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Riley wünschte ihm alles Gute und dankte ihm noch einmal, bevor sie ihren Chat Anruf beendeten.
„Also haben beide Opfer womöglich zusammen Bingo an einer Kirche gespielt“, sagte Jenn. „Das ist unsere nächste Anlaufstelle.“
Riley stimmte zu. Sie suchte die Telefonnummer der Westminster Presbyterian Kirche heraus und rief dort an. Sie fragte die Empfangsangestellte, die den Hörer abnahm, wer für die Bingospiele an der Kirche zuständig war. Die Empfangsdame stellte Riley sofort zum Freizeitdirektor der Kirche, Buddy Sears, durch. Als Riley und Jenn sich als FBI Agentinnen vorstellten, sagte Sears: „Das klingt sehr ernst. Darf ich fragen, worum es geht?“
Riley fragte ihn, ob er Joan Cornell gekannt hatte.
„Aber ja. Eine liebenswürdige Frau. Eine unserer regelmäßigen Besucherinnen. Wieso fragen Sie?“
Riley und Jenn tauschten erneut Blicke. Riley wusste, dass sie und ihre Partnerin beide dasselbe dachten: Er weiß nicht, dass sie ermordet wurde.
Dieses Telefonat wäre keine gute Art und Weise ihm das beizubringen. Sie entschloss sich, Selves Namen vorerst nicht zu erwähnen.
Riley sagte zu Sears: „Wir würden gerne persönlich mit Ihnen sprechen, wenn Sie nichts dagegen haben. Sind Sie diesen Nachmittag frei?“
„Aber natürlich“, sagte der Mann und klang nun besorgt. „Ich werde hier sein und auf Sie warten.“
Riley bedankte sich bei ihm und legte auf. Als Riley und Jenn hastig ihre Sandwiches aßen, sagte Jenn: „Das ist es Riley. Das ist die Verbindung, nach der wir gesucht haben. Wenn beide Opfer an dieser Kirche waren, dann muss der Mörder es auch gewesen sein.“
Ich hoffe es, dachte Riley.
Doch aus vielen Jahren Erfahrung wusste sie, dass es noch vieles über diesen Fall herauszufinden gab.
Kapitel sechs
Drew Cadigan wusste genau was sie gerade wollte. Sie öffnete das kleine Gefrierfach ihres Kühlschranks und fand die Leckerei, nach der sie gesucht hatte. Das Gefrierfach ließ sich ein wenig schwer wieder verschließen, denn der Kühlschrank musste enteist werden – und auch geputzt.
Aber es ist nicht so, als ob das bald passieren würde! dachte sie mit einem Grinsen.
Sie wusste, dass die meisten Wohnungen abseits des Campus, die ihre Kommilitonen mieteten, sich mit neueren Geräten schmückten, inklusive Kühlschränken, die eine No-Frost Funktion hatten. Doch sie und ihre Mitbewohnerin, Sylvia, waren beide froh gewesen diese kostengünstigere Wohnung in einem großen, älteren Haus, das zu Wohneinheiten umgewandelt worden war, gefunden zu haben.
Glücklicherweise waren Sylvia und sie sich in vielen Hinsichten einer Meinung. Keine von ihnen beiden hatte wirklich ein Bedürfnis die Dinge sauber, ordentlich und funktionstüchtig zu halten. Keine von ihnen hatte etwas dagegen, dass die Wohnung, die sie beide teilten, eigentlich eine ziemliche Bruchbude war.
Drew schnappte sich einen Esslöffel aus einer Küchenschublade und ging damit und dem Becher Chocolate Chip Cookie Dough Eiscreme rüber zu dem hübschen, kleinen Küchentisch, den sie und Sylvia gekauft hatten, als sie diesen Sommer hier eingezogen waren. Sie stellte den Eisbecher auf den Tisch und setzte sich auf einen der einfachen Stühle, die sie zum Tisch gekauft hatten.
Ein kluger Kauf, dachte sie.
Sie und Sylvia hatten die Stühle und den Tisch in dem Dies-und-Das Gebrauchtwarenladen geholt. Sie sahen wirklich genauso gut aus, wie die brandneuen und bedeutsam teureren Sets bei Wolfe’s Möbel, wo Drew über den Sommer als Verkäuferin gearbeitet hatte.
Sie dachte an die Kunden, die sie dort betreut hatte und murmelte laut: „Solche Loser.“
Natürlich waren diese Leute alle sehr viel besser situiert, als Drew oder ihre Familie es jemals gewesen waren, deshalb wussten sie es auch nicht besser. Seit Drew ein kleines Mädchen war, hatte ihre Mutter ihr immer gesagt, dass man ausgezeichnete Dinge in einem guten Gebrauchtwarenladen kaufen konnte. Der Tisch und die Stühle waren ein gutes Beispiel. Genauso wie die beinahe gesamte Kleidung, die Drew besaß.
Und Kleidung war wichtig hier am Springett College, wo so ziemlich jedermann sehr viel reicher war, als Drew. Sie musste wenigstens so tun, als wäre sie wohlhabend, auch wenn alle um sie herum wussten, dass sie kein Geld hatte.
Sie öffnete den Eiscremebecher und starrte einen Moment lang das Eis an, den Esslöffel in der Hand, bereit die unangetastete Oberfläche der cremigen Substanz zu attackieren.
Soll ich wirklich? fragte sie sich.
Nein, natürlich sollte sie es nicht tun. Sie und Sylvia hatten sich darauf geeinigt, das Eis für einen besonderen Anlass aufzuheben und es dann gemeinsam zu verspeisen.
Doch Drew hatte jetzt gerade einen besonderen Anlass und Sylvia war nicht da.
Nur ein Löffel, dachte sie.
Sie stieß den Löffel gegen die harte Oberfläche und schaufelte ein wenig von der kalten Masse heraus, die ein weiches Stückchen Kuchenteig beinhaltete. Sie schloss ihre Augen und genoss die himmlisch kalte Süße.
Das habe ich mir verdient, beschloss sie.
Drew war sich sicher, dass Sylvia ihr verzeihen würde, wenn sie ihr sagte, was sie feierte. Sie hatte gerade ihren ersten Test im Kurs „Einführung in die amerikanische Literatur“ überlebt. Eigentlich war sie sich sogar sicher, dass sie ihn ziemlich gut bestanden hatte.
Und das war wirklich ein Grund zum Feiern.
Zum Ende ihres ersten Jahres letzten Frühling, hatte sie begonnen daran zu zweifeln, ob sie hier in Springett überhaupt überleben könnte. Nicht, weil sie nicht intelligent genug war. Ihre ausgezeichneten Noten im standardisierten Test und ihre Leistungen im Abschlusszeugnis hatten ihr zu einem bemerkenswerten Stipendium verholfen, das es ihr ermöglicht hatte, hierher zu kommen.
Trotzdem hatte sie es schwer gefunden, während der ersten zwei Semester mitzuhalten und war kurz davor gewesen, das Stipendium zu verlieren. Sie war von reichen Leuten umgeben, die sich alle Art von Nachhilfe leisten konnten. Das hatte Drew in eine klar benachteiligte Lage gebracht – besonders in einem Pflichtmodul zum kritischen Denken im Sommersemester.
Sie hatte ein Seminar ausgesucht, das ironischerweise „Armut und Reichtum in der amerikanischen Kultur“ hieß. Alle am Seminartisch redeten sie schwindlig und benutzten manchmal akademische Fachausdrücke, die sie nie zuvor gehört hatte. Sie alle bekamen täglich Nachhilfe für dieses Seminar und sie konnte nicht mit ihnen mithalten. Und die Seminararbeiten ihrer Kommilitonen waren so geschliffen, dass sie daran zweifelte, ob sie diese selber verfasst hatten.
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