- -
- 100%
- +
Der Kabarettist Hanns-Dieter Hüsch, ein gläubiger Katholik, hat ein Buch veröffentlicht, das den bezeichnenden Titel trägt: »Das erste und das letzte Wort«. An einer Stelle schreibt er: »Wenn alles ausgeredet, ausgerechnet, kalkuliert und spekuliert, wenn alles tausendfach erklärt, bewiesen, aufgesagt und abgeschrieben, widerrufen, hinausposaunt, manipuliert und propagiert, hundertprozentig prophezeit, dokumentiert und illustriert, korrigiert, vorgeworfen, nachgeworfen … und wenn dann alles, wirklich alles, ausgeredet hat und sprachlos ist, dann möge Gott der Herr uns immer wieder sagen, uns immer wieder zeigen, dass nur sein Wort, das erste und letzte Wort, dass unser Tun und Hören seinem Wort entsprechen möge. Denn sein Sprechen ist unser täglich Brot.«
Er hat recht: Wir haben das menschliche Wort aufgesagt und abgeschrieben, dementiert und falsch betont, propagiert und suggeriert. Und wenn wir endlich sprachlos sind, dann können wir nur hoffen und beten,
dass sein Wort unseres Fußes Leuchte wird;
dass wir unseren Mund halten und dass sein Wort uns Orientierung gibt;
dass wir uns nicht durch Millionen Worte verrückt machen lassen.
Wenn sein Wort unsere Speise wird, sind wir gegen die Wortflut in Zeitungen, Rundfunk und Fernsehen geschützt. Dann wissen wir, was wir zu tun und zu lassen haben.
16. FEBRUAR
Darum sollt ihr also beten: Unser Vater in dem Himmel.
MATTHÄUS 6, 9
Das ist die Anrede des Vaterunsers, des Gebets, das Jesus seine Jünger lehrte.
Der bekannte Fernsehpfarrer Adolf Sommerauer sagte zu diesem Gebet: »Ich muss mich wahrhaftig nicht genieren, wenn ich die Bitte wiederhole: Hantieren Sie beim Gebet nicht mit so vielen Vorsichtsmaßnahmen, sondern beten Sie in der Art, wie Jesus es gelehrt hat! Viele Gebete werden im Stil einer Buchführung vor Gott gebracht. Man ist ängstlich darauf bedacht, keinen Wunsch zu vergessen, und plappert wie die Heiden, als ob die Kraft des Gebetes in der Beredsamkeit und Vollzähligkeit der Wünsche liegen würde.«
Reden Sie mit Gott wie mit Ihrem leiblichen Vater. Sagen Sie ihm alles, was Sie bewegt! Die Sätze müssen nicht schön und gedrechselt klingen.
Das Gebet des Herrn ist ein Kernstück unserer Gottesbeziehung. Beten ist die Kontaktaufnahme mit dem lebendigen Gott, unserem Vater. Im Gebet geschieht eine personale Beziehung. Wir reden nicht vom lebendigen Gott, um ihn zu vermenschlichen. Gott ist Person, weil er sich uns in Liebe zuwendet. Nur Personen können sich begegnen. Zwei Partner reden miteinander, die ich und du sagen können.
Beten müssen wir lernen. Nicht umsonst bitten die Jünger ihren Herrn: »Herr, lehre uns beten!« Wer die Hohe Schule des Gebetes lernen will, muss üben. Auch das andere gilt: Wir sollen beten. Jesus erlaubt es nicht nur – er gebietet es uns. Beten heißt: den Vater anrufen. Beten ist in der Tat der ›höchste und wichtigste Gottesdienst‹, wie Martin Luther gesagt hat.
17. FEBRUAR
Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und als der Letzte
wird er sich über dem Staub erheben.
HIOB 19, 25
Aus diesem Bekenntnis spricht eine untrügliche Erfahrung.
Über Hiob ist das Chaos hereingebrochen. Er sitzt buchstäblich auf den Trümmern seines Lebens. Der Zerschundene und Verzweifelte hält aber aus Erfahrung an seinem Erlöser fest. Er weiß, dass Gott als sein Anwalt lebt. Hiob hat gute und bittere Erfahrungen sammeln müssen. Aber er gibt nicht auf.
Der ehemalige Präses der Rheinischen Kirche, Peter Beier, hat sich mit Glauben und Erfahrung auseinandergesetzt. Er formuliert: »Legitimiert Erfahrung den Glauben oder lebt der Glaube aus sich selbst? Bedarf er der Sichtbarkeit, bedarf er demonstrierbarer Erfahrung? Die Antwort fällt durchaus nicht so leicht, wie es zunächst scheinen mag. Glaube, der Erfahrung und Erleben ausschließt (als Möglichkeit, als Geschenk, als Einsicht), entleert sich selbst. Das Wort Gottes reizt gerade dazu an, mit diesem Wort Erfahrungen im Alltag der Welt zu machen. Glaube aber, der erst durch Erfahrung legitimiert wird, entwürdigt diesen zu einer menschlichen (religiösen!) Möglichkeit unter anderen, während er doch Geschenk des souveränen Wortes Gottes bleibt, das betrifft und betroffen macht, wo und wann und wen immer es will. Das heißt: Der Glaube hält sich an ein bloßes, hörbares (nicht sichtbares) Wort, das auch ebenso wohl eine Illusion sein könnte, und wagt es, damit zu leben – selbst wenn alle religiöse Erfahrung ausbleibt. Spiritualität als Methode von Selbstvergewisserung oder gar Selbstdarstellung christlichen Glaubens ist unevangelisch und für mein Empfinden verwerflich.«
Hiob wäre in Verzweiflung untergegangen, wenn er lediglich blutleere dogmatische Formeln nachgesprochen hätte. Hiob weiß, dass sein Erlöser lebt. Haben wir auch diese Glaubensgewissheit erfahren?
18. FEBRUAR
Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
MATTHÄUS 6, 10
Den Willen Gottes zu akzeptieren fällt nicht leicht. Die Bitte im Vaterunser-Gebet ist für viele Menschen eine Anfechtung.
Johann Sebastian Bach, der berühmte Kantor der Thomaskirche in Leipzig, war im Alter blind geworden. Da teilte ihm sein Freund, Pfarrer D., eines Tages mit, dass ein berühmter Augenarzt in die Stadt gekommen sei und sich bereit erklärt habe, seine Kunst an ihm zu versuchen, wenn er sich einer Operation unterwerfen wolle. »In Gottes Namen!«, sagte der alte Bach. Schließlich kam der Tag, aber – die Operation misslang! Als der Arzt nach vier langen Tagen die Binde von Bachs Augen löste und die umstehende Familie den geliebten Vater erwartungsvoll fragte: »Kannst du sehen?«, antwortete er: »Des Herrn Wille geschehe! Ich sehe nichts.« Als alle Umstehenden darüber weinten und den alten Mann bemitleiden wollten, rief er: »Singt mir lieber mein Lieblingslied: ›Was mein Gott will, geschehe allzeit, sein Wille ist der Beste!‹«
Gebetserhörungen sind in der Welt der Christen alltäglich. Aber genauso alltäglich sind Gebete, die sich nicht erfüllen, wenn Menschen es wünschen. Es sterben unschuldige Kinder an Krebs, es sterben Menschen im Krieg. Und bei Terroranschlägen werden sowohl Christen als auch Menschen ohne Gott zum Opfer. Eine Frau sagte mir einmal im Gespräch: »Ich habe gebetet wie ein Weltmeister, aber geschehen ist nichts.«
Wie sagte Dietrich Bonhoeffer: »Gott erhört alle unsere Gebete, aber er erfüllt nicht alle unsere Wünsche.« Ich möchte mich auf das Mut machende Lutherwort stützen: »Wenn nicht geschieht, was wir wollen, geschieht, was besser ist.« Gott schenke uns das Vertrauen, diese Wahrheit realisieren zu können.
19. FEBRUAR
Da antwortete Simon Petrus und sprach:
Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn.
MATTHÄUS 16, 16
Petrus gibt ein persönliches Zeugnis aus persönlicher Erfahrung. Dieses Bekenntnis ist kein auswendig gelernter Satz aus dem Katechismus. Dieses Wort ist mehr als eine wichtige Antwort auf eine theologische Frage. Ein amerikanischer Theologe schreibt: »Über persönliche Erfahrungen des Glaubens spricht man in vielen protestantischen und katholischen Kirchen selten oder überhaupt nicht. In lutherischen Pastorenkonventen sprechen Pastoren über Christologie und Ökologie, über Sexualität und Informatik, aber so gut wie nie über persönliche Erfahrungen mit Jesus. Die Sprache der Frömmigkeit als Ausdruck der Liebe zu Jesus ist tabuisiert. Hier herrscht unter emanzipierten ebenso wie unter konservativen Theologen eine merkwürdige Prüderie.«
Helmut Thielicke drückt sich so aus: »Deshalb also verhalten die Jünger sich nicht wie die Angestellten eines Archivs, die mit historischen Dokumenten hantieren, sondern sie sind Zeugen eines schicksalhaften Geschehens, das ihr Leben aus den Angeln gehoben hat. Darum ist das Bezeugte niemals ablösbar von ihnen selbst und von dem Reim, den sie sich darauf machen können. Der Zeuge redet immer auch von sich selbst und von dem, was ihm begegnet ist. Er redet sehr persönlich, und man sollte das nicht durch den Begriff ›subjektiv‹ verballhornen. So können sie über das Vergangene und einst Geschehene mehr berichten, ohne es ständig durch den Erfahrungsschatz zu kommentieren.«
Erfahrungen sind immer auch menschlich gefärbt. Unser Temperament und unsere Persönlichkeit spiegeln sich in den Erfahrungen. Solche Einsichten können wir nicht unter den Teppich kehren. Aber ohne intensive Erfahrungen mit Jesus bleibt unser Glaube blutleer. Welche Erfahrungen haben Sie mit Jesus gemacht?
20. FEBRUAR
Du selbst bist die Quelle, die uns Leben schenkt.
PSALM 36, 10
Eine Quelle ist lebensnotwendig. Wenn die Quelle versiegt, fließt kein Wasser mehr. Das hat zur Folge, dass auch das Leben stirbt.
Pfarrer Konrad Eißler erzählt von einer Freizeit, die er mit 50 Jungen veranstaltete. Gemeinsam radelten sie erst um den Bodensee, dann ging es hinauf zu einer Almhütte. Schlafen in Viehboxen, Essen im Heuschober und Trinken aus dem Brunnen vor dem Tor waren angesagt. Und dann passierte es: Aus dem Brunnenrohr kam kein Wasser mehr! Der alte Senn wurde alarmiert. Der kletterte den Berg hinauf und untersuchte den Brunnen. Schließlich zog er eine tote, bereits aufgedunsene Kröte aus der Leitung. Deshalb hatte das Wasser auch einen solch dumpfen Beigeschmack gehabt! Aber von da an sprudelte das Wasser wieder quellfrisch. Pfarrer Eisler wörtlich: »Nun gibt es nicht nur Quell-, sondern auch Lebenswasser. Bei manchen läuft es spärlicher. Das arme Rinnsal wird zum dünnen Faden und hört schließlich ganz auf. Eine Katastrophe für die durstige Seele. Es gibt ja nicht nur verendete Kröten, die das Rohr verstopfen, sondern auch gestorbene Hoffnungen, gestorbene Planungen, gestorbener Glaube. Einen menschlichen Rohrputzer, einen ›Mister Rohrfrei‹ gibt es nicht. Aber wir wissen um einen anderen. Der Heilige Geist ist der richtige Rohrputzer. Er kann verstopfte Leitungen frei blasen.«
Jesus ist die Quelle und das Wasser des Lebens zugleich. Leben wir aus ihm oder aus Wasserlöchern, die Leben versprechen, aber einen unstillbaren Durst hinterlassen? Menschen hungern nach einem erfüllten Leben. Er ist der Sinn und der Kern wahren Lebens. Der Psalmist hat es erfahren: »Du bist die Quelle, die uns Leben schenkt.«
21. FEBRUAR
Wenn zwei unterwegs sind und einer hinfällt, dann hilft der
andere ihm wieder auf die Beine. Aber wer allein geht,
der ist übel dran, wenn er fällt, weil keiner ihm helfen kann.
PREDIGER 4, 11
Allein sein und einsam sein sind verwandte Eigenschaften. Wer allein geht, hat es schwerer. Ich möchte es an einem Beispiel demonstrieren. Wir machten in unseren Seminaren der therapeutischen Seelsorge, die bestrebt ist, den Menschen nach Leib, Seele und Geist zu helfen, oft eine Übung. Den Teilnehmern wurde folgende Aufgabe gestellt: »Stellen Sie sich vor, Sie sind ein Boot. Wählen Sie in Ihrer Vorstellung ein Boot aus, von dem Sie meinen, dass es Ihrem Wesen und Ihrem Denken am ehesten entspricht. Was ist das für ein Boot? Welche Eigenschaften hat es? Beschreiben Sie es in höchstens 15 Zeilen.« In der Regel beschreiben die Teilnehmer ein Boot, das unbewusst, aber eindrücklich den Charakter ihrer Person spiegelt. Schwächen und Stärken, Mängel und Gaben kommen in der »Bootsgeschichte« zur Sprache.
Eine Teilnehmerin schrieb: »Ich bin ein Ruderboot, allein auf dem Meer. Ein Ruderblatt ist zerbrochen. Weit und breit sehe ich kein Schiff, das mir Hilfe bringen könnte. Verzweifelt suche ich das Meer nach Hilfe ab. Mich packt eine gewaltige Resignation.« Diese Beschreibung spricht für sich. Hoffnungsloser kann niemand seine Situation beschreiben. Es handelte sich um eine Frau, die vom Mann verlassen worden, in schwere Depressionen verfallen war und sich von Gott und der Welt im Stich gelassen fühlte. Sie sah nur Wellen und Wasser, die sie jeden Augenblick verschlingen konnten. Sie selbst war machtlos, ein Ruder gar war zerbrochen. Die Resignation hatte ihren Glauben an Gott erdrückt. Wer – wie Petrus – nur auf die Wellen und das Meer schaut, versinkt in Verzweiflung. In der Bootsgeschichte hatte die Frau sich offenbart. Doch nun waren auch Menschen da, die ihr beistanden und den »Untergang« verhindern konnten. Der Glaube an den lebendigen Gott, der niemand im Stich lässt, keimte bei ihr wieder auf.
22. FEBRUAR
Wenn ihr fastet, dann setzt keine Leidensmiene
auf wie die Heuchler. Sie machen ein saures Gesicht,
damit jeder merkt, dass sie fasten.
MATTHÄUS 6, 16
Passionszeit ist Fastenzeit. Dr. Friso Melzer schrieb über das Fasten: »Die Kirche hat das Fasten als Ordnung geistlichen Lebens ins Kirchenjahr aufgenommen. Für solche Zeiten (Fasten im Advent und vor allem vor Ostern) gelten besondere Fastenordnungen. Zum Fasten im weiteren Sinne gehört Enthaltsamkeit gegenüber allem, was den Christen am geistlichen Leben und Wirken hindern will; so fasten wir gern vor dem heiligen Abendmahl, halten unsere ›Stille Zeit‹ gern nüchtern, enthalten uns weltlicher Zerstreuung am Sonntag und wann immer es gut ist.« Fasten kann allerdings zum frommen Werk entarten. Die Leidensmiene der Christen ist eine verlogene und heuchlerische Fassade. Zu Recht hat Jesus das Fasten als »frommes Werk«, mit dem man sich das Heil verdienen kann, abgelehnt.
Auch ein Rabbi hielt nichts vom selbstverordneten Fasten. Darum riet er: »Anstatt deinen Magen zu zähmen, wäre es besser, du zähmst dein Herz!«
Jesus und seine Jünger haben das Fasten selbst geübt und empfohlen. Jesus fastete vierzig Tage und Nächte. Es dauerte Tag und Nacht. Im Kampf gegen böse Gewalten siegt nur, wer Jesu Wort befolgt: »Diese Art fährt nur aus denn durch Beten und Fasten.« Fasten hat etwas mit Selbstzucht zu tun. Wir verzichten auf Vergnügungen, die uns lieb sind. Wir wollen sichergehen, dass wir Herr über sie sind und nicht umgekehrt.
23. FEBRUAR
Er (Jesus) sprach zu ihm: »Du hast recht geantwortet;
tu das, so wirst du leben.«
LUKAS 10, 28
Was ist wahres Leben? Worauf kommt es an? Ein Pharisäer fragt Jesus nach dem wahren Leben. Jesus bittet den Schriftgelehrten, selbst die Antwort zu geben. Der kluge Mann gibt die präzise Antwort: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüt und deinen Nächsten wie dich selbst.« Und Jesus antwortet mit dem obigen Wort.
Worauf es beim wahren Leben im Einzelnen ankommt, hat Eva Thiele-Winckler so formuliert: »Es kommt nicht darauf an, glücklich zu sein, sondern andere glücklich zu machen. Es kommt nicht darauf an, zu genießen, sondern mitzuteilen. Es kommt nicht darauf an, sich selbst durchzusetzen, sondern sich selbst zu verleugnen. Es kommt nicht darauf an, sein Leben zu finden, sondern es zu verlieren. Es kommt nicht darauf an, dass Gott unseren Willen tut, sondern dass wir seinen Willen tun. Es kommt nicht darauf an, ob wir lange leben, sondern dass unser Leben den richtigen Inhalt hat. Es kommt nicht darauf an, was die Menschen von uns denken und sagen, sondern was wir vor Gott sind. Es kommt nicht darauf an, ob wir viel Erkenntnis haben, sondern ob wir das Erkannte in die Tat umsetzen.«
Der Schriftgelehrte hat das wahre Leben erkannt. Ob er es auch realisiert, ist eine andere Sache. Ergeht es uns anders? Wir haben viele Wahrheiten begriffen, aber haben wir sie ergriffen? Praktizieren wir sie? Wir haben seine Botschaft gehört, aber gehorchen wir ihr auch? Jesus gibt uns die gleiche Antwort wie dem Pharisäer: »Tu das, so wirst du leben.«
24. FEBRUAR
Fragt immer, was dem Herrn gefällt! Beteiligt euch nicht
an dem finsteren Treiben, das nur verdorbene Frucht
hervorbringt. Im Gegenteil, deckt es auf! Man muss sich
schämen, auch nur zu nennen, was manche heimlich tun.
EPHESER 5, 10FF
In einer wissenschaftlichen Zeitschrift las ich über einen neuen Kulturtrend: Trash-Kultur. Ich habe im Lexikon nachgeschlagen, was das englische Wort »Trash« bedeutet: Abfall, Plunder, Unsinn, Blech, Kitsch.
Ein Philosophieprofessor beschreibt diesen Trend so: »Die Kultur des Trash erobert unseren Alltag. Ihr Markenzeichen: Entblößung und Enthemmung, Rülpsen ohne schlechtes Gewissen … Die sexuelle Drastik der Werbeplakate, die hohle Geschwätzigkeit der Antihelden des Privatfernsehens, die Vulgarisierung von Kleidungscodes – in ihnen manifestiert sich ein Gemeinsames: die Kultur des Trash, die unseren Alltag immer mehr kolonialisiert und die Liebhaber des Dezenten und Leisen der Lächerlichkeit preiszugeben droht.« Wohlgemerkt, das ist keine Kritik aus der christlichen Szene!
Die Entblößung des Fleisches und der Seele ist widerlich. Wie kommen Fachleute aber zu dieser Sicht? Sie erleben, dass Dieter Bohlens Selbstentblößung auf der Bestsellerliste erscheint und der Fußballspieler Stefan Effenberg mit ähnlichen Enthüllungen nachzieht. Sich in der Öffentlichkeit zu prostituieren scheint »in« zu sein. Lassen wir noch einmal den Philosophen zu Wort kommen: »Die Veralltäglichung des Trash ist daher die Geburtsstunde einer neuen Form kleinbürgerlichen Ungeistes.«
Paulus gibt uns eine hilfreiche Orientierung: »Fragt immer, was dem Herrn gefällt!« Den »Plunder« und den »Abfall« müssen wir nicht mitmachen, obwohl die Versuchung groß ist, sich den »Schwachsinn« und den »kleinbürgerlichen Ungeist« in den Medien anzuschauen. Paulus bringt es auf den Punkt: »Darum achtet genau auf eure Lebensweise. Lebt nicht wie Unwissende, sondern wie Menschen, die wissen, worauf es ankommt.«
25. FEBRUAR
Deshalb habt keine Angst vor der Zukunft! Es ist doch genug, wenn jeder Tag
seine eigenen Lasten hat. Gott wird auch morgen für euch sorgen.
MATTHÄUS 6, 34
Es geht um das Heute. Sie kennen bestimmt das Sprichwort: »Morgen, morgen, nur nicht heute, sagen alle faulen Leute.« Es gibt aber auch die Übereifrigen, die sich selbst überholen, die Fortschrittlichen, die heute schon das Morgen bewältigt haben.
Die Firma Sony verwirrt ihre Kunden gern mit knackigen Werbesprüchen. Einer lautet: »Tomorrow starts today (Morgen beginnt heute)!« Das ist eine schreckliche Perspektive. Keine Pause mehr, alles hat schon begonnen, innehalten ist unmöglich. Das Morgen haben wir heute bereits bewältigt. Die Veränderung von Morgen ist heute schon geleistet. Was ist die Folge? Wir liegen abgehetzt am Boden, wir sind mit den Nerven fertig, und unser Körper versagt den Dienst. Nein, so wollen wir nicht leben!
Heute wollen wir Gott loben.
Heute wollen wir seine Stimme hören.
Heute wollen wir ihm danken.
Die Vergangenheit ist erledigt.
Das Gestern ist passé.
Das Heute ist gefragt.
Das Morgen legen wir getrost in Gottes Hände.
Wir grübeln nicht und machen uns nicht darüber verrückt, was morgen geschieht. Gelingt es uns, Jesus beim Wort zu nehmen? Die Zukunft verantwortet er. Daher ist unsere Angst überflüssig. Über das Morgen müssen wir uns nicht den Kopf zerbrechen. Aber ohne Vertrauen holen uns die Ängste ein. Wie sagte Christoph Blumhardt: »Heute lebt Er, heute ist Er da, heute sollst du Seine Kraft spüren, dass heute dein Leben vom Tode befreit wird.«
26. FEBRUAR
Jesus sagte zu ihnen: »Warum habt ihr solche Angst.
I hr habt so wenig Vertrauen!« Dann stand er auf und bedrohte den Wind und die Wellen.
MATTHÄUS 8, 26
Vertrauen ist der Schlüssel für alle guten Beziehungen. Vertrauen ist die Basis zwischen Jesus und uns. Ohne Vertrauen leiden alle zwischenmenschlichen Beziehungen. Ohne Vertrauen ist unser Glaube krank.
Ein gläubiger amerikanischer Theologe und Psychotherapeut macht diesen Zusammenhang an einem simplen Beispiel deutlich. Er schreibt: »Im Augenblick, da ich diese Zeilen schreibe, sitze ich auf einem Stuhl. Und während Sie diese Zeilen lesen, sitzen auch Sie wahrscheinlich auf einem Stuhl. Während Sie nun auf Ihrem Stuhl sitzen, sollten Sie einmal Ihre Füße vom Boden heben. Damit setzen Sie Ihr ganzes Vertrauen in den Stuhl, dass er Sie hält. Da Sie nicht allwissend sind, können Sie nicht hundertprozentig sicher sein, dass er nicht doch unter Ihnen zusammenbricht. Trotzdem setzen Sie Ihr vollkommenes Vertrauen in diesen Stuhl und verlassen sich darauf, dass er Sie hält. Entsprechend können Sie auch Ihr Vertrauen in Jesus setzen und ihn zu Ihrem Herrn und Heiland machen. Wenn Sie auf Ihrem Stuhl sitzen, bekommen Sie den sicheren Halt, ohne dass Sie etwas dazu tun; und wenn Sie sich auf Jesus verlassen, dann bekommen Sie gleichfalls völlig umsonst das ewige Leben.«
Ist es nicht ein überzeugend schlichtes Beispiel? Wir vertrauen dem Stuhl blindlings und ohne Einschränkungen, und beim Herrn der Welt kommen uns tausend Zweifel und Vorbehalte.
Die Jünger sitzen mit dem Sohn Gottes in einem Boot. Aber sie lassen sich von Sturm und Wellen in Angst bringen. Sie verlassen sich mehr auf ihre Befürchtungen als auf die leibhaftige Gegenwart ihres Herrn und Meisters. »Ihr habt zu wenig Vertrauen!« Geht uns dieser Vorwurf nicht auch unter die Haut?
27. FEBRUAR
Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten,
doch die Seele nicht töten können: Fürchtet euch vielmehr
vor dem, der Leib und Seele verderben kann in der Hölle.
MATTHÄUS 10, 28
Mit der Hölle ist nicht zu spaßen. Ich bin zwar kein Freund von Angst machenden Höllenpredigten, aber der Ort der Finsternis ist etwas, das wir ernst nehmen müssen.
Der brasilianische Schriftsteller und Nobelpreisträger Paulo Coelho erzählt eine nachdenkliche Geschichte über die Hölle. Nach dem Tod fand sich ein Mann an einem wunderschönen Ort wieder. Er war umgeben von all dem Luxus und all der Schönheit, von der er stets geträumt hatte. Ein weiß gekleideter Mann kam auf ihn zu. »Du hast das Recht, alles zu tun, was du willst. Du kannst alles essen, alles genießen, dich mit allem zerstreuen, was du dir wünschst«, sagte er zu ihm. Der Mann war begeistert und tat alles, wonach er sich sein Leben lang gesehnt hatte. Nachdem er sich ein paar Jahre lang alle Wünsche erfüllt hatte, suchte er den Mann in Weiß auf: »Ich habe alles ausprobiert, wozu ich Lust hatte. Jetzt brauche ich eine Arbeit, um mich wohlzufühlen.«
»Tut mir leid«, sagte der Mann in Weiß, »das ist alles, was ich dir bieten kann. Arbeit gibt es hier nicht.«
Der Mann war entsetzt. »Aber das ist ja grauenhaft! Ich werde die Ewigkeit damit verbringen, mich zu langweilen! Da wäre ich tausendmal lieber in der Hölle.«
Der Mann in Weiß trat zu ihm und sagte leise: »Und wo, glaubst du, bist du hier?«
Am Ende unserer Tage spricht unser Herr ein Machtwort. Zwei Orte entscheiden über unsere Ewigkeit: Himmel oder Hölle. Ist es nicht auffallend, wie viele Menschen arglos der Ewigkeit aus dem Wege gehen? Ich möchte nicht der Mann in Paulo Coelhos Geschichte sein.
28. FEBRUAR
Kummer im Herzen drückt einen Menschen nieder.
Aber ein freundliches Wort heitert ihn auf.
SPRÜCHE 12, 25
Ich lese gerade in einem Bestseller. Der Autor schildert eine Fahrt mit dem Bus an einem schwülen Sommertag. Der Schweiß perlt, und die Leute stöhnen. Der schwarze Omnibusfahrer begrüßt die Fahrgäste lächelnd und mit freundlichem Gesicht. Doch kein Mensch grüßt zurück. Die Schwüle des Tages hat alle missmutig gemacht. Der Busfahrer lässt sich nicht beirren. Die Fahrt geht durch die Innenstadt von New York. Der Busfahrer gibt einen lebendigen und anregenden Kommentar zum Geschehen, das an den Fahrgästen vorübergleitet. »In dem Geschäft da rechts an der Ecke kauft man besonders günstig. Hier bekommen Sie die billigsten und knitterfreisten Hemden von ganz New York. Im Museum auf der anderen Seite gibt es zurzeit eine wunderbare Ausstellung über ›Blumenbilder in der Geschichte der Malerei‹. Eine Augenweide! Voll klimatisierte Räume. Die Schwüle fällt von Ihnen ab wie ein altes Kleid … « Als es ans Aussteigen geht – der Bus endet dort –, haben die Menschen ihre mürrischen Gesichter abgelegt. Viele lächeln. Einige rufen dem Busfahrer zu: »Bye-bye, viel Spaß heute!« Einer klopft ihm wohlwollend auf die Schulter. Eine Frau beugt sich herunter und küsst seine verschwitzte Stirn.






