Lesbische Liebe | Erotische Geschichten

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»Warum tust du das?«, meinte sie, »ist doch nur nervig. Mach es doch einfach nachher, lass uns ein paar Schritte durch den Park gehen und den Tag begrüßen.«
Diese Frau hatte den Blick für das Wesentliche. Bei mir musste immer alles geordnet sein, sie war ein Genussmensch und wollte erst einmal spazieren gehen. Ich schloss mich ihrer Auffassung an und holte unsere Mäntel.
Mara war bereits in ihrer Mitte angekommen – ich musste erst noch lernen, dass ich existierte und dass man mich wahrnahm.
Die Grünfläche lag gut einen halben Kilometer von meiner Wohnung entfernt. Die Luft war bereits angenehm mild. Der Winter war wohl endgültig vorbei, ein jeder freute sich bereits auf den Frühling. Wir bewunderten die ersten Frühblüher und Mara meinte zu mir: »Und, was ist dein Plan, Peggy? Was hast du jetzt vor? Möchtest du, dass wir zusammenbleiben?«
Mir lief es eiskalt den Rücken herunter. Ich hatte keinen Plan. Hatte noch nicht einmal begonnen, darüber nachzudenken. Mara hatte mich eiskalt erwischt.
»Darüber habe ich ehrlich gesagt noch gar nicht nachgedacht«, erwiderte ich und eine unglaubliche Röte schoss mir ins Gesicht.
»Habe ich mir fast gedacht«, erwiderte Mara. »Was könntest du dir denn generell so vorstellen? Du musst dich dieser Frage stellen Peggy, das weißt du, nicht wahr?«
»Also«, begann ich, »es ist sicherlich keine Überraschung für dich, wenn ich dir jetzt sage, dass ich möchte, dass du bei mir bleibst. Ich fühle mich sehr wohl bei dir und ich danke dir von ganzem Herzen für das, was du bist jetzt für mich getan hast.«
»Wieso hast du nicht schon viel früher begonnen, Erfahrungen zu sammeln?«, meinte Mara. »Du bist doch gestern Abend auch allein in den Club gegangen – wieso nicht schon früher?«
Sie wollte etwas aus mir herauskitzeln und es hatte wenig Sinn zu leugnen, was irgendwie auf der Hand lag.
»Weil mein Mann es mir verboten hat«, platzte es aus mir heraus. »Er hat mich als sein Eigentum angesehen, seine persönliche Trophäe, seinen Besitz! Und ich habe mich schön führen lassen. Es war ja auch alles so bequem. Nur nicht den Komfortbereich verlassen.«
»Du warst nicht mehr als ein billiges Dekorationsstück für diesen Chauvi«, warf Mara ein und klatschte in die Hände. »Warum, Peggy? Du bist doch eine toughe Frau – wolltest sogar mal Staatsanwältin werden. Wie geht das zusammen? Auf mich wirkst du im Augenblick völlig verhuscht und planlos. Was ist los? Vergiss dein ganzes bisheriges Leben – es ist nichts mehr wert.«
Da legte ich einen Arm und sie. Ich hatte plötzlich so ein Urvertrauen zu dieser Frau, ich wusste, sie würde ehrlich und offen mit mir umgehen.
»Auch wir werden eine Weile brauchen, bis wir Vertrauen zueinander fassen«, fuhr Mara fort, »und du wirst gefälligst aus dieser Wohnung ausziehen und aus diesem Stadtteil ebenfalls. Ist kein gutes Karma hier!«, legte sie nach. »Du hast viel zu lange deine Gefühle unterdrückt, Peggy. Ich werde dafür sorgen, dass es dir wieder gut geht.«
Ich hätte heulen können über so viel Inbrunst.
Doch ich war damals noch nicht so weit, das Leben zu genießen, und mein Urvertrauen war immer noch lädiert. Ich brauchte Zeit.
***
Eine gute halbe Stunde später verließen wir, vollgepumpt mit guter Morgenluft, den Park in Richtung meiner Wohnung und mein Herzschlag beschleunigte sich.
Regelrechte Panik ergriff mich und ich sagte zu Mara: »Ich glaube, du hast recht. Dieser Stadtteil und diese Wohnung tun mir einfach nicht mehr gut. Ich bekomme regelrechte Schnappatmung.«
»Mein Reden!«, lachte diese. »Wir sollten schnellstmöglich auf Wohnungssuche gehen – ich lasse dich nicht mehr vom Haken, liebe Peggy. Es war Schicksal, dass wir uns über den Weg gelaufen sind, und ausnahmsweise nehme ich es dieses Mal an.« Sie schlang die Arme um mich und küsste mich leidenschaftlich. Mir wurde ganz schwummerig zumute.
Tiefgehende Gefühle waren mir fremd, und so reagierte ich darauf natürlich umso mehr. Als ich Mara fragte: »Was würdest du davon halten, wenn ich mein Studium wiederaufnehme? Fändest du das gut?«, da antwortete sie sofort: »Unbedingt. Solange du nicht weißt, ob du deine lang gehegten Träume, die so lange auf Eis lagen, in die Tat umsetzen kannst, solange bist du auch nicht fertig mit deinem bisherigen Leben.« Sie schaute mich durchdringend an. »Ja, du bist über dreißig – aber was soll’s? Wohin dein Weg dich führt, findest du erst heraus, wenn du einen Teil von ihm gegangen bist, okay?«
Eine kleine Träne stahl sich mir aus den Augenwinkeln.
***
Als wir meine Wohnung betraten, sagte ich: »Wie sieht es aus? Wollen wir noch eine Runde spielen – ein Kuss vielleicht, etwas mehr ...?«
»Da brauchst du mich nicht erst zu fragen«, lachte Mara.
Wir züngelten miteinander und legten uns so hin, dass unsere Mösen sich berührten. Dieses Gefühl war so allumfassend – es war das Schärfste, was ich je erleben durfte. Wir rieben unsere Mösen aneinander, ohne dass wir unsere Hände dafür brauchten – allein die Reibung versetzte uns in eine andere Hemisphäre.
Als unsere Mösen schon sehr angeschwollen waren und sich allmählich dieses unglaublich schöne Gefühl der Lust aus uns herausschälte, war es schon grenzwertig. Mara hielt sich gut, doch ich spürte, dass auch ihr Körper sich anspannte und verkrampfte. Offenbar wartete sie ab, bis ich meine Erfüllung gefunden hatte – und ließ dann erst ihre Leidenschaft zu.
Ich schrie vor Glück, vor Lust und vor Freude, als ich die Ergriffenheit über den extremen Höhepunkt auslebte, und Mara folgte mir nach. Danach strich sie mir sanft über den Körper.
»Ich warne dich«, wisperte ich, »ich brenne immer noch lichterloh. Leider kann ich nicht genug von dir bekommen.«
Mara lachte und doch spürte ich, dass dieses lustvolle Streicheln den Abschluss bedeutete.
Mara musste gehen. Sie müsse in die Arbeit und ihre Gefühle sortieren, wie sie mir sagte. Sie sei vierundzwanzig Stunden lang wie ein Vulkan gewesen, jetzt benötige sie Ruhe, um alles sacken zu lassen. Das habe nichts mit meiner Person zu tun – ich würde es verstehen, wenn ich sie näher kennengelernt hätte.
Ich sagte nichts dazu.
Ein letzter Kuss, ein letztes sinnliches Streicheln, dann zog sich Mara an und zog die Tür hinter sich zu.
Aus den Augenwinkeln sah ich, dass sie ihre Handynummer dagelassen hatte, doch ich hegte keine Zweifel: Sie würde wiederkommen. Unsere Liebe würde alle Widernisse überstehen.
***
Ein Jahr später:
Noch immer waren Mara und ich ein Paar. Zwischenzeitlich wohnten wir in einem anderen Stadtteil, welcher uns gut bekam. Wir nannten eine kleine Dachgeschosswohnung unser Eigen, eine echte Kuschelhöhle, in welche wir uns zurückzogen, wenn wir genug hatten von dem quirligen Leben da draußen.
Wir hatten von vornherein keine Geheimnisse voreinander. Vielleicht hielt die Beziehung deshalb so gut. Wir erzählten uns alles, fragten uns gegenseitig um Rat und waren meist gut gelaunt.
Wir durchlebten eine geile Zeit und als ich mich endlich dazu aufraffen konnte, mein Jurastudium wieder aufzunehmen, da war Mara unglaublich stolz auf mich.
»Siehst du«, sagte sie zu mir, »jetzt bist auch du bei dir selbst angekommen.« Und sie kniete sich vor mich hin und fragte: »Könntest du dir vorstellen, mich zu heiraten?«
Ich konnte nichts erwidern, nur nicken. Tränen der Rührung und der Freude liefen mir lautlos über die Wangen.
mit der Chefin
»Leonie!«
Maria Funk rief leicht gereizt nach ihrer Assistentin, die sich in den letzten Zügen ihrer Ausbildung befand.
Wo blieb das Mädchen denn nur wieder?
München stand Kopf. Der gesamte Nahverkehr war lahmgelegt. U-Bahnen fuhren nicht mehr, Züge waren vollgestopft mit Menschen. Es drohte ein Verkehrskollaps, weil jeder, der über einen fahrbaren Untersatz verfügte, diesen heute aus der Garage holte, auch wenn er sonst lieber mit Öffis fuhr. Der Streik der U-Bahn-Mitarbeiter und der Deutschen Bahn hatte die Münchner kalt erwischt. Auch Maria Funk gehörte dazu.
Sie musste heute Abend noch nach Kiefersfelden. Die Podiumsdiskussion, welche unter anderem vom Bayerischen Rundfunk ausgestrahlt wurde, war wichtig für das Image ihrer Kanzlei und für sie selbst – ohne Auto hatte sie jedoch keine Chance, überhaupt dorthin zu gelangen.
Bahnen, die zuvor wenigstens noch unregelmäßig gefahren waren, hatten den Betrieb mittlerweile eingestellt. Auch der Nahverkehr war inzwischen ganz zum Erliegen gekommen. Nichts lief mehr!
Mit dem Fahrrad konnte sie ja nun schlecht fahren – und irgendjemanden um einen Gefallen zu bitten, auf so eine Idee verfiel Maria Funk einfach nicht. Sie war eine Macherin, konnte sich stets auf ihr Näschen verlassen. War die Steuerfrau an Deck der Kanzlei und delegierte die Aufgaben immer noch selbst.
An diesem Montagmorgen im Mai – dem ersten schönen Tag des Jahres – lief jedoch so ziemlich alles aus dem Ruder. Und das bereits so früh am Morgen, dass Maria nur denken konnte: Na, dann Prost Mahlzeit!
Sie hätte Leonie vierteilen können! Das Mädchen war immer noch nicht in Sichtweite!
Zwei Minuten später klopfte Leonie an die Tür ihrer Chefin.
»Entschuldigung, Frau Funk – aber ich war ... war gerade auf der Toilette. Sie haben nach mir gerufen?«
»Ja, in der Tat.« Maria Funk wirkte angefressen und Leonie zog sofort den Kopf ein. Wenn die Chefin in so einer Stimmung war, tat man gut daran, sich so unsichtbar wie möglich zu machen.
»Leonie, hängen Sie sich bitte ans Telefon – telefonieren Sie jede Autovermietung Münchens und im Umkreis ab. Ich benötige für den frühen Abend einen Leihwagen. Dabei ist es mit völlig egal, ob Ober- oder Unterklasse, Hauptsache das Ding rollt. Sie haften mir persönlich dafür, dass ich noch heute irgendwie nach Kiefersfelden komme. Die Podiumsdiskussion, an der ich teilnehme, wird vom Bayerischen Rundfunk live übertragen. Es wäre geradezu desaströs, wenn ich nicht dabei wäre. Sehr schlecht fürs Image, viel schlechter jedoch für meinen zukünftigen Mandanten und für mich.«
Sofort bekam Leonie Magenschmerzen. Immer wieder dieser unsägliche Druck. »Sie können gern meinen Wagen haben«, bot sie ihrer Chefin an. »Der Frosch fährt, steht vor der Tür – ich meine, in dieser Notlage ...?«
»Nein! Nein!«
Maria Funk hatte so ihre Eigenheiten. Sie konnte und wollte einfach nichts annehmen. Im Normalfall hätte sie ihre Beine in die Hand genommen und sich selbst um diese Angelegenheit gekümmert, doch auf Maria wartete ein voller Terminkalender. Es nervte sie bereits, dass sie zu Gericht gefahren werden musste.
Sie bestimmte gern selbst über sich, hatte sich mit ihren fünfunddreißig Jahren bereits einen soliden Ruf als Rechtsanwältin erarbeitet und stand nun vor dem nächsten Quantensprung. Luipold Wasn, der Baulöwe Nr. 1 in Münchens Schickeria, wollte einen maroden Stadtteil abreißen und diesen mit Penthouses und Lofts füllen. Darum würde es auch in der Podiumsdiskussion in Kiefersfelden gehen und deshalb war Marias Anwesenheit dort von so immenser Wichtigkeit.
Denn würde Wasn sie zu seiner Anwältin machen, gälte Maria etwas in München – sie, deren Wurzeln in Norddeutschland lagen und die es vor einigen Jahren nach München verschlagen hatte.
Es wäre die Chance, mit einem Schlag eine ganz neue Klientel zu gewinnen.
»Also, ich verlasse mich da auf Sie, Leonie! Punkt achtzehn Uhr möchte ich hier ein Fahrzeug vor der Tür stehen sehen. Sind denn diese Autovermietungen nicht in der Lage, auf solche Extremsituationen zu reagieren? Ich verstehe das nicht!«
Leonie versuchte es mit einem Einwurf und meinte: »Aber der Streik war so nicht vorhersehbar ...«
»Papperlapapp«, erwiderte Maria und wedelte imaginäre Fusselteile von sich. »Das kam doch gestern Abend bereits in den Spätnachrichten, dass so etwas zu erwarten sei.«
Leonie hielt den Mund, drehte sich auf ihren hohen Absätzen um und ging zu ihrem Schreibtisch. Sie setzte sich an ihren Computer, wählte eine Suchmaschine aus und telefonierte eine Autovermietung nach der anderen ab.
Überall bekam sie die gleiche Antwort. »Wir haben keine Fahrzeuge mehr. Es interessiert uns nicht die Bohne, wer Ihre Chefin ist. Ja, Kruzifix Noamal, dann soll die gute Frau eben mit dem Radl nach Kiefersfelden fahren. Wir können uns kein Fahrzeug aus den Rippen schneiden.«
Kommentare dieser Art waren noch harmlos. Die Stadt dampfte, die Köpfe kochten und Leonie schwitzte immer mehr. Sporadisch schaute ihre Chefin aus ihrer Bürotür heraus. Je weiter der Tag voranschritt, desto mutloser wurde Leonie und Maria Funks Stirnfalte immer tiefer.
Das gibt es doch nicht, sagte Maria zu sich selbst. Wie unflexibel! Absolut nichts für schwache Nerven, dieser Tag. Irgendwo musste doch so eine Scheißkarre aufzutreiben sein!
Doch wie sich herausstellen sollte, war eben das nicht möglich. Jeder fahrbare Untersatz war vergeben. Taxiunternehmen machten das Geschäft ihres Lebens und Maria geriet langsam in Wallung.
Benno, der zweite Auszubildende, fuhr seine Chefin zu Gericht und Maria erfasste das volle Ausmaß dieser leidvollen Misere.
Nichts, aber auch nichts lief mehr auf Münchens Straßen. Überall wildes Gehupe, unflätige Wortwahlen, verstopfte Straßen – sie war genauso genervt wie alle anderen Verkehrsteilnehmer auch.
»Ja, Herrgott, so fahren Sie doch eine andere Strecke. Ich kann den Termin sonst nicht halten!«, herrschte sie Benno an, obwohl dieser sich wahrlich bemühte, seiner Chefin zu Diensten zu sein.
»Ich kann da leider gar nichts machen, tut mir leid, Frau Funk. Wäre es in diesem Fall nicht besser, sie gingen zu Fuß? Wenn Sie die Abkürzung nehmen, sind Sie in zehn Minuten bei Gericht.«
Maria schaute Benno konsterniert an. Da hätte er auch sagen können, sie solle bei zehn Grad minus in den Eisbach springen.
»Sagen Sie mal, sind Sie noch bei Trost! Es regnet! Mein Talar ... soll ich den als Regenschutz benutzen oder was? Benno, wo sagten Sie, werden Sie ausgebildet?«
Marias Augen blitzten und Benno hätte sich gern unsichtbar gemacht. Er wusste, dass sie es nicht schaffen würden.
***
Eine Sekunde vor Beginn der Sitzung stürmte Maria Funk mit wehenden Fahnen in den Gerichtssaal – und erlebte eine Überraschung. Der Saal war leer – allein der Richter saß hinter seinem Tisch und studierte gelangweilt die Akten.
»Haben Sie es tatsächlich wieder mal geschafft, pünktlich zu sein, liebe Frau Funk! Na bravo ... Ihr Kollege braucht leider etwas länger. Aber bitte! Nehmen Sie doch Platz, leisten Sie mir Gesellschaft.«
Maria hätte in diesem Moment um sich treten, etwas gegen die Wand donnern oder dem Richter entgegenschleudern können. Sie verspüre wenig Lust, ihm Gesellschaft zu leisten. Da hatte sie sich so sehr bemüht, und Winter, der Gegenanwalt, war wieder mal unpünktlich. Genervt ließ sie sich auf einen Stuhl sinken und hielt Small Talk mit dem Richter, der sie völlig aus dem Plädoyer herausbrachte, welches sie sich so mühsam im Kopf zurechtgelegt hatte.
Eine halbe Stunde später stieß dann endlich auch Manfred Winter zu ihnen, der sich noch nicht einmal für seine Verspätung entschuldigte, sondern allen Anwesenden einen entspannten guten Morgen wünschte.
Na toll!, dachte Maria, diese Woche fängt wirklich gut an. Eigentlich sagt man mir ja Stressresistenz nach – aber ist das tatsächlich so? Vielleicht – vielleicht auch nicht.
Im Augenblick musste sie sich darauf konzentrieren, einen Freispruch für Frau Maierhofer herauszuholen. Doch ihre Gedanken schweiften immer wieder zu Leonie und ihren Bemühungen ab, irgendeinen fahrbaren Untersatz aufzutreiben.
Maria Funk sprühte vor Leidenschaft, als sie das Plädoyer für ihre Mandantin hielt, die im Münchner Stadtpark einem Passanten den nackten Hintern gezeigt hatte, als dieser sie als alte Fettel bezeichnet hatte.
Schließlich gewann Maria den Prozess. Offenbar war der Richter ihr wohlgesonnen – vielleicht hatte der Small Talk ihr ein paar Pluspunkte eingebracht. Jedenfalls sprach er Frau Maierhofer frei, ordnete jedoch eine psychiatrische Begutachtung an. Damit konnten sowohl Frau Maierhofer wie auch Maria Funk gut leben. Die Verhandlung wurde geschlossen und Maria griff sofort zum Handy.
Sie wählte auf der Kurzwahltaste die 4 – Leonies Durchwahlnummer – und das Mädchen war sofort da. »Na, irgendwas erreicht!«, bellte Maria.
Leonie mochte es der Chefin kaum sagen, doch nirgendwo war ein Leihwagen aufzutreiben. Kein hochpreisiges Fahrzeug, kein Kleinwagen – nichts, gar nichts! Erst am Morgen des kommenden Tages wurden die ersten Fahrzeuge zurückerwartet. Nach einem tiefen Seufzer meinte Maria Funk leise: »Und was ist mit Bad Tölz, Bad Aibling, diese ganzen Orte ...«
»Tut mir wirklich sehr leid ... ich habe alles versucht und hätte Ihnen gern etwas anderes mitgeteilt«, meinte Leonie leise, doch sie wusste, wie hohl dies in den Augen der Anwältin klingen musste.
»Ja, dann ... Warum habe ich eigentlich immer das Gefühl, mich selbst um alles kümmern zu müssen! Ach, übrigens, wir haben den Prozess gewonnen. Sie können also die Rechnung für Frau Maierhofer schreiben und mir zur Unterschrift vorlegen.«
Leonie wollte Maria gratulieren, doch diese hatte bereits aufgelegt.
Solche Tage versetzten selbst die Anwältin in eine extreme Stresssituation. Da wurde sie zu einer wahren Wildkatze – jedem, der ihr dann in die Quere kam, hätte sie die Augen auskratzen können.
In solchen Momenten, wo sie sich hilflos fühlte, sehnte sie sich nach warmer, weicher Haut, die sie tröstete, die sie auffing – die sie ganz Frau sein ließ.
Mit Mitte dreißig hatte Maria schon so einiges erreicht. Ein Einser-Abitur hatte ihr die Welt der Advokaten und Gerichte geöffnet. Sie würde nicht immer Verteidigerin bleiben, strebte eher den Beruf der Richterin an – doch alles zu seiner Zeit. Zuerst einmal musste sie sich in München einen Namen machen und da war der Baulöwe Luipold Wasn gerade der rechte Mann. Wenn sie allerdings diese Podiumsdiskussion versäumte, könnte es sein, dass er ihr noch vom Haken sprang. Das sollte nach Möglichkeit nicht passieren.
Maria war kein einfacher Mensch. Sie wusste es ja selbst am besten, hatte früh auf eigenen Beinen stehen müssen.
Ihre Mutter war gestorben, als sie fünfzehn war, und Maria hatte sich ab da um ihre beiden kleinen Geschwister gekümmert. Ihr Vater soff sich nach dem Tod seiner Frau ebenfalls in die Arme des Allmächtigen und sie wurden bei einer Tante untergebracht, die herhalten musste, damit die drei Geschwister nicht getrennt wurden.
Maria kämpfte, absolvierte die Schule mit einem grandiosen Abschluss, schaffte die Uni und baute sich im Anschluss daran ihre Kanzlei auf.
Ihre beiden Brüder studierten mittlerweile in Harvard und würden alsbald den Masterabschluss in der Tasche haben. Sie hatte ihr Bestes gegeben – jetzt war sie an der Reihe.
Maria war lesbisch, stand dazu und vertrat die Auffassung, dass die Männerwelt sie nicht gerade mit Samthandschuhen anfasste. Ihr Vater – leuchtendes Beispiel dafür, wie man sein Leben nicht leben sollte, repräsentierte Marias Ansicht nach den Typus Mensch, den sie geradezu verabscheute.
Sie jedenfalls stand zu ihrer Neigung und ließ sich diese auch von niemandem madig machen – ihretwegen hätte man alle Männer auf den Mond schießen können – ohne Rückflugticket versteht sich.
Ihre Arbeitswut war legendär. Mochte Maria über noch so wenig Freizeit verfügen, sie schaffte es immer wieder, entspannt und souverän daherzukommen – das machte einen Großteil des guten Rufes ihrer Kanzlei aus.
Auch war sie nicht der Typ, der abends um 20.15 Uhr die Tagesschau einschaltete, um sich dann von einem abstrusen, nichtssagenden Film in die Nacht tragen zu lassen. Maria war ein Workaholic. Sie überließ nichts dem Zufall.
Jetzt, nachdem die Verhandlung erfolgreich geendet hatte, spielte sie immer noch Möglichkeiten durch, wie sie nach Kiefersfelden gelangen könnte, ohne jemanden bitten zu müssen. Doch sie sah keine andere Möglichkeit mehr, als Leonie zu fragen, ob diese sie mit ihrem betagten Käfer fahren und die Nacht über vor Ort bleiben könnte. Maria fuhr ungern nachts – da bekam sie regelrechte Panik – doch das ging nun wirklich niemanden etwas an.
Rasch ging sie noch bei Dallmayr vorbei, kaufte ein paar Naschereien und ihren Lieblingskaffee, dann machte sie sich zu Fuß auf zu ihrer Kanzlei, welche sie nach einer halben Stunde strammen Fußmarsches erreichte. Wider Erwarten ging es ihr danach um einiges besser.
Leonie, die ihre Chefin bereits auf der Straße kommen gesehen hatte, verspannte sich sofort. Sicherlich würde alsbald eine regelrechte Kanonade auf sie herniederprasseln. Sie überlegte bereits, wie ihre Verteidigung aussehen könnte. Dabei gab es eigentlich gar nichts zu verteidigen – sie hatte alles Menschenmögliche versucht.
»Leonie, kommen Sie bitte sofort in mein Büro!« Maria Funks Stimme war kalt wie Eis. »Haben Sie heute noch etwas vor?«, fragte Maria und trommelte ungeduldig mit ihren Fingernägeln auf dem Mahagonitisch herum.
Selbst wenn dem so wäre, würde sich Leonie nie gestatten, in diesem Moment etwas anderes als Nein zu sagen. »Nein!«, sagte sie deshalb. »Was auch immer es ist – ich stehe ganz zu Ihrer Verfügung.«
Maria schmunzelte. Nichts anderes hatte sie von ihrem Eigengewächs erwartet. »Gut, dann packen Sie ein paar Kleinigkeiten zusammen – Sie werden mich nach Kiefersfelden fahren. Ich hoffe, dass Ihr Herbie das noch mitmacht, bevor er in die ewigen Jagdgründe einfährt. Und selbstverständlich parken wir nicht vor dem Hotel, muss ja nicht jeder mitbekommen, mit welch einem Gefährt Maria Funk anreist.«
Leonie fühlte sich etwas düpiert, sah jedoch darüber hinweg und dachte bei sich, dass sie sich all die Telefoniererei gern erspart hätte. Sie hatte bereits vormittags gewusst, dass es auf so etwas hinauslaufen würde. Doch die Chefin hatte ja immer recht.
Diese nahm sich die Tagespost und ging in ihr Büro. Nachdem sie dort die Tür hinter sich geschlossen hatte, ließ Maria sich fallen. Fix und fertig von dem anstrengenden Morgen gestand sie sich eine kleine Pause zu, dann rief sie im Blauen Kaiser an und versuchte, noch ein Zimmer nachzubuchen – doch auch hier waren die Auswirkungen des Streiks spürbar.
Die Rezeptionistin teilte ihr mir, alle Podiumsteilnehmer würden über Nacht in Kiefersfelden bleiben. Niemand habe Lust, sich dem Wagnis einer späten Abreise zu stellen und vielleicht irgendwo in der Pampa zu stranden.
Maria Funk atmete einmal tief durch. »Ja, dann, in Herrgotts Namen, stellen Sie doch bitte eine Liege in mein Zimmer und verbuchen Sie es meinetwegen als Doppelzimmer. Ist das denn wenigstens machbar?«
Das war es. Maria konnte sich einen sarkastischen Kommentar nicht verkneifen und würdigte die logistische Großtat entsprechend.
Sie blieb angefressen. Wie sollte das nur erst heute Abend werden.
Angelegentlich strich sie ihren Bleistiftrock glatt, rückte ihre Bluse gerade, schaute auf ihre Pumps, die mit Straßenstaub bedeckt waren, ging dann zu ihrem Schreibtisch hinüber und leckte sich in Vorfreude über die Lippen. Sie zog ihren Rock nach oben und stellte sich an die spitze Eckkante des Tisches. Man würde es nicht für möglich halten – doch Maria Funk hatte Gefühle – wahre Gefühle – echte Gefühle.
Mit leicht gespreizten Beinen stand sie an der Spitze der Tischkante und massierte genussvoll ihre Möse, indem sie diese mit Hingabe an der Ecke des Tisches rieb. Genießerisch warf sie den Kopf nach hinten und stöhnte leise vor sich hin.
Oh ja – das war genau das, was sie jetzt gebraucht hatte. Maria spürte, wie ihre Möse anzuschwellen begann, wie ein Orgasmus unmittelbar bevorstand, und Maria hieß ihn willkommen. Sie ließ ihn langsam kommen, hielt sich mit den Armen am Tisch fest – und als die Ausbrüche erfolgten, hatte sie sich im Griff. Schauer der Lust erfassten ihren Körper und Maria atmete tief ein und aus. Ein herrliches Zwischenspiel, welches sie immer wieder gern zwischendurch spielte.
Sie schüttelte ihr Haar aus und sprach bereits wieder mit Leonie über die Gegensprechanlage. »Sie müssen leider in Kiefersfelden in meinem Zimmer übernachten – die ganze Delegation schläft im Hotel, für Sie war leider nur noch eine Liege zu bekommen. Ich hoffe, damit können Sie leben.«