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»Ich hab Schulden. Meine Firma, Balduin Gewürze, läuft net mehr so gut wie früher. Wir hab’n schon lange Marktanteile an die billige Konkurrenz im Ausland verlor’n. Die Produktion in Österreich ist teuer, hochqualitative Rohstoffe sind teuer. Die Leute woll’n zwar Qualität, aber sie woll’n nix dafür bezahlen. Um net Insolvenz anmelden zu müssen, haben Viktor Hallsteiner und ich einen Deal abgeschlossen. Ich bekomm von ihm fünf Millionen Euro, und meine Tochter heiratet dafür seinen nichtsnutzigen Sohn«, erzählte der Vater ohne jegliche Gefühlsregung. Wahrscheinlich wirkte das Beruhigungsmittel schon, oder er war ein Mensch, der prinzipiell nicht offen zeigte, wie es ihm ging. Denn dass der Tod der eigenen Tochter keine Emotionen hervorrief, konnten sich weder Mirscher noch Kolanski vorstellen.
»Wow!«, stieß Mirscher aus. »Kein Wunder, dass sie Sie angeschrien hat.«
»Wieso nichtsnutzigen Sohn? Wie kommen Sie dazu, ihn so zu nennen? Und wieso haben Sie trotzdem Ihre Tochter mit ihm verheiratet? Erklären Sie mir das«, verlangte Kolanski.
»Sein eigener Vater nennt ihn so. Anscheinend taugt er net zur Arbeit, zumindest zu keiner, wie sie vonnöten wäre, um ein Unternehmen zu führen«, sagte Balduin. »Da ist Härte ang’sagt, dafür braucht man Disziplin und Fleiß und keinen verzogenen reichen Bengel, dem sein Leben lang alles in den Arsch g’schoben worden ist.«
Kolanski musste sich zusammenreißen, um Ruhe zu bewahren. Die Worte des Vaters wühlten ihn auf. Er sah Mirscher an, dass es ihm genauso erging.
»Aber wieso hat Marion Sie erst gestern deswegen angeschrien? Dass Sie Ihre Tochter mit Fabian verheiraten wollten, wissen die beiden sicher schon länger. Ihre Tochter müsste sich demnach bereits viel früher über diesen Deal empört haben, oder irre ich mich da?« Kolanski ließ nicht locker. Entweder tischte ihnen der Mann gerade das allergrößte Märchen auf, das im Mühlviertel je erzählt worden war, um etwas anderes zu vertuschen, oder seine Aussage entsprach tatsächlich der Wahrheit. So eine verrückte Geschichte konnte man sich unmöglich in so kurzer Zeit einfallen lassen.
»Sie hab’n recht«, pflichtete Gustav Balduin Kolanski bei. »Das hat sie auch getan. Aber gestern hat sie mir g’sagt, dass sie mich in nächster Zeit nicht sehen will und über so einiges nachdenken müsse.«
»Sie haben Ihre Tochter verkauft«, fasste Kolanski zusammen. »Wer kann ihr da verdenken, dass sie Sie nicht sehen wollte?«
»Ja, ich hab sie verkauft.« Balduin starrte mit versteinerter Miene aus dem gegenüberliegenden Fenster.
»Haben sich Ihre Tochter und der junge Hallsteiner vorher überhaupt gekannt? Oder von was reden wir hier?«
»Gekannt ist zu viel g’sagt. Die Hallsteiners wohnen ja in Gutau. Marion und Fabian sind sich ein paarmal begegnet, also waren sie sich net gänzlich fremd.«
»Und?«
»Was und?« Der Blick von Balduin richtete sich auf den Gruppeninspektor.
»Haben sich die beiden zumindest gemocht? Sympathisch gefunden oder dergleichen?«, half er dem Vater auf die Sprünge.
»Ich … ich weiß es net«, gab dieser zu.
»Und es war dir auch egal!«, zischte Anna Balduin. Sie stand plötzlich in der Tür und sah ihren Mann an. Ihr Gesichtsausdruck verriet Abscheu und Wut.
»Es war mir net egal …«
»Lügner!«, schrie sie.
»Aber …«
»Sei still!«
Erst jetzt bemerkten die Ermittler das lange Küchenmesser in Anna Balduins Hand.
»Es ist deine Schuld, dass Marion tot ist!«, rief sie und stürzte sich auf ihren Mann.
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