Der Malaiische Archipel

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Ausdehnung des Archipels und der Inseln – Der Malaiische Archipel erstreckt sich auf mehr als viertausend Meilen2 Länge von Ost nach West und ist über dreizehnhundert Meilen breit von Nord nach Süd. Er würde sich über einen Flächenraum gleich dem von Europa vom äußersten Westen bis tief nach Zentralasien hinein ausdehnen oder würde die breitesten Teile Südamerikas bedecken und noch weit jenseits des Landes bis in den Großen und Atlantischen Ozean hinein reichen. Er enthält drei Inseln, die größer sind als Großbritannien, und auf eine derselben, Borneo, könnte man alle Britischen Inseln legen, und sie würden noch von einer See von Wäldern eingerahmt werden. Neuguinea, wenn es auch eine weniger geschlossene Figur bildet, ist wahrscheinlich größer als Borneo. Sumatra ist ungefähr von gleicher Ausdehnung wie Großbritannien; Java, Luzon und Celebes sind jede etwa von dem Umfang Irlands. Achtzehn weitere Inseln sind durchschnittlich so groß wie Jamaika; mehr als hundert sind so groß wie die Insel Wight, und Eilande und Inselchen von geringerem Umfang gibt es unzählige.
Die absolute Ausdehnung des Landes im Archipel ist nicht größer als die, welche in Westeuropa eine Strecke von Ungarn bis Spanien umfasst; aber gemäß der Art, nach welcher das Land unterbrochen und zerteilt ist, verhält sich die Verschiedenartigkeit seiner Produkte mehr in Proportion zu der bedeutenden Oberfläche, über welche die Inseln ausgebreitet liegen, als zu der Masse von Land, welche sie darbieten.
Geologische Gegensätze – Einer der Hauptvulkangürtel auf der Erdoberfläche streicht durch den Archipel und ruft einen schlagenden Gegensatz in der Szenerie der vulkanischen und nicht vulkanischen Inseln hervor. Eine gebogene Linie, besetzt von einer großen Anzahl tätiger und von Hunderten ausgebrannter Vulkane, kann durch die ganze Länge von Sumatra und Java gezogen werden und von da durch die Inseln Bali, Lombok, Sumbawa, Flores, die Sermata Inseln, Banda, Ambon, Batian, Makian, Tidore, Ternate und Dschilolo bis nach Morotai.3 Hier ist eine nicht bedeutende, aber gut zu erkennende Lücke oder Schicht von ungefähr zweihundert Meilen nach Westen hin, wo der Vulkangürtel wiederbeginnt, in Nord-Celebes, und durch Sjao und Sangir auf die Philippinen übergeht, auf deren Ostseite er sich in einer gebogenen Linie bis auf die nördlichste Spitze fortsetzt. Von der äußersten östlichen Krümmung dieses Gürtels bei Banda schreiten wir an tausend Meilen weiter über einen nicht vulkanischen Distrikt zu den von Dampier im Jahre 1699 beobachteten Vulkanen an der Nordostküste von Neuguinea und können von da einen anderen vulkanischen Gürtel ziehen durch Neubritannien, Neuirland und die Salomonen an die östlichen Grenzen des Archipels.
In der ganzen von dieser weit ausgedehnten Linie von Vulkanen besetzten Gegend und innerhalb einer beträchtlichen Breite an jeder Seite derselben kehren Erdbeben beständig wieder; leichte Erschütterungen werden in Zwischenräumen von wenigen Wochen oder Monaten gespürt, während stärkere, welche ganze Dörfer verwüsten und mehr oder weniger Lebens- und Eigentumsbeschädigungen verursachen, sicherlich fast jedes Jahr in einem oder dem anderen Teil dieses Distriktes vorkommen. Auf vielen der Inseln bilden die Jahre der großen Erdbeben die chronologischen Zeiträume der Eingeborenen, nach denen sie das Alter ihrer Kinder dem Gedächtnis einprägen und die Daten vieler wichtiger Ereignisse bezeichnen.

Die Britischen Inseln und Borneo nach dem gleichen Maßstab
Ich kann nur kurz einiger furchtbarer Eruptionen, welche in dieser Gegend statthatten, Erwähnung tun. Was die Höhe der Verluste an Leben und Eigentum und die Bedeutung ihrer Wirkungen betrifft, so sind sie von keinen geschichtlich aufgezeichneten übertroffen worden. Vierzig Dörfer wurden durch den Ausbruch des Papandayan auf Java im Jahre 1772 zerstört; der ganze Berg wurde gesprengt, und ein großer See trat an seine Stelle. Durch den großen Ausbruch des Tambora auf Sumbawa im Jahre 1815 wurden zwölftausend Menschen getötet, die Asche verdunkelte den Himmel und fiel dick nieder auf Erde und See im Umkreis von dreihundert Meilen. Selbst ganz kürzlich, seitdem ich das Land verlassen habe, geriet ein Berg, der mehr als zweihundert Jahre ruhig gewesen, wieder in Tätigkeit. Die Insel Makian, eine der Molukken, wurde im Jahre 1646 durch eine heftige Eruption aufgerissen, welche auf der einen Seite des Berges eine ungeheure sich bis in sein Herz hinein erstreckende Kluft hinterließ. Er war, als ich ihn zuletzt besuchte, im Jahre 1860, bis zum Gipfel mit Vegetation bekleidet und mit zwölf bevölkerten malaiischen Dörfern bebaut. Am 29. Dezember 1862, nach 215 Jahren vollständiger Ruhe, brach er plötzlich wieder auf, er zerriss, und das Ansehen des Berges veränderte sich vollständig; der größere Teil der Einwohner kam um, und solche Massen von Asche wurden ausgeworfen, dass der Himmel über Ternate, vierzig Meilen von da, sich verdunkelte und die Ernte auf dieser und auf den umliegenden Inseln fast gänzlich zerstört wurde.
Die Insel Java besitzt mehr Vulkane, tätige und erloschene, als irgendein anderer bekannter Distrikt von gleicher Größe. Es sind an fünfundvierzig, und viele derselben geben sehr schöne Beispiele vulkanischer Kegel im Großen, einzelner oder doppelter, mit vollständigen oder abgestumpften Gipfeln von durchschnittlich zehntausend Fuß Höhe.
Es ist jetzt festgestellt, dass fast alle Vulkane sich langsam aufgetürmt haben durch die Anhäufung der von ihnen selbst ausgeworfenen Massen – Schlamm, Asche und Lava. Die Öffnungen oder Krater aber verändern oft ihre Lage, sodass ein Land von einer mehr oder weniger unregelmäßigen Reihe von Hügeln in Ketten und Massen, die nur hier und da bis zu stattlichen Kuppen aufsteigen, bedeckt und doch das Ganze durch wirkliche vulkanische Tätigkeit hervorgerufen sein kann. Auf diese Weise entstand der größte Teil Javas. Wohl fanden dort einige Erhebungen statt, hauptsächlich an der Südküste, wo ausgedehnte Klippen von korallenartigem Kalkstein gefunden werden; auch mag dort eine Unterlage von geschichteten Felsen vorkommen; aber dennoch ist Java im Wesentlichen vulkanischen Ursprunges und diese herrliche und fruchtbare Insel – dieser Garten des Ostens und vielleicht im Großen und Ganzen die reichste, die bestkultivierte und bestregierte tropische Insel der Erde – verdankt ihre eigentliche Existenz jener selben furchtbaren vulkanischen Tätigkeit, welche noch jetzt dann und wann ihre Oberfläche verwüstet.
Die große Insel Sumatra zeigt im Verhältnis zu ihrer Ausdehnung eine viel kleinere Anzahl von Vulkanen, und ein beträchtlicher Teil derselben hat wahrscheinlich einen nicht vulkanischen Ursprung.
Die lange Reihe von Inseln östlich von Java, die nordwärts von Timor nach Banda hin streift, ist wahrscheinlich durchaus vulkanischer Tätigkeit entsprossen. Timor selbst besteht aus alten geschichteten Felsen, aber man erzählt von einem Vulkan nahe der Mitte der Insel.
Nach Norden sind Ambon, ein Teil von Buru und das westliche Ende von Ceram, der nördliche Teil von Dschilolo und alle kleinen Inseln in der Nachbarschaft, die nördliche Spitze von Celebes und die Inseln Sjao und Sangir gänzlich vulkanisch. Der Philippinische Archipel enthält viele tätige und erloschene Vulkane und hat wahrscheinlich seine jetzige zerrissene Gestalt durch Senkungen infolge von vulkanischer Tätigkeit erlangt.
Längs dieser großen Vulkanreihe findet man mehr oder weniger handgreifliche Zeichen von Hebungen und Senkungen des Landes. Die Inseln im Süden von Sumatra, ein Teil der Südküste Javas und der Inseln im Osten, das westliche und östliche Ende von Timor, Teile aller Molukken, die Kei und Aru Inseln, Wageu und der ganze Süden und Osten von Dschilolo bestehen zu einem großen Teil aus emporgestiegenen Korallenfelsen, durchaus denen entsprechend, welche sich jetzt in den angrenzenden Gewässern bilden. Vielerorts habe ich die unveränderte Oberfläche der gehobenen Risse beobachten können mit großen Massen von Korallen noch in ihrer natürlichen Lage und Hunderten von Muscheln, die so frisch aussahen, dass man kaum glauben konnte, sie seien mehr als einige wenige Jahre über Wasser; und in der Tat, es ist sehr wahrscheinlich, dass solche Veränderungen innerhalb weniger Jahrhunderte vor sich gegangen sind.
Die ganze Länge dieser Vulkangürtel beträgt ungefähr neunzig Grade oder ein Viertel des ganzen Erdumfangs. Ihre Breite ist ungefähr fünfzig Meilen; aber auf einen Raum von zweihundert jederseits findet man Zeichen der unterirdischen Tätigkeit in den erst neuerdings gehobenen Korallenfelsen oder in Korallenriffbarrieren, welche ein neuerliches Untertauchen anzeigen. Gerade im Zentrum oder Brennpunkt der großen Kurve von Vulkanen liegt die breite Insel Borneo, auf welcher kein Zeichen frischer vulkanischer Tätigkeit bis jetzt beobachtet worden ist und wo Erdbeben, die so charakteristisch sind für die umliegenden Gegenden, gänzlich unbekannt sind. Die gleich große Insel Neuguinea nimmt ein anderes ruhiges Areal ein, auf welchem kein Zeichen vulkanischer Tätigkeit bis jetzt entdeckt worden ist. Mit Ausnahme des östlichen Endes ihrer nördlichen Halbinsel ist die große und so eigentümlich gestaltete Insel Celebes auch gänzlich frei von Vulkanen, und es sind Gründe vorhanden, welche zu der Annahme leiten, dass der vulkanische Teil einst eine gesonderte Insel gebildet hat. Die Malaiische Halbinsel ist ebenfalls nicht vulkanisch.
Die erste und einleuchtendste Einteilung des Archipels würde daher die in ruhige und vulkanische Regionen sein, und man könnte vielleicht erwarten, dass eine solche Einteilung einigen Verschiedenheiten im Charakter der Vegetation und der Lebensformen entsprechen würde. Dieses ist jedoch nur für eine sehr begrenzte Gegend der Fall; und wir werden jetzt sehen, dass – obgleich diese Wirkungen unterirdischen Feuers in einem so ungeheuren Maßstab sich zeigen: Es hat Bergketten aufgeworfen von zehn- oder zwölftausend Fuß Höhe, es hat Kontinente zerspalten und Inseln aus dem Ozean gehoben – sie dennoch gänzlich den Charakter einer neuerlichen Tätigkeit tragen, der es noch nicht gelungen ist, die Spuren einer älteren Verteilung von Land und Wasser zu verwischen.
Gegensätze der Vegetation – Unmittelbar am Äquator gelegen und umgeben von ausgedehnten Ozeanen, kann es nicht überraschen, dass die verschiedenen Inseln des Archipels fast immer mit Waldvegetation vom Spiegel der See bis zu den Spitzen der stolzesten Berge bekleidet sind. Dieses ist die allgemeine Regel. Sumatra, Neuguinea, Borneo, die Philippinen und die Molukken und die unkultivierten Teile Javas und Celebes’ – es sind alles bewaldete Länder, mit Ausnahme vielleicht von wenigen kleinen und unbedeutenden Flächen, in einigen Fällen herrührend von früherer Kultur oder zufälligem Feuer. Es bildet jedoch noch eine gewichtige Ausnahme die Insel Timor mitsamt allen kleineren sie umgebenden Inseln, auf welchen absolut kein Wald wie auf den anderen Inseln existiert, und dieser Charakter erstreckt sich auch in geringerem Grad auf Flores, Sumbawa, Lombok und Bali.
Auf Timor sind Eukalypten verschiedener Art sehr gewöhnlich, diese für Australien so charakteristischen Bäume, ferner Sandelholz, Akazien und andere Gattungen in geringerer Menge. Diese sind über das Land mehr oder weniger dicht verstreut, aber niemals derartig, dass man den Namen Wald gebrauchen könnte. Grobe und dürftige Gräser wachsen unter ihnen auf den mehr dürren Hügeln und ein üppiges Kräuterwerk an den feuchteren Orten.
Auf den Inseln zwischen Timor und Java ist oft ein dicker bewaldetes Land voll von dornigen und stacheligen Bäumen. Diese erreichen selten eine große Höhe, und durch den Einfluss der trockenen Jahreszeit verlieren sie fast gänzlich ihre Blätter; es wird dadurch der Boden unter ihnen ausgetrocknet, was auffallend mit den feuchten, düsteren, immergrünen Wäldern der anderen Inseln kontrastiert. Dieser eigentümliche Charakter, welcher sich in geringerem Grad auf der südlichen Halbinsel von Celebes und auf dem Ostende von Java zeigt, rührt höchstwahrscheinlich her von der Nachbarschaft Australiens. Der Südostmonsun, der zwei Drittel des Jahres dauert (von März bis November) und der über die nördlichen Teile dieses Landes bläst, bringt einen Grad von Hitze und Trockenheit hervor, welcher die Vegetation und den physikalischen Zustand der angrenzenden Inseln dem seinigen ähnlich macht. Ein wenig weiter nach Osten auf Timorlaut und den Kei Inseln herrscht ein feuchteres Klima vor, da die Südostwinde von dem Großen Ozean durch die Torresstraße und über die feuchten Wälder Neuguineas wehen; in Folge davon ist jedes Felseneiland mit Grün bis zu seiner höchsten Spitze bedeckt. Weiter nach Westen wieder, wo dieselben trockenen Winde über eine viel weitere Fläche von Wasser streichen, haben sie Zeit, frische Feuchtigkeit aufzusaugen, und demgemäß finden wir, dass die Insel Java ein immer weniger trockenes Klima hat, bis auf den äußersten Westen nahe Batavia das ganze Jahr mehr oder weniger Regen fällt und die Berge überall mit Wäldern von beispielloser Üppigkeit bekleidet sind.
Gegensätze in der Tiefe der See – Es wurde zuerst von Herrn George Windsor Earl darauf hingewiesen in einer vor der Royal Geographical Society im Jahre 1845 gelesenen Abhandlung und dann in einer kleinen Schrift: »Über die physische Geographie von Südost Asien und Australien« vom Jahre 1855, dass ein seichtes Meer die großen Inseln Sumatra, Java und Borneo mit dem asiatischen Festland verbinde, mit welchem ihre Naturprodukte übereinstimmen; während ein ähnliches seichtes Meer Neuguinea und einige der angrenzenden Inseln, alle charakterisiert durch die Anwesenheit von Beuteltieren, mit Australien verknüpfe.
Wir haben hier einen Hinweis auf den schlagendsten Gegensatz im Archipel, und nachdem ich die Sache genauer im Einzelnen geprüft habe, bin ich zu dem Schluss gelangt, dass wir zwischen den Inseln eine Linie ziehen können, welche sie dergestalt teilt, dass die eine Hälfte offenbar zu Asien gehört, während die andere nicht weniger sicher Australien zugeteilt werden muss. Ich nenne diese Teile des Archipels respektive den Indomalaiischen und den Australmalaiischen (s. die Karte).
Herr Earl (ich beziehe mich auf S. 12, 13 und 36 seiner Broschüre) legt großes Gewicht auf den früheren Zusammenhang von Asien und Australien, während ich hauptsächlich ihre lange Zeit bestandene Trennung betone. Ungeachtet dieser und anderer wichtiger Meinungsverschiedenheiten zwischen uns gebührt ihm zweifellos das Verdienst, zuerst diese Teilung des Archipels in eine australische und eine asiatische Region angegeben zu haben, und ich bin so glücklich gewesen, die Richtigkeit derselben durch Detailstudien sicherstellen zu können.
Gegensätze in den Naturprodukten – Um die Wichtigkeit dieser Klasse von Tatsachen in ihrer Tragweite auf die frühere Verteilung von Land und Meer zu würdigen, ist es notwendig, die Resultate zu betrachten, welche Geologen und Naturforscher in anderen Teilen der Erde gewonnen haben.
Man nimmt jetzt allgemein an, dass die gegenwärtige Verteilung der Lebewelt auf der Erdoberfläche hauptsächlich das Resultat der letzten Reihe von Veränderungen ist, welche sie erlitten hat. Die Geologie lehrt uns, dass die Oberfläche des Landes und die Verteilung von Land und Meer überall einer langsamen Veränderung unterworfen sind. Sie lehrt uns ferner, dass die Lebensformen, welche jene Oberfläche bewohnen, während jeder Periode, von der wir irgendeine Kunde besitzen, ebenso langsam sich verändern.
Es ist an diesem Ort nicht notwendig, sich über das Wie jener Veränderungen auszusprechen; es mögen darüber die Meinungen auseinandergehen; darüber aber, dass die Veränderungen selbst Platz gegriffen haben von den frühesten geologischen Zeiten an bis auf den heutigen Tag und dass sie stets fortschreiten, darüber existiert keine Meinungsverschiedenheit. Jede neue Schicht von Sedimentgebirge, Sand oder Kies liefert den Beweis, dass Veränderungen in der Richtung stattgefunden haben; und die verschiedenen Arten von Tieren und Pflanzen, deren Überreste man in diesen Niederschlägen findet, beweisen, dass dem entsprechende Veränderungen in der organischen Welt vor sich gingen.


Setzt man also diese zwei Reihen von Veränderungen als gewiss voraus, so können die meisten der gegenwärtigen Eigentümlichkeiten und Anomalien in der Verbreitung der Arten direkt aus ihnen abgeleitet werden. Jedes vierfüßige Tier, jeder Vogel, jedes Reptil, Insekt und jede Pflanze unseres eigenen Insellandes wird mit sehr wenigen geringfügigen Ausnahmen auch auf dem naheliegenden Kontinent gefunden. Den kleinen Inseln Sardinien und Korsika sind einige Vierfüßer und Insekten und viele Pflanzen durchaus eigentümlich. Auf Ceylon, das enger an Indien geknüpft ist als Britannien an Europa, werden viele Tiere und Pflanzen gefunden, die denen von Indien nicht gleichen und dieser Insel eigentümlich sind. Den Galapagosinseln sind fast alle einheimischen Lebewesen eigentümlich, obgleich sie anderen, in den nächstgelegenen Teilen des amerikanischen Festlands gefundenen Arten sehr ähneln.
Die meisten Naturforscher nehmen jetzt an, dass diese Tatsachen lediglich erklärt werden können durch den größeren oder geringeren Zeitraum, der verfloss, seitdem die Inseln von der Tiefe des Ozeans gehoben oder von dem nächstliegenden Land getrennt wurden; daher bietet im Allgemeinen (wenn auch nicht immer) die Tiefe des dazwischenliegenden Meeres ein Maß. Die enorme Dicke vieler Niederschläge aus dem Meer über weite Flächen hin beweist, dass Senkungen oft und durch Zeiträume von ungeheurer Dauer (mit abwechselnden Perioden der Ruhe) stattgehabt haben. Die Tiefe der See, die abhängig ist von solchen Senkungen, wird daher im Allgemeinen ein Maß der Zeit sein, und in ähnlicher Weise sind die Veränderungen, welche die organischen Formen erlitten haben, ein Maß der Zeit. Wenn wir die beständige Einwanderung neuer Tiere und Pflanzen von den umgebenden Ländern auf natürlichen Wegen zulassen, wie es so vortrefflich von Sir Charles Lyell und Herrn Darwin dargelegt worden ist, so fällt es auf, wie genau diese beiden Maße einander entsprechen. Britannien ist von dem Kontinent durch ein sehr seichtes Meer getrennt, und nur in sehr wenigen Fällen haben unsere Tiere oder Pflanzen angefangen, eine Verschiedenheit von den entsprechenden Kontinentalen Arten zu zeigen. Korsika und Sardinien, von Italien durch eine viel tiefere See geschieden, bieten in ihren organischen Gebilden eine viel größere Differenz dar. Kuba, von Yucatan durch eine breitere und tiefere Straße getrennt, weicht von diesem viel merkbarer ab, sodass die meisten der Produkte dieser Insel aus verschiedenen und eigentümlichen Arten bestehen; während Madagaskar, von Afrika durch einen tiefen dreihundert Meilen weiten Kanal getrennt, so viele eigenartige Züge besitzt, dass dadurch auf eine in sehr früher Zeit stattgehabte Trennung hingedeutet ist, ja dass es selbst als zweifelhaft bezeichnet werden muss, ob überhaupt diese beiden Länder jemals vereinigt gewesen waren.
Um nun auf den Malaiischen Archipel zurückzukommen, so finden wir, dass die ganze Breite der See, welche Java, Sumatra und Borneo voneinander und von Malakka und Siam trennt, so seicht ist, dass Schiffe überall Anker werfen können; die Tiefe überschreitet nämlich selten vierzig Faden; und wenn wir bis zu einer Grenze von hundert Faden gehen, so können wir die Philippinen und Bali im Osten von Java mit einschließen. Wenn diese Inseln daher voneinander und von dem Festland durch Senkungen der dazwischenliegenden Züge Landes getrennt wurden, so müssen wir schließen, dass die Trennung verhältnismäßig spät stattgefunden habe, da die Tiefe, bis zu welcher das Land sich gesenkt hat, so gering ist. Man darf auch nicht übersehen, dass die große Kette tätiger Vulkane auf Sumatra und Java uns einen zureichenden Grund für solche Senkungen bietet, da die enormen Massen von Substanz, welche sie ausgeworfen haben, vorher die Grundfesten des umgebenden Landes bildeten; und dieses mag wohl die richtige Erklärung für die oft beobachtete Tatsache sein, dass Vulkane und Vulkanketten immer nahe dem Meer liegen. Die Senkung, welche sie rund um sich herum hervorrufen, wird mit der Zeit ein Meer, falls nicht schon eines vorhanden ist, bilden müssen.
Aber wenn wir die Zoologie dieser Länder erforschen, so finden wir gerade das, was wir suchen – einen Beleg sehr schlagender Art dafür, dass diese großen Inseln einst Teile des Festlands gewesen sein müssen und erst in einem sehr späten geologischen Zeitalter losgelöst worden sein können. Der Elefant und der Tapir von Sumatra und Borneo, das Rhinozeros von Sumatra und die verwandte Art von Java, der wilde Ochse von Borneo und die Art, welche man lange als Java eigentümlich annahm, alle diese Tiere kommen, wie man jetzt weiß, in diesem oder jenem Teil Südasiens vor. Keines dieser großen Tiere konnte möglicherweise die Meeresarme überschritten haben, welche jetzt diese Länder voneinander trennen, und ihre Gegenwart beweist deutlich, dass eine Verbindung zu Lande dagewesen sein muss seit der Entstehung der Arten. Kleinere Säugetiere sind in beträchtlicher Zahl den Inseln und dem Festland gemeinsam; aber die bedeutenden physischen Veränderungen, welche während des Zerreißens und Senkens so ausgedehnter Regionen stattfinden mussten, haben das Aussterben einiger auf einer oder mehreren Inseln herbeigeführt und in einigen Fällen scheint auch Zeit genug für das Platzgreifen einer Abänderung der Art gewesen zu sein. Vögel und Insekten geben ebenfalls dafür einen Beweis, denn jede Familie, ja fast jede Gattung dieser Tiergruppen, welche auf irgendeiner der Inseln gefunden wird, kommt auch auf dem asiatischen Festland vor, und in einer großen Anzahl von Fällen sind die Arten genau identisch. Die Vögel bieten uns eines der besten Beispiele dar, um das Gesetz der Verbreitung zu formulieren; denn obgleich es auf den ersten Blick so scheint, als ob die durch das Wasser gegebenen Grenzen, welche die Landvierfüßer ausschließen, leicht von den Vögeln überschritten werden könnten, so ist es in Wirklichkeit doch nicht der Fall; denn abgesehen von den Wasservögeln, welche vorwiegend Wanderer sind, findet man die anderen (und hauptsächlich die Passeres oder wahren Nesthocker, welche die große Majorität bilden) im Allgemeinen ebenso streng durch Meerengen und Arme der See an der Verbreitung gehindert wie die Vierfüßer selbst. Es ist beispielsweise, um bei den Inseln, von denen ich jetzt gerade spreche, stehen zu bleiben, eine bemerkenswerte Tatsache, dass Java eine Reihe von Vögeln besitzt, welche nie nach Sumatra kommen, obgleich sie durch eine Meerenge von nur fünfzehn Meilen Breite getrennt sind, in deren Mitte noch Inseln liegen. In der Tat besitzt Java mehr ihm eigentümliche Vögel und Insekten als Sumatra und Borneo, und dieses würde darauf hinweisen, dass diese Insel am frühesten vom Festland getrennt worden sei; Borneo steht ihr am nächsten in Betreff der Individualisierung seiner Organismen, während alle tierischen Formen Sumatras mit denen der Halbinsel Malakka nahezu identisch sind, sodass wir sicher schließen dürfen, sie sei die zuletzt losgerissene Insel gewesen.
Das allgemeine Resultat, zu dem wir gelangen, ist daher dieses, dass die großen Inseln Java, Sumatra und Borneo in ihren Naturprodukten den angrenzenden Teilen des Festlands gleichen, wenigstens so weit, wie man von über so große Strecken sich ausdehnenden Ländern erwarten kann, selbst wenn sie noch Teile von Asien wären; und diese große Gleichheit zusammengehalten mit der Tatsache, dass das Meer, welches sie trennt, so gleichmäßig und auffallend seicht ist, endlich die Existenz der ausgedehnten Reihe von Vulkanen auf Sumatra und Java, welche ungeheure Massen unterirdischer Stoffe ausgeworfen, ausgedehnte Hochebenen und luftige Bergesreihen aufgetürmt haben, welche demnach eine vera causa für eine parallele Senkungslinie abgibt – alles dieses leitet unwiderstehlich zu dem Schluss, dass noch in einer sehr späten geologischen Epoche sich das Festland Asiens weit jenseits der jetzigen Grenzen in südöstlicher Richtung ausdehnte, indem es die Inseln Java, Sumatra und Borneo einschloss und wahrscheinlich so weit reichte wie die jetzige Linie der Hundert-Faden-Tiefe.