Land Des Feuers

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Gleichzeitig biss Mycoples einen anderen Drachen, und riss ihm den Schweif ab. Er schrie und stürzte ins Meer – doch im selben Augenblick wurde Mycoples von weiteren Drachen angegriffen, die ihre Zähne in ihre Beine rammten.
Gleichzeitig hielt sich Thor mit alle Kraft an dem anderen Drachen fest, wild entschlossen, die Kontrolle über ihn zu gewinnen.
Er zwang sich, ruhig zu bleiben, und sich daran zu erinnern, dass alles eine Ausgeburt seines Geistes war. Er konnte die unglaubliche Kraft dieses uralten Biests spüren, die durch seine Adern schoss. Als er seine Augen schloss, gab er den Widerstand auf, und begann, sich eins mit ihm zu fühlen.
Er spürte seinen Herzschlag, seine Gedanken. Er verschmolz mit ihm.
Thor öffnete seine Augen, und als auch der Drache seine Augen öffnete, schimmerten sie in einer anderen Farbe. Thor sah die Welt durch seine Augen. Der Drache, das feindliche Biest, war zu einem Teil von Thor geworden. Thor befahl ihm, und es folgte.
Der Drache ließ von Mycoples ab, dann brüllte er, grub seine Zähne in die Drachen, die Mycoples angegriffen hatten, und riss sie in Stücke.
Die anderen Drachen waren unvorbereitet. Sie hatten offensichtlich nicht damit gerechnet, dass einer der Ihren sie angreifen könnte. Bevor sie sich neu formieren konnten, hatte Thor bereits sechs von ihnen angegriffen, und einen Drachen nach dem anderen verstümmelt. Einer nach dem anderen stürzte ins Meer.
Doch plötzlich wurde Thor von der Seite aus angegriffen. Er hatte es nicht kommen sehen, und so gelang es dem Drachen, einen Zahn zwischen seine Rippen zu rammen.
Thor schrie auf, als er von seinem Drachen stürzte und durch die Luft taumelte. Er raste aufs Meer zu, und wusste, dass er sterben würde.
Aus dem Augenwinkel sah er, wie Mycoples unter ihn tauchte – und spürte, wie sie ihn sanft auffing. Seine alte Freundin hatte ihn gerettet.
Unter Schmerzen hielt Thor seine Rippen, und betrachtete den Schaden, den sie angerichtet hatten. Ein Dutzend Drachen trieben Tod oder schwer verletzt auf dem Meer. Sie hatten gute Arbeit geleistet, besser, als er gedacht hatte. Doch dann hörte er laute Schreie über sich, und als er aufsah, erblickte er mehrere Dutzend Drachen, die über ihnen ihre Kreise zogen. Er keuchte. Thor erkannte, dass sie sich zwar tapfer geschlagen hatten, doch ihre Chance, zu siegen war gering. Trotzdem lenkte er Mycoples furchtlos in die Höhe, bereit sich den Drachen zu stellen, die sie herausforderten.
Mycoples kreischte und beantwortete einen feurigen Angriff damit, dass sie ihrerseits Feuer spie. Und Thor nutzte wieder seine Kräfte, um vor ihnen einen Wall aus Eis heraufzubeschwören, der sie vor den Flammen schützte. Er klammerte sich an Mycoples fest, als sie auf die Gruppe trafen. Sie schlug, biss und hieb um sich, kämpfte um ihr Leben. Sie wurde verletzt, doch ließ sich davon nicht bremsen. Thor zielte mit seinem Armreif auf einen Drachen nach dem Anderen, und jedes Mal, wenn ein neuer Strahl weißen Lichts herausschoss, schickte er einen weiteren Drachen ins Meer.
Thor und Mycoples kämpften mit Wunden übersät bis an die Grenzen der Erschöpfung.
Und doch waren immer noch dutzende von Drachen übrig.
Als Thor mit seinem Armreif zielte, spürte, er wie seine Kräfte schwanden. Er war mächtig, das wusste er, doch er war noch nicht mächtig genug, um so bis zum Ende weiterkämpfen zu können. Thor blickte auf und musste hilflos mitansehen, wie riesige Krallen Mycoples Hals ergriffen. Thor klammerte sich an ihr fest, als der feindliche Drache Mycoples in den Schwanz biss, und sie herumwarf.
Gemeinsam taumelten sie durch die Luft und auf die Wellen zu.
Sie schlugen aufs Wasser auf, und tauchten ein. Um sich schlagend kamen sie wieder an die Oberfläche. Als sie auftauchten, holte Thor keuchend Luft wobei er sich immer noch an Mycoples festklammerte. Sie trieben im Wasser, und als sich Thor umblickte, sah er etwas, das er nie vergessen würde. Nicht weit von ihnen trieb Ralibar mit weit aufgerissenen Augen im Wasser. Er war tot.
Mycoples hatte ihn im gleichen Augenblick entdeckt, und als sie ihn erblickte, geschah etwas, was er noch nie gesehen hatte: Sie stieß voller Trauer einen Schrei aus, hob ihre Flügel und spreizte sie, so weit sie konnte. Ihr ganzer Körper erzitterte als sie in markerschütterndes Heulen ausbrach. Thor sah, wie sich ihre Augen veränderten – sie schillerten in verschiedenen Farben, bis sie schließlich weiß und gelb glühten.
Mycoples richtete sich auf und blickte den Drachen, die auf sie zukamen, entgegen. Thor erkannte, dass irgendetwas in ihr zerbrochen war. Sie war nicht mehr dieselbe. Ihre Trauer war zu Wut geworden, und hatte ihr eine Kraft gegeben, die alles überstieg, was Thor bisher gesehen hatte. Sie war wie besessen.
Sie schoss mit blutenden Wunden in den Himmel hinauf, und auch Thor spürte eine neue Welle der Energie in sich, einen unbändigen Drang, Rache zu nehmen. Ralibar war ein treuer Freund gewesen, der sein Leben für sie alle gegeben hatte, und Thor war wild entschlossen, es seinen Feinden zurückzuzahlen.
Als sie auf sie zuschossen, sprang Thor von Mycoples Rücken, landete auf der Nase des nächsten Drachen, und drückte ihm das Maul zu. Thor rief all seine übrige Kraft zur Hilfe, schleuderte den Drachen herum, und warf ihn mit aller Gewalt. Der Drache rammte in zwei weitere und riss sie mit sich in die Tiefe. Mycoples fuhr herum und fing Thor auf, bevor sie sich auf die übrigen Drachen stürzte. Sie beantwortete ihre Schreie, biss fester, flog schneller und wütete wilder als sie. Je mehr sie sie verletzten, desto weniger schien sie es zu bemerken. Sie war ein Wirbelwind der Zerstörung, und als sie und Thor erschöpft durchatmeten, bemerkte er, dass keine Drachen mehr übrig waren. Alle trieben tot oder schwer verletzt auf dem Meer.
Thor und Mycoples flogen alleine durch die Luft und nahmen Bestand der gefallenen Drachen unter sich auf. Beide atmeten schwer, und waren blutüberströmt. Thor wusste, dass Mycoples am Ende ihrer Kräfte angelangt war – er konnte sehen, wie das Blut bei jedem Atemzug aus ihrem Maul tropfte. Sie keuchte vor Schmerzen.
„Nein, liebe Freundin“, sagte Thor, der seine Tränen kaum zurückhalten konnte. „Du darfst nicht sterben.“
Meine Zeit ist gekommen, hörte er sie. Zumindest kann ich mit Würde sterben.
„Nein!“, beharrte Thor. ”Du darfst nicht sterben!“
Mycoples spie Blut, und das Schlagen ihrer Flügel wurde schwacher, als sie Richtung Meer hinabtauchte.
Ich habe noch Kraft für einen letzten Kampf, dachte sie. Und ich will, dass mein letzter Augenblick ruhmvoll ist.
Thor folgte ihrem Blick, und sah Romulus Flotte, die sich bis zum Horizont erstreckte.
Thor nickte ernst. Er wusste was Mycoples wollte. Sie wollte dem Tod in der Schlacht begegnen. Thor war ebenfalls schwer verwundet und hatte das Gefühl, dass auch er es nicht schaffen würde. Er war bereit, gemeinsam mit ihr in den Tod zu gehen. Doch er fragte sich, ob die Prophezeiungen seiner Mutter wahr waren. Sie hatte ihm gesagt, dass er sein Schicksal ändern konnte. Hatte er es geändert? Würde er jetzt sterben?
„Lass uns gehen, liebe Freundin“, sagte Thorgrin.
Mycoples stieß einen Schrei aus und gemeinsam flogen sie auf Romulus Flotte zu. Thor spürte den Wind und die Wolken in seinem Gesicht, und stieß seinerseits einen Schlachtschrei aus. Gemeinsam tauchten sie tief hinab, und Mycoples ließ auf ein Schiff nach dem anderen Feuer regnen.
Bald breitete sich eine Wand aus Feuer über das Meer aus, und setzte ein Schiff nach dem anderen in Brand. Zehntausende von Schiffen lagen vor ihnen, doch Mycoples hielt nicht einen Augenblick inne. Sie öffnete ihr Maul und spie ununterbrochen Feuer. Die Flammen breiteten sich aus, wie eine Wand und Thor hörte die Schreie der Männer unter sich.
Mycoples Flammen wurden schwacher, und bald stieß sie nur noch Rauchwolken aus. Thor wusste, dass seine Freundin an der Schwelle des Todes stand. Sie sank immer tiefer, zu schwach, weiter Feuer zu speien. Doch sie konnte immer noch ihren Körper als Waffe benutzen. Sie stürzte auf die Schiffe zu, wie ein Meteor, der vom Himmel fiel.
Thor wappnete sich und hielt sich mit aller Kraft fest, als sie auf die Schiffe zuraste. Der Klan von splitterndem Holz erfüllte die Luft, als sie auf ein Schiff nach dem anderen einschlug und die Flotte zerstörte. Thor klammerte sich fest, während ihm aus allen Richtungen die Holzsplitter um die Ohren flogen.
Schließlich konnte Mycoples nicht mehr. Sie trieb mitten unter der Flotte auf dem Wasser – sie hatte eine Unzahl zerstört, doch sie waren immer noch von tausenden von Schiffen umgeben. Thor lag auf ihrem Rücken und atmete schwach.
Die verbliebenen Schiffe wandten sich gegen sie. Bald war der Himmel schwarz gefärbt und Thor hörte das Zischen von Pfeilen, die im hohen Bogen durch die Luft flogen. Ohne Deckung spürte er schreckliche Schmerzen, als er von Pfeilen durchbohrt wurde. Auch Mycoples wurde getroffen, und sie begannen unterzugehen, zwei große Helden, die die Schlacht ihres Lebens geschlagen hatten. Sie hatten die Drachen und einen großen Teil der Flotte des Empire vernichtet. Sie hatten mehr Schaden angerichtet, als eine ganze Armee. Doch nun war nichts mehr übrig. Sie konnten sterben. Als Thor von einem Pfeil nach dem anderen getroffen wurde und langsam versank, wusste er, dass nichts mehr zu tun blieb, außer sich auf den Tod vorzubereiten.
KAPITEL SIEBEN
Alistair blickte nach unten und sah sich selbst auf der Brücke stehen. Als sie weiter in die Tiefe blickte, sah sie die Wellen, die sich an den Felsen brachen und hörte das Rauschen des Meeres. Ein starker Windstoß brachte sie aus dem Gleichgewicht, und als sie aufblickte, wie sie ihr Leben lang in so vielen Träumen getan hatte, sah sie das Schloss, das auf den Klippen lag und sie mit seinem goldenen Tor einlud. Davor stand eine einsame Gestalt, die ihr die Arme entgegenstreckte, also ob sie sie umarmen wollte – doch Alistair konnte ihr Gesicht nicht erkennen.
„Meine Tochter“, sagte die Frau.
Sie versuchte auf sie zuzugehen, doch ihre Beine waren wie angewurzelt. Als sie nach unten blickte, sah sie, dass sie an die Brücke gefesselt war. So sehr sie es auch versuchte, sie konnte sich nicht bewegen.
Sie streckte ihre Hände nach ihrer Mutter aus und schrie verzweifelt: „Mutter, rette mich!“
Plötzlich hatte Alistair das Gefühl, als würde die Welt an ihr vorbeirauschen, fühlte, wie sie fiel und bemerkte, wie die Brücke unter ihr nachgab. Sie stürzte in die Tiefe, die Fesseln immer noch an den Füssen.
Als sie in das eiskalte Meer eintauchte, wurde ihr ganzer Körper taub. Sie spürte, wie sie immer tiefer versank und sah, wie das Licht, das durch das Wasser in die Tiefe drang, immer schwächer wurde.
Alistair öffnete die Augen und fand sich in einer kleinen steinernen Zelle wieder, an einem Ort, der ihr fremd erschien. Vor ihr saß eine einsame Gestalt, die sie vage erkannte: Es war Erecs Vater, der sie böse ansah.
„Du hast meinen Sohn getötet“, sagte er. „Warum hast du das getan?“
„Aber ich habe ihn nicht getötet!“, protestierte sie schwach.
Er blickte böse auf sie herab.
„Dafür wirst du zum Tode verurteilt werden!“, fügte er hinzu.
„Ich habe Erec nicht umgebracht!“, protestierte sie erneut, und versuchte zu ihm zu gelangen, doch wieder fand sie sich gefesselt, unfähig, sich zu bewegen.
Hinter Erecs Vater erschienen plötzlich zwölf Wachen in schwarzer Rüstung mit feinen Visieren, und der Klang ihrer klirrenden Sporen erfüllte den Raum. Sie kamen auf sie zu, ergriffen sie, und rissen sie von der Wand weg. Doch ihre Füße steckten immer noch in den Fesseln, und sie dehnten ihren Körper immer weiter.
„Nein!“, schrie Alistair.
Alistair erwachte schweißgebadet, und sah sich um. Verwirrt versuchte sie sich zu erinnern, wo sie war. Sie war desorientiert; sie kannte die kleine, finstere Zelle, in der sie saß nicht, das alte Gemäuer, die eisernen Gitter an den Fenstern. Sie fuhr herum und wollte einen Schritt machen, als sie das Rasseln der Fesseln an ihren Knöcheln hörte und sah, dass sie an die Wand gefesselt war.
Sie versuchte, die Fesseln zu lösen, doch es gelang ihr nicht. Das kalte Eisen schnitt ihr in die Haut.
Alistair versuchte, sich zu orientieren, und erkannte, dass sie in einer teilweise unterirdischen Zelle saß, deren einzige Lichtquelle ein winziges Fenster war, das von Eisengittern versperrt wurde. Aus der Ferne hörte sie Jubel, und ging so dicht ans Fenster, wie es ihre Fesseln erlaubten. Sie lehnte sich vor, um zu sehen wo sie war, und was draußen vor sich ging.
„Die Hexenkönigin hat versucht, ihren Gemahl zu töten!“, polterte Bowyer in der Menge. „Sie kam mit einem Plan auf mich zu, Erec zu töten, und mich an seiner statt zu heiraten. Doch ihr Plan wurde vereitelt!“
Empörte Schreie erhoben sich aus der Menge, und Bowyer wartete, bis sie sich beruhigt hatte. Er hob seine Hände und sprach erneut.
„Ihr könnt beruhigt sein. Die Südlichen Inseln werden nicht unter Alistairs Herrschaft stehen, oder der Herrschaft irgendeines anderen. Ich werde euch regieren! Nun, wo Erec im Sterben liebt, werde ich, Bowyer euch schützen, ich, der nach Erec als Bester im Tournier abgeschnitten habe!“
Die Menge brüllte zustimmend und begann zu singen:
„König Bowyer, König Bowyer!“
Schockiert betrachtete Alistair die Szene. Alles war so schnell geschehen, dass sie es kaum verarbeiten konnte. Dieses Monster! Der bloße Anblick Bowyers erfüllte sie mit Wut. Der Mann, der versucht hatte, ihren Geliebten zu töten, stand hier, direkt vor ihren Augen und behauptete, unschuldig zu sein, und auch noch ihr die Schuld zu geben. Doch viel schlimmer war, dass er womöglich zum König ernannt wurde. Gab es denn gar keine Gerechtigkeit?
Doch was draußen vor sich ging, machte ihr viel weniger aus, als der Gedanke an Erec, der im Krankenbett lag und immer noch auf ihre heilenden Kräfte wartete. Sie wusste, dass er sterben musste, wenn sie ihm nicht bald zur Hilfe kam. Es war ihr egal, dass sie den Rest ihres Lebens in einem Kerker verbringen sollte, für ein Verbrechen, das sie nicht begangen hatte – alles was sie wollte, war Erec zu heilen.
Plötzlich wurde die Tür zu ihrer Zelle aufgeschlagen, und als Alistair herumfuhr, sah sie eine große Gruppe von Leuten eintreten. In ihrer Mitte war Dauphine, flankiert von Erecs Bruder Strom und seiner Mutter. Hinter ihnen waren mehrere königliche Wachen.
Alistair stand auf, um sie zu begrüßen, doch die Fesseln schnitten in ihre Haut und schickten einen stechenden Schmerz durch ihre Beine.
„Geht es Erec gut?“, fragte sie verzweifelt. „Bitte sagt es mir. Lebt er noch?“
„Wie kannst du dich wagen, zu fragen, ob er noch am Leben ist“, schnappte Dauphine.
Alistair wandte sich Erecs Mutter zu. Wenigstens von ihr erhoffte sie sich Erbarmen.
„Bitte, sagt mir nur, ob er noch am Leben ist“, bettelte sie, wobei ihr fast das Herz brach.
Seine Mutter nickte ernst, und sah sie enttäuscht an.
„Er lebt“, sagte sie leise. „Doch er ist schwer verletzt.“
„Bitte bringt mich zu ihm“, bat Alistair. „Bitte. Ich kann ihn heilen!“
”Dich zu ihm bringen?“, echote Dauphine. „Diese Frechheit! Ich werde dich auf keinen Fall in die Nähe meines Bruders lassen – du gehst nirgendwo hin. Wir sind gekommen, um dich ein letztes Mal vor der Hinrichtung zu sehen.“
Alistair erschrak.
„Hinrichtung?“, fragte sie. „Gibt es denn keine Richter und keine Jury auf dieser Insel? Keine Gerechtigkeit?“
„Gerechtigkeit?“, keifte Dauphine und trat mit rotem Gesicht auf Alistair zu. „Du wagst es, Gerechtigkeit zu fordern? Wir haben dich mit dem blutigen Schwert in der Hand gefunden während unser sterbender Bruder in deinen Armen lag, und du wagst es, von Gerechtigkeit zu sprechen? Der Gerechtigkeit wir Genüge getan!“
„Aber ich sage dir doch, dass ich ihn nicht getötet habe!“, bettelte Alistair.
„Das ist wahr“, sagte Dauphine, mit vor Sarkasmus triefender Stimme. „ein geheimnisvoller, magischer Mann ist in den Raum eingedrungen und hat ihn getötet, und ist dann spurlos verschwunden, nachdem er dir die Waffe in die Hand gelegt hat!“
„Es war kein geheimnisvoller Mann!“, beharrte Alistair. „Es war Bowyer. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Er hat Erec ermordet!“
Dauphine verzog das Gesicht.
„Bowyer hat uns die Schriftrolle gezeigt, die du ihm geschickt hast. Du hast ihn gebeten, Erec zu töten, und angeboten, stattdessen ihn zu heiraten. Du bist krank! War es nicht genug, dass du meinen Bruder und die Krone bekommen solltest?“
Dauphine drückte Alistair die Schriftrolle in die Hand, und Alistair zitterte, als sie las.
Wenn Erec erst einmal tot ist, können wir auf ewig zusammen sein.
„Aber das ist nicht meine Handschrift!“, protestierte Alistair. „Der Brief ist gefälscht!“
„Oh natürlich ist er das“, zischte Dauphine. „Ich bin mir sicher, dass du auch dafür eine passende Erklärung parat hast!“
„Ich habe diesen Brief nicht geschrieben!“, beharrte Alistair. „Kannst du dich nicht selbst hören? Es ergibt keinen Sinn? Warum sollte ich Erec töten wollen? Ich liebe ihn von ganzem Herzen! Wir wollten heiraten.“
„Und ich danke dem Himmel, dass das nicht geschehen ist!“, keifte Dauphine.
„Ihr müsst mir glauben!“, bettelte Dauphine Erecs Mutter an. „Bowyer hat versucht, Erec zu töten. Er will die Krone. Mir ist es egal, ob ich Königin werde oder nicht. Es hat mir nie etwas bedeutet.“
„Mach dir keine Sorgen“, sagte Dauphine. „Das wirst du auch nicht werden. Genauso wenig, wie du den neuen Mond erleben wirst. Wir hier auf den Südlichen Inseln sorgen schnell für Gerechtigkeit. Morgen wirst du hingerichtet werden.“
Alistair schüttelte den Kopf als sie erkannte, dass alle Argumente auf taube Ohren stießen. Sie seufzte schweren Herzens.
„Bist du deshalb hierhergekommen?“, fragte sie schwach. „Um mir das zu sagen?“
Dauphine sah sie böse an, und Alistair konnte den Hass in ihrem Blick spüren.
„Nein“, antwortete Dauphine schließlich nach einer langen, bleiernen Stille. „Ich bin gekommen, um dir dein Urteil zu verkünden, und dich ein letztes Mal anzusehen, bevor ich dich zur Hölle schicke. Du wirst leiden, so wie du unseren Bruder hast leiden lassen!“
Plötzlich wurde Dauphine rot, sprang vor und kralle Alistairs Haare. Es geschah so schnell, dass Alistair keine Zeit hatte, zu reagieren. Mit einem markerschütternden Schrei zerkratzte Dauphine ihr Gesicht. Alistair hob die Hände, um sich zu schützen, als die anderen Dauphine festhielten.
„Lasst mich los!“, kreischte sie. „Ich will sie töten! Sofort!“
„Morgen wird der Gerechtigkeit Genüge getan.“, sagte Strom.
„Bringt sie hier weg“, befahl Erecs Mutter.
Einige Wachen traten vor und zerrten Dauphine aus der Zelle, wobei sie protestierend um sich trat. Strom begleitete sie, und bald waren nur noch Alistair und Erecs Mutter im Raum. Sie blieb an der Tür stehen und drehte sich langsam um. Alistair musterte ihr Gesicht auf der Suche nach einer Spur von Warmherzigkeit oder Barmherzigkeit.
„Bitte, Ihr müsst mir glauben“, sagte Alistair mit gebrochener Stimme. „Es ist mir egal was die anderen Denken. Doch Ihr seid mir wichtig. Ihr seid vom ersten Augenblick an so nett zu mir gewesen. Ihr wisst, wie sehr ich Euren Sohn leibe. Ihr wisst, dass ich ihm niemals etwas Derartiges antun könnte.“
Erecs Mutter studierte sie, und als ihr Tränen in die Augen stiegen, schien sie zu schwanken.
„Aus diesem Grund seid Ihr nicht mit den anderen gegangen, nicht wahr?“, drängte Alistair. „Darum seid Ihr hier geblieben. Weil Ihr mir glaubt. Weil ihr wisst, dass ich Recht habe.“
Nach einer langen Stille nickte Erecs Mutter schließlich.
Als ob sie eine Entscheidung getroffen hatte, kam sie einige Schritte auf sie zu. Alistair konnte sehen, dass Erecs Mutter ihr wirklich glaubte und war glücklich.
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