Der Malaiische Archipel

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Ich fuhr mit einem Wagen nach Buitenzorg, vierzig Meilen landeinwärts und ungefähr tausend Fuß über dem Meer, berühmt durch sein köstliches Klima und seine botanischen Gärten. Über die Letzteren war ich etwas enttäuscht. Die Wege waren alle mit lockeren Kieselsteinen belegt, die ein längeres Umherwandern unter der tropischen Sonne sehr ermüdend und schmerzhaft machten. Die Gärten sind ohne Frage wunderbar reich an tropischen und speziell malaiischen Gewächsen, aber ihre Anordnung lässt vieles zu wünschen übrig; es sind nicht genug Leute angestellt, um die Gärten ganz in Ordnung zu halten, und die Gewächse selbst lassen sich selten, was ihre Üppigkeit und Schönheit anlangt, mit denen derselben Arten vergleichen, die in unseren Treibhäusern gedeihen. Das ist auch leicht erklärlich. Die Pflanzen können selten in die für sie natürlichen und ihnen günstigen Verhältnisse gebracht werden. Das Klima ist entweder zu heiß oder zu kalt, zu feucht oder zu trocken, wenigstens für einen großen Teil derselben, und sie bekommen selten den richtigen Grad von Schatten oder den ihnen gerade passenden Boden. In unseren Treibhäusern können diese mannigfachen Verhältnisse jeder individuellen Pflanze viel besser angepasst werden als in einem großen Garten, wo die Tatsache, dass die Pflanzen meistens in oder nahe ihrem Vaterland wachsen, die Notwendigkeit, ihnen viel individuelle Aufmerksamkeit zu schenken, scheinbar nicht vorschreibt. Dennoch muss man hier vieles bewundern. Man findet Alleen von stattlichen Palmen, Bambusgebüsche von vielleicht fünfzig verschiedenen Arten und eine endlose Menge tropischer Stauden und Bäume mit seltsamem und schönem Laubwerk. Zur Abwechslung von der außerordentlichen Hitze in Batavia ist Buitenzorg ein köstlicher Aufenthalt. Es liegt gerade hoch genug, um erfrischend kühle Abende und Nächte zu haben, aber nicht so hoch, um irgendeinen Kleiderwechsel zu erfordern; und für jemand, der lange in dem heißeren Klima der Ebenen zugebracht hat, ist die Luft stets frisch und angenehm und gestattet fast zu jeder Stunde des Tages einen Spaziergang. Die Umgebung ist höchst malerisch und üppig, und der große Vulkan Gunung-Salak mit seinem abgestumpften und ausgezackten Gipfel gibt vielen der Aussichten einen charakteristischen Hintergrund. Eine große Schlammeruption fand im Jahr 1699 statt, seit welcher Zeit der Berg vollkommen untätig geblieben ist.
Als ich Buitenzorg verließ, nahm ich Kulis für mein Gepäck und ein Pferd für mich selbst, und beides wurde alle sechs oder sieben Meilen gewechselt. Die Straße stieg allmählich an, und nach der ersten Station traten die Hügel jederseits etwas zusammen und bildeten ein breites Tal; die Temperatur war so kühl und angenehm und die Gegend so interessant, dass ich es vorzog, zu Fuß zu gehen. Dörfer von Eingeborenen in Fruchtbäumen versteckt und hübsche Villen, von Pflanzern oder in den Ruhestand getretenen holländischen Beamten bewohnt, gaben diesem Distrikt ein sehr gefälliges und zivilisiertes Ansehen; aber was hier am meisten meine Aufmerksamkeit auf sich zog, das war das System der Terrassenkulturen, welches hier allgemein angenommen ist und welches, wie ich glaube, kaum seinesgleichen auf der Erde hat. Die Abdachungen des Haupttals und dessen Verzweigungen sind überall bis zu einer beträchtlichen Höhe zu Terrassen umgewandelt, und wenn diese sich um die zurücktretenden Hügel winden, so bringen sie den vollen Effekt großartiger Amphitheater hervor. Hunderte von Quadratmeilen des Landes sind derartig terrassiert und geben eine schlagende Vorstellung von dem Fleiß des Volkes und von dem Alter seiner Zivilisation.
Diese Terrassen werden Jahr um Jahr ausgedehnt mit dem Wachstum der Bevölkerung, indem die Einwohner eines jeden Dorfes unter der Leitung ihrer Häuptlinge einheitlich zusammenarbeiten; und vielleicht nur durch dieses System der Dorfkulturen konnte eine so ausgedehnte Terrassierung und Bewässerung möglich gemacht werden. Wahrscheinlich wurde es von den Brahminen Indiens eingeführt, denn in den malaiischen Ländern, in welchen sich keine Spuren einer früheren Ansiedlung eines zivilisierten Volkes finden, ist das Terrassensystem unbekannt. Ich sah diese Art von Landbau zuerst auf Bali und Lombok, und da ich es dort etwas im Detail beschreiben werde (siehe das zehnte Kapitel), so brauche ich hier nichts weiter darüber zu sagen, als dass es den schöneren Formen und der größeren Üppigkeit der Gegenden West-Javas entsprechend hier den überraschendsten und malerischsten Effekt hervorbringt. Die niedrigeren Abhänge der Berge auf Java besitzen ein so köstliches Klima und einen so fruchtbaren Boden, der Unterhalt ist dort so billig und Leben und Eigentum sind so gesichert, dass eine beträchtliche Anzahl Europäer, welche im Regierungsdienst gestanden haben, sich dort für immer niederlassen, anstatt nach Europa zurückzukehren. Sie sind überall in den zugänglicheren Teilen der Insel zerstreut und tragen viel zu der allmählichen Veredelung der eingeborenen Bevölkerung und zu dem beständigen Frieden und der Wohlfahrt des ganzen Landes bei.
Zwanzig Meilen jenseits Buitenzorg führt die Poststraße über den Megamendong-Berg in einer Höhe von 4500 Fuß. Die Gegend ist schön bergig, und auf den Hügeln ist viel Urwald stehen geblieben sowie einige der ältesten Kaffeeanpflanzungen auf Java, wo die Pflanzen fast die Dimensionen von Waldbäumen angenommen haben. Ungefähr fünfhundert Fuß unter der höchsten Erhebung des Passes steht die Hütte eines Wegaufsehers, die ich zur Hälfte für vierzehn Tage mietete, da das Land mir für Sammlungen sehr versprechend schien. Ich fand sofort, dass die Produkte West-Javas auffallend von denen des östlichen Teils der Insel differieren und dass alle bemerkenswerteren und charakteristischen javanischen Vögel und Insekten hier vorkommen. Am allerersten Tag brachten mir meine Jäger den eleganten gelben und grünen Trogon (Harpactes reinwardti), den schimmernden kleinen Zwergfliegenfänger (Pericrocotus miniatus), der wie eine Feuerflamme aussieht, wenn er zwischen den Büschen herumfliegt, und den seltenen und merkwürdigen schwarzen und karmesinroten Pirol (Analcipus sanguinolentus), lauter Arten, die nur auf Java gefunden werden und sogar nur auf seinen westlichen Teil begrenzt zu sein scheinen. In einer Woche erhielt ich nicht weniger als vierundzwanzig Vogelarten, welche ich nicht im Osten der Insel gefunden hatte, und in vierzehn Tagen wuchs diese Zahl zu vierzig Arten an, die fast alle der javanischen Fauna eigentümlich sind. Große und schöne Schmetterlinge sind ebenfalls ziemlich häufig. In dunklen Hohlwegen und gelegentlich auch an der Landstraße fing ich den prächtigen Papilio arjuna, dessen Schwingen mit goldgrünen, in Bändern und mondförmig angeordneten Körnern bestreut zu sein scheinen, während man den elegant gestalteten Papilio coön manchmal niedrig über die schattigen Wege flattern sah (siehe die Figur S. 167). Eines Tages brachte mir ein Knabe zwischen seinen Fingern einen vollkommen unversehrten Schmetterling. Er hatte das Insekt gefangen, als es, die Flügel gerade in die Höhe gerichtet, an der Landstraße saß und aus einem Tümpel Flüssigkeit aufsog. Viele der schönsten tropischen Schmetterlinge haben diese Gewohnheit und sind gewöhnlich so emsig bei ihrer Mahlzeit, dass man sich ihnen leicht nähern und sie fangen kann. Es war der seltene und merkwürdige Charaxes kadenii, bemerkenswert wegen zweier wie ein Paar Tasterzirkel gebogener Fortsätze an jeder Hinterschwinge. Es war das einzige Exemplar, das mir je zu Gesicht gekommen, und es ist heute noch der einzige Repräsentant dieser Art in englischen Sammlungen.
Im Osten Javas hatte ich von der intensiven Hitze und Dürre der trockenen Jahreszeit gelitten, welche dem Insektenleben sehr nachteilig gewesen war. Hier war ich in das andere Extrem, in feuchtes, nasses und wolkiges Wetter gekommen, das ebenso ungünstig war. Während des Monats, den ich im Inneren von West-Java zubrachte, hatte ich nie einen wirklich heißen durchaus schönen Tag. Es regnete fast jeden Nachmittag oder es kamen dichte Nebel von den Bergen herab, welche ebenso das Sammeln behinderten und es sehr schwierig machten, meine Exemplare zu trocknen, sodass ich wirklich keine Aussicht hatte, eine brauchbare Suite der javanischen Insekten zu erhalten. Bei Weitem das Interessanteste meines Aufenthaltes auf Java war aber ein Ausflug auf den Gipfel der Pangerango- und Gedeh-Berge; Ersterer ein erloschener Vulkankegel von ungefähr zehntausend Fuß Höhe, der Letztere ein tätiger Krater auf einem niedrigeren Teil desselben Bergzuges. Tchipanas, ungefähr vier Meilen über dem Megamendong-Pass, liegt am Fuß dieses Berges. Es ist hier ein kleines Landhaus für den Gouverneur-General angelegt und eine Zweigstation des botanischen Gartens, dessen Aufseher mir für die Nacht ein Bett einräumte. Es sind dort viele schöne Bäume und Gesträuche angepflanzt und große Mengen europäischer Gemüse für die Küche des Gouverneur-Generals. An der Seite eines kleinen Bergwassers, das den Garten begrenzt, werden Mengen von Orchideen gezogen an Baumstämmen oder von Zweigen herabhängend, sodass sie ein interessantes Orchideenhaus in freier Luft bilden. Da ich zwei oder drei Nächte auf dem Berg zu bleiben beabsichtigte, so engagierte ich zwei Kulis, um mein Gepäck zu tragen, und wir machten uns mit meinen zwei Jägern früh am anderen Morgen auf den Weg. Die erste Meile ging es über offenes Land, das uns an den Wald brachte, der den ganzen Berg etwa fünftausend Fuß hoch bedeckt. Die nächsten zwei Meilen führte der Weg sehr angenehm durch einen großen Urwald, dessen Bäume von großem Umfang waren mit Unterholz aus schönen Kräutern, Farnbäumen und Sträuchern. Ich war erstaunt über die sehr große Zahl von Farnen, die an der Seite der Straße wuchsen. Ihre Verschiedenheiten schienen endlos, und ich hielt jeden Augenblick an, um eine neue und interessante Form zu bewundern. Ich begriff es jetzt, was mir der Gärtner erzählt hatte, dass dreihundert Arten nur auf diesem Berg gefunden werden. Etwas vor Mittag erreichten wir das kleine Plateau von Tjiburong, an dem Fuß eines steileren Teils des Berges, wo ein Holzhaus zur Bequemlichkeit der Reisenden errichtet ist. Dicht dabei sind ein malerischer Wasserfall und eine merkwürdige Höhle, welche ich jedoch nicht Zeit hatte zu untersuchen. Beim weiteren Ansteigen wurde die Straße eng, holperig und steil, indem sie sich im Zickzack den Kegel hinaufwindet, der von unregelmäßigen Felsmassen bedeckt und mit einem dichten, üppigen, aber weniger hohen Pflanzenwuchs bekleidet ist. Wir passierten einen Wasserstrom, dessen Temperatur nicht viel niedriger als der Siedepunkt ist und der einen höchst eigentümlichen Anblick darbietet, da er in Dampfwolken gehüllt über sein unebenes Bett dahinschäumt und oft von dem überhängenden Kräuterwerk von Farnen und Lycopodien verdeckt wird, die hier in größerer Üppigkeit als irgendwo anders gedeihen.

Zirkelschmetterling (Charaxes kadenii; T.W. Wood)
In ungefähr 7500 Fuß Höhe kamen wir an eine andere offene Bambushütte auf einem Platz, der Kandang Badak oder »Rhinozerosfeld« genannt wird, wo wir unseren zeitweiligen Aufenthalt nehmen wollten. Hier war eine kleine Lichtung mit einer Fülle von Farnbäumen und einigen jungen Chinarindenbaum-Anpflanzungen. Da gerade ein dicker Dunst und ein staubartiger Regen herrschte, so versuchte ich es an dem Abend nicht, auf den Gipfel zu gelangen; aber ich besuchte ihn zweimal während meines Aufenthaltes und den tätigen Krater von Gedeh einmal. Dieser bildet eine weite halbmondförmige von schwarzen senkrechten Felsenmauern umgrenzte Kluft und ist von Meilen zerrissener, schlackenbedeckter Abhänge umgeben. Der Krater selbst ist nicht sehr tief. Es kommen in ihm Schwefel und verschieden gefärbte vulkanische Produkte vor, und er sendet beständig aus einigen Spalten Ströme von Rauch und Dampf aus. Der erloschene Kegel des Pangerango war mir interessanter. Der Gipfel ist eine unregelmäßige wellenförmige Ebene mit einem niedrigen sie begrenzenden Grat und einem tiefen seitlichen Abgrund. Unglücklicherweise herrschten beständig Nebel und Regen über und unter uns die ganze Zeit, als ich auf dem Berg war, sodass ich nicht einmal die Ebene unter mir zu Gesicht bekam oder nur einen flüchtigen Blick hatte auf die prachtvolle Aussicht, welche man bei schönem Wetter von dem Gipfel aus genießt. Dieser Widerwärtigkeit ungeachtet genoss ich den Ausflug in hohem Maße, denn es war das erste Mal, dass ich mich hoch genug auf einem Berg nahe dem Äquator befand, um den Übergang aus einer tropischen in eine gemäßigte Flora beobachten zu können. Ich will diese Übergänge nun kurz skizzieren, wie ich sie auf Java beobachtete.
Beim Aufsteigen trafen wir zuerst bei einer Höhe von dreitausend Fuß Kräuter der gemäßigten Zone; Erdbeeren und Veilchen wachsen dort, aber Erstere sind geschmacklos und Letztere mit sehr kleinen und blassen Blumen. Dort gibt auch schon das an dem Wege stehende, meist zu den Compositae gehörige Unkraut dem Kräuterwerk ein etwas europäisches Aussehen. Zwischen zweitausend und fünftausend Fuß bieten die Wälder und Gründe die höchste Entfaltung tropischer Üppigkeit und Schönheit dar. Die Fülle edler, oft fünfzig Fuß hoher Farnbäume trägt hauptsächlich zu der Allgemeinwirkung bei, denn von allen Formen tropischen Pflanzenwuchses sind sie sicherlich die überraschendsten und schönsten. Einige der tiefen Schluchten, aus denen man die großen Baumstämme herausgeschlagen hat, sind von Grund auf bis zur Spitze von ihnen erfüllt; und wo die Straße eines dieser Täler kreuzt, da bieten ihre Federkronen in verschiedenen Lagen über und unter dem Beschauer einen Anblick so malerischer Schönheit dar, dass man ihn nie vergisst. Das glänzende Laubwerk der breit geblätterten Musaceen und Zingiberaceen mit ihren seltsamen und schimmernden Blumen, und die eleganten und mannigfaltigen Formen der mit Begonia und Melastoma verwandten Pflanzen ziehen beständig die Aufmerksamkeit in dieser Gegend auf sich. Die Zwischenräume zwischen den Bäumen und größeren Pflanzen ausfüllend und auf jedem Ast und Stumpf und Zweig sind Mengen von Orchideen, Farnen und Lycopodien, welche schweben und hängen und sich ineinanderschlingen in immer wechselnden Verflechtungen. In ungefähr fünftausend Fuß Höhe sah ich zuerst Schachtelhalme (Equisetum), unseren Arten sehr ähnlich. Sechstausend Fuß hoch stehen sehr viele Himbeeren, und von da bis zum Gipfel des Berges fand ich drei Arten essbarer Brombeeren. Siebentausend Fuß hoch erscheinen Zypressen, und die Waldbäume werden kleiner und sind mehr mit Moosen und Flechten bedeckt. Von hier an aufwärts nehmen diese rapide an Ausbreitung zu, sodass die Fels- und Lavablöcke, welche den Bergabhang bilden, vollständig in einer moosigen Hülle verborgen liegen. Ungefähr achttausend Fuß hoch werden europäische Pflanzenformen sehr zahlreich. Verschiedene Arten von Geißblättern, Johanniskraut und Schneeballen sind überall zu finden, und etwa neuntausend Fuß hoch treffen wir zuerst die seltene und schöne Königsprimel (Primula imperialis), die nirgends sonst auf der Erde als auf diesem einzigen Berggipfel gefunden werden soll. Sie hat einen langen, starken Stamm, manchmal mehr als drei Fuß hoch, die Wurzelblätter sind achtzehn Zoll lang und sie trägt mehrere Wirbel kuhlippenartiger Blumen statt eines einzigen Endbüschels. Die Waldbäume, auf die Dimensionen von Sträuchern reduziert und verkrüppelt, reichen ganz bis an den Rand des alten Kraters, aber dehnen sich nicht über die Vertiefung an seinem Gipfel aus. Hier finden wir viel offenes Feld mit Dickicht von strauchigen Artemisien und Gnaphalien bestanden, wie unser Stabwurz und Ruhrkraut, aber sechs bis acht Fuß hoch; während Butterblumen, Veilchen, Heidelbeeren, Gänsedisteln, Sternblümchen, weiße und gelbe Kruziferen, Wegerich und einjährige Gräser sehr zahlreich vertreten sind. Wo Buschwerk und Gestrüpp ist, gedeiht das Johanniskraut und das Geißblatt üppig, während die Königsprimel ihre eleganten Blüten nur unter dem feuchten Schatten des Dickichts entfaltet.
Herr Motley, welcher den Berg in der trockenen Jahreszeit besucht und der Botanik viel Aufmerksamkeit geschenkt hat, teilt die folgende Liste von Gattungen mit, welche entfernten und gemäßigteren Gegenden charakteristisch sind: – zwei Arten von Veilchen, drei von Ranunculus, drei von Impatiens, acht oder zehn von Rubus, und Arten von Primula, Hypericum, Swertia, Convallaria (Maiblümchen), Vaccinium (Preisel- oder Kronsbeeren), Rhododendron, Gnaphalium, Polygonum, Digitalis (Fingerhut), Lonicera (Geißblatt), Plantago (Wegebreit), Artemisia (Wermut), Lobelia, Oxalis (Sauerklee), Quercus (Eiche) und Taxus (Eibenbaum). Einige wenige der kleineren Pflanzen (Plantago major und lanceolata, Sonchus oleraceus und Artemisia vulgaris) sind mit den europäischen Arten identisch.
Das tatsächliche Vorkommen einer der europäischen so nahe verwandten Vegetation auf einer isolierten Bergspitze, auf einer Insel südlich vom Äquator, während die Tiefländer Tausende von Meilen weit darum herum von einer Flora total verschiedenen Charakters eingenommen werden, ist sehr außergewöhnlich; erst ganz kürzlich hat man Derartiges zu verstehen gelernt. Der Pik von Teneriffa, der zu einer größeren Höhe ansteigt und Europa viel näher liegt, hat keine solche alpine Flora; ebenso wenig die Berge von Bourbon und Mauritius. Der Fall der vulkanischen Spitzen Javas ist daher ein etwas exzeptioneller, aber es gibt mehrere analoge, wenn nicht genau parallele Fälle, die uns in den Stand setzen, es besser zu verstehen, wie ein solches Phänomen möglicherweise hat zustande kommen können. Auf den höheren Bergen der Alpen und selbst der Pyrenäen kommt eine Anzahl von Pflanzen vor, die absolut mit denen von Lappland identisch sind, aber nirgends sonst in den dazwischenliegenden Niederungen gefunden werden. Auf den Gipfeln der weißen Berge, in den Vereinigten Staaten, ist jede Pflanze mit den Arten, welche in Labrador wachsen, identisch. In diesen Fällen lassen alle gewöhnlichen Mittel des Transportes im Stich. Viele der Pflanzen haben so schwere Samen, dass sie nicht möglicherweise durch den Wind so ungeheure Strecken weit fortgetragen werden konnten; und der Einfluss von Vögeln, die in so wirksamer Weise diese alpinen Höhen besät haben sollten, steht ebenfalls außer Frage. Die Schwierigkeit war so groß, dass einige Naturforscher zu der Annahme getrieben wurden, diese Arten seien alle zwei Mal getrennt voneinander auf diesen weit entfernten Gipfeln geschaffen worden. Das Aufhören einer neueren Eiszeit jedoch bot bald eine viel tiefer dringende Lösung dar, eine Lösung, welche jetzt allgemein von den Männern der Wissenschaft angenommen worden ist.

Primula imperialis (nach der Natur; Fitch)
Zu dieser Zeit, als die Höhen von Wales mit Gletschern bedeckt waren und die bergigen Partien Zentraleuropas und ein bedeutender Teil Amerikas nördlich von den großen Seen voll Schnee und Eis lag und dort ein Klima herrschte ähnlich dem von Labrador und Grönland heutzutage, bekleidete eine arktische Flora alle diese Gegenden. Als diese Periode der Kälte zu Ende ging und der Schneemantel des Landes und die Gletscher, welche von jedem Bergesgipfel herabstiegen, auf die Abhänge und gegen den Nordpol hin zurückwichen, wichen die Pflanzen ebenfalls zurück, indem sie sich beständig, wie jetzt, an der Grenze der Schneelinie hielten. Daher kommt es, dass dieselben Arten jetzt auf den Gipfeln der Berge des gemäßigten Europas und Amerikas wie in den dürftigen Nordpolargegenden gefunden werden.
Aber es gibt noch eine andere Reihe von Tatsachen, welche uns einen weiteren Schritt dem uns vorliegenden Fall der javanischen Berg-Flora näher bringt. Auf den höheren Abhängen des Himalaya, auf den Gipfeln der Berge Zentralindiens und Abessiniens treffen wir eine Anzahl von Pflanzen, welche, wenn sie auch nicht mit denen der europäischen Gebirge identisch sind, doch denselben Gattungen angehören und welche die Botaniker als die Repräsentanten von diesen ansehen; die meisten derselben konnten nicht in den warmen dazwischenliegenden Ebenen existieren. Herr Darwin meint nun, dass diese Klasse von Tatsachen auf dieselbe Weise erklärt werden könne; denn während der größeren Strenge der Eiszeit werden sich Pflanzenformen der gemäßigten Zone bis an die Grenzen der Tropen ausgedehnt und bei dem Ende derselben sich sowohl auf diese südlichen Gebirge wie nördlich auf die Ebenen und Hügel Europas zurückgezogen haben können. Aber in diesem Fall ging eine lange Zeit darüber hin, und der große Wechsel in den äußeren Bedingungen hat vielen dieser Pflanzen gestattet, sich so zu modifizieren, dass wir sie jetzt als differente Arten ansehen. Eine Menge anderer Tatsachen ähnlicher Art haben dahin geführt anzunehmen, dass die Temperaturerniedrigung einmal genügend gewesen sei, um einigen wenigen Pflanzen der nördlichen gemäßigten Zone den Übertritt über den Äquator (über die höchst gelegenen Straßen) zu gestatten und sie bis in die antarktische Region gelangen zu lassen, wo sie jetzt gefunden werden. Die Beweise, auf die sich diese Annahme stützt, findet man in dem letzten Teil des zweiten Kapitels der »Entstehung der Arten«; und wenn wir sie fürs Erste als eine Hypothese adoptieren, so setzt sie uns in den Stand, die Gegenwart einer Flora von europäischem Typus auf den Vulkanen Javas zu erklären.
Man wird jedoch natürlicherweise einwenden, dass die See in großer Ausdehnung zwischen Java und dem Festland sich erstreckte, und dass sie in wirksamer Weise die Einwanderung der Pflanzenformen einer gemäßigten Zone während der Eiszeit verhindert haben würde. Das wäre zweifellos ein verhängnisvoller Einwand, gäbe es nicht eine Fülle von Beweisen, welche dartun, dass Java früher mit Asien in Verbindung gestanden und dass die Vereinigung zu einer Zeit, die ungefähr der erforderten Epoche entspricht, stattgefunden habe. Der auffallendste Beweis einer solchen Verbindung liegt in dem Vorkommen der großen Säugetiere Javas, des Rhinozerosses, des Tigers und des Bantengs oder wilden Ochsen in Siam und Birma, Tiere, welche sicherlich nicht durch den Menschen eingeführt worden sind. Der javanische Pfau und mehrere andere Vögel sind ebenfalls diesen zwei Ländern gemeinsam; aber in der Mehrzahl der Fälle sind die Arten verschieden, wenn auch nahe verwandt, und das zeigt an, dass eine beträchtliche Zeit (die für solche Modifikationen erforderlich ist) seit der Trennung verfloss, während sie auf der anderen Seite nicht so bedeutend lang gewesen ist, als dass sie eine vollständige Veränderung hätte bewirken können. Eine solche Epoche von mittlerer Dauer entspricht nun genau der Zeit, welche wir als verflossen annehmen können seit der Einwanderung der Pflanzenformen gemäßigter Zonen in Java. Diese Formen gehören allerdings fast alle verschiedenen Arten an; allein die veränderten Bedingungen, unter denen sie zu existieren gezwungen, und die Wahrscheinlichkeit, dass einige derselben seitdem auf dem Festland von Indien ausgestorben sind, erklärt diese Differenz der javanischen Arten zur Genüge.
In meinen mehr speziellen Zielen hatte ich auf dem Berg sehr wenig Erfolg; vielleicht lag der Grund in dem so außerordentlich ungünstigen Wetter und in der Kürze meines Aufenthaltes. Zwischen sieben- und achttausend Fuß erhielt ich eine der lieblichsten kleinen Fruchttauben (Ptilonopus roseicollis), deren Kopf und Nacken ganz von exquisit rosiger Farbe sind, schön mit dem sonst grünen Gefieder kontrastierend; und oben auf dem Gipfel, am Boden Erdbeeren, die dort gepflanzt sind, suchend, fand ich eine matt gefärbte Drossel, von der Gestalt und dem Habitus eines Stars (Turdus fumidus). Insekten fehlten fast ganz, sicherlich infolge der außerordentlichen Feuchtigkeit, und ich erhielt auf dem ganzen Ausflug nicht einen einzigen Schmetterling; dennoch bin ich überzeugt, dass während der trockenen Jahreszeit sich der Aufenthalt von nur einer Woche auf diesem Berg für den Sammler in jedem Teil der Naturgeschichte sehr lohnen würde.
Nach meiner Rückkehr nach Toego versuchte ich einen anderen Ort auszufinden, um zu sammeln; ich begab mich nach einer Kaffeeplantage einige Meilen nordwärts und probierte nacheinander höhere und niedrige Stationen auf dem Berg aus; allein es gelang mir nie, Insekten in irgend nennenswerter Menge zu fangen, und die Vögel waren viel weniger zahlreich als auf dem Megamendong-Berge. Das Wetter wurde jetzt regnerischer als je, und da die nasse Jahreszeit ernstlich eingesetzt zu haben schien, so kehrte ich nach Batavia zurück, verpackte und versandte meine Sammlungen und verließ es per Dampfschiff am 1. November, um nach Bangka und Sumatra zu kommen.