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Mein Herz erfreut sich über die Tatsache, dass er anscheinend wirklich gerne mit mir Zeit verbringt. Obwohl neben meinem Herzen bestimmt das Teufelchen sitzt und irgendwelche Knöpfe drückt …
„Also seid ihr gar keine dicken Freunde?“, fahre ich mit meiner Ausfragerei fort.
„Er ist an sich voll in Ordnung. Bin ihm auch dankbar, dass er mir den Job vermittelt hat. Aber er ist halt nicht das hellste Licht. Du hast ihn ja gesehen … Er stofft, trainiert nicht anständig und frisst nur Scheiße. Da frage ich mich, wieso er überhaupt stofft. Er steht in der Umkleide immer vor dem Spiegel, post und feiert sich selber. Seine Körperhaltung ist total für den Arsch, weil er meint, sich aufplustern zu müssen, um breiter auszusehen. Dadurch, dass er die Schultern so hochzieht, ragt sein Kopf viel zu sehr nach vorn.“
„Hast du ihm das mal gesagt, dass das nicht gut aussieht? Mir ist vorhin direkt aufgefallen, dass er gerne wie ein richtiger Kerl wirken möchte, aber das tut er nicht. Dadurch, dass er sich Gedanken darüber macht, wie er in der Außenwirkung cool wirkt, passiert das Gegenteil.“
„Nein, ich muss keinen Stress mit ihm anfangen. Er würde das eh nicht einsehen. Er meint ja auch, dass er mehr Glück bei den Frauen hat als ich. Was ganz offensichtlich nicht der Fall ist.“ Liam rollt mit den Augen.
„Da hat es wohl jemand nötig, sein Ego mit Lügen zu stärken.“
„Sieht ganz so aus. Der wird gleich doof gucken, wenn ich mit dir da antanze und den Schlüssel abhole.“ Er grinst schelmisch. Das scheint ihm zu gefallen.
„Die anderen Leute glotzen uns beide auch sehr neidisch an“, sagt er stolz. Ich runzle die Stirn.
„Ja, wahrscheinlich, weil ich halbnackt über den Kiez laufe mit einem braungebrannten, muskulösen Typen … Die denken bestimmt, dass ich hier arbeite und du mein Zuhälterfreund bist“, ziehe ich das Ganze ins Lächerliche.
Wie er darauf kommt, dass die anderen Menschen neidisch auf uns sind, verstehe ich nicht. Eigentlich ist er in der Hinsicht nicht besser als Lars. Er redet sich Dinge ebenfalls gerne schön, um sein Ego zu pushen.
„Haha. Kann auch sein. Aber wir sehen schon gut zusammen aus. Dein Bauch lässt sich eben wunderbar präsentieren.“
Oh! Ein Kompliment.
„Danke“, sage ich trocken, aber mit einem Grinsen.
Er sagt nichts, was wahrscheinlich daran liegt, dass sein Fokus auf die Boutique Bizarre gefallen ist.
„Wollen wir mal reinschauen?“, fragt er mich in einem Ton, der keine andere Antwort als ein Ja akzeptiert. Eigentlich hätte er mich gar nicht fragen brauchen. Vor allem, da ich selbstverständlich mit ihm in dieses Geschäft möchte!
Als wir die Treppen in die Fetischabteilung heruntergehen, begleitet mich eine unglaubliche Vorfreude. Ich erwarte nicht, dass wir etwas Neues kaufen. Für mich reicht schon die Tatsache, dass wir uns gemeinsam Dinge anschauen, die wir benutzen könnten. Zukünftig.
Wir bleiben direkt in dem kleinen Flur stehen, von dem der Raum zu den Dessous abgeht, wie auch der Raum, in dem sich die extremeren Toys, Filme, Latex- und Lederbekleidungen befinden.
Zwischen den beiden Bereichen ist eine Vitrine in die dunkelgraue Wand eingebaut, in der besonders teure Dinge ausgestellt sind.
Liams Blick fällt auf eine Gerte mit einem Diamanten besetzten Griff.
„Ich wüsste, wem das gut gefallen würde. Sie steht total auf alles, was glitzert“, kommentiert er das edle Toy.
Für einen kurzen Moment sucht mich ein merkwürdiges Gefühl heim. Hat er eine andere? Hat er eine in Österreich kennengelernt? Sofort verbanne ich diese Gedanken, denn immerhin würde er den Tag sonst nicht mit mir verbringen und vor allem würde er nicht Händchen mit mir halten. Bestimmt denkt er dabei an eine Freundin, die in der SM-Branche arbeitet. Nur war in seinen Worten keine Gleichgültigkeit zu spüren; es war nicht einfach bloß dahergeredet. In seiner Stimme lag ein Hauch von Emotion. Dennoch kann ich mich täuschen.
Wir gehen weiter zu den Schlagwerkzeugen. Den Floggern, Paddeln und Gerten. Als ich die Stränge eines der Flogger über meine Handfläche fahren lasse, steht Liam dicht hinter mir. Sehr dicht. Ich spüre seinen Oberkörper an meinem Rücken.
„Gefällt dir das?“, flüstert er mir leise von hinten ins Ohr. Ich nicke.
„Das dachte ich mir.“ Meine Armhärchen richten sich auf. Er weiß einfach, wie man eine erotische Spannung aufbaut.
„Hattest du hier nach Halsbändern geschaut?“
Ich richte meinen Blick nach oben. Diese hängen über den Peitschen an einer Stange.
„Ja. Genau. Damals hatte ich dir ein Bild von einem geschickt, was für mich in Ordnung gewesen wäre, aber eben nicht wirklich meinen Geschmack traf.“
„Die Auswahl ist wirklich nicht rosig. Du hast noch immer keines?“
„Nein, leider nicht“, sage ich kleinlaut.
„Dann suche weiter. Du wirst schon eines finden, was dir gefällt“, ermutigt er mich.
„Und, was dir gefällt“, ergänze ich.
„Es wird mir schon gefallen, wenn du dich damit wohl fühlst.“ Schöne Antwort.
„Was ist das?“ Ich habe mich vor einen Schrank gehockt. Eine Glasscheibe trennt mich von den skurrilen Dingen, die dort hell beleuchtet liegen. Er beugt sich zu mir und legt mir seine Hand auf meinen Rücken. Mir gefällt es, dass er den Körperkontakt zu mir sucht. Das gibt mir ein sicheres Gefühl.
„Das sind Stäbe, die sich der Mann in die Eichel einführen kann. Die gibt es in verschiedenen Größen“, erklärt er.
„Autsch. Tut das nicht weh?“, frage ich nach.
„Haha. Na sicher doch. Das ist ja der Sinn der Sache. Obwohl die dünneren bloß drücken und nicht wirklich wehtun. Ist schon ein geiles Gefühl. Also es geht in die Richtung Lustschmerz“, amüsiert er sich über mich. Ich habe den Eindruck, dass es ihm gefällt, wenn ich Fragen stelle, die er mir beantworten kann und wenn ich naiv bin. Manchmal sage ich Sachen, da frage ich mich, warum ich das gerade gesagt habe. Denn ich weiß ganz genau, dass meine Frage oder Aussage dumm ist.
Als würde ein Teil von mir wollen, dass Liam mich nicht als intelligente, selbstsichere Frau wahrnimmt, sondern als ein unwissendes, unsicheres Mädchen. Damit er sich überlegen fühlt? Damit ich mich ihm unterlegen fühle und somit zu ihm als dominanten Mann aufblicken kann? Ich habe keine Ahnung, wieso ich das tue. Wieso ich mein Licht unter den Scheffel stelle …
Liam klärt mich noch über ein paar der Werkzeuge auf. Zeigt mir überdimensionale Plugs, wirft mir einen frechen Blick zu, den ich mit einem „Komm-nicht-auf-dumme-Ideen-Blick“ erwidere.
„Keine Sorge. Du weißt, dass ich es nicht übertreibe mit dir.“
„Ja, ich weiß.“
Ich schmiege mich an seinen starken Oberarm.
„Gut. Die Plugs und den Rohrstock hast du noch nicht gekauft, oder?“
„Nein. Ich dachte ja, dass du später wiederkommst …“, begründe ich den Nichtkauf.
„Passt schon. Aber du wirst das noch besorgen.“
„Ja, werde ich.“ Ich habe nicht wirklich vor, mir diese Sachen zu kaufen …
Das wäre beinahe so, als würde ein zum Tode Verurteilter seine eigene Todesspritze vorbereiten. Ja, der Vergleich ist extrem. Dennoch fände ich es schöner, wenn er diese Dinge besorgen würde …
Wir verlassen das Geschäft, ohne etwas gekauft zu haben. Immerhin hat er überwiegend meine Hand gehalten und wir waren uns nahe. Mir hat der kurze Abstecher gefallen.
Ein paar Meter vor der Bar, lässt er meine Hand allerdings los. Was mir zeigt, dass er definitiv nicht will, dass sein Freund denkt, dass zwischen uns mehr läuft als Sex.
Diese Tatsache sorgt dafür, dass ich mich ein wenig wie ein Flittchen fühle.
Wir betreten die dunkle Bar, in der nur wenige Gäste sitzen. Um genau zu sein: ein Gast. Schlagermusik läuft, die einen Fluchtinstinkt in mir auslöst. Hoffentlich bleiben wir nicht zu lange.
Liam begrüßt seinen Kollegen und setzt sich auf einen der hölzernen Hocker an der Theke. Ich setze mich neben ihn und begrüße Lars mit einem kurzen „Hallo“.
Ich habe es zur Kenntnis genommen, dass sein Blick direkt auf meine nackte Haut fiel, als wir den Laden betreten haben. Das Gefühl, ein Flittchen zu sein, wurde dadurch verstärkt.
Liam hält einen kurzen Small Talk mit ihm und verabschiedet sich dann aufs Klo.
Lass uns bitte nicht alleine! Dieser unangenehme Moment des Schweigens. Ich rede nicht mit Lars. Er nicht mit mir. Verlegen schaut er auf den Fernseher, der sich hinter der Bar an der Wand befindet. Es läuft ein Fußballspiel. Ich krame in der Zeit mein Handy aus der Handtasche und tue so, als würde ich meine Nachrichten checken. Dabei habe ich keine einzige empfangen …
Liam braucht viel zu lange. Wahrscheinlich muss er groß. Das ist wieder klar, dass ich mir über so was Gedanken machen muss. Innerlich verdrehe ich die Augen und versuche, das Bild von Liam, auf dem Klo sitzend und sein großes Geschäft verrichtend, loszuwerden. Als er wiederkommt, kann ich mir ein Grinsen nicht verkneifen. Glücklicherweise merkt er es nicht und fragt somit nicht, was ich so lustig finde.
„Wollen wir?“ Er legt seine Hand auf meinen unteren Rücken.
„Sofort. Ich muss auch eben auf die Toilette.“
Besser hier als bei Lars in der Wohnung …
Während ich meine Blase entleere, frage ich mich, ob er und Lars gerade über mich sprechen. Das werde ich wohl nie erfahren …
Als ich die Treppen hochkomme, sehe ich, wie die beiden auf den Bildschirm starren.
Dabei kann Liam eigentlich nichts mit Fußball anfangen. Möglicherweise hatten sie keinen Gesprächsstoff.
„Wir sehen uns dann später, Diggi!“, verabschiedet er sich von Lars.
„Tschau und viel Spaß euch beiden!“
Unangenehmes Gefühl, zu wissen, dass er ahnt, was Liam und ich nun vorhaben. In seinem Zimmer.
„Wir fahren mit dem Auto hin. Ansonsten müsste ich es später holen und darauf habe ich keine Lust. Außerdem muss ich dringend tanken“, sagt er, nachdem wir die Alm verlassen haben.
„Okay.“
Ein paar Meter hinter der Bar nimmt er meine Hand. Dadurch fühle ich mich ein wenig besser.
Die Touristen, die draußen sitzen und ein kühles Astra genießen, scannen uns von oben bis unten ab. Es ist so auffällig, dass selbst mir das nicht entgeht.
Ich versuche, die Blicke auszublenden. Im Gegensatz zu Liam möchte ich nicht auffallen.
Als wir im Auto sitzen, erwarte ich, dass ich irgendetwas tun muss, um meine Lust in Fahrt zu bringen, aber Liam fährt direkt zur Tankstelle, fragt mich, ob ich etwas aus dem Shop haben möchte, was ich dankend ablehne, bringt sich selbst die obligatorischen Energydrinks mit und fährt uns dann zu Lars Wohnung, die wir nur wenige Minuten später erreichen.
Wir befinden uns in der Nähe der S-Bahn Königsstraße. Hier kenne ich mich nicht aus. Aber es ist grüner, als ich gedacht habe. Dafür, dass wir uns in der Nähe der Reeperbahn befinden, wirkt die Straße ziemlich ruhig.
Die WG liegt im Erdgeschoss. Endlich mal keine endlosen Stufen, die erklungen werden müssen …
Wir stehen in einem viereckigen Flur, von dem alle Zimmer abgehen. Liam geht direkt in Lars Zimmer. Eine Wohnungsführung gibt es nicht.
Ich folge ihm. Der Raum ist super klein. Rechteckig geschnitten. Am Zimmerende ist das Fenster. Davor steht ein hohes, großes Bett, rechts von uns ein kleines Sofa und links ein Fernseher auf einer niedrigen Kommode. Ich erblicke die Playstation.
„Zockt ihr gemeinsam?“, unterbreche ich die Stille.
„Ja, mehr kann man hier auch nicht machen. Wir verbringen für meinen Geschmack zu viel Zeit zusammen, da hat man kaum noch etwas, worüber man quatschen kann.“
„Und wo schläfst du hier? Ihr schlaft nicht zusammen in dem Bett, oder?“, frage ich naiv.
„Haha. Natürlich nicht! Hier. Auf dem Sofa.“ Er deutet mit seiner Hand auf die viel zu kurze Schlafgelegenheit.
„Da passt du aber nicht ganz drauf …“
„Gut erkannt. Daher will ich hier schnellstens raus. Das ist kein Zustand.“
„Kannst du so überhaupt schlafen?“
„Ich muss halt mit meinem Kopf am Bettende schlafen. Also sozusagen an seinen Füßen, damit meine Füße über den Rand zur Tür ragen können. Viel schlafen tue ich ja eh nicht.“
„Das klingt definitiv nicht angenehm“, sage ich mitfühlend.
Ich frage mich, ob wir nun in Lars Bett Sex haben werden und erhalte direkt eine Antwort.
„Ist es auch nicht. Lars ist nicht davon begeistert, dass du jetzt hier bist. Noch ein Grund, eine eigene Wohnung zu finden. Sein Bett ist tabu.“ Liam geht an eine Sporttasche, die hinter der Tür verstaut liegt, und holt ein Handtuch hervor, welches er auf seinem Schlafplatz auslegt.
Nun weiß ich, wo das Spektakel stattfinden wird. Leider ist die Erregung von vorhin längst verflogen. Ich bedaure es sehr, dass wir nicht direkt da weitermachen können, wo wir aufgehört haben.
Ich hätte gerne erfahren, wohin mich diese neu empfundene Lust geführt hätte.
In der Möglichkeitsform zu denken, ist reine Zeitverschwendung. Ich sollte mich auf das Jetzt konzentrieren und nicht den vergangenen Gefühlen hinterhertrauern.
„Hol mal aus dem Kofferraum die weiße Tüte. Die hab ich vergessen.“ Liam drückt mir den Autoschlüssel in die Hand.
„Warum gehst du nicht selbst?“ Ein Blick genügt …
„Okay, ich gehe eben“, sage ich schnell, bevor es Ärger gibt. „Klingel nicht, sondern klopf ans Fenster. Die Klingel funktioniert nämlich nicht.“
„Komme ich da denn an?“
„So klein bist du nicht. Los jetzt.“
Ohne etwas zu entgegnen, setze ich mich in Bewegung.
Natürlich bin ich mal wieder zu blond und habe Probleme, den Kofferraum aufzubekommen. Da ich nicht zu lange wegbleiben will, damit Liam nicht nachfragt, was ich getrieben habe, setzt mich das nur noch mehr unter Druck, aber ich bekomme das Schloß auf gut Glück entriegelt. Ich greife nach der weißen Tüte und bin mir sicher, dass es sich dabei um die altbekannte Wundertüte handeln muss.
Er will also nicht bloß mit mir vögeln …
Ich schließe das Auto wieder ab und gehe zurück zum Haus. Ohne Weiteres komme ich allerdings nicht an das Fenster. Liam hat meine Größe überschätzt. Ich stelle mich auf die Zehenspitzen und klopfe zweimal gegen das schmutzige Glas. Wenige Sekunden später ertönt der Türsummer.
Langsam bilden sich kleine Ameisen in meinem Bauch. Das Kribbeln der Vorfreude.
„Und? Alles geklappt?“, empfängt er mich im Flur. Leider noch vollkommen bekleidet. Sein T-Shirt hätte er gerne schon mal ablegen können.
„Klar!“ Ich überreiche ihm die Tüte und seinen Autoschlüssel.
„Prima.“ Er geht in Lars Zimmer. Ich folge. Er setzt sich auf das Sofa und legt die Tüte neben sich ab.
„Zieh dich aus.“ Der tiefe Klang, der aus seiner Kehle ertönt, durchdringt mich.
Schon damals habe ich keine Unsicherheit gefühlt, als ich mich in seiner WG in Harburg entkleiden sollte. Doch war damals eine unterbewusste Unsicherheit vorhanden. Jetzt fühle ich mich anders. Wesentlich sicherer. Was daran liegen mag, dass ich ihm Aufnahmen von mir geschickt habe, die mich nach meinem Empfinden nicht gerade vorteilhaft präsentiert haben und da er nun dort sitzt, mich lüstern anschaut, ist es ziemlich klar, dass ich mich definitiv für nichts schämen brauche.
Würde ihn etwas stören, wäre ich nicht hier.
Es sei denn, er ist total notgeil und bekommt nichts Besseres ab … Mein Engelchen gönnt mir Liams Interesse nicht. Ich bin eine gute Partie. Notgeil ist er, aber das heißt nicht, dass er mich nur für sexuelle Zwecke benutzt. Er muss mich mögen.
Bevor mich meine Gedanken wieder davon abhalten, Lust zu empfinden, stelle ich sie ab und konzentriere mich nur noch auf Liam und mich.
„Sehr schön“, kommentiert er meinen nackten Körper.
„Komm her. Beug dich vor.“ Seine Anweisungen gibt er von sich, während er mit der Tüte in der Hand aufsteht. Ich suche Halt an der Rückenlehne des Sofas.
„Die Nippelklemmen sind noch im Auto?“
„Ja, die hatte ich nicht mitgenommen. Die liegen noch vorne im Handschuhfach.“
„Hm. Ok. Egal.“ Ich bin froh, dass sie im Auto liegen. Meine Nippel sind bereits wund genug. Meine Pussy erhofft sich ein Wiedersehen mit dem großen schwarzen Gummidildo.
Eine G-Punkt Massage wäre jetzt genau das Richtige. Doch es kommt anders. Ganz anders.
„Ahhh!“, schreie ich laut auf und werde dann ganz leise. Mein Puls erhöht sich schlagartig. Meine Nägel vergraben sich im Material der Couch. Das ist definitiv nicht der Dildo, der in meiner Vagina steckt. Ich vermute, dass es sich dabei um den Analplug handelt. Es sei denn, Liam hat sich in der Zwischenzeit ein paar neue Toys zugelegt.
„Das tut verdammt weh!“, jammere ich.
„Stell dich nicht so an“, zeigt er keinerlei Mitgefühl.
„Ohne Spaß. Es tut echt weh.“ Dieses Druckgefühl ist mit das unangenehmste, was ich je gefühlt habe. Beinahe schlimmer als meine Analentjungferung. Beinahe? Definitiv ist es schlimmer! Das gleicht wahrscheinlich der Praktik Fisting. Ob es sich so anfühlt, wenn man ein Kind gebärt? Dann möchte ich noch weniger Kinder haben, als es jetzt schon der Fall ist.
„Fühlt es sich kein bisschen gut an, so ausgefüllt zu sein?“, fragt er nach; die Erregung in seiner Stimme ist kaum zu überhören.
„Nein. Überhaupt nicht. Kein Fünkchen.“
„Entspann dich und versuche, dich daran zu gewöhnen“, bleibt er stur.
Der Schmerz lässt tatsächlich ein wenig nach, aber der Druck bleibt. Wenn ich mich bewege, wird der Schmerz mit Sicherheit aufs Neue entfacht.
„Kannst du das Ding bitte rausnehmen? Bitte, Sir“, winsele ich.
„Wenn du feiern gehst, wirst du das Teil tragen, damit kein anderer Kerl dich ficken kann“, klingt es bestimmend aus seiner Kehle.
„Mit dem Teil kann ich mich kein Stück bewegen. Ich würde also direkt zu Hause bleiben“, argumentiere ich zickig.
„Noch besser.“ Erneut zeigt er mir ein eifersüchtiges Verhalten. Hör hin, Engelchen. Ich muss ihm etwas bedeuten. Ansonsten wäre es ihm total egal, ob ich mit einem anderen vögle.
Er will dich nicht teilen, weil du ihm so sehr am Herzen liegst, sondern weil du bloß sein Besitz bist. Sein Spielzeug. Kein Kind teilt sein Spielzeug gerne mit anderen, kontert es.
Ich will diesen Worten keinen Glauben schenken. Mein Verstand sagt mir, dass Liam Gefühle für mich hegt. Gleichzeitig sitzt jedoch ein tiefer Zweifel in meiner Seele.
Als er es entfernt, bekomme ich einen Schweißausbruch. Wenn ich dachte, das Einführen sei schlimm gewesen, bin ich jetzt eines Besseren belehrt worden.
„Jesus Maria!“, fluche ich. Ich lasse mich mit den Knien auf das Handtuch, was auf dem Sofa liegt, fallen und lege meine Stirn auf der Rückenlehne ab. Ich versuche, den Schmerz wegzuatmen.
Währenddessen scheint sich Liam zu entkleiden. Ich höre das Öffnen des Reißverschlusses seiner Jeanshose.
„So. Komm, hoch mit dir.“ Er packt meinen Arm und zieht mich in den Stand. Ich fühle mich vaginal unglaublich gedehnt. Der Gedanke gefällt mir nicht. Hoffentlich ist es nicht wie nach dem Analverkehr, dass man ein paar Tage danach noch Probleme beim Sitzen hat. Vaginal stelle ich mir das um einiges unangenehmer vor. Vor allem möchte ich nicht, dass meine Lusthöhle einer großen Grotte gleicht. Dann wäre es beim Sex mit ihm so, als würde man eine Salami in einen großen Flur werfen. Keine schöne Vorstellung.
Ich bin enttäuscht, weil sich keine richtige Lust bei mir bemerkbar macht. Aber wie auch? Ich bin nun mal nicht masochistisch. Und anstatt, dass er sich um mich kümmert, sitzt er wie King Lui mit seinem nackten Knackarsch auf dem Handtuch und sieht mich erwartungsvoll an.
„Blas mir einen, meine kleine Sklavin.“
Er macht seine Beine breit, damit ich mich zwischen sie setzen kann. Ich spüre eine kleine Flamme der Lust auflackern. Ich blase wirklich gerne. Vor allem sehe ich, dass sein Schwanz noch kaum durchblutet ist. Ich komme also in den Genuss, ihn in meinem Mund wachsen zu spüren. Auf der anderen Seite wundert mich das. Er meint doch, er sei sadistisch. Hätte meine Reaktion in ihm nicht etwas auslösen müssen? Vielleicht ist er nicht diese Art von Sadist …
Ich knie mich vor ihm hin. Der Boden ist hart und kalt. Ein Kissen wäre jetzt schön …
Ich umfasse seine Eichel und schiebe die Vorhaut langsam zurück. Ein wenig mehr Härte benötige ich noch, um ihn in meinem Mund in Empfang nehmen zu wollen.
Bevor er komplett steif ist, nehme ich ihn zwischen meine Lippen. Sie umschmeicheln seine weiche Haut. Ich spüre die Struktur seiner Adern. Er schmeckt ein wenig salzig. Wahrscheinlich ist es Schweiß. Erinnert mich an die Nordsee.
Riechen tut er nach purer Männlichkeit. Zwischen meinen Schenkel spüre ich die immer mehr werdende Nässe. Sein Phallus pulsiert an meiner Zunge. Um den Blowjob abwechslungsreicher zu gestalten, bewege ich mich mit meinen Lippen zu seinen Eiern. Und da erblicke ich es. Auf der Innenseite seines linken Oberschenkels. Ich versuche, mir den Schreck, den emotionalen Schock, nicht anmerken zu lassen. Mein Mund nimmt seinen linken Hoden auf und saugt nicht zaghaft an ihm, während mein Blick auf dem in seine Haut eingeritzten Herz liegt.
Die Fragen in meinem Kopf überwerfen sich. Hat er doch eine Frau in Österreich kennengelernt? Eine dominante Frau, die ihm dieses Herz verpasst hat? Mein Herz spürt ein Stechen. Meine Pussy zieht sich zusammen und sorgt nicht mehr für feuchten Nachschub.
Mel, ignoriere es. Verdränge es. Das tue ich. Den Mut, ihn zu fragen, wie dieses Herz auf sein Bein gekommen ist, habe ich nicht. Außerdem möchte ich die lusterfüllte Stimmung nicht kaputt machen. Na ja … seine Stimmung zumindest nicht.
„Ein bisschen sanfter, bitte“, stöhnt Liam. Wahrscheinlich mehr vor Schmerz als vor Lust. So masochistisch ist er wohl nicht. Ich lasse meinen Frust nicht weiter an seinen Hoden aus, sondern fahre mit seinem Penis fort. Ich sauge und sauge. Beiße und knabbere. Ich weiß, dass es ihn richtig in Fahrt bringen kann, wenn ich meine Zähne einsetze, aber heute scheint das nicht der Fall zu sein. Dabei spüre ich ein tiefes Verlangen danach. Ich möchte grob zu ihm sein. Ich zwicke ihm in seine Eichel.
Was das Fass zum Überlaufen bringt. Liam wendet sich von meinem Mund ab, steht auf und stellt sich hinter mich. Immerhin will er mich jetzt endlich ficken. Wird auch mal Zeit. Fast drei Monate habe ich darauf gewartet. Auf diesen Augenblick. Auf das Gefühl, ihn in mir zu haben. Meine Vagina erlebt heute ein auf und ab. Schon bin ich bereit, von ihm genommen zu werden.
Trotz des Schmerzes, ausgelöst durch den konischen Analplug von vorhin und der Entdeckung auf seinem Oberschenkel, bin ich total nass.
Es ist ein Genuss, als er schön langsam in mich eindringt. Es brennt ein wenig. Aber die Erregung überwiegt, sodass es ein süßlicher Schmerz ist, der meine Lust sogar fördert.
„Mache ein Hohlkreuz“, sagt er mit einer Strenge, die mich seine sehr präsente Autorität spüren lässt. Von hinten im Stehen ist nicht meine Position. Ich bin nicht so gelenkig, wie er mich gerne hätte. Ich versuche, ihm meinen Po entgegenzustrecken, sodass er besser in mir bleibt und nicht ständig aus mir herausfluppt. Aber es mag nicht gelingen. Glücklicherweise ist Liam nicht der Typ Mann, der einfach aufgibt. Trotzdem fühle ich mich ein wenig als Versagerin …
„Knie dich auf das Sofa.“
Diese Stellung gefällt mir um einiges besser. Ich suche Halt an der Rückenlehne. Von der Sanftheit, mit der er in mich eingedrungen ist, ist keine Spur mehr vorhanden. Er fickt mich hart. Hart und schnell. Seine Finger krallen sich in meiner Hüfte fest. So fest, dass ich glaube, dass seine Fingerkuppen ihre Spuren auf meiner Haut hinterlassen werden. Meine Begeisterung lässt leider schnell nach. Vielmehr sehne ich mich nach innigem Sex. Das, was hier gerade passiert, ist grob und oberflächlich. Als diene mein Loch nur, um seinen Trieb zu befriedigen. Da ist keinerlei Nähe. Keine Leidenschaft. Nur bloßes Ficken. Wie gerne hätte ich, dass er mich küsst. Wir uns in die Augen schauen, während wir eins miteinander werden. Ich mag es wild und unbändig. Nur jetzt gerade ist es nicht das, was ich brauche. Dieser Moment triggert die Situation von heute Nachmittag, in der ich mich wie ein Flittchen gefühlt habe; immerhin wie sein Flittchen. Aber ist es das, was ich will? Seine Bitch sein? Mein Ego will ganz eindeutig mehr. Und meine Seele gibt sich mit dem, was gerade passiert, überhaupt nicht zufrieden.