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»Die Hose?« Seine Frage war nur ein leises Flehen um Erlösung und kam deutlich zu früh.
»Knebel«, drohte ich, und er schwieg wohlweislich.
Sein Schweigen gefiel mir. Sogar sehr. Beinahe zu viel. Ich musste mich darauf konzentrieren, ihn weiter zu necken und meinen Plan in die Tat umzusetzen, statt einfach nur profan über ihn herzufallen.
Es war einfach schon zu lange her, seit ich die Zügel der Verführung in der Hand gehabt hatte. Zu lange, um das Wissen um die Macht vollständig genießen und auskosten zu können. Nur mit dem Gedanken daran, meine Lust gleich in vollen Zügen ausleben zu können, gelang es mir, meine Libido wieder unter Kontrolle zu bekommen. Die Hand, die ich zwischen meine Schenkel presste, half dabei.
Ich war mindestens ebenso angespannt, wie Georg, als ich den Eiswürfel direkt einsetzte. Auf die helle, rosige Brustwarze drückte und dort in kreisenden Bewegungen Richtung andere Seite schob. Seine kleinen Nippel stellten sich auf und luden mich ein, an ihnen zu saugen. Aber ich wusste, ihm würde es gefallen, deswegen tat ich es nicht. Noch nicht. Stattdessen hob ich den Würfel wieder an, ließ abermals Tropfen um Tropfen auf seine Haut prasseln. In schneller Folge nebeneinander, so dass sich das Wasser zu einem kleinen Rinnsal zusammenschloss und unter den Saum der Jeanshose lief.
Georg atmete tief ein, als die Kälte in immer empfindsamere Regionen vordrang. Es war ein zutiefst befriedigendes Geräusch.
Ich fuhr mit dem Finger unter den Bund und an dieser Grenze entlang, die andere Hand legte ich leicht auf die Wölbung, die sich unter dem Stoff abzeichnete und drückte leicht zu. Georgs Schwanz zuckte in meiner Hand und ein weiteres Keuchen drang aus seinem Mund. Geil!
»Heb deine Arsch!«, befahl ich. Es gefiel mir, dass es meine Aufforderung brauchte, um Georg zur Mitarbeit zu bewegen. Es war, als wenn er tatsächlich auf meine Anweisungen wartete. Und er kam meinen Worten sofort nach. Etwas, was mir beinahe noch besser gefiel.
Ich zog die Hose nach unten, und die Boxershorts dazu, beide vorsichtig über die Wölbung. Glatt rasiert, stattlich und gerade, sprang mir die Ursache der Beule förmlich entgegen. Ein wirklich schöner Schwanz!
Ich nutzte eine zweite Krawatte dazu, Georgs linkes Bein an dem unteren Bettmetall zu fixieren, so dass er breitbeinig und wehrlos vor mir lag. Mir ausgeliefert.
»Oh nein«, protestierte er und versuchte das zweite Bein fortzuziehen, bevor ich es ebenfalls festbinden konnte.
»Ein Wort: Knebel.« Nach dieser Warnung hielt er still.
»Ich werde verrückt.« Sein Flüstern war so leise, dass ich nicht wusste, ob ich es hatte hören sollen. Aber es war definitiv das Beste, was ich seit langem beim Sex vernommen hatte.
Wieder setzte ich den Eiswürfel ein. Begann wieder an seinen harten Nippeln und näherte mich dem Zentrum seiner Lust. Dort brannte er, dort sehnte er sich nach Berührungen. Er war kurz davor, die Fassung zu verlieren, als ich den letzten Würfel zwischen seine Beine gleiten ließ. Einmal strich ich der Länge nach über seinen Schaft und genoss das Beben und seinen kurzen, empörten Aufschrei. Dann leckte ich mit meiner warmen Zunge über seinen Schwanz, verweilte einen Moment an der dickeren Eichel, nutzte meine Lippen, um ein wenig Druck aufzubauen – und wechselte dann zurück zur Kälte. Wieder schrie Georg auf, wieder lief ein Beben durch seinen Körper. Nach dreimaligem Wiederholen der Prozedur bot er einen herrlichen Anblick: Die verspannten Muskeln, die schweißnassen Haare und der Lustschmerz auf seinen Zügen. Keine Moral, keine erotischen Grenzen standen mehr zwischen uns, nur er und ich existierten. Ich war sein Fokus, seine Welt.
Als ich seinen Schwanz in den Mund nahm, und ihn mit dem festen Druck meiner Lippen tiefer in meine Wärme sog, versuchte Georg, sich mir entgegenzubäumen. Mit beiden Händen hielt ich ihn still. Seinen bebenden Unterleib ruhig. Mein Tempo. Nur mein Tempo würde es geben. Bis zum Ende.
Erst als er verstanden hatte und sich nicht mehr rührte, machte ich weiter. Wechselte meine Wärme gegen die Kälte, meinen Mund gegen Finger – und wieder zurück, bis sein Stöhnen kleinen, abgerissenen Schreien wich. Dann ging ich einen Schritt weiter. Vorsichtig strich ich über seinen Anus. Der Muskel zuckte und ich strich abermals über ihn hinweg. Ein wenig fester. Zu meiner Überraschung befahl mir Georg nicht, meine Finger bei mir zu lassen, sondern hob sein Becken – ganz ohne Aufforderung – ein wenig an. Kurz war ich versucht, ihm jegliche weitere Bewegung ob dieses Ungehorsams zu verweigern, aber seine Reaktionen machten mich selbst an.
Ich stand auf und zog meine Hosen aus. George rührte sich nicht, horchte aber und versuchte zu ergründen, was ich tat.
Als ich auf das Bett zurückkehrte, tat ich es so, dass meine Möse über seinem Kopf thronte.
»Leck mich!«, befahl ich.
Dann setzte ich mich auf sein Gesicht und nahm seinen Schwanz in den Mund. Georg stöhnte in meine inneren Lippen, sein warmer Atem brachte mich beinahe um die Besinnung, ebenso seine kreisende Zunge, die immer wieder über meine Klit strich. Ich machte meinen Finger so feucht, wie es meine Möse war, setzte ihn auf seinen Anusmuskel und drückte wieder leicht zu. Dieses Mal gab der Muskel nach und saugte den kleinen Finger förmlich ein. Wieder stöhnte Georg auf. Synchron mit mir. Der Ring um meinen Finger war eng, unglaublich eng, unglaublich warm und unglaublich intim. Wieder zuckte der Muskel und das Zucken setzte sich in Georgs Schwanz fort. Ich leckte den ersten milchigen Lusttropfen fort und blies über die Eichel.
»Biest«, hauchte Georg.
Sein Lecken hatte mich beinahe wieder willenlos gemacht, mich beinahe wieder in die devote Position getrieben. Schließlich mochte ich beides. Jetzt, wo er kurz innegehalten hatte, nutzte ich meine Chance. Ich zog mich aus ihm zurück und nahm ihm gleichzeitig sein Spielzeug weg. Dann drehte ich mich um und schob mich langsam an Georgs Körper hoch. Dabei ließ ich ihn spüren, was ich tat. Als ich ganz über ihm war, richtete ich mich auf und setzte mich auf seinen Schwanz. Er glitt ohne händisches Zutun in meine feuchte Spalte und fühlte sich fantastisch an. Genau wie die ganze Position. Ich konnte mich gar nicht mehr daran erinnern, wann ich das letzte Mal beim Sex oben gewesen war.
Aber etwas fehlte noch. Ich wollte Georgs Gesichtsausdruck sehen. Ohne Hindernisse. Deswegen zog ich die Binde von seinen Augen. Georgs Lider flatterten auf. Sein Blick war verzückt und wurde noch intimer, als ich mich endlich bewegte. Und ihn ritt. So langsam ich konnte, schob ich mich hoch und runter, genoss jeden Zentimeter. Er auch, denn er biss die Zähne aufeinander und jeder Millimeter seines Körpers schien angespannt zu sein. Es fiel ihm sichtlich schwer, gegen das Kommen anzukämpfen. Ich konnte sehen, wie sich seine Muskeln anspannten und er sich gegen die Fesseln auflehnte. Aber die Knoten hielten, und er würde fixiert bleiben. Zu meinem – und seinem – Vergnügen. Ich hatte die Macht, ich bestimmte das Tempo, und als er sich unter mir aufbäumte, drückte ich ihn zurück und zwang ihn allein mit meinem Gewicht zum Stillliegen. Abermals musste er sich erst damit abfinden und sich nicht mehr bewegen. Dann nahm ich meine Bewegung wieder auf. Bei jedem Rein und jedem Raus konnte ich fühlen, wie ein kleiner Schwall Feuchtigkeit meinen Körper verließ. Das leise, schmatzende Geräusch war Zeugnis meiner Lust und trieb mich beinahe genauso in den Wahnsinn, wie die Fülle in meinem Inneren. Sie ging von dem Schwanz aus, der tief in mir steckte, pflanzte sich über die Reibung fort und versuchte mich über den Gipfel der Leidenschaft zu heben.
Aber noch hielt ich es zurück. Noch konnte ich durchhalten und mich an Georg ergötzen. Sein gequälter Gesichtsausdruck war der schönste und erregendste Anblick, den ich je gesehen hatte. Die Geräusche, die über seine Lippen kamen, schienen beinahe magisch. Sie verbanden sich mit meinen, bildeten eine Melodie der Körper und der Sinnlichkeit, bevor die Fülle auch den letzten Punkt in meinem Körper erreichte, in meinem Zentrum explodierte und ich einen Moment lang nur noch aus einem einzigen Sinnestaumel bestand.
Entscheidungen
Klaus hatte sich vor mir aufgebaut und funkelte mich an. Ich begriff immer noch nicht, warum er so wütend geworden war.
»Du hast was?«
»Mit Georg geschlafen.«
»Und das erzählst du mir einfach so, mir nichts, dir nichts?«
»Äh … ja?!«
Ich starrte den Fremden vor mir an. Er sah aus wie Klaus, roch wie Klaus, konnte aber nicht Klaus sein. Denn seine Worte und sein Verhalten passten einfach nicht zu unserer Beziehung und unserer Vereinbarung.
»Du kannst doch nicht einfach so mit irgendeinem dahergelaufenen Kerl schlafen.« Seine Empörung war beinahe greifbar.
»Wieso nicht? Außerdem ist Georg nicht irgendein dahergelaufener Kerl.«
Klaus sah mich an, als wäre ich nicht mehr ganz dicht. Vielleicht war ich das auch nicht und hatte etwas verpasst?
»Bist du in ihn verliebt?«
»Nein.« Es war eine ehrliche Antwort. Georg war großartig und lustig und der Sex war irre gut gewesen. Aber Liebe? Wie kam Klaus überhaupt auf so eine abstruse Idee? Er war doch auch nicht in jede Frau verliebt, die er flachlegte – oder doch?
»Ich meine … wir haben doch eine offene Beziehung …?« So langsam bekam ich Zweifel. Nein, ich konnte mich nicht irren. Schließlich waren wir oft genug zusammen unterwegs gewesen. Hatten andere Pärchen aufgerissen, Swingerclubs besucht und mit anderen Frauen rumgemacht.
»Aber du kannst doch nicht einfach mit anderen Männern schlafen!«
»Moment mal, du hast doch auch mit anderen Frauen geschlafen. Sogar, wenn ich dabei war!«
»Das ist was anderes.«
»Ach? Das ist was anderes?!«
»Ja«, behauptete er mit einer Überzeugung, die mich verärgerte.
»Also fassen wir zusammen: Wir haben eine offene Beziehung, aber eigentlich nur was andere Frauen angeht?«
»Genau!«
Jetzt war ich wirklich sprachlos. »Du hast mir doch auch angeboten, den Sportlehrer zu vögeln.«
»Weil ich wusste, dass er schwul ist.«
»Und deinen Azubi?«
»Dem Jungen bist du zu alt.«
Ich erwähnte nicht, dass ich die Telefonnummer des Jungen noch in meinem Handy gespeichert hatte. Offenbar fand nur Klaus, dass ich ihm zu alt war.
»Also hast du mir Sex nur bei Männern erlaubt, von denen du wusstest, dass sie Nein sagen würden?«
Jetzt schien Klaus auch zu begreifen, dass etwas an dem Gespräch nicht so lief, wie er es sich wohl gewünscht hatte. Trotzdem hatte er nicht den Anstand zu lügen und meinte: »Ja.«
Wir schwiegen und ich wurde langsam wütend. Wirklich wirklich wütend.
»Also darfst DU – wenn ich nicht dabei bin –, andere Frauen ficken, ich aber keine anderen Männer?«
»Meine Frau tut so etwas einfach nicht.«
»Aber deine Frau schläft mit anderen Frauen.«
»Das ist sexy!«
»Du bist ein blöder, egoistischer Idiot!«
»Was ist los mit dir? Bist du chronisch untervögelt, oder warum musst du dich wie ein Schlampe benehmen?«
»Wie eine Schlampe?«, wiederholte ich empört. Soviel zur Gleichberechtigung und einer offenen Beziehung!
»Habe ich es dir nicht oft genug besorgt? Nicht hart genug?«
Klaus kam langsam näher. Auf seinem Gesicht ein Grinsen, was mich rasend machte, weil es seine Gedanken offenbarte. Vorrangig den, dass ich ihm ohnehin nicht widerstehen konnte.
»Du magst es doch dominant!«
»Verschwinde!«
»Ach komm, Baby. Ein bisschen härter ficken und du gehörst wieder ganz mir.« Mein Ex, der von seinem neuen Status noch nichts wusste, kam näher. »Vielleicht können wir uns ja noch mal diese Mindy ausleihen?«
Jetzt reichte es aber wirklich! Ich explodierte. »Raus aus meiner Wohnung!«
Klaus reagierte nicht, sondern grinste weiter dieses enervierende Lächeln, dass seine Überlegenheit durch Dominanz verkündete.
»Ich meine es ernst. Ich will, dass du gehst.«
»Schatz, nimm doch nicht immer alles gleich so ernst!« Jetzt versuchte er es beschwichtigend. »Vielleicht sollten wir das mit dem offen vor der Beziehung streichen.«
»Für uns beide.«
Er schwieg einen Moment zu lange, als dass ich an diese Option glauben konnte. »Ach ja, dann könntest du ja nicht einmal die Woche die kleine blonde Aushilfe ficken!« Ich war wirklich, wirklich ein dummes Schaf.
»Es ist normal, wenn ein Mann solche Triebe hat.«
»Ach, und bei mir nicht?«
»Nein!«
Er sah mich an, und jetzt las ich etwas in seinem Gesicht, was mir noch weniger gefiel. Ehrlichkeit. Er glaubte, was er da
sagte.
»Und eine Frau will nicht auch mal die Dominante sein.« Herablassend erinnerte er mich an die Streitereien, die wir wegen meines sexuellen Spieltriebes gehabt hatten. Das war es endgültig!
»Pack deine Sachen!«
»Falls es dir noch nicht aufgefallen ist, stehe ich auch im Mietvertrag!«, meinte er höhnisch.
»Gut, dann werde ich gehen!«
»Joanna!« Ich reagierte nicht, sondern stampfte ins Schlafzimmer. Mit einem Griff zog ich den großen Schalenkoffer vom Schrank. Mit einem zweiten Griff öffnete ich meine Schublade.
»Joanna, sei doch vernünftig.«
»Ich war viel zu lange vernünftig. Im Gegensatz zu dir!«
»Versteh doch, so herum ist es normal. Du kannst nicht einfach durch die Weltgeschichte spazieren und deine merkwürdigen Triebe ausleben!«
»Ich verstehe sehr gut …« Verbissen stopfte ich Sachen in den Koffer; Unterwäsche, Shirts, Hosen, alles, was mir in die Hände kam.
»Wohin willst du denn?«
Ich hielt kurz inne und dachte nach. Er wusste genau, dass ich niemanden hatte. Meine Eltern wohnten am anderen Ende von Deutschland, meine Schwester seit letztem Jahr in der Türkei. Meine beste Freundin war die Aushilfe, die er einmal die Woche fickte und … meine Güte, war ich BLÖDE!
»Georg.«
»Natürlich!« Jetzt war die Herablassung nicht nur zu hören, sondern stand Klaus auch ins Gesicht geschrieben. »Weil Georg ja so ein treuer Partner ist.«
»Falls es dir noch nicht aufgefallen ist: Ich brauche keinen treuen Partner, ich brauche einen Partner, der mich genauso untreu lassen kann, wie er selbst ist.« Damit ließ ich Klaus stehen, hatte die Wohnung verlassen und bei Georg geklingelt, bevor ich einen Rückzieher machen konnte.
b
»Es tut mir wirklich leid«, sagte ich zum hundertsten Mal an diesem Abend. Meine Finger waren immer noch um die Teetasse geschlossen. Inzwischen war sie kalt und die Wärme konnte mich nicht mehr trösten. »Ich meine, ich wollte den Mistkerl in zwei Monaten heiraten. Gott, bin ich dämlich!«
»Ich habe doch gesagt, dass es kein Problem ist!« Georg nahm mich in den Arm. »Außerdem gilt mein Angebot. Das war nicht befristet.«
Trotz seines Mitgefühls sah ich ihn misstrauisch an. »Du willst aber keine Beziehung, oder?«
»Nein. Du?« Er sah ebenso skeptisch zurück, was mich zum Lachen brachte.
»Nein, unverbindlicher Sex reicht vollkommen.«
Georg lachte ebenfalls. Ein schönes, ungezwungenes Geräusch zwischen Vertrauten. »Komisch, warum will eigentlich jede Frau nur unverbindlichen Sex mit mir?«
»Muss an dir liegen«, behauptete ich, immer noch grinsend. Es lag wirklich an ihm. Bei keinem anderen Mann hatte ich je so oft an Sex gedacht – in allen Varianten – und mich dabei so gut gefühlt, so vollkommen. Als sei alles, was wir getan hatten und noch tun würden richtig und hätte überhaupt nichts mit Moralvorstellungen zu tun.
Georgs Blick fing meinen ein. Obwohl er mich mit einem Griff, der sowohl Trost als auch Erotik versprach, in seine Arme zog, war uns beiden klar, dass ich noch nicht auf sein Angebot geantwortet hatte. Deswegen brach ich den Blickkontakt ab und schmiegte mich an ihn. Die Vorstellung nach diesem Wochenende wieder in die Firma zurückzukehren, in Klaus´ höhnische Visage zu sehen und zu wissen, dass er mir weisungsbefugt war, war mehr, als ich im Moment verkraften konnte. Wahrscheinlich würde mein Ex meine Ex-beste-Freundin direkt neben meinem Schreibtisch flachlegen – aus Prinzip, nur um mir zu zeigen, dass er es konnte.
»Du kannst wirklich jederzeit bei mir anfangen …« Georg strich über meinen Rücken und streichelte meinen Liebeskummer fort. Zurück blieb nur das vage Gefühl einer sexuellen Orientierungslosigkeit.
»… ich …«, fuhr Georg fort, wurde aber von der fröhlichen Melodie meines Handys unterbrochen, die eine SMS ankündigte.
»Soll ich für dich nachsehen?«, bot mein unverbindlicher Sex-Kandidat an und wuschelte mir durch die Haare.
Ich löste mich von ihm. »Nein, Nachrichten von Idioten lese ich lieber sofort und selbst.«
Ich griff nach dem Gerät mit dem leuchtenden Display. Natürlich. Die Nachricht war genauso idiotisch wie ihr Schreiber. »Ich hoffe, du bist Montag pünktlich!«, las ich laut vor.
»Das meint er nicht ernst, oder?« Georg beugte sich ungläubig vor und las die SMS.
»Vermutlich schon.« Aber diese Botschaft war genau der Tropfen gewesen, der noch gefehlt hatte. Auf einmal fühlte ich mich wieder gut. Sehr, sehr gut sogar und sehr, sehr euphorisch, brennend auf einen Neustart. Die Antwort war rasch getippt: »Ich kündige.«
Erst dann fiel mir auf, dass ich vielleicht vorher meinen neuen Arbeitgeber hätte einweihen müssen. Ich drehte mich zu Georg und strahlte ihn an. Die Last auf meinem moralischen Gewissen wurde noch leichter. »Okay!«
»Okay, wie bei in Ordnung?« George wirkte begeistert.
»Ich habe keine Ahnung, um was es genau geht, aber ja. Ich brauche einen neuen Job – und ich brauche ihn dringend.«
Er zwinkerte mir zu. »Das solltest du deinem neuen Arbeitgeber nie sagen – das drückt den Lohn.«
Bevor ich widersprechen oder eine halbwegs schlaue Antwort geben konnte, küsste er mich und kam wieder auf den unverbindlichen Sex zurück.
Einarbeitung
Neugierig blickte ich mich um.
Trotzdem konnte ich nichts entdecken, was auf einen exklusiven Sekretärinnen-Verleih hindeutete. Obwohl … die Frauen, die gerade anwesend waren, die Empfangsdame und die Sekretärin, die im Vorzimmer von Georg arbeitete, waren wirklich sehr hübsch und sehr … sekretärinnenlike. Ein anderes Wort dafür fiel mir einfach nicht ein.
Dazu kam, dass »Office Escort« größer war, als ich vermutet hatte. Deutlich größer traf es wohl noch besser. Und ganz und gar seriös. Ich hatte selten eine Firma gesehen, die schon im Eingangsbereich klar machte, wie organisiert und luxuriös sie arbeitete. Die teuren Akzente in der Ausstattung fielen erst auf den zweiten Blick auf.
»Joanna!« Beim Klang der sinnlichen Stimme drehte ich mich um – und staunte. Claire hatte hinter mir den Raum betreten. Obwohl sie vor Wiedersehensfreude strahlte, musterte sie mich von oben bis unten.
»Da müssen wir was dran ändern!«, beschloss sie schließlich kritisch, zog mich dann aber in eine Umarmung, um mir ein Küsschen links und eines rechts zu verpassen. Irritiert löste ich mich schließlich von ihr und staunte immer noch. Mit ihrem Dutt, der schwarzen Brille und dem klassischen zweiteiligen Kostüm wirkte sie gar nicht wie die Claire, die ich bei Georg kennengelernt hatte. Ihr ganzes Auftreten hatte sich verändert, war auffallender, zielstrebiger und irgendwie … dominanter.
»Folge mir!«, befahl sie und drehte sich um. Ohne zu schauen, ob ich ihr folgte, schritt sie am Empfang vorbei, durch den Flur und bog schließlich in einen der Seitengänge ab. Noch während ich ihre Strümpfe – hinten mit Naht – bewunderte, bog sie abermals ab. In einen der Räume. Ich hatte Mühe, ihr so zu folgen, dass ich nicht zu abgelenkt wirkte. Außerdem irritierte es mich, mit einer Frau allein zu sein, die mich schon einmal geleckt hatte. Bei dem Gedanken daran wurde ich feucht und mein Klit begann zu pochen. Großartig!
Claire machte eine befehlende Geste und ich kam ihr rasch nach, setzte mich auf einen Stuhl und schlug die Beine übereinander. Ein Fehler, denn der Druck meiner eigenen Schenkel presste sich gegen meine geschwollenen Schamlippen, und die ersten Vorboten echten Lustsaftes benetzten meinen Slip.
»Wenn ich Georg richtig verstanden habe, willst du dich bei uns als Escort-Sekretärin versuchen?«
»Gibt es auch andere?«
Claire lachte. Ein Lachen, nach dem sich jeder Mann in einer Bar umdrehen würde. Es setzte verbotene Gedanken frei und versprach eine Menge nächtlichen Spaßes – gerne auch tagsüber.
»Ja, du könntest als Schwangerschaftsvertretung für seine Chefsekretärin anfangen – aber der Job ist lahm. Außerdem«, sie trat hinter mich und strich mir durch die offenen Haare, »denke ich, dass du bei einem etwas erotischeren Arbeitsplatz besser aufgehoben bist.«
Der Kloß in meinem Hals wurde dicker und streckte seine Fühler nach unten aus. Dort ließ er meine Brustwarzen kribbeln. Meine Nippel wurden hart und zeichneten sich deutlich unter meiner Bluse ab. Claire presste den Linken leicht durch den Stoff zusammen.
»Das wäre schon mal nicht schlecht, um den Kunden heiß zu machen«, raunte sie in mein Ohr. Dann ließ sie mich abrupt los und sah mich kurz verwirrt an, bevor sie sich der Leinwand zuwandte. »Wirklich gar nicht schlecht.«
Ich räusperte mich. »Was wäre nicht schlecht?«
»Diese Mischung aus Unschuld, Naivität und dem Wissen in deinen Augen. Deine Reaktionen sind ungekünstelt – das raubt den meisten Männern den Verstand.« Mindys Erklärung erschreckte mich, hatte ich sie doch gar nicht kommen gehört.
»Du arbeitest auch hier?« Deswegen Georgs zahlreiche On-Off-Freundinnen. Keine von ihnen war wirklich On. Eher so etwas wie Arbeitskolleginnen mit Extras.
»Ja, aber in einem anderen Bereich.« Sie winkte fröhlich ab und setzte sich ohne weitere Erklärung neben mich.
»Aufmerksamkeit, bitte!« Claire ließ das elektrische Rollo nach unten und zeigte auf die Leinwand. Das kurze Werbefilmchen schlug mich sofort in den Bann, und mein Mund stand immer noch offen, als Claire das Licht wieder ein wenig heller dimmte.
»Es ist für den Kunden konzipiert«, sie schenkte mir ein entschuldigendes Lächeln, »aber ich denke, dass es am deutlichsten zeigt, was wir machen – und wie wir es machen.«
Sie schob mir eine kleine Mappe zu. Auf dem Einband waren hübsche Frauenbeine zu sehen. Sie endeten in sehr hohen, sehr spitzen Schuhe, die ganz offensichtlich einer Sekretärin gehörten. Mit ihrem Absatz drückte sie einen Mann mit Businesshemd und Krawatte – mehr sah man von ihm nicht – auf den Boden. Bei dem bloßen Gedanken an diese Situation in die Realität umgesetzt, wurde mein Mund trocken. Auf eine sehr angenehme Art und Weise.
Als ich die erste Seite aufschlug, erfuhr ich mehr über die Hintergründe des Werbefilms und erhielt Einblicke auf diese Seite der Geschäftsbeziehung.
»Wir sind eine sehr teure, sehr exklusive Firma, die Sinnliche-Spezial-Sekretärinnen an wohlhabende Männer vermietet«, erklärte Mindy.
Claire fügte hinzu: »An wohlhabende Männer, die sich auf ein Dominanz-Spiel einlassen wollen.« Sie warf ihrer Kollegin einen tadelnden Blick zu, weil sie diesen wichtigen Aspekt vergessen hatte.
Ich blätterte weiter, mehr und mehr fasziniert davon, dass jemand es wagte, zu solchen Fantasien zu stehen und sie sogar umzusetzen. Wer hätte gedacht, dass es genug Menschen gab, die auch von Dominanz und Unterwerfung träumten? Männer, die ein Heidengeld dafür bezahlten, von verführerischen Frauen umgeben zu sein – und keine davon haben zu
dürfen?
Bei dem Gedanken sammelten sich neue Lustsäfte in meiner Möse. Gott, war das heiß!
Ich blätterte weiter und las.
Die Regeln sind denkbar einfach:
1) Die Sekretärin macht den Kunden heiß und bringt ihn immer wieder an die Grenzen seiner Lust; es liegt in seinem und ihrem Interesse, diese Grenzen auszuloten, ohne sie zu überschreiten, denn sie wird nach Erfolg bezahlt. Je länger der Kunde widerstehen kann, ohne gelangweilt zu sein, desto mehr verdient sie.
2) Es gibt befristete Aufträge jedweder Dauer, wobei der Kunde der Sekretärin zu gehorchen hat und weder sie (ohne ihre Zustimmung) zu berühren hat, noch sich anderweitig sexuelle Erleichterung verschaffen darf (es sei denn, die Sekretärin befiehlt es).