La façon - Das Elixier der Begierde | Erotischer SM-Roman

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»Komm, wir werden von Anzu erwartet«, flüstert er fast zärtlich, nachdem ich mich ein wenig erholt habe. Nur widerwillig bewege ich meine Beine, um der mittlerweile kalt gewordenen Nässe zu entgehen. Verschämt blicke ich mich um. Zurück bleibt ein glänzender Dildo, hoch aufgerichtet, wie ein leuchtendes Signal. Ich sollte ihn reinigen, schießt es mir kurz durch den Kopf, doch Luca packt mein Handgelenk und zerrt mich mit sich. Gemeinsam lassen wir das Buffet hinter uns, an dem sich nun weitere Gäste lustvoll vergnügen.
»Anzu, was für ein Name«, wende ich mich laut an Luca.
»Er bedeutet Aprikose, aber das kann sie dir gleich selbst erzählen, falls sie es wünscht.«
Nachdem wir das Speisezimmer verlassen haben, folgen wir stumm dem langen Flur bis zu einer weiteren Tür. Erst jetzt wird mir bewusst, dass ich womöglich gleich der Frau gegenüberstehe, die mir gerade solch ein bislang unbekanntes, ambivalentes Gefühl verschafft hat, ohne es zu ahnen.
»Wir lernen sie kennen?«
»DU, denn ich kenne sie bereits!«
Noch bevor ich etwas erwidern kann, betreten wir einen abgedunkelten Raum ohne Möbel. Als sich die Tür hinter mir schließt, unterdrücke ich einen leisen Schrei. Ich habe keine Orientierung mehr und fühle mich plötzlich wie in einem Eisfach. Panisch reiße ich die Augen auf, als könnte ich somit die Dunkelheit verdrängen. Langsam geht das Schwarz in ein Grau über und lässt zwei von der Decke baumelnde Seile erkennen. Zunächst weiß mein Verstand nichts damit anzufangen, bis er begreift, dass es sich um eine Liebesschaukel handelt. Ihre Umrisse sind nun deutlich zu erkennen und ihr Material versprüht einen animalischen Geruch. Für einen Moment schließe ich die Augen, um ihn in mich hineinzusaugen. Der Duft von Leder wirkt wie ein Aphrodisiakum, das meine Sinne einwebt, um mich trunken zu machen. Doch plötzlich reißt mich ein hölzernes Geräusch aus meinen Gedanken. Vor meinen Füßen wiegt sich ein dreibeiniger Schemel hin und her, den ich scheinbar mit meinem Fuß umgestoßen habe. Eine Entschuldigung murmelnd, stelle ich ihn wieder auf. Als ich mich erneut aufrichte, bemerke ich einen Schatten, dessen Konturen sich geschmeidig vorwärtsbewegen wie ein Raubtier. Trotz des fehlenden Lichtes erkenne ich sie sofort. Ihre Art ist faszinierend. Und nun entpuppt sich die Dunkelheit als mein Verbündeter, der meine aufsteigende Röte im Gesicht und die Unsicherheit in meinen Augen nicht verrät. Anzu! Sie ist vollkommen nackt und ihre blendend weiße Haut wirkt fast gespenstisch.
»Ich habe auf dich gewartet«, flüstern ihre Lippen. Fieberhaft suche ich nach den passenden Worten, doch mein Kopf ist leer, wie ein unbeschriebenes Blatt Papier.
»Etwas an dir hat meine Lust gesteigert«, fährt sie fort, während mein Herz kleine Sprünge macht.
»Ich habe dich beobachtet, vorhin, und ich sah ein Flackern in deinen Augen, das ich nur zu gut kenne«, vernehme ich ihre Stimme, die plötzlich so zärtlich klingt, wie ein Streicheln sich anfühlt.
»Ich gestatte es dir, mich zu lecken. Dies war doch dein Wunsch? Sollte ich mich täuschen, so darfst du selbstverständlich den Raum verlassen. Sollte ich jedoch recht haben, dann wirst du dich auf diesen Hocker setzen.«
Mit ihrem kleinen, zarten Finger deutet sie auf das Ding unter der Liebesschaukel. Ich habe noch immer keine Worte für sie, spüre mich jedoch zaghaft nicken. Scheinbar hat Anzu nichts anderes erwartet, und noch bevor ich begreife, was weiter geschieht, steigt sie leicht wie eine Feder in den ledernen Sitz, um bequem schaukelnd ihre Beine zu spreizen. Gebannt starre ich auf ihr Lustzentrum, das nun einen Kontrast zu ihrer hellen Porzellanhaut bildet.
»Allerdings wird dir mein Mann jedes Mal, wenn du meiner Ansicht nach einen Fehler begehst, einen Stromschlag versetzen, und zwar auf deine wunderschönen Brüste.«
Im selben Augenblick fällt ein Lichtkegel in das Zimmer, dessen Spitze bei der Schaukel endet.
»Akito«, flüstere ich, ohne auf das einzugehen, was sie gerade gesagt hat. In Wahrheit vermute ich nur, dass es sich um Akito handelt, denn sein Gesicht bleibt weiterhin im Verborgenen. Doch das Ding in seiner Hand sieht aus wie ein Trafo, den ich noch aus meiner Kindheit kenne, als mein Bruder und ich mit der elektrischen Eisenbahn spielten. Allerdings unterscheidet er sich, denn der Kasten in seiner Hand ist mit einem Kabel verbunden, an dessen Ende sich eine Art Stab befindet. An seiner Spitze stehen feine, aufgefächerte Alufäden, die im Lichtkegel schimmern, als wären sie gefroren und bereit, bissige Stromspitzen zu entlassen.
»Auf meine Brüste?«, bringe ich überraschend fest über meine Lippen, während mein Verstand nach einem Ausweg sucht und gleichzeitig auf Hilfe von Luca hofft. Doch er ist von den Rändern des Zimmers in die Dunkelheit gezogen worden, sodass nur wir drei vom Lichtkegel erfasst werden. Du hättest wissen müssen, dass du geködert wurdest, warnt mein Verstand. Dennoch wage ich einen weiteren Schritt nach vorn und setze mich auf das wacklige Dreibein. Anzus Name bedeutet übersetzt »Aprikose«, höre ich noch immer Lucas geflüsterte Worte in meinem Kopf, und ich will wissen, ob sie auch so schmeckt, entgegne ich der Stimme in meinem Kopf. Kaum habe ich Platz genommen, legt sich ein eisiger Sprühnebel auf meine Brüste, die Akito mit einer einzigen Handbewegung freigelegt hat. Sofort ereilt mich ein erster Stromblitz, der mich ungeschickt nach vorn kippen lässt. Aufschreiend lasse ich meine Zunge hervorschnellen, um ihre Schamlippen, die nun direkt vor meiner Nase auf mich warten, zu teilen.
»Langsamer!«, höre ich sie reagieren, als mich auch schon ein weiterer Stromschlag trifft. Brennend verbreitet sich der dadurch hervorgerufene Schmerz und lässt meine Nippel hervortreten wie Soldaten. Immer und immer wieder. Doch ihr Nektar ist süßer als ein klebriges Bonbon, sodass ich meinen Kopf tiefer zwischen ihre Beine presse, während die Haut ihrer Schenkel meine Wange streichelt. Wie eine Ertrinkende ringe ich um Luft und sauge schmatzend an ihrer nach Vanille schmeckenden, duftenden Perle.
»Härter, fick meinen Kitzler mit deiner Zunge«, höre ich sie stoßweise keuchen, während die Elektrizität mich vorwärtspeitscht. Ihre Nässe fließt langsam in meine Nasenlöcher und zwingt mich, durch den Mund zu atmen. Fiebrig geworden, trinke ich ihre Lust, und trotzdem kann ich meinen Durst nicht löschen. Gemeinsam gleiten wir davon, bis sich ihr Körper aufbäumt, meiner Zunge entgegen, um in der Welle ihres zuckenden Orgasmus unterzugehen. Mein Mund ist gefüllt mit ihrem Saft, den ich gierig schlucke. Enttäuscht, dass es schon vorbei ist, blicke ich über ihren sich sanft wölbenden Bauch nach oben. Noch immer zitternd und schamhaft erregt kann ich kaum fassen, was gerade geschehen ist.
»Beug dich über den Halteriemen der Schaukel«, flüstert ihre Stimme, als sie an meinem Gesicht vorbeirutscht, um aus der Liebesschaukel zu steigen. Ohne Widerstand folge ich ihrem Wunsch und strecke meinen Hintern, so weit es möglich ist, heraus. Kurz darauf spüre ich ihre Finger über meine feuchten Lippen gleiten, um warm und fordernd in mich einzudringen, immer tiefer, bis der Daumensattel ihrer schmalen Hand sie stoppt und der stoßende Druck mich aufschreien lässt, sodass meine malträtierten Brüste vor und zurück schaukeln. Dennoch weicht dieser Schmerz einer nie zuvor gespürten Hitze, die sich lustvoll züngelnd ausbreitet und alles in mir entflammt. Ich kann spüren, wie sie auch dieses Hindernis überwindet, wie ein Pflock, der mich pfählt, bis das immer wiederkehrende Gefühl von Enge und Druck eine Welle ungebändigter Gier hervorruft und ich einen zweiten Orgasmus erleide, der mich zusammensacken lässt, wie eine Marionette ohne Fäden. Es ist bereits früh am Morgen, als wir uns von den Gastgebern und Adrian verabschieden, der mit ein paar anderen Gästen im Raucherzimmer verweilt. Ich bin zu müde, um zu begreifen, dass es längst besprochene Sache ist, von Luca begleitet zu werden. Lediglich der feuchte Kuss von Adrian auf meiner Stirn lässt mich spüren, noch wach zu sein, bis Anzu mir ihre Hand reicht und der Duft meiner eigenen Begierde in meine Nase steigt, der noch immer auf ihrer Haut liegt. Überrascht blicke ich sie an und entdecke dieses funkelnde Leuchten in ihren Augen, das wie ein Energiestoß in meinen Kopf schießt, als wollte sie meine Gedanken bündeln. Ein merkwürdiges Gefühl, das mich während der gesamten, schweigsamen Fahrt über nicht mehr loslässt, bis Luca vor meiner Tür zum Halten kommt und ich mir wünsche, einfach immer weiterzufahren.
»Ich melde mich bei dir!«, wendet er sich herum, als er seinen Haltegurt aufschnappen lässt.
»Eigentlich hatte ich gehofft, wir würden uns vielleicht heute Abend sehen«, sprudelt es plappernd aus mir heraus, obwohl ich mir plötzlich gar nicht mehr so sicher bin, auch weil sein Blick mir einen Schauer über den Rücken jagt, der mich frösteln lässt. Doch dann ändert sich sein Gesichtsausdruck, eine Wandlung, die mich all die roten Signale vergessen lässt, vor allem, als seine Lippen mich zärtlich küssen. Ein Kuss zum Versinken, bis seine Zähne sich in meine Unterlippe bohren.
»Au!«, stoße ich ihn erschrocken weg.
»Du bist mir ein Rätsel, Luca«, bringe ich nur noch müde hervor, während ich mich wütend aus seiner Umarmung befreie.
»Nun, dann löse das Rätsel«, antwortet er lächelnd, als seine Hand über mich hinweg greift, um mich, ohne mit der Wimper zu zucken, hinauszuwerfen.
»Wie gesagt, ich melde mich!«, höre ich ihn gerade noch rufen, als die Tür bereits geschlossen ist und er quietschend davonrast. Als ich auf der Straße stehe, fühle ich mich mehr als elendig und bezweifle, jemals einen Anruf von ihm zu erhalten.
»Mistkerl!!«, rufe ich ihm noch nach, als er es längst nicht mehr hören kann. Warum nur fühle ich mich von solchen Männern immer angezogen, tobt es in meinem Kopf, während ich verzweifelt nach meinem Schlüssel suche.
***
Schweißgebadet richte ich mich auf und schaue mich um. Erleichtert stelle ich fest, dass es nur ein Traum gewesen ist. Wieder einmal! Ich betrete einen super-teuren Laden für Handtaschen und im selben Augenblick drehen sich sowohl die Angestellten als auch die Kunden nach mir um. Sie beginnen zu tuscheln, was ich zunächst genieße. Ich fühle mich wohl und schön in meinem weißen Sommerkleid. Doch dann plötzlich kippt meine Stimmung. Vor mir befindet sich ein Spiegel und ich erkenne, wie durchsichtig der Stoff im Schein der Strahler ist, die überall hängen. Peinlich berührt versuche ich mich zu verbergen und beginne zu schwitzen, so sehr, dass die Schweißperlen meinen darunterliegenden, nackten Körper fluten und der Stoff meines Kleides die Feuchtigkeit aufsaugt, bis meine gesamte Nacktheit zum Vorschein kommt. Alle sehen es und beginnen auf Kommando zu lachen, so laut, dass es in meinen Ohren schmerzt und ich Hals über Kopf zurück auf die Straße laufe. Verletzt blicke ich mich um und erkenne in jedem Gesicht mein eigenes. Dann wache ich jedes Mal schweißgebadet auf. Ich weiß nicht, was dieser Traum zu bedeuten hat und eigentlich nehme ich ihn auch nicht wirklich ernst. Eine Freundin sagte einmal, sie glaubt fest daran, dass er mir etwas zeigen will. Vielleicht, dass viele Menschen eine Maske tragen, um etwas zu verbergen. Und sie äußerte auch, dass sie ruhig lachen sollen, denn wir alle haben unsere Geheimnisse, die irgendwann sichtbar werden. Oder er will mir sagen, dass ich einfach nicht mehr weglaufen soll. Vielleicht muss ich stehen bleiben und die Augen aufmachen! Manchmal macht mich dieser Traum traurig, doch dann wiederum fühle ich so etwas wie eine Tür, ein Fenster, das sich für einen Moment für mich geöffnet hat.
»Egal, ich brauche jetzt erst einmal eine Dusche«, versuche ich mich aufzumuntern. Leicht fröstelnd springe ich in die separate Duschkabine und lasse den dampfenden Strom des Wassers über meine malträtierten Brüste rinnen. Für einen Moment genieße ich die plätschernde Ruhe, während meine Gedanken aufwachen und zu dem alten Schuhkarton im Schlafzimmer wandern, der gefüllt mit diversen Erinnerungen vor sich hin schlummert.
»Der Brief!«, schießt es mir plötzlich in den Sinn. Ohne zu zögern, greife ich nach dem Baumwollhandtuch über der Heizung und laufe zurück in mein Schlafzimmer.
»Wo ist dieser verdammte Karton?«, schreie ich auf, als ich einen Stapel Bettwäsche hochhebe und ihn nicht finde. Dieser Brief hat mich so wütend, traurig, aber auch betroffen gemacht, vielleicht weil ich genau wusste, wie recht Adrian hatte. Nach Adrian kamen nur noch Männer, die entweder absolute Weicheier waren, oder Typen, die lediglich für eine kurze Affäre taugten. Das hatte den Vorteil, dass niemand in meine Seele blicken konnte.
»Ah, da bist du ja«, rufe ich aus, als ich den Karton unter einem Stapel Handtücher hervorziehe.
Meine Liebe,
ich glaube, deine Grundeinstellung, dein Empfinden und deine Begierden zu verstehen. Doch deine eigenen Mauern, und vor allem deine Zerrissenheit, bringen dich zum Erliegen. Du musst lernen, zu verstehen, was in dir steckt. Tust du es nicht, wird dich das auf Dauer einsam machen. Steh endlich zu deinen Abgründen, tauch hinein, und deine Ängste werden sich auflösen. Folge deinen Begierden, tue es, und deine Albträume verschwinden. Ich frage mich gerade, ob ich dich mit meiner »Nettigkeit« vom Weg gebracht habe? Hätte ich härter durchgreifen sollen, besonders was Alano betraf? Fragst du dich manchmal, was geschehen wäre, wenn du die Dinge zugelassen hättest, bis zum Ende? Deine Schüchternheit mag andere täuschen, doch mich nicht. Ich lese es in deinen Augen! Wenn du den Weg weiterhin mit mir gehen willst, werden Dinge geschehen, die dich seelisch aufwühlen, aber auch erfüllen. Dazu musst du mir jedoch vertrauen. Ich hoffe, dass du in Ruhe darüber nachdenken wirst, denn glaub mir, dunkle Abgründe sind weitaus weniger erschreckend, wenn man wagt, hineinzublicken.
In Freundschaft, dein Adrian
Immer und immer wieder fliegen meine Augen über den mit Adrians schöner Handschrift geschriebenen Brief. Ihn hatte ich ebenso verdrängt wie die Erlebnisse mit Alano. Ja, ich hatte mich oft gefragt. Nächtelang habe ich wegen meiner Dummheit, meinem Davonlaufen geheult. Doch ich schaffte den Weg der Verdrängung. Obwohl diese Dachgeschosswohnung von Alano wirklich etwas ganz Besonderes in meinem Leben darstellt. Na ja, eigentlich war es mehr ein großer Raum unter dem Dachgiebel, mit Dachluken, die nach außen aufgeklappt, einen herrlichen Blick über die Stadt freigeben. Wann immer wir bei Alano waren, las er uns aus einem Buch von Carlos Ruiz Zafón vor. Er schaffte es immer, uns mit auf eine Reise zu nehmen. Da war mal wieder einer dieser Abende, doch die Luft war stickiger als gewöhnlich. Draußen war es schwül und unter dem Dach herrschten gefühlte 30 Grad. Als er uns mit dem Buch in der Hand die Tür öffnete, standen alle Dachluken wie Flügel offen, sodass der zusätzliche Luftzug ein Pfeifen verursachte und ich mir den Titel dieses Werkes besonders einprägte. Der Schatten des Windes.
Wie passend, man spürte förmlich ein Gewitter heraufziehen, was eine zusätzliche, bleierne Stimmung verursachte, zumindest bei mir, da mich Blitz und Donner immer sensibel machen. Adrian liebte es, diese Laune in mir zu kitzeln. Ich konnte nie wissen, was er dann gerade vorhatte. Und an diesem Tag fing er plötzlich an, sich auszuziehen, völlig hüllenlos, einfach so, ohne ein Wort. Er ging nackt zum Kühlschrank und holte eine Schale mit Eiswürfeln heraus. Ich blickte auf Alano, der sich ebenfalls entkleidete, und dann fingen sie an, mich zu necken und das eisige Nass in meinen Ausschnitt zu stecken, bis die Stimmung pulsierte und meine harten Nippel hervorsprangen. Ein Moment, den Adrian nutzte, um sie kraftvoll packend zu zwirbeln. Ich stöhnte auf und warf meinen Kopf in den Nacken wie eine Stute, woraufhin Alano sie zärtlich küsste. Noch nie zuvor war er mir so nah gekommen. Er war immer zurückhaltend, doch jetzt, durch Adrians Ermunterung, wagte er mehr und ich ließ es geschehen. Ich streifte mein Kleid ab und unsere verschwitzten Körper rieben sich aneinander, und ich spürte ihre hart werdenden Luststäbe, die sich pochend zwischen meine Schenkel drückten. Ich ließ mich treiben und genoss die sanften Berührungen, bis ein heller Blitz den Himmel erhellte und der darauf folgende Donner meinen Kopf wieder einschaltete. Ich fing an zu schreien und kratzte Alano am Rücken. Dann griff ich mir mein Kleid und rannte aus der Wohnung, durch den einsetzenden Regen, bis nach Hause. Es war albern und dumm von mir, dennoch war es geschehen. Hat mich Adrian deshalb mit Luca verkuppelt, damit ich endlich in meine dunklen Abgründe blicke? Oder wollte er mich verletzen? Nein, das ist es ganz sicher nicht, pocht es hinter meinen Schläfen, während ich in mich hineinhorche und noch immer die kleinen Stromstöße auf meiner Haut spüre. Dieses Mal laufe ich nicht davon.
»Ich will nicht zurück in die Normalität«, begehre ich auf.
»Ich war sogar stolz, ein Objekt der Begierde zu sein.«
Als plötzlich das Telefon schrillt, werde ich aus meinem Zwiespalt gerissen. In der Hoffnung, Luca zu hören, renne ich, mein Handtuch verlierend, zum Hörer.
»Ja«, versuche ich, ruhig und verführerisch zu klingen.
»Hallo, hier ist Jenny, entschuldige bitte, dass ich dich störe, aber ich habe mein Handy im Büro liegen lassen, und da ich erst am Mittwoch wieder zur Arbeit komme, würde ich es bis dahin sehr vermissen. Und du hast doch einen Schlüssel, richtig? Ich weiß, es ist Sonntagabend, aber könntest du dich bitte dort mit mir treffen, damit ich es holen kann? Ich könnte mir auch deinen Schlüssel holen und allein ins Büro fahren, dann brauchst du heute nicht mehr raus«, plappert sie praktisch ohne Punkt und Komma, während ich nur denken kann…Zum Glück kommt sie erst am Mittwoch wieder ins Büro, dann kann sie mir wenigstens nicht auf die Nerven gehen!
»Schon gut«, höre ich mich dennoch liebenswert antworten.
»Hol mich in einer halben Stunde ab, ich war gerade unter der Dusche und muss mich erst fertig machen. Nachher könntest du mich dann einfach in der Stadt absetzen.«
»Danke, du bist echt lieb«, säuselt sie ins Telefon, bevor ich wortlos den Hörer auflege. Von wegen lieb, tobt es durch meinen Kopf. Ich brauche dringend etwas zu essen, denn vor lauter Vorfreude auf die Einladung in die Villa hatte ich ganz vergessen, einzukaufen. Ich brauche jetzt dringend eine Pizza, etwas für Leib und Seele. Außerdem ist es ganz gut, dass ich nochmals an die frische Luft komme, vielleicht pustet der Wind meine schrägen Gedanken aus dem Kopf. Ich bin echt froh, dass »Chef Walter«, wie ich ihn gerne nenne, auf Dienstreise oder was auch immer ist, so kann ich ganz allein, und vor allem ohne Jenny, meiner Arbeit nachgehen. Rasch ziehe ich wahllos irgendein Kleid aus dem Schrank und renne zurück zum Badezimmer, das mittlerweile einer Sauna gleicht.
»So ein Mist«, fluche ich genervt und schiebe meinen Arm durch den Wasserstrahl, um den Hahn zu schließen. Dennoch bleibt der Spiegel im Dunst verhangen, sodass es eine Weile dauert, bis ich ein halbwegs anständiges Make-up zaubern kann. Schließlich braucht Jenny nicht zu sehen, dass ich vollkommen fertig bin. Nachdem ich endlich bereit zum Aufbruch bin, höre ich es draußen hupen.
»Da bist du ja«, rufe ich laut aus und blicke sicherheitshalber noch einmal aus dem Fenster, um zu bemerken, dass sich scheinbar eine Regenfront aufbaut. Nur kurz überlege ich, meinen Schirm zu packen, vertraue jedoch auf mein Glück und entscheide mich, ohne ihn nach unten zu laufen.
»So, wir können«, begrüße ich Jenny mit einem Kopfnicken, als ich die Wagentür hinter mir schließe und meine Gedanken noch einmal zu meinem Anrufbeantworter schweben, den ich beim Verlassen der Wohnung eingeschaltet habe…»Du bist echt nett, eine echte Freundin«, dringt ihr Geplapper monoton in meine Ohren, während ich mich frage, ob ihr eigentlich bewusst ist, dass ich, seit ich in ihren Wagen gestiegen bin, kein einziges Wort mit ihr gewechselt habe.
»Bitte park hier vor dem Grünstreifen«, unterbreche ich ihren Redeschwall, als wir ankommen, und deute mit dem Finger auf die rechte Seite.
»Am besten du wartest hier, und ich hole dein Handy«, vervollständige ich meinen Satz, weil ich befürchte, sie könnte mich begleiten wollen. Ruhe, pocht es in meinem Kopf, als ich die Treppen nach oben steige, bis die Stille durch das Piepen meines Handys unterbrochen wird. Nervös zucke ich zusammen und denke sofort an Jenny. Doch dann wird mir klar, dass ihr Telefon ja im Büro liegt. Plötzlich aufgekratzt beginne ich in meiner Tasche zu kramen, weil der Gedanke an Luca sofort aufflammt. Doch als mein Blick auf den Absender der Nachricht fällt, schwindet das Feuer wie eine ausgeblasene Kerzenflamme.
»Bin für 1 Woche in Deutschland. Was meinst du, morgen 19.00 Uhr beim Spanier? Besito, Alano.«
Mein lieber Alano, wie ich deine Küsschen liebe, aber irgendwie kommen sie immer im denkbar schlechtesten Augenblick.
»Ich weiß, du bist immer für mich da«, murmele ich laut vor mich hin, »doch jetzt sind meine Gedanken einfach woanders.«
Eigentlich kann ich dich jetzt gerade nicht in meiner Nähe ertragen, flüstere ich still in meinem Kopf, dein süßer Dackelblick würde mich nur aggressiv und noch launischer machen. Was tust du überhaupt in Deutschland, frage ich mich weiter, als ich Jenny vom Fenster aus beobachte, die noch immer mit laufendem Motor vor dem Grünstreifen parkt. Mittlerweile regnet es Bindfäden, sodass ich mir überlege, mich von ihr wieder nach Hause fahren zu lassen. Angesäuert, weil Luca nichts von sich hören lässt, werfe ich mein Handy zurück in die Tasche und greife nach dem von Jenny, bevor ich wieder nach unten und zurück zum Auto laufe.
»Da bist du ja«, wirft sie mir sofort entgegen.
»Das hat aber lange gedauert, ich hatte schon befürchtet, es würde nicht dort sein.«
»Nein, nein, es ist alles in Ordnung. Doch sei bitte so nett und fahr mich zurück nach Hause. Ich wollte eigentlich zum Italiener, aber bei dem Regen habe ich absolut keine Lust, von dort aus nach Hause zu laufen.«
»Oh, Italiener«, kreischt sie verzückt.
»Wenn du magst, dann können wir gemeinsam dorthin. Ich habe auch Hunger und anschließend bringe ich dich zurück. Was meinst du?«
Und dann blickt sie mich mit demselben Dackelgesicht an, wie Alano es tun würde, sodass ich einfach nicht Nein sagen kann.
»Ja, klar, das können wir machen«, antworte ich leise.
»Dann fahr los, ich bin schon halb verhungert!«
Als sie mich am späten Abend zurückbringt, begrüßt mich das blinkende Lämpchen des Anrufbeantworters hektisch. Doch der Rotwein hat meine Nerven ein wenig gezügelt, und so gelingt mir eine Gelassenheit von fast 10 Minuten, bis mein Zeigefinger deutlich zu zucken beginnt, und ich gespannt den Wiedergabeknopf drücke.
»Hola querida, ich bin es, Alano. Hatte dir schon eine Nachricht auf dein Handy geschickt. Bin morgen in deiner Nähe. Wenn du Zeit hast, würde ich dich gerne treffen. Ansonsten vielleicht beim nächsten Mal. Spätestens im August. Ich hoffe, es geht dir gut, Guapa. Ruf mich an oder schick mir eine SMS.«
Für einen Moment greife ich den Gedanken auf, ihn sofort zurückzurufen, doch um diese Zeit liegt er bestimmt bereits im Bett. Und dahin gehöre ich jetzt auch, verordne ich mir selbst.
***
Am nächsten Morgen fühle ich mich komplett gerädert, denn die Pizza lag wie ein Stein in meinem Magen und meine Gedanken kreisten so lange um die Villa, bis mir schwindelig wurde. Reiß dich zusammen, souffliert mein innerer Teufel, du machst heute in aller Ruhe dein Ding, und dann werden wir weitersehen. Ich muss lächeln, es ist wirklich eine dumme Angewohnheit geworden, ständig mit mir selbst zu reden. Wer mich beobachtet, erklärt mich eines Tages für verrückt. Doch dann fällt mein Blick auf das leere Display meines Handys und mein Lächeln verpufft wie eine Seifenblase.
»Vergiss es einfach«, brumme ich vor mich hin, während ich aus dem Bett krieche, um mich im Bad frisch zu machen.
»Ich bin mir sicher, DER meldet sich sowieso nicht mehr.«
Plötzlich fällt mir wieder ein, dass ich Alano heute unbedingt eine Antwort senden muss und beschließe, es später vom Büro aus zu tun. Als ich das Radio anstelle, kündigt der Moderator gerade den Beginn der 8.30 Uhr Nachrichten an.
» So ein Mist«, rufe ich laut aus und renne zurück ins Schlafzimmer.
»Mistding«, fluche ich wie ein Rohrspatz und lasse meinen Wecker mit einer Handbewegung vom Schrank kippen.