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Schafe auf den Bergen, geht hin und sucht das verirrte?
MATTHÄUS 18, 12
Das Leben ist ein Labyrinth, in dem man sich schnell verirren kann. Das gilt für Schafe, und das gilt für Menschen. Die Angebote zur Gestaltung des Lebens gehen in die Tausende. Nicht wenige haben sich verirrt und finden sich im Wirrwarr der Angebote nicht mehr zurecht.
Eine griechische Sage erzählt von einem unterirdischen Labyrinth auf der Insel Kreta. Dort lebte ein Ungeheuer, halb Mensch, halb Stier, der Minotaurus. Alle neun Jahre mussten ihm sieben junge Mädchen und sieben junge Männer der Insel geopfert werden. Der Held Theseus meldete sich freiwillig zum Opfer. Ariadne, die Tochter des Königs von Kreta, hatte sich in Theseus verliebt und wollte ihn retten. Sie gab ihm ein Knäuel roten Garns, das ihm helfen sollte, aus dem Labyrinth wieder lebend herauszufinden. Theseus befestigte das Ende des Garns am Eingang und suchte dann den Minotaurus. Es gelang ihm, das Ungeheuer zu töten und unversehrt zurückzukehren.
Unser Herr will nicht, dass wir uns im Labyrinth dieser Welt verirren und vor die Hunde gehen. Er sucht gerade die Verlorenen und Verirrten. Er sucht nicht die Satten und Gerechten. Er geht nicht den Selbstzufriedenen und Gesunden nach. Er sucht die, die vom Wege abgekommen sind. Er ist der gute Hirte, der die Schafe, die die Orientierung verloren haben, zurückbringt. Unser Herr sucht die Verirrten und lässt sie nicht im Dreck und in der Sackgasse sitzen. Er selbst und sein Wort sind der rote Faden, der uns zu ihm zurückbringt, wenn wir uns in den zahllosen Angeboten dieser Welt verrannt haben. Ist das nicht ein tröstlicher Gedanke?
3. FEBRUAR
Wie ich mit Mose gewesen bin, werde ich mit dir sein;
ich werde dich nicht aufgeben und dich nicht verlassen.
JOSUA 1, 5
Gott wird mit dir sein! Eine Verheißung, die stärkt und beflügelt. Eine Zusage, die Mut macht.
Pastor Heinrich Giesen, der ehemalige Direktor der Berliner Stadtmission, berichtete von einem Gottesdienst, den er als junger Mann in einer Herrnhuter Brüdergemeinde halten sollte. »Ich wartete in der Sakristei auf den Einsatz des Orgelvorspiels. Dabei seufzte ich, wie alle Diener am Wort seufzen vor ihrem Dienst, und zitterte, wie alle, die nicht predigen können. Da kommt der Bruder Schmidt in die Sakristei, legt seine Hand auf meine Schulter und sagt: ›Heinrich, Er ist da!‹ Mehr sagte er nicht, aber damit hat er alles gesagt.«
Keine Frage, damit ist alles gesagt! Er ist bei Mose gewesen, und er ist bei Josua gewesen. Er hat den Jona und Elia nicht aufgegeben, und er wird auch keinen von uns aufgeben. Er ist bei uns! Er hat Petrus nicht aufgegeben, der ihn dreimal verleugnete. Unvorstellbar, er hat sogar Judas jahrelang ertragen, obwohl er genau wusste, dass dieser ihn verraten würde.
Es ist wie in dem Gebet von den vierzehn Engeln, das die kleinen Kinder vertrauensvoll beten, wenn sie schlafen gehen. Vierzehn Engel stehen bei ihnen, am Kopf- und am Fußende. Wir werden gedeckt und geweckt, werden gehalten und getragen. Der lebendige Gott hat seine Diener überall. Welche Gelassenheit schafft seine Gegenwart! Er geht mit auf die Kanzel. Er geht mit in die Schule. Er wacht am Krankenbett und schließt unsere Augen, wenn wir den letzten Atemzug tun.
Müssten wir da nicht viel ruhiger, gelassener und zufriedener sein? Müssten wir nicht viel mehr Zuversicht auf unsere Umgebung ausstrahlen? Er ist bei uns, er gibt uns nicht auf!
4. FEBRUAR
Herr, ich rufe zu dir um Hilfe!
Du mein Beschützer, stelle dich nicht taub!
PSALM 28, 1
Kein Anschluss unter dieser Nummer! Haben Sie das auch schon erlebt?
Ich wollte einen alten Bekannten anrufen, einen vertrauten Weggefährten. Jahrelang hatte ich nichts von ihm gehört. Wir hatten im CVJM zusammengearbeitet, hatten Hand in Hand Freizeiten organisiert und geleitet. Wir hatten zusammen gebetet und gefeiert. Wir hatten viel gelacht und viele ernste Gespräche geführt.
Ich wählte die acht Ziffern, die Nummer stand in meinem Kalender. Jedes Jahr wurde sie neu übertragen. »Gleich wird er sich melden! Wie überrascht er sein wird, meine Stimme zu hören! Ich freue mich schon auf seinen Tonfall, wenn er ›Hallo‹ sagt!« Aber dann, nach kurzer Verzögerung, meldete sich eine eiskalte Stimme. Eigentlich noch nicht einmal eine menschliche Stimme, eher ein technischer Laut, der mir eine Botschaft ins Ohr schob: »Kein Anschluss unter dieser Nummer!« Wie unvorstellbar gnadenlos klangen diese fünf Wörter! Später erfuhr ich dann auf Umwegen, dass er inzwischen verstorben war.
Kein Anschluss unter dieser Nummer …
Gott sei Dank ist es bei unserem himmlischen Vater anders. Die Leitung zu ihm ist immer frei. Bei ihm gibt es kein Besetztzeichen. Er hat immer ein Ohr für uns. Allerdings haben wir manchmal den Eindruck, wenn wir eine konkrete Antwort brauchen, unsere Gebete würden an der Zimmerdecke kleben, würden nicht zu ihm durchdringen. Wir bekommen das Gefühl, wir reden ins Leere, spüren nichts von seiner Anwesenheit. Dann können wir mit dem Psalmisten sprechen: »Du mein Beschützer, stelle dich nicht taub!« Es stimmt, nicht immer hören wir Gottes Stimme, spüren seine Gegenwart. Aber das andere stimmt auch: Wenn wir beten, tönt niemals an unser Ohr: »Kein Anschluss unter dieser Nummer!«
5. FEBRUAR
Denn du hast nicht Gefallen an unserem Verderben:
Nach dem Gewitter lässt du die Sonne wieder scheinen,
und nach Klagen und Weinen überschüttest du uns mit Freuden.
Deinem Namen sei ewig Ehre und Lob, du Gott Israels.
TOBIAS 3, 23
Ein Mut machender Gedanke: Du, Gott, hast keinen Gefallen an unserem Verderben.
Ein bekannter amerikanischer Theologe berichtet von einem erfolgreichen Geschäftsmann, den ein wirtschaftlicher Misserfolg in die Knie gezwungen hatte. Er war am Ende, gab aber trotzdem nicht auf. Wie ein Verzweifelter kämpfte er ums Überleben. Als der Theologe ihn fragte, wie er sich seinen Umschwung erklären könne, wo er doch alles verloren habe, antwortete der Mann: »Es war das Bild eines Schiffes, das ich gesehen habe. Es saß bei Ebbe auf dem Sand fest. Der Titel jenes Bildes lautete: Die Flut kommt immer zurück.«
Können wir uns diese Verheißung zu eigen machen? Nach einem Gewitter kann die Sonne wieder scheinen. »Nach Klagen und Weinen überschüttest du uns mit Freude.« Misserfolge, Pleiten und Enttäuschungen gehören zu unserem Leben. Aber wenn wir aufgeben und uns der Verzweiflung hingeben, ruinieren wir uns selbst, seelisch und körperlich.
Wer aufgibt, zweifelt an der Hoffnung.
Wer aufgibt, glaubt nicht an die Wende.
Wer aufgibt, verschmäht Gottes Möglichkeiten.
Behalten Sie das Bild des Schiffes im Auge: »Die Flut kommt immer zurück.«
6. FEBRUAR
Handelt nicht aus Selbstsucht oder Eitelkeit! Keiner soll sich über den
anderen erheben, sondern ihn mehr achten als sich selbst. Verfolgt nicht
eure eigenen Interessen, sondern seht auf das, was dem anderen nutzt.
PHILIPPER 2, 3 – 4
Ehrgeiz spielt in unserer Leistungsgesellschaft eine große Rolle. Ein ehrgeiziger Mensch, ob jung oder alt, ist angesehen und geachtet. Doch hat der hoch geschätzte Ehrgeiz mehr als eine Schwachstelle. Vor allem, wenn wir ihn geistlich unter die Lupe nehmen. Ein gutes Beispiel ist der Film »Die Dornenvögel«. Der hochbegabte Pater Ralph tritt in Australien eine große Erbschaft an, die ihm in Rom beim Vatikan Ehre einbringen soll. Er verzichtet auf die Liebe zu einer jungen Frau. Er sagt zu ihr: »Ich liebe dich sehr, aber Gott steht an erster Stelle.« Er reißt sich von ihr los und kehrt nach Rom zurück, wo er zunächst Sekretär des Erzbischofs und später Kardinal wird. Der Erzbischof ist wie ein väterlicher Freund zu ihm. Aber er hat den jungen Priester durchschaut. In einer ruhigen Stunde sagt er zu ihm: »Sie haben sich in Australien nicht zwischen einer Frau und Gott entschieden, sondern zwischen einer Frau und dem Ehrgeiz.«
Wir möchten uns und den anderen vormachen, dass Gott über allem steht. Wir täuschen und belügen uns selbst. Nicht der lebendige Gott ist das einzige Motiv, Ehrgeiz, Eitelkeit und Anerkennungssucht sind die tief liegenden Triebfedern. Nicht nur Pater Ralph, der spätere Kardinal, wird von solchen Lebenslügen heimgesucht. Jeder von uns kennt diese raffinierten Selbsttäuschungen. Dieser getarnte fromme Ehrgeiz gaukelt uns ein frommes Selbstbild vor. Wir glauben an unsere Selbstlosigkeit. Wir glauben an unseren ehrbaren Ehrgeiz. Dabei verrät allein das deutsche Wort, dass sich der Ehrgeiz als ein äußerst fragwürdiges geistliches Streben entpuppt. In unserer Gesellschaft wird Ehrgeiz hoch geschätzt, und viele Christen erwarten von Predigern, Seelsorgern und Therapeuten, dass diese »heilige Kuh«, der Ehrgeiz, unangetastet bleibt. Wir sollten da achtgeben.
7. FEBRUAR
Eine jegliche Rebe, die da Frucht bringt,
wird er reinigen, dass sie mehr Frucht bringt.
JOHANNES 15, 2
Christen sind dazu da, Frucht zu bringen. Wie geht das vor sich? Ein bekanntes Sprichwort sagt: »Sich regen bringt Segen.« Diese Volksweisheit spricht es unmissverständlich aus, dass feste Arbeit, Strebsamkeit und Tüchtigkeit den Segen Gottes zur Folge haben. Christen, die in einer Leistungsgesellschaft leben, werden pausenlos verführt, Tüchtigkeit mit Segen, Erfolg und Besitz mit Frucht und Opferbereitschaft und Selbstüberforderung mit Gottes Willen gleichzusetzen.
Die Faust-Tragödie von Goethe handelt von falschen Versprechungen, die uns die Welt macht, für die wir arglos unser Leben verkaufen. Goethes Theologie, die er im Faustdrama auf den Punkt bringt, lautet: »Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen.« Diese Schlussfolgerung ist theologisch falsch. Nicht unsere Tüchtigkeit, Strebsamkeit und Opferbereitschaft retten uns, sondern Christus allein.
Im »Theologischen Wörterbuch« von Ralf Luther heißt es: »Frucht ist Gewachsenes im Gegensatz zu Gekünsteltem. Frucht heißt das, was organisch aus einer Wurzel wächst; das Gegenteil davon ist das Gemachte, Gekünstelte, Gesteigerte … Die innerste Art, die tatsächliche Lebensrichtung eines Menschen, ist daran zu erkennen, ob an ihm gute Früchte zu sehen sind, ob seine Güte, seine Wärme, sein Wohltun, seine Frömmigkeit, seine Liebenswürdigkeit ursprünglich und wurzelecht sind oder ob das alles Mache, Verstellung, Steigerung, von außen aufgedrückter Stempel, moralischer oder religiöser Drill ist.«
Jesus zeigt in den Abschiedsreden seinen Jüngern und uns, wie Früchte wachsen. Bleiben in Christus – wie eine Rebe am Weinstock. Er reinigt die Reben und damit uns. Er sorgt dafür, dass wir mehr Frucht bringen. Von unseren Anstrengungen ist keine Rede.
8. FEBRUAR
Ein gesunder Baum trägt gute Früchte und ein
kranker Baum schlechte. Umgekehrt kann auch ein
gesunder Baum keine schlechten Früchte tragen.
MATTHÄUS 7, 17 – 18
Wie gesunde Bäume möchten wir Christen verwurzelt sein und Frucht bringen.
In seiner Schrift »Von der Freiheit eines Christenmenschen« greift Martin Luther das Bild vom Baum und den Früchten auf. Er schreibt: »Die beiden Sprüche sind wahr: Gute Werke machen nimmermehr einen guten Mann, sondern ein guter Mann tut gute Werke. Böse Werke machen keinen bösen Mann, sondern ein böser Mann macht böse Werke. So muss immer das Wesen oder die Person selbst zuvor gut sein, vor allen guten Werken; und die guten Werke folgen und gehen aus von der guten Person. Es ist ja klar, dass die Früchte nicht den Baum tragen, so wächst auch der Baum nicht auf den Früchten, sondern umgekehrt. Die Bäume tragen die Früchte, und die Früchte wachsen auf den Bäumen … also muss zuerst die Person des Menschen selbst gut oder böse sein, ehe er ein gutes Werk tut. Seine Werke machen ihn nicht gut oder böse, sondern er selbst macht seine Werke gut oder böse.«
Frucht wächst von selbst. Kein Bauer stellt sich auf seinen Acker und appelliert an die Fruchtbarkeit der Erde. Früchte wachsen nicht auf Befehl. Sie reagieren nicht auf Appelle und Beschwörungen. Nur wir Menschen möchten gerne Früchte erzwingen. Als Seelsorger oder Prediger »bearbeiten« wir die Menschen, weil wir Frucht sehen wollen. Wir wollen Früchte erleben, wir drängen und manipulieren, dass Früchte sichtbar werden. Die Bibel hat recht: Der gute Baum bringt gute Früchte, und der Christ, der aus Christus lebt, wird Frucht bringen.
9. FEBRUAR
Er bleibt sich selbst treu, indem er alle als treu anerkennt, die sich einzig
und allein auf das verlassen, was er durch Jesus getan hat.
RÖMER 3, 26
Ohne Leistung und Erfolg fühlt sich der moderne Mensch hilflos und nutzlos. Leistung und Erfolg gehören – nach seiner Meinung – zum wahren Menschsein. Martin Luther, der bis zu seiner »Bekehrung« auch von dieser Tatsache überzeugt war, hat mit der »Reformation« eine Revolution im Denken, Fühlen und Handeln der Kirche eingeleitet. Und doch ist diese Revolution im Kopf der meisten Christen stecken geblieben. Sie wissen, dass es einzig und allein auf Christus ankommt, aber sie praktizieren das Gegenteil.
Der amerikanische Psychiater Chris Thurman hat über dreißig »Lügen, die wir glauben« zusammengestellt. In allen Lebensbereichen fand er Lügen, die wir Christen für wahr halten und die wir handfest praktizieren. Eine Lüge beschreibt er, die mit Leistung und Erfolg zusammenhängt. Im Sinne einer weithin akzeptierten Überzeugung lautet die Lüge: »Du bist nur so viel wert wie deine Leistung.«
Thurman kommentiert diesen Selbstbetrug folgendermaßen: »Viele dieser gehetzten Leute kommen bis an die Schwelle des Selbstmordes, wenn sie durch ihre Neigung, Wert und Leistung gleichzusetzen, Gefühlen des Versagens und des Selbsthasses ausgesetzt werden … In unserer Gesellschaft lautet die Botschaft nur zu oft: ›Du bist nur dann ein wertvoller Mensch, wenn du die Erfolgsleiter heraufsteigst, in einem großen Haus, in einem Vorort wohnst, ein teures Auto fährst, eine goldfarbene Kreditkarte besitzt, nur Designeranzüge trägst … ‹ Diese Lüge ist schwer zu knacken!«
Das Erfolgsstreben hat viele Gesichter. Erfolg kann durch Kraft, Macht, Geschicklichkeit, Intelligenz, Schnelligkeit und Risikobereitschaft erzielt werden. Paulus deckt diese Lügen schonungslos auf. Nur wer sich einzig und allein auf Christus verlässt, kann gerettet werden. Alles andere ist Werk- und Selbstgerechtigkeit. Können wir mit dieser Aussage übereinstimmen?
10. FEBRUAR
Herr, zeige mir den Weg, den ich gehen soll;
lass mich erkennen, was du von mir verlangst.
PSALM 25, 4
Viele Christen verwechseln Arbeitssucht mit Nachfolge. Sie wollen ihrem Herrn pausenlos dienen und glauben, wenn sie atemlos für ihn unterwegs sind, dass sie den Weg gehen, den er für uns bestimmt hat.
Ein amerikanischer Arzt bekennt von sich: »Immer wieder begegnen mir Menschen, die alles tun, um ihren Mangel an Zugehörigkeit und Wertschätzung dadurch auszugleichen, dass sie ihre persönlichen Leistungen in den Vordergrund stellen. Ihr Selbstwertgefühl hängt völlig davon ab, was sie vollbringen … Auch mir ist es so ergangen. Schon sehr bald nach unserer Hochzeit wurde ich ein Workaholic. Als ich dreißig war und meine Ausbildung zum Psychiater beendet hatte, verbrachte ich kaum Zeit mit Jan und den Kindern. Stattdessen war ich bemüht, mein Ansehen zu steigern. Ich war ein religiöser Workaholic. Ich übte eine vollzeitige Lehrtätigkeit an der Trinity International University von Chicago aus, und nebenher praktizierte ich noch in Milwaukee mit einem Anfahrtsweg von 60 Meilen. Schließlich wollte ich mich noch weiterbilden. Um meinen christlichen Neigungen nachzukommen, kümmerte ich mich fast jeden Abend bei uns seelsorgerlich um Studenten. Sonntags leitete ich dann noch Seminare und Lehrveranstaltungen in verschiedenen Gemeinden. So ging es einige Jahre. Und ich war vollkommen überzeugt davon, dass ich mein Bestes tat, um Gott und meinen Mitmenschen zu dienen.«
Eine hilfreiche Selbstkarikatur eines Arbeitssüchtigen. Unser Herr Jesus ist kein Sklaventreiber. Er peitscht niemanden ins Aus. Wir ganz allein machen uns zu Arbeitssüchtigen. Darum ist Davids Gebet Gold wert: »Herr, zeige mir den Weg, den ich gehen soll!«
11. FEBRUAR
Gott selbst hat euch dazu berufen, für immer mit
seinem Sohn Jesus Christus, unserem Herrn,
verbunden zu sein, und Gott steht zu seinem Wort.
1. KORINTHER 1, 9
Es geht um Berufung. Es gibt Christen, die hat Gott berufen und für Christus in den Dienst gestellt. Und es gibt andere, die haben sich selbst ernannt, stehen im Beruf und arbeiten für Christus.
Der ehemalige Managementberater Myron Rush, der unter Arbeitssucht litt und seelisch und körperlich völlig ausgebrannt war, schrieb nach seiner Umkehr: »Es ist mir aufgefallen, dass gläubige Christen, die ausbrennen, sich häufig getrieben fühlen, aber nicht berufen. Sie verlieren die Tatsache aus den Augen, dass Gott sie an ihre jeweilige berufliche Aufgabe oder in ein Vorhaben gestellt hat, mit der Zusage, sie mit allem zu versorgen, was sie zur Ausführung seines Willens brauchen. Trotzdem fühlen sie sich genötigt, die Arbeit eher für Gott zu tun, als sie durch ihn vollbringen zu lassen. Sie verlassen sich auf ihre eigene Stärke statt auf die Gottes.« Ein Wort, das ehrgeizigen Christen unter die Haut geht. Getriebene tun ihre Arbeit in erster Linie für sich selbst. Sie wollen Erfolg, wollen ankommen und ihr Prestige vergrößern. Sie powern, sind geschäftig, geraten in Hektik und überschreiten ständig ihre Kraftreserven. Der Berufene dagegen will Frucht bringen. Er stellt Gott in den Mittelpunkt. Er ist mit dem Herrn verbunden und verlässt sich auf seine Kraft. Der Getriebene überfordert sich. Der Berufene lässt sich von Gott fordern. Und der mutet keinem zu viel zu.
Arbeiten wir für Christus, und sind wir auf Erfolg angewiesen, oder lassen wir alle Arbeit durch ihn verrichten? Dann sind wir mit ihm verbunden, und die Arbeit frisst uns nicht auf.
12. FEBRUAR
Der Gottlose flieht, auch wenn niemand ihn jagt;
der Gerechte aber ist furchtlos wie ein junger Löwe.
SPRÜCHE 28, 1
Wie gehen wir mit Angst um? Flucht ist ein beliebtes Verhaltensmuster, um der Angst auszuweichen. Die Flucht wird von dem katholischen Theologen Hans Küng so charakterisiert: »Es ist vielfach eine große Angst vor der eigenen inneren Leere, die uns dazu treibt, uns eine volle Agenda (Terminkalender) zuzulegen. Ohne einen ausgefüllten Arbeitstag bin ich ein halber Mensch.«
Und der bekannte Tennisspieler Ivan Lendl sagte in einem Gespräch: »Ich habe Angst, ganz tief in mich zu sehen, weil dort vielleicht nichts ist. Tennis ist Leben. Es bewahrt mich vor dieser Angst.«
Die Bibel hat recht. Der Gottlose flieht in die Arbeit, in die Leistung, ins Vergessen, in die Zerstreuung, um seiner Leere nicht begegnen zu müssen. Menschen, die ihren Wert allein in Arbeit und Leistung suchen, müssen mit Angst reagieren, wenn die Kräfte nachlassen, wenn die Gesundheit beeinträchtigt ist, wenn der Körper streikt. Ihr Wert hängt in der Luft. Die Angst wird übermächtig.
Der Mensch, der Gott vertraut, ist »furchtloser«. Er weiß sich in Christus geliebt und angenommen und muss sich nicht durch Erfolg und Leistung selbst beweisen.
13. FEBRUAR
Denn wer sein Leben erhalten will, der wird es verlieren;
wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird’s erhalten.
LUKAS 9, 24
Loslassen können ist eine Kunst. Wer loslässt, wird beschenkt.
Ein Theologiestudent erzählt in einer Zeitschrift folgende Geschichte: In England lebte eine Familie, die eine wunderschöne und wertvolle chinesische Mingvase besaß. Eines Tages rief die Frau den Mann an seinem Arbeitsplatz an, um ihm mitzuteilen, dass der fünfjährige Sohn seine Hand in die Vase gesteckt habe und sie nicht mehr herausziehen könne. Er solle sofort nach Hause kommen. Aber der Mann konnte nicht helfen und rief in seiner Not die Feuerwehr. Alle versuchten, den Sohn von der teuren Vase zu befreien. Sie probierten es mit kaltem und heißem Wasser, mit Butter und anderen Gleitmitteln. Nichts half. Also beschloss der Feuerwehrmann, dass die Axt zum Einsatz kommen müsse. Da sagte der Sohn zum Vater: »Daddy, soll ich den Penny loslassen, bevor der Mann die Vase kaputt schlägt oder danach?« Der Sohn hatte eine Münze in der Vase entdeckt und hielt das Geldstück krampfhaft fest.
Nicht nur Kindern, auch Erwachsenen fällt das Loslassen schwer. Besitz, Menschen, Ehre, Ämter und Ehrgeiz – wir wollen alles festhalten, so wie der Junge die Münze. Jeder von uns klammert sich an Dinge, die ihm viel bedeuten. Es ist schwierig, geliebte Menschen loszulassen. Und dann erst das Leben. Viele sind überzeugt: Gesundheit ist das höchste Gut. Jesus ist konsequent: »Wer sich abstrampelt, um das Leben zu erhalten, der wird es verlieren.«
Menschen, die von Hektik und Hetze umgetrieben werden, können nicht loslassen. Sie wirken angespannt und nicht gelassen. Sie selbst wollen sich alles für ihr Leben erzwingen. Aber nur wer sich voll auf unseren Herrn einlässt, wer sein Vertrauen voll auf ihn setzt, der wird sein Leben erhalten.
14. FEBRUAR
Mehr als auf alles andere achte auf deine Gedanken,
denn sie bestimmen dein Leben.
SPRÜCHE 4, 23
Der römische Kaiser Marcus Aurelius regierte etwa 150 Jahre nach Christus in Rom. Er beschäftigte sich intensiv mit der Wahrheit. Er wurde bekannt als der großherzigste und gewissenhafteste römische Kaiser. In seinen Meditationen schrieb er folgenden Satz: »Nicht die Tatsachen bestimmen unser Leben, sondern wie wir darüber denken.« Die Gedanken machen eine Sache gut oder böse. Ja, die Gedanken bestimmen unser Leben. Nun gibt es positive und irrige Gedanken. Es gibt einen Irrglauben, der aus negativen Gedanken besteht.
Zwei Amerikaner, William Backus und Marie Chapian, haben sich intensiv mit diesem Phänomen auseinandergesetzt. Bei ihnen heißt es: »Wenn Sie etwas glauben, handeln Sie danach. Aus diesem Grunde sind Ihr Glaube beziehungsweise Irrglaube die wichtigsten Faktoren Ihres geistigen und emotionalen Lebens. Was bedeutet Irrglaube? Er ist wohl die geeignetste Bezeichnung für die teilweise lächerlichen Dinge, die wir uns einbilden. Es ist erschreckend, welches Leid wir uns selbst durch verletzte Gefühle und durch wahre Festungen negativer Gedanken zufügen. Der Grund für eine durcheinandergeratene Gefühlswelt, für falsche Verhaltensweisen und sogenannte ›psychische Erkrankungen‹ sind irrige Überzeugungen … Ansprüche wie ›Was ich auch anfange, es geht immer schief‹ oder ›Ich mache immer so viele Fehler‹ sind deutliche Beispiele hierfür … Wenn Sie solche Worte für wahr halten, glauben Sie dieser Lüge.«
Der Irrglaube besteht aus Ängsten, negativen Gedanken und irrigen Überzeugungen. Wem vertrauen wir mehr, den irrigen Überzeugungen, die wir im Herzen produzieren, oder der Zusage aus der Bibel: »Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht: Christus«?
15. FEBRUAR
Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege.
PSALM 119, 105
Gottes Wort und unser Wort – das sind zwei Welten. Noch niemals zuvor wurden so viele Worte geschrieben, gesprochen, gesungen und verbreitet wie heute. Worte und Informationen überfluten uns. Ein unendlicher Wortregen berieselt uns Tag und Nacht. Welchem Wort sollen wir da vertrauen?






