Seewölfe Paket 15

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Hasards Züge verhärteten sich.
„Er hat meine Befehle widerspruchslos zu befolgen“, erwiderte er.
Sie erhoben sich und gingen zurück an Deck. Carberry und Dan suchten sich ihre Männer zusammen. Carberry wollte Stenmark, Batuti und Blacky mitnehmen, Dan hatte sich Matt Davies, Jack Finnegan und Paddy Rogers ausgesucht.
Dann warteten alle gespannt darauf, was Easton Terry zu den Signalen sagen würde, die Sam Roskill zur „Fidelity“ hinübergab.
Die erste Antwort war: „Warum?“
Die Männer grinsten sich an, als der Seewolf nur ein einziges Wort zurücksignalisieren ließ: „Befehl.“
Das schien zu genügen. Kurz nach der „Hornet“ fuhr auch die „Fidelity“ eine Halse und begann, gegen den ablandigen Wind zu kreuzen. Manch grinsender Blick flog zur „Fidelity“ hinüber, wußte doch jeder, daß Easton Terry in diesem Augenblick vor Wut bald zerplatzen mußte.
Der Nebel bereitete Hasard Sorgen. Er wurde immer dichter. Die Piraten hatten die Umkehr der beiden englischen Galeonen nicht beobachten können, dessen war sich Hasard sicher. Einen kurzen Moment dachte er daran, daß die Piraten verschwinden könnten, doch er glaubte nicht daran. Die schwere Niederlage mußte an ihrem Stolz fressen und wenn sie es nicht am nächsten Tag mit Verstärkung versuchen würden, sie ein zweitesmal in ein Gefecht zu verwickeln, dann mußten Hasard und Terry eben noch ein paar Tage vor der Küste kreuzen und den Lockvogel spielen. Irgendwann würden sie schon wieder anbeißen.
Bald hörten sie das Donnern der Brandung, das vom Wind zu ihnen herübergetragen wurde.
Der Seewolf befahl, die beiden Boote zu verholen, damit Carberry und Dan sie übernehmen konnten.
Dann stießen die Männer ihre Boote mit den Riemen vom Rumpf der „Hornet“ ab und pullten auf Land zu.
Easton Terry ließ signalisieren, was das alles zu bedeuten hätte, und wieder war Hasards einzige Antwort: „Befehl!“
„Du reizt ihn bis aufs Blut“, meinte Ben Brighton. „Hoffentlich dreht er nicht durch und unternimmt etwas auf eigene Faust.“
„Er wird sich hüten“, erwiderte der Seewolf hart. „Es stirbt sich schlecht an der Rah mit einem Strick um den Hals.“
Ben Brighton schwieg. Er schaute Hasard von der Seite an. So hart und unnachgiebig hatte er ihn lange nicht mehr gesehen. Es mußte bei ihrem Landgang einige Reibereien gegeben haben.
Ben schüttelte leicht den Kopf. Hoffentlich geht das alles gut, dachte er.
Sie hatten Glück, daß der Nebel unter der Küste lange nicht so dicht war wie weiter draußen auf der See. Die Sonne brach sogar durch die aufgerissene Wolkendecke.
Schon die zweite Bucht, die sie anliefen, war die richtige. Carberry und Dan erkannten die Häuser und den kleinen Platz etwas oberhalb des breiten Strandes. Sie sahen, daß immer mehr Menschen aus den Häusern auftauchten und den beiden Booten entgegenstarrten. Viele der Männer waren bewaffnet.
Ein bißchen mulmig war ihnen schon zumute, als die Kiele ihrer beiden Boote über den Strand schurrten und mit einem Ruck gebremst wurden.
Doch dann erkannten einige der Fischer die Engländer, die am gestrigen Tag in ihrem Dorf gewesen waren. Sie hielten die anderen zurück und redeten heftig auf sie ein.
Carberry schickte Jack Finnegan vor, der von ihnen am besten Französisch sprach, und der erklärte den Fischern mit kurzen Worten, was inzwischen geschehen war.
Ihre Enttäuschung, daß drei ihrer Boote zerstört worden waren, schien nicht besonders groß zu sein. Wahrscheinlich hatten sie nicht erwartet, auch nur eins von ihnen wiederzusehen.
Als Finnegan ihnen dann von ihrem Plan erzählte, die Piraten in Lannion zu belauschen und ihnen dabei auch noch die anderen beiden Boote wieder abzunehmen, waren die Fischer mit Begeisterung bei der Sache.
Sie redeten so sehr durcheinander, daß bis auf Finnegan niemand verstand, was sie sagten.
„Sie meinen, daß es über Land zu lange dauert, bis wir nach Lannion gelangen“, übersetzte Jack schließlich. „Sie wollen mit den beiden Booten hinübersegeln. Dazu brauchen sie mit diesem achterlichen Wind nur drei Stunden.“
„Werden einige von ihnen uns begleiten?“ fragte Carberry.
Jack Finnegan grinste.
„Sie werden sich wahrscheinlich darum prügeln, wer mit uns fahren darf“, sagte er. „Wenn wir nicht aufpassen, laden sie die Boote so voll, daß wir unterwegs absaufen.“
Da sie noch Zeit hatten, wenn sie erst mit Einbruch der Dunkelheit in Lannion eintreffen wollten, wurden sie zu den Fischern eingeladen. Die Leute hatten sich eins der Häuser am kleinen Marktplatz als Gemeinschaftshaus eingerichtet, wo sie auch die gefangenen Fische verkauften. Dort wurde schnell ein langer Tisch gedeckt.
Sie fuhren auf, was ihre Speisekammern hergaben. Es war eine Fröhlichkeit unter den Leuten, die unbeschreiblich war. Carberry hatte das Gefühl, sie feierten ihre Wiedergeburt.
Das ganze Dorf, das bei ihrer Ankunft in tiefem Schweigen gelegen hatte, war plötzlich von Lärm erfüllt.
Das Mädchen, das Hasard und Terry am gestrigen Tag entgegengelaufen war und sie um Hilfe für ihr Dorf gegen die Piraten gebeten hatte, fiel den Engländern immer wieder um den Hals, und die ließen es sich nur zu gern gefallen.
Batuti wurde von den blonden Bretonen bestaunt wie ein exotisches Tier. Die meisten von ihnen hatten noch nie einen Neger aus der Nähe gesehen.
Nach zwei Stunden gemahnte Carberry die anderen daran, daß sie aufbrechen mußten. Finnegan redete mit den Bretonen und feilschte mit ihnen um die Anzahl der Männer, die mit ihnen nach Lannion fahren sollten. Schließlich gelang es ihm, sie auf sechzehn herunterzuhandeln. Wenn es ihnen gelang, in Lannion auch die beiden restlichen Fischerboote zu kapern, hatten sie für jedes Boot auf der Rückfahrt sechs Männer zur Verfügung.
Der Anführer der Fischer war ein etwa sechs Fuß großer junger Mann mit muskulösem Oberkörper und Händen, die groß wie Ruderblätter waren. Er war der Sohn des Mannes, den die Piraten auf dem kleinen Marktplatz kaltblütig über den Haufen geknallt hatten.
Sein Name war Guy Brurac. Er hatte sich an Jack Finnegan angehängt und versuchte, ihn nach allen Regeln der Kunst auszufragen, so daß dieser fast mißtrauisch wurde. Aber dann merkte er, daß der Junge am liebsten mit ihnen zurück an Bord der „Hornet“ gegangen wäre.
Sie wurden vom ganzen Dorf verabschiedet. Männer, Frauen und Kinder halfen, die Boote ins Wasser zu schieben, und sie standen noch winkend am Strand, als die Boote mit prallen Segeln nach Osten aus der Bucht segelten.
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