Dialektik des geisteswissenschaftlichen Universums

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► Thesen: „Es fällt immer auf, wenn jemand über Dinge redet, die er versteht“ (H. Käutner). Bekannt ist: „Wissen ist Macht“ (F. Bacon). Und: „Wer den Durchblick hat, kann Zusammenhänge erklären.“* Auch: „Wissen ist nur dann Macht, wenn du etwas über die richtigen Leute weißt“ (P. Schumacher). „Genug weiß niemand, zu viel so mancher“ (M. von Ebner-Eschenbach). Und es gilt: „Je mehr wir in uns aufnehmen, umso größer wird unser geistiges Fassungsvermögen“ (Seneca). Wissen besitzt man langfristig: „Wissen ist ein Schatz, den man nicht verliert“ (aus China). „Die wichtigste Voraussetzung für Wissen ist immer Neugier“ (E. Rutemöller). „Das Staunen ist eine Sehnsucht nach Wissen“ (Th. von Aquin). „Alles Wissen besteht in einer sicheren und klaren Erkenntnis“ (Descartes). „Alles auf der Welt kann man rückgängig machen, bloß nicht das Wissen“ (A. Marovia). Ein kluger Rat ist: „Halte dich immer für dümmer als die anderen. Sei es aber nicht“ (J. Cocteau). „Zwar weiß ich viel, doch möchte ich alles wissen“ (J.W. von Goethe). Entscheidend ist: „Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen“ (G. Jauch). „Das schönste Glück des denkenden Menschen ist, das Erforschliche erforscht zu haben und das Unerforschliche zu verehren“ (J.W. von Goethe). Aber es stimmt auch: „Eine Investition in Wissen bringt nicht immer die besten Zinsen“ (B. Franklin).
► Antithesen: „Wer alles besser weiß, muß noch viel dazu lernen“ (F. Ammon). Viel Wissen macht zwar stark, aber: „Nichts wissen macht auch nichts“ (Sprichwort). Allerdings muss man die Folgen richtig einschätzen: „Wer nichts weiß, muss alles glauben“ (M. von Ebner-Eschenbach). Und: „Wer alles glaubt, weiß nichts – wer alles weiß, glaubt nichts“ (H.A. Bruder). Grundsätzlich gilt: „Alles Wissen ist begrenzt“ (S. Radulian). Ähnlich: „Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt“ (A. Einstein). Sokrates sagt bescheiden: „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“ Außerdem: „Mit dem Wissen wächst der Zweifel“ (J.W. von Goethe). „Sicher ist, dass nichts sicher ist. Selbst das nicht“ (J. Ringelnatz). „Je spezieller das Werk, desto breiter die Ignoranz“ (M. Richter). Und auch: „Man darf nicht alles wissen“ (Horaz). Wer Wissen sammelt, sollte es ordnen, denn: „Wissen ohne Ordnung ist Hausrat auf einem Leiterwagen“ (K. Lorenz). Und es gilt zeitlos, dass das Wissen allein nicht ausreicht: „Die einzige Gewähr für das wirkliche Wissen ist das Können“ (P. Valery). Wir alle haben die Erfahrung machen müssen: „Erst nach dem Studium merkst du, das du zu wenig weißt“ (aus China).
► Synthese: „Mit unserem Wissen eröffnen wir uns unsere Lebenschancen.“106 Mithilfe unseres Wissens sichern wir unsere Existenz. Über unser Wissen erschließen wir uns schrittweise die Welt. Außerdem leben wir in einer Zeit des raschen Wandels. Aber es gilt bis heute: „Umso mehr sich der Mensch im geisteswissenschaftlichen Universum Wissen schafft, desto mehr keimen in ihm Wissenszweifel.“* Wissen macht nicht immer glücklich: „Hätte ich gewusst, dass mir mein heutiges Wissen so viel Seelenqualen bereitet, wäre ich lieber unwissend geblieben.“ (H.R. Menzel). „Je mehr Einsicht man hat, desto mehr Größe und Niedrigkeit entdeckt man im Menschen“ (B. Pascal). Wissen verändert sich: Nach einer Aussage von Hubert Burda verändert sich die Halbwertzeit des Wissens monatlich. Oder nimmt die Lebensdauer wissenschaftlicher Befunde eher zu? Aber: Eine Halbwertzeit des Wissens lässt sich wohl eher nicht feststellen, weil „Wissen“ nicht quantifizierbar ist. Allerdings: „Wissen ist ein Schatz, den man niemals verliert.“* „Seitdem ich denken kann, habe ich mich bis heute stark engagiert, um mir Wissen anzueignen.“* „Wir Menschen brauchen Wissen, nicht nur um unser Leben zu bewältigen, sondern auch, um im Beruf und darüber hinaus bestehen zu können.“* Und zum Schluss: „Ein Haus ohne Bücher ist arm“ (H. Hesse). Letztlich gilt für uns alle: „Der Mensch lernt, solange er lebt, und stirbt doch unwissend“ (aus Jugoslawien).
2.2.7 Gewissen
„Das Gewissen ist das menschliche Bewusstsein“ (Demokrit). „In der Ethik ist das Gewissen das Bewusstsein eines inneren Gerichtshofs des Menschen“ (E. Kant). Dieser legt den sittlichen Wert oder Unwert des eigenen Verhaltens bzw. die Fähigkeit der moralischen Selbstbeurteilung offen. Das Gewissen107 enthält Polaritäten.108 „Das Gewissen erhält als moralische Instanz positive und negative Informationen direkt von der Seele.“* Wenn jemand ein schlechtes Gewissen hat, macht er sich Vorwürfe und fühlt sich schuldig. Hat er ein reines Gewissen, dann stimmt ihn das positiv: „Ein guter Mensch, in seinem dunklen Drange, ist sich des rechten Weges wohl bewusst“ (J.W. von Goethe). Wir können also gutes und schlechtes Gewissen unterscheiden.
► Ein gutes Gewissen bringt uns den Seelenfrieden: „Das Gewissen ist Gottes Gegenwart im Menschen“ (E. Swedenborg). „Ohne ein fröhliches Gewissen und ein unbeschwertes Herz vor Gott kann niemand selig werden“ (M. Luther). „Wenn euer Gewissen rein ist, so seid ihr frei“ (J.W. von Goethe). „Das Gewissen ist unser bester und zuverlässiger Wegweiser“ (L. Tolstoi). Gut ist es zu wissen: „Eine innere Stimme warnt vor falschen Handlungen“ (Sokrates). „Ein gutes Gewissen hilft uns dabei, im geisteswissenschaftlichen Universum besser zurecht zu kommen.“* Denn: „Ein gutes Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen“ (Ovid). „Ein gutes Gewissen lacht über falsche Beschuldigungen“ (aus Indien). Anders gesagt: „Das Gewissen ist der Wachhund, der die Sünden verbellt“ (unbekannt). Und es gilt: „Wer sich schuldig fühlt, braucht keinen Ankläger“ (aus Estland). Weitere Meinungen dazu: „Man entgeht wohl der Strafe, aber nicht dem Gewissen“ (Sprichwort). „Das Gewissen ist eine Wunde, die nie heilt und an der keiner stirbt“ (C.F. Hebbel). „Das Gewissen ist der einzige Spiegel, der weder betrügt, noch schmeichelt“ (Ch. von Schweden). Deshalb: „Sei deines Willens Herr und deines Gewissens Knecht“ (M. von Ebner-Eschenbach).
► „Böses Gewissen verraten die Augen“ (Deutsches Sprichwort). Und es gilt auch: „Nimm dein Gewissen nicht auf den Rücken“ (China). „Ohne eine ethische Verantwortung bleibt das Gewissen leer. Ohne Verantwortung ist das Gewissen blind“ (L. Honnefelder). Erstaunlich: „Gewissen und Feigheit sind in Wirklichkeit ein und dasselbe“ (O. Wilde). Auch: „Gewissenbisse erziehen zum Beißen“ (F.W. Nietzsche). Warnung: „Grenzen, die nie gesetzt werden, können jederzeit überschritten werden“ (Almut Adler). „Gewissenlosigkeit ist nicht Mangel an Gewissen, sondern der Hang, sich an dessen Urteil nicht zu kehren“ (E. Kant). Andererseits: „Viel Fleiß und wenig Gewissen machen den Beutel voll“ (Sprichwort). Interessante Bemerkung: „Wenn das Gewissen ein Rotlicht ist, dann bemühen sich die meisten, noch schnell bei gelb über die Kreuzung zu kommen“ (S. Berger). Zum Nachdenken: „Das Gewissen ist eine Schwiegermutter, deren Besuch nie endet“ (H.L. Mencken).
► Fazit: „Das Gewissen ist das menschliche Bewusstsein vom Guten und dem Bösen im geisteswissenschaftlichen Universum.“* „Ein schlechtes Gewissen ist ein Zeuge, den man Tag und Nacht mit sich herumträgt“ (Juvenal). Auch gilt: „Wenn der innere Schweinehund bellt, will er damit das Gewissen verjagen“ (E. Ferstl). Eine weitere Erkenntnis: „Das so genannte gute Gewissen ist oft nur ein guter Falschmünzer“ (G. Nyncke). Oder: „Das gute Gewissen bedingt ein schlechtes Erinnerungsvermögen“ (E. Baschnonga). Was merken wir uns hier? Bei der Beurteilung von Prinzipien zur Lebensbewältigung ist ein klarer Trennstrich zum Selbstbetrug des Menschen zu ziehen. „Mitunter ist der Wille zum Guten zwar gegeben, aber das konkrete Verhalten des Menschen ist in der Realität oft alles andere als prinzipientreu.“* Die ausschließliche Orientierung des Menschen an seinem eigenen Gewissen kann den Menschen auch in die Irre führen.109 „Niemand wird in der Welt leichter betrogen … als das Gewissen“ (J. Paul). Wie ist es zu bewerten, wenn ein Mensch nur noch seinem Gewissen folgen mag? Die folgende Meinung findet meine volle Unterstützung!
„Statt mit einem objektiven Gerichtshof haben wir es bei unserem Gewissen eher mit einer Art doppelter Buchführung zu tun, die zahlreiche Tricks kennt, um ihre Bilanzen zu fälschen“
(Richard David Precht)
Aber: „Wir sollten uns nicht dem Bösen zuwenden, sondern uns klug am Bewusstsein des Guten orientieren; wir sollten mit Klugheit die Autorität der Zehn Gebote anerkennen und diese einhalten. Alles andere bringt unseren Geist vom rechten Weg ab.“*
2.2.8 Klugheit
Die Klugheit ist eine dem Verstand bzw. der Vernunft zugeordnete Eigenschaft und Fähigkeit des Menschen. Sie ist eine edle Säule der Intelligenz und hilft Zusammenhänge zu deuten.110 Ein kluger Mensch hat die Fähigkeit, Handlungsziele zu erkennen und im jeweiligen Einzelfall angemessen und geschickt zu handeln. Klugheit ist damit die erworbene Kompetenz einer Person, durch die sie sich selbst und dadurch ihr Handeln und Leben zu orientieren vermag.111
Dazu eine Anekdote über Nasreddin Hodscha112, den orientalischen Till Eulenspiegel. Zwei Jungen beschlossen, Nasreddin mit einem Versuch hereinzulegen. Mit einem kleinen Vogel, den sie in ihren Händen versteckten, wollten sie den weisen Mann fragen, ob dieser in ihrer Hand tot oder lebendig sei. Wenn er sagte, der Vogel sei lebendig, würden sie diesen erdrücken und ihm damit zeigen, dass er falsch lag. Wenn er dagegen sagte, der Vogel sei tot, würden sie diesen fliegen lassen. Als sie nun den weisen alten Mann fanden, fragten sie ihn: „Nasreddin, was wir in der Hand halten, ist das tot oder lebendig?“ Der kluge Nasreddin sagt nach kurzer Überlegung. „Ach meine jungen Freunde, dies liegt ganz in eurer Hand!“
Einerseits ist Klugheit auf Einzelfälle bezogen, aber es ist auch auf das Allgemeine gerichtetes Wissen. „Manchmal muss man auch über seinen eigenen Schatten springen“ (unbekannt). Oft ist das schwierig: „Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, muss der Prophet zum Berg kommen“ (Mohammed). Demütige Klugheit grenzt sich von Gerissenheit, Cleverness und Verschlagenheit ab, die nur einen praktischen Nutzen oder einen persönlichen Vorteil zum Ziel haben. Auch die Klugheit lässt sich unterschiedlich betrachten.
► Ist die Klugheit vom Alter abhängig? „Klugheit steckt nicht in den Jahren, sondern im Kopf“ (aus Armenien). „Nur der ist weise, der weiß, dass er es nicht ist“ (Sokrates). Der weise Mann erkennt: „Die Klugen haben miteinander viel gemein“ (J.W. von Goethe). Anderer Interpretation: „Wenn du eine weise Antwort verlangst, musst du vernünftig fragen“ (J.W. von Goethe). Denn: „Ob ein Mensch klug ist, erkennt man viel besser an seinen Fragen als an seinen Antworten“ (F.G duc de Lévis). Auch: „Kluge Menschen suchen sich die Erfahrungen selbst aus, die sie machen möchten“ (A.L. Huxley). Deshalb: „Sei klüger als andere, wenn du kannst, aber sage es ihnen nicht“ (G.K. Chesterton). Kluge Menschen sollte man nicht gängeln: „Dem Klugen braucht man nur den Anfang zu sagen. Das Ende weiß er selber“ (aus Angola). Bemerkenswert ist aus der Lebenspraxis: „Je weiser und besser ein Mensch ist, umso mehr Gutes bemerkt er in den Menschen“ (B. Pascal).
► Hüte dich davor, zu klug sein zu wollen, denn das endet meistens böse. Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung. „Wer die anderen neben sich klein macht, ist nie groß“ (J.G. Seume). Hier gilt zeitlos:113
„Die Klugheit dir zu Kopfe steigt,
der Herrgott dir die Grenzen zeigt“
(Horst-Joachim Rahn)
Aber es stimmt auch: „Wer stets über den Dingen steht, verliert die richtige Perspektive“ (A. Andersen). „Allzu kluge Leute führen selten große Werke aus“ (I. von Loyola). „Klugsein hat noch nie einen Menschen an Dummheiten gehindert“ (St. Zweig). „Man kann sagen, dass allzu viel Klugheit die Lust am Leben verdirbt“ (M. Kessel). „Es ist schlimm, wenn man weder genug Verstand hat, um gut zu reden, noch genug Selbsterkenntnis hat, um zu schweigen“ (J. de la Bruyère). „Der Wunsch, klug zu erscheinen, verhindert oft, es zu werden“ (La Rochefoucauld). Interessant: „Die Klugheit des Fuchses wird oft überschätzt, weil man ihm auch noch die Dummheit der Hühner als Verdienst anrechnet“ (H. Kasper). Deshalb: „Man überschätze die Klugheit nicht! Sind denn die besten Menschen – die sich für andere opfern – klug?“ (J. Bosshart). Mitunter sind wir mit unserer Weisheit am Ende: „Was hilft alle Erkenntnis, wenn die Kraft fehlt?“ (Th. Storm). Zum Schluss: „Eine frohe Hoffnung ist mehr wert als zehn trockene Wirklichkeiten“ (Grillparzer).
► Synthese: „Echte Klugheit ist edel, wenn sie mit Demut gepaart ist; unechte Klugheit ist fatal.“* „Wer allzu klug sein will, wird scheitern.“* „Je minder sich der Kluge selbst gefällt, um desto mehr schätzt ihn die Welt“ (F. Gellert). Verblüffende Feststellung: „Daheim werden verständige Männer am wenigsten geschätzt“ (aus Island). „Klugheit ist mehr als Einsicht und weniger als Weisheit.“ „Klugheit besteht zur Hälfte darin, zu wissen, was man nicht weiß“ (Konfuzius). Und es gilt: „Der Klügere gibt so lange nach, bis es ihm zu dumm wird“ (A.M. Bussek). Sind kluge Menschen mutig? „Kluge Leute sind selten mutig. Sie sind vorsichtig und maßvoll, also eigentlich feige. Wirklichen Mut haben nur die Narren“ (A.F. Galiani). „Ein heller Kopf hat viel voraus, er überredet leicht den Dummen, doch läuft’s auf einen Streit hinaus, dann muss der Klügere verstummen“ (Johann, N. Nestroy). Auch folgende Erkenntnis ist bemerkenswert:
„Man kann schlauer sein als ein anderer,
aber nicht schlauer als alle anderen“
(Francois de la Rochefoucauld)
Dazu sagt Goethe zu Eckermann: „Man meint immer, man müsse alt werden, um gescheit zu sein. Im Grunde hat man bei zunehmenden Jahren zu tun, sich so klug zu erhalten, als man gewesen ist.“ Und es ist ganz wichtig zu erkennen: „Nicht alle klugen Menschen können aber richtig zuhören. Sie filtern nämlich das, was sie hören, durch ihre eigenen Erfahrungen und lesen ihr Leben in das Leben des anderen hinein“ (S. Corey). Zum Schluss K. Tucholsky: „Der Vorteil der Klugheit besteht darin, dass man sich dumm stellen kann. Das Gegenteil ist schon schwieriger.“ Zum Schluss bemerkenswert: „Bauernschlau, pfiffig, geweckt sein bedeutet, dass die Intelligenz Tempo hat“ (O. Spengler). Das Gegenteil von Klugheit ist Dummheit.
2.2.9 Dummheit
Die Dummheit bezeichnet allgemein sprachlich einen Mangel an Intelligenz bzw. eine geringe Begabung bzw. eine törichte Handlung eines Menschen. Sie umfasst auch die Einstellung, etwas nicht wahrnehmen zu können bzw. etwas nicht erfassen zu wollen und die mangelhafte Fähigkeit, aus Wahrnehmungen die richtigen Schlüsse zu ziehen. „Dilletanten sind Menschen, die eine Sache nicht richtig begreifen, jedoch fest überzeugt sind, sie erklären zu können“ (G. Perluca). Die Bezeichnung Dummheit ist eine starke Wertung oder eine Beleidigung sowie Herabminderung, sobald sie im Zusammenhang mit Personen verwendet wird. Merke: „Wir sollten damit vorsichtig sein, anderen Menschen vorschnell Dummheit zu unterstellen.“* Betrachtungen zur Dummheit bringen oft Subjektives mit sich.114 Auch über die Dummheit lässt sich unterschiedlich philosophieren.
► „Das Recht auf Dummheit gehört zur Garantie der freien Entfaltung der Persönlichkeit“ (M. Twain). Außerdem: „Weisheit hat Genzen – Dummheit nicht“ (S. Rogal). Bemerkenswert: „Die Berühmtheit mancher Zeitgenossen hängt mit der Blindheit der Bewunderer zusammen“ (H. Geißler). Auch: „Gibt es eine Eigenschaft der menschlichen Natur, die man nicht erwerben kann, die angeboren sein muss, so ist es die Dummheit“ (L. Börne). Dabei gilt: „Ein hohler Kopf unterschätzt die Größe seines Vakuums.“* In der Praxis nachweisbar ist: „Mit leerem Kopf nickt es sich leichter“ (Zarko Petan). Ebenfalls ist richtig: „Dummheit und Stolz wachsen auf einem Holz“ (Sprichwort). „Ein Kluger bemerkt alles. Ein Dummer macht über alles eine Bemerkung“ (H. Heine). „Dummheit ist auch eine natürliche Begabung“ (W. Busch). „Was der Esel sagt, glaubt er“ (aus Persien). „Woran man einen Dummkopf erkennt? Er weiß alles“ (H. Schmid). Zum Schluss: „Dummheit musste sich noch nie rechtfertigen“ (A. Saheb).
► Die Praxis zeigt es: „Kleingeister leiden naturgemäß an Größenwahn“ (H. Schmid). „Der Dumme hat mitunter Glück: Manche mogeln sich hindurch und kommen dabei oft weiter als man denkt.“* Dazu gibt es viele Meinungen: „Ein blindes Huhn findet auch wohl ein Korn“ (Sprichwort). „Auch ein Studium schützt vor Dummheit nicht“ (H. Lahm). „Nichts erfrischt unser Blut so sehr, wie wenn es uns gelungen ist, eine Dummheit zu vermeiden“ (J. de la Bruyère). „Unsichtbar wird die Dummheit, wenn sie genügend große Ausmaße angenommen hat“ (B. Brecht). Zum Schluss die etwas launige Meinung: „Besser dumm und reich als schlau und unzufrieden“ (Th. Holtbernd).
► Was lernen wir aus obigen Thesen? „Die Dummheit wäre nicht Dummheit, wenn sie den Geist nicht fürchtete“ (N. Chamfort). „Die Dummheit verrät sich am leichtesten durch die Einbildung“ (Sprichwort). Es ist erstaunlich: „Auch der Dumme hat manchmal einen gescheiten Gedanken. Er merkt es nur nicht“ (D. Kaye). Anders gedacht: „Alberne Leute sagen Dummheiten, Gescheite machen sie“ (M. von Ebner-Eschenbach). Manchmal ist das Handeln schwierig: „Gegen die Dummheit ist kein Kraut gewachsen“ (aus Japan). Verblüffend ist die Aussage: „Zum Karneval geht die Dummheit als Wahrheit“ (M. Richter). Übrigens: „Man kann auch mit braunen Augen blauäugig sein“ (H. Lahm). Manchmal ist es zum Verzweifeln: „Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens“ (F. von Schiller). Der ehemalige Bundeskanzler Konrad Adenauer sagte einmal: „Das hat der liebe Gott nicht gut gemacht. Allen Dingen hat er Grenzen gesetzt, nur nicht der Dummheit.“ Und: „Am gefährlichsten sind die dummen Menschen mit dem intelligenten Gesichtsausdruck“ (W. Mitsch). Auch die Dummheit ist relativ:
„Dummheit ist nicht wenig wissen, auch nicht wenig wissen wollen. Dummheit ist glauben, genug zu wissen“
(Konfuzius)
„Man hat seinen Geist nie so nötig, wie wenn man es mit einem Dummkopf zu tun hat“ (aus China). Vor allem in der Erziehung hat der Begriff seinen Stellenwert. Für Pädagogen verbietet sich eine Wertung, wie z. B. „das war ein dummer Beitrag …“, weil sie die betroffene Person sehr stark herabmindert und das zugrunde liegende Problem keinesfalls löst. Auch schwächere, beschränkte und vereinsamte Kinder und Jugendliche sollten richtig geführt werden.115 Wer vorschnell Menschen zu Versagern abstempelt, der macht sie zu solchen. Zu einem Teil liegt es in der Hand des Pädagogen, das Verhalten schlechter Schüler zu beeinflussen.116 Zum Schluss: „Arroganz und Beleidigung haben nicht nur in der Pädagogik keinen Platz.“*
2. 2. 10 Intelligenz
Die Intelligenz (lat. intelligentia = Einsicht, Verstand) wurde bis heute nicht wissenschaftlich allgemeingültig definiert.117 Während die klassisch interpretierte Intelligenz eines Menschen auf kognitiven Elementen bzw. auf dem folgerichtigen Denken basiert, zeigt die soziale (bzw. emotionale) Intelligenz die Fähigkeit, eigene und fremde Gefühle richtig wahrzunehmen, zu verstehen und zu beeinflussen. Die Korrelation zwischen Intelligenz und Bildungserfolg ist positiv. Intelligenz wird auch in Form eines Quotienten (IQ) ausgedrückt, der sich aus Intelligenztests ergibt. Ein IQ von 100 gibt die durchschnittliche Intelligenz an. Während ein IQ von > 140 als extrem hohe Intelligenz gesehen wird, deutet ein IQ von < 80 auf niedrige Intelligenz hin (Tabelle).
Der IQ von 50 % der Bevölkerung liegt im Bereich von 90 bis 110. Etwa 25 Prozent liegen darüber und 25 % darunter; weniger als 0,5 % der Bevölkerung hat einen IQ von 140.118
IQ-Wert Erklärung
140 und höher extrem hohe Intelligenz
120 – 139 sehr hohe Intelligenz
110 – 119 hohe Intelligenz
90 – 109 durchschnittliche Intelligenz
80 – 89 niedrige Intelligenz
70 – 79 sehr niedrige Intelligenz
unter 70 extrem niedrige Intelligenz
► Thesen der Vererbungstheoretiker: So wie Haut- und Haarfarbe vererbt werden, ist auch Intelligenz erblich bedingt. Geistig hoch stehender Nachwuchs ist ein Faktor der Kulturgeschichte. Die Umwelttheoretiker müssen sich endlich darauf einigen, wann eigentlich die Intelligenz erworben wird (drittes bis sechstes Lebensjahr?), wenn nicht mit der Geburt. Obwohl eineiige Zwillinge nach der Geburt getrennt wurden, aber jahrelang in unterschiedlichen Milieus gelebt haben, hatten sie nach Messungen den gleichen IQ.119 Und: „Nur ein zufriedener Mensch kann emotionale Intelligenz entwickeln“ (A. Marti). Auch gilt: „Zuhören zu können benötigt ein ausgewogenes Maß von Intelligenz“ (M. Wichor).
► Antithesen: Intelligenz ist keine Erbanlage, sondern wird nach der Geburt durch die Umwelt erworben. Kinder in einem intakten Elternhaus haben einer höheren IQ als Heimkinder, auch wenn diese intelligente Eltern haben. Wenn die Intelligenz (IQ-Messung) eines Zehnjährigen (Milieueinfluss) höher angesetzt wird als die eines Dreijährigen, dann ist diese Intelligenz wohl erworben worden. Die eineiigen Zwillinge (nach der Geburt getrennt) können ihre Fähigkeiten auch der Ähnlichkeit des Milieus zu verdanken haben, z. B. in der Zeit zwischen Geburt und Trennung.120
► Synthese: Ohne entsprechende Umwelt können sich die besten Erbanlagen nicht entwickeln. Ohne Erbanlagen hilft auch die beste Erziehung nichts.121 Wenn J.A. Mozart schon in sehr frühen Jahren am Klavier saß und ihn seine Eltern früh gefördert haben, dann ist es schwierig festzulegen, ob das Erbgut oder die Umwelt hier stärker prägend waren. Intelligenz wird sowohl vererbt, als auch erworben. Ungeklärt ist dabei, welche prozentualen Anteile dafür genau verantwortlich sind. Allgemeine IQ-Werte stehen mit dem beruflichen Erfolg nur in einem mäßigen Zusammenhang: Der Lebenserfolg eines Menschen ist nicht allein von der Intelligenz abhängig. Vielleicht ist das auch ganz gut so! Zum Schluss: „Intelligenz ist nicht mit Weisheit identisch“* . „Weisheit entspringt nicht so sehr dem Verstand als aus dem Herzen“ (P. Rosegger). Im Taktgefühl zeigt sich die Intelligenz des Herzens (Sprichwort). „Intelligenz ist begrenzt, Dummheit endlos“ (A.M. Bussek): Intelligenz lässt sich auch leichter als sie verbergen. Zum Schluss: „In Verbindung mit Bildung ist Intelligenz sehr wertvoll.“*
2.3 Das Gute, das Böse und das Schöne
Das Gute und das Schöne verehren wir, das Böse ist zwar gegeben, aber wir mögen es weniger. Der Autor Colin McGinn hat in einem seiner Bücher122 die ethische Debatte darüber belebt und uns zur Auseinandersetzung mit diesen Themen bewegt. Das Gute lässt sich meist zweifelsfrei erkennen, was bei dem Bösen nicht immer so ist. „Das Gute ist eine Aufforderung, es auch zu tun, das Böse zu lassen und das Schöne zu suchen.“*





