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Sechs Monate später, es war tiefster Winter im Elbsandstein, begehrten drei vermummte Frauen Einlass an der Burg. Es handelte sich um die Einsiedlerin Piroschka und die Zwillinge zu Hohnstein.
Sie wurden vom Grafen empfangen, der in seiner Trauer um seine geliebte Frau Sophie scheinbar irre geworden war. Leere Weinflaschen türmten sich auf dem Tisch seines Konferenzsaals, in dem Gaukler und Spielleute für Unterhaltung sorgten.
Hinko Berka war stark angetrunken. Ritter Tristan leistete ihm Gesellschaft, der jedoch im Gegensatz zum Grafen, jederzeit einen kühlen Kopf bewahren wollte und deshalb nüchtern blieb.
Der Graf hob die Hand. Die Musiker hielten inne.
„Was wünscht Ihr?“
Pia führte sich zur Rädelsführerin auf: „Ihr habt Anja zu Hohnstein geschwängert. Sie trägt Eure Brut in sich. Seht her!“ Die Hexe entblößte den Bauch Anjas. Der war schon prall und rund. Es würde nur noch wenige Wochen dauern und die Trächtige bekäme die eingepflanzte Leibesfrucht des Adligen geboren. Die Schwangere war wie ihre Schwester stark eingeschüchtert und zehrte seit Monaten an ihren seelischen Wunden.
Piroschka sprach: „Was gedenkt Ihr zu tun?“
Der Burgherr bekam rote Wangen. Er konnte den Vorwurf nicht von sich weisen. Hinko nippte an seinem Weinkelch. „Es soll dem Kinde an nichts fehlen, wenn es das Licht der Welt erblickt. Aber nun lasst mich allein. Ich werde mich mit meinem Ritter beraten.“
Die Hexe gab sich vorerst zufrieden, drohte dennoch: „Das Baby wird von adligem Geschlecht sein. Ihr werdet für es sorgen müssen. Vergesst das nie! Es könnte sonst Unheil über die Berka von Duba hereinbrechen.“ Sie nahm die damals geschundenen Schwestern bei der Hand und verließ die Burg.

„Mein Herr! Wie wird Euer Volk von Euch denken, wenn es erfährt, dass Ihr eine Bäuerin geschwängert habt?“ Tristan wusste nur zu gut, dass sein Status mit dem des Grafen eng verbunden war. Sollte die Gefolgschaft Hinkos ihm dem Rücken kehren, wäre sein Raubrittergut auch nur wieder ein unbeschriebenes Blatt auf der Landkarte des Elbsandsteingebirges.
„Was soll ich denn tun?“ Hinko Berka konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen.
„Das Kind darf unter keinen Umständen auf die Welt kommen! Diffamieren wir die Zwillinge als Hexen. Ich lasse verbreiten, dass durch einen Pakt mit dem Teufel die Ernte der Bauern so schlecht ausgefallen ist. Der Mob sehnt sich in der angespannten, kläglichen Lage nach Sensationen. Das spielt uns in die Hände. Euer Volk wird sofort darauf anspringen. Dann verkünden wir, dass die Schwestern ebenso wie unsere geliebte Sophie in den Abgrund stürzen müssen, da sie zu Lebzeiten mit dem Beelzebub im Bunde waren.“
„Ein wahrlich guter Gedanke. Aber was machen wir mit dem anderen Weib, dieser Einsiedlerin?“ Der Graf soff den letzten Rest Wein aus dem Krug und blickte verklärt.
Tristan überlegte kurz: „Die Frau hat mit der Sache an sich nichts zu tun. Sie ist keine Bäuerin. Wir werden die Geschwister der Hexerei anklagen. Die Böhmin nehmen wir gefangen, damit sie unserem Plan nicht gefährden kann, in dem sie unliebsame Äußerungen an das Volk weitertragen könnte.“

Einige Tage später…
Schwer bewaffnete Krieger ritten am frühen Morgen in eisiger Kälte durch das Burgtor. Der eine Trupp bewegte sich in Richtung Rathen, mit der Hütte Piroschkas unterhalb des Gamrigs zum Ziel. Der andere war auf dem Weg zum Gut der Geschwister zu Hohnstein.
Die Hexe träumte noch, als das Holz der Eingangstür barste. Die Ritter überfielen Pia förmlich im Schlaf; überwältigten und legten sie in Ketten. Zu schnell war die Teufelsanbeterin überrumpelt worden, als dass sie sich noch hätte wehren können.
Auch Anja und Andrea hatten der Waffengewalt nichts entgegen zu setzen. Sie wurden in einen Käfig gesperrt und zur Burg gebracht. Dort erwartete man sie bereits. Hinko Berka, sein Vasall Tristan und der ganze schaulustige Mob harrten der Dinge, die da folgen sollten. Die Schergen des Grafen geleiteten die Mädchen zum Plateau.
Tristan erhob das Wort: „Schwestern zu Hohnstein, Ihr werdet angeklagt, mit Satan zu sympathisieren. Wie auch sonst hätte sich so eine Dürre über das Land ausbreiten können?“ Der Mob johlte.
„Seid Ihr von Sinnen? Wir sind nur einfache Bauerstöchter, die selbst keine Ernte einfahren konnten“, rief Andrea angsterfüllt in das weite Rund. Das Volk war da jedoch anderer Meinung.
„Tötet sie! Es sind Hexen. Sie haben unser Land vergiftet. Die Weiber sind mit dem Teufel im Bunde“, schrie einer im Pulk der Menschenmenge. Anderen Leute stimmten mit ein: „Tötet sie!“
„Zeigt Erbarmen, Herr.“ Anja weinte bitterliche Tränen. Sie ahnte, dass das Todesurteil für sie und ihre Schwester bereits feststand. Das Mädchen sah die hasserfüllten Blicke der Bauern, die sich wie feine Nadelstiche auf ihrer Haut anfühlten. Die Zwillinge zitterten vor Todesangst.

Einige Stunden zuvor…
Drei Krieger standen draußen bei den friedlich grasenden Pferden.
Piroschka lag in einer Ecke ihrer Hütte. Die Hexe spürte, dass mit Anja und Andrea zu Hohnstein schreckliche Dinge passieren würden, wenn sie nicht eingriff. Doch schwere Eisenverschlüsse umgaben ihre Hand -und Fußgelenke, aus denen sie sich nicht winden konnte. Der Knappe bewachte sie zusätzlich, während sich sein Ritter in der spärlich ausgestatteten Behausung umsah. Heinrich von Arnstein entdeckte den Zugang zu einem Verschlag. Er öffnete die knarrende Tür und leuchtete mit seiner Fackel in die Dunkelheit. „Das musst du dir anschauen, Wilhelm. Hier hängt alles voll von Würsten und gepökeltem Fleisch.“ Wie zum Beweis trat der stattliche Hüne mit einer großen Blutwurst aus der kleinen Kammer. „Das hübsche Frauchen lebt nicht schlecht oder?“
Der Adlige wartete nicht die Antwort seines Ritteranwärters ab und zog den scharfen Dolch aus der Scheide seines Gürtels. Er schnitt zwei dicke Stumpel ab. Einen gab er seinem Knappen, einen behielt Heinrich für sich. Beim Anblick der Wurst lief Wilhelm das Wasser im Munde zusammen. Das war mal was Feines. Meistens hatten in den vergangenen Monaten Steckrüben auf dem Speiseplan gestanden. Die Männer begannen gierig zu essen.
„Bedient euch ruhig aus meiner Speisekammer. Es ist genug Fleisch für alle da. Auch für eure anderen Leute“, lud die Hexe die Krieger zum zünftigen Verzehr ein.
Den Beiden schien es zu schmecken. Weitere Stumpel wanderten in ihre fettigen Mäuler. Piroschka lächelte geheimnisvoll.
„Du scheinst eine gute Jägerin zu sein, bei den vielen Tierknochen, die deine Hüttenwände schmücken.“
„Jägerin nicht, aber eine gute Fallenstellerin“, antwortete die Einsiedlerin.
Die Schergen konnten ja nicht ahnen, dass das Blut, der Speck und die Schwarte der Wurst von einem 10-jährigen Mädchen stammten, dass vor vier Wochen in eine mit Blättern und Zweigen getarnte Fallgrube gestürzt war.
Die Böhmin war noch zu geschwächt. Aber wenn sie den Überwältigern ein wenig Kinderfleisch abjagen könnte… „Gebt Ihr mir auch etwas ab? Ich hatte heute noch nichts zu essen.“
„Wir sind ja keine Unmenschen, Weib.“ Ritter von Arnstein schnitt ein dickes, fettiges Stück Wurst ab. Er gab es der Hexe. Die steckte es in den Mund und kaute zügig den Brocken fein. Nebenbei murmelte sie sich etwas in den Bart, dass die Männer nicht verstanden.
Auf einmal ging ein Ruck durch Pias Körper. Der Kopf flog in den Nacken. Ihre Pupillen rutschten nach oben und verliehen der Frau was Dämonisches. Die Muskeln spannten sich an.
„Was geht hier vor, zum Teufel?“ Heinrich und sein Knappe schauten die Gefangene gebannt an.
Dann sprangen die Verschlüsse der Ketten auf. Eine unheimliche Macht schien hier am Werk zu sein. Der Ritter und sein Diener schauten sich angsterfüllt und fassungslos an. Noch wussten sie nicht, dass sie nur noch wenige Minuten zu leben hatten.

Die Hexe erhob sich. Dann schwebte sie plötzlich über dem Lehmboden. Dabei war Ihr Blick nach unten gerichtet. Heinrich von Arnstein zog sein Schwert. Die Sache wurde ihm jetzt unheimlich. Kein normaler Mensch konnte solche eisernen Ketten sprengen und stand das Weib da vor ihm nicht gerade in der Luft?
Pia sah auf. Ihre Augen glühten wie Feuer. Das Gesicht des Weibes hatte sich in eine furchterregende Fratze verwandelt. Der Ritter stellte sich schützend vor seinen Knappen. Da stürzte die Hexe auch schon auf die Beiden zu…
Mit den scharfen Krallen ihrer Hand und unglaublicher Kraft wischte sie den Hünen hinfort, als ob es sich um ein Eichenblatt handelte. Heinrich flog mehrere Meter durch die Luft und krachte an die Sandsteinwand. Knochen splitterten in der Schulter des Schwertarms und den Beinen. Die Klinge landete klirrend in der Ecke. Der Ritter war vorerst kampfunfähig. Wilhelm kniete am Boden und hob die Arme zum Schutze über seinen Kopf. Das Hexenweib packte den Knappen mit einer Hand und hob ihn in die Luft, als ob er nichts wiegen würde. Dann entblößte sie zwei scharfe Fangzähne, die sie dem jungen Mann in die Halsschlagader trieb. Der Lebenssaft sprudelte aus dem Todgeweihten nur so heraus.

Was war das für ein Gepolter in der Hütte? Die drei Krieger bei den Pferden sahen sich fragend an.
„Da stimmt was nicht. Lass uns nachsehen“, riet einer der Männer.
Sie rannten zum Haus und rissen die Tür auf. Dort erwartete sie ein grauenhaftes Szenario. Die Blutfontäne aus der Hauptschlagader des Knappen bespritzte ihre Körper. Pia schmiss den Toten achtlos fort. Noch ehe die Schergen die Lage abegriffen, war die Hexe schon an sie heran. Den Ersten schnappte sie sich und riss ihn am Rumpf einfach so in zwei Stücke. Ein See aus Blut breitete sich auf dem Boden aus, auf dem der zweite Krieger ausrutschte. Er landete mit dem Gesicht im dickflüssigen roten Saft. Die Hexe stürzte sich auf ihn. Ihre scharfen Krallen schnitten durch das Fleisch des Rückgrats und kappten die Wirbelsäule des Mannes, der infolgedessen sofort gelähmt war. Das Teufelsweib griff mit unvorstellbaren Kräften in den Rücken, zog beide Lungenflügel hervor und zerquetschte sie zwischen den Fingern. Der dritte Scherge bekreuzigte sich bei den erlebten Geschehnissen. Er kehrte an der Tür um und rannte aus der Hexenhütte. Weit kam der Flüchtende nicht. Ehe er sich versah, war Pia herangeflogen und brach ihm während des Davonlaufens das Genick.
Heinrich von Arnstein lag hilflos am Boden, als die Hexe wieder die Hütte betrat. Langsam ging sie auf ihn zu und beugte sich zu ihm herab. Die messerscharfen Fingernägel trennten seine Pulsader auf. Dann soff sie den Ritter bei lebendigem Leibe aus.
Als die Blutarmut unaufhörlich voranschritt, erloschen die letzten Lebenslichter des Recken.

Tristan blickte den unsicheren Grafen an und wartete auf ein Zeichen. Der war sich mit einem Male gar nicht mehr so sicher, ob das alles richtig war, was hier unter seinem Banner geschah. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Konnte er wirklich die Zwillinge für eine Sache opfern, für die sie sterben sollten; von seinem ungeborenen Kinde ganz zu schweigen?
Sein Raubritter zischte: „Nun macht schon! Der Mob wünscht ein Bauernopfer!“
Hinko Berka haderte mit sich selbst. Seine geliebte Frau hatte aus freien Stücken den Selbstmord begangen. Sophie konnte von seiner Entgleisung nichts gewusst haben. Sie war die fürsorgliche und verantwortungsbewusste Mutter seiner Kinder gewesen. Warum hatte sie sich dann umgebracht? Nie zuvor bestand ein Anzeichen, dass so eine Stimmungsschwankung hätte passieren können. Eine unendliche Wut stieg in ihm auf. Eine Wut auf seine Frau, eine Wut auf sich selbst und eine Wut auf Anja und Andrea! Warum sollten die Schwestern zu Hohnstein glücklich weiterleben können, wenn er doch bis an sein Lebensende um sein geliebtes Weib trauern würde?
Hinko Berka von Duda hielt seine Faust in die Menge. Dann richtete er den Daumen nach unten und gestikulierte damit das Todesurteil der Mädchen.
Das Volk schrie vor Wonne. Männer und Frauen trieben die Zwillinge Richtung Abgrund. Andrea und Anja weinten in ihrer Todesangst, konnten jedoch gegen die Piken der Bauern nichts ausrichten. Als die Schwestern direkt auf der Klippe standen, blickten sie in die mordlüsternen Gesichter der Menschenmenge.

Auf einmal verdunkelte sich der Himmel und es wurde an diesem Vormittag tiefschwarze Nacht. Blitze durchzuckten das Firmament.
Piroschka schwebte senkrecht über der Schlucht: „Ihr Narren! Die Kinder haben nichts getan. Lasst sie frei!“
Eine Forke flog durch die Luft und verfehlte sie nur knapp. Die Hexe lokalisierte den Abwurfort. Ein Energiestrahl aus ihrer Innenhand ließ den Werfer augenblicklich zu Staub zerfallen. Der Mob war jedoch so im irren Wahn; er zwang die Mädchen weiterhin zum Rand der Felszunge, bis sie schließlich den Boden unter den Füßen verloren. Andrea Und Anja umklammerten sich noch im Fall. Dann stürzten sie in den Abgrund.

Pia feuerte ihre Energiestöße in die Menge. Mit Entsetzen registrierte sie, dass die Zwillinge in die Schlucht fielen. Sie hechtete ihnen nach.
Die Mädchen schlugen auf eine aus dem Felsen vorstehende Pinie. Der Schmerz war immens. Die Schwestern lösten sich aus ihrer Umklammerung. Andrea konnte sich fangen und hielt sich vorerst an dem Geäst fest. Anja hingegen besaß keinen Halt mehr und stürzte in die Schlucht. Nur noch wenige Meter trennten sie vorm Aufschlag, als die Hexe sie erreichte. Piroschka griff nach ihr und bekam den Zwilling zu fassen. Da knackte das Genick. Fassungslos hielt die Böhmin das tote Kind in ihren Armen, als Andrea neben ihr aufschlug.

Die Hexe stieg voller Trauer um ihre Mädchen auf. Sie schrie ihre Wut in das weite Rund der Burg: „Großes Unrecht wurde heute vollbracht. Ich verfluche hiermit alle Verantwortlichen dieser begangenen Schande. Auch deren Nachkommen sollen für diese Mordtat büßen!“
Tristan zu Frienstein und Hinko Berka von Duba flüchteten sich rechtzeitig in die Katakomben der Festung. Der Graf hatte noch rechtzeitig seine Kinder mit zu sich genommen, als Pia die Burg Hohnstein in Schutt und Asche legte.
Der Bergfried brannte lichterloh und es sollte 200 Jahre brauchen, bis er wieder intakt sein würde. Der Mob wurde ausgelöscht. Niemand sonst überlebte diese Nacht in den frühen Mittagsstunden.

Die Hexe war erschöpft. Der Alterungsprozess hatte von ihr Besitz ergriffen, als sie ihre Knochenhütte am Gamrig erreichte. Aus der wunderschönen Piroschka war eine alte Greisin geworden. Sie schlief traurig auf dem Fell vor dem Ofen ein.
Die Satansdienerin sollte nie mehr lebendig erwachen. In den Abendstunden erreichte Tristan mit seinen Schergen das Knochenhaus hoch oben über dem Polenztal. Ein Feuer wurde gelegt. Die Flammen fanden auf Pias pergamentartiger -und durch die großen Anstrengungen gealterter Haut reichlichen Nährboden. Die Hexe verbrannte und bekam es aufgrund ihrer körperlichen Defizite gar nicht mehr mit.

Die Leichen der Zwillinge zu Hohnstein brachte man am darauffolgenden Tag an das Elbufer bei Schandau. In höchster Eile wurde eine Gruft gemauert, worin man die Schwestern beerdigte. Deren Verbündete, die Hexe Pia, hatte einen Fluch ausgesprochen und war angesichts ihrer übermenschlichen Macht offensichtlich mit dem Teufel im Bunde gewesen. Waren Anja und Andrea zu Hohnstein auch Hexen? Diese Frage konnte und sollte in naher Zukunft vorerst nicht beantwortet werden. Daher verschloss man die Grabstelle mit eiserner Kette, Schloss und geweihtem Kruzifix.

Tristan zu Frienstein wurde einige Jahre später von seinen eigenen Männern gemeuchelt. Der Sage nach hatte er ihnen Gelder veruntreut.
Graf Hinko Berka von Duba starb noch zuvor. Als der Schwarze Tod das Land überstrich, infizierte er sich mit der Pest. Kurz vorm Tode ließ er noch einmal sein Leben Revue passieren und war wahrlich nicht glücklich dabei. Was hatte er den Geschwistern zu Hohnstein nur angetan?
Es herrschte finstere Nacht. Die Beulen an seinem Körper sifften gelben Eiter, als es mit ihm zu Ende ging. Ein bläulicher Schleier umgab auf einmal den Grafen. Aus den Dünsten kristallisierten sich Gestalten heraus. Wer genau hinsah, erkannte Anja und Andrea zu Hohnstein. Sie streichelten den Grafen bis in den Tod. Die Hölle wartete bereits auf ihn…

War es ein Zufall, dass die Ereignisse der Vergangenheit 666 Jahre her waren? Wohl kaum…
3.4
Während die Weiber des Teufels im Blut des Neuankömmlings suhlten, erfreute sich Satan an seinen zuvor gesprochenen Worten.
Der Gekreuzigte war fast ausgeblutet. Kalkweiß hing Mark Westermann am Eichenholz und wünschte sich die Erlösung herbei. Doch die würde nie kommen. Immer und immer wieder sollte sich die Prozedur seiner Qualen wiederholen, denn die Hölle kannte kein Erbarmen.
Luzifer nahm seine Gespielinnen an sich und begab sich mit Keira, Angela und Nastassja in die Burg des Schreckens, am Mittelpunkt der Erde.
4.0
Die Sonne war gerade über dem Elbtal aufgegangen. Ein früher Jogger bemerkte das kleine Boot, dass da am Ufer gestrandet war. Der Läufer blickte erneut aus den Augenwinkeln zur Elbe, da der Sonnenstrahl hell in seine Richtung reflektierte. Er stutzte und änderte seinen Laufweg. Die Schritte verlangsamten sich. Der Frühaufsteher erreichte das Ufer des Stroms und blickte in das Wasserfahrzeug. Endloses Grauen nahm von ihm Besitz: Zwischen den blutverschmierten Spanten grinste ihn der Totenschädel eines menschlichen Skeletts an, welches friedlich in der atemberaubenden Naturkulisse zu schlummern schien.

Schnell war die Dresdner Mordkommission und Spurensicherung vor Ort.
Hauptkommissar Rolf Michael lief das Elbufer entlang. Die Begutachtung des Toten war wahrlich nichts für zarte Gemüter. Dabei war der blanke Knochenmann nicht das Problem. Für den Anblick des vielen frischen Bluts in dem Boot hingegen durfte man wahrlich keinen nervösen Magen haben.
Der Gerichtsmediziner Dr. Brinkmann inspizierte den Tatort. Er entnahm erste Proben der roten Flüssigkeit. Der 57-jährige Michael trat an ihn heran: „Udo, was meinst du zu dem Fund?“
Udo Brinkmann konnte noch nicht viel zum Toten sagen. „Das Blut ist gerade einmal geronnen. Hier muss definitiv vor ein paar Stunden etwas Schreckliches passiert sein. Das Skelett scheint zu der Tunke dazu zugehören. Es stammt von einer männlichen Person. Irritierend für mich ist: Wo ist der Rest von dem Toten? Keine Fleischreste, nicht das Geringste, mit dem man einen Tathergang rekonstruieren könnte. Aber das ist ja dein Job Rolf!
Wir haben hier einen Knochenmann, für den weder ein Mensch noch ein Tier als Mörder in Frage kommt. Die Gebeine sind nahezu poliert. Und doch habe ich daran scharfkantige Kratzspuren entdeckt, die von einem mächtigen Gebiss stammen könnten.“ Der penible Arzt war eigentlich ein kleines Genie, aber hier mit seinem Latein am Ende. „Weiter Informationen gibt es nach der Obduktion.“
Brinkmann machte noch Fotos. Dann verstaute er die Knochen in Plastiksäcke und ließ sie in die Dresdner Gerichtsmedizin abtransportieren.
Auf Rolf Michaels Stirn bildeten sich hingegen große Falten. Im sonst so beschaulichen Elbsandstein hatte man es gerade mit einem Vorfall zu tun, der höchst ungewöhnlich war. Wer war der Tote, wo kam er her und warum trieb er hier mausetot im Boot?
Fragen über Fragen zu einem Mord, von dem die Akteure des folgenden Kapitels zunächst nichts mitbekamen.
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