »Schnell!«
Sofort griff Marvin an die Ketten und öffnete sie. Courtney rieb ihr Handgelenkt.
»Was ist denn nur passiert?«, fragte Marvin.
»Die Scheißdinger sind defekt. Ich hab mir fast meinen Arm gebrochen.«
»Wirklich?«
»Probier’s doch selbst aus.«
Marvin führte die Handschellen dicht vor seine Augen und musterte sie. »Tatsächlich. Der Knopf für die Tricköffnung ist abgebrochen. Ich kann aber nicht sehen, was dir wehgetan haben soll.«
»Dann leg die Dinger mal an. Du wirst schon merken, was ich meine.«
Marvin zuckte mit den Schultern und schlug eine der Ketten um sein Handgelenk. »Ich merke nichts.«
»Nein?«
»Nee.«
»Dann mach mal so.« Sie packte seinen freien Arm, riss ihn hoch und schlug ihn ebenfalls in Ketten.
Marvin starrte sie irritiert an. »Ich fühl immer noch nichts.«
»Das kommt noch«, sagte sie süffisant. »Glaub mir, das kommt noch.« Courtney schenkte ihm ein Lächeln, schnappte ihm wie selbstverständlich den Handschellenschlüssel weg und ging gemächlich zu dem Stahlrahmen. Dort gab es einen kleinen Schalter, mit dem man bequem die Kettenlänge einstellten konnte.
»Courtney, was machst du denn da?«, hörte sie ihn fragen, während sie die Ketten soweit verkürzte, dass Marvin aussah, als hinge er am Kreuz. »Was wird das?«
Courtney kicherte auf eine Art und Weise, die selbst für ihre Ohren etwas verrückt klang. Dann ging sie zurück und baute sich breitbeinig vor Marvin auf. Sie war mehr als zufrieden. Die Ketten standen ihm fantastisch. Dieser Mann war wirklich dafür geboren, um von ihr gefesselt zu werden. Er hatte nur noch zu viele Klamotten am Leib, aber das ließ sich ja leicht ändern ... Courtney merkte, wie ihr Herz einen Hüpfer machte.
»Sag mir jetzt endlich, was das hier werden soll«, forderte Marvin erbost, doch dann blickte er sie nur noch mit großen Augen an. Anscheinend hatte er sich seine Frage selbst beantwortet.