Wildes Verlangen | 12 Erotische Geschichten

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Ich ritt ihn schneller, um ihm die Chance zu geben, sich in mir zu ergießen. Mit einem lauten Schrei tat er es und genau das löste in mir meinen ersten multiplen Orgasmus aus. Während ich fühlte, wie er sich in mir ergoss, lief die Nässe auch aus mir und mischte sich mit der seinen.
Schwer keuchend und nach Luft ringend blieb ich auf ihm sitzen. Seine Fingerspitzen wanderten an mir entlang und es war, als würden sie auf jedem feinen Härchen meiner Haut ein winziges Feuer entfachen. Wir hatten vereinbart, nicht miteinander zu sprechen, aber das, was wir taten, war zu wichtig, als dass wir es wortlos miteinander tun konnten.
Seine Fürsorge brach das also Verbot, als er mich fragte: »Alles okay?«
Seine Stimme war dunkel, warm und sehr angenehm. Er stemmte sich auf und nahm mich fest in dem Arm.
Ich nickte nur, denn zum Sprechen war ich gerade nicht in der Lage. So saßen wir einfach dort und hielten einander fest.
Irgendwann atmeten wir beide wieder ruhiger und er löste sich ganz langsam von mir. Es fiel uns beiden schwerer als beim letzten Mal, denn wir waren uns diesmal sehr viel näher gekommen.
Ich fragte mich, wie ich jemandem vertrauen konnte, aber zeitgleich nicht den Mut aufbrachte, ihm ins Gesicht zu schauen. Vielleicht gerade, weil er so intim mit mir gewesen war? Was war, wenn ich ihm nicht gefiel und die Treffen danach vorbei waren? Er konnte meine Figur fühlen, aber mein Gesicht blieb ihm verborgen.
Irgendwann stand ich auf und stieg vom Bett. Er ließ mich gewähren, hielt mich nicht fest, denn auch er wusste, unser Abend für heute war beendet. Ich wäre gern noch geblieben und mit ihm zusammen eingeschlafen, aber das Risiko am nächsten Morgen gesehen zu werden, war mir zu groß. Was war, wenn wir beim Aufwachen aus Gewohnheit die Lampe einschalteten oder die Gardinen aufzogen? Zu spät würden wir dann merken, dass dieses Unbekannte zwischen uns durchbrochen worden war.
Als ich die Tür hinter mir zuzog, entdeckte ich in der Küche ein absolutes Durcheinander, das mir beim Eintreten nicht aufgefallen war. Ich warf einen Blick zurück in den Flur und fand dort mehrere Türen vor. Zum ersten Mal überlegte ich, dass er hier vielleicht nicht allein wohnte, dafür war das Haus einfach zu groß. Dem Chaos nach zu urteilen, war es eine reine Männer-WG.
Ich saß im Auto. Bevor ich den Motor startete, schaute ich auf mein Handy, um zu sehen, ob er geschrieben hatte.
»Das nächste Mal will ich dich sehen«, stand dort bereits.
»Und was, wenn wir einander nicht gefallen?«, erwiderte ich.
»Das halte ich für sehr unwahrscheinlich.«
»Lass mich in Ruhe darüber nachdenken.«
»Mein Schwanz kribbelt immer noch von deinem Saft.«
»Es war mir eine Ehre, dich zu unterwerfen.«
»Miststück ;-)«
Einer spontanen Eingebung folgend schrieb ich, bevor es mir klar war: »Ich möchte, dass du mich anal entjungferst.«
In meinen meinem Kopf war es klar und logisch, ich wollte wissen, wie es sich anfühlte, und er war genau der Richtige dafür.
»Ich tue alles, was du willst. Doch dir muss klar sein, dass du mir dann endgültig verfallen wirst.«
»Das Risiko gehe ich ein.«
Wir wollten und konnten beide nicht mehrere Tage bis zum nächsten Treffen warten. Also wurde direkt die nächste Nacht miteinander vereinbart. Bereits nach so kurzer Zeit hatte ich Sehnsucht nach ihm, und konnte mir nicht vorstellen, in Zukunft ohne ihn zu sein.
***
Während meiner alltäglichen Erledigungen am nächsten Tag lächelte ich und war abwesend. Ich vergriff mich im Regal und kaufte Vollkornnudeln, die ich auf den Tod hasste. Normalerweise wäre das ein Grund gewesen, mich aufzuregen, doch ich war derzeit so ausgeglichen, dass ich mir nicht mal mehr die Mühe machte, mich darüber zu ärgern. Der Arbeitstag ging schnell vorüber und bevor ich mir Sorgen machen konnte, dass ich mit meinem Wunsch nach einer analen Erfahrung zu weit gegangen war, war ich bereits auf dem Weg zu ihm. Zur Not konnte ich immer noch abbrechen, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass dies notwendig sein würde. Er würde vorsichtig sein.
***
Bei meinem dritten Besuch bei ihm war es irgendwie anders. Auf der einen Seite war es vertraut, denn ich kannte mich nun ein wenig aus, wusste wo er war und teilweise auch, was auf mich zukommen würde. Auf der anderen Seite würde es für mich eine Premiere werden und eine neue weitere Ebene der Verbundenheit zwischen uns.
Er hatte sich meinem Wunsch entsprechend vorbereitet, denn nachdem wir uns das erste Mal geliebt hatten, raschelte etwas in der Nähe des Kopfendes des Bettes und ich fühlte hartes Plastik auf meinem Bauch. Ein weiterer Griff brachte eine kleine Flasche hervor, zumindest fühlte es sich so an. Beim genaueren Ertasten erkannte ich, dass es sich um Gleitgel und einen schmalen Dildo handeln musste.
»Dreh dich um«, flüsterte er leise.
Ich gehorchte ihm aufgeregt und legte mich auf den Bauch. Er schob ein großes Kissen vor meine Scham, um damit meinen Hintern emporzuheben. Etwas breitbeinig und mit erhobenem Hinterteil lag ich nun vor ihm und ließ ihn sein Vorhaben in die Tat umsetzen. Er leckte mit gewohnter Kreativität erst meine Spalte und dann langsam den Anus. Die Nervenenden, die dort lagen, reagierten und zeigten mir neue Empfindungen. Irgendwann entspannte ich mich und war mehr neugierig als ängstlich auf das, was nun geschehen würde.
Vorsichtig begann er, den Dildo in mich einzuführen. Dieser hatte eine sehr schmale Spitze und wurde nach hinten breiter, um mich stückchenweise zu dehnen und auf ihn vorzubereiten. Ich hatte damit gerechnet, dass es schmerzhaft sein würde, doch war es einfach nur ungewohnt. Immer wieder zog er ihn aus mir heraus und gab mir die Möglichkeit, mich kurz zu erholen. Mit viel Zeit und Geduld arbeitete er sich vor, bis ich das komplette Spielzeug in mir aufgenommen hatte und seine Hand an meiner Hinterseite fühlen konnte.
»Bist du bereit für mich?«, sicherte er sich bei mir ab.
»Ja, ich will wissen, wie es ist«, antwortete ich ihm flüsternd.
Der harte Plastikstab ließ mich interessiert wartend zurück. Bisher war ich erregt, aber nicht so in Geilheit verfallen wie bei unseren vorherigen Vereinigungen. Ich hörte, wie er das Gleitgel auch an sich selbst benutzte, um es uns beiden so angenehm und leicht wie möglich zu machen.
Als ich seine Spitze an mir spürte, kehrte ein wenig Angst zurück und ich krallte mich in das Laken. Er schien zu fühlen, dass ich mich verkrampfte, und zog sich wieder zurück.
»Du musst keine Angst haben, ich werde dir nicht wehtun.«
Er legte sich auf gleicher Höhe neben mich, küsste meinen Nacken und meine Schultern.
»Tut mir leid. Ich bin einfach nur nervös«, entschuldigte ich mich.
»Atme einfach entspannt und genieße das, was kommt. Sobald es unangenehm wird, meldest du dich und ich höre sofort auf.«
Ich gab einen zustimmenden leisen Ton von mir und er ging wieder hinter mich. Er hatte recht, ich musste mich vor nichts fürchten, und ein Teil meiner Spannung fiel von mir ab. Er setzte neu an und in dem Moment wollte ich wissen, wie er sich in mir anfühlen würde, genau an dem Ort, wo er gerade war. Langsam und sehr vorsichtig arbeitete er sich zentimeterweise in mich vor. Mit jedem Zentimeter empfand ich mehr Lust, eine andere Lust, als ich sie bisher kennengelernt hatte. Er nutzte seine rechte Hand, um gleichzeitig mit zwei Fingern in meine Vagina einzudringen oder meine Klitoris zu berühren.
Es war unbeschreiblich ... wunderschön ... Ich hätte es mit niemand anderem tun wollen. Auch er schien diese Erfahrung zu genießen, aber hielt sich zurück, bis ich einen fantastischen Orgasmus erlebte. Seine Stöße in meinem verwundbaren Bereich ließen mich aufschreien und nach mehr verlangen.
Nachdem ich gekommen war, winselte ich: »Tom, bitte ...« Zu mehr war ich nicht in der Lage. Doch er brauchte noch vier lange qualvolle Stöße, um mich und sich selbst zu erlösen. Nachdem er sich vorsichtig von mir gelöst hatte, blieb das Gefühl, gedehnt worden zu sein, zurück.
Ich drehte mich auf den Rücken und wartete, dass er zu mir kam, um den Abend so romantisch zu beenden, wie die vorherigen. Und zum Glück ließ er nicht lange auf sich warten. Er war, trotz seiner bisherigen Anstrengungen, für mich da und liebkoste meine Brüste. Der Mann war ein wahrer Glücksgriff, nicht nur als Liebhaber. Jemand, der so sehr Rücksicht nahm, konnte auch für mehr nicht verkehrt sein. Ich musste den Mut aufbringen, ihm im Licht zu begegnen, aber nicht heute.
»Bin sofort zurück«, raunte er sanft in mein Ohr.
Genüsslich wickelte ich mich in die Decke und blieb liegen. Diesmal wollte ich ein wenig länger bleiben. Ich hörte, wie er aufstand und in Richtung Bad verschwand. Bereits zwei Minuten später war er wieder da und legte sich neben mich. Wir genossen diese ruhige Zeit danach.
Bald darauf verließ ich vorsichtig das Bett. Als ich mich angezogen hatte, hörte ich plötzlich Stimmen im Flur. Verschiedene Stimmen, mehr als eine Person. Wenn ich jetzt rausging, würden die mich sehen, überlegte ich panisch. Jetzt war schnelles Handeln gefragt.
Tom war anscheinend eingedöst, denn er machte keine Anstalten, mich aufzuhalten oder mir zu folgen. Als ich die Tür öffnete, sah ich zwei Mitbewohner und aus dem Augenwinkel noch einen dritten, der im Garten stand. Der Typ, der mir am nächsten war, zückte sein Handy, um ein Foto von mir zu machen. So hatten die sich das also gedacht! Schnell wählte ich den Angriff nach vorn, entriss ihm das Smartphone und rannte zur Tür. Ich zog den Schlüssel von innen raus, warf die Tür zu und schloss von außen wieder ab. Jetzt konnten meine Verfolger nur durch das Fenster kriechen oder hinten durch den Garten laufen. Nie in meinem Leben war ich so schnell gerannt wie jetzt, immer mein Auto im Blick, bloß nicht umdrehen. Mir ging bereits die Puste aus, aber getrieben von der Panik, schaffte ich es, das Tempo zu halten, bis mich nur noch wenige Schritte trennten. Ich drückte den Autoschlüssel, der Wagen blinkte, aber bevor ich an den Türgriff kam, spürte ich, wie mich jemand von hinten packte und ich somit eine Vollbremsung machte. Durch den Schwung landeten wir beide heftig an der Fahrertür und leise fluchend drehte ich mich um.
Was ich sah, war er! Ich wusste es sofort, denn die Art, wie er mich festhielt, kam mir vertraut vor, außerdem nahm ich wieder den zarten Geruch von Marzipan wahr.
»Ich hab doch hinter mir abgeschlossen!«, keuchte ich protestierend.
»Stimmt. Aber damit hast du meine Mitbewohner eingesperrt. Einer hatte vorher schnell mit mir getauscht und ist an meiner Stelle zu dir in mein Zimmer zurück. Ich wollte in der ersten Reihe stehen, wenn du rauskommst, und hab vor dem Haus auf dich gewartet«, triumphierte er.
Gut durchdacht, das musste ich ihm lassen. Fasziniert sah ich mir sein Gesicht an. Es hatte etwas Wildes in sich, aber seine Augen waren grenzenlos liebevoll. Jetzt, wo wir uns in die Augen sehen konnten, war das Gefühl zwischen uns noch intensiver als vorher.
»Es ist schön, dich zu sehen ... Wirklich schön!«, sagte er zwinkernd.
Ich lächelte und entschied mich, ihn mit einem Kuss zu bestrafen.
2. Heisses Verlangen
Die kleine Luke in der schweren Metalltür ging zur Seite und gab ein kleines Loch frei. Eine dreckige Hand schob einen noch dreckigeren Teller mit undefinierbarem Essen hinein. Von außen wurde der Spalt wieder verschlossen, es war die einzige Abwechslung, die ich täglich bekam. Ich hörte schwere Schritte, die draußen auf dem Gang zur nächsten Tür gingen. Ich saß etwa zwei Meter von der Tür entfernt und meine Glieder schmerzten, als ich mich auf alle viere brachte, um meinem kärglichen Mahl entgegenzukriechen.
Das Essen war noch nie warm gewesen. Ich bemühte mich, jeden Bissen möglichst lange zu kauen, um meinem Körper mehr Nahrung vorzuspielen, als er tatsächlich bekam. Das einzige Fenster, was ich hatte, zeigte auf die Südseite und ließ zum Glück jeden Tag etwas Sonne hinein. Ich hörte den Wind in den Bäumen, fremde Stimmen und manchmal auch das Geschrei aus den Nachbarzellen.
Man sagt, im Leben bereut man nichts so sehr, wie die Dinge, die man nicht getan hat. Doch ich bereute seit meiner Ankunft meine Dummheit, die mich verleitet hatte, mich bei einem dilettantischen Drogenhandel zu beteiligen. Es ist leichtes und schnell verdientes Geld, hatten sie gesagt, doch anstatt auf mein Bauchgefühl zu hören, hatte ich nur genickt und nicht widersprochen. Schon fünfzig Kilometer vor der Grenze hatten sie uns angehalten. Der Nachbar hatte uns verraten. Niemand hatte diesen Fall bedacht. Wir hatten keine Aussagen abgesprochen und es blieb keine Zeit, nach den anderen während des Zugriffs Ausschau zu halten. Wir alle wurden verhaftet. Als einzige Frau in dem Quartett, wurde ich von den drei anderen getrennt und in Einzelhaft gesteckt. Drei Tage nach meiner Inhaftierung besuchte mich ein einheimischer Anwalt, der etwas Englisch sprach. Er informierte mich darüber, dass ich wegen illegalem Drogenhandel festgesetzt worden war und meine Verhandlung abwarten musste. Eine Aussage wurde nicht aufgenommen, anscheinend stand das Urteil bereits fest. Bis zur Verhandlung konnten Monate vergehen, da die Gefängnisse überfüllt waren und die Richter angewiesen wären, härtere Fälle zuerst zu verhandeln. Meine Frage nach einem Kontakt zur Botschaft meines Heimatlandes wurde konsequent ignoriert.
Einmal die Woche ließ man uns hinaus und brachte jeden einzeln ins Freie. Wir Gefangenen begegnen uns nie. Draußen war eine Art Dusche montiert, an der ich mich mit eiskaltem Wasser und einem Stück Seife waschen konnte. Der Vorhang war so dünn, dass alle Wärter im Hof mich beobachten konnten, während ich mich schrubbte und versuchte, mich bestmöglich zu reinigen. Mein Schamgefühl war längst dem Wunsch nach Sauberkeit gewichen, an einem Ort wie diesem durfte einem nichts mehr peinlich sein. Bei meiner wöchentlichen Säuberung, und auch meinen Blicken aus dem Fenster, konnte ich sehen, dass außer mir anscheinend nur Männer an diesem Ort waren. Die anderen waren in Gemeinschaftszellen, konnten miteinander sprechen, während ich völlig isoliert in einem kleinen Außentrakt untergebracht war. Niemand hatte bei meiner Festnahme unnötige Gewalt angewendet und auch seitdem nicht. Doch ich fühlte ihre gierigen Blicke. Auch wenn ich ihre Sprache nicht sprach, konnte ich mir denken, worüber sie redeten, während sie mich ansahen. Nicht nur, dass ich die einzige Frau an diesem Ort zu sein schien, auch mein Erscheinungsbild mit den blonden Haaren und blauen Augen war etwas Besonderes in dieser Wüste am anderen Ende der Welt.
Einer der Wärter übte einen besonderen Reiz auf mich aus. Ich war selbst erstaunt, dass ich an einem Ort wie diesem tatsächlich auf attraktive Männer reagierte, aber er hatte definitiv etwas Besonderes an sich. Sein Name war Gazin und er hatte die Position eines Stellvertreters des Gefängnisdirektors.
Ab und zu öffneten sie die Metalltür meiner Zelle ganz, dann trat Gazin einen Schritt hinein und schaute, ob ich noch lebte. Selten sprach er, meistens sah er mich ein oder zwei Minuten an, ging dann wieder hinaus und schloss ab. Sein Blick war voller Neugier und Sehnsucht. Ich fragte mich manchmal, ob ich mit ihm verhandeln könnte. An einem Ort wie diesen waren plötzlich Dinge möglich, die man zu Hause niemals in Erwägung gezogen hätte. Aber ungewöhnliche Situationen erfordern entsprechende Maßnahmen.
Meine Kleidung hatte man mir abgenommen. Ich besaß lediglich eine Art Kleid, das über den Kopf gezogen und mit einem Seil an den Hüften zusammengebunden wurde. Es gab keine Möbel, nur ein Loch im Boden an der hinteren Wand und harte Steinplatten, die mit dreckigem Stroh belegt waren.
Alles, was man hatte, waren die eigenen Gedanken. Nie zuvor hatte ich mir jemals so intensiv überlegt, ob ich das Leben lebte, was ich tatsächlich führen wollte. Die meisten meiner Handlungen waren fremdbestimmt, ebenso wie der Drogenhandel, der mich hierher gebracht hatte. Wenig hatte ich in meinem Leben selbst entschieden, meist war ich eine Mitläuferin gewesen, die nicht den Mut gehabt hatte, rechtzeitig Nein zu sagen.
***
An einem Tag, der noch heißer schien als die vorherigen, bekam ich überraschend Besuch von einem anderen Anwalt.
»Mein Name ist McArthur. Ich wurde von einem Gefängnisaufseher, mit dem ich privat befreundet bin, darum gebeten, mich um Ihren Fall zu kümmern. Es ist nicht viel über Ihren Fall dokumentiert, aber das, was ich gefunden habe, gibt mir keine Grundlage, eine Freilassung für Sie zu fordern. Sie haben kein Alibi und niemand kann beweisen, dass Sie bei der Tat nicht dabei gewesen waren. Zudem gibt es ein Geständnis, was Sie selbst unterschrieben haben.«
»Dieses Geständnis, wie Sie es nennen, ist in arabischer Schrift. Ich musste es unterschreiben! Dafür wurde ich entsprechend unter Druck gesetzt. Ich habe keine Ahnung, was ich dort unterzeichnet habe.«
»Dieses Argument wird vor Gericht in diesem Land leider keine Rolle spielen. Wenn Sie Glück haben, bekommen Sie acht bis zehn Jahre«, sagte er ruhig.
»Wenn ich Glück habe, fast ein Jahrzehnt hinter Gittern?! Und wenn ich Pech habe, hängt man mich dann?«, fragte ich bitter lachend.
»Ja«, war alles, was er antwortete, ohne eine Miene zu verziehen.
Schockiert schwieg ich einen Moment. »Sie sagten, ein Wärter hat Sie zu mir geschickt. Darf ich fragen, wer das gewesen ist. Ich kenne hier niemanden und habe auch keinerlei direkten Kontakt mit den Leuten.«
»Sein Name ist Gazin. Wir sind hier einige Zeit zusammen zur internationalen Schule gegangen, als meine Eltern in dem Land als Ingenieure tätig gewesen waren, daher spricht er auch Ihre Sprache.«
Verwirrt schwieg ich. Ausgerechnet der reizvolle, aber stille Gazin half mir? Und er konnte sich mit mir unterhalten, aber tat es nicht? Warum?
Man brachte mich zurück in meine Zelle und überließ mich meinen Gedanken.
***
Als mein Wärter Gazin am nächsten Morgen seinen Kontrollbesuch machte, hatte ich den Eindruck, etwas war anders. Diesmal schloss er die Tür hinter sich und blieb wortlos stehen. Er sagte nichts, blieb einfach nur dort. Ich wusste nicht, was passieren würde und stand auf. Gazin näherte sich mir langsam und sah mir dabei die ganze Zeit tief in die Augen. Nur wenige Zentimeter blieb er vor mir stehen. So dicht vor mir, roch ich den Orient an ihm. Der Pfefferminztee mit den Unmengen Zucker, den er getrunken hatte und das einheimische Kraut, was sein Kumpan neben ihm geraucht hatte. Der Qualm war in seine Kleidung eingezogen, dazu mischte sich der Geruch von männlichem Schweiß an seinem Körper. Nichts davon wirkte abstoßend auf mich, sondern es war eine interessante exotische Mischung, die ich sehr reizvoll fand.
Ich sah ihn an und wartete, was passieren würde. Wie in Zeitlupe kamen seine Lippen näher an meine und ich schloss die Augen. Die Berührung war warm, vorsichtig, fast schon romantisch. Seine Hände berührten meine Hüften. Der geringe Abstand zwischen uns verschwand, als er mich mit seinem Gewicht gegen die Wand drückte. Ich berühre ihn nicht, aber erwiderte seinen Kuss. Seine Zunge wagte sich vor und ging auf Erkundung. Mehrere Minuten standen wir so und genossen den Moment.
Plötzlich hörte man von draußen Tumult, Schreie, etwas, das wie ein umstürzendes Regal klang. Wir lösten uns voneinander und ich sah in seinem Blick, dass auch er vergessen hatte, wo wir beide waren. Schnell verließ er meine Zelle. Hektisch wurde der Schlüssel meiner Tür umgedreht und ich war wieder allein.
Verwirrt, geschockt und doch etwas lächelnd blieb ich zurück. Ich hatte mich also nicht geirrt. Die Sehnsucht in seinem Blick hatte ich richtig gedeutet. Trotzdem kam es überraschend und ich war gespannt, was bei seinem nächsten Besuch passieren würde. Ich war an einem Ort, an dem Gewalt herrschte, umso mehr verwunderte es mich, solche Sanftmut vorzufinden.
***
Am nächsten Morgen wartete ich gespannt auf seine Rückkehr, doch es öffnete sich nur die Luke mit dem Essen, nicht die Tür. Ich fragte mich den ganzen Tag über, warum er das getan hatte, und ob er es wiederholen würde. Als es Nacht wurde, legte sich fast absolute Stille über das Areal unseres Gefängnisses. Der Wind rauschte in den Palmblättern – anders, als in den Laubbäumen meiner Heimat. Ich erinnerte mich, wie ich mit meinem großen Bruder durch die Wälder gelaufen war, um die Natur und ihre Geheimnisse zu entdecken. Es war schön, sich an solche Dinge zu erinnern, es machte den Aufenthalt hier etwas leichter.
***
Am nächsten Morgen wurde meine Zelle ohne Vorwarnung aufgerissen. In der Tür standen drei Wächter, wild gestikulierend und mit Handschellen bewaffnet. Einer stürmte sofort auf mich zu, ergriff meine Handgelenke und drehte sie mir auf den Rücken. Ich schrie auf und wollte gegen die grobe Behandlung protestieren, obwohl ich wusste, dass dies keinen Sinn hatte. Nach einem kurzen Kampf war ich hilflos gefesselt und wurde in Richtung Tür geschubst. Auf jeder Seite ein Wärter, und den dritten hinter mir, wurde ich den langen Flur entlang in Richtung Ausgang geschoben.
Die gleißende, gnadenlose Sonne blendete mich, sodass ich die Augen schließen musste. Ein paar Augenblicke später konnte ich meine Umgebung genauer erkennen, und sah Paul, einen meiner Mitstreiter, links neben mir stehen. Auch er war gefesselt und machte ein entsprechendes Gesicht. Wir wussten nicht, was hier vor sich ging.
In der Mitte des sandigen Platzes, an dessen Rand wir standen, waren zwei große Holzpfähle aufgestellt, an dessen oberen und unteren Enden sich Seilenden befanden. Ich hatte diese Konstruktion bereits bei meiner Ankunft im Einsatz gesehen. Sie diente dazu, Hände und Füße so festzubinden, dass man wie ein X stand und sich nicht wehren konnte, während man vom Scharfrichter ausgepeitscht wurde. Zwischen den Wärtern entbrannte eine lautstarke Diskussion. Anscheinend ging es darum, welcher von uns beiden zuerst an die Reihe kommen sollte.
Plötzlich erschien Gazin. Bei meinem Anblick machte er ein erschrockenes Gesicht. Er mischte sich in die Diskussion ein, packte mich, und schien wütend darüber, dass ich ebenfalls hier war. Nach einer kurzen klaren Ansage seinerseits an den Wärter, der mich gefesselt hatte, nahm er mich an meinem linken Arm und brachte mich zurück in meine Zelle. Dort befreite er mich von den Handschellen und fragte mich, ob alles in Ordnung wäre.
Ich schaffte es, zu nicken.
Er verschwand wieder.
Verwirrt und ein wenig erleichtert hörte ich, wie draußen weiter diskutiert wurde. Schnell stellte ich mich an mein winziges Fenster, durch das ich auf den Hof hinaussehen konnte. Sie hatten Paul bereits an das Gestell gefesselt und ihm das Oberteil ausgezogen. Ich wusste, was kommen würde, und wollte dabei nicht zusehen. Also setze ich mich auf den Boden und umarmte meine Knie. Selbst in dem Wissen, was kommen würde, kam der erste Peitschenknall für mich überraschend, und ich zuckte schmerzhaft zusammen. Auch wenn ich ihn noch nicht lange kannte, wünschte ich niemandem, diese Tortur durchstehen zu müssen. Es folgten insgesamt zehn Peitschenhiebe. Als ich hörte, es folgte kein weiterer, stand ich auf und schaute nach draußen.
Ich sah, wie sie ihn abschnitten und er kraftlos zu Boden sank. Man trug ihn verletzt zurück in seine Zelle und schloss ab. Der Sinn dieser Aktion war für mich völlig schleierhaft, denn auch er hatte die Tat bereits gestanden.
***
Ich war fast eingeschlafen, als ich hörte, wie das schwere Schloss meiner Tür geöffnet wurde. Ich blieb liegen, aber drehte mich mit dem Gesicht zur Tür, um zu sehen, wer eintreten würde. Es gab ein wenig Mondlicht in meiner Zelle, daher konnte ich einen Umriss erkennen. Erst, als derjenige direkt vor meiner Schlafstatt stand, erkannte ich, dass es Gazin war. Er beobachtete mich. Wir sprachen beide nicht, doch ich sah, wie er vorsichtig seine Waffe und die Schlüssel in einiger Entfernung auf dem Boden ablegte. Er behielt mich die ganze Zeit im Blick, als wollte er meine Reaktion genau einschätzen. Er öffnete seinen Gürtel.
Ich war zwar im ersten Moment erstaunt, aber auch neugierig. Langsam setzte ich mich auf und versuchte, im Dunklen seine Augen zu finden. Er öffnete seine Hose ganz und ich sah, dass er nichts darunter trug. Ich blickte auf das, was zum Vorschein kam und dann wieder in sein Gesicht.