- -
- 100%
- +

Impressum
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Nora Reim
Taping. Kompakt-Ratgeber
Wie Sie Schmerzen einfach wegkleben und wieder beweglicher werden
E-Book (Epub): ISBN 978-3-86374-363-5
(Druckausgabe: ISBN 978-3-86374-361-1, 1. Auflage 2017)
Mankau Verlag GmbH
Postfach 13 22, D-82413 Murnau a. Staffelsee
Im Netz: www.mankau-verlag.de
Internetforum: www.mankau-verlag.de/forum
Redaktion: Redaktionsbüro Diana Napolitano, Augsburg
Endkorrektorat: Susanne Langer M. A., Germering
Cover/Umschlag: Andrea Barth, Guter Punkt GmbH & Co. KG, München
Layout: X-Design, München
Satz und Gestaltung: Lydia Kühn, Aix-en-Provence, Frankreich
Energ. Beratung: Gerhard Albustin, Raum & Form, Winhöring
Bildnachweis:
© Ralf Graner: 7–11, 20, 21, 25, 26, 31, 44, 56, 59, 60, 62, 65–67, 69–71, 73–77, 81–83, 91–94, 99, 100, 105, 107, 110, 112, 114–117, 123
© Sascha Klahn/DHB: 4; © Eberhard Wormer: 5, 103
© DTU/Jo Kleindl: 15; © Jan Ruff: 39; © Lisa Berger: 40
© Nora Reim: 42, 95; © Heiko Potthoff/ 24 passion: 63
© Can Stock Photo Michael Jay Berlin: 18; ocusfocus: 49; bluering: 52; Arlatis: 54; Peter Hermes Furian: 97; yurchello108: 111
© Fotolia zinkevych: 17; GSphoto: 32; Sebastian Kaulitzki: 45; CLIPAREA.com: 80
Hinweis für die Leser:
Die Autorin hat bei der Erstellung dieses Buches Informationen und Ratschläge mit Sorgfalt recherchiert und geprüft, dennoch erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Verlag und Autorin können keinerlei Haftung für etwaige Schäden oder Nachteile übernehmen, die sich aus der praktischen Umsetzung der in diesem Buch vorgestellten Maßnahmen ergeben. Bitte respektieren Sie die Grenzen der Selbstbehandlung und suchen Sie bei Erkrankungen einen erfahrenen Arzt oder Heilpraktiker auf.
eBook-Herstellung und Auslieferung:
Brockhaus Commission, Kornwestheim
www.brocom.de
Vorwort
Liebe Leserin, lieber Leser,
in meinem Beruf läuft es rund: Als Physiotherapeut mit Praxen in Reutlingen und Mössingen betreue ich nicht nur den Fußball-Oberligisten SSV Reutlingen, sondern seit den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona auch die deutsche Handball-Nationalmannschaft. Wenn ein Spieler fällt und medizinische Hilfe braucht, bin ich zusammen mit dem jeweiligen Mannschaftsarzt zur Stelle. Der Ballsport und seine typischen Verletzungen sind mir bestens vertraut: Sie reichen von Muskelfaserrissen in Wade und Oberschenkel über Traumata im Sprunggelenk bis zu Leistenbrüchen der Kicker. Handballer wie der deutsche Kapitän Uwe Gensheimer klagen dagegen häufig über ein steifes Schultergelenk, einen verspannten Nacken sowie Schmerzen im Arm.
Seit 1990 behandle ich die Spieler nicht nur mit Eis Spray, Kompressen und Massagen, sondern auch mit Tapes. Die farbigen Klebebänder habe ich bei einer Fortbildung für Physiotherapeuten im Jahr 2003 entdeckt und als Hilfsmittel im Spitzensport für gut befunden. Taping ersetzt für mich nicht die physikalische Therapie eines Physiotherapeuten, sondern ist allenfalls eine Ergänzung zu Krankengymnastik und Co.
Ich bin fest davon überzeugt, dass die Technik des Tapens jeder, also auch der medizinische Laie, lernen kann. Dazu bedarf es keiner Vorkenntnisse, sondern lediglich etwas Übung im Anlegen des Klebebands. So wie ein Handballer zigmal die Abfolge des sogenannten Kempa-Tricks trainiert, damit der spezielle Wurf im Spiel sitzt, so können auch Sie, liebe Leser, Ihre Klebetechnik verfeinern und letztendlich ein Profi-Taper werden.
Als praktische Anleitung lege ich Ihnen diesen Ratgeber der Autorin Nora Reim ans Herz. Mit dem vorliegenden Handbuch lernen Sie Schritt für Schritt in Wort und Bild, wie Sie sich im Fall von körperlichen Beschwerden schnell und einfach selbst helfen können. Also, tun Sie sich selbst und Ihren Mitmenschen etwas Gutes – ohne großen Kosten- und Zeitaufwand! Ihr Körper wird es Ihnen danken.

Mit sportlichen Grüßen,
Ihr Peter Gräschus
Physiotherapeut der Handball-Nationalmannschaft Olympia-Bronzemedaillengewinner 2016, Weltmeister 2007, Europameister 2016
Einleitung
Erinnern Sie sich noch an die Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika? Im Spiel gegen Serbien sah man den deutschen Mittelfeldakteur Bastian Schweinsteiger mit einem Klebeband im Nacken über den Rasen rennen. Das Knie seines damaligen Mitspielers Lukas Podolski zierte ebenfalls ein großes Pflaster. Unvergessen der Auftritt des italienischen Stürmer-Stars Mario Balotelli bei der Europameisterschaft zwei Jahre später: Nach seinem Treffer riss sich der dunkelhäutige Torjäger das Trikot vom Leib und präsentierte der Welt seinen durchtrainierten Oberkörper: Auf dem Rücken waren drei hellblaue Streifen zu sehen.
Was hat es mit den trendigen »Tattoos« auf den Körpern zahlreicher Sportler auf sich?

Tapes helfen nicht nur bei körperlichen Beschwerden, sondern sind auch sportliche Lifestyle-Produkte.
Die farbigen Klebebänder, in der Fachsprache Tapes genannt, stammen aus dem medizinischen Bereich: Physiotherapeuten haben damit zahlreiche Leistungssportler so behandelt, dass sie trotz Beschwerden weiter trainieren konnten. Inzwischen tragen immer mehr Menschen die beweglichen Baumwollpflaster auf der Haut – egal ob im Schwimmbad oder im Büro. Sie werden im Alltag von ihren Mitmenschen so lange belächelt, bis diese die wohltuende Wirkung eines Tapes am eigenen Körper erfahren.
Probieren geht bekanntlich über studieren: Im Selbsttest klebte ich mir eines Morgens vor dem Spiegel ein blaues Band an den hinteren Hals, um meine nächtlichen Nackenbeschwerden zu lindern – mit erstaunlichem Erfolg. Bereits kurze Zeit später ließ der Schmerz nach, der steife Nacken wurde wieder beweglich, und ich konnte beschwerdefrei meiner Schreibarbeit im Büro nachgehen.
Da einmal wie keinmal ist, probierte ich die Wirkung der beweglichen Baumwollpflaster zusätzlich an meiner Großmutter aus. Die 87 Jahre alte Witwe klagte über chronische Schulterschmerzen mit der Folge, dass sie ihren rechten Arm kaum heben konnte. Ich bot ihr an, die Beweglichkeit des Schultergelenks mit zwei schwarzen Streifen zu verbessern. »Oma« willigte ein, einen Taping-Versuch zu starten – schließlich habe sie in ihrem hohen Alter nichts mehr zu verlieren. Gesagt, getan: Ich beklebte meine Großmutter am Rücken, indem ich ihr zwei Bänder parallel auf Höhe des rechten Schulterblatts anlegte. Wenig später rief Oma freudig: »Ich glaube, es wird besser.«
Seitdem haben mich die Klebebänder nicht mehr losgelassen: Motiviert durch erste Taping-Erfolge im Kreis meiner Familie begann ich, die Geschichte der farbigen Streifen zu recherchieren, Fachbücher zu studieren und mich in die wundersame Welt der einfachen Selbsthilfe – frei von chemischen Nebenwirkungen – einzulesen. Herausgekommen ist der vorliegende Ratgeber, der Sie mit zahlreichen Taping-Fotos als praktische Anleitung dazu ermutigen soll, bei Beschwerden selbst Hand anzulegen. Frei nach dem Motto: Quälen Sie sich nicht länger durch den Schmerz – kleben Sie ihn einfach weg!
Bunt und beweglich: Die Auswahl an Taping-Rollen ist groß.

Inhalt
Vorwort
Einleitung
Grundlagen
Geschichte
Begriff
Wirksamkeit
Kosten
Kurse
Material
Eigenschaften
Funktionen
Methoden
Rigides Taping
Kinesio-Taping
Myofasziales Taping
Exkurs: Faszinierende Faszien – Bindegewebe für jedermann
Körperweites Netzwerk von Fasern
Faszien und Muskeln im Doppelpack
Übungen für mehr Beweglichkeit im Alltag
Faszien-Training: Die fünf größten Irrtümer
Wie wirkt Taping?
Schmerzlinderung
Verletzungsprophylaxe
Schwellungsreduktion
Reflektorische Wirkung
Wie funktioniert Taping?
Komfort
Tragedauer
Haltbarkeit
Entfernung
Farben
Welche Tape-Formen gibt es?
I-Form
Y-Form
Wie lege ich Tapes richtig an?
Mit Zug
Ohne Zug
Hands on: Tapes zum Selberkleben
Schritt für Schritt anlegen
1. Abmessen
2. Abschneiden
3. Abrunden
4. Anlegen
Basis-Tapes für die häufigsten Beschwerden
Rücken und Nacken
Lendenwirbelsäule
Halswirbelsäule
Schultern mit Armen
Schulter
Arme
Hände
Beine mit Füßen
Füße
Knie
Spezial-Tapes mit Gitterpflastern
Narben
Gesicht
Anhang
Beschwerderegister
Taping-Schablonen
Danksagung
Infoservice
Literatur
Internetadressen
Register

Grundlagen
Woher kommen die beweglichen Baumwollpflaster, und wer hat sie entwickelt? Was hat es mit dem Begriff des englischen »Tape« auf sich, und wie wirkt die Klebetechnik auf dem Körper? Antworten auf diese Fragen finden Sie im folgenden Kapitel.
Geschichte
Die Geschichte des Tapings ist so vielfältig wie die Farbauswahl der Klebebänder. Geklebt wurde schon vor Tausenden von Jahren, allerdings nicht mit den atmungsaktiven und hautverträglichen Streifen von heute. Vielmehr versorgten die Griechen und Ägypter ihre Verletzten mit einfachen Verbandsmaterialien. Dabei handelte es sich um Stoffstreifen, die in Harz getränkt wurden. Dadurch klebten die Streifen auf der Haut bombenfest. Sobald das Harz trocknete, wurde das Material zäh wie Honig. Wie Sie sich vorstellen können, war das Ablösen eines solchen Verbands eine äußerst schmerzhafte Angelegenheit.
Was den Griechen und Ägyptern seinerzeit fehlte, war der passende Klebstoff: Er sollte einerseits zusammenhalten, was zusammengehört, andererseits musste er so leicht ablösbar sein, dass er auf der Haut keine Spuren hinterließ. Diese Ansprüche stellten eine große Herausforderung für die damaligen Forscher dar.
Im Jahr 1882 gelang einem von ihnen der Durchbruch: Der Apotheker Paul Carl Beiersdorf (1836–1896) entwickelte das sogenannte Guttapercha-Pflaster – ein Meilenstein in der medizinischen Forschung! Aus dieser Mixtur werden inzwischen sämtliche Heftpflaster weltweit hergestellt. Als Klebstoff dient der Milchsaft des malaiischen Guttapercha-Baums (malaiisch, getah = Gummi, percha = Baum). Wird dieser Saft getrocknet, erhält er eine Konsistenz vergleichbar mit Kautschuk. In Verbindung mit einer Mullbinde entsteht daraus eine Substanz, die den Anforderungen eines passenden Klebstoffs gerecht wird: die Guttaplaste.
Dieses Material ersetzte fortan die Verbände mit warmem Pflastermull, der mit Salben bestrichen war. Statt Harz, das zu Hautirritationen führte, hielt Guttaplaste Pflaster künftig an Ort und Stelle. Beiersdorf war so stolz auf seine Entdeckung, dass er sich das Guttapercha Pflaster – das spätere Leukoplast – patentieren ließ und noch im selben Jahr das nach ihm benannte Unternehmen Beiersdorf mit Sitz in Hamburg gründete.
Der New Yorker Chirurg Virgil Pendleton Gibney (1847–1927) erkannte die Bedeutung dieser Erfindung für eine funktionelle Klebetechnik und entwickelte daraus den Gibney-Verband.
Bis dieser die Sport-Welt in Deutschland eroberte, brauchte es jedoch seine Zeit. In den 60er-Jahren kamen mit den US-amerikanischen Truppen die Pflaster ins Land. Wie man die Streifen zur Stabilisierung von Gelenken anlegt, das schaute sich der deutsche Physiotherapeut Hermann Lohfink bei der Football-Nationalmannschaft der USA ab. Sein Kollege, der Taping-Experte Hans-Jürgen Montag, fasste seine Begeisterung für die Bänder damals wie folgt in Worte: »Kein anderer Verband bietet bei sportlichen Aktivitäten eine derart hohe Stabilität und damit einen so sicheren Verletzungsschutz wie der Tape-Verband.«
INFO
KURZDISTANZ-TRIATHLETINANJA KNAPP WURDE IM JAHR 2006 »ZUGEKLEBT«
»Das erste Mal von Kinesio-Taping gehört habe ich bei der Triathlon-Europameisterschaft in Frankreich im Jahr 2006. Der damalige Physiotherapeut der Deutschen Triathlon Union (DTU) hat die Tapes anschließend nach Deutschland gebracht. Da zu diesem Zeitpunkt nur eine begrenzte Anzahl von Fachleuten davon wusste, wurden wir Athleten als »zugeklebt« abgestempelt. Das erste Tape wurde zur Entlastung an meinem unteren Rücken angelegt. Seitdem will ich auf die bunten Pflaster nicht mehr verzichten. Denn ich habe das Gefühl, dass mir die Tapes helfen, wieder schneller fit zu werden und Schmerzen zu lindern. Besonders geholfen haben mir die Bänder als Narben-Behandlung nach einem schweren Radsturz.
Mittlerweile bin ich sogar in der Lage, ein paar Tapes selbst anzulegen. Wie das geht, hat mir ein Physiotherapeut beigebracht. Am Anfang war es nicht ohne, dennoch denke ich, dass man die Klebetechnik mit der Zeit und unter Anleitung lernen kann. Es sieht zwar einfach aus, aber es steckt mehr dahinter, als nur auf die Haut zu kleben – und fertig.
Für mich persönlich finde ich pinkfarbene und blaue Klebebänder als hilfreich. Größe und Stelle sind bei mir relativ flexibel – dort, wo es zwickt und zwackt, wird behandelt. Allerdings wird nicht wöchentlich oder gar täglich geklebt, sondern gut durchdacht, damit die Reize vom Körper verarbeitet werden können. Derzeit trage ich Tapes an den Beinen, um die Beinachse zu korrigieren. Das Klebeband ist dabei so angelegt, dass meine Muskulatur und die Faszien merken, in welche Richtung sie arbeiten müssen.«
INFO
Anja Knapp, hier auf der Zielgeraden beim Kurzdistanz-Rennen in Stockholm, hat kaum eine Stelle am Körper, die noch nicht mit einem Tape beklebt wurde.

Begriff
Die Bezeichnung »Tape« für die Klebebänder hat sich hierzulande inzwischen eingebürgert. Die deutsche Übersetzung für das englische Wort »Tape« bedeutet »Band, Streifen«. Unter Taping versteht man den entsprechenden Vorgang, also das Anlegen des Tapes auf der Haut. Taping gilt als eine Form der Manualtherapie, die bevorzugt von Physiotherapeuten angewandt wird. Dabei arbeitet der Therapeut mit seinen Händen. Mittlerweile gibt es verschiedene Methoden des Tapings:
Aku-Taping
→ an den Meridianen und Akupunktur-Punkten
Faszien-Taping
→ an den Leitbahnen des Bindegewebes
Dolo-Taping
→ an den Schmerz- und Trigger-Punkten
Alle gehen auf die ursprüngliche im Jahr 1973 von Dr. Kenzo Kase begründete Taping-Methode zurück und nutzen das Prinzip der Kinesiologie (griech. kinese = Bewegung). Im Gegensatz zum rigiden Taping mit starren Verbänden werden beim Kinesio-Taping elastische Streifen eingesetzt. Sie ermöglichen ihrem Träger maximale Bewegungsfreiheit (Free Range of Motion), ohne die Haut zu belasten. Zahlreiche Leistungssportler schwören auf die wohltuende Wirkung eines Tapes.
Wirksamkeit
Der gesundheitliche Nutzen des Klebebands ist umstritten. Das liegt daran, dass es bisher keine wissenschaftliche Studie gibt, die die Wirksamkeit eines Tapes bei seinem Träger bestätigt. Vielmehr stellten die meisten Forscher bei ihren Untersuchungen kaum messbare oder lediglich vorübergehende Wirkungen fest, die man als Placebo-Effekt betrachten muss. Aus diesem Grund wird die Taping-Methode von den gesetzlichen Krankenkassen medizinisch nicht anerkannt, und die Kosten werden für eine professionelle Behandlung nicht erstattet. Vielmehr gilt das Anlegen eines farbigen Streifens als individuelle Gesundheitsleistung (IGeL), die vom Patienten aus eigener Tasche bezahlt werden muss. Einig sind sich die Experten darin: Taping ist kein Ersatz für eine ärztlich verordnete Behandlung wie etwa eine Physiotherapie, sondern allenfalls eine Ergänzung!
Taping ersetzt keine Physiotherapie, sondern ergänzt sie.

Kosten
Die Kosten sind mangels einheitlicher Gebührenordnung von Therapeut zu Therapeut unterschiedlich. In der Regel belaufen sie sich auf rund 11 Euro für ein Tape mittlerer Größe. Hinzu kommt der Arbeits- und Zeitaufwand des Therapeuten, der mit durchschnittlich 15 Euro zu Buche schlägt. Für etwa zehn Minuten Befunderhebung inklusive Taping zahlen Sie beim Physiotherapeuten also satte 26 Euro! Dieses Geld können Sie sich getrost sparen, indem Sie künftig selbst Hand anlegen. Dazu bedarf es weder einer medizinischen Vorbildung noch einer ausgefeilten Klebetechnik. Sie brauchen lediglich eine Taping-Rolle vom Discounter (im Zweierpack für rund 5 Euro inklusive bebildertem Beipackzettel), zwei Hände und ein bisschen Übung. Sie werden sehen: Je öfter Sie sich selbst tapen, desto besser wird Ihre Technik.
Selbst kleben spart bares Geld.

INFO
»KEIN HEXENWERK« FÜR LANGDISTANZ-TRIATHLETMICHAEL GÖHNER
»Beim Training am Olympiastützpunkt Stuttgart kam ich als Spitzen-Triathlet schon früh mit den Klebebändern in Berührung. Von der Therapie des Kinesio-Tapings erfahren habe ich jedoch erst später durch meinen Schwimmtrainer Steffen Amann. Das erste kinesiologische Tape – ein blaues Band – hat mir mein behandelnder Arzt Dr. Norbert Dehoust vor etwa drei Jahren am Sprunggelenk angelegt.
Ich trage die Streifen am Körper, weil ich von ihrer Wirkung überzeugt bin:
An den Fersen helfen sie mir, in den Laufschuhen mechanische Reibungen zu vermeiden. An der Wade und am Rücken geben sie mir ein gutes Gefühl im Training, lösen Verspannungen und fördern somit die Regeneration.
Inzwischen lege ich bei Beschwerden selbst Hand an. Denn die Klebetechnik ist kein Hexenwerk – jeder kann sie lernen! Am Rücken benötigt man vielleicht etwas Hilfe, ansonsten kann man sich mit etwas Übung selbst bekleben.
Mein persönliches Lieblings-Tape ist ein blauer Streifen an der Ferse, an der ich lange Zeit Schmerzen beim Laufen hatte. Schwarze Bänder wirken dagegen bei mir komischerweise nicht. So hat eben jeder seine Lieblingsfarbe, der dann auch eine verstärkte Bedeutung auf der Haut zukommt.«
Kurse
Die wenigsten Physiotherapeuten lernen das Anlegen der Bänder in der Ausbildung, sondern besuchen irgendwann ein Taping-Seminar am Wochenende, um sich beruflich fortzubilden. Diese Wochenendkurse werden in der Regel von kommerziellen Anbietern zu Wucherpreisen durchgeführt. Letztendlich wird in derartigen Seminaren nichts anderes vermittelt als eine »Anleitung zum Taping« in Form eines Skripts, das sich der Therapeut mit der Teilnahmegebühr »erkauft«. Eine solche Gebrauchsanweisung haben Sie mit dem vorliegenden Ratgeber erworben – und das zu einem weitaus günstigeren Preis! Nur anwenden müssen Sie das auf diesen Seiten vermittelte Wissen noch selbst.
Also trauen Sie sich, die Klebetechnik am eigenen Körper selbst auszuprobieren. Wir geben Ihnen sprichwörtlich unsere Hand darauf: Sie können dabei absolut nichts falsch machen – im Gegenteil: Ihre Beschwerden können nur besser werden!

Material
Tapes besitzen verschiedene Eigenschaften und Funktionen. Sie reichen von atmungsaktiv über elastisch bis zu hautverträglich. Dementsprechend sind die Bänder dehnbar, schweißresistent und wasserfest.
Eigenschaften
Das Trägermaterial eines Tapes besteht größtenteils aus Baumwolle. Dieses reißfeste Material ist nicht zuletzt der Hautverträglichkeit geschuldet: Wie ein kuscheliger Baumwoll-Pullover schmiegt sich das Band an die menschliche Haut. Damit es zusätzlich nachgibt und jede Bewegung seines Trägers mitmacht, ist das Baumwollpflaster mit einem Anteil von drei bis vier Prozent mit Elastan-Fäden durchzogen. Die Elastizität, also die widerstandsfähige Festig- oder Steifigkeit, eines Klebebands beträgt durchschnittlich 40 bis 75 Prozent in Längsrichtung, abhängig vom Anteil der Beimischung. Manche Streifen sind sowohl längs- als auch schrägelastisch. Die Dehnbarkeit in alle Richtungen hat sich besonders beim Taping von Blutergüssen (Hämatomen) bewährt.

Das Gewebe eines Kinesio-Tapes ist elastisch.
Eine Trägerfolie aus beschichtetem Papier hält das Tape – wie ein Heftpflaster – frei von Schmutz und Verunreinigungen. Wird diese Folie vor dem Anlegen abgezogen, kommt an der Tape-Unterseite der Polyacrylatkleber zum Vorschein. Dieser allergenfreie Klebstoff soll das Band an Ort und Stelle halten. Er ist thermoaktiv, wird also durch Körperwärme sowie Anreiben des Tapes auf der Haut freigesetzt. Der Kleber ist in Wellenform aufgetragen, damit er mit minimaler Klebemenge die maximale Haftkraft auf der Haut erreicht. Zu viel Klebstoff würde die Luftzufuhr und die Feuchtigkeitsabfuhr unter dem Band einschränken sowie die Haut mangels Atmungsaktivität schädigen. Bei starker Haftkraft würden ferner Klebereste nach dem Abziehen zurückbleiben. Begnügt man sich mit weniger Klebstoff, würde sich das Tape mangels Haftbarkeit nach kürzester Zeit ablösen.
Funktionen
Die besonderen Eigenschaften eines Tapes ermöglichen seine Funktion: Das Klebeband ist wegen der Elastan-Fäden atmungsaktiv. Außerdem gilt der sensitive Acrylatkleber als sehr hautverträglich. Ferner ist es dehnbar sowie wasserfest: Duschen, Schwimmen und Schwitzen machen ihm nichts aus. Ein Tape sollte so lange getragen werden, wie es der Körper braucht. Andernfalls rollt es sich an den abgerundeten Ecken langsam ab und gibt seinem Träger somit das Zeichen zum Entfernen unter warmem Wasser. Im Gegensatz zum Heftpflaster sollte das Band behutsam abgezogen statt ruckartig abgerissen werden.