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Mit den Empfehlungen von berühmten Leuten ist es ein wenig kniffliger. In meinem Fall zum Beispiel fielen die Reaktionen auf die Manuskripte, die mein Verlag verschickte, durchweg so negativ aus, dass ich ein wenig kreativ kürzen musste, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Hier ist eine Abschrift des Originals einer Kritik, aus der ich einige Kommentare für den Rückumschlag von Zweifel zerstören herausgriff. Die Teile, die schließlich auf der Rückseite des Buches zitiert wurden, sind hervorgehoben.
»Dieses Buch ist nicht nur entsetzlich schlecht geschrieben; das Manuskript war auch, als ich es aus dem Umschlag nahm, mit einer ekelhaften, marmeladenähnlichen Substanz verschmiert. Ich konnte es nicht mehr aus der Hand legen, weil die erste Seite an meinen Fingern festklebte. Dies, verbunden mit den abscheulichen und schwachsinnigen Gedanken, die in dem Buch zum Ausdruck kommen, brachte meinen ganzen Organismus durcheinander; es hielt mich die ganze Nacht über wach. Ich sollte hinzufügen, dass ich es besonders unerhört finde, dass Sie als Verlag mir in Ihrem Begleitbrief weismachen wollen, Steadman sei ein Christ von seltener Genialität. Ich bilde mir über solche Dinge gern meine eigene Meinung. Ich weiß nicht genau, was das Gegenteil von »Genialität« ist, aber was immer es ist, dass Steadman über diese Eigenschaft verfügt, dürfte feststehen. Durch eine gewaltige Willensanstrengung und rein aus Pflichtgefühl habe ich es tatsächlich geschafft, dieses Buch bis zum Ende zu lesen. Eine herkulische Leistung! Es ist absoluter Müll! Meine Empörung nahm stetig zu, während ich mich durch den negativen Sumpf dieses grauenhaften Buches kämpfte. So außer mir war ich, dass ich hinterher das Manuskript Seite für Seite in den Kamin steckte, und als Steadmans Worte vor meinen Augen aufloderten, konnte ich endlich Frieden finden. Bitte beachten Sie, dass ich nicht den Wunsch habe, noch weitere Bücher der inkompetenten Scharlatane zu rezensieren, die für Ihr Haus schreiben. Dies ist mein letzter Brief an Sie, und ich werde Kopien an alle meine Freunde verschicken, um sie davor zu warnen, sich mit einem Verlag einzulassen, der sich nicht entblödet, eine so unglaubliche Eruption dummen Gefasels zu veröffentlichen.
Alec Delve – Maidstone
Das letzte Erfordernis ist ein starker, verlockender Einstieg von einem oder zwei Absätzen, um den Blick des potenziellen Lesers zu fesseln. Zweifel zerstören fing folgendermaßen an:
»Von der riesigen goldgelben Himmelskuppel brannte die Sonne erbarmungslos nieder auf das Metall der Eisenbahnschienen, an die ich mit Händen und Füßen gefesselt war. Unter Hohngelächter und Freudengeheul waren die Angehörigen des kriegerischen Aswari-Stammes auf ihren Kamelen in die ewige, gnadenlose Wüste davongeritten und hatten mich allein und hilflos zurückgelassen. Nun wurde die lange Stille, die nach ihrem Verschwinden eingetreten war, durchbrochen vom Schnaufen und Dröhnen einer riesigen Dampflokomotive, die unerbittlich durch die dünne Wüstenluft in meine Richtung rollte. Keine Chance, dass der metallene Riese rechtzeitig zum Stillstand kommen würde, selbst wenn der Gobadi oder Lokführer wach genug war, meinen hilflosen Körper durch die vor Hitze flimmernde Luft auszumachen. Verzweifelt versuchte ich mich schreiend bemerkbar zu machen, doch meine schwächlichen Rufe wurden durch das Donnern des nahenden Ungeheuers zu Fetzen zerblasen. Das Einzige, was zwischen mir und dem sicheren Tod stand, war mein Glaube an einen Gott, der Wunder tun kann.
›Hilf mir!‹, schrie ich heiser aus meiner von der trockenen Luft ausgedörrten Kehle. ›Hilf mir, Gott!‹
Keine dreißig Meter mehr entfernt, folgte das Ruß speiende Ungeheuer donnernd dem einspurigen Gleis. Ich kniff meine Augen fest zu und wartete auf das abrupte Ende. Jetzt konnte mich gewiss nichts mehr retten …5
Ich war hierher ins Zentrum der Wüste Gobi gekommen als Mitglied eines Missionsteams, dessen Aufgabe die Übersetzung und Verteilung usw. usf.«
So einen Einstieg brauchen Sie. Natürlich müssen Sie dann noch den Rest des Inhalts schreiben. Das mag sich nach einer ermüdenden Plackerei anhören, aber es muss nun einmal eine bestimmte Anzahl von Seiten gefüllt werden, ehe das Ergebnis zutreffend als »Buch« bezeichnet werden kann. Aber womit Sie sie füllen, spielt eigentlich keine Rolle. Tippen Sie einfach etwas ein und schicken Sie es ab. Solange Sie das Cover und die ersten paar Absätze richtig hinbekommen haben, kann Ihnen nichts passieren.
Gemeindelebenskunst und Dichtung
Vielen Dank an Steadman für diese Beiträge. Soviel ich weiß, hat sich dieser große Gemeindelebenskünstler noch nie an Dichtung versucht, doch in den frühen Achtzigerjahren hat sich Jerome Sandman, der in unserem alten Institutsquartier in Frome in Kreativer Gemeindelebenskunst ausgebildet wurde, auf Gemeindeveranstaltungen und Festivals einen beachtlichen Namen als Dichter gemacht. Die Gedichte, die er schrieb und vortrug, waren, wie er selbst im privaten Gespräch zugab, zufällig zusammengewürfelt und vollständig sinnfrei; doch seine Gewohnheit, in Boxershorts und Boxhandschuhen aufzutreten und sein Make-up und seine Frisur so zu gestalten, dass er dem einstigen britischen Schwergewichtsmeister Joe Bugner (siehe Abbildung) so ähnlich wie möglich sah, hatte etwas unnachahmlich, schockierend Bizarres an sich. Dazu kam, dass sein Vortragsstil so eindringlich und düster-bedeutsam war, dass das christliche Publikum ihm gebannt lauschte und manches Mal von seinen Lesungen zutiefst bewegt war. Hier ist eine Probe seiner Arbeit. Das Gedicht trägt den Titel »Refrain, erblasst und antiquiert«.

Refrain, erblasst und antiquiert,
du hast den blauen Schmerz verschlungen
und hast das Lügenband geschlungen
siebenfach um das Schneegeviert.
Von perlschimmernden Feldern her
dringt über Belgiens Schreckgesichter
das Zucken greller Sternenlichter
durch rote Nacht bis hin zum Meer.
Fürchte den Regen, scheu den Dorn,
bleib fern von den verseuchten Teichen,
und gibt ein Engel dir ein Zeichen,
so beuge dich des Raben Zorn.
Ich weiß von Sandman selbst – und sehe keinerlei Grund, an seiner Behauptung zu zweifeln –, dass diese lächerliche Aneinanderreihung von Wörtern seine Zuhörer regelmäßig zu Tränen rührte. Eine Frau sagte ihm, nachdem sie es gehört habe, habe sie zum ersten Mal den Zusammenhang von Prädestination und freiem Willen richtig verstanden. Ein anderer Zuhörer spendete spontan einen Pooltisch für die Seemannsvereinigung.
Eine Stilrichtung christlicher Lyrik, an der sich wohl fast jeder Gemeindelebenskünstler erfolgreich versuchen kann, ist die sogenannte Gegensatzliste, oder kurz GSL. Hierzu ist lediglich erforderlich, dass jede Zeile einen irgendwie gearteten Gegensatz enthält. Ein solches Gedicht kann kurz oder lang sein, ganz nach Wunsch. Elaine Broadwater aus Haywards Heath, die ihre beliebten Werke vor Christen in ihrem eigenen Wohnort und im ganzen Bereich von East Sussex vorträgt, hat uns freundlicherweise erlaubt, als Beispiel hier ihr Gedicht »Gott ist« zu zitieren, entnommen aus ihrer Sammlung mit dem Titel Gedichte von oben, unten, hier, dort, überall und nirgendwo (erhältlich beim Institut für Gemeindelebenskunst zum Preis von acht Pfund fünfzig je Band, einschließlich Porto und Verpackung – siehe Abbildung).

Gott ist das weiche Herz aus Granit
die kalte Glut im Feuer
Er ist die Zukunft der Vergangenheit
die Wahrheit auf des Lügners Zunge.
Gott ist die Weisheit der Toren
die Stille der Gezeiten
der Sommer im Winter
der Demut stolzes Angesicht.
Gott ist die Morgendämmerung zur Nacht
das Lächeln hinter finsterer Miene
der Berg im Tal
der Pfad, der hinab in die Höhe führt.
Gott ist der Sturm, der die Stille einhüllt
der Stern am leeren Himmel
die Stimme, die das Schweigen bricht
das Leben, das niemals erstirbt.
Gott ist der Regen, der die Wüste überflutet
der umsonst bezahlte Preis
der Vogel, der, wo keine Vögel fliegen, fliegt
das Finden des Verlorenen.
Vor der endgültigen Entscheidung, »Gott ist« in diesem Jahresbericht zu veröffentlichen, rief ich Elaine an und gab ihr behutsam (ich wollte ihr ja auf keinen Fall zu nahe treten) zu verstehen, das Gedicht habe vielleicht doch ein wenig zu viel Ähnlichkeit mit einem wirklich guten Gedicht. Sollte man es in einem Bericht veröffentlichen, der ausschließlich von Gemeindelebenskünstlern und -künstlerinnen gelesen wird, die zu Recht mehr Wert auf Effekt als auf Substanz legen? Elaine lachte herzhaft und wies mich darauf hin, sie habe etwa eine halbe Stunde gebraucht, dieses »Gedicht«, so wie es ist, zu schreiben.
»Ich hätte ewig so weitermachen können«, sagte sie. »Schwarz, weiß, klein, groß, flach, tief, Liebe, Hass, man schmeißt einfach alles in mehr oder weniger sinnvoller Reihenfolge zusammen, wirft ein paar Alliterationen ein und bingo! Schon hat man ein Gedicht, fertig zur Veröffentlichung und zum Vortragen. GSL ist ein Kinderspiel. Jeder sollte es mal versuchen.«
Die hohe Kunst der schwammigen Wörter
Für Gemeindelebenskünstler und -künstlerinnen, die sich für Die hohe Kunst der Kommunikation interessieren, war es bei der Vorbereitung ihrer Ansprachen und Vorträge schon immer sehr nützlich, dass es eine erhebliche Anzahl »schwammiger« Wörter gibt, die in der Welt der christlichen Kommunikation im alltäglichen Gebrauch sind. Andere haben gezeigt, dass dies auf jeden Fall im Bereich der Chorus- und Choraltexte gilt, doch wie wir sehen werden, ist eine viel umfassendere Anwendung möglich. Die Wörter, mit denen wir es hier zu tun haben, mögen an sich sehr bedeutungsvoll sein, doch bei ihrer Verwendung durch erfahrene Praktiker der Gemeindelebenskunst kann ihr Sinn zum Verschwimmen gebracht und praktisch austauschbar gemacht werden. Einige der nützlichsten Beispiele, die wir schon im Bericht des letzten Jahres veröffentlicht haben, sind hier aufgelistet:
Gnade
Liebe
Gehorsam
Glaube
Wahrheit
Hoffnung
Mut
Ehrfurcht
Demut
Friede
Die bemerkenswert flexible Natur dieser Begriffe lässt sich anschaulich machen, wenn wir uns die Variationen in Sätzen wie dem folgenden genau anschauen:
»Wenn wir die Saat der GNADE in dem guten Boden der LIEBE ausstreuen und sie mit dem belebenden Regen des GEHORSAMS bewässern, werden wir schließlich die reiche Ernte des GLAUBENS einbringen.«
Ausgedehnte und lückenlos dokumentierte Experimente haben gezeigt, dass die übergroße Mehrzahl der Gruppen und Gemeinden diese unverhohlen sinnfreie Aussage fraglos akzeptiert, besonders wenn sie mit einem einfachen Diagramm veranschaulicht wird (siehe Diagramm). Schließlich ist sie reichlich von Wörtern durchsetzt, die allgemein als »okay« akzeptiert sind, und scheint auch nicht weniger Sinn zu ergeben als das meiste Zeug, das sie zu hören gewohnt sind. Tatsache ist jedoch, dass die Reihenfolge, in der die Schlüsselwörter verwendet werden, wenig bis gar keine Auswirkungen auf die allgemeine Aussage des Satzes hat. Zum Beispiel könnte man sich entscheiden, sie einfach umzudrehen.

»Wenn wir die Saat des GLAUBENS in dem guten Boden des GEHORSAMS ausstreuen und sie mit dem belebenden Regen der LIEBE bewässern, werden wir schließlich die reiche Ernte der GNADE einbringen.«
Nimmt man zwei Wörter heraus und füllt die Lücken mit wahllosen Ersatzwörtern aus der »schwammigen« Liste, so macht das nicht den geringsten Unterschied, außer dass dadurch der Gemeindelebenskünstler oder die Gemeindelebenskünstlerin in der Lage ist, (wahrheitsgemäß) zu behaupten, er oder sie verkünde etwas Neues.

»Wenn wir die Saat des GLAUBENS in dem guten Boden der DEMUT ausstreuen und sie mit dem belebenden Regen der HOFFNUNG bewässern, werden wir schließlich die reiche Ernte der GNADE einbringen.«
Natürlich werden wir das. Und selbst wenn wir alle vier Wörter austauschen, wird dieser Teich verbaler Undurchsichtigkeit so still und unbewegt bleiben wie eine dunkle Glasscheibe.
Schauen Sie sich unser letztes Beispiel an:
»Wenn wir die Saat der WAHRHEIT in dem guten Boden der EHRFURCHT ausstreuen und sie mit dem belebenden Regen des MUTES bewässern, werden wir schließlich die reiche Ernte des FRIEDENS einbringen.«
Tiefgang servierfertig und bei richtiger Anwendung ein wertvoller Ersatz für zeitraubende kreative Bemühungen im hektischen Leben des Gemeindelebenskünstlers.
Es lohnt sich vielleicht hinzuzufügen, dass Victor Stone aus Newmarket berichtet, er habe alle zehn Wörter aus unserer Liste in einem Satz verwendet und dafür, wie er sagt, nicht nur jede Menge ernstes Nicken und gemurmelte verbale Zustimmung geerntet, sondern sogar auch einen Applaus. In Stones Vortrag, bei dem er jedes Schlüsselwort an den Fingern abzählte, als arbeite er sich Schritt für Schritt durch ein kompliziertes, aber hochinteressantes mathematisches Problem, nahm der Satz diese Form an:
»Wenn GNADE und LIEBE durch den GEHORSAM bestätigt werden, stellen wir fest, dass unser GLAUBE die WAHRHEIT erfasst, sodass HOFFNUNG und MUT die EHRFURCHT entwickeln können, die zur DEMUT führt und schließlich den FRIEDEN erlangt.«
Stone hat hier sehr gute Arbeit geleistet, und selbst in einem so langen Satz sehen wir wieder, dass die Schlüsselwörter praktisch austauschbar sind und, wie Sie sehen werden, hervorragend hin und her geschoben werden können.
»Wenn FRIEDE und DEMUT durch die EHRFURCHT bestätigt werden, stellen wir fest, dass unser MUT die HOFFNUNG erfasst, sodass WAHRHEIT und GLAUBE den GEHORSAM entwickeln können, der zur LIEBE führt und schließlich die GNADE erlangt.«
Victor Stone war es auch, der darauf hinwies, dass die Erfindung neuer Wörter für den Gebrauch in Gemeindekreisen mit der Anwendung des Judo verglichen werden könnte, jenem Kampfsport, bei dem das Gewicht und die Wucht des Angriffs des Gegners genutzt werden, um ihn zu überwinden. Stones
Aussage, die einen für Gemeindelebenskünstler geradezu unbehaglich tiefen Sinn hat, ist die, dass in der modernen Gemeinde bereits die Tendenz besteht, religiöse und sogar auch normale Verhaltensweisen in subkulturelle verbale Kapseln zu zwängen. So kann es durchaus passieren und ist auch schon passiert, dass wir Lobpreisleiter ankündigen hören, Gott werde sich im Gottesdienst in Kürze »verpräsenzen«.
Stone hat seine eigene Liste ähnlich neuartiger Wörter zusammengestellt und sie nun auch unseren Mitgliedern zur Verfügung gestellt (die vollständige Liste ist erhältlich beim Institut für Gemeindelebenskunst zum Preis von zwei Pfund einschließlich Porto und Verpackung). Victor Stone betont, dass die Einführung dieser neuen Begriffe in den Wortschatz einer kirchlichen Gemeinschaft ohne Scheu und mit größtem Selbstbewusstsein erfolgen muss. Idealerweise sollten die Gemeindeglieder den Eindruck bekommen, sie seien es, die auf dem Gebiet der geistlichen Ausdrucksformen im Rückstand seien, während der Gemeindelebenskünstler oder die Gemeindelebenskünstlerin lediglich Begriffe verwendet, die in einer jener großen Londoner Gemeinden, von denen offenbar alle neuen Bewegungen und so ausgehen, zum ganz normalen Sprachgebrauch gehören.
Stones Vorschläge, hier zum besseren Verständnis in ihrem angemessenen Kontext wiedergegeben, sind am besten im blumig-volltönenden Tonfall moderner Lobpreisleiter vorzutragen.
Der Herr ruft all diejenigen unter uns, die nicht jede Woche in den Gottesdienst kommen, dazu auf, ihre Verbindlichwerdung zu verfülligen.
Heute Morgen werden wir die Neuvereigentumung seines Volkes durch den Herrn feiern.
Herr, wir beten um Andauerndwerdung in der Verpfingstlichung deiner Gemeinde.
Wir neigen unsere Häupter und gehen nun über in eine Zeit der Bekenntniskundmachung. Lasst uns vor Gott treten und ihn voller Zuversicht darum bitten, unsere Freigesprochenwerdbarkeit zu bestätigen.
Lasst uns versuchen, ob die Innewohnendheit des Lobpreises zu einer Innefließung der Freude führt.
Die Macht des Selbstbewusstseins
Selbstbewusstsein ist enorm wichtig. Darley Jameson, einer der großen Gemeindelebenskünstler der Vergangenheit, vertrat nachdrücklich die Auffassung, nahezu jede Aussage oder Ansicht werde von einem kirchlichen Publikum oder einer Gemeinde akzeptiert, solange sie nur mit ausreichender Selbstgewissheit vorgetragen werde. Als ich noch ein junger Mann war, sagte er mir, er habe zwei gänzlich unterschiedliche Ansprachen, die er verwendete, wann immer man ihn bat, über das Buch der Offenbarung zu predigen. Die Einstiegssätze dieser Ansprachen, erklärte er mir, müssten mit einer deklamatorischen, leicht gereizten Intensität vorgetragen werden, die ahnen ließ, welche hart erkämpften Siege in theologischen und intellektuellen Debatten in der Vergangenheit dahinterstünden, und keinerlei Raum für Widerspruch ließ. Die erste begann mit den folgenden Worten:
»Das Buch der Offenbarung handelt nicht vom Gericht, und lassen Sie sich bitte nicht in die Irre führen von jenen, die Ihnen aus ihren eigenen höchst fragwürdigen Beweggründen weismachen wollen, es wäre so.«
Die zweite begann so:
»Das Buch der Offenbarung handelt von nichts anderem als vom Gericht, und lassen Sie sich bitte nicht in die Irre führen von jenen, die Ihnen aus ihren eigenen höchst fragwürdigen Beweggründen weismachen wollen, es wäre nicht so.«
Von da an, sagte Jameson, waren seine Zuhörer Wachs in seinen Händen, selig in dem Glauben, endlich jemanden zu hören, der wusste, wovon er sprach, und sich nicht von der Wahrheit abbringen lassen würde durch die Machenschaften jener nicht näher benannten, aber bedrohlichen Gruppe von Leuten, die ihre Zeit mit dem Versuch verbrachten, aus ihren eigenen höchst fragwürdigen Beweggründen jedermann in die Irre zu führen. Jamesons Herangehensweise hier ist ein unverzichtbares Werkzeug für den viel beschäftigten Gemeindelebenskünstler. Es gibt nur wenige noch bessere Möglichkeiten, eine Aussage glaubhaft zu machen, als eine imaginäre Armee fehlgeleiteter, böswilliger oder dummer Menschen heraufzubeschwören, die den gegenteiligen Standpunkt vertreten, und sie dann mit vernichtender Kritik zu überziehen. Der hier zitierte Satz, den Jameson selbst vorgeschlagen hat, ist fast universell einsetzbar. Vervollständigen Sie einfach das Ende des Satzes mit der gegensätzlichen Ansicht zu der, die Sie propagieren möchten.
»Seien Sie wachsam und auf der Hut, denn zweifellos werden Leute kommen und Ihnen einzureden versuchen, dass …«
Jamesons Auffassung vom Wert selbstbewusst vorgetragener Behauptungen wird von Gemeindelebenskünstlern und -künstlerinnen aller Altersgruppen und Erfahrungsstände bestätigt. Mein eigener Onkel Dexter Caplin, inzwischen Anfang achtzig und immer noch auf Teilzeitbasis begeistert dabei, eine kleine Gemeinde in Dartford zu sabotieren, hat einen sehr nützlichen Rat dazu.
»Ich denke immer an die Trauzeremonie und den Teil, wo der Pfarrer sagt: ›Was Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden.‹ Das ist genau der Tonfall, den man in die betreffende Aussage hineinlegen muss. Nehmen Sie den folgenden Satz als Beispiel:
Offen gesagt, ich mache keine Stille Zeit.
Mit der richtigen Mischung aus Kühnheit und gerechtem Trotz ausgesprochen, ist es möglich, durchblicken zu lassen, in diesem Bereich seien große Probleme bereits gelöst und umfangreiche Fragen längst geklärt. Der Sprecher, so scheint dies anzudeuten, ist zu einer anderen, verfeinerten Dimension geistlichen Lebens übergegangen, die freilich Leute, die noch unter der bleiernen Bürde täglichen Gebets und Bibelstudiums ächzen, unmöglich begreifen können.
Hier sind einige Ausdrucksformen, mit denen ich in der Vergangenheit große Erfolge erzielt habe. Meine Zeit ist fast vorüber, aber ich gebe mich gern der Hoffnung hin, dass neue Generationen von Gemeindelebenskünstlern und -künstlerinnen den Stab von mir übernehmen werden (natürlich nicht ohne ihn von Zeit zu Zeit strategisch fallen zu lassen).
(a) Ich muss Ihnen mit zutiefst gemischten Gefühlen schmerzlicher Traurigkeit und, ja, auch mit einer eigentümlichen Art bebender Freude sagen, dass ich Dritte-Welt6-Projekte nicht mehr unterstützen kann. (Vollkommen unerklärlich, aber wirkungsvoll, hat diese lächerliche Aussage den unglaublichen Effekt, anzudeuten, indem ich Dritte-Welt-Projekte nicht unterstütze, handele ich verantwortungsbewusster und gehorsamer, als wenn ich es tue!)
(b) Ich für mein Teil weigere mich, Außenstehende einzuladen, solange wir nicht wirklich begriffen haben, was es bedeutet, Innenstehende auszuladen. (Erstaunlich eindrucksvoll und scheinbar sehr tiefsinnig; aber gehen Sie lieber, bevor Fragen gestellt werden können, oder aber begegnen Sie ihnen mit bekümmertem, würdevollem Schweigen, so als wäre die Banalität der Frage eine Beleidigung für die Tiefe des Gedankens.)
(c) Schön, wir können entweder mit dem lebenden, atmenden Wort Gottes ringen, oder wir können daraus eine Griechischlektion für Anfänger machen. Ich weiß, Sie werden mir verzeihen,7 wenn ich sage, dass ich weiß, wo mein Herz schlägt. (Sehr nützlich, wenn jemand Sie gerade durch einen Verweis auf die ursprüngliche Bedeutung des Textes widerlegt hat. Bedenken Sie jedoch stets, dass Sie in anderen Situationen vielleicht leidenschaftlich von ›einer gefährlich naiven Sicht der Schrift‹ sprechen müssen, die ›sich scheut, Gebrauch von den Werkzeugen des Wissens und des Verstandes zu machen, die Gott uns zur Verfügung gestellt hat‹. Für jeden Topf einen Deckel, wie man so schön sagt.)
(d) Ich werde nicht die Bibel/die Gemeinde/den Pastor/das Gebet/die Evangelisation/das soziale Handeln/den Zehnten/die Gemeinschaft zur dritten Person der Dreieinigkeit machen. Ich weigere mich, das zu tun! (Wählen Sie aus oder setzen Sie ein, was immer oder wer immer mehr Wichtigkeit und Bedeutung zu erlangen droht, als Ihnen persönlich lieb ist. Der Vortragsstil sollte irgendwo zwischen Billy Graham und Martin Luther King liegen. Das wird dem Quatsch garantiert ein Ende machen oder ihn zumindest hinauszögern.)«
Die Masche mit dem verworfenen Konzept
Gemeindelebenskünstler oder -künstlerinnen, die es vergessen oder versäumt haben, sich auf eine Ansprache oder Predigt vorzubereiten, werden begierig sein, sich dieses höchst wirkungsvolle Manöver zunutze zu machen, nicht zuletzt deshalb, weil sie sich damit in ein noch besseres Licht stellen können, als wenn sie sich gewissenhaft Wort für Wort vorbereitet hätten. Die Ausführung ist genial einfach.

Wenn es Zeit ist, dass Sie mit Ihrer Ansprache beginnen, treten Sie mit einem dicken Stapel Notizen ans Rednerpult und blättern Sie, nachdem Sie ihn vor sich hingelegt haben, kurz durch die Seiten, als wollten Sie ein letztes Mal überprüfen, ob alles da und in der richtigen Reihenfolge ist. Nachdem Sie den Kopf geneigt und scheinbar ein stilles Gebet gesprochen haben, heben Sie den Blick und schauen Sie die Versammelten mit einem Ausdruck beunruhigter Inspiration an (siehe Abbildung). Während Sie nun mit der einen Hand Ihre Notizen ergreifen und zur Seite legen, heben Sie mit der anderen eine Bibel auf Brusthöhe und wenden Sie sich mit den folgenden oder ähnlichen Worten an die Gemeinde, in einem Tonfall, der zwar gemessen ist, aber offensichtlich einen vom Geist hervorgerufenen Eifer verbirgt.