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Beim Amateur ist alles noch schlimmer. Die samstäglichen Flightpartner haben viel mehr Ahnung von Juristerei oder Betriebswirtschaft, als von den Abläufen beim Golfschwung. Und wenn sie einen Tipp geben, dann geht es meistens um Dinge, die ihnen selbst angeblich geholfen haben. Doch das heißt noch nicht, dass auch der Adressat dieses Tipps davon profitieren könnte. Aber ein Spieler, der mit seinem Spiel kämpft – egal ob Joe auf der Profi-Tour oder Joe im Wochenendflight – hat immer ein offenes Ohr.
Es ist nicht falsch, über die Technik des Golfschwungs zu sprechen. Aber ein Spieler darf nicht vergessen, dass, wenn er nur an der technischen Seite arbeitet, es ist, als würde er beim Gewichtestemmen immer nur das rechte Bein belasten. Wenn er das täte, dann würde er bald humpeln. Wenn Sie beim Golf nur darauf aus sind, technisch perfekt zu werden und nicht gleichzeitig einem mentalen Trainingsplan folgen, der Ihr Selbstbewusstsein fördert, dann hören Sie auch bald auf die falschen Tipps. Und Sie versinken im Chaos.
In einer solchen Situation stellt ein Profi sehr bald fest, dass er nicht mehr so enthusiastisch und optimistisch ist, wie zu Beginn seines Versuchs, besser zu werden. Er sitzt abends im Hotelzimmer und fragt sich, was er da eigentlich tut. Warum ist er ständig auf Reisen und gibt viel Geld aus, nur damit er einen Cut nach dem anderen verpasst und kein Geld mit seinem Spiel verdient? Wenn er – was oft der Fall ist – verheiratet ist und Kinder hat, fragt er sich, warum er nicht mehr Zeit mit seiner Familie verbringt. Er fühlt sich allmählich schuldig, weil er kein guter Vater ist und nicht genügend verdient. Und falls er schon eine Zeit lang Profi ist und er eigentlich genügend Geld hätte, um damit auszukommen, beginnt er sich zu fragen, ob er überhaupt noch spielen will.
Für den Amateur ist die finanzielle Seite nicht wichtig. Aber da ist der Ehepartner oder die Familie, und er fragt sich, ob sein Freizeitvergnügen wirklich die Zeit wert ist, die er investiert.
In dieser Phase greifen die Spieler dann oft zum Telefon und melden sich bei mir.
Ich erhalte Anrufe von Spielern, die regelmäßig an großen Turnieren teilnehmen und in internationalen Teams spielen. Viele Golfprofis und Amateure beneiden sie um ihren Schwung. Aber wenn sie bei mir anrufen, höre ich oft folgende Sätze: „Es ist schrecklich. Ich habe eine Heidenangst. Ich glaube nicht, dass ich diese Woche gut spielen kann.“
Ich habe Klienten, die große Turniere gewonnen haben und mir am Telefon erzählen, dass sie besser abschlagen, als alle Konkurrenten – aber auf dem Grün immer versagen. Die Putts funktionieren im Training sehr gut, und der Trainer bescheinigt ihnen einen sauberen Puttstil. Doch im Turnier haben sie ständig Angst, dass sie den Ball nicht einlochen können. Sie ändern dann die Putt-Technik mitten auf der Runde und probieren auf den letzten Löchern immer etwas Neues aus.
Meine Reaktion auf solche Anrufe gleicht dann meistens der Arbeit eines Arztes auf dem Schlachtfeld. Meine erste Aufgabe ist es, die Blutung zu stoppen. Ich erinnere den Spieler daran, wie gut er ist, egal, was ihm seine Psyche in dem Moment sagt. Ich erinnere ihn daran, wie viele Spieler nur zu gerne seinen Schwung und den Puttstil hätten, der ihm gerade Magengeschwüre verursacht.
Ich erinnere ihn auch daran, dass er noch immer die Fähigkeiten besitzt, die er zum Siegen braucht. Er muss nur die negativen Gedanken stoppen, die ihn davon abhalten.
„Du hast schon als Kind gelernt, wie man hervorragend spielt und gehörst seit vielen Jahren zu den Besten der Welt“, sage ich dann. „Also lass uns nicht so tun, als wüsstest du nicht, wie es geht. Du hast alle Fähigkeiten. Du musst dich vielleicht nur auf ein paar wenige Schläge besser konzentrieren. Vielleicht musst du nur den Fokus ein wenig verändern, dann kommst du auch zum Ziel. Aber die Fähigkeiten hast du allemal.“
Vielleicht spreche ich auch darüber, welche Einstellung er hatte, als er besonders erfolgreich war. Spieler wie er wissen, was es bedeutet, positiv zu denken. In ihrem Streben nach Perfektion haben sie einfach aufgehört, das in die Praxis umzusetzen.
Vielleicht erinnere ich den Spieler auch daran, dass ihm auf dem Höhepunkt seines Erfolgs nur eines wichtig war: sein Ziel. Er konzentrierte sich nur auf den nächsten Schlag und dachte nie an den vorherigen oder den übernächsten. Er dachte einzig und allein daran, wohin er den Ball spielen wollte. Er dachte nie an den „nächsten Putt“ in dem Sinne, dass er sich fragte: „Wo soll der Ball bei diesem Putt liegen bleiben, damit der nächste Putt leichter wird?“ Heute beurteilt er ständig den letzten Schlag und kritisiert seine Technik. Er denkt vor dem nächsten Eisenschlag daran, was er beim nächsten Abschlag alles umstellen und beim nächsten Putt besser machen wird. Oder er denkt nur an ein winziges, technisches Detail, das er beim nächsten Schlag unbedingt in seinen Schwung integrieren will.
Wenn Sie so denken, werden Sie automatisch verkrampfen. Sie verlieren das Ziel aus den Augen, Sie verlieren den Schlag aus den Augen und nichts läuft mehr natürlich ab. Sie wollen den Schwung erzwingen.
Wenn Sie mein Klient wären, würde ich sagen, dass wir beide wissen, dass Sie gewinnen können, wenn nur Ihre Einstellung stimmt. Wir haben bisher noch keinen Beweis dafür, dass Sie besser spielen, wenn Sie versuchen, Ihren Körper in bestimmte Positionen zu zwingen.
„Ich will, dass du nur an das Ziel denkst, an nichts anderes“, würde ich sagen. „Ich will, dass es dir egal ist, ob der Ball auch tatsächlich dorthin geht. Wenn du das kannst, kannst du auch loslassen. Du kannst jeden Schlag ganz entspannt angehen, weil du weißt, dass du letztendlich gut spielen wirst, wenn du nur an das Ziel denkst. Du wirst auf der Runde wieder deinen Seelenfrieden haben.“
Dieser Lösungsansatz wirkt natürlich nur kurzfristig. Oft hilft er aber, besonders wenn es darum geht, einen Spieler dazu zu bringen, wieder zu der mentalen Einstellung zurückzukehren, die er sich schon erarbeitet hatte und an die er auch glaubt. Ich kenne Spieler, die auf der ersten Turnierrunde eine 76 spielten, nach einem langen Gespräch am Donnerstag Abend ihre Einstellung änderten und am Freitag die Runde mit einer 66 beendeten.
Aber so leicht ist es nicht immer. Schlechte mentale Angewohnheiten sind so schwer abzulegen, wie schlechte physische Angewohnheiten. Die Psyche hat keinen Schalter. Man kann positive Gedanken nicht so einfach einschalten wie einen MP3-Player.
Ich fände es viel besser, wenn Golfer gar nicht erst in eine solche Situation kämen – seien es Profis oder Amateure. Aber die meisten tun es doch. Das liegt in der Natur des Golfspiels und in der Natur der guten Spieler. Sie wollen etwas erreichen. Sie sind es gewohnt, hart zu arbeiten und wissen, dass sich das lohnt. Sie vergessen, dass beim Golf harte Arbeit nicht alles ist. Man muss auch smart arbeiten. Man darf nie vergessen, dass das mentale Spiel genauso viel Aufmerksamkeit braucht, wie die Schwungtechnik – und je weiter man in der Rangliste aufsteigt, desto wichtiger wird es, weil dort jeder Spieler eine hervorragende Schwungtechnik hat. Wenn Sie versuchen besser zu werden, dann dürfen Sie nicht vergessen, dass sich smartes Golf ganz mühelos anfühlt.
Dieses Buch soll Ihnen dabei helfen, smartes Golf zu spielen. Wenn Sie versuchen besser zu werden, und davon gehe ich aus, müssen Sie den technischen und den mentalen Teil Ihres Spiels gleichermaßen verbessern. Ansonsten wird Golf Sie fertigmachen. Sie werden sich mental genauso engagieren müssen, wie Sie es körperlich tun.
4.
So sieht Sie Ihr Unterbewusstsein
Um das Selbstbewusstsein entwickeln zu können, das Ihnen in schwierigen Situationen weiterhilft, müssen Sie ein paar wichtige Annahmen über die menschliche Psyche kennen. Ich sage bewusst „Annahmen“ und nicht „Fakten“, weil wir die Abläufe der menschlichen Psyche nicht so genau kennen, wie z.B. die Abläufe in einem Verbrennungsmotor. Wir können die Psyche nicht zerlegen, ihre Einzelteile auf einen Tisch legen und sie dann wieder zusammenbauen. Als ich an der University of Virginia Psychologie lehrte, begannen meine Kurse immer damit, dass die Studenten ein Buch eines sehr skeptischen Wissenschaftlers lesen mussten, der alle akademischen Disziplinen untersuchte und ihre Grundsätze infrage stellte. Sein Fazit zum Thema Psychologie war, dass wir nicht besonders viel über den menschlichen Geist wissen, zumindest nicht in dem Sinne, wie wir etwas über Geologie wissen.
Wenn ich also über Begriffe wie das Bewusstsein, das Unterbewusste und unser Selbstbild spreche, sollten Sie daran denken, dass es sich nicht um konkrete Dinge wie Kolben, Zündkerzen und Vergaser handelt. Ich weiß, dass der menschliche Geist verschiedene Bereiche umfasst, aber letztendlich weiß ich das nur, weil ich daran glaube, so wie ich weiß, dass es Gott gibt, weil ich an ihn glaube. Ich sehe den Beweis für seine Existenz in der ganzen Welt. Ich sehe den Beweis für die Existenz des Bewusstseins, des Unterbewussten und des Selbstbild eines Menschen daran, dass sie die Einstellung meiner Klienten beeinflussen können.
Einfach ausgedrückt ist das Bewusstsein der Teil Ihrer Gedanken, den Sie bewusst wahrnehmen. Wenn Sie dieses Buch lesen, arbeitet Ihr Bewusstsein. Auch wenn Sie einen Moment lang darüber nachdenken, was in diesem Buch steht und wie dieser Inhalt Sie selbst und Ihr Golfspiel betrifft, arbeitet Ihr Bewusstsein. Wenn Sie bemerken, dass Sie Durst haben und das Buch weglegen, um sich etwas zu trinken zu holen, arbeitet Ihr Bewusstsein. Wenn Sie zum Kühlschrank gehen, ein Bier in die Hand nehmen, es aber wieder zurückstellen und sich stattdessen ein Glas Wasser einschenken, weil Sie ja auf Ihr Gewicht achten wollen, auch dann arbeitet Ihr Bewusstsein. Das Bewusstsein ist der Teil Ihrer Gedanken, der den freien Willen beinhaltet. Er lässt Sie Entscheidungen darüber treffen, was Sie für sich selbst möchten und ermöglicht es Ihnen, den Weg zu diesen Zielen zu planen. Durch Ihren freien Willen können Sie Verantwortung für sich selbst übernehmen.
Ihr Golfspiel wird aber von Ihrem Unterbewusstsein beherrscht. Golf ist nämlich eine der Tätigkeiten, wie etwa auch das Autofahren, die das Bewusstsein erlernt, aber das Unterbewusstsein steuert.
Das Unterbewusstsein ist perfekt auf solche Aufgaben vorbereitet. Falls Sie ein Auto mit Schaltgetriebe haben, wissen Sie, wovon ich spreche. Wenn man das Autofahren lernt, nutzt man das Bewusstsein. Man achtet genau darauf, wann und wohin man den Schalthebel bewegen muss und darauf, wann und wie man das Kupplungspedal drücken muss. In dieser bewussten Phase ist man kein besonders guter Autofahrer. Der Motor stottert oft und stirbt gelegentlich ab.
Nach einiger Zeit hat man die mechanischen Abläufe aber so gut verinnerlicht, dass das Unterbewusstsein übernehmen kann. Man denkt nicht mehr daran, wie es geht. Man fährt einfach los, ohne den Motor abzuwürgen. Wenn das Unterbewusstsein die Kontrolle über die Kupplung übernimmt, kann sich das Bewusstsein damit beschäftigen, einen guten Radiosender zu suchen, sich mit dem Beifahrer zu unterhalten oder an die nächste Golfrunde zu denken. Man kommt am Ziel an, ohne zu wissen, wie oft man geschaltet und welche Bewegungen der Körper dabei ausgeführt hat.
Ein Hauptgrund dafür ist das Selbstbild, das Sie als Autofahrer entwickelt haben. Während Sie noch Fahranfänger waren, hat das Bewusstsein Ihre Leistung bewertet. Sie haben vielleicht gedacht: „Ich habe eben schön flüssig hochgeschaltet. Schon langsam wird es besser. Eigentlich klappt es doch schon ganz gut.“ Gedanken dieser Art wurden zur Grundlage für Ihr Selbstbild als Autofahrer.
Das Selbstbild ist im Unterbewusstsein verankert, es ist nicht ständig im Bewusstsein präsent. Und uns ist auch nicht immer klar, wie einflussreich unser Selbstbild ist.
Es gibt bei jedem Menschen verschiedene Selbstbilder, weil wir im Leben ja unterschiedliche Rollen spielen. Wir haben ein Bild von uns selbst als Autofahrer, als Liebhaber, vielleicht auch als Elternteil und von uns selbst im Berufsleben. Solche Selbstbilder können sich sehr voneinander unterscheiden. Es kann gut sein, dass sich jemand als dynamischen und fähigen Rechtsanwalt sieht, gleichzeitig aber auch ein Bild von sich selbst als unsichere und zurückhaltende Person hat, wenn es um zwischenmenschliche Beziehungen geht. Möglich ist auch, dass sich jemand für einen fähigen und talentierten Fotografen hält, jedoch für einen ungeschickten Golfspieler.
Das Selbstbild ist nicht dasselbe, wie die Selbstachtung. In meiner Vorstellung wird jeder Mensch mit einem gewissen Maß an Selbstachtung geboren. Sie steht in Verbindung mit unserer Würde und unserem Wert als menschliche Wesen. Ohne eine gesunde Selbstachtung wäre es schwierig oder beinahe unmöglich, im Leben zurechtzukommen.
Das Selbstbild aber ist nicht angeboren. Jeder Mensch muss es erst entwickeln. Es hat unterschiedliche Grundlagen, z.B. das Urteil, das andere Menschen über uns fällen. Deshalb habe ich auch weiter vorne schon gesagt, dass die Eltern von Tiger Woods vieles richtig gemacht haben. Sie haben ihn ganz offensichtlich ständig ermutigt. Tiger hörte auf sie und verinnerlichte ihr Lob als eigenes Selbstbild. Als junger Erwachsener wusste er instinktiv, dass er es weit bringen würde. Dieses Selbstbild war tief in seinem Unterbewusstsein verankert.
Natürlich wäre es leichter, ein positives Selbstbild zu haben, wenn wir ständig von allen Menschen um uns herum hören würden, wie gut wir sind. Klienten, die sich darüber beklagen, dass ihre Eltern oder Trainer sie nicht ermutigt hätten, haben in gewisser Hinsicht Recht. Aber eben nur in gewisser Hinsicht.
Wir selbst tragen nämlich am meisten zu unserem eigenen Selbstbild bei und zwar auf unterschiedliche Art und Weise. Wir verarbeiten unsere eigenen Erfahrungen. Wir bewerten sie als Erfolg oder Misserfolg oder als etwas dazwischen. Dieser Vorgang nennt sich Wahrnehmung. Wir erinnern uns an manche Erfahrungen, an andere aber nicht. Verfolgt Sie der kurze Putt, den Sie letztes Wochenende auf dem 17. Grün danebengeschoben haben, ständig in Ihren Gedanken? Oder erinnern Sie sich an die längeren Putts, die ins Loch gegangen sind, und haben den einen kurzen schon vergessen? Oder erinnern Sie sich noch an alle Putts auf der Runde? Die Art und Weise, wie Sie Ihre Erinnerungen verarbeiten, hat einen großen Einfluss auf Ihr Selbstbild.
Neben der Wahrnehmung und der Erinnerung beeinflussen wir unser Selbstbild auch mit unseren Gedanken und unserer Fantasie. Das, was wir über unser eigenes Golfspiel denken, beeinflusst unser Selbstbild als Golfer. Und das gilt auch für alle Dinge, die wir in unserer Vorstellung tun.
Man kann das Selbstbild als die Summe aller Gedanken begreifen, die man sich zur eigenen Person macht. Manche dieser Gedanken kommen von anderen Menschen, doch die meisten kommen aus einem selbst. Diese Gedanken bleiben eine Weile im Bewusstsein und werden dann ins Unterbewusstsein übernommen.
Das eigene Selbstbild ist also immer wie ein Datenspeicher im Unterbewusstsein, in dem der gesamte gedankliche Input aufbewahrt wird. Man könnte das mit einem Ausdruck aller Daten vergleichen, die in einem Computer gespeichert sind – Informationen, Befehle, etc.
Das Unterbewusstsein ist nicht sehr hoch entwickelt. Es bewertet den Input nicht und stellt nicht fest, welche Daten richtig sind und welche falsch. In dieser Hinsicht gleicht es einem Computerprogramm zur Berechnung der Steuerschulden. Das Programm arbeitet mit den Zahlen, die Sie eingeben. Es weiß nicht, ob diese Zahlen auch stimmen. Wenn alle Daten eingegeben sind, kommt ein Ergebnis heraus, von dem der Computer annimmt, es sei richtig. Das Computerprogramm macht nie einen Fehler. Es sagt Ihnen immer, wie hoch Ihre Steuerschulden sind – vorausgesetzt, Sie haben die richtigen Zahlen eingegeben. Wenn natürlich jemand nicht sein ganzes Einkommen angibt, käme das Programm zu einem anderen Ergebnis, und diese Diskrepanz könnte bei einer Steuerprüfung ganz schön ärgerlich sein.
Auch das unterbewusste Selbstbild ist nicht unbedingt ein realistisches Bild Ihrer eigenen Person und stimmt nicht zwangsweise mit dem überein, was Sie selbst über sich denken. Wenn wir uns z.B. über Ihr Golfspiel unterhielten, würden Sie mir in ehrlicher Überzeugung erzählen: „Ich bin ein ziemlich guter Golfer. Natürlich habe ich Schwächen, wie jeder andere Spieler auch. Aber meine Schläge sind gerade und die Putts sind ganz gut. Mein Handicap spiele ich jedes Jahr ein bisschen herunter, und ich werde immer noch besser. Ich spiele gern Turniere und gewinne auch gern.“ Das wäre die Aussage, die Ihr Bewusstsein über Sie macht.
Gleichzeitig könnten Sie aber ein unterbewusstes Selbstbild haben, das glaubt: „Ich bin ein Versager.“ Dieses Selbstbild wäre nicht besonders realistisch. Es wäre wie das Selbstbildnis einer Magersüchtigen, die sich im Spiegel sieht und denkt: „Ich bin dick.“ Basis wäre wahrscheinlich eine Vielzahl negativer Erinnerungen. Das unterbewusste Selbstbild verlässt sich auf die Daten, die Sie selbst eingeben, und nicht automatisch auf die Realität.
Was Sie verstehen müssen, ist die Tatsache, dass die Leistung, die Sie unter Druck bringen, nicht durch Ihre bewusste Einschätzung Ihres golferischen Könnens gesteuert wird, sondern durch Ihr unterbewusstes Selbstbild.
Das Unterbewusstsein wird versuchen, Ihnen das zu geben, was Sie seiner Meinung nach möchten. Wenn Sie ein unterbewusstes Selbstbild haben, das meint, Sie würden unter Druck zusammenbrechen, wird Ihr Unterbewusstsein alles tun, was in seiner Macht steht, um das auch zu erreichen. Und das kann es wirklich gut. Wenn Sie aber ein unterbewusstes Selbstbild haben, das Sie als Sieger sieht, wird Ihr Unterbewusstsein alles daran setzen, das auch Wirklichkeit werden zu lassen. Und auch das kann es wirklich gut.
Genau darum geht es, wenn man echtes Selbstvertrauen hat: Ihr unterbewusstes Selbstbild, das Sie als ruhigen und fähigen Golfspieler sieht.
Vor über hundert Jahren schrieb William James, ein Pionier unter den amerikanischen Psychologen, dass im Großen und Ganzen jeder Mensch das erreicht, was er sich selbst zutraut. Und die Funktionsweise des unterbewussten Selbstbilds zeigt, wie Recht James hatte. Im 19. Jahrhundert gab es in Massachusetts, wo er seine Theorien aufstellte, keine Golfplätze. Wenn es aber welche gegeben hätte, wäre er wahrscheinlich nicht im Geringsten überrascht darüber gewesen, wie die mentale Einstellung das Golfspiel beeinflusst.
Ich konnte bei allen Golfern, mit denen ich bisher gearbeitet habe, feststellen, dass das unterbewusste Selbstbild ihre Leistung beeinflusst. Bei vielen hat das Unterbewusstsein genauso sicher Einfluss auf den Score, wie ein Thermostat Einfluss auf die Wärme in einem Haus hat. Ein Golfprofi hat z.B. ein Selbstbild, das ihn als Spieler zeigt, der regelmäßig Runden zwischen 68 und 74 spielt. Solange er sich nicht zu weit vom Par entfernt, fühlt er sich wohl. Wenn er aber schon am Anfang einer Runde ein Doppelbogey spielt, steht er plötzlich im Konflikt mit seinem unterbewussten Selbstbild. Meistens wird er dann ein paar Birdies spielen, um wieder in seine Wohlfühlzone zurückzukommen, genauso wie die Klimaanlage in Ihrem Haus im Sommer für Kühlung sorgt, wenn der Thermostat eine zu hohe Temperatur misst. Wenn andererseits der Spieler gleich anfangs einige Birdies spielt, bewegt er sich schon am unteren Ende seiner Wohlfühlzone. Ich hatte einige Klienten, die mir erzählten, dass ihnen immer dann einige Bogeys unterliefen, wenn die Runde besonders gut begonnen hatte. Ihnen ist nicht bewusst, dass sie eine Wohlfühlzone haben, die Alarm auslöst, sobald sie sich dem unteren Ende dieser Zone nähern.
Kein Golfprofi wünscht sich so ein Problem, denn nur mit 65erund 66er-Runden kann man Turniere gewinnen. Aber auch nachdem ich ihnen erklärt habe, wie das unterbewusste Selbstbild funktioniert, wollen einige Spieler die nötigen Veränderungen nicht angehen.
Das eigene unterbewusste Selbstbild zu ändern, kann eine ganz schön unangenehme Aufgabe sein. Nehmen wir an, Sie sehen sich als Spieler, der bei der Clubmeisterschaft eigentlich ganz gut spielt, aber in den ersten Runden gegen die „echten“ Topspieler des Clubs verliert. Oder nehmen wir an, Sie sehen sich als Spielerin, die auf der LPGA spielt, alle paar Jahre ein kleineres Turnier gewinnt, auch ganz gut davon leben kann, aber nie um den Sieg bei einem großen Turnier mitspielt und auch nie ins Team für den Solheim Cup kommt. In beiden Fällen passt die Leistung, die Sie bringen, wahrscheinlich zu Ihrem unterbewussten Selbstbild.
Eine Veränderung des eigenen Selbstbildes kann zu ganz neuen Sorgen führen. Die Clubmeisterschaft ist dann kein Turnier mehr, bei dem man ein paar nette Runden spielt, dem Sieger gratuliert und es sich mit ein paar Freunden an der Bar gemütlich macht. Und auch auf der LPGA-Tour ist man plötzlich nicht mehr damit zufrieden, ausreichend Geld für den Lebensunterhalt zu verdienen. Man muss sich mit ganz neuen Erwartungen auseinandersetzen. Plötzlich spürt man eine herbe Enttäuschung, wenn man in der zweiten Runde der Clubmeisterschaft verliert. Der akzeptable Rang im Mittelfeld der LPGA-Tour ist auf einmal nicht mehr so akzeptabel. Man muss plötzlich das Potenzial ausschöpfen, das in einem steckt, und das kann ganz schnell zu einer großen Last werden.
Also muss ich meine Klienten manchmal vor ein paar Herausforderungen stellen. Haben Sie den Mut daran zu glauben, dass Sie gewinnen können? Haben Sie den Mut daran zu glauben, dass Sie häufig gewinnen können? Haben Sie den Mut, die mentale und körperliche Arbeit zu leisten, die ein Sieg voraussetzt? Haben Sie den Mut, am Sonntag im letzten Flight zu spielen und der Welt zu zeigen, wie Sie mit dem Druck fertig werden? Haben Sie den Mut das Risiko einzugehen, enttäuscht und verletzt zu sein, wenn Sie nicht gewinnen? Ich verlange von Ihnen nicht den Mut, eine wirklich wichtige Person wie der Papst oder der Präsident zu werden. Ich verlange von Ihnen nur den Mut, eine Sportart gut zu beherrschen, den Mut, ein Golfturnier zu gewinnen.
Wenn die Antwort ein Ja ist, dann kann es losgehen mit dem Prozess, ein selbstbewusster Golfspieler zu werden. Ich werde Ihnen verraten, welcher mentale Trainingsplan Ihnen dabei hilft.
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